Technische Aktienanalyse als Ergänzung zu anderen Investmentstrategien. Eine empirische Untersuchung ausgewählter Instrumente der Charttechnik


Bachelorarbeit, 2018

113 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1. Die technische Aktienanalyse
2.1.1. Rahmenbedingungen einer technischen Aktienanalyse
2.1.2. Ideologie der technischen Aktienanalyse
2.1.3. Verschiedene Arten von Charts
2.2. Abgrenzung zu anderen Investmentstrategien
2.2.1. Growth-Strategie
2.2.2. Value-Strategie
2.2.3. Pro- und antizyklische Strategie
2.2.4. Indexstrategie
2.2.5. Umkehrstrategie
2.2.6. Dividendenstrategie
2.2.7. CANSLIM-Strategie
2.2.8. Die Buy and Hold Strategie
2.3. Die Dow-Theorie
2.3.1. Entstehung der Dow-Theorie
2.3.2. Grundsätze der Dow-Theorie
2.3.3. Kritik an Dow-Theorie

3. Analyse
3.1. Instrumente der technischen Aktienanalyse
3.1.1. Trendlinienanalyse
3.1.2. Widerstands- und Unterstützungslinien
3.1.3. Trendfolgeformationen
3.1.4. Trendwendeformationen
3.1.5. Bodenbildungsformationen
3.1.6. Gap
3.1.7. Gleitende Durchschnitte
3.1.8. Elliott Waves
3.1.9. Fibonacci-Retracements
3.1.10. RSI
3.1.11. Volumenanalyse
3.2. Anwendung der Charttechnik an ausgewählten Charts
3.2.1. Praxisbeispiele anhand historischer Charts
3.2.2. Untersuchung und Analyse eines aktuellen Charts
3.3. Darstellung und Zusammenfassung der Ergebnisse

4. Kritische Würdigung
4.1. Eingrenzung der Ergebnisse aus der Analyse
4.2. Vergleich mit Buy and Hold Strategie
4.3. Eignung der technischen Analyse als Prognoseinstrument
4.4. Zukunftspotential

5. Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Dow Jones Industrial 30 von 01.01.1990 bis 01.03.2009

Abbildung 2: DAX 5-Jahres Performancechart

Abbildung 4: Dax 5-Jahres-Balkenchart

Abbildung 5: Vergrößerung eines Balkens

Abbildung 6: DAX 5-Jahres Kerzenchart

Abbildung 7: Vergrößerung einer Kerze

Abbildung 8: Point & Figure Chart

Abbildung 9: Point & Figure Beispiel

Abbildung 10: Vergleich von Kerzenchart und Point & Figure - Chart des Goldkurses 2013

Abbildung 11: Die drei Trends nach der Dow-Theorie

Abbildung 12: Drei Phasen des Primärtrends

Abbildung 13: Indizes müssen sich bestätigen

Abbildung 14: Die drei Arten von Trends

Abbildung 15: Schema der Trendlinien

Abbildung 16: Wandlung von Widerstand zu Unterstützung

Abbildung 17: Widerstand und Unterstützung bei Aufwärtstrends

Abbildung 18: Symmetrisches Dreieck Bullenmarkt

Abbildung 19: Symmetrisches Dreieck Bärenmarkt

Abbildung 20: Steigendes Dreieck

Abbildung 21: Bullenflagge

Abbildung 22: Bullischer Wimpel

Abbildung 23: Schulter-Kopf-Schulter Formation

Abbildung 24: Doppeltop oder M-Formation

Abbildung 25: Doppelboden oder W-Formation

Abbildung 26: Untertassen-Formation

Abbildung 27: V-Formation

Abbildung 28: Gap

Abbildung 29: Fortsetzungslücke

Abbildung 30: Gleitende Durchschnitte

Abbildung 31: Der Elliott Wellenzyklus

Abbildung 32: Mehrere Zyklen einer Elliott Wellenbewegung

Abbildung 33: Fibonacci Retracement

Abbildung 34: RSI

Abbildung 35: Volumen

Abbildung 36: K + S Volumen

Abbildung 37: Kaufsignale durch Volumen

Abbildung 38: Adidas-Aktie Kursverlauf 06-2005 bis 06-2010

Abbildung 39: Adidas-Aktie analysiert 06-2005 bis 06-2010

Abbildung 40: Deutsche Bank-Aktie Kursverlauf 06-2005 bis 06-2010

Abbildung 41: Deutsche Bank-Aktie analysiert 06-2005 bis 06-2010

Abbildung 42: Bayer-Aktie Kursverlauf 09-2013 bis 09-2018

Abbildung 43: Bayer-Aktie analysiert 09-2013 bis 09-2018

Abbildung 44: Bayer-Aktie analysiert 09-2013 bis 09-2018

Abbildung 45: Historischer DAX-Chart

1. Einleitung

„Es gibt tausend Möglichkeiten, Geld loszuwerden, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld – oder das Geld arbeitet für uns.“[1] Mit diesem Zitat versuchte Bernard Baruch, ein ehemaliger US-amerikanischer Politiker und Börsenspekulant, den Menschen beim „reich werden“ Hoffnung zu geben. Es stehe neben dem zum finanziellen Überleben notwendigen Arbeiten gehen eine weitere Methode zum Erwerben von Geld zur Verfügung - und das ist die Wertpapierbörse. Abgesehen von kürzeren Krisenzeiten stieg die Bekanntheit und Beliebtheit von Aktien zusammen mit den Aktienkursen jahrelang nahezu kontinuierlich. Die Euphorie der Investoren war deshalb sehr groß. Immer mehr Investoren bestätigten den Inhalt von Baruchs Zitat und sahen die Börse als Möglichkeit, sehr einfach sehr viel Geld zu verdienen, bis die Jahre 2007 bis 2009 erreicht wurden und die Finanzkrise einen enormen Kurseinbruch mit sich brachte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Dow Jones Industrial 30 von 01.01.1990 bis 01.03.2009 [2]

Die nahezu Halbierung des Kurses einer der wichtigsten Indizes der Welt durch die Finanzkrise schwächte bei vielen Anlegern das Vertrauen in die Börse und den Glauben an ständig steigende Kurse.

Gerade dieser Börsensturz, durch den riesige Vermögenswerte vernichtet wurden, wirft die Frage auf, ob man in Aktien investieren soll und falls ja, in welche. Wie Abbildung 1 zeigt, hat der Investor zusätzlich das Problem, den richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf der Aktie zu ermitteln, da eine exakte Vorhersehbarkeit des Aktienmarktes nicht gegeben ist. Nur durch die richtige Zeitpunktermittlung können Renditen optimiert und Verluste reduziert werden. Es bedarf also eines geeigneten Mittels der Aktienanalyse. Eine wichtige Analyseform stellt die technische Aktienanalyse dar, welche auf Basis vergangenheitsbezogener Kurswerte Prognosen für die Zukunft erstellt. Es gibt allerdings diverse weitere Investmentstrategien, welche eine Portfoliooptimierung durch gezieltes Investieren versprechen.

Zielsetzung dieser Arbeit ist die Vorstellung dieser Investmentstrategien und der technischen Analysemöglichkeiten. Es soll untersucht werden, inwieweit die technische Aktienanalyse mit ihren Werkzeugen als Prognoseinstrument funktionieren kann. Dies geschieht in Form einer empirischen Untersuchung mit dem Ziel, die aus der Theorie und Literatur gewonnenen Erkenntnisse an realen Chartbildern anzuwenden und somit Möglichkeiten und Grenzen aufzuzeigen. Schließlich wird Aufschluss darüber gegeben, inwiefern sich die technische Aktienanalyse als Ergänzung zu den beschriebenen Investmentstrategien eignet, indem sie einen nützlichen Beitrag zur Optimierung der Rendite leistet.

2. Theoretische Grundlagen

2.1. Die technische Aktienanalyse

Zunächst wird geklärt, wie die technische Aktienanalyse in dieser Arbeit definiert wird. Der Ausdruck „technisch“ im Zusammenhang mit der Aktienanalyse ist im Gegensatz zum alltäglichen Sprachgebrauch sehr differenziert zu betrachten. In diesem Sinne wird auf die Beobachtung der Aktionen an der Börse selbst Bezug genommen, nicht auf die Untersuchung der an der Börse gehandelten Objekte.[3]

Die TA ist dementsprechend ein Instrument zur Aktienkursprognose, welches optische Anhaltspunkte bietet. Im Mittelpunkt bei der TA steht also die Aussage über Entwicklungen zukünftiger Kursverläufe, beruhend auf Beobachtungen aus der Vergangenheit. Grundlegend für die Prognose sind Charts, also die visuelle Darstellung der Aktienkurse in Kursgrafiken, deren bisherige Verläufe zur Prognose künftiger Kurstrends genutzt werden.[4] [5]

Die TA kann nicht nur bei Aktien, sondern bei unzähligen Assets wie Rohstoffen, Devisen, Derivaten oder sonstigen Papieren angewandt werden.[6] Aus Gründen der Überschaubarkeit steht im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich die TA von Aktien im Fokus. Sie gibt Hinweise für zukünftige Kursbewegungen einzig und allein durch die Analyse und Interpretation von Charts.

Es bestehen marginale Unterschiede in der Definition der Begriffe TA und Charttechnik, wobei technische Analysten im Gegensatz zu Charttechnikern versuchen, subjektive menschliche Elemente beim Trading durch computergesteuerte Elemente weitestgehend zu reduzieren, bzw. eliminieren. Der reine Charttechniker nutzt lediglich seine Fähigkeiten zum Lesen und Interpretieren der Charts. Aus Überschaubarkeitsgründen gelten die Begriffe TA und Chartanalyse, bzw. Charttechnik im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der Banalität der Unterschiede dennoch als Synonyme.[7]

2.1.1. Rahmenbedingungen einer technischen Aktienanalyse

Um erfolgreich Charts lesen zu können, müssen gewisse Grundlagen gelegt und Rahmenbedingungen gegeben sein. Es sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu beachten. Um mit dem Traden erfolgreich sein zu können, benötigt es entsprechende liquide und handelbare Wertpapiere. Gewinne können nur generiert werden, wenn Angebot und Nachfrage auf dem Markt zu einer fairen Preisbildung führen.[8]

Diese Bedingung ist an der Börse heutzutage gegeben, da ein nahezu vollkommener Markt herrscht, bei welchem alle Anbieter und Nachfrager nur nach ökonomischen Grundsätzen handeln und bei dem verschiedene Bedingungen erfüllt sein müssen.[9] [10] Um eine TA mit folgender Interpretation durchführen zu können, ist eine gewisse Kurshistorie zwingend notwendig. Eine Aktie ohne vergangene Kurswerte, wie es beispielsweise bei einem neuen Börsengang der Fall ist, erfüllt diese Voraussetzung nicht. Weitere typische wirtschaftliche Rahmenbedingungen, wie Konjunktur, Devisenkurse oder Geldpolitik haben keinen direkten Einfluss auf die Chartanalyse.[11]

Eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche Chartanalyse bilden die technischen Rahmenbedingungen. Um eine TA durchführen zu können, sind ein Blatt Papier, Stifte und die Informationen über die Aktienkurse oder alternativ ein handelsüblicher PC mit Internetzugang nötig. Oftmals wird heutzutage eine Software auf einem PC für die Chartanalyse genutzt, da diese Methode im Gegensatz zum selbst Einzeichnen der Kurse und charttechnischer Instrumente genauer und weniger zeitaufwendig ist. Es gibt diverse Anbieter solcher Anwendungen mit einem Chartsoftware-Programm zum Darstellen und Analysieren der Chartbilder mithilfe einer Vielzahl von charttechnischen Instrumenten. Mit steigender Intensität und Frequenz der durchzuführenden Analysen steigen auch die Anforderungen an den genutzten PC. Profi-Trader nutzen nicht nur einen Bildschirm, sondern mehrere große Monitore zum Erhöhen der Quantität und zum Optimieren der Analyseergebnisse. Für Amateure gibt es inzwischen jedoch vielerlei Möglichkeiten, sich direkt eine simple Chartsoftware herunterzuladen und direkt mit der eigenen Chartanalyse zu beginnen. Grundsätzlich ist die TA jedoch auch mit händischem Zeichnen möglich.

2.1.2. Ideologie der technischen Aktienanalyse

Die Vertreter der technischen Analysten haben die Fundamentalisten als Gegenspieler im Hinblick auf die Aktienanalyse. Statistische und unternehmensspezifische Daten stehen hierbei im Fokus der Fundamentalisten. Darunter zählen Jahresabschlüsse, Quartalsberichte, Dividendenpolitik der Unternehmen, Pläne der Gesellschaften und vieles mehr. Analysiert werden quantitative Faktoren wie beispielsweise Umsatz, Gewinn, Bilanzkennzahlen und Marktausschöpfung, aber auch qualitative Faktoren wie Fähigkeiten des Managements, Erfahrungswerte, potentielle Wettbewerber, Marktentwicklung, technologische Fortschritte und vieles mehr. Ziel dieser Analyse ist das Erlangen eines konkreten Überblicks über die aktuelle Wirtschaftslage, in dem möglichst alle verfügbaren Informationen und Nachrichten verarbeitet und in einen sogenannten „inneren Wert“ verpackt werden. Der innere Wert beschreibt den geschätzten Wert des analysierten Wertpapiers als Ergebnis der fundamentalen Analyse.

Liegt dieser oberhalb des aktuell notierten Wertes an der Börse, schätzt der Fundamentalist den untersuchten Wert als unterbewertet ein und er sieht darin eine Kaufgelegenheit. Liegt der innere Wert unterhalb des aktuellen Börsenwertes, ist die logische Folge für einen Fundamentalisten der Verkauf des Wertpapiers, bzw. das Unterlassen eines Kaufes, da die Aktie dann als überbewertet gilt. Tatsächlich werden vermehrt Kaufempfehlungen ausgesprochen, da der ermittelte innere Wert meist unterhalb des aktuellen Aktienkurses liegt.[12] [13]

Der für Fundamentalisten essentielle innere Wert findet bei den Charttechnikern keinerlei Berücksichtigung. Charttechniker sehen bei der fundamentalen Analyse folgende Problematik: Der aktuelle Aktienkurs entspricht in der Realität fast nie dem inneren Wert und somit den Wertvorstellungen der Fundamentalisten. Bei der Preisfindung spielen ihrer Meinung nach ausschließlich Angebot und Nachfrage die entscheidende Rolle. Diese Parameter wiederum sind abhängig von allen rationalen und irrationalen Anlageentscheidungen. Der Kurswert ist also nicht nur abhängig von fundamentierten Analysen, sondern auch von Hoffnungen und Befürchtungen, Vermutungen und Stimmungen von allen potentiellen Käufern und Verkäufern. Im Endeffekt werden dadurch alle denkbaren Einflussfaktoren zusammengefasst und in einer exakten Zahl ausgewiesen. Der daraus resultierende Aktienkurs ist für Chartisten der einzige Wert, der zählt.

Charttechniker kritisieren ebenfalls, dass alle Daten und Zahlen, welche von Fundamentalisten analysiert werden, in der Vergangenheit liegen, somit überholt sind und bereits im aktuellen Kurs eingepreist sind.[14] Die Unternehmensdaten stehen also nicht im Interesse der Techniker. Die einzigen relevanten Informationen aus der Vergangenheit sind die notierten Kurse, anhand derer die technische Analyse erfolgt. Die Börse bringt alle Vermutungen und Schätzungen der Marktteilnehmer in das Gleichgewicht, egal ob diese Informationen wahr, falsch, irrelevant oder dem Großteil der Anleger noch unbekannt sind. Letzten Endes zählt für den Chartist nur der bisherige Kursverlauf.[15]

Für Welcker stehen fünf Gründe für die Ideologie der TA und stellen den fundamentalen Ansatz als Analysemethode erheblich in Frage.

Den ersten Kritikpunkt gegen die Fundamentalisten stellt der Fakt dar, dass es unwahrscheinlich ist, zum aktuellen Zeitpunkt eine bessere Informationsbasis zu haben als die Großzahl anderer Anleger, die sich ebenfalls um die richtige Einschätzung des Wertes der Aktie bemühen.

Des Weiteren haben der Gesellschaft nahestehende Personen wie Aufsichtsratsmitglieder, Vorstandsmitglieder, leitende Angestellte und Insider eine durchaus bessere Ausgangssituation, um eine qualitativere Abschätzung des inneren Wertes einer Aktie treffen zu können, da diese Personen im Gegensatz zum „normalen“ Fundamentalanalytiker auf weitaus bessere und schnellere Gegebenheiten zur Informationsbeschaffung zurückgreifen können.

Der dritte Grund ist die Zeitersparnis, die ein Charttechniker gegenüber einem Fundamentalist genießt. Eine technische Analyse eines Aktiencharts beansprucht in der Regel nur ein Bruchteil an Zeit im Vergleich zu einer vollumfänglichen Fundamentalanalyse.

Eine weitere Tatsache, die Kritik gegenüber Fundamentalisten ausübt, besteht in der doppelten Verlustquelle dieser Analyse. Einerseits kann der innere Wert der zu analysierenden Aktie fehlerhaft interpretiert und durch eine falsche Transaktionsentscheidung ein Verlust generiert werden. Andererseits kann der Markt sich, auch bei richtiger Einschätzung des inneren Wertes, in die entgegengesetzte, unerwartete Richtung bewegen, weil andere den inneren Wert der Aktie anders einschätzen als man selbst.

Der letzte der fünf Gründe, der gegen den fundamentalen Ansatz spricht, ist die Charttechnik selbst. Auch wenn der innere Wert einer Aktie weit oberhalb des aktuellen Börsenkurses liegt, kann aus technischen Gründen trotz vorhandener Unterbewertung der Aktie ein Verkaufssignal ausgelöst werden und umgekehrt. Denn auch die finanzielle Situation eines Anlegers ist für die Anlageentscheidung maßgebend. So können finanzielle Überlegungen zur eigenen Liquidität bei Anlegern auch ohne fundamentalen Grund zu einer Verkaufswelle einer Aktie führen.[16]

2.1.3. Verschiedene Arten von Charts

Charts sind das Handwerkzeug des technischen Analysten. Sie verpacken alle Informationen und Transaktionen, die an der Börse geschehen. Die Charts zeigen den historischen Kursverlauf bis hin zur Gegenwart. Die Charts können aus Zeitintervallen von einem Monat, einer Woche, einem Tag, einer Stunde oder auch aus kleineren Zeitanständen bestehen. Jedoch wird die Qualität der Aussagekraft bei zu kleinen Intervallen zunehmend sinken, da die Formationen oft nicht oder erst zu spät erkannt werden.[17]

Im Endeffekt sind Charts nur ein reines graphisches Abbild der auf der Börse vorgenommenen Transaktionen und folglich der Kurse. Charts sind qualitativ miteinander vergleichbar, eine Unterscheidung nach „guten“ und „schlechten“ Charts ist nicht gegeben. Gute Analysen unterscheiden sich von schlechten Analysen nicht aufgrund der Chartbilder, sondern durch deren Interpretation.

Ein Zitat der Wallstreet lautet übersetzt: „Mit den Charts ist alles in Ordnung, den Ärger machen die Chartisten.“[18]

Es gibt verschiedene Arten, Charts graphisch darzustellen. Alle Charttypen im Rahmen dieser Arbeit aufzuzeigen, würde dem Umfang dieser Arbeit nicht gerecht werden. Aus diesem Grund werden die Charttypen auf die vier wichtigsten und am häufigsten verwendeten Varianten beschränkt: Linienchart, Balkenchart, Kerzenchart und Point & Figure Charts. Der klassische Linienchart ist gewöhnlich der Ausgangspunkt der Chartanalyse. Anschließend nimmt der technische Analyst den Linienchart genauer unter die Lupe, um so andere Charttypen wie Balkencharts betrachten zu können.[19]

Linienchart:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 : DAX 5-Jahres Performancechart [20]

In Abbildung 2 ist der Linienchart des DAX der letzten fünf Jahre abgebildet. Um einen optimalen ersten Eindruck des Kursverlaufes zu erlangen, ist es von Vorteil, sich zuerst den Linienchart des zu analysierenden Wertpapiers anzuschauen. Eine grobe Richtung und eine Abschätzung der Volatilität des Papiers sind somit auf den ersten Blick erkennbar. Markante Bewegungen durch beispielsweise unerwartete Nachrichten fallen sofort auf. Um einen groben Überblick über das Wertpapier zu erhalten, ist im Rahmen einer TA eine anfängliche Betrachtung des Liniencharts zu empfehlen.[21] Beim Linienchart werden die Schlusskurse eines jeden Handelstages aneinandergereiht und mit einer Linie verbunden. Da der Schlusskurs der wichtigste Kurs eines Handelstages für viele Chartanalysten ist, stellt der Linienchart eine geeignete Analysebasis dar.[22] Tageskursschwankungen bleiben durch reine Betrachtung des Liniencharts jedoch unbeachtet.

Balkenchart:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 : Dax 5-Jahres-Balkenchart [23]

Der Balkenchart (oft Bar-Chart genannt) ist vor allem in den USA der am häufigsten verwendete Charttyp in der TA. Die Umstellung von dem Linienchart hin zum Balkenchart ist vergleichbar mit einer Lupenfunktion.

Der Hauptunterschied liegt in Darstellungsweise eines Handelstages. Während der Linienchart nur Schlusskurse aufzeigt, ist beim Betrachten des Balkencharts die Schwankungsbreite eines Kursverlaufes an jedem Handelstag zu erkennen. Um dies zu veranschaulichen, wird ein einzelner Balken mit dessen Merkmalen in folgender Abbildung vergrößert dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 : Vergrößerung eines Balkens [24]

Jeder senkrechte Strich steht für eine Zeiteinheit. Im Tageschart bildet jeder senkrechte Strich den Kursverlauf eines Tages ab.

Ist der Strich grün, wie in Abbildung 3 zu erkennen, stieg der Aktienkurs an dem beobachteten Tag an. Für den Fall eines Kursrückgangs befände sich an der Stelle ein roter Strich. Die senkrechte Linie des Balkencharts wird ergänzt durch zwei kleine waagrechte Striche, die sich jeweils links und rechts der Linie befinden. Diese stellen linksseitig den Eröffnungskurs und rechtsseitig den Schlusskurs dar.

Notiert der Schlusskurs oberhalb des Eröffnungskurses, stieg die Aktie in gegebenem Zeitintervall und der Balken ist grün. Der Tiefpunkt des Balkens lokalisiert den Tagestiefstwert, der Hochpunkt entsprechend den Tageshöchstwert der Aktie. Die gesamte Länge des Balkens steht in der Folge für die Schwankungsbreite des untersuchten Zeitabschnitts.[25]

Kerzenchart:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 : DAX 5-Jahres Kerzenchart [26]

Der Kerzenchart gilt als die japanische Version des Balkencharts. Die seit Jahren steigende Popularität macht Kerzencharts zu einem nicht mehr wegzudenkenden Charttyp für die TA. Die Systematik ähnelt stark dem Prinzip des Balkencharts.

Es werden die vier Elemente „Einstiegskurs“, „Schlusskurs“, „Tageshoch“ und „Tagestief“ dargestellt. Es bestehen jedoch wesentliche graphische Abweichungen zu der Darstellung eines Balkens. Eine Kerze besteht aus einem Körper, dargestellt als breiter senkrechter Strich und ggf. zwei Schatten, dargestellt als dünne senkrechte Linie unterhalb und oberhalb des Körpers. Ausgehend von Tagescharts misst der Körper die jeweiligen Einstiegs- und Schlusskurse der Aktie. Ist der Schlusskurs höher als der Eröffnungskurs, hat der Körper der Kerze, je nach Darstellungsart, eine grüne, bzw. weiße Farbe. Ist der Schlusskurs jedoch niedriger als der Eröffnungskurs, ist die Farbe des Kerzenkörpers rot, bzw. schwarz.[27] Die Volatilität kann man aus der Größe des Kerzenkörpers ablesen. Je größer der Körper, desto höher die Volatilität und umgekehrt.

Sind Eröffnungs- und Schlusskurs gleichwertig, besteht die „Kerze“ nur aus den Schatten in Höhe der Tagesbewegungen. Diese sogenannte gleichbleibende Kerze wird auch „Doji“ genannt.[28]

Ist beispielsweise der Schlusskurs gleichzeitig der Tiefststand, wird kein unterer Schatten abgebildet. Zur Verdeutlichung stellt folgende Abbildung die Prinzipien einer Kerze nochmals dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 : Vergrößerung einer Kerze [29]

Point & Figure Chart:

Point & Figure Charts sind keinesfalls eine neue Technik. Seit mittlerweile über 150 Jahren nutzen Charttechniker diese Charts für ihre Analyse. Folgende Grafik zeigt einen solchen Point & Figure Chart.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7 : Point & Figure Chart [30]

Im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Charts gibt es beim Point & Figure Chart keine skalierte Zeitachse, bei der jede Zeiteinheit beachtet wird. Auf der Abszisse (X-Achse) fehlt die Skalierung komplett. Mit dem Ziel, eine effiziente Methode für die Aufzeichnung von Kursdaten zu entwickeln, generierten Analytiker folgende Methode, deren einziger und entscheidender Grundsatz lautet: Zeitlich spätere Notierungen müssen rechts von den vorherigen Notierungen stehen.[31] Kursänderungen werden also unabhängig von dem Zeitraum aufgezeichnet, in dem sie sich vollziehen.[32]

Zeitabschnitte, in welche der Kurswert der Aktie stagniert und keine markanten Bewegungen nach oben oder unten erfährt, sprich bei Seitwärtsbewegungen, bleiben bei Point & Figure Charts unbeachtet. Es werden nur markante und somit für den Charttechniker relevante Kursveränderungen eingezeichnet. Steigt der Kurs um einen vorher definierten Betrag („box size“) an, wird im Chart auf der selben senkrechten Linie solange ein „X“ eingezeichnet, bis ein Schlusskurs wieder um einen weiteren vorher definierten Betrag („reversal“) gesunken ist.

Folglich entsteht eine neue senkrechte Linie rechts daneben, bei welcher solange ein „O“ eingezeichnet wird, bis der Kurs wieder einen markanten Anstieg erfährt. Dasselbe Prinzip gilt im Umkehrschluss auch bei zuerst fallenden und danach wieder steigenden Kursen.[33]

An folgendem Beispiel wird die Thematik veranschaulicht.

Jeder Chartist legt die Veränderungsschritte der Zeitpunkte individuell fest. In diesem Beispiel wird angenommen, dass die Aktie der „P&F AG“ zum Zeitpunkt t=1 den Kurswert 100,00€ hat. Folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Aktie an den darauffolgenden 20 Tagen.

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 : Point & Figure Beispiel, Kurswerte exakt[34] Aus dieser Tabelle heraus ein Muster finden zu können, ist schwer. Eine Vereinfachung der vielen Kurswerte bringt beispielsweise das Ignorieren der Nachkommastellen.

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 : Point & Figure Beispiel, Kurswerte ohne Nachkommastelle[35]

Da geringfügige Kursänderungen in Point & Figure Charts keine Rolle spielen, werden sich wiederholende Kurswerte zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten weggelassen. Da keine skalierte Zeitachse in diesen Charts dargestellt wird, ist somit auch der Zeitpunkt (t) irrelevant. Folgende Kursreihe bleibt bestehen:

100 - 101 - 102 - 100 - 99 - 101 - 103 - 104 - 103 - 101 - 99

Als Ergebnis wurde aus einer tabellarischen, unübersichtlichen Aufzählung von Kurswerten ein Point & Figure Chart erstellt, dessen Übersichtlichkeit im Gegensatz zur reinen Kurswertauszählung deutlich erhöht ist. Der blaue Pfeil stellt den Kursverlauf im Wechsel von Auf- und Abwärtsbewegungen dar. Er startet entsprechend der Kursreihe bei 100, durchläuft einige steigende und sinkende Kursentwicklungen und endet beim Kurswert von 99.

Unter der Annahme, dass die Boxgröße einem Euro entspricht, sieht der entsprechende Point & Figure Chart wie folgt aus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8 : Point & Figure Beispiel [36]

Der blaue Pfeil stellt den Kursverlauf im Wechsel von Auf- und Abwärtsbewegungen dar.

Folgendes Szenario anhand des Goldpreises 2013 verdeutlicht die trotz der Kompaktheit immer noch gegebene Aussagekraft von Point & Figure Charts gegenüber einem Kerzenchartbild. „Box Size“ 15 bedeutet, dass je 15 $/ Feinunze Wertänderung in dieselbe Richtung ein neues Element (X oder O) auf die Senkrechte eingezeichnet wird. „Reversal“ 3 bedeutet, dass das Dreifache der „Box Size“ (3 * 15 = 45 $/ Feinunze) entgegen der ursprünglichen Richtung erreicht werden muss, damit eine neue umgekehrte Senkrechte eingezeichnet wird. [37]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9 : Vergleich von Kerzenchart und Point & Figure - Chart des Goldkurses 2013 [38]

Unabhängig davon, welchen Chart der Analyst für seine TA benutzt, gilt folgende Aussage. Charts veranschaulichen im Endeffekt nur die Ist-Situation an der Börse. Besitzt ein Chartist die Gabe eines fotographischen Gedächtnisses besitzt, benötigt zum Anwenden der Charttechnik kein Chartbild auf Papier oder auf dem Bildschirm. In den Erinnerungen sind alle notwendigen Daten und Kurse enthalten, welche die Basis für eine TA darstellen. Für diese sogenannte „Tape-Reader“ mit fotographischem Gedächtnis ist die graphische Darstellung überflüssig. Für die meisten Analysten jedoch, die diese seltene Gabe nicht besitzen, sind Charts als Informationsbasis der TA nicht wegzudenken.[39]

Auf welche Art und Weise technische Analysten die vorgestellten Charttypen nutzen, um ihre Prognosen möglichst präzise treffen zu können, wird in Kapitel „3. Analyse“ detailliert erarbeitet.

2.2. Abgrenzung zu anderen Investmentstrategien

Zunächst werden verschiedene fundamentale Investmentstrategien vorgestellt. Es wird erklärt, welche Möglichkeiten zur Anlage des Vermögens geeignet sind und für welchen Anlegertyp sie sich empfehlen.

2.2.1. Growth-Strategie

Growth heißt übersetzt Wachstum. Bei der Growth-Strategie geht es also um Aktien von Unternehmen und Branchen, für die ein überdurchschnittlicher Gewinn in der Zukunft erwartet werden kann. Geeignete Branchen sind zum Beispiel Software, Biotechnologie und Internet. Interessant sind hier nicht die aktuell darstellbaren Werte, sondern die Perspektive auf überproportionales Gewinn- und Umsatzwachstum mit dem Effekt eines steigenden Aktienkurses. Aufgrund des frühen Entwicklungsstadiums, in dem sich entsprechende Gesellschaften oftmals befinden, fallen die derzeitigen Gewinne meist eher gering aus. Aus diesem Grund ist ein dazugehöriges hohes KGV eine wichtige Kennzahl für Aktien, die für die Growth-Strategie relevant sind. Das KGV ist das Verhältnis des aktuellen Aktienkurses zum Gewinn je Aktie.

Es sagt also aus, in wie vielen Jahren die Gesellschaft bei konstanten Gewinnen ihren Börsenwert erreicht hätte.[40] Ein hoher Wert ist folglich ein negatives Kriterium. Weitere wichtige Kennzahlen für solche Papiere sind ein hohes Kurs-Buchwert-Verhältnis, eine gering ausfallende Dividendenstrategie, ein hoher Cashflow, eine hohe Verschuldung und eine geringe Eigenkapitalrendite. Die Anleger, die den Ansatz der Growth-Strategie verfolgen, legen jedoch nicht viel Wert auf Kennziffern wie dem KGV. Im Fokus stehen die hohen Gewinnerwartungen und das überdurchschnittliche Wachstumspotential der Zukunft.

Oftmals sind Investitionsentscheidungen auf Basis der Growth-Strategie mit einem hohen Risiko verbunden. Aktien-Neulinge sollten eine vorsichtige Handhabung dieser Strategie vornehmen oder gar meiden. Für erfahrene Marktbeobachter und Börsenspezialisten kann sie hingegen ein hohes Potential zur Renditesteigerung darstellen.[41] [42]

2.2.2. Value-Strategie

Die Value-Strategie heißt übersetzt „wertorientierte Strategie“ und ist das Gegenstück zur eben beschriebenen Growth-Strategie. Sie konnte sich in vielen Börsenphasen behaupten und eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaften. Es ist jedoch nicht einfach, passende Aktien für diese Methodik zu finden. Nicht jedes Unternehmen mit einem hohen Buchwert ist ein Schnäppchen. Um echte Schnäppchen mit überdurchschnittlichem Zukunftspotential zu identifizieren, ist stets die Gesamtsituation des Unternehmens sowie der Blick in die Zukunft zu beachten. Wichtige Kennzahlen in diesem Zusammenhang sind ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), eine hohe Dividendenrendite und ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum.[43] Es geht bei der Value-Strategie einzig und allein darum, qualitative Werte mit einem erheblichen Defizit zum inneren Wert der Aktie zu kaufen.

Das Zitat des weltweit bekannten Investors Warren Buffett „Fragen Sie nicht nach dem Preis, den Sie für ein Unternehmen zahlen, sondern nach dem Wert, den Sie für Ihr Geld bekommen." trifft genau die Kernaussage dieser Investmentstrategie.[44]

Die Strategie ist verglichen mit der Growth-Strategie mit einem geringeren Risiko verbunden und ist somit sowohl für Börsenexperten und Aktienspezialisten, als auch für weniger erfahrene Anleger eine Investmentstrategie, die einen Teil des Portfolios mitbestimmen kann.

2.2.3. Pro- und antizyklische Strategie

Wer von der prozyklischen Anlagestrategie überzeugt ist, fügt nur Aktien in sein Portfolio hinzu, wenn bei diesen bereits in Vergangenheit bis zur Gegenwart ein signifikanter Kursanstieg stattgefunden hat. Prozykliker vertreten also die Theorie, dass eine Gesellschaft mit aktuell überdurchschnittlicher Entwicklung eine noch bessere Neubewertung nach oben erfährt und weiteres Steigerungspotential ausschöpfen kann. Das Problem der prozyklischen Strategie ist der unbestimmbare Zeitpunkt, wann der Kursanstieg sein Ende findet, besonders wenn dieser bereits über einen langen Zeitraum besteht.

Vertreter der antizyklischen Strategie investieren im Gegensatz zu Prozyklern in Aktien, die einen Kursverlust erlitten haben und somit weit von ihren bisherigen Höchstständen entfernt notieren. Dabei setzen sich die Anleger das Ziel, herauszufinden, welche dieser Unternehmen einen Wertverfall erlitten haben, der in Bezug auf die Kursauswirkung zu hoch ausgefallen ist. Sie investieren also in Aktien von Gesellschaften, die unterbewertet sind, weil sie auf einen Wert gesunken sind, der ihrer Meinung nach nicht dem tatsächlichen Wert entspricht. Hierbei entsteht wiederum das Problem des unbestimmbaren Zeitpunkts. Auch wenn ein Wert beispielsweise die Hälfte oder mehr des vorherigen Kurswertes verloren hat, kann der Kurs immer noch weiter sinken.[45]

Hinzu kommt für Antizykler das Problem, dass ein Kurs niedriger notiert als davor, wenn der Wert zuerst um einen prozentualen Anteil fällt und im Anschluss um denselben prozentualen Anteil wieder steigt. Folgendes Beispiel verdeutlicht diese Problematik.

Eine Aktie im Wert von 100,00 Euro fällt drei Tage in Folge um jeweils 10% und steigt im Anschluss wieder drei Tage in Folge um je 10%. Viele Anleger vermuten intuitiv den gleichen Kurswert wie zu Beginn des Szenarios. Folgende Rechnung jedoch das Gegenteil:

Startwert: 100,00 Euro

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

à 97,03 € - 100,00 € = -2,97 €

Absolut betrachtet notiert der Kurs der Aktie nach Abschluss dieses Szenarios an Tag 7 knapp 3 % geringer als zu Beginn.

Antizykler müssen relativ betrachtet also eine höhere prozentuale Kurssteigerung erfahren, als zuvor Kursverluste stattgefunden haben, um wieder den absoluten Wert zu Beginn des Szenarios zu erreichen.

Welche der beiden Investmentstrategien für den individuellen Anleger die Bessere ist, hängt von dessen persönlicher Überzeugung ab.

2.2.4. Indexstrategie

Einige Studien haben bestätigt, dass es langfristig nahezu keinem aktiven Fondsmanager gelingt, ein Renditeplus gegenüber seiner Benchmark zu erwirtschaften. Die Benchmark (Messlatte) stellt einen Vergleichswert dar, beispielsweise ein Index, den der aktive Fondsmanager in seiner Performance überbieten will.

Da dies auf langfristige Sicht selten gelingt, macht es auch durchaus Sinn, direkt in den Index oder in verschiedene Indizes zu investieren. Somit entsteht eine Portfoliodiversifikation, die zu einer Verringerung des Gesamtrisikos führt.[46]

Es ist also von Vorteil, die Struktur von einem Aktienindex in seinem Depot nachzubilden. Es ist nicht zu empfehlen, jede einzelne enthaltene Aktie zu kaufen, da die Transaktionsgebühren und der damit verbundene einmalige und durch Indexänderungen entstehende laufende Aufwand unverhältnismäßig hoch ausfallen würde. Es existieren Anlageprodukte, welche die Entwicklung des Indexes nahezu exakt nachbilden. Beispiele hierfür sind Indexzertifikate oder die einfach strukturierten ETFs. Für den Anleger fallen aufgrund des passiven Managements eines ETFs im direkten Vergleich zum aktiv gemanagten Fonds auch weniger Kosten an.[47]

Die Indexstrategie ist aufgrund der Kostenvorteile und des geringeren Risikos sowohl für erfahrene, als auch für unerfahrene Anleger zu empfehlen.

2.2.5. Umkehrstrategie

Die Umkehrstrategie hat ähnliche Grundzüge wie die antizyklische Strategie. Es gilt der gegensätzliche Ansatz zur Trendfolgestrategie. Man setzt hierbei auf Aktien, die in der Vergangenheit bis zur Gegenwart einen negativen Kursverlauf erlebt haben. Folgendes Beispiel zeigt das Prinzip dieser Strategie. Es werden beispielsweise die fünf Aktien des DAX zu gleichen Geldanteilen gekauft, welche im vergangenen Jahr die schlechteste Kursentwicklung aufgewiesen hatten. Nach einem Jahr werden wiederum die fünf schlechtesten Jahresperformer neu ermittelt und das Portfolio dementsprechend angepasst, indem alle Werte verkauft und wieder die fünf Titel mit der schlechtesten Jahresperformance gekauft werden. Es wird angenommen, dass die Performance der Aktien aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Unternehmens negativ war und starke Firmen mit gewissem ökonomischem Fundament in der Lage seien, diese Schwierigkeiten zu überwinden.

Während andere Strategien von der Auswahl der Firmengrößen her flexibler gehandhabt werden können, sollte bei der Umkehrstrategie tatsächlich nur auf etablierte Werte wie DAX-Titel oder Blue Chips, also hochqualitative Aktien, zurückgegriffen werden. Denn kleinere Unternehmen können die Krise, die zu den Kursverlusten führte, unter Umständen nicht abwenden.

Diese Investmentstrategie ist für unerfahrene, risikoaverse Anleger nicht geeignet und sollte folglich nur von erfahrenen und risikoaffinen Börsenspezialisten angewandt werden. Dem großen Turnaround-Potential mit hohen Renditechancen steht der Börsengrundsatz „Greife nie ins fallende Messer“ entgegen.[48] [49]

[...]


[1] https://www.zitate.de/autor/Baruch%2C+Bernard+Mannes, Stand 12.09.2018.

[2] Vgl. https://www.finanzen.net/index/Dow_Jones/Charttool, Stand 27.09.2018.

[3] Vgl. Edwards, R. D., Magee, E. (1979), S. 7.

[4] Vgl. Welcker, J. (1986), S. 22.

[5] Vgl. Murphy, J. (2004), S. 21.

[6] Vgl. Siegel, J. G., Brauchler, J., Qureshi, A. (2000), S.1.

[7] Vgl. Murphy, J. (2004), S. 29f.

[8] Vgl. Vgl. Kirkpatrick, C.D., Dahlquist, J.R. (2010), S. 59

[9] Vgl. https://www.gevestor.de/details/merkmale-vollkommener-markt-diese-bedingungen-mussen-erfullt-werden-648945.html, Stand 13.08.2018.

[10] Vgl. https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21070/vollkommener-markt, Stand 13.09.2018

[11] Vgl. May, H. (2008), S. 393.

[12] Vgl. Edwards, R. D., Magee, E. (1979), S. 7.

[13] Vgl. https://www.finanznachrichten.de/nachrichten/empfehlungen.htm, Stand 16.09.2018.

[14] Vgl. Welcker, J. (1986), S. 17.

[15] Vgl. Edwards, R. D., Magee, E. (1979), S. 7f.

[16] Vgl. Welcker, J. (1986), S. 18ff.

[17] Vgl. Edwards, R. D., Magee, E. (1979), S. 9.

[18] Vgl. Edwards, R. D., Magee, E. (1979), S. 12.

[19] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/1-6-charttypen-und-darstellungsformen,3733734, Stand 14.08.2018.

[20] Vgl. http://www.finanztreff.de/kurse_einzelkurs_charts.htn?i=159096, Stand 14.08.2018.

[21] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/1-6-charttypen-und-darstellungsformen,3733734, Stand 14.08.2018.

[22] Vgl. Murphy, J. (2004), S. 52.

[23] Vgl. http://www.finanztreff.de/kurse_einzelkurs_charts.htn?i=159096, Stand 14.08.2018.

[24] Vgl. https://www.boerse.de/boersenlexikon/Balkenchart, Stand 14.08.2018.

[25] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/1-6-charttypen-und-darstellungsformen,3733734, Stand 14.08.2018.

[26] Vgl. http://www.finanztreff.de/kurse_einzelkurs_charts.htn?i=159096, Stand 14.08.2018.

[27] Vgl. Murphy, J. (2004), S. 53f.

[28] Vgl. http://binaryoption-kurs.com/aufbau-einer-kerze-im-chart/383, Stand 20.08.2018.

[29] Vgl. http://binaryoption-kurs.com/aufbau-einer-kerze-im-chart/383, Stand 20.08.2018

[30] Vgl. http://www.stock-trading-infocentre.com/images/pointandfigurechart.png, Stand 20.08.2018.

[31] Vgl. https://www.boerse.de/wissen/charttechnik-point-and-figure/, Stand 20.08.2018.

[32] Vgl. Welcker, J. (1986), S. 27ff.

[33] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/point-figure-fuer-alle-teil-1-die-darstellung,3308487, Stand: 20.08.2018

[34] Eigene Darstellung der Tabelle

[35] Eigene Darstellung der Tabelle

[36] Eigene Darstellung.

[37] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/point-figure-fuer-alle-teil-1-die-darstellung,3308487, Stand 20.08.2018.

[38] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/point-figure-fuer-alle-teil-1-die-darstellung,3308487, Stand 20.08.2018.

[39] Vgl. Edwards, R. D., Magee, E. (1979), S. 11f.

[40] Vgl. https://boerse.ard.de/boersenwissen/boersenwissen-fuer-fortgeschrittene/was-das-kgv-aussagt-und-was-nicht-100.html, Stand 21.08.2018.

[41] Vgl. https://www.brokervergleich.de/wissen/aktienratgeber/investmentstrategien/, Stand 21.08.2018.

[42] Vgl. http://www.faz.net/aktuell/finanzen/basiswissen/anlagestrategien-der-growth-ansatz-115384.html, Stand 16.09.2018.

[43] Vgl. https://www.boerse.de/grundlagen/etf/Value-und-Growth-Strategien-256, Stand 21.08.2018.

[44] Vgl. http://www.value-analyse.de/strategien/value-strategie/, Stand 21.08.2018.

[45] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/die-6-bekanntesten-investmentstrategien-im-ueberblick,3836374, Stand 21.08.2018.

[46] Vgl. https://www.godmode-trader.de/artikel/grundzuege-der-portfoliotheorie-stichwort-markowitz,748027, Stand 21.08.2018.

[47] Vgl. https://www.godmode-trader.de/know-how/die-6-bekanntesten-investmentstrategien-im-ueberblick,3836374, Stand 21.08.2018.

[48] Vgl. http://aktien-mit-strategie.de/umkehrstrategie/, Stand 21.08.2018.

[49] Vgl. https://www.kapitalanlage-welt.de/aktienstrategien/, Stand 21.08.2018.

Ende der Leseprobe aus 113 Seiten

Details

Titel
Technische Aktienanalyse als Ergänzung zu anderen Investmentstrategien. Eine empirische Untersuchung ausgewählter Instrumente der Charttechnik
Hochschule
Duale Hochschule Baden Württemberg Mosbach
Note
1,6
Autor
Jahr
2018
Seiten
113
Katalognummer
V450144
ISBN (eBook)
9783668845039
ISBN (Buch)
9783668845046
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Börse, Aktie, Analyse, Aktienanalyse, Charttechnik, technische Analyse, Investment, Investmentstrategien, Technik, Spekulation, Geld, reich, Instrumente, Chartanalyse, Dow, Theorie
Arbeit zitieren
Mirco Becker (Autor:in), 2018, Technische Aktienanalyse als Ergänzung zu anderen Investmentstrategien. Eine empirische Untersuchung ausgewählter Instrumente der Charttechnik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450144

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