Bild- und Menschmedien: Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter


Hausarbeit, 2004

19 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Eine definitorische Einführung

2. Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter
2.1. Bildmedien im mittelalterlichen Kirchenraum
2.1.1. Malereitechniken
2.1.1.1. Glasmalerei und Wandmalerei
2.1.1.2. Tafelmalerei
2.1.2. Deutungsversuche
2.1.2.1. Deutung einzelner Bildkomponenten
2.1.2.1.1. Tiere
2.1.2.1.2. Pflanzen
2.1.2.1.3. Farben
2.1.2.1.4. Personen
2.1.2.1.5. Gegenstände
2.1.2.2. Deutung mittelalterlicher Bildwerke
2.1.3. Funktionen des Mediums Bild
2.2. Menschmedien im mittelalterlichen Kirchenraum
2.2.1. Der Prediger
2.2.2. Das Kirchenspiel

3. Schlusswort

4. Abbildungsverzeichnis

5. Literaturverzeichnis
5.1. Primärliteratur
5.2. Sekundärliteratur

1. Eine definitorische Einführung

Ich möchte mich in dieser Hausarbeit mit den Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter beschäftigen und dabei dem Kirchenraum besondere Beachtung schenken. Bevor ich mich dem Thema zuwende, ist es meiner Meinung nach unerlässlich, sich zunächst mit den grundlegenden Begriffen zum Themenkomplex vertraut zu machen, damit Verständnisprobleme gar nicht erst entstehen. Folgerecht möchte ich an dieser Stelle einen kurzen definitorischen Überblick über die zentralen Ausdrücke dieser Hausarbeit geben:

Das Wort KIRCHE leitet sich von dem griechischen Ausdruck „kyriake“ für „dem Herrn gehörig“ ab und bezeichnet den Ort der öffentlichen Versammlung der christlichen Gemeinde. Im Neuen Testament ist das griechische Wort für Kirche „ekklesia“, was „die Herausgerufenen“ meint und damit auf die christlichen Religionsgemeinschaften deutet, deren theologische Grundlage die christliche Glaubenslehre ist.1

Der Begriff MITTELALTER benennt in der europäischen Historie den Zeitraum zwischen Altertum und Neuzeit, wobei Anfang und Ende des Mittelalters unterschiedlich angesetzt werden. Vielfach kennzeichnet man die Völkerwanderung im 4. Jahrhundert als Beginn und die Reformation im Jahr 1517 als Endpunkt dieser Epoche. Das Bild des Mittelalters war vor allem durch den bestimmenden Einfluss der Kirche geprägt, die ihre enorme Macht in dem Alltag, Glauben und Weltverständnis der Menschen geltend machte.2

Der Ausdruck KOMMUNIKATION stammt von dem lateinischen Wort „commūnicātio“ für „Mitteilung“ ab und bezeichnet im Allgemeinen den wechselseitigen Prozess der Informations- und Bedeutungsübermittlung zwischen einzelnen Lebewesen durch Zeichen und Symbole. Die soziale Kommunikation definiert den Kommunikator als Sender bzw. Quelle der Information, die Aussage als die eigentliche Information,

das Medium als materiellen Träger der Information sowie den Rezipienten als Empfänger der Information. Eine erfolgreiche Verständigung ist dann gewährleistet, wenn Kommunikator und Rezipient die Bedeutungsregeln ihrer Zeichen und Symbole miteinander teilen.3

Die in meiner Hausarbeit thematisierten Kommunikationsmedien richten sich in erster Linie an eine größere Personengruppe, so dass in diesem Zusammenhang der Begriff der Massenkommunikation durchaus seine Berechtigung finden würde. Die Rolle der Kommunikatoren übernimmt im Mittelalter der Klerus, der mit dem Adel die beiden ersten privilegierten Stände bildet (Klerus als 1. Stand, Adel als 2. Stand). Rezipienten sind neben dem Bürgertum die Bauern, welche dem dritten Stand angehören.

Wenn ich von den Medien der Kommunikation spreche, beziehe ich mich dabei nicht nur auf die in der mittelalterlichen Kirche allgegenwärtigen Bildmedien. Sogenannte Menschmedien, bei denen der Mensch als Medium fungiert, werden in meiner Ausarbeitung ebenfalls eine Rolle spielen.

2. Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter

2.1. Bildmedien im mittelalterlichen Kirchenraum

Bilder zählten zweifelsfrei zu den wichtigsten Kommunikationsmedien innerhalb der Kirche im Mittelalter. Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass neben den materiellen Gütern auch die Bildung in der mittelalterlichen Gesellschaft heterogen verteilt war und demzufolge ein hoher Teil der Bevölkerung aus Analphabeten bestand, wird die enorme Bedeutung des Bildes als ein sehr einfaches Medium zur Beschaffung von kirchlichem Wissen deutlich.

Im Folgenden möchte ich zunächst auf die in der mittelalterlichen Kirche verwendeten Malereitechniken eingehen:

2.1.1. Malereitechniken

2.1.1.1. Glasmalerei und Wandmalerei

Die Technik der Glasmalerei, unter der man die Herstellung und Ausschmückung von Glasfenstern mit bildlichen Darstellungen versteht4, spielte während der kunstgeschichtlichen Epoche der Romanik (von etwa 1000 bis 1200) zunächst eine periphere Rolle. Die für die Romanik typischen kleinen Fenster boten schlichtweg nicht genügend Fläche für prunkvolle Glasbilder.5 Stattdessen bediente man sich der Wandmalerei, die vorwiegend auf feuchtem Putz (Freskomalerei) oder auf trockenen Wänden (Seccomalerei) verwirklicht wurde.6 Die nach der Romanik vorherrschende Architektur der Stilepoche der Gotik (von etwa 1140 bis 1500) zeichnete sich unter anderem durch größere Fenster und kleinere Wandflächen aus. Das Medium Wand wurde somit weitgehend verdrängt und die Glasmalerei konnte ihre bedeutendsten Leistungen hervorbringen.7

Die musivische Glasmalerei stellt das älteste Verfahren der Glasmalerei dar. Hierbei wurde der Entwurf zunächst mit farbigen Glasstücken ausgelegt, auf denen anschließend Schwarzlot aufgemalt und eingebrannt wurde. Danach wurden die Glasscheibenteile aneinandergesetzt und durch Windeisen befestigt, so dass ein flächenhaft mosaikartiges Glasbild entstand.8 Die durch das durchscheinende Licht entstandene Farbenpracht erzeugte eine mystische bis feierliche Stimmung: „Die Wirkung muß [sic!] atemberaubend gewesen sein. Ein Gottesdienstbesuch

bedeutete nicht nur geistige Belehrung und Trost, sondern auch Eintritt in eine in sich abgeschlossene Wunderwelt. Einerseits war die Glasmalerei das mittelalterliche Gegenstück zum Kino, andererseits war sie Vermittler eines mystischen Erlebnisses, das den Menschen Gott näher brachte.“9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Wandmalerei: Gefangennahme Christi auf dem Abb. 2: Glasmalerei: Einzug Christi in Jerusalem, Ölberg, Anfang des 12. Jahrhunderts, aus der Kirche Mitte des 12. Jahrhunderts, aus der Westfassade Saint-Martin-de-Vic in Nohant-Vicq in Frankreich der Kathedrale von Chartres in Frankreich

2.1.1.2. Tafelmalerei

Bei der Tafelmalerei wurde die bildliche Darstellung auf flachem, festem und transportablem Material wie beispielsweise Holz aufgetragen. Da das Tafelbild an keinen bestimmten Ort gebunden war, wurde aus Gründen der religiösen Ästhetik ein fester Rahmen angebracht, der das Tafelbild abschließen sollte. Die ersten aus dem 12. Jahrhundert stammenden Tafelbilder sind vor allem Altarvorsätze (auch: Antependien) und gemalte Kruzifixe. Während im 14. Jahrhundert das Altarbild in Nordeuropa zum Träger der malerischen Entwicklung wurde, verweilte in Italien die

Abb. 1 François Souchal: Kunst im Bild. Der neue Weg zum Verständnis der Weltkunst: Das Hohe Mittelalter. München: Naturalis, 1988. S. 31.

Abb. 2 Souchal 1988. S. 85.

Wandmalerei paritätisch.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Tafelmalerei: Mehrfarbig bemaltes

Kruzifix aus Holz, im 12. Jahrhundert, aus

dem Museo de Arte de Cataluña zu

Barcelona in Spanien

[...]


[1] vgl. Das moderne Lexikon in 20 Bänden. Bd. 10. Gütersloh, Berlin, München, Wien: Bertelsmann, 1975. S. 16.

[2] vgl. Das moderne Lexikon in 20 Bänden. Bd. 12. Gütersloh, Berlin: Bertelsmann, 1977. S. 282.

[3] vgl. Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden. Bd. 12. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: B.I.-Taschenbuchverlag, 1992. S. 72.

[4] vgl. Das moderne Lexikon in 20 Bänden. Bd. 7. Gütersloh, Berlin, München, Wien: Bertelsmann, 1975. S. 106.

[5] vgl. Ernst Merten: Berühmte Glasmalereien. Ramerding: Berghaus, 1980. S. 6.

[6] vgl. Das moderne Lexikon in 20 Bänden. Bd. 20. Gütersloh: Bertelsmann, 1979. S. 17.

[7] vgl. Merten 1980. S. 6.

[8] vgl. Das moderne Lexikon in 20 Bänden. Bd. 7. 1975. S. 106.

[9] Werner Faulstich: Die Geschichte der Medien. Bd. 2.: Medien und Öffentlichkeiten im Mittelalter: 800-1400. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1996. S. 169.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Bild- und Menschmedien: Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltung
Medien im Mittelalter - Medien heute
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V44922
ISBN (eBook)
9783638424240
ISBN (Buch)
9783638763493
Dateigröße
548 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikationsmedien, Kirche, Mittelalter, Kirchenraum, mittelalterlich, Bildmedien, Menschmedien, Mensch, Information, Bild, Medium, Prediger, Kommunikation, Malerei, Medien
Arbeit zitieren
Michael Möllmann (Autor:in), 2004, Bild- und Menschmedien: Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44922

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Bild- und Menschmedien: Kommunikationsmedien in der Kirche im Mittelalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden