Muzafer Sherif Gruppendynamik. Bedingungen für das Entstehen sozialer Kategorisierung und Diskriminierung zwischen Gruppen


Seminararbeit, 2016

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.EINLEITUNG
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1.2 Aufbau der Arbeit

2. DEFINITIONEN UND BEGRIFFLICHE ABGRENZUNGEN
2.1 Grundlagen von Gruppen
2.1.1 Gruppen und Vorurteile
2.1.2 Definition von Vorurteilen
2.2 Effekte und Folgen von Gruppen

3. THEORIE DES REALISTISCHEN GRUPPENKONFLIKT
3.1 Biografie Muzafer Sherif
3.1.1 Robber’s Cave Experiment
3.2 Die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts in der Praxis
3.2.1 Praxisbeispiel
3.2.2 Lösungsansätze

4.AUSBLICK UND FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

In Deutschland ist gegenwärtig zu beobachten, wie sich der Gruppenkonflikt zwischen rechtsradikalen Gruppen und Flüchtlingen verschärft. Es lassen sich zunehmend Prozes­se der Identifizierung mit fragwürdigen Gruppierungen feststellen, die als Einheit dis­kriminierend gegenüber der Fremdengruppe auftreten. In diesem Zusammenhang kommt es gehäuft zu Ausschreitungen und Großaktionen im Gruppenverband; Indivi­dualhandlungen einzelner Personen sind hingegen kaum zu beobachten. Das ״WIR“ durch die Gruppe ist vorherrschend. Die Individuen, die sich unterschiedlichen Grup­pierungen anschließen, suchen als gemeinsamen Ausgangspunkt übereinstimmende Interessen, im aktuellen Beispiel die einheitliche Herkunft (n-tv, 2016).

Die aktuellen Geschehnisse lassen es notwendig erscheinen, zu verstehen, wie eine Gruppe samt ihren Vorurteilen gegenüber anderen Gruppen entsteht und welche Lö­sungsmöglichkeiten vorhanden sind, um die eingangs beschriebene Problematik zu ent­schärfen.

1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit

Die Klärung der Frage, unter welchen Bedingungen soziale Kategori si erung und Dis­kriminierung zwischen Gruppen sowie damit verbundene Vorurteile entstehen, ist Auf­gabe dieser Arbeit.

Im Zentrum der Betrachtung steht das Thema der Gruppendynamik mit der Verknüp­fung zu ihrem Mitbegründer Muzafer Sherif und zu der Theorie des realistischen Grup­penkonflikts. Zielsetzung der Arbeit ist es, eine Lösung für Konflikte zwischen konkur­rierenden bzw. verfeindeten Gruppen zu finden.

1.2 Aufbau der Arbeit

Zu Beginn des zweiten Kapitels werden die wichtigsten Definitionen und Grundlagen zur behandelten Thematik vorgestellt. Das dritte Kapitel widmet sich zuerst der Theorie des realistischen Gruppenkonflikts sowie der Biografie des Wissenschaftlers Muzafer Sherif und den ״Robber’s Cave Experiments“. Ausgehend davon wird die Theorie in die Praxis überführt und durch ein Beispiel mit anschließenden Lösungsansätzen verdeut­licht. Die Arbeit schließt mit einem Ausblick und Fazit.

2.Definitionen und begriffliche Abgrenzungen

״Rechtsextremismus ist eine Sammelbezeichnung für politische Handlungsweisen und Ideologien, die den demokratischen Verfassungsstaat offen oder verdeckt ablehnen und durch eine auf das eigene Volk, eine Nation oder Rasse bezogene Volksgemeinschaft ersetzen wollen. Dieses Ziel ist stets mit einer ideologischen Abwertung und aktiven Ausgrenzung bestimmter Menschengruppen aus diesem Bereich verbunden“ (Verras- sungsschutz.de, 2012, Rechtsextremismus). Wie bereits erläutert, ist der Begriff ״Rechtsextremismus“ nicht so klar, wie er scheint. Denn in der heutigen Zeit gibt es vermehrt Untergruppierungen, die aus ihrer Sicht nur ihr Heimatland schützen wollen, siehe Pegida (kurz für Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), die ihren Zweck in der ״Förderung politischer Wahrnehmungsfähigkeit und politischen Verantwortungsbewusstseins“ sieht (Amtsgericht Dresden, Aktenzeichen VR 7750) und sich selbst nicht als rechtsradikal bezeichnen würde.

Zu den relevanten Begriffen gehört neben den ausgewählten Definitionen aus der Inter­gruppentheorie eine Auswahl sozialpsychologischer Begrifflichkeiten, die für die Erklä­rung des realistischen Gruppenkonflikts wichtig sind.

2.1 Grundlagen von Gruppen

Der Begriff ״Gruppe“ beschreibt zwei oder mehrere Personen, die sich in der gleichen sozialen Kategorie wahrnehmen. Im engeren Sinne wird der Begriff auf ungefähr 20 Personen mit definierten Merkmalen bezogen. Aufgrund der definierten Merkmale fällt es leicht, Personen zu kategorisieren. Die soziale Kategori sierung sorgt dafür, dass In­dividuen ihre Umwelt leichter begreifen können. Daher sortieren sie Personen in unter­schiedliche Gruppen wie männlich und weiblich, Deutsche und Ausländer, Hetero- und Homosexuelle usw. ein. Abgesehen von dieser kognitiven Ursache, der Vereinfachung der Informationsverarbeitung, sortieren Menschen ebenfalls aus motivationalen Grün­den. Individuen fühlen sich wohl, wenn sie ihre Umwelt verstehen und Personen zuord­nen können, dies dient der Erhöhung des Selbstwertgefühls (Werth und Mayer, 2008, s. 403). Das hat zur Folge, dass jeder, einschließlich der eigenen Person, kategorisiert wird. Welche Merkmale eine Gruppe auszeichnen, hängt damit zusammen, in welchem sozialen Kontext diese gesehen wird. So sollen dicke Menschen unsportlicher als schlanke Menschen sein oder hübsche Menschen intelligenter als hässliche. Diese von allen Menschen angewendete Alltagspsychologie, die auch als Küchenpsychologie be­zeichnet wird, gibt den Individuen Sicherheit, Personen nicht nur in Eigengruppen (in­group) und Fremdgruppen (outgroup) einzuteilen, sondern auch deren Handeln zu be­gründen (Werth und Mayer, 2008, s. 403).

2.1.1 Gruppen und Vorurteile

״Der erste Schritt zum Vorurteil ist das Erschaffen von Gruppen“ (Aronson et al., 2004, s. 491). Nachdem die Entstehung von Gruppen beschrieben wurde, wird im Folgenden der Zusammenhang zwischen Gruppen und Vorurteilen verdeutlicht. Um zu erklären, welche Prozesse dabei im Einzelnen ablaufen, muss zunächst dargelegt werden, wie kognitive und motivationale Ursachen der Kategori sierung ablaufen.

Die kognitive Ursache der Kategori si erung besagt, dass die Informationsverarbeitung in den Gehirnen der einzelnen Individuen durch das Heranziehen von übergeordneten Wissensstrukturen vereinfacht wird (Bodenhausen, 1988; Bodenhausen & Lichtenstein, 1987; Macrae & Bodenhausen, s. 200; vgl. Kapitel 2 und 3). Das bedeutet, Menschen werden durch Beobachten klassifiziert und einer Gruppe und einem bestimmen Verhal­ten zugeordnet. Die dadurch entstehenden Stereotypen und Vorurteile sind nur ein Ne­benprodukt bei der Vereinfachung der Informationsverarbeitung (Werth und Mayer, 2008, s. 404).

Auch motivationale Ursachen sorgen für eine Kategori si erung der Umwelt. Um diese Ursachen zu erklären, wird zunächst auf die Frage ״Was motiviert Menschen?“ einge­gangen. Laut Duden versteht man unter Motivation ״die Gesamtheit der Beweggründe, Einflüsse, die eine Entscheidung, Handlung o. ä. beeinflussen, zu einer Handlungswei­se anregen“ (duden.de, 2016). Also geht es primär um das Erreichen von positivem Ei- genempfmden, genauer gesagt die Steigerung des Selbstwertgefühls. Die Erreichung des positiven Eigenempflndens vollzieht sich durch die Einteilung in Fremd- und Ei­gengruppen. Dabei wird das Gefühl der sozialen Identität befriedigt, da die eigene Per­son einer Gruppe zugeordnet wurde. So identifizieren sich Gruppenmitglieder über ihre eigene Gruppe. Wenn diese Gruppe zusätzlich eine hohe soziale Anerkennung genießt, verstärkt sich die Identifizierung mit ihr, dies wird ״basking in reflected glory“ genannt (Cialdini et ab, 1976). Umgekehrt geht die Identifizierung mit der Eigengruppe verlo­ren, wenn deren soziale Anerkennung sinkt (Werth und Mayer, 2008, s. 405).

2.1.2 Definition von Vorurteilen

Gerrig definiert den Begriff ״Vorurteil“ wie folgt: ״Eine gelernte Einstellung gegenüber einem Ziel objekt, die negative Gefühle (Abneigung oder Furcht), negative überzeugun­gen (Stereotypen), welche die Einstellungen legitimieren, und eine Verhaltensabsicht umfasst, Objekte der Zielgruppe zu vermeiden, zu kontrollieren, zu dominieren oder auszulöschen“ (Gerrig, Zimbardo, 2008, s. 747-748). Wie oben erläutert, muss zuerst eine Gruppe entstanden sein, damit Vorurteile gebildet werden können. Hinzu kommt die Bildung von Vorurteilen durch soziale Kategori si erung und motivationale Ursachen.

2.2 Effekte und Folgen von Gruppen

Die Effekte bzw. Folgen der sozialen Kategorisierung sind zum einen der Fremdgrup­penhomogenitätseffekt (outgroup homogeneity effect), zum anderen die Eigengruppen­aufwertung (ingroup favoritism). Zunächst wird auf den Fremdgruppenhomogenitätsef­fekt eingegangen.

Hierbei handelt sich um die Verallgemeinerung einer Fremdgruppe, da Personen Fremdgruppenmitglieder als homogener bzw. ähnlicher wahrnehmen als die Mitglieder der Eigengruppe (Brigham & Malpass, 1985; Jones et ab, 1981; Park & Rothbart, 1982; Wilder, 1984). Das liegt daran, dass einem Eigengruppenmitglieder vertrauter sind als Fremdgruppenmitglieder. Unterschiede bzw. Details sind daher deutlicher in der Eigen­gruppe zu erkennen. In einer в ei spiel Studie von Dasgupta, Banaji & Abelson im Jahre 1997/1998 wurde die These ״Je homogener eine Gruppe wahrgenommen wird, desto mehr negative Eigenschaften (erhöhte Aggressivität) werden ihr beispielsweise Zuge­schrieben“ (Werth und Mayer, 2008, S.407) verifiziert.

Hierzu folgen in Kapitel 3.2.1 nähere Informationen.

Eine weitere Folge der motivationsbedingten Kategorisierung ist die Eigengruppenauf­Wertung. Dabei handelt es sich um die Bevorzugung der Eigengruppe im Vergleich zur Fremdgruppe (Brewer, 1979; Rabbie & Horwitz, 1969; Tajefel et ab, 1971; Tajefel & Turner, 1986). In diesem Zuge wird nicht nur die Eigengruppe aufgewertet, sondern gleichzeitig mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Vergleichsgruppe abgewertet. Die­ser Urteilsverzerrung liegt zugrunde, dass es erstens eine Vergleichsgruppe geben muss und zweitens ein Intergruppenvergleich mit einer Bewertungsdimension möglich ist. Im Resultat wird durch die Aufwertung der eigenen Gruppe ein positives Selbstwertgefühl erzeugt. Ist das positive Selbstwertgefühl durch die Fremdengruppe bedroht, so wird die

Abwertung der Fremdengruppe stärker. Wenn dagegen die soziale Identität gestärkt ist, verhalten sich Einzelpersonen bzw. die gesamte Gruppe toleranter und freundlicher (Werth und Mayer, 2008, s. 408-409).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Muzafer Sherif Gruppendynamik. Bedingungen für das Entstehen sozialer Kategorisierung und Diskriminierung zwischen Gruppen
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V452170
ISBN (eBook)
9783668852402
ISBN (Buch)
9783668852419
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gruppendynamik, Muzafer Sherif
Arbeit zitieren
Victoria-Katharina Schnadt (Autor:in), 2016, Muzafer Sherif Gruppendynamik. Bedingungen für das Entstehen sozialer Kategorisierung und Diskriminierung zwischen Gruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452170

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