Bildungsbeteiligung bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund

Ein Vergleich am Beispiel von Kindern und Jugendlichen mit vietnamesischem und italienischem Migrationshintergrund


Hausarbeit, 2017

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung / Herleitung der Aufgabenstellung

2. Migration
2.1. Definition des Begriffs
2.2. Definition des Begriff des "Migrationshintergrunds" in amtlichen Statistiken und jenen der Bildungsforschung
2.2.1. Grundsätzliche Fragen zur statistischen Erhebung
2.2.2. Anwendung anhand der konkreten Auswertung einer amtlichen Statistik

3. Bildungsbeteiligung
3.1. Definition des Begriffs

4. geographischer und zeitlicher Betrachtungsraum der vorliegenden Arbeit

5. Maßgebliche untersuchte soziale Gruppen von SuS mit Migrationshintergrund - aus Italien und aus Vietnam
5.1. Beteiligung am bundesdeutschen Bildungssystem von Schülerinnen und Schüler mit einem vietnamesischen Migrationshintergrund
5.1.1. Die Bildungssituation aus Lehrersicht
5.1.2. Sozialisation und Bildung im Elternhaus
5.2. Beteiligung am bundesdeutschen Bildungssystem von Schülerinnen und Schüler mit einem italienischen Migrationshintergrund
5.2.1. Analyse der in der Studie gebrachten Fallbeispiele italienischstämmiger Kinder mit Schulproblemen
5.2.2. Erziehungsinstanzen Eltern - Schule
5.2.3. Zusammenfassung

6. Vergleichende Betrachtung der beiden Forschungsergebnisse und zusammenfassendes Fazit

1. Einleitung / Herleitung der Aufgabenstellung

Die große Zahl an Flüchtlingen, welche im Jahr 2015 in die Bundesrepublik kam, hat die Fragen nach den Vorstellungen für eine gelungene Eingliederung dieser Menschen in die Gesellschaft wieder verstärkt in die öffentliche Diskussion gerückt. Zur Frage steht etwa, ob das Ziel die Integration, also die gleichberechtigte Einbindung der Menschen in die Gesellschaft unter Wahrung ihrer kulturellen Identität, oder sogar die kulturelle Assimilation der Migranten sein sollte. Eine Assimilation würde beabsichtigen, dass die Menschen den neuen Kulturkreis als eigentliche Identität annehmen und ihre Herkunftstradition hinter sich lassen.

Für einen gelungenen Einstieg in das gesellschaftliche Miteinander gilt dabei der Erwerb von Sprachkenntnissen des Deutschen und die Möglichkeit, durch Erwerbstätigkeit am Arbeitsleben teilnehmen zu können, als wesentliche Voraussetzung, wie die Erfahrungen mit früheren Einwanderungswellen in die BRD im Rückblick gezeigt haben. Beides bedingt ihre Beteiligung am deutschen Bildungssystem, welche die Qualifizierung bei Sprachkenntnissen sowie zur beruflichen Bildung vermittelt.

Einwanderung in den deutsprachigen Raum aus anderen Nationen hat es auch in der Neuzeit bereits wiederholt gegeben. In der Bundesrepublik hat es auch zuvor bereits größere Migrationswellen gegeben. Nach dem Wiederaufbau setzte ein über viele Jahre kontinuierlich steigendes Wirtschaftswachstum ein. Um den Bedarf an Arbeitskräften decken zu können, vor allem im Bereich gering qualifizierter Tätigkeiten, warb man ab Mitte der 1950er Jahre eine beträchtliche Zahl an "Gastarbeitern" aus Südeuropa an. Die Mehrzahl von ihnen kam aus der Türkei, Italien, aber auch Spanien, Portugal und Griechenland in die Bundesrepublik. Eine ernsthafte gesellschaftliche dieser hinzugezogenen Menschen war zu dem Zeitpunkt nicht politisch gewollt, sondern man ging davon aus, dass die angeworbenen Arbeitskräfte nur zeitlich befristet im Land sein würden und spätestens am Ende ihres Erwerbslebens wieder in ihre Heimatländer zurück gehen würden.

Im Rückblick wissen wir, dass sich dies nicht bewahrheitet hat. Bis zum Erlass des "Anwerbestopps" im Jahr 1973 für diese Arbeitskräfte hatten bereits viele hier Familien gegründet, von den viele mittlerweile hier in der dritten Generation im Land leben. Einen umfassenden Ansatz zur Integration dieser Menschen hat es zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben. Auch hier hat sich über die Jahre im Rückblick gezeigt, dass Sprachkenntnisse und Bildung der Schlüssel für eine gelungene Integration darstellen.

Im Rahmen dieser Arbeit werde ich einzelne Gruppen von SuS verschiedener Herkunft und ihr Bildungsbeteiligung durch die Auswertung einzelner Studien beleuchten. Von Interesse wird dabei sein, welche Schulformen und Bildungsabschlüsse von ihnen mehrheitlich gewählt wurden.

Zur Beantwortung der Aufgabenstellung dieser Arbeit benötigen einige Kernbegriffe zunächst einer grundlegenden Definition. Was ist Migration? Welche inhaltlichen Voraussetzungen bedarf dieser Begriff, um die betreffenden sozialen Gruppen für die Relevanz dieser Untersuchung eingrenzen zu können? Was versteht die Sozialforschung unter dem Begriff der Bildungsbeteiligung?

2. Migration

2.1. Definition des Begriffs

Unter Migration wird eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes einer oder mehrer Personen verstanden. Migration kann dabei innerhalb den geographischen Grenzen eines Landes erfolgen, wie auch grenzübergreifend über die Landesgrenzen hinweg. Letztere wird dann allgemein als "internationale Migration" bezeichnet.

Allgemein werden folgende individuelle Beweggründe zur Migration benannt:

- Die physische Existenz des Menschen ist nicht mehr gesichert

(Kriegsflüchtling, Fluchtmigration wegen ethnischer Säuberungen, politische Verfolgung etc.)

- Lebensvorstellungen können unter dem herrschenden politischen und ideologischen System nicht verwirklicht werden (z.B. Diskriminierung wegen Geschlecht, Religion, etc.)

- die institutionelle Struktur der Herkunftgesellschaft kann die materiellen Wünsche und Erwartungen nicht erfüllen (Armuts- und Arbeitsmigration).

Im sog. "Push-Pull-Modell" der Migration stehen den abstoßenden "Push"-Faktoren in den o.g. Herkunftsländern anziehende, die Bedürfniserwartung ausgleichende, "Pull"-Faktoren in den Einwanderungsländern gegenüber.1

2.2. Definition des Begriff des "Migrationshintergrunds" in amtlichen Statistiken und jenen der Bildungsforschung

2.2.1. Grundsätzliche Fragen zur statistischen Erhebung

Der Begriff des Migrationshintergrunds ist für die Sozialforschung relevant, um zur Erforschung der Art der Bildungsbeteilung von

Migranten, vor allem jedoch ihrer Kinder, diese Bevölkerungsgruppe innerhalb des erhobenen Datenmaterials wirksam erfassen zu können. Unter dem Begriff des Migrationshintergrunds werden Personen erfasst, welche unmittelbar eine Migration selbst vollzogen haben, sowie auch solchen, welche in diesem sozialen Umfeld aufwachsen und dort sozialisiert werden, jedoch nicht mehr unmittelbar einen persönlichen Bezug zum Herkunftsland aufweisen müssen.

Im Detail nutzen zeitgemäße amtliche Studien in ihren Statistiken die folgenden drei Merkmale, um Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zu statistisch zu erfassen. Dafür haben alle Teilnehmer der Studien Angaben über

1. ihre Staatsangehörigkeit
2. ihrem Geburtsland bzw. dem -ort (bzw. dem ihrer Eltern),
3. die Familiensprache zu machen.

Sofern mindestens eine der drei genannten Voraussetzungen erfüllt wird, sieht man die Voraussetzung erfüllt, um innerhalb der Erhebung von einem Schüler oder einer Schülerin mit Migrationshintergrund zu sprechen.2

2.2.2. Anwendung anhand der konkreten Auswertung einer amtlichen Statistik

Eine Schulstatistik des Bundeslandes Rheinland-Pfalz lieferte bei der Erhebung zu den genannten Punkten folgende Ergebnisse:

- Bei der Frage, ob sie eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit hätten, bejahten dies 42,9 Prozent der befragten SuS mit Migrationshintergrund.
- Die Frage nach einem nichtdeutschen Geburtsland bejahten 16,8 Prozent der SuS mit Migrationshintergrund.
- Die Frage nach einer nichtdeutschen Familiensprache bejahten 90,1 Prozent der befragten SuS mit Migrationshintergrund.

Nimmt man die Ergebnisse der Fragen 2 und 3 zusammen, so erhält man sogar einen Zustimmungswert von 98 Prozent unter der zu ermittelnden Gruppe der SuS mit Migrationshintergrund.

Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass etwa das zeitnahe Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft unter Spätaussiedlern aus Osteuropa in den o.g. Wert deutlich hinein spielt. Auch die Einführung der neuen Staatsangehörigkeitsregelung im Jahr 2000 und die damit einhergehende Möglichkeit neben der neuen deutschen die angestammte Staatsbürgerschaft zu behalten, dürfte sich statistisch auswirken.

Daneben zeigen die statistischen Ergebnisse zu den Fragen nach Geburtsort und Familiensprache eine hohe Signifikanz, um SuS mit Migrationshintergrund statisch wirksam erfassen zu können. Denn je besser die Identifikation von SuS mit Migrationshintergrund erfasst werden kann, desto gezielter kann den Betroffenen jeweils individualisiert Hilfestellung geboten werden.

Bei der Frage, ob sie über nichtdeutsche Sprachkenntnisse verfügen, bejahten dies im Mittel 90,1 Prozent der SuS mit Migrationshintergrund.3

3. Bildungsbeteiligung

3.1. Definition des Begriffs

Der Begriff der Bildungsbeteiligung entstammt der Wirtschaftssoziologie und bezeichnet die Proportio, zu der Kinder aus bestimmten Gruppen (Berufsgruppen, Schichten, Geschlechter, usw.) die (weiterführenden) Schulen und Bildungsreinrichtungen besuchen, der Begriff entstammt (wie noch häufig in der Implikation zu sehen, es handele sich um eine "Beteiligung") der Bildungsreformdebatte der 1960er und 1970er Jahre , wird inzwischen aber neutral im Sinne einer Kennziffer verwendet.4

4. geographischer und zeitlicher Betrachtungsraum der vorliegenden Arbeit

Der zeitliche Betrachtungszeitraum dieser Arbeit setzt mit der ersten großen Migrationswelle in die BRD Mitte der 1950er Jahre ein, dem Anwerben der ersten "Gastarbeiter" in großer Zahl, bis in die unmittelbare Gegenwart zum Zeitpunkt des Verfassen dieser Arbeit. Geographisch erstreckt sich der Betrachtungsraum auf die Bundesrepublik Deutschland. Auch wenn sich das Territorium durch die Wiedervereinigung 1990 vergrößerte, war dies für Einbindung der einst angeworbenen Arbeiter und ihre Familien und ihre fortschreitende Integration in das gesellschaftliche Leben letztlich ohne Belang. In der DDR war im Vergleich eine zahlenmäßig viel geringe Zahl an ausländischen Arbeitskräften angeworben, welche für die Untersuchung hier im weiteren Fortgang nicht relevant sind.

[...]


1 https://de.wikipedia.org/wiki/Migration_(Mensch) (1.4.2017)

2 Kemper, Thomas: Migrationshintergrund - eine Frage der Definition!, In: Die deutsche Schule 102, Münster 2010, S. 315-326,S. 322.

3 Kemper, Thomas: Migrationshintergrund - eine Frage der Definition, S. 324f..

4 http://www.wirtschaftslexikon.co/d/bildungsbeteiligung/bildungsbeteiligung.htm

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Bildungsbeteiligung bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund
Untertitel
Ein Vergleich am Beispiel von Kindern und Jugendlichen mit vietnamesischem und italienischem Migrationshintergrund
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Wuppertal Institut für bildungsökonomische Forschung)
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
23
Katalognummer
V446235
ISBN (eBook)
9783668824621
ISBN (Buch)
9783668824638
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ansätze zur erfolgreichen Integration von Migranten - durch dauerhafte Bleibeperspektive
Arbeit zitieren
Nils Oliver Berger (Autor:in), 2017, Bildungsbeteiligung bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446235

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