Stationäre Einrichtungen für Jugendliche mit Drogensucht


Hausarbeit, 2018

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Definitionsversuche Sucht und Drogensucht

2 Körperliche und psychische Auswirkungen der Drogensucht
2.1 Cannabis
2.2 Halluzinogene
2.3 Kokain und Amphetamine

3 Stationäre Einrichtungen Kinder und am Beispiel Hausotterstraße KARUNA e.V. Berlin

4 Stadien des Problembewusstsein von Suchterkrankten

5 Therapiemöglichkeiten

6 Fazit - Herausforderungen stationärer Einrichtungen mit suchterkrankten Kindern- und Jugendlichen

7 Quellenverzeichnis

Einleitung

Mehr als jeder Zehnte (10,2%) Jugendliche hat 2015 wenigstens einmal im Leben illegale Drogen konsumiert, dass sind 477.000 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Cannabis ist in allen Altersgruppen nach wie vor, die am weitesten verbreitete illegale Droge. (vgl. Piontek/ Orth/ Kraus 2017, S.107) Aber auch Amphetamine, Ecstasy und andere psychoaktive Substanzen sind immer mehr im kommen. Heroin, Methamphetamin und Schnüffelstoffe, werden hingegen so gut wie gar nicht von Jugendlichen konsumiert. (vgl. Piontek/ Orth/ Kraus DHS 2017, S.109) In meiner Arbeit gehe ich nicht auf Alkohol- oder Tabakabhängigkeit oder andere nicht- stoffgebundene Süchte ein, sondern beschäftige mich mit illegalen Drogen, wie Cannabis, Ecstasy und Amphetamine (Kokain). Ich möchte auf stationäre Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Drogensucht, ihre Herausforderungen und Perspektiven eingehen. Als erstes werde ich Sucht und speziell Drogensucht definieren. Im weiteren Anschluss gehe ich auf die körperlichen und psychischen Auswirkungen bei Jugendlichen nach dem Drogenkonsum ein, vor allem wie die Wirkung und der Rauschzustand erlebt wird und was danach passiert, die Entzugserscheinungen. Dies verdeutliche ich an den Beispielen Cannabis, Ecstasy und Kokain. Außerdem erkläre ich, was eine stationäre Einrichtung ist, am Beispiel der Hausotterstraße KARUNA e.V. Im Punkt vier werden die Stadien des Problembewusstseins von Süchtigen nach Prochaska und DiClimente beschrieben. Der fünfte Punkt beschreibt die Therapiemöglichkeiten und zum Schluss gehe ich auch die Herausforderungen in der Kinder- und Jugendsuchthilfe ein.

1 Definitionsversuche Sucht und Drogensucht

Sucht kommt von dem althochdeutschen Wort „siech“. Damit meint man „Krankheit“ beziehungsweise „Kranksein“. Damals war der Begriff ein anderes Wort für Laster, Krankheit oder Begierde. (vgl. Sack/ Petersen/ Thomasius 2009, S. 3) Vor allem waren damit körperliche Krankheiten gemeint. In der ICD-10 (medizinische Diagnose – und Klassifikationssysteme) taucht der Begriff „Sucht“ nicht als Krankheitskategorie auf. Es tauchen „psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ auf, die in weitere Kategorien aufgeteilt wird, der jeweiligen Substanz. (vgl. Berger 2015, S.249) ICD- 10 ist die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Sie ist die amtliche Klassifikation zur Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland. ICD-10 ist in zwei Teile aufgebaut. Zum einen gibt es das Systematische Verzeichnis (Systematik). Sie besteht aus der hierarchisch geordneten Liste der Kodes und ergänzenden Informationen. Zum anderen gibt es das alphabetische Verzeichnis (Alphabet). Es enthält eine umfangreiche Sammlung an verschlüsselten Diagnosen aus dem Sprachgebrauch der ambulanten und stationären Versorgung. (vgl. DIMDI 2017 (Internetquelle))

Dem Begriff der Sucht kommt der Begriff der Abhängigkeit am nächsten. Die Autoren beschreiben, das man typischerweise das Bedürfnis hat die Substanz einzunehmen und Schwierigkeiten dabei hat den Konsum zu kontrollieren. (vgl. Berger 2015, S. 249) In Verbindung mit der Abhängigkeit und dem regelmäßigen Konsum entsteht eine Toleranzerhöhung. Neben der Toleranz spricht man noch von körperlicher und psychischer Abhängigkeit. Wenn ein Wirkverlust der Droge einsetzt und mit einer erhöhten Drogenzufuhr entgegengewirkt wird, spricht man von Toleranz (Gewöhnung). (vgl. Berger 2015, S.250) Von körperlicher Abhängigkeit spricht man, wenn sich ein Entzugssyndrom ausbildet, nachdem die Droge abgesetzt wurde. Man spricht von sogenannten Entzugserscheinungen. Bei regelmäßigem Konsum kommt es zu neuronalen Anpassungsprozessen, die beim Absetzen fehlangepasst sind und der Körper reagiert entsprechend. Neben der körperlichen Abhängigkeit gibt es auch die psychische Abhängigkeit. Wenn sich ein starkes, unwiderstehliches Verlangen nach der Droge aufbaut. Diese psychische Abhängigkeit entwickelt sich wie bei der körperlichen Abhängigkeit nach regelmäßigen konsumieren. Wird der point of no return überschritten, kommt es zum Verlust der Eigenkontrolle über die Substanzzufuhr, welche ein wesentliches Merkmal der Diagnostik „Abhängigkeit“ ist. (vgl. Berger 2015, S. 251)

2 Körperliche und psychische Auswirkungen der Drogensucht

Langfristig gesehen, kann der illegale Drogenkonsum negative Folgen für die psychische Gesundheit haben. Gerade wenn der Konsum früh beginnt und chronisch hoch liegt. Die meisten Jugendlichen machen ihre ersten Erfahrungen mit illegalen Drogen zwischen 16 und 19 Jahren. Nicht nur bei männlichen Jugendlichen kommt ein Konsum illegaler Substanzen vor, sondern auch bei Jugendlichen mit geringem sozioökonomischen Status oder schlechter finanzieller Lage (vgl. Weichold 2009, S. 27 f.) Jegliche Substanzen wirken auf das Gehirn. Es sind verschiedene exzitatorische (zum Beispiel Glutamat) und inhibitorische (zum Beispiel GABA und Glycin) Neurotransmittersysteme beteiligt. Da jeder Körper einzigartig ist und eine Vielzahl an Einflüssen entscheidend ist, können Drogen unterschiedliche Wirkungen wie Sedierung und Stimulierung haben (vgl. Berger 2015, S.274) Verschiedene Einflüsse können zum Beispiel das Alter, Geschlecht, Dosierung der Substanz und bestehende Toleranz sein. Auch der polyvalente Missbrauch von Substanzen muss in der Diagnostik berücksichtigt werden und wie der Körper darauf reagiert. (vgl. Berger 2015, S.274) Da jede Droge anders wirkt und verschiedene Folgen und Auswirkungen haben kann, wird im folgenden auf Cannabis, Amphetamine (Kokain) und Halluzinogene (MDMA, Ecstasy) genauer eingegangen.

2.1 Cannabis

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte Droge auf der Welt. (vgl. Berger 2015, S.274) Bei Jugendlichen liegt der Erstkonsum im Durchschnittsalter von 16 Jahren. (vgl. Weichold, S.27 Suchtstörungen im Kindes und Jugendalter) Unter Cannabis versteht man die Gesamtheit bioaktiver Substanzen der Hanfpflanze Cannabis sativa. Die wichtigste Substanz des Cannabis ist das THC (∆- 9- Tetrahydrocannabinol). Es hat eine euphorisierende Wirkung. Man unterscheidet Marihuana und Haschisch. Marihuana wird aus den oberen Blättern, Vorblättern und Blütenstengel der reifen weiblichen Pflanze gewonnen. Haschisch hingegen aus dem an der Unterseite der Blätter in den Drüsenhaaren befindlichen Cannabisharz gewonnen. Im Marihuana hat man einen THC- Gehalt von circa 1-5%. 10% weist das Haschisch auf. Der Gehalt unterscheidet sich je nach Sorte. Die häufigste Form der Aufnahme ist das Rauchen. Aber auch Essen und Schnupfen sind Aufnahmetechniken. Wenn Cannabis durch Rauchen zugeführt wird, tritt die Wirkung bereits nach einer Minute auf und erreicht das Maximum nach etwa 20-30 Minuten. Es hat eine Wirkzeit von circa 2-3 Stunden. Durch die orale Aufnahme entsteht die Wirkung nach 30 Minuten, das Maximum ist nach 2-3 Stunden zu erreichen und dauert circa 3-6 Stunden an. In der Regel entsteht keine körperliche Abhängigkeit bei einer Cannabisabhängigkeit. Allerdings tritt eine Toleranzentwicklung ein. Die Rauschwirkung ist abhängig von der Dosis, Frequenz, Applikationsform, Situation und individuelle Disposition des Konsumenten. (vgl. Bonnet 2009, S. 482) Hat der Konsument eine starke individuelle Disposition kann Cannabis auch eine Panikstörung hervorrufen . (vgl. Bonnet 2009, S. 482) Die Wirkung äußert sich meist durch Beeinträchtigung der motorischen Koordination, Euphorie, Angst, Gefühl einer zeitlichen Verlangsamung, Beeinträchtigung der Urteilsfähigkeit und sozialer Rückzug. Außerdem zeigen sich folgende Symptomatiken wie, Mundtrockenheit, verstärkter Appetit und Tachykardie (Herzrasen). Durchaus möglich ist auch eine Wahrnehmungsstörung (perceptual disturbances), die sich durch auditorische, visuelle oder taktile Illusionen äußert. Setzt der Klient Cannabis ab, können sich Stimmungsänderungen und physiologische Veränderungen abzeichnen. Wie zum Beispiel, Reizbarkeit, Ängstlichkeit oder Übelkeit, Schlafstörungen und Schwitzen. (vgl. Berger 2015, S. 274 f.) Aber auch Craving setzt ein. Craving bezeichnet ein starkes Verlangen nach Cannabis. Der Appetit mindert sich, es kann zu merkwürdigen Träumen kommen und zu Hyperalgesie (Schmerzen im Bauch und Muskelbereich). (vgl. Bonnet 2009, S. 483) Neben den körperlichen Beschwerden, kann es aber auch bei chronischem Cannabiskonsum zu Cannabispsychosen kommen, welche meist eine ähnliche Symptomatik wie Schizophrenie vorweist. Diese Cannabis induzierten Psychosen dauern länger als 48 Stunden und treten währenddessen oder innerhalb der nächsten zwei Wochen nach dem exzessiven Konsum auf. (vgl. Bonnet 2009, S.483) Dauert die Psychose länger als zwei Wochen liegt wahrscheinlich eine endogene Psychose vor. Auch kann es in sehr seltenen Fällen zu optischen ungeformten Halluzinationen kommen, die auch noch 12 Monate nach dem Drogenkonsum auftreten können. (vgl. Bonnet 2009, S.485) Man kann abschließend noch sagen, das die Folge der sozialen Schäden, von der Schwere der psychischen Komorbidität vom Einstiegsalter abhängt. (vgl. Bonnet 2009, S. 486) Komorbidität beschreibt, man in der Medizin das Auftreten zusätzlicher Erkrankungen im Rahmen einer definierten Grunderkrankung. (vgl. Thüns/ Merz 2018 (Internetquelle)) Hier also eine Krankheit neben der Suchterkrankung zu haben.

2.2 Halluzinogene

Hierzu gehören unter anderem Ergotderivate (LSD), Phenylalkylamine (MDMA, Ecstasy) und Indolalkaloide (Psilocybin). (vgl. Berger 2015, S.275) MDMA und Ecstasy ist die am weitesten verbreitete Jugenddroge nach Cannabis. Es wirkt über indirekte serotonerge und dopaminerge Mechanismen und löst Glücksgefühle, halluzinogene und stimulierende Nebeneffekte aus. (vgl. Gouzoulis- Mayfrank 2009, S.499) Bei Ecstasy liegt das Wirkungsmaximum bei 30 Minuten, die Wirkdauer beträgt circa 4-6 Stunden. Hingegen das LSD, hier setzt die Wirkung meist in Minuten ein und erreicht ihr Maximum nach 2-4 Stunden. Die Dauer kann 10-14 Stunden betragen. Die Effekte variieren also stark je nach eingenommener Substanz. Auch bei den Halluzinogenen tritt keine körperliche Abhängigkeit, sondern eine Toleranz ein. Diese Toleranz entwickelt sich aber auf die euphorisierenden und psychedelischen, nicht aber hinsichtlich der vegetativen Wirkungen. MDMA und Ecstasy wirken neben den Halluzinationen auch amphetaminartig. Somit nehmen sie eine Mittelstellung zwischen Stimulantien und klassischer Halluzinogene ein. Einige Autoren geben ihnen eine eigene Substanzklasse als „Entaktogene“, da sie eine Berührung des Inneren ermöglichen. (vgl. Berger 2015, S.275) Die Wirkung der Entaktogene sind Entspannung, Angstfreiheit und Glücksgefühle. Am häufigsten werden sie oral eingenommen in Tablettenform (Designerdrogen). Weitere Symptome, die auftreten können sind ausgeprägte Angst oder Depressionen, Beziehungsideen, Angst, den Verstand zu verlieren, Wahnideen, Beeinträchtigung der Urteilsfähigkeit, Beeinträchtigung sozialer oder beruflicher Pflichten. Diese Symptome nennt man Halluzinogen- Intoxikation. Es kann eine Verschmelzung von Sinnesempfindungen stattfinden wie, Derealisation, Illusion und subjektive Verstärkung der Wahrnehmung. Die Intoxikation lässt sich durch folgende Symptome feststellen: Mydriasis (Weitstellung der Pupillen), Tachykardie, Schwitzen, Palpitationen (Herzklopfen), Verschwommensehen, Tremor („Muskelzittern“) und Koordinationsschwierigkeiten. (vgl. Berger 2015, S. 275) Flashbacks sind typische auftretende Nachwirkungen (persistierende Wahrnehmungsstörungen) von Halluzinogenen. Das bedeutet, dass episodisch auftretende Nachhallzustände von kurzer Dauer entstehen, die im „Rausch“ erlebt wurden. Halluzinogene können Störungen wie psychotische, affektive und Angststörungen induzieren. Bei MDMA und Ecstasy können sogar Krampfanfälle und Nierenversagen auftreten. (vgl. Berger 2015, S.276) Letztendlich kann man sagen, das bei regelmäßigen Konsum vermehrt depressive Episoden, Angststörungen und Psychose, gelegentlich auch Flashbacks vorkommen. (vgl. Gouzoulis- Mayfrank 2009, S.501)

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Details

Titel
Stationäre Einrichtungen für Jugendliche mit Drogensucht
Hochschule
Hochschule Neubrandenburg
Veranstaltung
Medizinische Grundlagen
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
16
Katalognummer
V446209
ISBN (eBook)
9783668840454
ISBN (Buch)
9783668840461
Sprache
Deutsch
Schlagworte
stationäre, einrichtungen, jugendliche, drogensucht
Arbeit zitieren
Josefine Montag (Autor:in), 2018, Stationäre Einrichtungen für Jugendliche mit Drogensucht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446209

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