Der Dakerkrieg des Domitian


Hausarbeit, 2000

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

I. Die Daker

II. Der Kriegsverlauf
1.2 Der Überfall auf die Provinz Moesien
2. Zweite Phase der Kämpfe
2.1 Die Rückeroberung Moesiens
3. Kriegsende und Friedensschluß
3.1 Der Feldzug des Iulianus
3.2 Der Friedensschluß mit Decebalus

III. Die Bedeutung der Dakerkriege des Domitian für das Römische Imperium

IV. Quellenverzeichnis

V. Literaturverzeichnis

I. Die Daker

Die Daker sind ein Zweig des großen Volksstammes der Thraker. Sie bildeten sich schon im Laufe des 2. Jahrtausends v. Chr. als eigenes Volk heraus und siedelten sich im Gebiet des heutigen Rumäniens an. Seit der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. lebten sie in unterschiedlich großen, mehr oder weniger dauerhaften Stammesverbänden.

Ein dakisches Reich wird aber erst nach dem Jahr 80 v. Chr. unter der Führung des Burebista faßbar. Diesem gelang es, die dakische Stämme, teils mit Gewalt, unter seiner Führung zu vereinigen. Den Kern seines Reiches bildete das Gebiet des heutigen Siebenbürgen. Von dort aus eroberte er große Gebiete zwischen Theiss und Schwarzem Meer.

Doch nach seiner Ermordung, vermutlich um das Jahr 44 v. Chr., zerfiel das von ihm geschaffene Reich wieder in zahlreiche dakische Einzelstaaten.

Auf religiösem Gebiet jedoch blieb seine Hauptstadt Sarmizegetusa das Zentrum aller Daker.

II. Der Kriegsverlauf

1. Kriegsausbruch und erste Phase der Kämpfe

1.1 Das Verhältnis zwischen Dakien und dem Römischen Reich

Aus der Anfangspassage der Getica des Jordanes zum Dakerkrieg des Domitian läßt sich schließen, daß sich Daker und Römer bis Domitian schon seit längerer Zeit nicht feindlich gegenüberstanden[1]. An Hand der Inschrift des Ti. Plautius Silvanus[2], in der die Daker als ,,fratres" bezeichnet werden[3], können wir vermuten, daß sie mindestens seit Nero den Status eines römischen ,,foedus" innehatten.

Es ist auch äußerst wahrscheinlich, daß dieses Föderatenverhältnis nach dem letzten uns überlieferten Dakereinfall im Jahre 69 n. Chr. durch Vespasian und Titus wiederhergestellt wurde, bzw. aufrechterhalten wurde.[4]

Was also veranlaßte die Daker im Jahre 85 n. Chr. zu ihrem Überfall auf die römische Provinz Moesien?

Die früheren Überfälle besonders der von 69 n. Chr. waren reine Raubzüge, die durch innen- oder außenpolitische Probleme des Römischen Reiches hervorgerufen wurden, und von den Römern rasch abgewehrt werden konnten.

Diesmal war dies jedoch in keinster Weise der Fall, Gaius Oppius Sabinus, der Statthalter von Moesien, hatte sein komplettes Besatzungsheer zur Verfügung um einen Überfall abzuwehren. Und auch sonst war das Römische Reich in keinerlei Konflikte verwickelt, die seine Position an der unteren Donau geschwächt hätten.

Es kann sich also folglich im Jahr 85 n. Chr. nur um einen lange geplanten Angriff der Daker handeln, der weit mehr zum Ziel haben sollte als das Plündern, nämlich den Schutz des eigenen Territoriums vor einem Angriff Roms.[5]

Nun ist zu klären, ob diese Angst vor der ,, avaritia" des Domitians, die Iordanes in der oben erwähnten Stelle seiner Getica zum Ausdruck bringt, berechtigt war.

Köstlin stimmt dieser These zu. Er hält es für äußerst denkbar, daß Domitian mit dem Gedanken gespielt hat, Dakien zu erobern, um mit den dort vorhandenen Bodenschätzen, vor allem Gold, seinen durch teure Bauwerke und die Solderhöhung[6] stark belasteten Staatshaushalt sanieren zu können.

Aber neben dieser Deutung der ,, avaritia" als reine ,, Geldgier", bringt er, ebenso wie Strobel[7], noch eine Zweite, nämlich die des ,, Expansionsgedankens" [8]. Beide sind der Meinung, daß Domitian die Politik gegenüber den direkt an den Grenzen des Reiches lebenden, und meist in das Föderatensystem eingegliederten Völkern verschärfte, und auf der Einhaltung der gegenüber Rom bestehenden Verpflichtungen, und damit der Durchsetzung der Interessen des Reiches, bestand. Neben dieser neuen Politik, dürfte bei den Dakern vor allem der Chattenfeldzug Domitians in den Jahren 83 und 84 n. Chr., der ohne direkte Bedrohung[9] geführt wurde, zur steigenden Angst vor einer römischen Invasion beigetragen haben.

1.2 Der Überfall auf die Provinz Moesien

Bevor ich nun zum näheren Verlauf des Angriffes auf die römische Provinz Moesien komme, sind zwei grundlegende Fragen zu klären:

1. Wann hat dieser Angriff stattgefunden ? und 2. Unter wessen Führung überquerten die Daker die Donau ?

Zunächst zur ersten Frage:

Die Frage, wann dieser Einfall stattgefunden hat, ist nur durch die Festlegung der Teilnahme Domitians an dem Krieg zu klären. Denn aus Sueton[10] erfahren wir, daß er sich nach der Niederlage des Oppius Sabinus selbst an den Kriegsschauplatz begeben hat.

In der modernen Geschichtsschreibung stehen sich in dieser Frage zwei glaubwürdige Datierungsversuche gegenüber.

Während Gsell[11] und Köstlin[12] auf Grund der Inschrift vom 5. September 85 n. Chr.[13], die von einer großen Truppenentlassung in Pannonien, der Nachbarprovinz Moesiens, berichtet, der Meinung sind, daß diese Entlassung bei Kriegshandlungen in Moesien niemals stattgefunden hätte, und somit der Angriff der Daker frühestens im Herbst oder Winter[14] stattgefunden haben kann, bewertet Strobel die selbe Inschrift ganz anders. Er ist überzeugt, ,,[die] Musterung der Truppen und die Entlassung der altgedienten Soldaten, die Zusammenstellung der Liste(n) der zu privilegierenden Personen durch das Büro des Statthalters und die Weiterleitung an die kaiserliche Zentrale in Rom müssen unter Berücksichtigung der dort nötigen Bearbeitungsfrist bis zum Erlaß der kaiserlichen Konstitution noch in der 1. Hälfte 85 n. Chr. erfolgt sein." [15] Strobel betrachtet diese Inschrift also als völlig unabhängig vom Einfall der Daker in Moesien. Er kommt vielmehr zu dem Schluß, daß der Angriff bereits zur Mitte des Jahres 85 n. Chr. erfolgte. Als weiteren Beweis führt er die imperatorischen Akklamationen Domitians X und XI an, die er meines Erachtens überzeugend in den Herbst 85 n. Chr. datiert und mit dem erfolgreichen Zurückdrängen der Daker in Verbindung setzt.[16] Somit wird auch die bei Gsell und Köstlin noch mögliche Datierung ins Jahr 86 n. Chr. von Strobel verneint.

Obwohl beide Datierungsversuche teilweise auf Spekulationen basieren, halte ich persönlich die von Karl Strobel gefundene Lösung für die glaubwürdigere und möchte mich ihr anschließen.

Nun zur zweiten Frage:

Die Frage, wer die Daker bei ihrem Angriff anführte, stellt sich, da unsere Quellen vier Namen in Verbindung mit dem Dakerkrieg des Domitian nennen, und sich in der zeitlichen Einordnung teilweise widersprechen.

Bei Cassius Dio wird nur der Name Decabalus genannt, zu dessen Gunsten ein gewisser Duras abdankte, oder ihm zumindest die militärische Führerschaft überließ.[17]

Dagegen nennt Orosius[18] einen Diurpaneus als Gegner des Fuscus in der zweiten Phase des Kriegs und bei Jordanes[19] leitet ein Dorpaneus den Überfall auf Moesien und Fuscus geht dann später noch gegen ihn vor.

Die beiden Namen Diurpaneus und Dorpaneus werden heute ein und der selben Person zugeordnet, die vom Beginn des Angriffes, bis spätestens zu den Kämpfen mit Fuscus an der Spitze der Daker stand.[20]

Wir haben also nur noch drei Namen und müssen nun feststellen, ob es sich um zwei oder drei Personen handelt.

Bei Gsell[21] und Pichelmayr[22] werden die beiden Namen Diurpaneus und Decebalus gleichgesetzt. Und obwohl diese Ansicht auch heute noch nicht völlig widerlegt werden kann, wird sie als falsch angesehen.[23]

Ernst Köstlin, der sich mit dieser Frage ausführlich beschäftigt, setzt sich auch mit der These auseinander, ob Diurpaneus eventuell identisch mit Duras sein könnte. Er kommt aber zu der Überzeugung, daß diese falsch sei, da sie ,,nicht mit der wörtlichen Auffassung Dios überein [stimmt], da Diurpaneus längere zeit, Duras aber wohl gar nicht in leitender Stellung der Gegner der Römer war." [24]

Die meiner Meinung nach wohl zutreffendste Annahme ist , daß die drei Namen auch zu drei unterschiedlichen Personen gehören.

Und die Abfolge der Personen muß man sich wohl so denken: Diurpaneus war der Anführer während des Einfalls in Moesien und bis zu den Kämpfen gegen Fuscus und dessen Niederlage. Dann ist es zu einem Wechsel an der Spitze der Daker gekommen[25], und Decebalus wurde sein Nachfolger. Ob Duras nun der eigentliche Nachfolger des Diurpaneus als Heerführer sein sollte, und auf diese Position zu Gunsten des Decebalus verzichtete, oder schon früher den Königsthron von Sarmizegetusa für ihn frei machte, ist nicht zu beweisen. Aber meines Erachtens ist Letzteres wahrscheinlicher.[26]

Nachdem diese beiden Fragen nun also soweit wie möglich geklärt sind, möchte ich nun zum Ablauf des Überfalls auf Moesien kommen.

Die Daker überschritten also im Juni 85 n. Chr. mit einem großen Aufgebot die Donau[27] und fielen in der römischen Provinz Moesien ein. Ihnen stellte sich Oppius Sabinus, vermutlich vom Angriff überrascht, mit den beiden schnell verfügbaren Legionen V Macedonica und I Italica aus den Lagern Oescus und Novae entgegen[28], wurde aber von Diurpaneus völlig besiegt und fand selbst auf dem Schlachtfeld den Tod. Sein abgeschlagener Kopf wurde von den Dakern als Trophäe mitgenommen[29].

Nach diesem Sieg plünderten sie zahlreiche Kastelle und Siedlungen[30], und belagerten die vermutlich von den Überresten der beiden besiegten Legionen gehaltenen Legionslager Oescus und Novae, konnten diese jedoch nicht erobern.[31]

Als Reaktion auf die Nachricht von der Katastrophe des Oppius Sabinus brach Domitian[32] von Rom zu einer expeditio imperatoris an den Kriegsschauplatz auf.[33]

[...]


[1] Iord. Get. XIII 76: ,,Longum numquam post intervallum Domitiano imperatore regnante eiusque avaritia metuentes, foedus, quod dudum cum aliis principibuspepigerant, Gothi solventes, ripam Danubii iam longe possessam ab imperio Romano deletis militibus cum eorum ducibus vastaverunt."

[2] Ti. Plautius Silvanus hatte zur Zeit des Nero das Kommando in der Provinz Moesien

[3] CIL XIV 3608 = Dess 986

[4] Vergl. dazu: E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 28f. und K. Strobel, Die Donaukriege Domitians S. 35ff.

[5] Vergl. dazu: E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 32f.

[6] Vergl. Suet. Dom. 5 u. 7

[7] K. Strobel, Die Donaukriege Domitians, S. 37ff

[8] E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 29ff.

[9] Vergl. Suet. Dom. 6

[10] Vergl. Suet. Dom. 6: ,,[expeditiones suscepit] in Dacos duas, primam Oppio Sabino consulari oppresso"

[11] Vergl. S. Gsell, Essai sur le regne de l´empereur Domitien, S. 209ff.

[12] Vergl. E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 43ff.

[13] CIL XVI 31

[14] Gsell verweist auch auf Plinius den Jüngeren (Paneg. 82,5), der den Winter als die beste Jahreszeit für die Donauvölker um Krieg zu führen bezeichnet, da sie dann auf dem Eis der zugefrorenen Donau den Fluss überqueren konnten. Das dies aber nicht zwangsläufig der Fall sein mußte, zeigt schon, daß der letzte große Einfall aus dem Jahre 69 n. Chr. im Herbst stattgefunden hat. Außerdem war ,,die Donau auch im Winter nicht immer mit Eis bedeckt" ( E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 50 )

[15] K. Strobel, Die Donaukriege Domitians, S. 41 u.

[16] Vergl. K. Strobel, Die Donaukriege Domitians, S. 40ff

[17] Cass. Dio Exc. Val.284 (= B. III 170)

[18] Oros. Adv. pag. VII 10,4: ,,quanta fuerint Diurpanei Dacorum regis cum Fusco duce proelia quantaeque Romanorum clades"

[19] Iord. Get. XIII 76: ,,Gothis autem Dorpaneus principatum agebat"

[20] Vergl. E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 34f. und K. Strobel, Die Donaukriege Domitians, S. 39f

[21] Vergl. S. Gsell, Essai sur le regne de l´empereur Domitien S 206: ,,Diuppaneus que les écrivaines anciens appellent d´ordinaire Décebale"(Diurpaneus, den die alten Schriftsteller gewöhnlich Decebalus nennen)

[22] F. Pichlmayr, T. Flavius Domitianus, S. 26: ,,Es war dies der sogenannte Decebalus; gewiss ist der Name nicht Eigenname, sondern Königstitel, der Fürst selbst hiess Diurpaneus."

[23] An Hand der der Inschrift CIL VI 1444 die ein ,,regem Decebalem" nennt, ist die von Pichlmayr behauptete Deutung, daß Decebalus der Königstitel sei wiederlegt. Und wenn es auch keinen direkten Beweis gibt, daß Diurpaneus nicht trotzdem auch den Namen Decebalus trug, ist das meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich, da beide Namen niemals in Verbindung mit ein und der selben Person in den Quellen auftauchen.

[24] E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians, S. 36 m

[25] Köstlin vermutet, ,,wohl durch den Tod des Diurpaneus" (Die Donaukriege Domitians; S. 35) und Strobel nimmt an, daß er ,, (als) Verantwortlicher für zwei schwere...Niederlagen...der Rache Roms wohl kaum entgangen" ist ( Die Donaukriege Domitians, S. 59f.). Dieser Meinung vom Tod Diurpaneus, steht die Sichtweise Patsch´s entgegen, daß ,, (der) Wandel des Kriegsglückes auf König Diurpaneus so deprimierend [wirkte], daß er den Widerstand... Decebalus überließ"( Der Kampf um den Donauraum unter Domitian und Trajan, S 11) . Diese Ansicht widerspricht sich jedoch mit Jordanes (Get. XIII 76) der Fuscus ,,super exercitum Dorpanei" vorgehen läßt. Außerdem ist es sehr unwahrscheinlich, daß der erfolgreichste dakische Heerführer beim ersten Zurückweichen freiwillig zurücktritt.

[26] Vergl. dazu E. Köstlin, Die Donaukriege Domitians S. 35

[27] Vermutlich zwischen den beiden Legionslagern Oescus und Novae oder östlich von Novae ( vergl. K. Strobel, Die Donaukriege Domitians, S. 43, und C. Patsch, Der Kampf um den Donauraum unter Domitian und Trajan, S. 18)

[28] Vergl. K. Strobel, Die Donaukriege Domitians, S. 43

[29] Vergl. Iord. Get. XIII 76: ,,...Romanos devictos, Oppii Sabini caput abscisum..." und Suet. Dom. 6: ,,...Oppio Sabino...oppresso..."

[30] Vergl. Iord. Get. XIII 76: ,,...multa castella et civitates invadentes..."

[31] Vergl. Tac. Agric. 41,2: ,,...de hibernis legionum... dubitatum..."

[32] nach K. Strobel (Die Donaukriege Domitians, S. 42) fanden ,,wohl noch bis Ende Juli die Einleitung der Gegenmaßnahmen und die Abreise des Kaisers..." statt.

[33] Vergl. Suet. Dom. 6: ,,Expeditiones ... suscepit,...in Dacos duas, primam Oppio Sabino consulari oppresso..."

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Dakerkrieg des Domitian
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Fachbereich Geschichte)
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
16
Katalognummer
V4462
ISBN (eBook)
9783638127639
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dakerkrieg, Domitian
Arbeit zitieren
Tobias Schmid (Autor:in), 2000, Der Dakerkrieg des Domitian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4462

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