Der Einfluss der Medien auf die kindliche Konstruktion von Identität, Körper und Geschlecht


Hausarbeit, 2015

14 Seiten, Note: 2,3

Sabrina Kaindl (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Mediennutzung von Kindern im Überblick
2.1 kognitive Entwicklung von Kindern

3. Identitätsentwicklung von Kindern
3.1 Einfluss der Gesellschaftlichen Entwicklungen
3.2 Identitätsarbeit mit Medien
3.2.1 Ausbildung von Persönlichkeit(en)

4. Einflussfaktor Werbung
4.1 Werbewirkung und Zahlen
4.2 Kauffaktor Kind

5. Darstellung von Geschlechterrollen in den Medien
5.1 Unterschiede in der Bewertung von Medieninhalten bei Mädchen und Jungen
5.2 „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ in den Medien
5.2.1 Männlichkeit
5.2.2 Weiblichkeit
5.3 Kritische Betrachtung der „Geschlechter-Stereotype“

6. Fazit

7. Quellenverzeichnis

8. Internetquellen

1. Einleitung

Kinder und Medien. Obwohl es schon zahlreiche Untersuchungen und Arbeiten zu diesem Thema gibt, lohnt es sich dennoch in diesem Gebiet weiter zu forschen. Bedenkt man die Tatsache, dass der Medienkonsum immer weiter steigt und sich die Inhalte und Möglichkeiten ständig ändern und erweitern, wird einem schnell bewusst, dass dieses Thema nie mehr irrelevant sein wird. Es ist inzwischen fast erschreckend wie intuitiv Kinder mit Smartphones und Tablets hantieren und diese Verhaltensweisen in den Alltag integrieren. Dies zeigt, dass diese Geräte längst Teil der Normalität der meisten aufwachsenden Kinder geworden sind. Es soll sogar vorkommen, dass Kleinkinder versuchen, mit der typischen Zoom-Bewegung von Touch-Displays, die Fische in einem realen Aquarium zu vergrößern.

Diese Arbeit soll einen Überblick darüber geben, inwieweit Medien Kinder in ihrer individuellen Entwicklung von Identität und Geschlecht beeinflussen, beengen oder bereichern. Besonders interessant ist diese Frage, wenn man die Vielfältigen Entwicklungen in diesen Themenfeldern betrachtet. Einerseits befindet sich unsere Gesellschaft im stetigen Wandel, was auch dazu geführt hat, dass mit Dingen wie Transsexualität offener umgegangen wird. Andererseits scheinen die alten, traditionellen Rollenklischees und Devisen wie „Rosa für Mädchen, Blau für Jungen“ dennoch nicht wirklich an Geltung zu verlieren.

Die Gruppe der „Kinder“, mit denen sich diese Untersuchung beschäftigt, umfasst die Altersgruppe von 0 bis etwa 11 Jahren, also vor allem Kleinkinder und Grundschüler. Zu den „Medien“ zählen alle analogen und digitalen Medien, mit denen Kinder heutzutage in Berührung kommen. Besonderes Augenmerk liegt allerdings auf dem Fernseher und all denen, die das Surfen im Internet ermöglichen.

Wie groß ist nun der Anteil der Medien an der persönlichen Entwicklung von Kindern? Dieser Frage soll im Zuge dieser Arbeit nachgegangen werden, wobei zunächst ein kurzer Überblick über die Mediennutzung und die kognitive Entwicklung von Kindern gegeben werden soll, um dann sowohl die Identitätsentwicklung, den Einfluss der Werbung und der vorherrschenden Geschlechterrollen zu betrachten.

2. Mediennutzung von Kindern im Überblick

Obwohl die digitalen Medien immer mehr an Bedeutung gewinnen und beispielsweise die Hälfte aller drei bis acht Jährigen schon Smartphones nutzen, ist der Fernseher immer noch das beliebteste Medium unter Kindern. Er wird von 97% dieser Altersgruppe genutzt, wobei die „durchschnittliche Sehdauer der 3- bis 13-Jährigen laut AGF/GfK-Fernsehforschung bei 89 Minuten pro Tag“ liegt.[1]

2.1 kognitive Entwicklung von Kindern

Neben den Zahlen zur Mediennutzung, ist ein Überblick über die kognitive Entwicklung von Kindern für die nächsten Kapitel von Vorteil, weswegen an dieser Stelle eine tabellarische Aufarbeitung folgt.

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten[2]

Hervorzuheben, sei hier die Präoperatorische Phase, da sich in dieser die ersten Vorstellungen vom eigenen Sein und des Weltbildes entwickeln. Wie vorher beschrieben, sehen Kinder in dieser Altersgruppe besonders gern und viel Fernsehen, weshalb man davon ausgehen kann, dass dieses Medium einen besonders hohen Einfluss auf die Entwicklung dieser Vorstelllungen haben kann und deshalb sehr kritisch beurteilt werden solle. Genauer wird darauf in Kapitel 3.2 und 4 eingegangen.

3. Identitätsentwicklung von Kindern

Das Herausbilden einer Persönlichkeit, des Charakters und der Identität gehören zu den zentralen Aufgaben eines heranwachsenden Menschen. Die Grundlagen hierfür werden in der Kindheit geschaffen und in der Adoleszenz abgeschlossen und gefestigt, weswegen dieser Lebensabschnitt im Hinblick auf die Identitätsarbeit der Prägendste ist.[3] Es ist entwicklungspsychologisch bewiesen, dass Jugendliche eine aktive Rolle bei der eigenen Entwicklung, Identitätsgestaltung und –Suche besitzen und dass gerade diese Suche ein Motiv für die Mediennutzung darstellt.[4] Zu den zentralen Entwicklungsaufgaben gehören unter anderem das Bewusstsein für den eigenen Körper, der Rolle in der Gesellschaft und des Selbst sowie die Planung von Beruf, Zukunft, Beziehungen, der eigenen Familie und die damit einhergehende Ablösung vom Elternhaus.[5]

Im Folgenden sollen nun Aspekte dieses Prozesses und einige Einflussfaktoren – insbesondere die Medien – vorgestellt werden.

3.1 Einfluss der Gesellschaftlichen Entwicklungen

Die Entwicklungen und Trends, die in einer Gesellschaft vorherrschen, haben einen großen Anteil an der Identitätsentwicklung von Kindern, denn ohne die eigene Stelle im sozialen Umfeld zu kennen, ist es ihnen unmöglich auf die Frage, wer sie sind, Antworten zu finden.[6] Die Familie ist für Kinder seit Jahrtausenden die tragende Sozialisationsinstanz und damit der Ausgangspunkt ihrer Vorstellungen von der Welt. Dies gilt auch in Bezug auf die Mediennutzung, wobei Kinder mit zunehmenden Alter eigene Medienpräferenzen entwickeln, um sich bewusst von den Eltern zu distanzieren.[7] Heutzutage herrschen aber andere Familienverhältnisse als noch vor einigen Jahren: Mütter sind bei der Geburt ihres ersten Kindes tendenziell älter, der Zeitpunkt wird genau geplant und über 50% der Kinder haben geschiedene Eltern.[8] Außerdem ist zu beobachten, dass Zugehörigkeiten wie die zu Religionen, Parteien oder zum eigenen Vaterland an Bedeutung verlieren, was eine Suche nach anderweitiger Orientierung hervorruft[9]. Diese soziokulturellen Veränderungen, einhergehend mit dem Bedeutungsverlust der Familie, führen dazu, dass Kinder Medien, in Bezug auf Normenvermittlung und sinnbildlicher Ordnung, eine höhere Bedeutung zukommen lassen.[10] Durch den Zugang zu jeglichen Medien leben wir in einem Raum von unmittelbarer Nähe, der von der jüngsten Generation von klein auf genutzt wird, um ihren Platz in dieser großen Gemeinschaft zu finden.[11] Der Trend unserer Welt bewegt sich also von „traditionell begründeten Gemeinschaften zu räumliche Distanzen überbrückenden Netzwerken“[12], deren Möglichkeiten und Entwicklungen in Punkto Identitätsbildung nun beschrieben werden sollen.

3.2 Identitätsarbeit mit Medien

Identitätsarbeit beschreibt die „(Fort-)Entwicklung eines bewussten Verhältnisses zu sich und der Welt“.[13] Obwohl diese ein lebenslanger Prozess ist, gestaltet sich das Jugendalter als grundlegende Phase dieser Entwicklung, da zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal ein selbstreflexiver Bezug zum eigenen „in der Welt sein“ gesetzt wird. Dadurch können Jugendliche im Rahmen ihrer Konstruktionsaufgabe grundsätzliche Vorstellungen über sich selbst und ihr Leben entwickeln und die Grundlagen für ein autonomes Handeln schaffen.[14] Wie bereits erwähnt spielen Medien und ihre Inhalte mehr und mehr eine wichtige Rolle in diesem komplexen Prozess, wodurch sowohl das Potenzial als auch die Risiken bei der Verarbeitung von medialen Inhalten zur Identitätsarbeit deutlich werden.[15]

3.2.1 Ausbildung von Persönlichkeit(en)

Social Media wie Facebook wird bekanntlich dafür verwendet, sich selbst und sein eigenes Leben darzustellen und dafür, um mit „Freunden“ zu kommunizieren. Dieser Vorgang wird als Identitätsmanagement bezeichnet und „umfasst alle Nutzungsweisen, bei denen Menschen im Internet Aspekte ihrer eigenen Person für andere zugänglich machen […].[16] Neben der Angabe von personenbezogenen Daten wie Name oder Adresse, werden die unzähligen Darstellungsmöglichkeiten des Internets aber auch dazu genutzt, sich Biografien und Identitäten zusammen zu basteln.[17]

Internetforen werden zum Beispiel immer häufiger dazu genutzt, fiktive Onlineidentitäten, sogenannte „Second Lifes“, herauszubilden. Das heißt, dass viele Jugendliche eine reale und eine oder mehrere parallel existierende Onlineidentitäten besitzen, mit denen sie sich ausprobieren und „neu erfinden“. Dieser Prozess des Ausprobierens beginnt schon in frühester Jugend, wie Studien aus Kindergärten zeigen. Die Kleinsten nutzen aktiv diverse Medienvorlagen, um verschiedenste Lebenssituationen zu meistern. Insbesondere Fernsehfiguren werden zur Selbstdarstellung genutzt und dienen als erweitertes Ich, das Kindern durch Phantasie ein „virtuell verstärktes Ich“ ermöglicht.[18] Medien können Kindern also als „projektive Stimulantien und Orientierung für ihre weitere Entwicklung“ dienen und ihnen dabei helfen, mit bestimmten Situationen umzugehen.[19]

[...]


[1] Statista.de (2015)

[2] Für Tabelleninhalt vgl. Landesmedienanstalten (1998), S. 43. Sowie Textor (k.A.)

[3] Vgl. Wagner, Brüggen (2013), S. 64

[4] Vgl. Kamin, Meister, Schulte (2013), S. 102

[5] Vgl. Kamin, Meister, Schulte (2013), S. 103 f.

[6] Vgl. ebenda S. 93.

[7] Vgl. ebenda S. 15.

[8] Vgl. Serres (2013), S. 11

[9] Vgl. ebenda S.17

[10] Vgl. Kamin, Meister, Schulte (2013) S. 16.

[11] Vgl. Serres (2013), S.20

[12] Ebenda S. 93.

[13] Wagner, Brüggen (2013) S. 61.

[14] Vgl. ebenda S. 64.

[15] Vgl. Wagner, Brüggen (2013), S. 30.

[16] Vgl. Kamin, Meister, Schulte (2013), S. 92.

[17] Vgl. ebenda S. 68.

[18] Ebenda S. 321.

[19] Die Landesmedienanstalten (1998), S. 322.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss der Medien auf die kindliche Konstruktion von Identität, Körper und Geschlecht
Hochschule
Universität Regensburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V450299
ISBN (eBook)
9783668846128
ISBN (Buch)
9783668846135
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, medien, konstruktion, identität, körper, geschlecht
Arbeit zitieren
Sabrina Kaindl (Autor:in), 2015, Der Einfluss der Medien auf die kindliche Konstruktion von Identität, Körper und Geschlecht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450299

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