Qualitätsmerkmale von Schulbüchern hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes


Hausarbeit, 2018

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Was ist der Wortschatz? Was ist Wortschatzarbeit?

2. Relevanz der Förderung des Fachwortschatzes

3. Anforderungen an das Schulbuch hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes
3.1 Schwierige Wörter
3.2 Problematik des Alltags- und Fachwortschatz
3.3 Anzahl der Fachwörter

4. Fazit mit Checkliste

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

7. Anhang
7.1 Auszug aus „Kursbuch Geschichte“
7.2 Checkliste

Einleitung

Schulbücher sind auch heute noch die zentralste Lerngrundlage eines jeden Unterrichts. Dabei ist es irrelevant, um welches Fach es sich handelt. Das Wissen, welches die Schulbücher den Schülerinnen und Schülern vermittelt, tun dies primär über die Sprache. Dies bedeutet letztlich, dass sich die Sprache über eben diese Fächergrenzen hinweg setzt und damit als Grundvoraussetzung des Wissenserwerbes gilt. Denn nur wenn die Schülerinnen und Schüler die Sprachkompetenz beherrschen, sind sie in der Lage Wissen zu erwerben.

Auch in Bezug auf die Erarbeitung eines differenzierten Fachwortschatzes der Schülerinnen und Schüler obliegt dem Schulbuch eine kontinuierliche Aufgabe. Je größer und vielfältiger der Wortschatz und der Fachwortschatz der Schüler sind, desto leichter fällt es ihnen, sich in allen Lebenslagen auszudrücken, flüssiger zu lesen und sicherer zu schreiben.

In dieser Hausarbeit wird der Frage nachgegangen, welche Qualitätsmerkmale die Schulbücher hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes der Schülerinnen und Schüler vorweisen müssen, um einen Ausbildung eines differenzierten Wortschatzes zu gewährleisten.

Zunächst wird eine kurze Definition zum Begriff „Wortschatz“ und „Wortschatzarbeit“ gegeben. Im Anschluss erfolgt eine Differenzierung der beiden genannten Begrifflichkeiten zum „Fachwortschatzes“.

Im Folgenden wird dann die Relevanz dieser Thematik in den Vordergrund gestellt. Wozu brauchen die Schülerinnen und Schüler einen Fachwortschatz?

Anschließend werden auf verschiedene Kriterien eingegangen und an positiven, wie negativen Beispielen erläutert. Die Kriterien sind folgende: schwierige Wörter, Erklärungen und Definitionen, Differenzierung zwischen Alltags- und Fachwortschatz und die Anzahl der Fachwörter.

Abschließend werden die Ergebnisse zu der untersuchten Fragestellung zusammengetragen und in einem Fazit beurteilt. Anhand des Fazits wird eine Checkliste aufgestellt, die als Leitlinie zur Bewertung von Schulbüchern hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes genutzt werden kann.

1. Was ist der Wortschatz? Was ist Wortschatzarbeit?

Was ist ein „Wortschatz“? Der Duden definiert den „Wortschatz“ als die Gesamtheit der Wörter einer Sprache, über die ein Einzelner verfügt. Die Wortschatzarbeit dagegen charakterisiert Leisen wie folg: Die Wortschatzarbeit führt neue Begriffe und Sprachstrukturen nicht isoliert ein, semantisiert im fachlich relevanten Kontext und verbindet sprachliche Unterweisungen und interaktives, kommunikatives Handeln. Sie vermeidet einen mechanischen Sprachgebrauch, also die Verwendung einförmiger Formulierungen, sondern unterstützt die Nutzung vielfältiger sprachlicher Äußerungen und fördert dadurch das Sprachbewusstsein.1

Der Begriff „Wortschatz“ ist der übergeordnete Begriff. In der Forschung wird von fünf „Wortschätzen“ gesprochen, die da wären: Grundwortschatz, Klassenwortschatz, Fachwortschatz, Themenwortschatz und individueller Wortschatz. Relevant für diese Arbeit ist aber nur der „Fachwortschatz“.2 Eine allgemeingültige Definition von „Fachsprache“ steht auch heute noch aus. Der „Fachwortschatz“ meint aber jene Ansammlung von Wörtern, die sich auf ein Fach beziehen.

2. Relevanz der Förderung des Fachwortschatzes

„Sprachförderung im Fachunterricht trägt der Tatsache Rechnung, dass die Sprache das Werkzeug der Lernenden ist, mit dessen Hilfe sie die neuen Inhalte erschließen und verstehen. Sprachförderung im Fachunterricht geht demnach nicht einfach auf die Kosten der Fachinhalte, sondern schafft die Grundlagen für die vertiefte Auseinandersetzung mit ihnen.3

Dieses Zitat lässt drei Charakteristika der Sprachförderung deutlich werden. Das Zitat besagt, dass ohne die Sprache und die Sprachanwendung kein Lernen möglich wäre. Somit bildet die Sprache die Voraussetzung für jegliches Lernen. Das Lernen und Äußern von fachlichen Inhalten vollzieht sich über die Sprache. Mit Hilfe von Sprache werden Sachfachkonzepte in der fachgerechten Sprache an die Schülerinnen und Schüler herangetragen, die diese aufnehmen, um sie selbst fachgerecht wiedergeben zu können. Die Spracharbeit in jedem Fachunterricht ist also kein Begleitphänomen, sondern eine didaktische Ressource, die fortwährend gefördert werden muss.4

Anders als im Fachsprachenunterricht, bei dem das ständige „Vokabellernen“ als selbstverständlich gilt, verlassen sich viele Lehrer auf das „beiläufige Lernen“. Damit ist das Erlernen von fremden Wörtern, auch fachliche Begriffe gemeint, durch das bloße Lesen und Hören gemeint. Dass dabei die Bedeutung der neuen Wörter nur vage aus dem Kontext gerissen wird und dadurch inkorrekt im Gedächtnis der Schülerinnen und Schüler gesichert wird, ist mehr als wahrscheinlich. Die Erarbeitung bzw. Erweiterung eines Wortschatzes erfolgt nicht beiläufig, sondern muss durch Übungen und Anleitungen gesichert werden.5

Der Wortschatz der Schülerinnen und Schüler kann immerwährend erweitert werden. Sie können neue Wörter entdecken, Beziehungen zwischen bereits vorhandenem Wissen und fachlichem Wissen finden und damit ihren Wortschatz erweitern. Die Wörter und ihre Beziehungen zueinander eröffnen den Schülerinnen und Schüler neue Erkenntnisse und Einsichten. Das Erweitern eines Wortschatzes meint vor allem die Wörter in ihren vielen verschiedenen Facetten, wie zum Beispiel der Schreibung oder Lautung, wahrzunehmen, zu verstehen und anzuwenden. Jedes neu gelernte Wort bildet einen Beitrag hinsichtlich des Weltwissens der Schülerinnen und Schüler und stärkt zudem ihre Persönlichkeitsbildung.6

Der Institution Schule obliegt die Aufgabe jeglichen Wortschatz der Schülerinnen und Schülern stetig, zu fördern. Ein Hilfsmittel dafür wäre das Schulbuch. Doch auch diesem obliegen gewisse Kriterien, die im Folgenden zu klären sind. Hierbei wird die Frage nach der Förderung des Fachwortschatzes gestellt. Führt das Schulbuch neue fachliche Begriffe ein? Werden diese auch erklärt bzw. definiert? Werden sie im fachlichen Kontext erklärt und somit zum Alltagswortschatz abgegrenzt? Werden die Schülerinnen und Schüler mit neuen fachlichen Begriffen überladen?

3. Anforderungen an das Schulbuch hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes

3.1 Schwierige Wörter

Zu den schwierigen Wörtern zählen beispielsweise Fremdwörter und fachsprachliche Begriffe. Aber auch komplexe Komposita. Dies sind Wortzusammensetzungen, die gerade innerhalb der deutschen Sprache eine Besonderheit bilden. Dem Schulbuch obliegt nun die Aufgabe jene schwierigen Wörter verständlich zu erklären und das neu erworbene Wissen bei den Schülerinnen und Schülern, zu sichern. Um dies zu verdeutlichen, wird folgendes Beispiel gegeben:

Welche Nationalitäten gehören die meisten Arbeitsmigrantinnen und –migranten momentan in Österreich an? Welche Wirtschaftszweige melden derzeit Bedarf an ausländischen Arbeitskräften? Recherchiere in Journalen, Zeitungen, im Internet und in Büchern die Situation von Migrantinnen und Migranten in Österreich und referiere darüber.7

Diese Beispielaufgabe wurde für eine 10. Klasse im Fach Geschichte verfasst. In diesem Beispiel lassen sich neben einer Vielzahl von Fremdwörtern (Journal, recherchieren, referieren) auch fachliche Begriffe (Nationalität, Wirtschaftszweige, Migranten) und Komposita (Arbeitsmigranten) finden. Die Aufgabe des Schulbuches wäre nun, die Fremdwörter zu definieren, zu erklären und sie mit Hilfe von Synonymen verständlich zu machen. Das Verständnis gegenüber den fachlichen Begriffen und den Komposita sollte schon vor Beginn der Aufgabe geklärt sein. Eine Möglichkeit wäre eine Erklärung durch die Lehrkraft selbst. Sollten diese Begriffe schon mal im Buch thematisiert worden sein, könnte es mit entsprechenden Hinweisen auf die vorige Definition verweisen. Letztlich sollte das Schulbuch seine Texte und Aufgabenstellungen nicht mit zu vielen komplexen Wörtern versehen.8

Ein weiteres Beispiel für die mangelnde Erklärung eines fachlichen Begriffes stammt aus dem Schulbuch „Erlebnis Bio“ für die zweite Klasse.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Im Fokus dieses Abschnitts steht der fachliche Begriff „Prägung“. Weder auf der Buchseite noch im Glossar wird der Begriff hinsichtlich dieser Thematik erläutert. Dass dieses Wort für eine zweite Klasse unbekannt ist, ist durchaus anzunehmen. Daher muss es zu einer Definition kommen, um Missverständnisse und Fehldeutungen zu vermeiden. Der Duden gibt sechs verschiedene Definitionsmöglichkeiten zum Begriff „Prägung“ an, daher muss dieser Begriff nicht nur hinsichtlich der behandelnden Thematik geklärt werden, es muss den Schülerinnen und Schülern auch deutlich gemacht werden, dass dieser Begriff verschiedene Bedeutungen hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2

Ein positives Beispiel lässt sich in dem Schulbuch „Die Reise in die Vergangenheit“ für die zweite Klasse finden.

In dem kurzen Text über den Aufbau der Stadt Erfurt werden die fachlichen Begriffe (Stadtmauer, Stadttor, Wehrgraben) vorgegeben, aber auch am Ende des Buches im Glossar erklärt. Des Weiteren werden die fachlichen Begriffe mittels dem Arbeitsauftrag gesichert. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben den Aufbau der Stadt mittels der „kursiv gesetzten Begriffe“. So lernen sie nicht nur die Erklärungen der jeweiligen Begriffe, sondern sichern sie sich in ihrem Fachwortschatz durch die eigene Anwendung der Begriffe beim Beschreiben der Stadt.

3.2 Problematik des Alltags- und Fachwortschatz

Auch Aufgabenstellungen können einige Probleme verursachen. So besteht eine Problematik zwischen dem Alltagswortschatz und dem Fachwortschatz. Aufgabenstellungen, die mit fachlichen Begriffen versehen sind, die im Vorhinein nicht definiert oder geklärt wurden, können bei den Schülerinnen und Schülern zu Missverständnissen führen, da diese dann auf ihren Alltagswortschatz zurückgreifen und den Begriff dahin gehend falsch verstehen, da er eine andere Bedeutung trägt. Hierbei ist zu erwähnen, dass vor allem Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache viele Hürden in den Weg gelegt werden, wenn die Begriffe nicht vonseiten des Schulbuches geklärt werden.9

Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen:

Beschreibe drei Situationen, bei denen du auf einer Autofahrt Trägheitskräfte spürst!10

Diese Aufgabenstellung ist für eine neunte Klasse im Fach Physik. Ein Verständnisproblem werden die Schülerinnen und Schüler dann haben, wenn der Begriff „Trägheit“ vorher nicht als fachlicher Begriff geklärt wurde. Demnach orientieren sich die Schülerinnen und Schüler dann an der Begriffserklärung aus ihrem Alltagswortschatz und missverstehen die Aufgabe und den fachlichen Ausdruck. Eine geeignete Lösung wäre daher die beiden Begriffe aus dem Fachwortschatz und dem Alltagswortschatz voneinander zu differenzieren.

Folgende Lösung wäre möglich:

Beschreibe drei Situationen, bei denen du auf einer Autofahrt Trägheitskräfte spüren kannst! Berücksichtige hierbei, dass mit Trägheit nicht wie in der Alltagssprache „Faulheit, Lahmheit, Schwunglosigkeit“ gemeint ist. In der Physik versteht man unter Trägheit „den Widerstand eines Körpers gegen Bewegungsänderungen“ – Trägheitskräfte sind folglich Widerstandskräfte.11

Die Differenzierung der beiden Bedeutungen desselben Begriffes schon innerhalb der Aufgabenstellung verhindert Missverständnisse und Fehldeutungen vonseiten der Schülerinnen und Schüler. Durch die vorgegebene Definition des Begriffes, fachlich sowie alltagssprachlich, wird dieses neue Wissen miteinander verknüpft und die Sicherung dessen kann garantiert werden.

[...]


1 Vgl. Both, Sabine, Pechstein, Oliver, Siehr, Ilona (2013): Wortschatzarbeit im naturwissenschaftlichen Unterricht. Biologie, Chemie, Physik. https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/Publikationen_sprachbildung/sprachsensibler_fachunterricht/8_Sprachsensibler_Fachunterricht-Naturwissenschaften_01.pdf (12.03.2018)

2 Vgl. Kleinschmidt – Bräutigam, Mascha: Sprachbildung und Leseförderung in Berlin. Mit Kindern den Wortschatz entdecken, Ludwigsfelde 2013, S. 11.

3 Zit. nach: Nodari, Claudio/Steinmann Cornelia (2008): Fachdingsda – Fächerorientierter

Grundwortschatz für das 5.–9. Schuljahr. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, S. 7.

4 Vgl. Both, Sabine, Pechstein, Oliver, Siehr, Ilona (2013): Wortschatzarbeit im naturwissenschaftlichen Unterricht. Biologie, Chemie, Physik. https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/Publikationen_sprachbildung/sprachsensibler_fachunterricht/8_Sprachsensibler_Fachunterricht-Naturwissenschaften_01.pdf (12.03.2018)

5 Vgl. Ulrich, Winfried: Wissenschaftliche Grundlagen der Wortschatzarbeit im Fachunterrich. https://bildungsserver.berlinbrandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/Publikationen_sprachbildung/sprachsensibler_fachunterricht/9_Sprachsensibler_Fachunterricht-wissenschaftliche_Grundlagen.pdf (20.03.2018)

6 Vgl. Lehmann, Astrid, Pilz, Anett, Sarich, Thea: Wortschatzarbeit im Deutschunterricht. https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/Publikationen_sprachbildung/sprachsensibler_fachunterricht/3_Sprachsensibler_Fachunterricht-Deutsch.pdf (12.03.2018)

7 Zit. nach Schmölzer-Eibinger, Sabine / Egger, Evi: Sprache in Schulbüchern. Empfehlungen zur Sprachverwendung in Schulbüchern für SchulbuchautorInnen. GutachterInnen und Schulbuchverlage, Wien 2012, S. 18.

8 Vgl. Ebd., S. 18.

9 Vgl. Schmölzer-Eibinger, Sabine / Egger, Evi Wien 2012, S. 20.

10 Zit nach. Schmölzer-Eibinger, Sabine /Egger, Evi Wien 2012, S. 20.

11 Zit. nach. Schölzer - Eibinger, Sabine /Egger, Evi Wien 2012, S. 20.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Qualitätsmerkmale von Schulbüchern hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes
Hochschule
Universität Potsdam
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
14
Katalognummer
V449741
ISBN (eBook)
9783668860490
ISBN (Buch)
9783668860506
Sprache
Deutsch
Schlagworte
qualitätsmerkmale, schulbüchern, förderung, fachwortschatzes
Arbeit zitieren
Saskia Mewes (Autor:in), 2018, Qualitätsmerkmale von Schulbüchern hinsichtlich der Förderung des Fachwortschatzes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/449741

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