Symbolischer Interaktionismus aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht


Hausarbeit, 2018

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sozialbehavioristische Kommunikationstheorie nach Mead
2.1 Signifikante Symbole
2.2 Rollenübernahme
2.3 Identität

3. Symbolischer Interaktionismus nach Herbert Blumer

4. Kritik

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Eine fundamentale Frage ist, wie entsteht die Verständigung zwischen Menschen, wenn sie ganz unterschiedliche Positionen vertreten? Wie können Menschen eine Meinung gegenüber dem Anderen bilden? Und wie kann dann die Gesellschaft entstehen? Die Antwort liegt in der menschlichen Fähigkeit durch Symbole zu kommunizieren. In der Theorie des symbolischen Interaktionismus, wie schon man aus dem Namen erkennen kann, geht es besonders um Bedeutungen der Objekte, die infolge der Interaktion zwischen Menschen entstehen. Die Gesellschaft wird in Bezug auf das Verhalten von Individuen betrachtet, die an dieser Interaktion teilnehmen. Der symbolische Interaktionismus konzentriert sich auf die Analyse der symbolischen Aspekte sozialer Interaktionen.

George Herbert Mead wird häufig als Begründer der Theorie des symbolischen Interaktionismus bezeichnet. Allerdings wurde der Begriff erst von Herbert Blumer entwickelt. Diese Arbeit bezieht sich auf diesen beiden Wssenschaftler, um die Hauptgedanken des symbolischen Interaktionismus darzustellen. Der Fokus wird dabei auf die Meads Ansätze gerichtet, deren Grundaussagen und Begriffe als die Grundlagen für diese Theorie gelten.

Das erste Kapitel wird auf die allgemeinen Ideen von Meads sozialbehavioristische Kommunikationstheorie eingegangen. Zuerst wird kurz die Biografie von George Herbert Mead erläutert. Danach werden drei wichtige Bergriffe signifikante Symbole, Rollenübernahme und Identität erklärt, die auch bei Blumer Anwendung finden. Im nächsten Kapitel beschäftige ich mich mit der Theorie des symbolischer Interaktionismus nach Blumer, die im Hinsicht auf die Meads Grundgedanken beschrieben und analysiert wird. Abschließend wird Kritik an beiden Vertreter geäußert und in einem Fazit zusammengefasst.

2. Sozialbehavioristische Kommunikationstheorie nach Mead

George Herbert Mead (1863 - 1931) war ein amerikanischer Soziologe, Philosoph und Psychologe. Zu Lebzeiten wurde er als ein talentierter Lektor zur Sozialpsychologie in Chicago und Autor von zahlreichen Aufsätzen bekannt. Aber erst nach dem Tod wurde Mead durch eine Publikation seiner Vorlesungen und Aufsätzen weltberühmt (vgl. Adels 2010, s. 16f.). Das Buch ״Geist, Identität und Gesellschaft“ ist das Hauptwerk Meads, dass sich mit der Struktur und Entwicklung der Persönlichkeit auseinandersetzt (ebd., S.17). Der Leitgedanke Meads ist, dass die Identität und das ״soziale Handeln“ (Weber 1968: 3) durch Symbole geprägt seien. Sie werden in der Sozialisation erworben und später in der Interaktion zwischen Kommunikanten wechselseitig bestätigt oder verändert (ebd., s.17).

In seiner Kommunikationstheorie legt Mead den Schwerpunkt nicht auf das Verhalten bei einzelnen Individuen, sondern bei den kooperierenden Gruppen bzw. Social act. Social act bedeutet ״organisierte[^ , prozessuale[r] Zusammenhang, [der] aus einzelnen Handlungen einzelnen Organismen oder Handelnder bestehen“ (Schützeichel 2004, s.91f.). Also untersucht er die Beziehungen zwischen Individuen in der interpersonalen Kommunikation. Dabei stützt er sich auf die Evolutionstheorie von Darwin, vor allem auf die Darwins Idee der Variation, und Wahrnehmungstheorie von Wundt.

2.1 Signifikante Symbole

Nach Mead haben signifikante Gesten und Symbole eine zentrale Rolle in der Kommunikation, weil sie die Basis für die Kooperation und Handlungskoordination sind. Deshalb ist es wichtig, den Unterschied zwischen Zeichen, Gesten und Symbole zu verstehen.

Das Zeichen ruft instinktive Reaktionen beim Organismus hervor Z.B Zucken beim Donner. Menschen und Tiere zeigen ähnliche Reaktionen auf diese Zeichen (vgl. Adels 2010, S.18). Die Geste steht für ein Zeichen, das das Verhalten des Anderen in der gesellschaftlichen Handlung auslöst (vgl. Mead 1968, s.82f.). Der entscheidende Unterschied in der Kommunikation zwischen Menschen und Tieren besteht in diesem Verhalten des Anderen auf die Geste. Während Tiere automatisch bzw. instinktiv und unbewusst auf das Verhalten anderer Tiere reagieren, können Menschen ihre Handlungen kontrollieren, eine passende Reaktion aus unterschiedlichen möglichen Varianten auswählen und die Zeichen bewusst einsetzen. Daraus kann man schließen, dass die Gesten einen Sinn bzw. eine Bedeutung haben (vgl. Adels 2010, s.18f.). Die Bedeutung einer Geste entsteht aus der dreistelligen Relation: Relation zum Organismus A, Relation zum Organismus в und seine Reaktion, Relation zu der sozialen Gesamthandlung (vgl. Krallmann & Andreas, 2001, s. 214). Mead verdeutlicht es mit den folgenden Beispielen: einem Kampf zwischen zwei Hunden und einem Boxkampf. Wenn ein Hund knurrt, zeigt er seine Aggression und Kampfbereitschaft. Für den anderen Hund bedeutet das Knurren jedoch die Bedrohung und das Signal für die Flucht. Das Knurren hat ganz andere Bedeutungen für die zwei Kommunikanten. Bei einem Boxkampf kann ein Boxer mit einer Finte seinen Gegner aus der Deckung locken, wenn er weißt, wie der Gegner im Normalfall auf seine Geste reagiert. Im Gegensatz zur Tieren verwenden die Menschen signifikante Geste, die die gleiche Bedeutung für beide Teilnehmer haben (vgl. Schützeichel 2004, s. 92-93). Eine besondere stelle unter der signifikanten Gesten hat die vokale Geste bzw. sprachliche Äußerung. Die vokale Geste beeinflusst nicht nur den Hörer, sondern auch den Sprecher, weil der Sprecher auch selbst hört, was er ausspricht (vgl.Beck 2017, S.36). Dadurch kann der Sprecher auf eigene Aussage reagieren Z.B seine Aussprache korrigieren. Die beiden Kommunikanten nehmen die vokalen Gesten (fast) in identischer Weise und zur gleichen Zeit wahr (vgl. Krallmann & Andreas, 2001, s. 216). Eine vokale Geste kann zu einem symbolischen Symbol werden, wenn Sprecher und Hörer gleich auf die Geste reagieren.

Signifikante Symbole sind Zeichen oder symbolische Geste, die die gleiche Vorstellung der Bedeutungen und somit die gleiche Reaktion bei zwei Menschen auslösen (vgl. Beck 2017, S.36). Sie sind soziale Symbole, weil sie aus der Interaktion zwischen den Kommunikanten entstehen d.h. sie auch situationsabhängig sind. Menschen können sich die vorher festgelegten Symbole in aktuellen Situationen ins Gedächtnis rufen oder sie auch verändern (ebd., S.37). Als Bespiel kann der Hörer den Satz ״Der Apfel ist grün“ zweideutig interpretieren. Die erste Möglichkeit der Interpretation ist, dass der Apfel schon reif ist. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Apfel noch nicht reif ist. Zu solcher Schlussfolgerung kann man dann kommen, wenn die anderen Äpfel auf dem Baum rot sind (vgl. Rommerskirchen 2014, s. 160). Das prägnante Beispiel für signifikante Symbole ist die Sprache, wenn beide Kommunikanten wegen der sozial gelernten Bedeutungsverwendung mit demselben Wort den gleichen Sinn verknüpfen. Sprache repräsentiert eine höchstentwickelte Form der Kommunikation (vgl. Adels 2010, S.21). Also sind signifikante Symbole ein wichtiges Mittel für die Verständigung und eine erfolgreiche Kommunikation.

2.2 Rollenübernahme

Die Rollenübernahme (role taking) bedeutet “die Fähigkeit, von der Position des Anderen aus zu denken“ (Adels 2010, s. 22). Für die Verwendung der signifikanten Symbolen muss man zuerst eine Rollenübernahme leisten. Der Sprecher versetzt sich in den Hörer hinein, um die gleiche Bedeutung seiner Aussage beim Hörer zu schaffen (vgl. Beck 2017, s.36f.).

Die Rollenübernahme ermöglicht eine wechselseitige Verständigung über Perspektiven und Rollen der Kommunikanten, was als die Voraussetzung für ein gemeinsames Handeln gilt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Symbolischer Interaktionismus aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
12
Katalognummer
V450138
ISBN (eBook)
9783668854079
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Symbolischer Interaktionismus, Kommunikation, Mead, Blumer, Sozialbehavioristische Kommunikationstheorie, Signifikante Symbole
Arbeit zitieren
Ivanna Kalynychenko (Autor:in), 2018, Symbolischer Interaktionismus aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450138

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