"Der Begriff des Politischen" nach Carl Schmitt. Das Politische als Freund/Feind-Differenz


Hausarbeit, 2016

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Problemstellung, Ziel und Aufbau

2 Carl Schmitt Das Politische als Freund/Feind-Differenz
2.1 Zur Person Carl Schmitt
2.2 „Der Begriff des Politischen“

3 Kritische Wurdigung

Literaturverzeichnis

1 Problemstellung, Ziel und Aufbau

Die Unterscheidung zwischen der Politik und dem Politischen wird von vielen Vertretern der Politikwissenschaft bzw. der politischen Philosophie als notwendige Begriffsunterscheidung angefuhrt. Philippe Lacoue-Labarthe und Jean-Luc Nancy benennen diese Unterscheidung in die Politik und das Politische erstmals im Jahre 1981 (Vgl. Bedorf 2010, S.13). Seither haben sich einige Denker der politischen Philosophie mit diesen Begriffen auseinander gesetzt, versucht Differenzen zu definieren und Konzepte zu entwerfen (Vgl. ebd.). Im Rahmen des Seminars „Was ist das Politische?“ wurden verschiedenste Texte zum Begriff des Politischen und der Politik ausgeleuchtet. Hierbei wurden verschiedene Denkansatze herausgearbeitet und es wurde deutlich, dass es zahlreiche Konstrukte bezuglich dieser beiden Begriffe gibt. Aufbauend auf diesem Seminar wird diese Seminararbeit den „Begriff des Politischen“ nach Carl Schmitt (1932) vertiefend erlautern und sein Verstandnis des Politischen darstellen.

Der Wiener Philosoph und Soziologe Oliver Marchart behauptet, dass sich die Unterscheidung von Politik und dem Politischen auf mindestens zwei Denkansatze zuruck fuhren lasst (Vgl. Marchart 2010, S.35ff.). Er benennt hier Hannah Arendt und Carl Schmitt als die Begrunder der unterschiedlichen Denktraditionen (Vgl. ebd.). Oliver Marcharts Aussage soll dieser Arbeit als Grundlage dienen. Betrachtet man demnach Hannah Arendt und Carl Schmitt als Begrunder zweier unterschiedlicher Denkansatze, scheint es interessant, deren Konzepte und Verstandnis von Politik und dem Politischen zu erlautern. In der folgenden Arbeit wird allerdings nur Carl Schmitts Verstandnis des Politischen erlautert, da eine ausfuhrliche und angemessene Betrachtung beider Denkansatze den vorgegebenen Umfang dieser Arbeit uberschreiten wurde. Carl Schmitts „Begriff des Politischen“ (1932) soll zu diesem Zweck zunachst erlautert und anschlieftend kritisch betrachtet werden. Die Intention dieser Seminararbeit ist es, einen der kontroversesten Autoren der politischen Philosophie zu beleuchten, sein Konzept zu verstehen und sich abschlieftend damit kritisch auseinander zu setzen.

2 Carl Schmitt Das Politische als Freund/Feind-Differenz

Das Folgende Kapitel widmet sich Carl Schmitts Text mit dem Titel „Der Begriff des Politischen“ (1932). Zunachst folgt ein kurzer Abschnitt zur Person Carl Schmitts, um den Text auch in seinem Entstehungsumfeld beurteilen zu konnen. Anschlieftend wird Schmitts „Begriff des Poltischen“ (Ebd.) erlautert und abschlieftend kritisch betrachtet.

2.1 Zur Person Carl Schmitt

Carl Schmitt wurde am 11. Juli 1888 im nordrhein-westfalischen Plettenberg geboren und ist dort am 7. April 1985 verstorben (Vgl. Noack 1993). Carl Schmitt war ein Staatsund Volkerrechtler, dessen Texte auch Bereiche der Politikwissenschaft, Soziologie oder Philosophie thematisierten (Vgl. ebd.). Schmitt gilt ideologisch als Gegner der parlamentarischen Demokratie sowie des Pluralismus und wird aufgrund seiner engen Verflechtungen mit dem NSRegime heute sehr kontrovers diskutiert (Vgl. a.a.O.). Auch wenn Carl Schmitts Tatigkeit wahrend der Zeit des Nationalsozialismus nicht Hauptbestandteil dieser Seminararbeit ist, sollte man das Entstehungsumfeld bei der Betrachtung seiner Theorien immer bedenken und kritisch hinterfragen. Sein Text „Der Begriff des Politischen“ ist aus dem Jahre 1932 (Vgl. Schmitt 1932), weshalb Schmitts kritische Einstellungen gegenuber der Weimarer Republik und der immer grower werdende Einfluss der NSDAP vermutlich auch auf diese Schrift ein gewisses Maft an Einfluss genommen haben konnte. Nichtsdestotrotz soll im Folgenden zunachst eine objektive Darstellung von Carl Schmitts „Begriff des Politischen“ erfolgen, damit dieser anschlieftend sachlich und unvoreingenommen kritisiert werden kann.

2.2 „Der Begriff des Politischen“

Carl Schmitt stellt zu Beginn fest, dass das menschliche Denken und Handeln stets durch die eindeutige Unterscheidung in Kategorien gepragt sei. Betrachte man zum Beispiel wirtschaftliche Themen, so sei die Unterscheidung in rentabel und nicht-rentabel zu treffen. Handele es sich um moralische Unterscheidungen, so sprache man von den Kategorien gut und bose (Vgl. Schmitt 1932, S. 26). Nachdem der Mensch einen Sachverhalt dementsprechend beurteilt habe, konne er seine Handlungen danach ausrichten und in eine bestimmte Richtung steuern, so Schmitt (Vgl. ebd.). Die Unterscheidung in klar definierte Kategorien ubertragt Schmitt in Folge dessen auch auf das Sachgebiet des Politischen. Politische Handlungen lassen sich nach Schmitt immer auf die Unterscheidung zwischen Freund und Feind zuruck fuhren (Vgl. a.a.O.). Schmitt definiert den Begriff Feind als „der andere, der Fremde“ (Schmitt 1932, S. 27), der Feind sei, weil er in seinem „Wesen [...] in einem besonders intensiven Sinne existenziell etwas anderes und Fremdes ist“ (Ebd.). Diese blofte Andersartigkeit eines Feindes musse zudem so stark sein, dass dadurch die reale Moglichkeit eines bewaffneten Konflikts bestunde, welcher im Ernstfall auch nicht durch eine unparteiische Schiedsinstanz oder normative Gesetzgebung geschlichtet werden konne, so Schmitt (Vgl. a.a.O.). Mit dem Begriff Feind meint Schmitt also nicht den personlichen oder privaten Feind, gegen den eine Privatperson eine Abneigung hegt, da der Feind beispielsweise in der Kategorie des Moralischen als bose beurteilt wurde. Es handele sich um den offentlichen Feind, der fur eine gesamte Gemeinschaft gelte (Vgl. Schmitt 1932, S. 27). Wer den offentlichen Feind bestimmt und was dies fur die Konzeption des politischen Systems bedeutet, wird zu einem spateren Zeitpunkt genauer erlautert werden.

Zunachst gilt es zu erwahnen, dass Schmitt die Kategorie des Politischen den anderen Sachgebieten, wie zum Beispiel der Okonomie oder der Asthetik, quasi uberordnet. Schmitt stellt fest, dass diese Sachgebiete zunachst unabhangig voneinander und vom Begriff des Politischen seien. Das heiftt eine Person oder Gruppe kann asthetisch schon und dennoch moralisch bose sein, ohne in der Kategorie des Politischen als Freund oder Feind zu gelten (Vgl. ebd.). Nichtsdestotrotz behauptet Schmitt, dass jeder Konflikt sei es nun moralischer, asthetischer oder irgendeiner anderen Natur sich zu einem politischen Freund/Feind-Gegensatz zuspitzen konne, sofern er nur stark genug sei, die Menschen in Freund und Feind zu gruppieren. Jeder okonomische oder moralische Konflikt sei somit potenziell politisch. Das Politische und die damit verbundene Freund/Feind-Differenz kann nach Schmitt somit als intensivste und starkste Form jedes Konflikts gesehen werden (Vgl. Schmitt 1932, S. 28).

Ein Konflikt zweier Parteien liefte sich, wie bereits erwahnt, weder durch Normen, noch durch eine unabhangige dritte Partei auflosen (Vgl. Schmitt 1932, S.27). Der politische Konflikt konne also nur von den beteiligten Parteien selbst geklart werden. Hierbei mussten die Konfliktparteien selbst bestimmen, ob die schlichte Existenz des Feindes ausreiche, eine Bedrohung des eigenen Daseins darzustellen. Kame die Gemeinschaft zu dem Schluss, dass dies der Fall sei, musse der Feind unter Umstanden mit kriegerischen Handlungen bekampft werden, um die eigene Existenz zu schutzen (Vgl. Schmitt 1932, S. 27ff.). Diese Form des Konfliktes erinnert in gewisser Weise an eine abstrahierte Version von Thomas Hobbes Naturzustand. Hobbes beschreibt die Welt als eine Art anarchistischen Ort, wo jeder Mensch um seine eigene Existenz kampfen und furchten muss (Vgl. Hobbes 2005). Schmitt beschreibt diesen Existenzkampf eben nicht als Kampf des Individuums, sondern als Kampf von Gemeinschaften, die wiederrum durch die blofte Existenz anderer Gemeinschaften bedroht seien (Vgl. Schmitt 1932, S. 29ff.). Diese Bedrohung der Existenz bzw. die reale Moglichkeit des Konflikts werde nur aufgelost, wenn der Feind vollstandig verschwande, also in der intensivsten Auslebung dieser Feindschaft, namlich dem Krieg, bekampft werden wurde (Vgl. Schmitt 1932, S. 33ff.). Der Krieg stellt nach Schmitt damit den Uberlebenskampf einer Gemeinschaft dar und die einzige angemessene Legitimation eines Krieges sei der Schutz der eigenen Existenz. Rein wirtschaftliche oder moralische Beweggrunde seien so lange illegitime Motive einen Krieg zu fuhren, so lange diese sich nicht in die Kategorie des Politischen zugespitzt haben (Vgl. Schmitt 1932, S. 36ff, S. 50). An dieser Stelle ist Schmitt allerdings nicht dahingehend zu verstehen, dass sich Volksgemeinschaften stetig im Krieg mit anderen Staaten stehen mussten, um politisch zu existieren. Allein die reale Moglichkeit des Kampfes, also die Definition wer Feind ist, sei notwendige Voraussetzung fur politische Handlungen, so Schmitt (Vgl. Schmitt 1932, S. 35).

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Details

Titel
"Der Begriff des Politischen" nach Carl Schmitt. Das Politische als Freund/Feind-Differenz
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
13
Katalognummer
V451169
ISBN (eBook)
9783668842458
ISBN (Buch)
9783668842465
Sprache
Deutsch
Schlagworte
begriff, politischen, carl, schmitt, politische, freund/feind-differenz
Arbeit zitieren
Torben Arndt (Autor:in), 2016, "Der Begriff des Politischen" nach Carl Schmitt. Das Politische als Freund/Feind-Differenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451169

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