Embodiment. Zusammenhang zwischen physikalischer und sozialer Wärme


Hausarbeit, 2014

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Zusammenfassung

Abstract

1 Einleitung

2 Theorieteil

3 Methodenteil
3.1 Stichprobenbeschreibung
3.2 Operationalisierung der Variablen

4 Ergebnisse

5 Diskussion

6 Tabellenverzeichnis

7 Abbildungsverzeichnis

8 Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Das Konzept Embodiment besagt, dass psychische Prozesse von körperlichen Zuständen beeinflusst werden. In vorliegender Studie wurde untersucht, ob soziale Wärme durch physikalische Wärme induziert werden kann. 51 Probanden bewerteten in zwei Durchgängen Gesichter mit neutralen Gesichtsausdrücken bezüglich fünf neutraler und fünf warmer Adjektive. Zwischen dem ersten und zweiten Durchgang bekam eine Gruppe ein kaltes Getränk und die andere ein warmes Getränk. Die Hypothese war, dass die Gesichter nach Trinken des warmen Getränks signifikant wärmer bewertet werden als nach Trinken des kalten Getränks. Die Hypothese muss abgelehnt werden. Die Probanden bewerteten die Gesichter im zweiten Durchgang zwar wärmer, aber dies war unabhängig von der Art des Getränks.

Abstract

Embodiment says that the bodily state has an influence on psychological processes. This study examines if social warmth can be induced by physical warmth. The 51 participants had to rate faces with neutral facial expression in two rating blocks regarding to five warm and five neutral adjectives. Between the first and second block of rating one group of participants drank a cold beverage and the other group a warm one. It was assumed that participants with the warm beverage would rate the faces in the second block more warmly. This hypothesis could not be confirmed. The faces in the second block were rated significantly warmer, but this was not caused by the type of beverage.

1 Einleitung

Interpersonale Wärme ist eine zentrale Persönlichkeitseigenschaft. Nach Asch (1946) spielt die Einschätzung der interpersonalen Wärme eine wichtige Rolle beim Bilden des ersten Eindrucks. “Warme” Personen sind prosozial, kooperativ und großzügig. „Kalte“ Personen werden als selbst-zentriert, kompetitiv und nicht vertrauenswürdig wahrgenommen (Bargh & Shalev, 2012). Insbesondere interessant ist der Zusammenhang zwischen physikalischer und sozialer Wärme. Forschungsarbeiten zeigen, dass soziale Wärme durch physikalische Wärme induziert werden kann (Williams & Bargh, 2008). Umgekehrt beeinflusst die soziale Wärme einer Person (beispielsweise gemessen über den Grad der Einsamkeit) die Selbst-Applikation von physikalischer Wärme (beispielsweise gemessen über die Häufigkeit und Dauer von heißen Duschen) (Bargh & Shalev, 2012). Diese Forschungsergebnisse könnten eine Verbesserung der Behandlung von psychischen Krankheiten, die mit einem Mangel an sozialer Wärme zu tun haben (z. B. Borderline-Störung, Depression) ermöglichen. Um wirksame Therapieprogramme zu erarbeiten, muss auf diesem Gebiet allerdings noch mehr Forschung erfolgen.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept Embodiment und Forschungsergebnissen zu interpersonaler Wärme – insbesondere der Zusammenhang zwischen physikalischer und sozialer Wärme. Anschließend werden Methoden und Ergebnisse der Studie erläutert. Letztere werden im letzten Kapitel diskutiert.

2 Theorieteil

Im Folgenden werden das Konzept Embodiment und einige Theorien dazu erläutert. Anschließend werden Forschungsergebnisse zu interpersonaler Wärme vorgestellt.

Der Kognitivismus geht davon aus, dass Denken die Manipulation von Symbolen nach spezifischen Regeln ist. Wir bilden Repräsentationen der Außenwelt (= Symbole) in unserem Bewusstsein, die formal abstrahiert sind (also nicht der Wirklichkeit entsprechen) (Anderson, 2003).

Embodiment (dt. Verkörperung, Ausgestaltung) als entgegengesetztes Konzept zum Kognitivismus besagt, dass Kognition ein sehr körperlicher oder situierter Prozess ist. Wahrnehmung und Bildung von Repräsentationen finden im Kontext von körperlichen Zuständen in der zielgerichteten Interaktion mit der Umwelt statt. Diese geistigen Repräsentationen haben bei ihrer Bildung schon Inhalt und Bedeutung. Bedeutung wird nicht (wie im Kognitivismus) nachträglich vom Verstand zugewiesen (Anderson, 2003).

Glenberg (2010) geht davon aus, dass die kognitive und soziale Entwicklung von der körperlichen Entwicklung und Änderungen im Verhalten angetrieben wird. Konzepte von der materiellen Umwelt (Temperatur, Größe, Entfernung) werden in der frühen Kindheit basierend auf konkreten Erfahrungen gebildet (Bargh & Shalev, 2012).

Konkret kann das Embodiment-Konzept auf die körperliche Wahrnehmung von Wärme und deren Einfluss auf geistige Zustände angewandt werden. Forschungsarbeiten zeigen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen physikalischer und sozialer Wärme gibt (Bargh & Shalev, 2012; Williams & Bargh, 2008). Dieser Zusammenhang ist Menschen meistens nicht bewusst. Menschen kompensieren unbewusst das Fehlen von sozialer Wärme (Einsamkeit, Fehlen von sozialer Verbundenheit) mit physischer Wärme (Bargh & Shalev, 2012).

Bargh und Shalev (2012) untersuchten den Zusammenhang zwischen häufigem Baden und Einsamkeit. Einsame Menschen badeten signifikant häufiger, länger und hatten eine heißere Wassertemperatur. In einer weiteren Studie mussten die Probanden entweder ein warmes oder ein kaltes medizinisches Pack halten und danach einen Fragebogen zu Einsamkeit (Einsamkeit = das Fehlen von sozialer Wärme) ausfüllen. Probanden mit dem kalten Pack hatten in dem Fragebogen signifikant höhere Scores für Einsamkeit.

Die beiden Studien von Bargh und Shalev (2012) zeigen also, dass der Zusammenhang von sozialer und physischer Wärme in beide Richtungen wirkt. Defizite in sozialer Wärme werden mit physischer Wärme kompensiert. Mittels physischer Wärme/Kälte können Defizite im sozialen Wärmeempfinden induziert werden. Bargh und Shalev (2012) schlagen sogar vor, dass bestimmte psychische Störungen, die mit Einsamkeit und Ablehnung (= Kälte) einhergehen (z. B. Borderline-Störung) mit Hilfe von physischer Wärme behandelt werden können.

Neben dem Einfluss von physikalischer Wärme bzw. Kälte auf die eigene Person, kann ein verändertes körperliches Empfinden auch Einfluss auf die Beurteilung von anderen Personen und auf soziales Verhalten nehmen (Williams & Bargh, 2008).

In einer Studie von Williams und Bargh (2008) hielten Teilnehmer entweder eine heiße oder kalte Tasse Kaffee. Danach sollten sie ein Resümee einer fiktiven Person lesen und die Person in Bezug auf verschiedene Dimensionen bewertet. Einige dieser Dimensionen waren bezogen auf soziale Wärme. Nach Halten einer heißen Tasse Kaffee bewerteten die Probanden die fiktive Person signifikant wärmer (höhere Scores in der Dimension soziale Wärme). Bei den anderen Dimensionen ergab sich kein signifikanter Effekt. In einer weiteren Studie hielten die Teilnehmer wieder eine heiße oder kalte Tasse Kaffee. Anschließend mussten sie entweder ein Geschenk für sich oder für einen Freund auswählen. Nach Halten der heißen Tasse Kaffee wählten Probanden signifikant häufiger das Geschenk für einen Freund.

An die erste Studie von Williams und Bargh (2008) anknüpfend wurde nachfolgende Studie entworfen. Es wurde untersucht wie der Kontakt mit einem heißen oder kalten Getränk die Bewertung von menschlichen Gesichtern bezüglich warmer und neutraler Adjektive beeinflusst. Im Unterschied zur Studie von Williams und Bargh (2008) sollten Probanden das Getränk jedoch auch trinken und nicht nur halten. Es sollte dadurch untersucht werden, ob der Effekt des Getränks größer wird dadurch, dass die Wärme nicht nur external (über Hautrezeptoren), sondern auch internal (Mund, Magen) wirkt. Darauf aufbauend wurden zwei Hypothesen erstellt: Nach Trinken eines warmen Getränks bewerten die Probanden Gesichter mit neutralen Gesichtsausdrücken wärmer. Nach Trinken eines kalten Getränks zeigt sich keine Veränderung in der Bewertung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Embodiment. Zusammenhang zwischen physikalischer und sozialer Wärme
Hochschule
Universität Kassel
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V448871
ISBN (eBook)
9783668832312
ISBN (Buch)
9783668832329
Sprache
Deutsch
Schlagworte
embodiment, zusammenhang, wärme
Arbeit zitieren
Marie-Rose Degg (Autor:in), 2014, Embodiment. Zusammenhang zwischen physikalischer und sozialer Wärme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/448871

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