Analyse handelsbasierter und monetärer Regionalisierungsformen anhand ausgewählter Fallbeispiele


Referat (Ausarbeitung), 2015

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forme enfazit

3. Fallbeispiele
3.1 North American Free Trade Agreement
3.2 East African Community Monetary Union
3.3 Dollarisierung Ecuadors

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit Ende der 1980er Jahre zeigt sich eine verstärkte Tendenz zur regionalen Verdichtung internationaler Wirtschaftsbeziehungen, die sich immer weiter fortsetzt. Bela Balassa (2011, ©1961, S. 1) definiert diese Art von Regionalisierung wie folgt:

“ We propose to define economic integration as a process and as a state of affairs. Regarded as a process, it encompasses measures designed to abolish discrimination between economic units belonging to different national states; viewed as a state of affairs, it can be represented by the absence of various forms of discrimination between national economies. ”

Der beschriebene Prozess ist Balassa (2011, ©1961) zufolge in fünf Schritte unterteilt und beginnt mit einer Freihandelszone. Der nächste Schritt ist die Zollunion, gefolgt von einem gemeinsamen Binnenmarkt in der integrierten Region. Als nächste Integrationsstufe sieht das Modell die Kooperation auf monetärer Ebene mit einer finalen Währungsunion vor. Der letzte Schritt zur vollendeten Integration ist die politische Union der beteiligten Staaten. Tatsächlich entsprechen einige regionale Abkommen dieser Vorstellung. Als Musterbeispiel gilt hier die Europäische Union (EU), deren Aufbau mit der Kooperation im Handelsbereich begann, als 1952 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet wurde. 1967 wurde diese zur Europäischen Gemeinschaft (EG) erweitert und 1968 wurde die Zollunion im gewerblichen Bereich verwirklicht. Den nächsten Schritt in Balassas Modell erreichte die EU1 1993 mit dem Inkrafttreten des Binnenmarktes. 2002 wurde mit dem Euro die Währungsunion eingeführt und auch erste Schritte in Richtung politische Union sind mit Institutionen wie dem Europäischen Parlament bereits getan.

Jedoch folgen nicht alle regionalen Abkommen diesem Beispiel. So gab und gibt es seit 1960 rund dreimal so viele regionale Handelsabkommen wie monetäre Kooperationen. Daraus ergibt sich die Frage „Why doesn’t regional monetary cooperation follow trade cooperation?“, die sich Scott Cooper in seiner gleichnamigen Abhandlung zum Thema Regionalismus stellt (Cooper 2007). Diese Frage soll im Folgenden beantwortet werden. Dazu wird zunächst auf die zwei unterschiedlichen Formen der Kooperation eingegangen, um ihre grundlegenden Charakteristika festzustellen. Im folgenden Zwischenfazit werden die Schlüsse aus den verschiedenen Eigenschaften gezogen. Anschließend werden einige regionale Abkommen analysiert, die nicht Balassas Modell entsprechen. Zum einen das North American Free Trade Agreement (NAFTA), welches seit 1994 besteht. In dieser Region besteht nun seit mehr als 20 Jahren eine regionale Handelskooperation, jedoch wurden noch keinerlei Schritte in Richtung eines gemeinsamen Binnenmarktes oder gar einer Währungsunion unternommen. Zum anderen werden die East African Community Monetary Union (EACMU) und die Dollarisierung Ecuadors als Beispiele für eine monetäre Kooperation ohne oder nur mit geringer vorangehender Handelskooperation herangezogen. Diese Beispiele dienen der Unterstützung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse und führen zu einem Fazit.

2. Formen regionaler Kooperation

Handels- und Währungskooperation treten oft als Formen regionaler Zusammenarbeit auf. Dabei verstärken kleinere Gruppen von Ländern, die meist geographisch nah beieinander liegen, ihre ökonomischen Beziehungen, um daraus Vorteile zu erwirtschaften. Die beiden Integrationsformen können entweder einzeln oder gemeinsam auftreten. Dafür gibt es je nach Integrationstyp verschiedene Ursachen und Wirkungen, die in den beiden folgenden Abschnitten erläutert werden.

2.1 Handelskooperation

Als Kooperation im Bereich Handel kann man die ersten drei Schritte in Balassas Modell verstehen (Freihandelszone, Zollunion und Binnenmarkt). Arbeiten Staaten im Bereich Handel zusammen, kann das viele Vorteile mit sich bringen. Durch die reduzierten Transaktionskosten und den somit vergrößerten Bereich an leichter zu erschließendem Markt, kann der Rationalisierungseffekt genutzt werden und es entstehen sogenannte „economies of scale“. Um im verstärkten Wettbewerb mithalten zu können, müssen technische Innovationen geschaffen werden, welche die Wirtschaft kontinuierlich auf ein modernes Niveau bringen (Börzel 2011).

Zusätzlich verbessern sich durch den gemeinsamen Markt die Produktionsbedingungen, was auf mittelfristige Sicht zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur beiträgt (Koch 2006, S. 42). Außerdem werden innerhalb integrierter Regionen, die durch Handel verknüpft sind, mehr ausländische Direktinvestitionen getätigt. Dies hat auch einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsleistung der Mitgliedstaaten. Insgesamt steigert sich das Gewicht der Mitgliedstaaten auf dem internationalen Markt und in internationalen politischen Institutionen (Börzel 2011).

Bei der Etablierung einer Handelskooperation besetzen ökonomische Akteure eine entscheidende Position, denn sie üben durch Lobbying Druck auf die Regierungen aus (Cooper 2007, S. 633). Besonders hoch ist dieser Druck beim sogenannten „exporter lobbying“, welches stattfindet, wenn ein Staat von einer Handelskooperation ausgeschlossen ist und somit der Export in die Länder innerhalb der integrierten Region erschwert wird (Dür und Elsig, S. 9). Neben den Vorteilen liegen auch die Kosten für eine Integration im Bereich Handel zum Großteil direkt bei den Unternehmen, da ihr Absatzmarkt beeinflusst wird2. Daher sind die Präferenzen der Regierungen abhängig von den Effekten einer Handelskooperation auf betroffene Unternehmen (Cooper 2007, S. 633). Die Regierungen selbst tragen nur indirekt die Kosten, weil sie finanzielle und politische Unterstützung durch ökonomische Akteure verlieren, wenn sie nicht nach deren Interessen handeln. Profitieren ökonomische Akteure, so profitieren auch die Regierungen durch einen steigenden Wohlstand und damit zusammenhängende Zufriedenheit in der Bevölkerung (Cooper 2007, S. 627). Des Weiteren hat eine integrierte Handelsregion auch Auswirkungen auf die Konsumenten in den betroffenen Ländern. Durch den Wettbewerb werden die Produkte billiger, die Produktqualität besser und die Auswahl größer. Der Wettbewerb kostet aber auch inländische Arbeitsplätze und Profitspannen werden verkleinert (Cooper 2007, S. 644). Wird eine Kooperation im Bereich Handel angestrebt, sind also die treibenden Kräfte die ökonomischen Akteure. Die Regierungen sind lediglich für den Abschluss einer solchen Kooperation zuständig und müssen dafür die Interessen der ökonomischen Akteure berücksichtigen und die Folgen abwägen.

2.2 Monetäre Kooperation

Higgott (2002, S. 10) beschreibt monetäre Kooperation als eine Möglichkeit, Währung und Finanzmärkte zu stabilisieren, ohne zwischenstaatliche Handelsverbindungen zu formalisieren. Im Allgemeinen versteht man unter diesem Integrationstyp eine Kooperation im Bereich Währungspolitik, welche von der Anpassung von Wechselkursen über die Übernahme einer Fremdwährung (z.B. Dollarisierung) bis zur Währungsunion reicht. Als Gründe für eine solche Kooperation führt Cooper (2007, S. 628, 634) auf: ein vorhandenes Sicherheitsbedürfnis, ein erhofftes Wirtschaftswachstum oder die außenpolitische Verbindung zu wichtigen Verbündeten. Außerdem bekennen sich Regierungen mit einer monetären Kooperation glaubhaft zur Bekämpfung von Inflation. Auch das Bedürfnis von regional- politischem Symbolismus oder die Stärkung von bereits erfolgreichem Regionalismus können zu einer monetären Integration führen. Ein weiterer begünstigender Faktor ist eine frühere monetäre Kooperation, da diese und die damit verbundenen Institutionen die Kosten für eine neue Zusammenarbeit reduzieren können.

Mit der Schaffung einer neuen Währung geben die beteiligten Staaten die Souveränität und Macht über ihre eigene Währung ab (Higgott 2002, S. 10) und verlieren damit ein Symbol zur Entwicklung nationaler Identität. Um eine neue Währung zu konstruieren, wird immer ein Hegemon benötigt, der diese für seine Partner subventioniert. Die Münzerlöse der neuen Währung erhält entweder das Land, in dem das Geld produziert wird3 oder sie werden auf die Mitgliedstaaten verteilt. In jedem Fall verlieren die Regierungen die Möglichkeit, die Münzerlöse über eine Vergrößerung des Geldvorrates zu erhöhen um eventuelle Lücken im Haushalt kurzzeitig zu schließen. Aber nicht nur die Geldproduktion wird abgegeben, sondern auch jegliche währungspolitische Entscheidungen werden an die errichteten regionalen Institutionen übertragen. Dies beinhaltet auch die Unterordnung der Staaten unter diese Organisationen, die teilweise unvorhersehbare Präferenzen haben. Des Weiteren müssen sich schwächere Staaten den stärkeren unterordnen und könnten eventuell unter feindlichen Interessen wie Ausbeutung leiden. Die daraus entstehende Unsicherheit gegenüber Münzerlösen, ausländischer Abhängigkeit und regionalen makroökonomischen Institutionen kann wiederum durch eine frühere monetäre Kooperation eingedämmt werden. Die Abgabe der innerstaatlichen Währungspolitik vernichtet die Reaktionsmöglichkeiten der Regierungen auf wirtschaftliche Störungen, um den politischen Schaden zu begrenzen. Ebenso geht die Wechselkurskontrolle verloren. Monetäre Kooperationen sind zudem wesentlich schwieriger aufzulösen als Handelskooperationen, da die benötigte Zeit, der Aufwand und die Kosten einer Auflösung höher sind. Außerdem ist dieser Integrationstyp kostspieliger für die Regierungen, da Währungspolitik weniger ausschließbar ist und sie nicht beeinflussen können, welcher Effekt wo auftritt (Cooper 2007, S. 632ff).

Insgesamt sind bei monetärer Kooperation also die Regierungen die Hauptakteure. Sie müssen weitreichende Kompetenzen abgeben und die Kosten für die Integration tragen.

2.3 Zwischenfazit

Bisher ist aufgefallen, dass bei den beiden Integrationstypen verschiedene Akteure Kosten und Nutzen tragen. Bei einer Handelsintegration müssen vor allem die Interessen der ökonomischen Akteure berücksichtigt werden, während bei einer monetären Kooperation der Fokus auf den Regierungen liegt. Dadurch werden bei Handelskooperationen ganz andere Präferenzen gesetzt als bei monetärer Integration. Daraus lässt sich schließen, dass beide Integrationstypen verschiedenen Logiken folgen und nicht, wie in Balassas Modell, aufeinander aufbauen.

3. Fallbeispiele

Um die bisherigen Erkenntnisse zu überprüfen, werden im Folgenden drei Fallbeispiele analysiert. Diese sollen, die im Zwischenfazit getätigte Annahme, dass die beiden Integrationstypen verschiedenen Logiken folgen, unterstützen. Die in den Integrationstypen enthaltenen Präferenzen der Akteure sind Ursache für eine mehr oder minder ausgeprägte Handelskooperation. Gerade die beiden letzten Fallbeispiele sollen zeigen, dass Balassas Modell einer Erweiterung um diesen Punkt bedarf.

[...]


1 Seit 1993 wird die EG als EU bezeichnet.

2 z.B. Verlagerung des Handels von effizienten Herstellern außerhalb der Region zu weniger effizienten Herstellern innerhalb der Region, Gefährdung kleinerer Unternehmen durch erhöhten Wettbewerb

3 „anchor country“

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Analyse handelsbasierter und monetärer Regionalisierungsformen anhand ausgewählter Fallbeispiele
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V446038
ISBN (eBook)
9783668822672
ISBN (Buch)
9783668822689
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationale Politische Ökonomie, Regionalismus, Regionalisierungsformen, monetärer Regionalismus, handelsbasierter Regionalismus, Handelskooperation, monetäre Kooperation, NAFTA, North American Free Trade Agreement, Dollarisierung, East African Community Monetary Union
Arbeit zitieren
Rosina Saß (Autor:in), 2015, Analyse handelsbasierter und monetärer Regionalisierungsformen anhand ausgewählter Fallbeispiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446038

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