Die Bibel im Cartoon. Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte in der Fernsehserie "Family Guy"


Seminararbeit, 2018

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 St. 11 Flg. 8: Jesus, Maria und Josef
2.1. Inhalt
2.2. Figuren
2.3. Bezüge zur Bibel

3 Kritik

4 Fazit

5 Literatur

1 Einleitung

Von der Antike bis zur Neuzeit forcierte die Kunst stets die Darstellung religiöser Glaubensinhalte und adressierte sie an die gesamte Bevölkerung, die dadurch in ihrer Wahrnehmung des Glaubens beeinflusst und geleitet werden sollte. In der damaligen Zeit beschränkte man sich allerdings ausschließlich auf ernsthafte, gottesfürchtige Bezüge zur Bibel und zur Kirche, da im Zentrum gesellschaftlicher Konventionen stets die Religion stand. Eine öffentliche Kritik an dieser durch die Kunst war nicht erwünscht oder wurde untersagt, sodass es die Kunst als Medium der Religionskritik schlichtweg nicht gab. Die schrittweise Säkularisierung der Gesellschaft begann mit der Reformation und der Aufklärung und führte schließlich durch Impulse der Pluralisierung zu einer Individualgesellschaft, in der jede und jeder eigene Schwerpunkte setzen kann und die Religion keinen Lebensmittelpunkt mehr darstellt. Die katholische Kirche verlor ihre Monopolstellung in der Gesellschaft und wurde seitdem immer mehr zu einer persönlichen Angelegenheit, die nur zum Teil die Sozialwelt des einzelnen beeinflusst. Diese Entwicklung veränderte auch die Art und Weise, wie Religion und Glauben in der Kunst dargestellt werden. Die Ausdifferenzierungen der Gesellschaft und die damit einhergehende Entschärfung der Tabuisierung von Religionskritik, führten letztendlich zur Satire.

In der heutigen Zeit wird Kunst wesentlich über das Internet und das Fernsehen konsumiert. Infolge dessen kam es zur Verfilmung wichtiger Glaubensinhalte, aber auch zur komödiantischen Parodie ebendieser. So wird der Leidensweg Jesu einerseits dramatisch und ernst in die Passion Christi inszeniert und andererseits humorvoll aufgearbeitet in das Leben des Brian. Man würde allerdings nicht sofort auf das Genre der Cartoons kommen, wenn man über Religionskritik im Film diskutiert, da das Genre oft fehlinterpretiert und als platter Unsinn für Kinder abgestempelt wird. Es liefert allerdings hervorragende TV-Formate wie Die Simpsons, South Park oder Family Guy, die u.a. an bekannte Themen der Glaubenspraxis anknüpfen und theologische Fragestellungen sowie Probleme behandeln. Fragwürdig ist jedoch, ob diese Serien genug Tiefgang haben können, um eine wissenschaftliche Beschäftigung zu rechtfertigen. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit der Darstellung der Weihnachtsgeschichte bei Family Guy aus theologischer Sicht und hat den Anspruch, durch eine detaillierte Aufschlüsselung der Figuren, eine Einordnung in die Bibel, sowie einer Auflistung aller intendierten Kritikpunkte der Produzenten an religiösen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Themenkomplexen, die Relevanz einer wissenschaftlichen Auseinander-setzung mit der Episode zu belegen. Sie soll außerdem aufzeigen, wie die Produzenten zu Religion stehen und wie sie ihre Einstellung in der Episode verarbeiten.

2 St. 11 Flg. 8: Jesus, Maria und Josef

2.1. Inhalt

Die Griffins sitzen gemeinsam in ihrem Wohnzimmer in der eingeschneiten Spooner Street und schmücken den Weihnachtsbaum. Als Meg einen KrippenBaumschmuck findet, stellt sie die Frage nach dem allerersten Weihnachten, woraufhin Peter die Familie versammelt, um seine Version der Weihnachtsgeschichte darzustellen.

Josef und seine Freund Robbie unterhalten sich als Josef Maria entdeckt und sich ihr vorstellt. Sie verabreden sich und Josef drängt nach dem siebten Date darauf, intim zu werden. Dies wird von Maria abgelehnt, da sie fühlt, dass sie für etwas Besonderes vorgesehen ist. Später wird Josef von Maria bei der Arbeit besucht, wo sie um ein Privatgespräch bei ihr zuhause bittet. In diesem Gespräch offenbart sie Josef, dass ihr die allerhöchste Ehre zu Teil wurde und sie den Sohn Gottes austragen darf. Sie erzählt von dem Engel, der sie besuchte und auf die Schwangerschaft vorbereitete und nach ersten Zweifeln akzeptiert Josef es.

Die Handlung wechselt wieder zu den Griffins für einen Gag, in dem die Familie ein unangenehmes Gespräch mit Peters Tante Helen führen muss. Peter kehrt kurz darauf zu der Erzählung zurück.

Josef und Maria befinden sich auf der Reise nach Bethlehem für ein Cher-Konzert, wo Josef erneut an Marias unbefleckter Empfängnis zweifelt. Zeitgleich erhalten drei weise Männer eine Brieftaube und werden aufgefordert, ebenfalls nach Bethlehem zu ziehen um den König aller Könige zu preisen. Während Maria und Josef die Stadt Bethlehem erreichen, ziehen die drei Weisen noch durch die Wüste und stoppen am Palast des Herodes, um nach Wasser zu fragen. Sie erzählen ihm, dass sie den Messias aufsuchen wollen, woraufhin Herodes entschließt, ebendiesen zu töten, um seinen Titel zu verteidigen. Als Maria und Josef in einem Hotel nach einem Zimmer fragen, werden sie abgewiesen, da alle Zimmer wegen des Konzerts ausgebucht sind. Kurz darauf platzt Marias Fruchtblase und sie finden Unterschlupf in dem Stall des Hotels. Als Maria und Josef diskutieren, wie sie das Kind nennen wollen, erscheint ihnen ein Engel und bittet um eine Namensliste, die er Gott vorlegt. Die drei weisen Männer erscheinen später an dem Stall, nachdem sie zuvor einem Flugzeug statt eines Sterns gefolgt sind. Der anwesende Doktor, der das Kind zur Welt bringen soll, erzählt von einem früheren Messias, der leider geistig behindert zur Welt kam, da dessen Mutter in der Schwangerschaft geraucht hat. Seine göttlichen Fähigkeiten beschränken sich darauf, Gegenstände in Fäkalien verwandeln zu können. Zuletzt erscheint ein Trommler an der Krippe, der dem Christuskind auf Drängen Josefs seine Trommel schenkt. Die drei weisen Männer bringen Weihrauch, Myrre und eine menschliche Milchpumpe. Kurz darauf erscheint König Herodes mit einem Heer Soldaten, um das Kind zu töten. Jesus verwandelt die Krippe in einen fliegenden Kampfjet und greift Herodes und seine Truppen an. Der ungleiche Kampf wird von Jesus gewonnen und Herodes flieht.

Die Handlung springt wieder zu den Griffins, wo ein hochschwangeres Paar an der Tür klingelt und nach einem Telefon bittet, um trotz Autopanne rechtzeitig ins Krankenhaus zu gelangen. Sie werden von Peter harsch zurückgewiesen und bekommen Polizei und Prügel angedroht.

2.2. Figuren

In dieser Episode gibt es zwei maßgebliche Handlungsstränge: Zum einen die gegenwärtige Darstellung der Familie in dem Einfamilienhaus in der Spooner Street, wo lediglich die Hauptcharaktere der Serie Peter, Lois, Chris, Meg, Stewie & Brian auftreten und zum anderen die Erzählung Peters über die Weihnachtsgeschichte, in der sowohl die Familienmitglieder verschiedene Rollen übernehmen, als auch diverse Nebencharaktere der Serie. Obwohl die Charaktere nicht sich selbst darstellen sollen, behalten sie dennoch ihre intendierten Charakterzüge bei. Dies vereinfacht die humoristische Einordnung der einzelnen Charaktere und zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie, sodass dieser Exkurs in die Bibel das Bild des Zuschauers nicht verändert.

Aus der Erzählerperspektive nimmt Peter selbst die Rolle des Josef ein. Er übernimmt die plumpe, dümmliche Persönlichkeit des Seriencharakters und verhält sich ähnlich wie in der Serie als verantwortungsloses Familienoberhaupt. So tauscht er beispielsweise in Zeiten größter Not - als er mit der hochschwangeren Maria in das Hotel einchecken will - sein ganzes Geld gegen Sand. Ein weiteres Beispiel für seine kurzsichtige, zurückgebliebene Denkweise ist die Namensgebung des Neugeborenen. Da sie sich zu diesem Zeitpunkt in einem dreckigen Stall befinden, schlägt er den Namen „Stinkfried“ vor. Auch später in der Folge verlangt er von dem Trommler seinen einzigen Besitz - die Trommel - als Geschenk für das Kind, nur, um selbst darauf zu spielen. Peters mindere Intelligenz wird in der Episode sogar durch einen Gag verherrlicht, in dem er sich mit seinen Arbeitskollegen auf einer Baustelle über die intellektuellen Römer und ihre Bücher lustig macht.1 Auch sexuell scheint er nicht entwickelt zu sein, da er auf die Botschaft von Marias Schwangerschaft „von meinem Finger?“ antwortet. Er ist mit Maria liiert, die von seiner Frau Lois gespielt wird.

In der Serie verkörpert Lois die Vernunft und Moral und bildet somit das Gegenstück zu Peter.2 Diesen Charakterzug behält sie auch in der Rolle der Maria bei. Die Figur zeichnet sich durch auffällige Attraktivität aus und wird des Öfteren sexuell belästigt von Josef, dessen Mitarbeitern und laut eigener Aussage von ihrem Vater. Sie widersagt der sexuellen Versuchung, weist Josefs Annäherungsversuche zurück und sorgt sich um ihren Ruf. Als Peter sie zu ihrem siebten Date ausführt und sie auffordert, ihre Hose auszuziehen auf einer Picknickdecke in der Öffentlichkeit, erwidert sie „irgendwas sagt mir, dass ich warten soll“ und „die Leute werden reden“. In einem eingeschobenen Gag verweist sie sogar auf ihren Jungfräulichkeits-Coach, der von der mexikanischen Haushälterin Consuela gespielt wird. Einer der Running-Gags der Serie ist ihre schlechte Englischkenntnis und ihre Standardantwort auf jegliche Fragen mit „Nein“, die in diesem Fall von ihr gelehrt wird.3

Der Vater von Lois ist der konservative, rassistische Milliardär Carter Pewterschmidt, der als sadistischer Antagonist auftritt und Peter von Zeit zu Zeit das Leben schwer macht. Er ist sehr egozentrisch, gierig und hat Minderwertigkeitskomplexe. In der Weihnachtsgeschichte übernimmt er die Rolle des Herodes und weist die gleichen Persönlichkeitsmerkmale auf. Seine Macht und sein Reichtum reichen offensichtlich nicht aus, um seine Komplexe zu bändigen, sodass er nur Berater einstellt, die kleiner sind als er, auf die Nachricht von der Geburt des „Königs der Könige“ sehr gereizt reagiert, sich als „König des Königs der Könige“ betitelt und letztendlich den Tod des Kindes befielt. Als ihm mitgeteilt wird, dass das Kind magische Kräfte besitzt, will er es vor Publikum in den Bauch boxen, wodurch seine sadistische Ader ersichtlich wird.4

Die drei weisen Männer werden gespielt von Peters drei besten Freunden Glenn Quagmire, Joe Swanson und Cleveland Brown. Es findet keine genaue Zuordnung statt, wer von ihnen Caspar, Melchior oder Baltasar ist, es ist nur die Rede von „den drei weisen Männern“. Joe, der in der Serie querschnittsgelähmt ist, wird auch in der Antike in einen Holzkarren gesetzt und reitet auf einem Kamel, dessen Hinterläufe ebenfalls gelähmt zu sein scheinen. Sie reiten durch die Wüste und merken nach einer Weile, dass sie einem Flugzeug und nicht einem Stern gefolgt sind. Ihre Weisheit wird mehrmals in der Folge angezweifelt. Zunächst durch Herodes, der auf die Wasserbitte der Weisen erwidert, dass sie mehr Wasser eingepackt hätten, wenn sie wahrhaftig weise wären und später durch Josef, der behauptet, die Aussagen der Männer, dass sie weise wären und einem Stern hierher gefolgt seien, würden sich widersprechen.

Die Hauptprotagonisten Brian, Meg und Chris erhalten eher untergeordnete Rollen. Der anthropomorphe Hund Brian spielt den besten Freund Josefs namens Robbie. Er ist ebenfalls Handwerker und macht Josef auf Maria aufmerksam. In der restlichen Episode taucht er nur kurz in eingeschobenen Gags auf.

[...]


1 http://familyguy.wikia.com/wiki/Peter_Griffin Stand: 04.04.2018

2 http://de.familyguy.wikia.com/wiki/Lois Stand: 04.04.2018

3 http://familyguy.wikia.com/wiki/Consuela Stand: 04.04.2018

4 http://familyguy.wikia.com/wiki/Carter_Pewterschmidt Stand: 05.04.2018

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Bibel im Cartoon. Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte in der Fernsehserie "Family Guy"
Hochschule
Universität Münster
Veranstaltung
Hauptseminar: God Comedies. Satirische Befragungen des christlichen Gottesbildes im Film
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
19
Katalognummer
V444257
ISBN (eBook)
9783668812833
ISBN (Buch)
9783668812840
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jesus, Weihnachten, Maria, Cartoon, Familiy Guy, Parodie, Witz, Bibel, Gott, Kirche
Arbeit zitieren
Christoph Niemann (Autor:in), 2018, Die Bibel im Cartoon. Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte in der Fernsehserie "Family Guy", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/444257

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