Sind Assessmentinstrumente ein hilfreiches Mittel zur Pflegebedarfseinschätzung?


Seminararbeit, 2017

20 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Begriffsbestimmung
1.1 Pflegebedürftigkeit
1.2 Pflegebedarf

2. Die Pflegebedarfseinschätzung
2.1 Das Pflegeassessment
2.2 Unterscheidung der Pflegeassessments
2.3 Was sind Assessmentinstrumente?
2.4 Die Aufgaben von Assessmentinstrumenten
2.5 Gütekriterien von Assessmentinstrumenten
2.5.1 Validität
2.5.2 Reliabilität
2.5.3 Sensitivität
2.5.4 Spezifität

3. Die Nummerische Ratingskala zur Schmerzerfassung
3.1 Schmerz und Schmerzparameter
3.2 Die Numerische Rangskala
3.3 Kritik der Numerischen Rangskala

4. Reflexion

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Bevölkerung wird immer älter und dadurch nimmt auch die Pflegebedürftigkeit zu. Neben der Zunahme der Pflegebedürftigkeit ist auch eine Zunahme von Assessmentinstrumenten in den letzten Jahren zu beobachten. Die Einschätzung des Patienten durch das alleinige Beobachten und Überprüfen anhand von Erfahrung, wird nun von Assessmentinstrumenten abgelöst. Sicherheit und Objektivität wird auf der Grundlage von wissenschaftlicher Forschung durch standardisierte Hilfsmittel versprochen. Assessmentinstrumente werden im Rahmen des Pflegeprozesses angewendet. Dennoch dürfen Assessments, besonders Assessmentinstrumente nicht unreflektiert in der Praxis eingesetzt werden, sondern sollten kritisch betrachtet werden um den Pflegebedarf eines Patienten realistisch zu erheben. Die Gütekriterien tragen dazu bei ein Instrument zu überprüfen ob es praxistauglich ist. Das Pflegepersonal muss sich mit den Skalen auskennen, geeignete Skalen auswählen, anwenden, verstehen und interpretieren können und verstehen für welchen Zweck diese geeignet sind (Reuschenbach 2012).

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung: Sind Assessmentinstrumente ein hilfreiches Mittel zur Pflegebedarfseinschätzung? Unter diesen Bereich fallen die Themen Pflegebedarf, Pflegebedürftigkeit, die Sicherheit von Assessmentinstrumenten, sowie die Numerische Rangskala als Beispielassessment.

In dieser Arbeit wird Ihnen ein kleiner Einblick in das Thema Bedarfseinschätzung anhand der Pflegeassessments und Assessmentinstrumente gegeben. Am Ende der Arbeit wird die Nutzung von Assessmentinstrumenten noch einmal kritisch beleuchtet und Forderungen für deren Umsetzung in der Praxis abgeleitet.

1. Begriffsbestimmung

Im Folgenden werden die Begriffe Pflegebedarf und Pflegebed ü rftigkeit genauer erläutert. Das Wissen über diese Begrifflichkeiten ist Voraussetzung um eine Bedarfseinschätzung mithilfe des Pflegeassessments durchzuführen.

1.1 Pflegebedürftigkeit

Eine Person wird als Pflegebedürftig bezeichnet, wenn ihre Fähigkeiten zur selbstständigen Lebensführung durch Funktionsverluste eingeschränkt sind. Sie ist dadurch auf ständige Hilfe und Unterstützung von anderen Menschen angewiesen. Die Ressourcen werden hierbei jedoch beachtet und das soziale Umfeld wird mit einbezogen (Gupta 2012).

1.2 Pflegebedarf

Pflegebedarf beschreibt die Pflegeinterventionen welche geplant und durchgeführt werden um die Pflegeprobleme zu bewältigen. Der Pflegebedarf muss nach wissenschaftlichem Standard erhoben werden und zur Problemlösung beitragen. Ebenso muss dieser Zielorientiert sein und die Bedürfnisse und Ressourcen des Patienten müssen berücksichtigt werden. Die Pflegebedarfseinschätzung ist die Grundlage für die weitere Pflegeplanung (Gupta 2012).

2. Die Pflegebedarfseinschätzung

Die Pflegebedarfseinschätzung erfolgt über das Assessment welches die Grundlage für die weitere Pflege des Patienten darstellt. In den folgenden Abschnitten wird das Assessment genauer erläutert.

2.1 Das Pflegeassessment

Das Pflegeassessment stellt den ersten Schritt im Pflegeprozess dar. Als Assessment wird der Prozess bezeichnet indem die Bedürfnisse des Patienten objektiv eingeschätzt werden. Der Begriff Assessment wurde aus dem englischen übernommen und bedeutet Einschätzen, Bewerten, Beurteilen, Einstufen . Das Assessment berücksichtigt bei der Einschätzung und Beurteilung immer folgende zwei Aspekte, die Informations- und Datensammlung, sowie die Interpretation der Daten. Die Patientenaufnahme in der Klinik ist ein Beispiel für ein Assessment. Der Patient wird zu bestimmten für den Aufenthalt wichtigen Informationen befragt und seine Daten, Bedürfnisse und Ressourcen werden erfasst. Die Informationen werden dann im Anschluss interpretiert. Zum Beispiel könnte es sein, dass ein Patient eine Penicillin Allergie angibt. Die Information wird in die Dokumentation aufgenommen und interpretiert, dass der Patient keine Medikamente erhalten darf welches Penicillin enthält. Das bedeutet das der Patient bei einem Assessment beobachtet, beschrieben, befragt, körperlich untersucht und bewertet wird um seinen Pflegebedarf einzuschätzen. Diese Bedarfseinschätzung sollte mit dem Ziel erfolgen Informationen über den Patienten zu gewinnen. Anhand dieser Informationen kann eine Entscheidung getroffen werden, welche Pflegemaßnahmen der Patient erhalten soll um das Problem positiv zu beeinflussen und zu verändern. So sollte bei einem Patienten mit Dekubitus die Haut beobachtet werden. Es wird erkannt dass die Haut gerötet ist und auch bei dem Druck mit dem Finger eine Rötung zurückbleibt. Das Assessment reicht über das Beobachten hinaus und deutet das Beobachtete um die richtige Pflegediagnose und Pflegeintervention zu treffen. In diesem Fall würde die Pflegekraft anhand der Symptome interpretieren, dass diese Person einen Dekubitus ersten Grades hat (Bartholomeyczik 2008) (Diegemann-Honig et al. 2009).

Das Pflegeassessment steht am Anfang einer professionellen Pflegebeziehung und bildet die Informationsbasis um den Patienten einzuschätzen und Pflegediagnosen, Pflegeinterventionen und eventuelle Komplikationen ableiten zu können (Diegemann-Honig et al. 2009).

2.2 Unterscheidung der Pflegeassessments

Es gibt drei Formen des Pflegeassessments die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Mithilfe der Screening- Assessment wird der Patient am Anfang des Pflegeprozesses eingeschätzt und die Pflegekraft erhält einen groben Überblick über den Patient. Das Screening- Assessment arbeitet mit geschlossenen Fragen, mit Ja oder Nein- Antworten, Beobachtungen und mit den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung.

Mit dem Basisassessment gelingt es mittels Gespräch, Beobachtung und Untersuchung eine umfassende Information über den Gesundheitszustand des Patienten zu erhalten, diesen einzuschätzen und eine professionelle Beziehung aufzubauen. Die gewonnenen Informationen die für Pflege notwendig sind, lassen sich mit Hilfe von verschiedene Pflege- und Assessmentkonzepten strukturieren. Unter das Basisassessment zählt zum Beispiel die Pflegeanamnese, diese könnte nach den AEDL’s von Monika Krohwinkel, oder den LA’s von Roper, etc. strukturiert werden (Diegemann- Honig et al. 2009).

Das Fokusassessment fokussiert das Problem des Patienten und stellt somit eine spezifische Informationssammlung dar. Es beschäftigt sich mit der Veränderung des Problems, mit den Risikofaktoren und der Bedeutung des Problems für den Patienten. Zur Einschätzung werden hierbei auch Assessmentinstrumente und Pflegeskalen genutzt (Diegemann-Honig et al. 2009).

2.3 Was sind Assessmentinstrumente?

Das Pflegeassassment wird durch strukturierte Methoden, den Pflegeassessmentinstrumenten ergänzt (Reuschenbach 2012). Unter einem Assessmentinstrument wird ein standardisiertes Hilfsmittel verstanden mit welchem das Assessment durchgeführt wird. Es wird immer auf die gleiche Art und Weise angewandt (Bartholomeyczik 2008). Die meisten Assessmentinstrumente bestehen aus Skalen, Fragebögen oder Bewertungsmaßstäben, die zur Erfassung von pflegerischen Konzepten und Phänomenen beitragen. Damit werden auch die Gesundheit und das Wohlbefindens des Patienten erfasst. Standardisierte Skalen ermitteln Werte, welche für weitere pflegerische, medizinische, therapeutische Entscheidungen genutzt werden können und ein aussagekräftiges Assessment ermöglichen. Mit diesen Instrumenten kann der Krankheitsverlauf überwacht und Veränderungen sichtbar gemacht werden. So wird eine Schmerzerfassungsskala zur Erkennung und Überwachung von Schmerzen eingesetzt. Damit können Schmerzen rechtzeitig erkannt und dementsprechende Pflegeinterventionen eingeleitet werden. Der Patient bekommt z.B. ein Schmerzmittel verabreicht. Klinische Assessmentinstrumente ermöglichen eine gewisse Standardisierung und sichern und unterstützen somit den Assessmentprozess (Gupta 2012). Das Assessment wird schon in der Berufsschule durch Beobachten und Wahrnehmen geschult und in der Praxis beim Messen von Puls, Blutdruck, Temperatur umgesetzt. Es gibt Pflegeassessmentinstrumente, welche mit Skalen, Test, automatischen Messungen und strukturierten Frageleitfäden arbeiten. Ebenso gibt es noch das Assessment, das keine Instrumente zur Hilfe nimmt sondern durch Befragen und Beobachten durchgeführt wird. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Pflegeassessments ermöglicht es eine Pflegediagnose zu erstellen und angemessene Pflegeinterventionen abzuleiten und umzusetzen (Reuschenbach 2012).

2.4 Die Aufgaben von Assessmentinstrumenten

Assessmentinstrumente sollen pflegerelevante Gegebenheiten erfassen und Risikoeinschätzungen vornehmen. So können Pflegekräfte durch ein Risikoassessmentinstrument einschätzen, ob Patienten ein Risiko besitzen ein bestimmtes Pflegeproblem zu entwickeln, z.B. Dekubitus oder Kontrakturen. Wenn dieses erfasst ist können daraus Pflegediagnosen abgeleitet werden. Aus diesen wiederum kann der individuelle Pflegebedarf des Patienten eingeschätzt und systematisch festgehalten werden. So werden zum Beispiel Schmerzskalen eingesetzt um die Schmerzen des Patienten zu erfassen und die Frage nach weiterer Gabe von Schmerzmitteln zu beantworten. Anhand der Assessmentinstrumente kann der Pflegebedarf eingeschätzt werden. Diese Einschätzung spielt auch bei der Personaleinsatzplanung, der Pflegezeitplanung und bei der Leistungsabrechnung über das DRG- System eine Rolle. Durch gute Assessmentinstrumente wird die Pflege transparenter gemacht (Bartholomeyczik 2008).

2.5 Gütekriterien von Assessmentinstrumenten

Assessmentinstrumente sollen Ungenauigkeiten und Unvollständigkeiten verhindern, Qualität sichern, Probleme erkennen und Vergleichbarkeit ermöglichen. Sie können nur wissenschaftlich angewendet werden, wenn sie gut sind. Es ist wichtig die Assessmentinstrument auf die folgendewn Gütekriterien zu prüfen um ein zielgerichtetes, genaues Assessment zu ermöglichen (Halek 2008). Viele Instrumente erfüllen diese Kriterien nur unzureichend oder überhaupt nicht. Oft werden bewährte, formal korrekte Assessmentinstrumente falsch eingesetzt. Da sie manchmal aus anderen Fachdisziplinen stammen, fehlt ihnen der pflegerische Sichtpunkt und sie liefern fehlerhafte Ergebnisse. Dies kann zu einem ungenauen Assessment und fehlerhaften Pflegediagnosen und Pflegeinterventionen im weiteren Verlauf führen. Deshalb ist es notwendig sich dieser Gütekriterien bewusst zu sein und die Instrumente auf diese hin zu prüfen (Diegemann-Honig et al. 2009). Besonders Risikoerfassungsinstrumente müssen auf ihre Validität hin überprüft werden, da sie nicht nur den aktuellen Gesundheitszustand beschreiben sondern auch Prognosen aufstellen (Bartholomeyczik 2009).

2.5.1 Validität

Validität beschreibt die Gültigkeit eines Instrumentes. Sie überprüft ob das Instrument auch wirklich das erfasst und misst, was es zu messen vorgibt. Werden anhand einer Schmerzskala wirklich die Schmerzen gemessen oder eher die Angst? Diese Fragen versucht man mit der Prüfung der Validität zu beantworten (Halek 2008).

2.5.2 Reliabilität

Die Reliabilität gibt Auskunft über die Zuverlässigkeit und Genauigkeit eines Instruments. Sie besagt dass zuverlässige Ergebnisse produziert werden können, unabhängig von anderen Faktoren wie z.B. den Anwender und den Anwendungszeitpunkt. Außerdem sollte bei wiederholten Messungen dasselbe Ergebnis herauskommen. Die Reliabilität sagt allerdings nichts darüber aus ob die Inhalte des Instrumentes richtig sind, sondern bewertet lediglich die technische Genauigkeit des Instrumentes. Es wird überprüft ob das Instrument von verschiedenen Personen eingesetzt werden kann, ohne das Ergebnis zu beeinflussen (Halek 2008) (Gupta 2012).

2.5.3 Sensitivität

Sensitivität beschreibt die Genauigkeit des Instruments. Wenn ein Instrument Sensitivität ist bedeutet es, dass dieses Instrument Personen identifiziert bei denen der Zustand, oder auch die Krankheit wirklich vorliegt (Gupta 2012) (Bartholomeyczik 2009).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Sind Assessmentinstrumente ein hilfreiches Mittel zur Pflegebedarfseinschätzung?
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Karlsruhe, früher: Berufsakademie Karlsruhe
Note
2,2
Autor
Jahr
2017
Seiten
20
Katalognummer
V446339
ISBN (eBook)
9783668840515
ISBN (Buch)
9783668840522
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Assessmentinstrumente, Bedarfseinschätzung
Arbeit zitieren
Nadine Schilling (Autor:in), 2017, Sind Assessmentinstrumente ein hilfreiches Mittel zur Pflegebedarfseinschätzung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446339

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