Potenzialanalyse des Radtourismus am Beispiel der Destination Gran Canaria


Bachelorarbeit, 2017

53 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einführung
1.1 Ausgangslage und Zielsetzung
1.2 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit

2. Radtourismus
2.1 Definition Radtourismus
2.2 Radfahrertypologien
2.3 Radtouristische Infrastruktur
2.3.1 Wegeinfrastruktur
2.3.2 Radfahrerfreundliche Unterkünfte
2.3.3 Radfahrerfreundliche Gastronomie
2.4 Motive der Radurlauber
2.5 Motive für die Wahl der Destination und populäre Radregionen

3. Der Untersuchungsraum Gran Canaria
3.1 Entstehung des Tourismus auf Gran Canaria
3.2 Kennzahlen des Tourismus auf Gran Canaria
3.3 Aktivtourismus auf Gran Canaria
3.3.1 Vergleich der Zielgruppen
3.3.2 Vergleich der Altersstruktur
3.3.3 Vergleich der Hauptreisezeiten
3.3.4 Bedeutung des Radtourismus
3.4 Naturräumliche Voraussetzungen für den Radtourismus

4. Potenzialanalyse des Radtourismus auf Gran Canaria
4.1 Ist-Analyse entlang der Customer Journey
4.1.1 Information
4.1.2 Radreiseveranstalter
4.1.3 Anreise
4.1.4 Hotels und Gastronomie
4.1.5 Radverleihservice
4.1.6 Streckenangebot
4.1.7 Sonstige radtouristische Dienstleistungen
4.2 SWOT-Analyse
4.3 Handlungsempfehlungen

5. Fazit

Literaturverzeichnis i

Anhang V

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Die Entwicklung der internationalen Touristenankünfte 12 zwischen 2007 und 2016

Abb. 2 Internationale Touristenankünfte 2015 im Gesamtmarkt und 13 auf Gran Canaria nach Herkunftsländern

Abb. 3 Anteil an internationalen Touristenankünften 2015 auf Gran 15 Canaria nach Zielgruppen, im Vergleich alle Touristen und Aktivtouristen

Abb. 4 Anteil an internationalen Touristenankünften 2015 auf Gran 16 Canaria nach Altersgruppen, im Vergleich alle Touristen und Aktivtouristen

Abb. 5 Anteil an internationalen Touristenankünften 2015 auf Gran 17 Canaria nach Quartalen, im Vergleich alle Touristen und Ak­tivtouristen

Abb. 6 Ausschnitt der Übersicht Anbieter Aktivtourismus

Abb. 7 Zentrale Aspekte - Information

Abb. 8 Zentrale Aspekte - Radreiseveranstalter

Abb. 9 Zentrale Aspekte - Anreise

Abb. 10 Zentrale Aspekte - Hotels und Gastronomie

Abb. 11 Destinationsschwerpunkte - Radverleihservices auf Gran Canaria

Abb. 12 Zentrale Aspekte - Radverleihservices

Abb. 13 Zentrale Aspekte - Streckenangebot

Abb. 14 Zentrale Aspekte - Sonstige radtouristische Dienstleistungen

Tabellenverzeichnis

Radfahrertypologien

Möglichkeit und Kosten der Fahrradmitnahme - Fährverbin­dungen

Möglichkeit und Kosten der Fahrradmitnahme - Flugverbin­dungen

Überprüfung radfahrerfreundliche Unterkunft Streckenangebot - Trekkingrad Streckenangebot - Mountainbike Streckenangebot - Rennrad SWOT-Analyse

1. Einführung

״lt is by riding a bicycle that you learn the contours of a country best, since you have to sweat up the hills and coast down them.“

Ernest Hemingway (1967)

1.1 Ausgangslage und Zielsetzung

Ein zunehmend an Bedeutung gewinnendes Urlaubssegment entspringt unter anderem dem Trend zum Aufenthalt in der Natur - der Radtourismus. Radtouris­ten haben jedoch nicht nur besondere Ansprüche an ihre Urlaubsdestination, sondern auch ihre ganz eigenen Motive und Interessen.

Gleichermaßen ist auch der Stellenwert der Kanaren als Urlaubsdestination in den vergangenen Jahren noch weiter gestiegen. Besonders auf Gran Canaria wurden zuletzt in Bezug auf die internationalen Touristenankünfte neue Rekord­werte erzielt. Einen nicht geringen Anteil an diesem Trend haben auch Aktivtou­risten, zu denen unter anderem Wanderer, Golfer, aber eben auch Radtouristen gehören.

Doch wo genau liegen die Präferenzen dieser Zielgruppe? Welche naturräum li­Chen und infrastrukturellen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine Destination für Radtouristen attraktiv ist? Neben der Klärung dieser Fragen be­schäftigt sich diese Arbeit mit einer Untersuchung des Stellenwerts, den der Rad­tourismus auf dem Tourismusmarkt des Untersuchungsraums einnimmt. Darüber hinaus wird erforscht, welche Veränderungen in Zukunft eine bessere Ausschöp­fung des Potenzials ermöglichen können.

1.2 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit basiert auf einer Sekundärdatenanalyse und baut auf einem Drei­Stufenmodell auf. Die erste stufe widmet sich grundlegenden Aspekten des Rad­tourismus. Hierzu zählt als erstes die Frage, welche Radfahrertypologien existie­ren, nach welchen Kriterien diese unterschieden werden und wo deren jeweilige Präferenzen in Bezug auf Etappenlänge, Streckenbeschaffenheit etc. liegen. Dem folgt eine Betrachtung ausgewählter Elemente radtouristischer Infrastruktur. Abschließend werden die Motive der Radurlauber und die Motive für die Wahl der Destination untersucht.

Die zweite stufe beschäftigt sich mit dem Untersuchungsraum Gran Canaria. Ei­ner Betrachtung zur Entstehung des Tourismus auf der Insel folgt eine Untersu­chung verschiedener Kennzahlen des Tourismus. Die daran anschließende Quantifizierung des Aktivtourismus basiert auf vorhandenen Datensätzen des Instituto Canario de Estadística. Schlussendlich werden die naturräumlichen Vo­raussetzungen für den Radtourismus auf Gran Canaria vorgestellt.

Die dritte stufe führt die vorangegangenen Kapitel in Form einer Potenzialana­lyse zusammen. Zu Beginn wird anhand einer Bestandsaufnahme entlang der Customer Journey geprüft, inwiefern die für das Radreisegeschäft wesentlichen Akteure auf der Insel bereits auf die Zielgruppe der Radurlauber eingestellt sind. In einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse werden anschließend die Erkenntnisse der vorangegangenen Kapitel sowie der Ist-Analyse zusam­mengeführt. Die Ergebnisse dieser Analyse werden in mögliche Handlungsemp­fehlungen umgewandelt, die dabei helfen sollen, Gran Canaria eine noch größere Ausnutzung des Potenzials des Radtourismus zu ermöglichen.

Zum Abschluss der Arbeit wird ein Fazit gezogen, in welchem die wesentlichen Erkenntnisse noch einmal aufgeführt werden.

2. Radtourismus

Nach dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ist der Radtourismus in Deutschland ein ״dynamisch wachsendes Urlaubssegment“ (ADFC, 2017, s. 7). So machten im Jahr 2016 5,2 Mio. Deutsche eine Radreise, was im Vergleich zu 2014 (4 Mio. Radreisende) einer Steigerung um 30% entspricht (ADFC, 2017, s. 7). Doch nicht nur Deutschland ist das Ziel der Radtouristen, sondern vor allem auch das europäische Ausland (ADFC, 2017, s. 31).

Im Folgenden wird daher untersucht, welche Radfahrertypologien es gibt, wo de­ren Motive in Bezug auf die Ausübung einer Radreise liegen und was ihre Präfe­renzen bei der Wahl der Destination sind. Ebenfalls werden wesentliche Erkennt­nisse zur radtouristischen Infrastruktur kurz beleuchtet.

2.1 Definition Radtourismus

Liebsch (2003, s. 197) definiert Radtourismus als die ״Gesamtheit der Beziehun­gen und Erscheinungen, die sich aus der Nutzung des Fahrrads zum Zweck der Freizeit- und Urlaubsgestaltung ergeben. Typische Formen des Fahrradtouris­mus sind Tagesausflüge, Wochenendtouren, mehrtätige Radtouren und mehr­wöchige Radreisen.“

Der ADFC versteht unter dem Radtourismus ״alle Arten von Fahrradnutzung [...], die zum Zweck der Freizeit und Urlaubsgestaltung unternommen werden. Dazu zählen der Kurz- und Tagesausflug, die Wochenendtour, die mehrtägige Radtour sowie die ausgedehnte Radreise.“ (ADFC, 1998 zitiert nach Borchert, 2011, s. 22)

Für diese Arbeit wird jedoch die Definition von Dreyer (2012a, s. 5) verwendet, da dieser den Radtourismus hinsichtlich der Motivation und dem Flauptgrund der Radreisenden für den Urlaub unterscheidet: ״Radtourismus im engeren Sinne beinhaltet [...] die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewöhn­ten Umgebung reisen und bei denen das Radfahren einen wesentlichen Bestand­teil der Reise darstellt.“. Diese Einordnung ist konvergent mit den in Kapitel 2.2 beschriebenen Radfahrertypologien.

2.2 Radfahrertypologien

Die Differenzierung der Radfahrer in der Literatur ist sehr vielfältig. Sie reicht bei­spielsweise von einer Betrachtung der Art und Beschaffenheit des Rades1 bis hin zu einer Kategorisierung anhand des Fahrstils2. Ferner unterscheidet eine vom Versicherer CosmosDirekt in Auftrag gegebene Studie, ausgehend von der Flau- figkeit der Nutzung des Rades und vom standunkt der Wetterempfindlichkeit her, sechs verschiedene Radfahrertypen3.

Allerdings sind diese Formen der Typologisierung von Radfahrern für diese Ar­beit nicht zielführend, da sie den Aspekt des Radtourismus nicht berücksichtigen. Am treffendsten ist daher die Einteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Definiert werden zunächst drei verschiedene Gruppen von Fahrradtouristen:

1. ״Die engste Definition umfasst nur jene Reisenden, die ihre Reise der Ur­laubsart Fahrradurlaub zugeordnet haben (Motiv) und die darüber hinaus während ihres Urlaubs das Fahrrad häufig benutzt haben (= Radurlauber).“ (BMWi, 2009, s. 25).
2. ״Eine mittlere Definition verzichtet auf die Einschränkung der häufigen Fahrradnutzung (= Urlauber mit Nebenmotiv Radurlaub).“ (BMWi, 2009, s. 25).
3. ״Die weitestgefasste [sic] Definition berücksichtigt alle Urlauber, die wäh­rend ihres Aufenthaltes gelegentlich ein Fahrrad genutzt haben (= Urlau­ber mit gelegentlicher Fahrradnutzung).“ (BMWi, 2009, s. 25).

Basierend auf dieser Einteilung ergibt sich das Erfordernis der tieferen Unterglie­derung der Radurlauber für eine ״korrektere Zielgruppenansprache“ (BMWi, 2009, s. 38). Die Gruppen der Urlauber mit Nebenmotiv Radurlaub und Urlauber mit gelegentlicher Fahrradnutzung hingegen spielen für diese Arbeit keine Rolle und bedürfen daher auch keiner weiteren Differenzierung.

Ausgehend vom Fahrradtyp (Trekkingrad, Mountainbike und Rennrad) werden im Folgenden die unterschiedlichen Charakteristika und Anforderungen der Radurlauber beleuchtet. Diese tiefere Untergliederung deckt sich zudem mit den von Dreyer definierten ״Ausprägungen des Radtourismus“ (Dreyer, 2012a, S.6).

Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Radfahrertypologien

Quelle: verändert nach (BMWi, 2009, s. 38)

2.3 Radtouristische Infrastruktur

״Grundlegender Bestandteil für die Generierung und Weiterentwicklung des Fahrradtourismus ist die geeignete Infrastruktur in Form von Wegen und stre­cken, passender Beschilderung, Informationstafeln, Schutzhütten, Rastplätzen sowie geeigneten Unterkünften und Gastronomieangeboten.“ (Mühlnickel, 2012, s. 45)

Neben der im Folgenden näher beleuchteten Wegeinfrastruktur, den radfahrer­freundlichen Unterkünften und der radfahrerfreundlichen Gastronomie, gibt es noch weitere, mitunter sehr wichtige Elemente radtouristischer Infrastruktur, wie beispielsweise radfahrerfreundliche Verkehrsmittel oder auch Radreiseführer. Diese können hier jedoch nicht betrachtet werden.4 Die vom Autor getroffene Auswahl beschränkt sich daher auf besagte Auswahl.

2.3.1 Wegeinfrastruktur

Einer der wichtigsten Faktoren für die Zufriedenheit von Radtouristen ist die rad­touristische Wegeinfrastruktur. Die in Kapitel 2.2 definierte Gruppe der Mountain­biker stellt in diesem Fall allerdings eine Ausnahme dar, da die hier aufgelisteten Anforderungen für diese Gruppe nicht zutreffen, da diese in der Regel auf soge­nannten Mountainbike-Trails unterwegs sind, die in ihrer Beschaffenheit schma­len Feldwegen ähneln.

Für die Gruppe der Trekkingradfahrer und Rennradfahrer jedoch sollten geeig­nete Routen folgende Anforderungen erfüllen: eine Breite von mindestens 2 Me­tern, geringer, bis gar kein Autoverkehr sowie ganzjährige Befahrbarkeit (Liebsch, 2003, s. 146). Ebenso wichtig ist die Forderung nach ״ebene[n], feste[n] und auch bei Nässe griffige[n] Oberflächen [...]“ (Liebsch, 2003, s. 146), die dar­über hinaus auch ״witterungsbeständig und wartungsarm“ (Liebsch, 2003, s. 146) sein sollten.

Um den Radtouristen überdies ein abwechslungsreiches und Zusammenhängen­des Streckenangebot präsentieren zu können, empfiehlt sich die Verknüpfung verschiedener Strecken- und Rundtouren der umliegenden Regionen zu einem Radwegenetz5 (Liebsch, 2003, s. 146 & Mühlnickel, 2012, s. 49)

2.3.2 Radfahrerfreundliche Unterkünfte

Neben der Wegeinfrastruktur stellen insbesondere fahrradfreundliche Beherber­gungsbetriebe ein wichtiges Element radtouristischer Infrastruktur dar, da Radur­lauber im Hinblick auf ihre Unterkünfte besondere Bedürfnisse haben (BMWi, 2009, s. 78).

Zu dieser Form der radtouristischen Infrastruktur zählt unter anderem das Vor­handensein möglichst ebenerdig gelegener, abschließbarer Abstellanlagen so­wie die ״Bereitstellung eines Reparatursets mit den wichtigsten Werkzeugen für einfache Reparatur- und Wartungsarbeiten“ (Liebsch, 2003, s. 155). Darüber hinaus sollten Radlerhotels für einen ״Aushang, Verleih oder Verkauf von regio­nalen Radwanderkarten, Radwanderführern und Fahrplänen öffentlicher Ver­kehrsmittel“ sorgen (Liebsch, 2003, s. 155).

Ein weiteres Merkmal ist ein speziell auf die Bedürfnisse von Radfahrern abge­stimmtes gastronomisches Angebot, insbesondere in Bezug auf das Frühstück6. (Dreyer, Karnath, 2012, s. 79 & Liebsch, 2003, s. 155).

Zusätzlich ist der Umstand, dass sich ״Wellness- und Schönheitsangebote [...] bei Fahrradtouristen weit höherer Beliebtheit erfreuen, als dies beim Durchschnitt der Urlauber der Fall ist [...]“ (BMWi, 2009, s. 56) zu berücksichtigen.

Aber auch die generelle Bereitschaft, Fahrradtouristen nur für eine kurze Zeit­spanne zu beherbergen, etwa für eine Nacht, sollte für die Betriebe möglichst kein Problem darstellen (Liebsch, 2003, s. 155).

2.3.3 Radfahrerfreundliche Gastronomie

״Fahrradurlauber [haben ein] besonders starkes Interesse an einer intakten und vielfältigen Gastronomie (BMWi, 2009, s. 60). Denn ״die gute und auch richtige Verpflegung ist ein wichtiger Bestandteil eines Radurlaubs. Wer lange auf dem Fahrrad sitzt, gönnt sich gerne nach der körperlichen Anstrengung ein wohlschmeckendes Mahl, um daraus auch wieder neue Kräfte für die nächsten Touren zu gewinnen.“ (BMWi, 2009, s. 60). Aus diesem Umstand heraus ergibt sich die Notwendigkeit, in dieser Arbeit eine genauere Betrachtung der Anforde­rungen an radfahrerfreundliche Gastronomiebetriebe vorzunehmen.

Ähnlich wie die in Kapitel 2.3.2 beschriebenen radfahrerfreundlichen Beherber­gungsbetriebe, sollten auch radfahrerfreundliche Restaurants oder Cafés einige grundsätzliche, den Service betreffende Punkte beachten, um bei der Zielgruppe Zuspruch zu finden. Erforderlich ist beispielsweise eine ״Abstellanlage (möglichst überdacht) im Sichtbereich oder [ein] abschließbarer Raum zur unentgeltlichen Aufbewahrung der Räder [...]“ (Liebsch, 2003, s. 159), ebenso wie der ״Aushang, Verleih oder Verkauf von regionalen Radwanderkarten [...]“ (Liebsch, 2003, s. 159) und die Bereitstellung wichtiger Werkzeuge für einfache Reparaturen. (Liebsch, 2003, s. 159 & Dreyer, 2012b, s. 75)

Hinsichtlich des gastronomischen Angebots stehen für Radtouristen vor allem regionaltypische Speisen hoch im Kurs (BMWi, 2009, s. 85). Doch auch die fr¡- sehe Zubereitung gesunder und regionaler Produkte, ebenso wie das Vorhan­densein vegetarischer Angebote stellen ״wichtige Faktoren gastronomischer Qualität entlang der Radwege“ (Dreyer, 2012b, s. 75) dar. Ferner ist ״das Ange­bot mindestens einer warmen Mahlzeit“ (ADFC, 2009, s. 1) sinnvoll.

Eine weitere vom ADFC definierte Mindestanforderung an fahrradfreundliche Gastronomiebetriebe betrifft das Angebot an Getränken. Dieses muss speziell auf den Bedarf der Radtouristen abgestimmt sein und sollte sowohl Fruchtsäfte, wie auch ein Angebot an Früchte- und Kräutertees umfassen (ADFC, 2009, s. 1 ). Zusätzlich empfiehlt es sich, alkoholfreie Getränke günstiger als Bier oder an­dere alkoholische Getränke anzubieten, im Sinne der Radfahrer bzw. der Ver­kehrssicherheit (ADFC, 2009, s. 1).

2.4 Motive der Radurlauber

Der Grundlagenbericht des BMW¡ besagt, dass die Motive der Radurlauber nicht zwingend ausschließlich nur mit dem ״Kernthema Radfahren“ (BMWi, 2009, s. 57) Zusammenhängen. Radurlauber bringen ihre Reise zwar ״nur unterdurch­schnittlich off (BMWi, 2009, s. 56) mit Erholung in Verbindung, zeigen dafür al­lerdings bei folgenden Punkten eine überaus hohe Affinität:

- Kombination von Fahrrad- und Badeurlaub
- überdurchschnittliches kulinarisches Interesse
- hohe Popularität von Wellness- und Schönheitsangeboten (BMWi, 2009, s. 56).

Resultierend aus den verschiedenen Radfahrertypologien7 ergibt sich sogar eine Vielzahl von Motiven: ״Insbesondere die Kombination von Fahrradurlaub und Ak­tivurlaub oder Fahrradurlaub und Wanderurlaub sticht hierbei heraus.“ (BMWi, 2009, s. 56). Es ist also grundlegend festzuhalten, ״dass sie [die Radtouristen] vorrangig in der Natursein und Outdoor-Aktivitäten in vielerlei Ausprägungen be­treiben wollen.“ (BMWi, 2009, s. 56).

Allerdings darf auch Geselligkeit ״nicht zu kurz kommen, denn das Zusammen­sein mit der Familie bzw. mit Freunden ist Fahrradurlaubern ebenso wichtig wie die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen. Spaß und Vergnügen haben zu können, zählt für Fahrradurlauber zu den Grundvoraussetzungen eines Aufent­haltes.“ (BMWi, 2009, s. 56).

Neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie untersucht auch der ADFC in seiner Radreiseanalyse die verschiedenen Motive der Radreisen­den. Als wichtigste werden hier das Erleben der Natur sowie das aktive Betreiben von Sport aufgeführt (ADFC, 2017, s. 26).

Im Gegensatz zu den vom BMW¡ aufgeführten Motiven orientieren sich jene in der Radreiseanalyse also näher am ״Kernthema Radfahren“ (BMWi, 2009, s. 57). Überdies findet die im Grundlagenbericht beschriebene soziale Komponente des Miteinanders mit Familien und Freunden oder das Kennenlernen neuer Per­sonen beim ADFC keine Erwähnung. Dagegen wird die Relevanz der Punkte ״Gesundheit [und] Entschleunigung“ (ADFC, 2017, s. 26) betont.

Allerdings wird vom ADFC, vermutlich aufgrund der höheren Aktualität, das Motiv der Nachhaltigkeit aufgegriffen, welches vom BMW¡ nicht berücksichtigt wurde. Dieses als ״positiver Nebeneffekt“ (ADFC, 2017, s. 26) beschriebene Motiv fand in der Radreiseanalyse 2017 zum ersten Mal Erwähnung und dürfte in der Zu­kunft einen immer höheren Stellenwert erlangen.

2.5 Motive für die Wahl der Destination und populäre Radregionen

Um in Kapitel 4 die stärken und Schwächen des Untersuchungsraumes heraus­stellen zu können, ist zusätzlich zu den generellen Motiven der Radurlauber auch eine Betrachtung der Motive, die zur Wahl der Destination beitragen, vonnöten. Dem Grundlagenbericht des BMW¡ nach, stellt hierbei die landschaftliche Attrak­tivität das entscheidende Argument dar (BMWi, 2009, s. 59). Neben den natürli­Chen Gegebenheiten der Destination kommt dem ״Angebot an Radwegen“ (BMWi, 2009, s. 59) eine entscheidende Rolle für die Wahl der Destination zu. Selbstverständlich sind auch die vor Ort gegebenen klimatischen Bedingungen sowie die Qualität der Luft ein entscheidender Faktor (BMWi, 2009, s. 59). Erwähnenswert ist überdies die Rolle, die das Image der Destination spielt (BMWi, 2009, s. 59).

In einer Erhebung des ADFC (2017) wurden auf diesen Faktoren basierend eine Top zehn der beliebtesten Radregionen der Deutschen im Ausland erstellt. An erster Stelle und mit großem Abstand haben sich hierbei die Niederlande als das populärste Ziel deutscher Radtouristen erwiesen. Den zweiten und dritten Platz belegen mit Südtirol und Österreich zwei, topographisch betrachtet, im Vergleich zu den Niederladen sehr differierende Destinationen. Als einzige spanische Rad­reiseregion hat Mallorca (Platz 4) einen bedeutenden Stellenwert unter den deut­sehen Radtouristen. Mit Ausnahme der italienischen Destinationen Toskana (Platz 5) und Gardasee (Platz 7) wird die Liste der beliebtesten Radregionen aus­schließlich von direkten Nachbarländern, wie Frankreich oder der Schweiz kom­plettiert. (ADFC, 2017, s. 30)

3. Der Untersuchungsraum Gran Canaria

Um Gran Canaria auf die Frage hin untersuchen zu können, welchen Stellenwert der Radtourismus auf der Insel einnimmt und inwiefern das Potenzial des Rad­tourismus bereits ausgeschöpft ist, sind neben den vorangegangenen Ausfüh­rungen zum Thema Radtourismus auch Kenntnisse vonnöten, die den Untersu­chungsraum selbst betreffen.

Im ersten Schritt wird die generelle Entwicklung des Tourismus auf Gran Canaria in den vergangenen zehn Jahren anhand verschiedener Kennzahlen beleuchtet. In einem zweiten Schritt wird der Marktanteil Gran Canarias an den gesamten Kanarischen Inseln betrachtet. Darüber hinaus wird die Bedeutung des Aktivtou­rismus für die Insel untersucht und in der Folge eine erste Einschätzung hinsicht­lieh der Bedeutung des Radtourismus formuliert. Zusätzlich werden klimatische und topografische Besonderheiten, die Gran Canaria besonders attraktiv für Rad­sportler machen, kurz vorgestellt.

3.1 Entstehung des Tourismus auf Gran Canaria

Die Anfänge des Tourismus auf Gran Canaria gehen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit wurde die Insel zu einem beliebten Erho­lungszentrum für Touristen und kranke Menschen. Einen großen Anteil an die­sem Trend hatte die stetig wachsende Zahl an Flandelsschiffen, die Gran Canaria auf Grund seiner abgabefreien Fläfen ansteuerten. Die Schifffahrtsgesellschaften richteten auf ihren Routen spezielle Kabinen für Reisende ein und waren darüber hinaus auch die treibenden Kräfte, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Hotels auf der Insel errichtet wurden.

Im Zuge der beiden Weltkriege und dem Spanischen Bürgerkrieg, dauerte es al­lerdings bis in die 1950er Jahre hinein, bis der Tourismus wieder eine bedeu­tende Rolle auf der Insel spielte.

Der Beginn des heutigen Massentourismus auf der Insel hatte seine Anfänge in den 1960er Jahren, als europäische Airlines die Insel in ihr Portfolio aufnahmen. (Patronato de Turismo de Gran Canaria, o.J.a)

3.2 Kennzahlen des Tourismus auf Gran Canaria

Aufgrund der Datenlage und zur besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Statis­tiken und Kennzahlen, sind nur Personen ab einem Mindestalter von 16 Jahren in den folgenden Datensätzen berücksichtigt. Es wird auf Erhebungen des Insti­tuto Canario de Estadística (ISTAC) zurückgegriffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Entwicklung der internationalen Touristenankünfte zwischen 2007 und 2016 Quelle: Eigene Darstellung nach ISTAC, 2012, s. 2, ISTAC, 2016a, s. 2 und ISTAC, 2017, s. 1

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der internationalen Touristenankünfte auf der Insel stark verändert. Während in den Jahren 2007 (3.023.350) und 2008 (3.049.092) der Wert bei circa 3 Millionen Ankünften jährlich lag, markierte das Folgejahr 2009 den Tiefpunkt. Hier war die Wachstumsrate bezüglich der Gäs­teankünfte -16,7% im Vergleich zum Vorjahr mit insgesamt nur noch 2.539.369 Ankünften. 2010 konnte dieser negative T rend zwar wieder aufgefangen werden, allerdings dauerte es bis zum Jahr 2011, bis mit 3.077.649 internationalen Той- ristenankünften wieder die 3 Millionen-Grenze überschritten wurde.

Mit Ausnahme des Jahres 2012, in welchem ein sehr geringer Rückgang der An­künfte um -1,9% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wurde, lag die Wachs­tumsrate bis 2015 zwischen 3,5% (2014) bis 5,4% (2015).

2016 wurde erstmals die 3,5 Millionen Besuchergrenze überschritten, mit 3.654.806 Gästeankünften und einer Wachstumsrate von 6,0%.

[...]


1 Die Süddeutsche Zeitung unterscheidet in ihrem Artikel ״Typologie der Fahrradfahrer - I want to ride my bicycle“ insgesamt fünf unterschiedliche Radfahrertypologien, wie beispielsweise den ״Nostalgie-Renner“, dessen Rad sich durch das hohe Alter, den ausgefallenen Farbton oder auch das Fehlen von Schutzblechen auszeichnet. (2011) Verfügbar unter: http://www.sueddeutsche.de/leben/tvpoloqie-der-fahrradfahrer-i-want-to-ride-mv-bicvcle- 1.1137602 (Abaerufen am 01.05.2017)

2 In einem anderen Artikel beschreibt die Süddeutsche Zeitung die verschiedenen Typologien derin München in Erscheinung tretenden Radfahrer. Einerder vier vorgestellten Typologien ist ״Der Aggressive“, der neben seinem charakteristischen Erscheinungsbild vor allem durch sei­nen rücksichtslosen Fahrstil auffällt. (2016) Verfügbar unter: http://vvww.sueddeutsche.de/muen-chen/radler-eine-tvpoloqie-der-muenchner-radler-1.2924459 (Abqerufen am 01.05.2017)

3 Der ״Sonntagsfahrer“ beispielsweise steigt nur bei bestem Wetter und generell nur zu wenigen Anlässen auf sein Rad. (2016) Verfügbar unter: https://www.cosmosdirekt.de/veroeffentlichun- qen/radfahrertvpoloqien-118592/ (Abqerufen am 01.05.2017)

4 Für eine umfassende Darstellung der radtouristischen Infrastruktur siehe Liebsch (2003, s. 145-175).

5 Für eine umfassende Darstellung der Hauptanforderungen an Radwegenetze siehe Mühlni- ekel (2012, s. 49-51).

6 Siehe Kapitel 2.3.3 Radfahrerfreundliche Gastronomie.

7 Siehe Kapitel 2.2.

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Potenzialanalyse des Radtourismus am Beispiel der Destination Gran Canaria
Hochschule
Fachhochschule Westküste Heide
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
53
Katalognummer
V450709
ISBN (eBook)
9783668857643
ISBN (Buch)
9783668857650
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Radtourismus Potenzialanalyse Rad Radfahren Gran Canaria
Arbeit zitieren
Robin Barth (Autor:in), 2017, Potenzialanalyse des Radtourismus am Beispiel der Destination Gran Canaria, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450709

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