Signifikanz des Inter- vs. Intraindustriellen Handels für die Weltwirtschaft


Studienarbeit, 2017

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Ricardo-Modell / Interindustrieller Handel
2.1 Definition und Rahmenbedingungen
2.2 Unterschied absolute- und komparative Vorteile mit Beispiel
2.3 Handelsgewinne am Weltmarkt
2.4 Kritik, Probleme und Grenzen des Ricardo-Modells

3 Intraindustrieller Handel
3.1 Entwicklung, Ursachen und Gründe des intraindustriellen Handels
3.2 Krugman- vs. Melitz-Modell im intraindustriellen Handel

4 Inter- vs. Intraindustrieller Handel

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Absolute- und komparative Vorteile

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Die wichtigsten Handelspartner Deutschlands im Jahr 2015

Abb. 2: Die wichtigsten deutschen Handelswaren des Exportes im Jahr 2015

Abb. 3: Die wichtigsten deutschen Handelswaren des Importes im Jahr 2015

1 Einleitung

In unserer heutigen Welt, wo die Globalisierung und der Handel mit der Zeit immer mehr eine wesentliche Rolle spielen, welche wir durch die nachfolgend in der Arbeit dargestellten Daten erkennen werden, hat der britische Ökonom David Ricardo einen bedeutenden Anteil zu dieser Entwicklung beigetragen. David Ricardo, ein britischer Ökonom, der der Frage nachging, weshalb und unter welchen Umständen Länder untereinander handelten bzw. bereit waren zu handeln entwickelte Anfang des 19. Jahrhunderts ein Modell, welches das Marktgeschehen in der Theorie abbildet. Als Ergebnis hielt der britische Ökonom fest, dass der Handel zwischen Ländern nicht nur absoluter Vorteile bedarf, sondern sich schon darin fundierte, indem ein Land einen komparativen Vorteil aufwies, um das Phänomen dieser Art von Handel zu erklären (Vgl. Kempa, 2012, S.20).

Um die nachfolgend angesprochene Problemstellung zu verstehen wird ein kurzer Einblick in das Modell von Ricardo und Krugman geworfen. Zunächst einmal das Modell von Ricardo. Alle Länder würden solche Produkte importieren – und nicht selber herstellen – in denen ihre Sparte/Branche nicht so fortgeschritten ist, sprich nicht so effizient ist gegenüber einem anderen Land, das diese Produkte aus Kostensicht günstiger herstellen kann. Dieser Art von Handel basiert auf absoluten Vorteilen. Hier geht es also darum, welches Land ein Gut aus Kostensicht verglichen mit einem anderen Land günstiger produzieren kann (Vgl. Kempa, 2012, S.20f). Wenn zusätzlich die verursachten Opportunitätskosten durch die Herstellung eines Gutes betrachtet werden, dann spricht man von den komparativen Vorteilen. Hier wird also ermittelt, auf wie viele Einheiten des Produkts 1 verzichtet werden muss, um eine Einheit von Produkt 2 herzustellen und umgekehrt. Einen komparativen Vorteil hat das Land, welches die geringeren Opportunitätskosten hat. Je nachdem, welches Land die Rolle des komparativen Vorteilhabers einnimmt, wird Handel stattfinden (Vgl. Kempa, 2012, S.20f und Krugman et al., 2012, S.57f). In Kapitel 2 wird näher auf das Modell eingegangen. Des Weiteren muss die Annahme gelten, dass sich diese Länder in diesem Bereich spezialisieren und mit verschiedenen Gütern unterschiedlicher Sektoren untereinander handeln (Vgl. Kempa, 2012, S.21). Ein großer Anteil der Handelsströme auf der ganzen Welt ist auf das Ricardo-Modell zurückzuführen und grenzt sich als der interindustrielle Handel ab (Vgl. Abb. 2).

Was nicht auf dem Ricardo-Modell basiert, ist der intraindustrielle Handel. Hierbei geht es um Länder, die mit Produkten der gleichen Gütergruppe handeln und diese sowohl importieren als auch exportieren (Vgl. van Marrewijk et al., 2007, S.202ff). Dieser Art von Handel liegt der Marktform der monopolistischen Konkurrenz zugrunde, welche von dem amerikanischen Ökonomen Paul Krugman gegen Ende der 1970er Jahre vorgestellt wurde (Vgl. Kempa, 2012, S.117). Es handelt sich dabei um solche Produkte, die zwar ähnlich, aber nicht identisch sind. Deshalb ermöglicht es den Anbietern, sich in einem monopolistischen Preissetzungsspielraum zu bewegen (Vgl. Kempa, 2012, S.117). In diesem Modell geht es darum, dass Länder verschiedene Varianten/Varietäten ähnlicher Güter untereinander handeln, welche auf die vielfältigen und individueller werdenden Wünsche der Konsumenten zurückgeführt werden kann (Vgl. Kempa, 2012, S.117f). Auch wenn der intraindustrielle Handel nicht dem Ricardo-Modell, den absoluten- und komparativen Vorteilen zuzuordnen ist, lässt sich erkennen, dass es einen bedeutenden Anteil am Welthandel ausmacht (Vgl. Abb. 2 und 3).

Das Ziel dieser Projektarbeit ist, zunächst das ältere Ricardo-Modell (Anfang 19. Jahrhundert) und dem jüngeren Krugman-Modell (Ende 1970er Jahre) voneinander abzugrenzen. Des Weiteren sollen beide Modelle – ausführlich dargestellt – anhand der Handelsdaten ausgewertet und ihre Relevanz auf die Weltwirtschaft zum Ausdruck gebracht werden. Das Ergebnis dieser Arbeit soll zeigen, dass die Bedeutung des Handels intraindustrieller Art immer mehr eine signifikante Rolle spielt, auch wenn es nicht unter dem Punkt der komparativen Vorteile fällt (Vgl. Abb. 1, 2 und 3).

Um diese Arbeit sorgfältig und chronologisch darzustellen, wird zunächst der Fokus an das Ricardo-Modell/dem interindustriellen Handel gelegt. In diesem Abschnitt werden die Definition sowie die Rahmenbedingungen innerhalb des Modells erläutert sowie die Unterschiede zwischen den absoluten- und den komparativen Vorteilen mit einem Beispiel vor die Augen geführt. Anschließend wird auf die Grundlagen bzw. auf die Treiber des interindustriellen Handels und auf die Folgen dieser Art vom Handel auf die Wohlfahrt verschiedener Länder eingegangen. Zum Schluss werden die Probleme, Kritiken und die Grenzen des Modells dargestellt, damit ein Bild von dem gemacht werden kann, wann und unter welchen Bedingungen das Modell funktioniert.

Nachdem das Ricardo-Modell dargestellt wurde, wird das Kernthema das Krugman-Modell – der intraindustrielle Handel – sein. Hierzu werden die Gründe und die Ursachen des Handels intraindustrieller Art untersucht, um einen Überblick über das Modell zu bekommen. Folglich werden die Modelle vom Krugman und Melitz voneinander abgegrenzt, um zu sehen, worin sich beide Modelle, die den intraindustriellen Handel erklären, unterscheiden. Zum Schluss, nachdem beide Modelle dargestellt wurden, werden diese nochmals anhand der Handelsdaten, die vom „Statistischen Bundesamt“ veröffentlicht worden sind, gegenübergestellt, die Handelsvolumen der jeweiligen Handelsarten zugeordnet und letztendlich die Relevanz des inter- vs. intraindustriellen Handels auf die Weltwirtschaft identifiziert.

2 Das Ricardo-Modell / Interindustrieller Handel

2.1 Definition und Rahmenbedingungen

Das Ricardianische-Modell – Ricardo-Modell –, welches den Namen des Begründers David Ricardo (1772-1823) trägt, ist eines der wichtigsten Gründe, dass Handel zwischen Ländern auf interindustrieller Ebene stattfindet (Vgl. Kempa, 2012, S.20). Ricardos Modell ist eine Erweiterung des vom Adam Smith im Jahre 1776 entwickelten Modells mit den absoluten Kostenvorteilen, in welchem es sich um den Kerngedanken dreht, dass Länder sich in der Produktion solcher Güter spezialisieren, die sie am kostengünstigsten herstellen können (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung). Das Ricardo-Modell basiert auf unterschiedlichen technologischen Kompetenzen der Länder. Somit gibt es beispielsweise Länder, die in unterschiedlichen Sparten einen technologischen Vorsprung gegenüber anderen Ländern haben und diese dann auch ausnutzen können. Dabei spiegeln sich die technologischen Unterschiede in den Faktoreinsatzmengen für die Herstellung der Güter in den jeweiligen Ländern wider (Vgl. Kempa, 2012, S.21). Nach Ricardo können auch solche Länder am Handel teilnehmen – und einen Nutzen daraus ziehen –, die alle Produkte mit einem höheren Aufwand produzieren als andere Länder (Vgl. Kempa, 2012, S.20). Diese Beobachtung lässt sich in den komparativen Vorteilen erkennen, welche im nächsten Unterkapitel genauer beobachtet werden. Wie in jedem entwickelten Modell gibt es auch bei dem von Ricardo eine ganze Reihe von Rahmenbedingungen. Ricardo untersucht eine Ökonomie, die nur aus zwei Ländern besteht, und jedes dieser Länder zwei Güter produziert. Dabei wird angenommen, dass diese beiden Güter nur mit dem Produktionsfaktor Arbeit produziert werden.

Hinsichtlich des Produktionsfaktors Arbeit gilt, dass sie innerhalb einer Volkswirtschaft zwischen den beiden Sektoren ausgetauscht werden kann, jedoch eine Mobilität zwischen zwei Volkswirtschaften ausgeschlossen wird. Damit will Ricardo Migrationseffekte, die durch den Transport von Arbeit zwischen zwei Ländern verursacht werden könnten, aus seinem Modell herausnehmen. Des Weiteren wird hier eine Vollbeschäftigung in beiden Ländern angenommen, sodass die Arbeitsangebote mit den Arbeitsnachfragen identisch sind. In Betrachtung der Güter- und Faktormärkte wird eine vollständige Konkurrenz festgelegt, weshalb die Unternehmen keinen Einfluss auf die Preise in den beiden Märkten haben können und als Mengenanpasser agieren. Wichtig zu erwähnen ist weiterhin, dass die Technologien exogen gegeben sind und die Technologieparameter unabhängig von der produzierten Menge konstant bleiben. Zum Schluss muss hier noch die Annahme des internationalen Handels erwähnt werden, welche das Grundbaustein des Modells darstellt. Es wird somit eine Freihandelssituation in Ricardos Modell konfiguriert, in der handelsbeschränkende Maßnahmen wie Zölle, Quoten oder andere Handelshemmnisse strikt ausgeschlossen werden (Vgl. Kempa, 2012, S.20-22).

2.2 Unterschied absolute- und komparative Vorteile mit Beispiel

Wie es bereits oben schon erwähnt wurde, ist die Theorie des komparativen Vorteils auf das von Adam Smith entwickelte Modell der absoluten Vorteile zurückzuführen (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung). Anders als bei den absoluten Vorteilen, wo sich ein Land auf die Produktion jener Güter spezialisiert, welche sie im Vergleich zum anderen Land kostengünstiger herstellen kann, geht es bei den komparativen Vorteilen darum, dass sich Länder auf die Produktion solcher Güter spezialisieren, welche sie verhältnismäßig produktiver herstellen können. Kurz gesagt, geringere Opportunitätskosten in diesem Bereich haben als das andere Land. Um dieser Überlegung einen Überblick zu verschaffen, wird nachfolgend ein Beispiel in einer Freihandelssituation zwischen zwei Ländern mit zwei Gütern konzipiert.

(Das gesamte Unterkapitel 2.2 basiert in Anlehnung an den Beispielen vgl. Kempa, 2012, S.20f, S.23-25 und Krugman et al., 2012, S.57f. Die Tab.1 wurde eigenhändig in Word erstellt, die Zahlen eigenständig ausgedacht).

Tab. 1: Absolute- und komparative Vorteile

Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten

In diesem Beispiel handelt es sich um zwei Länder, die zwei unterschiedliche Güter herstellen. Land A wird fortan als Inland und Land B als Ausland bezeichnet. Weiterhin gilt von nun an Gut X als Autos und Gut Y als Textilien. Die Anzahl an Gütern, welche mit einer Einheit Arbeit hergestellt werden können, werden mit dem Koeffizienten Ei dargestellt, mit E = {A, B} als Index für das jeweilige Land und i = {X, Y} als Index für das jeweilige Gut. Somit gibt AX die Menge an Autos an, die mit einer Einheit des Produktionsfaktors Arbeit im Inland hergestellt werden können.

Anhand der Tabelle lassen sich die Informationen daraus ableiten, dass das Inland mit einer Einheit Arbeit 4 Einheiten Autos oder 6 Einheiten Textilien herstellen kann, wobei das Ausland mit einer Einheit Arbeit 2 Einheiten Autos oder 4 Einheiten Textilien produzieren kann. Es ist leicht erkennbar, dass hier der absolute Vorteil in beiden Gütern im Inland ist, da das Inland den Produktionsfaktor Arbeit in beiden Sektoren effizienter einsetzen, also mit einer Einheit von Arbeit mehr Autos oder Textilien als das Ausland herstellen kann.

Doch das Ausland weist einen komparativen Vorteil bei der Produktion von Textilien auf, denn wenn es eine Einheit an Textilien produzieren möchte, muss sie nur auf 0,5 Einheiten an Autos verzichten, wobei das Inland bei der Produktion einer zusätzlichen Einheit an Textilie auf 2/3 Einheiten an Autos verzichten müsste. Andersrum hat das Inland einen komparativen Vorteil bei den Autos, denn durch die Herstellung einer zusätzlichen Einheit an Autos, müsste sie 1,5 Einheiten an Textilien aufgeben, wobei das Ausland 2 Einheiten an Textilien für die Herstellung einer zusätzlichen Einheit an Autos aufgeben müsste. Das Inland könnte man als Deutschland ansehen, da es unter anderem auch in der Sparte für Automobile über einen komparativen Vorteil verfügt. Das Ausland könnte ein Land sein, welches im Hinsicht auf Textilien einen komparativen Vorteil besitzt. Wenn sich jetzt beide Länder anhand ihrer komparativen Vorteile spezialisieren würden, wären beide Länder bessergestellt als in einer Autarkiesituation.

Denn bei konstanter Gesamtfaktorausstattung beider Volkswirtschaften mit dem Produktionsfaktor Arbeit, werden insgesamt im Freihandel mehr Produkte hergestellt, als in einer Autarkiesituation. Diese Produkte werden unter der Annahme, dass das Weltmarktpreisverhältnis zwischen den Autarkiepreisverhältnissen liegt – siehe Abschnitt 2.3 –, zu einem höheren Preis verkauft als in der Autarkie. Somit würden beide Länder im Freihandel höhere Gewinne im Vergleich zur Autarkiesituation erwirtschaften. Im vorliegenden Fall würde demnach Deutschland (Inland) nur Autos produzieren und das Ausland nur Textilien und resultierend daraus Deutschland im Freihandel die Rolle des Exporteurs für Autos einnehmen und das Ausland die Rolle des Exporteurs für Textilien. Beide Länder importieren letztendlich die Güter, welche sie nicht produzieren. Genau dieses Phänomen veranschaulicht das Ricardo-Modell. Denn ein Land, welches über keinerlei absoluten Vorteile verfügt, profitiert durch Freihandel, wenn es einen komparativen Vorteil in einem Sektor besitzt.

2.3 Handelsgewinne am Weltmarkt

Im Folgenden wird in diesem Unterkapitel die Wirkung dieses Modells beobachtet und die Änderungen durch den Handel analysiert. (Das gesamte Unterkapitel 2.3 basiert in Anlehnung an das Beispiel vgl. Kempa, 2012, S. 27. Die Autarkiepreise wurden anhand der Tab. 1 berechnet, der Weltmarktpreis eigenständig ausgedacht, jedoch so, dass für beide Länder Gewinne durch den Freihandel entstehen).

Betrachtet werden zunächst die Preise in der Autarkie. Die Produktivitätsniveaus sind das Spiegelbild der Preisverhältnisse. Da das Inland mit einer Einheit Arbeit 1,5-Fach mehr Einheiten an Textilien herstellen kann, wird sich der Preis von Textilien auf 2/3 des Preises für Autos einstellen bzw. die Preise von Autos um 1,5-Fach höher sein, als der Preis für Textilien. Das Preisverhältnis im Inland wird somit auf (Px/Py)I = 1,5 hinauslaufen. Anhand des gleichen Vorgehens ermittelt man das Preisverhältnis für das Ausland. Da das Ausland mit einer Einheit Arbeit doppelt so viel Textilien herstellen kann, wird sich der Preis von Textilien um die Hälfte der Preise für Autos einstellen bzw. die Preise von Autos doppelt so hoch sein, als der Preis für Textilien. Das Preisverhältnis im Ausland wird somit auf (Px/Py)A = 2 hinauslaufen. Damit beide Länder vom Handel profitieren können, muss das Weltmarktpreisverhältnis zwischen den Autarkiepreisen liegen. Es muss also gelten: (Px/Py)I = 1,5 < (Px/Py)* < (Px/Py)A = 2.

Denn angenommen, wenn das Weltmarktpreisverhältnis unter den Autarkiepreis-verhältnissen liegen würde, also wenn es gelte: (Px/Py)* < (Px/Py)I < (Px/Py)A, dann würden sowohl das Inland als auch das Ausland am Weltmarkt das relativ preisgünstige Gut X (Autos) nachfragen und das relativ teure Gut Y (Textilien) anbieten. Dieses würde auf eine Preissenkung des Gutes Y und eine Preiserhöhung des Gutes X nach dem Angebot-Nachfrage-Prinzip hindeuten. Somit würde das Weltmarktpreisverhältnis solange ansteigen, bis es sich zwischen den beiden Autarkiepreisverhältnissen platziert. Der umgekehrte Prozess würde stattfinden, wenn das Weltmarktpreisverhältnis über den beiden Autarkiepreisverhältnissen liegen würde. Infolgedessen muss also immer gelten, dass das Weltmarktpreisverhältnis zwischen den beiden Autarkiepreisverhältnissen liegt. Im Folgenden wird ein Weltmarktpreisverhältnis (Px/Py)* = 1,75 angenommen, um die Gewinne des In- und Auslands durch den Handel zu identifizieren. Bei diesem Weltmarktpreisverhältnis würde sich das Inland auf die Produktion des Gutes X und das Ausland auf die Produktion des Gutes Y spezialisieren. Jedes Land spezialisiert sich somit auf die Produktion des Gutes, wo es einen komparativen Vorteil hat. Das Inland würde in der Autarkiesituation für eine Einheit des Gutes X, 1,5 Einheiten des Gutes Y bekommen – es gelte (Px/Py)I = 1,5 –. Im Falle eines Freihandels könnte das Inland hingegen für eine Einheit des Gutes X, 1,75 Einheiten des Gutes Y realisieren und würde sich somit besserstellen. Das Ausland würde in der Autarkiesituation für eine Einheit Y, 0,5 Einheiten des Gutes X bekommen – es gelte (Px/Py)A = 2 –. Im Falle eines Freihandels könnte das Ausland hingegen für eine Einheit des Gutes Y, 4/7 Einheiten des Gutes X verwirklichen und würde sich ebenfalls wie das Inland besserstellen. Für das Inland gilt also, 1,75 Einheiten an Y > 1,5 Einheiten an Y, für eine Einheit des Gutes X. Für das Ausland gilt, 4/7 Einheiten an X > 0,5 Einheiten an X, für eine Einheit an Y. Es lässt sich leicht feststellen, dass sich beide Länder durch den Handel zum Weltmarktpreisverhältnis, im Vergleich zu Autarkiesituation, besserstellen und das Ergebnis aus Sicht der Weltwirtschaft effizienter ist. Es wird somit bei einer konstanten Menge an Faktor Arbeit in beiden Ländern insgesamt zu einer erhöhten Güterproduktion für den Weltmarkt führen. Demzufolge würde jedes Weltmarktpreisverhältnis, zwischen den Autarkiepreisverhältnissen, zu Handelsgewinnen für beide Länder zur Folge haben (Vgl. Kempa, 2012, S.26f).

2.4 Kritik, Probleme und Grenzen des Ricardo-Modells

Das Ricardo-Modell ist wesentlich aufschlussreich, gibt einen großen eindeutigen Überblick über den Handel zwischen den Ländern und taugt ausgezeichnet dafür das Verhalten der Länder auf dem Weltmarkt abzubilden. Jedoch liegt auch dieses unter einigen Beschränkungen (Vgl. Krugman et al., 2012, S.82). In dem Modell wird eine Spezialisierung der Länder hinsichtlich ihrer komparativen Vorteile angenommen, was in der Realität nicht gegeben ist. Das heißt, dass sich Länder zwar bis zu einem bestimmten Grad spezialisieren können, jedoch eine vollständige Spezialisierung der Länder auf Güter bzw. Sparten dieses in der Empirie nicht repräsentiert (Vgl. Krugman et al., 2012, S.82). Des Weiteren wird in dem Modell nicht in Erwägung gezogen, dass Länder, die unterschiedlich mit Ressourcen ausgestattet sind, Anreize haben können miteinander zu handeln. Wenn beispielsweise ein Land relativ arbeitsreich und ein anderes Land relativ kapitalreich ist, könnten durch Aufteilung der Produktion auf Länderebene Gewinne in beiden Ländern realisiert werden, wenn das kapitalreiche Land das kapitalintensive und das arbeitsreiche Land das arbeitsintensive Gut herstellen würde – das Heckscher-Ohlin-Modell – (Vgl. Krugman et al., 2012, S.82). Schlussendlich integriert das Modell die Vorteile einer Massenproduktion nicht, sodass der Handel zwischen Ländern mit ähnlicher Wirtschaftsstruktur indes nicht visualisiert wird, obwohl die größten Handelsströme zwischen ähnlich hochentwickelten Ländern stattfinden – das Krugman-Modell – (Vgl. Krugman et al., 2012, S.82). Die letztere erwähnte Art des Handels hat in den letzten fünfzig Jahren stetig an Bedeutung gewonnen und bildet auch das größte Handelsvolumen auf der Welt ab, weshalb dieser Art des Handels eine besondere Rolle in der heutigen Zeit einzuordnen ist (Vgl. Krugman et al., 2012, S.239 und Bundeszentrale für politische Bildung). Dementsprechend, nachdem das Ricardo-Modell grundlegend in ihrer Darstellung und Funktion veranschaulicht wurde, wird die Konzentration im nächsten Kapitel auf dem intraindustriellen Handel liegen, um die letztere angesprochene Lücke, welche im Ricardo-Modell ersichtlich war, durch die beiden Modelle – dem Krugman -und Melitz-Modell – abzudecken.

3 Intraindustrieller Handel

3.1 Entwicklung, Ursachen und Gründe des intraindustriellen Handels

Im Kapitel zwei wurde ausführlich gezeigt, dass der Handel interindustrieller Art zwischen Ländern aufgrund komparativer Vorteile – das Ricardo-Modell – stattfand. Dadurch stellten sich die am Handel teilnehmenden Länder besser dar als in der Autarkiesituation. Jedoch besteht die Wirtschaft auf der Welt nicht nur aus dem interindustriellen Handel, welche von einer Spezialisierung der Länder entsprechend ihrer komparativen Vorteile bei den verschiedenen Gütern ausgeht, sondern auch aus dem intraindustriellen Handel, der einen sehr großen Teil – mehr als zwei Drittel – des Handels zwischen den Industrieländern begründet (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung). Im intraindustriellen Handel geht es vor allem um den Austausch von vergleichbaren Gütern derselben Art unter den Ländern. D.h. die Länder handeln mit Produkten der gleichen Gütergruppe, wobei es diese sowohl exportiert als auch importiert (Vgl. Kempa, 2012, S.117 und van Marrewijk et al., 2007, S.202ff). Der Anteil dieser Art von Handel ist in den letzten fünf Jahrzehnten stetig angestiegen. Noch wichtiger ist es zu nennen, dass der Handel zwischen den entwickelten Ländern – den Industrieländern – den größten Anteil des Welthandels darstellt (Vgl. Krugman et al., 2012, S.239). Vor allem für die Mehrzahl der OECD-Länder konnte ab Ende 1980er Jahre eine erhebliche Steigerung des Anteils an intraindustriellem Handel verzeichnet werden (Vgl. OECD, 2002, S.159 – S.163). Die wesentlichen Gründe für den enormen Anstieg dieser Art von Handel lassen sich vor allem auf zwei Ursachen zurückführen. Erstens streben die Anbieter immer mehr an ihre Produkte voneinander zu differenzieren, sprich die eigenen Produkte von den Produkten des Konkurrenten abzuheben. Dadurch erhoffen sich die Anbieter die Konsumenten für sich zu gewinnen bzw. an sich zu binden, was in der Realität bis zu einem bestimmten Grad funktioniert (Vgl. Krugman et al., 2012, S.229). Zweitens lässt sich beobachten, dass die Konsumenten ziemlich unterschiedliche Bedürfnisse haben und eine größere Auswahl an Produktvarianten schätzen. Die verschiedenen Varianten können sich in Form unterscheiden, wobei sie untereinander eine hohe Substituierbarkeit aufweisen, jedoch nicht vollständig ersetzt werden können (Vgl. Kempa, 2012, S.117 und van Marrewijk et al., 2007, S.202ff). Diese beiden Ursachen sind der maßgebliche Anlass für den Anstieg des Handels von gleichartigen, jedoch nicht identischen Gütern zwischen den Ländern (Vgl. Kempa, 2012, S.117 und Bundeszentrale für politische Bildung). Um den intraindustriellen Handel anschaulich darzustellen, werden im nächsten Unterkapitel zwei Modelle dargestellt, die beide auf der monopolistischen Konkurrenz basieren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Signifikanz des Inter- vs. Intraindustriellen Handels für die Weltwirtschaft
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
24
Katalognummer
V450269
ISBN (eBook)
9783668857575
ISBN (Buch)
9783668857582
Sprache
Deutsch
Schlagworte
signifikanz, inter-, intraindustriellen, handels, weltwirtschaft
Arbeit zitieren
Anil Mengüs (Autor:in), 2017, Signifikanz des Inter- vs. Intraindustriellen Handels für die Weltwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450269

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