Prozentuale Verteilung der männlichen und weiblichen Erzieher in Deutschland


Ausarbeitung, 2015

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Prozentuale Verteilung der männlichen und weiblichen Erzieher in Deutschland

Die Kindertageseinrichtungen, oder auch Kitas genannt, bilden in der deutschen Gesellschaft einen enormen Wert, da sie die frühkindliche Bildung und Erziehung gewährleisten sollen. Dabei kommt jedoch die Frage auf, wie diese am besten von statten geht, beziehungsweise welche Faktoren dabei die größere Rolle spielen. Einem Faktor, welchem dabei nachgegangen wird, ist die Verteilung männlicher und weiblicher Erzieher. Auffällig dabei ist, dass in Deutschland hauptsächlich die Frauen den Part der Erzieherinnen übernehmen. Doch wie ist diese Tatsache zu begründen?

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sich unter anderem dieser Frage angenommen und untersucht, welche Gründe für die geringe Anzahl männlicher Erzieher vorliegen. Somit ergibt sich zum Beispiel ein geringer Anteil männlicher Fachkräfte in Kindertagesstätten von gerade einmal 3%. Darunter zählen aber nicht nur die festen Mitarbeiter, sondern auch Praktikanten, Absolventen eines freiwilligen sozialen Jahres, Zivildienstleistende, als auch ABM-Kräfte. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass von den 362215 registrierten Beschäftigten gerade einmal 10.745 männlichen Geschlechtes sind (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 15).

Eine weitere Auffälligkeit dabei ist, dass dieser Anteil zwischen den einzelnen Bundesländern stark variiert. ״Das Ranking der Bundesländer mit dem höchsten Männeranteil wird von den Stadtstaaten Bremen und Hamburg angeführt (Bremen: 9,6 %, Hamburg: 8,5 %). Auch über dem Durchschnitt liegen Schleswig-Holstein (5,1 %), Berlin (4,5 %) und Hessen (4,5 %). Die ostdeutschen Bundesländer, Baden-Württemberg und Bayern rangieren auf den hinteren Plätzen mit einem Anteil von bisweilen deutlich unter 2 % ״ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 15). Werden davon nun aber die absoluten Zahlen begutachtet, so fällt auf, dass in den Bundesländern Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mehr als die Hälfte, also um genau zu sein 6000 männliche Pädagogen in Kindertagesstätten arbeiten. Mit einer Zahl von 2422 männlichen Beschäftigten weist Nordrhein-Westfalen die höchste Quote auf.

Äußerst selten sind dagegen Fachkräfte männlichen Geschlechts in den ostdeutschen Bundesländern (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 15).

Auch in Hinblick auf die Land- beziehungsweise Stadtkreise sind Differenzierungen zu vernehmen. Deutlich wird dies vor allem in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Hessen, wo sich in mehreren Stadtkreisen eine hohe Anzahl männlicher Pädagogen aufweisen lässt. Linter den Städten zählen vor allem Kiel und Flensburg, mit einen Männeranteil von 10,8%. Somit sind dies die Stadtkreise mit dem höchsten Anteil männlicher Erzieher. In Hessen zählen die Städte Frankfurt am Main, Kassel und Offenbach am Main zu denen, mit der höchsten Quote männlicher Mitarbeiter.

Im großen und ganzen darf behauptet werden, dass vor allem größere Städte, wie auch in

Ostdeutschland, den höchsten Männeranteil aufweisen (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 16f.).

Doch nicht nur hinsichtlich Stadt und Land sind allgemeine Differenzen zu vermerken, sondern auch im Bezug auf das Alter sind erhebliche Unterschiede festzustellen. So ist zum Beispiel der Männeranteil der unter 30-Jährigen am größten, wobei dieser junge Anteil besonders in Berlin, Brandenburg und Sachsen zu vernehmen ist, womit er auch weit über den j eweiligen Landesdurchschnitten steht. Sofern sind es in Berlin 8,9% männliche Erzieher, In Brandenburg 6,8% und in Sachsen 8,7% .(vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 17). ״Differenziert man die Gruppe der männlichen Erzieher (ohne FSJler, Praktikanten und Sonstige) nach verschiedenen Altersgruppen, zeigt sich: In der Gruppe der jüngeren Erzieher und Erzieherinnen fällt der Anteil männlicher Erzieher etwas größer aus. So liegt der Anteil männlicher Erzieher in der Gruppe der unter 25-Jährigen bei 2,9 %. In der Gruppe der 26- bis 30­Jährigen ist der Männeranteil am größten und erreicht 3,6 %. Bei den 31- bis 40-Jährigen liegt der Männeranteil noch bei 2,9 %. In der Gruppe der 41- bis 50-Jährigen sinkt der Anteil männlicher Erzieher auf 2 %. Am niedrigsten fällt der Männeranteil dann bei den 51- bis 60-Jährigen aus. Hier liegt er nur noch bei 1,4%“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 17).

Da gerade die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Sachsen erhöhte Differenzen im Bezug auf die anderen Bundesländer aufweisen, so scheint es, dass durch den Fachkräftebedarf in den ostdeutschen Bundesländern sich verstärkt junge Männer für den Erzieherberuf entscheiden.

Argumente für die statistische Verteilung von männlichen Erziehern

Im einzelne wurde im Vorfeld schon die Thematik des Fachkräftebedarfs angerissen, jedoch sollten weitere Gründe für diese Lage begutachtet werden, welche mitunter sicher für die geringe Anzahl männlicher Erzieher verantwortlich sind.

Ein Befund welcher besonders bei der Begründung der geringen Anzahl männlicher Erzieher ins Auge fällt, ist der Gedanke eines Missbrauchs von Kindern. So äußern diese Verdachtsmomente nicht nur 40 % der Eltern, sondern auch 43% der Kitaleitungen, sowie 48 % der Trägerverantwortlichen, auch wenn wahrscheinlich mit diesem Vorurteil vielen Männern Unrecht getan wird. Solche Aussagen führen demnach zu Verunsicherungen, Irritationen, Unverständnis und Wut männlicher Erzieher, wodurch wiederum die tägliche professionelle Arbeit beeinflusst und eingeschränkt werden kann. So trauen sich beispielsweise die männlichen Erzieher nicht mal mehr gemeinsame Turnübungen durchzuführen, ein Kind auf den Schoß zu nehmen, zu umarmen, oder ihm sogar ein Küsschen auf die Wange zu geben. Dies wird auch von weiteren nationalen und internationalen Studien bestätigt, (vgl. Cremers & Krabel, 2012).

Doch״trotz der Bedeutung, die der Generalverdacht in den verschiedenen Studien einnimmt, lässt sich zumindest für die deutsche Studie ״Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten“ schlussfolgern, dass die Befunde - nur sehr wenige Befragte sehen in männlichen Erziehern ein Risiko oder sind ihnen gegenüber skeptisch, aber viele der Befragten verbinden männliche Erzieher gedanklich mit dem Thema״sexueller Missbrauch“- aufzeigen, dass gerade vor dem Hintergrund und dem Bewusstsein der Missbrauchsthematik eine grundsätzlich hohe Akzeptanz und Erwünschtheit von männlichen Fachkräften erfolgt“ (Cremers & Krabel, 2012).

Ein weiterer Grund für die wenige Anzahl männlicher Erzieher könnte die Skepsis, beziehungsweise ein Kränkungsgefühl der Erzieherinnen sein, welches mit der Thematik einhergeht. Dies lässt sich damit begründen, dass Männern in pädagogischen Berufen immer etwas Neues und Aufregendes wie Bewegungsspiele, oder technische, sowie naturwissenschaftliche Kompetenzen zugeordnet werden, und die Frauen dadurch ein Abwertungsgefühl entwickeln, indem sie diesen Fähigkeiten entzogen werden (vgl. Cremers & Krabel, 2012).

Diesem Beispiel angeschlossen ist ein weiterer Grund für die geringe Anzahl männlicher Erzieher, dass sie in eine stereotypische Rolle gedrängt werden, wobei die Angst entstehen kann, den Ansprüchen in dieser Frauendomäne nicht gerecht zu werden und die Rolle des ״starken Mannes“ nicht zu erfüllen. In dieser Hinsicht sollen also die männlichen Erzieher die Lücken füllen, welche die Frauen nicht füllen können. Dieser Aspekt zeigt sich auch bezüglich des Themenbereiches Ordnung, wobei die Frauen die Definitionsmacht in Anspruch nehmen, ohne darauf zu achten, was eigentlich pädagogisch als angemessen erscheint. Die Männer werden diesbezüglich ausgebremst und es scheint, als ginge es hierbei nicht mehr hauptsächlich um das Wohl der Kinder (vgl. Krebs & Neubauer, 2010, s. 30).

Eine weitere Barriere ist die Nachfrage, wieso ein Mann Erzieher wird. Erziehung von Kindern scheint, so die Gesellschaft, hauptsächlich in den Händen der Frauen zu liegen, wobei die Reaktionen auf männliche Erzieher oftmals abwertend und negativ sind. Diese Reaktionen äußern sich dadurch, dass der Erzieherberuf die Wahrnehmung hervorruft, eine unmännliche Ausnahme zu sein (vgl. Krebs & Neubauer, 2010, s. 30f.).

Weiterhin sind in dem Erzieherberuf die Aufstiegschancen wohl eher gering, beziehungsweise geht eine Geringschätzung mit diesem Beruf einher, womit eine helfende oder dienende Tätigkeit nicht mit Aufstiegschancen oder Weiterentwicklung gleichgesetzt wird (vgl. Krebs & Neubauer, 2010, s. 30). Diese Geringschätzung scheint auch im Bezug auf die Bezahlung eine entscheidende Rolle zu spielen, da der Mann in der heutigen Zeit immer noch als Familienernährer zu dienen scheint. Somit wird der Eindruck erweckt, ein höherer bezahlter Beruf bringt auch höheres Ansehen mit sich, wodurch sich wiederum Männer bevorzugt für eine besser bezahlte Tätigkeit, gerade im technisch­gewerblichen Bereich entscheiden (vgl. Krebs & Neubauer, 2010, s. 34).

Es gibt also zahlreiche Gründe, weshalb Männer in pädagogischen Berufen den geringeren Anteil der gesamten Erzieheranzahl einnehmen, angefangen von den Verdachtsmomenten bis hin zu der geringen Bezahlung, über die niedrige soziale Anerkennung. Der Erzieherberuf scheint eine Frauendomäne zu sein, in welcher die Männer scheinbar nicht hineingehören. Die Frauen werden diesbezüglich als empathiefähiger und als sozialer angesehen als Männer. Des weiteren werden sie als besser qualifiziert für diesen Beruf dargestellt weil eine Mutter - Kind Beziehung dieser Tätigkeit nachgesagt wird, und sie dadurch als qualifizierter erscheinen. Jedoch sollte sich vor Augen gehalten werden, dass nicht jede Erzieherin Kinder hat, und dennoch in diesem pädagogischen Beruf tätig ist. Es ist also eine schwache These zu behaupten, Frauen seinen hinsichtlich dieser Übertragung in erzieherischen Tätigkeitsfeldern qualifizierter als Männer.

Beweggründe für die Erhöhung des Männeranteils in Kindertagesstätten

Laut verschiedenen Statistiken sind nicht nur die Erzieherinnen, sondern auch die Eltern, sowie die Kitaleitungen dafür, mehr männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten einzusetzen, so zumindest sprechen eine Vielzahl von Gründen dafür. Jedoch wurde bei einer Befragung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Umfrage durchgeführt, welche aufzeigt, welche Fähigkeiten ein männlicher Pädagoge mitbringen sollte. Bei den sozialen Fähigkeiten handelt es sich dabei um Empathie, Feinfühligkeit, Fürsorge, Kompromissfähigkeit, Sensibilität, Toleranz und Teamfähigkeit, um nur einige zu nennen. Jedoch spielen auch Engagement, Einsatzbereitschaft, Motivation, Eigenständigkeit, Unternehmungslust und Liebe zum Beruf, sowie Geduld, Ausdauer, Balastbarkeit, Humor, Selbstbewusstsein, Gelassenheit und Courage in Hinsicht auf Engagement und emotionale Stärke eine bedeutende Rolle. Auch über berufliche Fähigkeiten sollte eine männliche Fachkraft verfügen. Die Antworten, welche hinsichtlich der offenen Fragen genannt wurden, beziehen sich dabei auf das Fachwissen, auf das pädagogische Geschick, auf die hauswirtschaftlichen Fähigkeiten, sowie auf die sprachlichen Kompetenzen (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, s. 53). Es scheint, als würden diese Nennungen hinsichtlich männlichen und weiblichen Fachkräften keine Unterschiede deutlich machen, da diese Fähigkeiten und Fertigkeiten wohl auch für weibliche Erzieher zutreffen könnten. Interessant wird es jedoch in Anbetracht an die technischen und naturwissenschaftlichen Eigenschaften, welche mit den männlichen Fachkräften in Verbindung gebracht werden.

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Prozentuale Verteilung der männlichen und weiblichen Erzieher in Deutschland
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
12
Katalognummer
V450237
ISBN (eBook)
9783668855366
ISBN (Buch)
9783668855373
Sprache
Deutsch
Schlagworte
prozentuale, verteilung, erzieher, deutschland
Arbeit zitieren
Adeline Halbing (Autor:in), 2015, Prozentuale Verteilung der männlichen und weiblichen Erzieher in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450237

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