Der deutsche Bauernkrieg. Willkürliche Aufstände oder strukturierte Erhebungen?


Examensarbeit, 2018

53 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Kontext

3. Der deutsche Bauernkrieg
3.1. Verlauf
3.2. Ursachen
3.3. Ergebnisse und Folgen

4. Die Zwölf Artikel – Forderungen und Ziele der Aufständischen

5. Thomas Müntzer – Vermittler für eine vereinigte Bauernbewegung?

6. Struktur und Organisation der Bauernaufstände
6.1. Zeugnisse lokaler und überregionaler Elemente

7. Zusammenfassung und Fazit

8. Literatur- und Quellenverzeichnis
8.1. Quellenverzeichnis
8.2. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die folgende Wissenschaftliche Abschlussarbeit beschäftigt sich mit dem deutschen Bauernkrieg 1524-1526 im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation unter der Fragestellung, ob die Aufstände während des Bauernkriegs als lokal bedingte Einzelereignisse oder überregional strukturierte Erhebungen gesehen werden können. „Lokal“ meint im Zuge dieser Arbeit die geografische Beschränkung auf ein Dorf oder kleines Gebiet, während „überregional“ eine Erweiterung über die Grenzen der damaligen Reichskreise hinaus meint.

Im Nachfolgenden wird der bisherige Forschungsstand zur Thematik dargelegt. Die ersten moderneren Erarbeitungen des deutschen Bauernkriegs begannen mit der, Ende des 18. Jahrhunderts veröffentlichten, Monographie von Georg Friedrich Sartorius. Nach seiner Auffassung entstand der Bauernkrieg in Folge vorangegangener Bauernerhebungen und die Reformation diente als eine Art Katalysator der herrschenden Unzufriedenheit.[1]

Das Interesse am Bauernkrieg war bis zum 400. Jubiläum 1925 sehr gering und steigerte sich anschließend wieder.[2] Günther Franz und Mousej M. Smirin bauten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in unterschiedlicher Art und Weise auf den bisherigen Wissensstand zur Thematik auf und vor allem Franz lieferte neue Erkenntnisse in einem Quellenband.[3]

Günther Franz entwickelte den Standpunkt, dass der Bauernkrieg den Höhepunkt einer größeren Anzahl von Bauernerhebungen seit dem Spätmittelalter darstellte und er besonders aus dem Autonomiebestreben der damaligen Bauern und ihrer Unzufriedenheit über die feudalen Zustände entstand.[4] Die Reformation bildet für ihn lediglich die „Argumentationsgrundlage“ für die Forderungen der Bauern.[5] Günther Franz‘ Werke sind geprägt von seiner Sympathie zum Nationalsozialismus. Er war seit 1932 auf der Seite Adolf Hitlers und wandte aus dem Nationalsozialismus entwickelte Sichtweisen auf seine historischen Erzeugnisse an, weshalb diese mit Vorsicht zu behandeln sind. Franz sah im Bauernkrieg einen Vorläuferversuch zu 1933, um dem Bauern eine bedeutende Rolle im Staat zu verschaffen. Nach Franz scheiterte dieses Vorhaben vor allem am Fehlen eines wirklichen Anführers.[6]

Mousej M. Smirin, der bekannteste sowjetische Reformations- und Bauernkriegsforscher, vertritt dagegen den marxistischen Ansatz. Seiner Auffassung nach müssten nicht nur die Bauern, sondern das gesamte Bürgertum und dessen Verbindung zur Reformation in den Fokus gerückt werden.[7] Er sieht die Reformation als wichtigsten Prozess, wodurch das Bürgertum den „[...] Widerspruch zwischen den bestehenden feudalen Sozialordnungen und den sich entwickelnden kapitalistischen Elementen […]“ erkannte und sich in Form des Bauernkriegs dagegen auflehnte.[8]

Der marxistische Ansatz von Smirin und der bürgerliche Ansatz von Franz bildeten die Diskussionsgrundlage in der Reformations- und Bauernkriegsforschung der DDR, welche erst Ende der 1950er wirklich begann und nur geringfügig neue Erkenntnisse hervorbringen konnte.[9] Dennoch ist Max Steinmetz zu nennen, da er in der Reformations- und Bauernkriegsforschung der DDR ab den 1960er Jahren eine zentrale Rolle einnahm. Er orientierte sich an den Ausarbeitungen von Smirin und schuf den zentralen Begriff „Frühbürgerliche Revolution“, um Reformation und Bauernkrieg in den Gesamtkontext der deutschen Geschichte einordnen zu können.[10]

1975 gelang auf dem internationalen Symposium zu Revolutionen in Europa anlässlich des 450. Jahrestags des deutschen Bauernkriegs eine erste Annäherung von Historikern aus der DDR und der BRD. Gleichzeitig rückte hier der westdeutsche Historiker Peter Blickle in den Fokus, welcher das Symposium ins Leben gerufen hatte. Er präsentierte seine These, dass der Bauernkrieg eine Revolution des gemeinen Mannes gewesen sei und brachte im selben Jahr sein dazugehöriges Werk „Die Revolution von 1525“ heraus.[11] Er stützte sich darin auf Erkenntnisse von Historikern mit marxistischen wie bürgerlichen Ansätzen und schuf eine neue Sichtweise auf den Bauernkrieg.[12] Nachdem bis 1977 über 500 Studien in der Bauernkriegsforschung veröffentlich wurden, nahm das Interesse am deutschen Bauernkrieg anschließend erneut ab. Ein möglicher Grund dafür war, dass sich keine neuen Interpretationsansätze für die Thematik finden ließen, auch wenn einzelne Facetten des Bauernkriegs, wie der Verlauf und die Ursachen, von Historikern wie Rudolf Endres und Walther Peter Fuchs detaillierter beleuchtet wurden.[13] Die Reformation als ein Ansatz in der Bauernkriegsforschung trat zum 500. Geburtstag Martin Luthers und Thomas Müntzers in den 1980er Jahren noch einmal stark in den Vordergrund.[14] Die Bauernkriegsforschung basierte bis ins Jahr 2018 besonders auf den Arbeiten von Günther Franz und Peter Blickle. Ergänzt wurde sie durch Forschungen mit stark regionaler Prägung. Es fehlen neue Herangehensweisen an die Gesamtthematik, da ein breites Spektrum an Inhalten bereits spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgedeckt wurde. Ein bis heute andauerndes besonderes Interesse besteht an Martin Luther und Thomas Müntzer, zu denen jährlich Ausarbeitungen erscheinen.

Während der Bearbeitung des Forschungsstands zur vorliegenden Thematik tauchte eine Reihe von Fragestellungen auf, welche immer wieder Gegenstand von Forschungen waren. Welche Ursachen letztendlich zum Bauernkrieg führten, interessierte viele Historiker. Zumeist wurde im Zusammenhang dazu auf die Rolle der Reformation eingegangen. Eine Vielzahl von Untersuchungen bezog sich zudem auf zentrale Figuren des Bauernkriegs. Einerseits wurde das Verhalten von kirchlichen Vertretern im Bauernkrieg analysiert. Hier sind ganz besonders Martin Luther und Thomas Müntzer zu nennen, die mit ihren unterschiedlichen Interpretationen des Evangeliums und dementsprechend verschiedenen Standpunkten im deutschen Bauernkrieg eine breite Diskussionsgrundlage bieten. Andererseits stieg auch das Interesse an militärischen Führern, wie beispielsweise Georg Truchsess Freiherr zu Waldburg, welcher der Anführer der Truppen des Schwäbischen Bundes gewesen ist.[15] Einzelne Bauernführer, mit Ausnahme von Michael Gaismair, sind weniger behandelt worden, da die Quellenlage dafür kaum ergiebig ist. Deutlich besser behandelt sind die historischen Gegebenheiten und Verläufe für die verschiedenen Aufstandsgebiete. Aufsätze in Sammelbänden und einzelne Monographien zeugen von dem Interesse an einer regionalen bzw. lokalen Betrachtungsweise.[16] Auch Abhandlungen über einzelne Städte während des deutschen Bauernkriegs, wie zum Beispiel Würzburg, sind im Forschungsstand zu finden.[17] Auf der Suche nach einer geeigneten Fragestellung für meine Arbeit wurde mir bewusst, dass der deutsche Bauernkrieg zwar ein breites Spektrum an möglichen Thematiken bietet, aber sich auch bereits eine beträchtliche Anzahl von Historikern auf den Bauernkrieg konzentriert hatte. Überlegungen, Aspekte zur Reformation zu untersuchen, musste ich, aufgrund der reichlichen Ausarbeitungen dazu, verwerfen. Die Rolle von einem oder mehreren Bauernführern während der Erhebungen zu erarbeiten, war nicht möglich, da mit Ausnahme des bereits vielfach untersuchten Michael Gaismair, keine geeignete Quellengrundlage zugänglich ist. Wie zuvor erwähnt sind Martin Luther und Thomas Müntzer bereits Gegenstand vieler Untersuchungen gewesen und deshalb als Oberthema für eine Abschlussarbeit wenig sinnvoll. Mir fiel bei zunehmender Arbeit mit dem Forschungsstand auf, dass die Bewegungen der einzelnen Bauernhaufen und ihre Organisation im deutschen Bauernkrieg gut erforscht wurden, aber zumeist eine lokale oder regionale Betrachtung vorgenommen wurde. Daraus entwickelte sich das Ziel, einerseits zwar den lokalen bzw. regionalen Blickwinkel beizubehalten, gleichzeitig aber auch nach überregionalen Elementen zu forschen. Es gilt daher, innerhalb dieser Arbeit herauszufinden, inwiefern und in welchem Maße sich die Aufständischen von lokalen Erhebungen lösen konnten, um gebietsübergreifend zu agieren. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, wie es um das Verhältnis der einzelnen Bauernhaufen zueinander bestand und welche Formen von Zusammenschlüssen und Kooperationen es gegeben hat.

Bei der Sekundärliteratur, welche dieser Arbeit zu Grunde liegt, habe ich vor allem auf Erzeugnisse der wichtigsten Bauernkriegsforscher des 20. Jahrhunderts zurückgegriffen. Dazu gehört zum Einen das Werk „Revolution des gemeinen Mannes“ von Peter Blickle, in welchem er die Sichtweise auf den Bauernkrieg erweitert, indem er den Bauern aus dem Fokus der Betrachtung nimmt.[18] Zusammen mit Horst Buszello und Rudolf Endres hat Blickle außerdem einen Sammelband herausgebracht, welcher alle grundlegenden Aspekte des Bauernkriegs behandelt.[19] Wichtige Erkenntnisse zum Verlauf der damaligen Erhebungen und der militärischen Organisation der Aufständischen haben Manfred Bensing und Siegfried Hoyer in ihrem Werk festgehalten.[20] In Bezug auf die Vorläuferbewegungen des Bauernkriegs ist der Historiker Thomas Adam zu nennen, welcher die Unruhen zu Beginn des 16. Jahrhunderts bearbeitet und die Ergebnisse veröffentlicht hat.[21]

Die Quellenlage zu der vorliegenden Thematik ist als vielfältig und sehr gut zu bewerten. Viele wichtige Dokumente rund um den Bauernkrieg liegen in gesammelter und gedruckter Form vor. Darunter fallen unter anderem die Artikel der einzelnen Bauernhaufen, Briefe, Schriften, Verträge und Flugschriften. Ich habe versucht, für meine Arbeit die wichtigsten Quellensammlungen heranzuziehen, um Informationen aus einer möglichst großen Quellenauswahl erschließen zu können. Hervorzuheben sind hier die Akten zur Geschichte des Bauernkriegs, welche von Otto Merx, Peter Walther Fuchs und Günther Franz in zwei Bänden herausgebracht wurden.[22] Darin enthalten ist vor allem die Korrespondenz von Landesherren und Bauernhaufen, welcher wichtige Informationen zur Beantwortung der zentralen Fragestellung entnommen werden konnten.

Zu Beginn dieser Arbeit wird die Thematik in den historischen Kontext eingeordnet. Es wird die staatliche und gesellschaftliche Struktur des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation um 1500 erläutert. Zudem werden die Unruhen, die dem Bauernkrieg vorausgingen, besonders die Bundschuh-Bewegung und der „Arme Konrad“, dargestellt. Dies ist notwendig, um die Gegebenheiten zu rekonstruieren, welche die Erhebungen ab 1524 bedingten. Die Situation der Bauern zum damaligen Zeitpunkt wird in diesem Gliederungspunkt noch nicht näher erläutert, da sie in den Ausführungen zu den Ursachen des Bauernkriegs aufgegriffen wird. Im zweiten inhaltlichen Gliederungspunkt wird der deutsche Bauernkrieg auf seine Ursachen, seinen Verlauf und seine Folgen bzw. Ergebnisse untersucht. Die Ursachen und Folgen werden allgemein für die Aufstandsgebiete und Bauern herausgearbeitet und nicht nach Regionen unterteilt. In der Rekonstruktion des Verlaufs des Bauernkriegs stehen ebenfalls nicht die Regionen des damaligen Reichs im Vordergrund, sondern es wird eine chronologische Abfolge vorgenommen.

Anschließend wird auf die Zwölf Artikel eingegangen, eine der wichtigsten Quellen zum deutschen Bauernkrieg. Darin enthalten sind Beschwerden und Forderungen der oberschwäbischen Bauern und im Zusammenhang dazu wird in diesem Gliederungspunkt auch auf Ziele und Forderungen anderer Bauernschaften eingegangen. Im nächsten Gliederungspunkt wird sich näher mit der Person Thomas Müntzer beschäftigt. Es wird untersucht, welche Informationen dafür sprechen, dass er sich darum bemühte, eine Gesamtbewegung der deutschen Bauern herbeizuführen. Dafür werden unter anderem einige Briefe und Schreiben Thomas Müntzers als Quellengrundlage genutzt. In diesem Abschnitt werden die theologischen Vorstellungen Müntzers weitgehend außen vor gelassen, da sie für die Beantwortung der gestellten Frage keine entscheidende Rolle spielen. Die wichtigsten Inhalte zur Beantwortung der zentralen Fragestellung dieser Arbeit liefert der sechste Gliederungspunkt. Darin werden zuerst Erläuterungen zur Struktur und Organisation der Bauernaufstände vorgenommen. Es wird dargelegt, welche Zusammenschlüsse von Bauern es gab und wie deren Organisation aussah. Anschließend werden auf der Grundlage geeigneter Quellen konkrete lokale bzw. regionale und überregionale Elemente im Bauernkrieg dargelegt. Zum Abschluss der Arbeit erfolgt ein Fazit, in welchem die wichtigsten Inhalte noch einmal zusammengefasst werden, um anschließend die zentrale Fragestellung ausführlich beantworten zu können.

Bevor der inhaltliche Teil dieser Arbeit beginnt, ist es notwendig, eine wichtige Begriffsklärung vorzunehmen. Im Zusammenhang mit den bäuerlichen Erhebungen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wurde in der bisherigen Bauernkriegsforschung eine Vielzahl von Begrifflichkeiten verwendet. Diese werden nun zunächst einmal aufgeführt. Laut Werner Lenk können die Erhebungen der Jahre 1524-26 als „Bauernkrieg“ bezeichnet werden, da sie im Vergleich mit vorherigen Baueraufständen in Europa und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation eine weitaus größeren Umfang erreichte, weitreichendere Veränderungen mit sich brachte und Bauern den überwiegenden Teil der Aufständischen darstellten.[23] Peter Blickle dagegen prägte die Begrifflichkeit „Revolution des gemeinen Mannes“. Er führt als Begründung für seine Wahl an, dass sich nicht nur die Bauern 1524-26 erhoben, sondern auch andere Personengruppen.[24] Er definiert empirisch nachgewiesen den „gemeinen Mann“ als „[…] der Bauer, der Bürger der landsässigen Stadt, der von reichsstädtischen Ämtern ausgeschlossene Städter, der Bergknappe […].“[25] Als „Revolution“ bezeichnet er die Geschehnisse von 1524-26 deshalb, weil „[…] der Revolutionsbegriff zum Ausdruck bringen soll, […], daß die Bewegung von 1525 nicht eine Addition von unbegreifbaren Einzelaktionen auf dem Niveau regionaler Rebellionen war, sondern eine bewußt gewollte, […] anspruchsvolle Bewegung zur Selbstverwirklichung des Menschen.“[26] Sven Tode teilt die Sichtweise Blickles und merkt an, dass der Begriff „Bauernkrieg“ unpassend sei. Er ergänzt, dass auch der Klerus und der Adel an den Erhebungen 1524-26 beteiligt waren, weshalb er in den damaligen Geschehnissen eine alle Bevölkerungsschichten umfassende Bewegung sieht.[27] Obwohl Peter Blickle eine andere Begrifflichkeit geprägt hat, schreibt er: „Spätestens seit Peter Harer seine ‚Wahrhafte und gründliche Beschreibung des Bauernkriegs‘ verfaßte, hat sich der Begriff Bauernkrieg als Bezeichnung für die Revolution von 1525 durchgesetzt und gehalten.“[28] Blickle verweist außerdem darauf, dass sich wichtige Bauernkriegsforscher wie Günther Franz und Horst Buszello ebenfalls auf den Begriff „Bauernkrieg“ festgelegt haben, aber auch in vielen Quellen von dem ,Purenkrieg‘ berichtet wird.[29] Aufgrund dessen wurde der Begriff so auch in dieser Arbeit verwendet.

2. Historischer Kontext

Die gesellschaftliche und politische Struktur im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation war um 1500 noch sehr geprägt vom Feudalismus. Der jeweilige Fürst war in den Territorialstaaten des Reichs, unterstützt von den Landständen, die bestimmende Persönlichkeit.[30] „Seine Vorrangstellung im Territorium basierte auf einer in der Regel besonders ausgedehnten Grundherrschaft (verbunden mit Leibeigenschaft und Niedergerichtsbarkeit), der Lehnsherrschaft über adlige Vasallen und der Vogtei über die landsässigen Klöster.“[31] Bei entscheidenden politischen Fragen brauchte der Fürst zumeist die Zustimmung der Stände. Diese setzen sich aus dem Adel, der Geistlichkeit und den Städten zusammen. Generell ist die damalige gesellschaftliche Struktur als stark hierarchisch zu bezeichnen, weshalb es zusätzlich zum Landesherrn auch die Positionen des Stadtherrn als Oberhaupt der Stadtgemeinde und die des Dorfherrn als Oberhaupt der ländlichen Gemeinde gab. Während die Städte je nach Größe und Bedeutung eine gewisse Unabhängigkeit vom Landesherrn erreichen konnten, stellten die Bauern die Bevölkerungsgruppe mit der größten Abhängigkeit dar. Es war die Regel, dass Bauern einem Grundherrn dienen mussten, von welchem sie zu bestellendes Land gestellt bekamen. Im Gegenzug mussten sie dem Grundherrn Frondienste leisten und einen gewissen Betrag ihrer Einkünfte abgeben. Besonders im mittleren und südlichen Teil des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation war die Leibeigenschaft der Bauern Normalität. Die Leibeigenen mussten ihrem Leibherrn auf Wunsch Dienstleistungen erbringen, nach dem Tod ging ein Teil ihrer Besitztümer an den Leibherrn und sie waren in ihrer Heiratsfähigkeit und Bewegung eingeschränkt.[32] „Der Adel machte je nach der Gegend lediglich 1 bis 2% der Bevölkerung aus, ihm gehörten der Grund, die Herrschaft, das Ansehen und im Dienst der Fürsten die politische Macht.“[33] Große Veränderungen in religiösen wie gesellschaftlichen Fragen und Denkweisen brachte die durch Martin Luther 1517 eingeleitete Reformation mit sich.[34] Das Hinterfragen bzw. neu Interpretieren der bisherigen religiösen Ordnung hatte besonders im ländlichen Raum Auswirkungen darauf, wie die feudalen Strukturen und die Geistlichkeit wahrgenommen wurden. Während ein Teil der Landbevölkerung dem alten Glauben abschwor und sich lediglich zum Evangelium bekannte, gab es einen anderen Teil, der mit dem Protestantismus gleichzeitig die Ablehnung kirchlicher und weltlicher Autorität verband.[35]

Bereits Jahre vor dem deutschen Bauernkrieg gab es Unruhen in Gebieten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, welche auf der Unzufriedenheit der einfachen Menschen basierten. Bekannt geworden ist unter anderem die Bundschuh-Bewegung, welche ihre Anfänge wahrscheinlich 1493 hatte und den Bundschuh als ihr prägendes Symbol trug. Der Bundschuh war ein Schnürschuh aus Leder, den vor allem Bauern trugen.[36] In Schlettstadt im Elsass sammelten sich etwa 100 Personen, darunter Bauern, Amtsmänner und Gerichtsboten, um gegen eine immer größer werdende Schulden- und Steuerlast vorzugehen. Schlettstadt bildete lediglich das Zentrum des damaligen Bundschuhs, während die Rädelsführer der Unruhen 1493 in Gemeinden und Dörfern im gesamten Elsass Unterstützung suchten und fanden. In ihrem Programm forderten die Bundschuher einen geringeren Lohn für Priester, Steuern nach ihren Vorstellungen und das Vermeiden der Abstrafung von Menschen aufgrund ausbleibender Zahlungen an Gläubiger. Die Programminhalte lassen sich auch in den Programmen der späteren Bundschuh-Bewegungen wiederfinden.[37] Die Zahl der aufbegehrenden Menschen war zu gering für die Durchsetzung ihrer Ziele, weshalb die Bewegung von 1493 innerhalb weniger Monate zerschlagen wurde und ein Teil der Anführer durch Hinrichtungen den Tod fand.[38] 1501 war es der etwa 1470 in Untergrombach geborene Jodocus (kurz Joß) Fritz, Sohn des in Leibeigenschaft stehenden Michel Fritz und seiner Frau Magdalena, welcher von seinem Heimatdorf ausgehend begann, Anhänger für einen neuerlichen Bundschuhaufstand um sich zu scharen.[39] Die Umstände dafür waren gegeben, denn eine Unzufriedenheit, wie es sie 1493 bereits in Schlettstadt gegeben hatte, herrschte um 1500 auch bei vielen Menschen in Untergrombach und Umgebung. Ursachen dafür waren mehrere schlecht ausgefallene Ernten und die nicht nachlassenden steuerlichen Belastungen der Bauern und niederen Bürgern, wie beispielsweise Handwerker. Der von Joß Fritz initiierte Aufstand war über Monate geplant und sollte etwa im April bzw. Mai 1502 stattfinden. In den ersten Monaten wird er sich eigenständig zu potenziellen Unterstützern begeben haben, um mit ihnen von Angesicht zu Angesicht über sein Anliegen zu sprechen und die Erhebung verdeckt halten zu können.[40] Die Ziele der Bundschuh-Bewegung um Joß Fritz sind von den Beteiligten nicht niedergeschrieben worden oder zumindest nicht überliefert worden, weshalb sie sich lediglich aus Äußerungen ihrer Gegner rekonstruieren lassen. Ein Ende der Adelsherrschaft und eine damit verbundene Freiheit der bisher unter Leibeigenschaft stehenden Personen scheint eine der obersten Bestrebungen der Bundschuher gewesen zu sein. Damit einhergehend wären ein Rückgang der Steuerlast und das Aufheben von zahlreichen Gesetzen, welche die Bauern in ihren Arbeiten einschränkten, gewesen. Dazu gehörte zum Beispiel das Verbot, in Wäldern Holz zu schlagen. Darüber hinaus galt als Ziel, dass der Besitz der kirchlichen Einrichtungen und Funktionäre an die unteren Bevölkerungsschichten verteilt werden sollte.[41] Wie viele Mitstreiter Fritz um sich scharen konnte, ist nicht genau zu rekonstruieren. Davon ausgehend, dass er nicht nur in Untergrombach sondern auch in angrenzenden Dörfern und Regionen Unterstützung fand, muss seine Anhängerschaft aus mindestens mehreren Hundert Menschen bestanden haben. Genauere Zahlen wären womöglich zu ermitteln gewesen, wenn es wirklich zu der Erhebung gekommen wäre. Doch bevor der Plan der Bundschuher in die Tat umgesetzt werden konnte, welcher vorsah erst die Burg Obergrombach und die Stadt Bruchsal gewaltsam einzunehmen und dann weiter Richtung Pforzheim zu ziehen, wurde die Verschwörung um Fritz von dem eingeweihten Landsknecht Lux Rapp an die Obrigkeit in Baden verraten. Joß Fritz und ein Großteil der Verschwörer konnten rechtzeitig vor ihrer Ergreifung fliehen.[42] Gefangen genommene Aufrührer wurden entweder hingerichtet, mit körperlichen oder finanziellen Strafen belegt oder des Landes verwiesen. Darüber hinaus wurden die Beteiligten und auch viele nicht beteiligte Menschen von der Obrigkeit überwacht, um neuerlichen Unruhen vorzubeugen.[43] Etwa 1510 siedelte sich Joß Fritz in dem Ort Lehen in der Nähe von Freiburg an. Die Stimmung beim einfachen Volk hatte sich seit 1502 eher verschlechtert als verbessert, weshalb seine ab circa 1513 umgesetzte Bestrebung eines erneuten Bundschuhaufstands Gehör fand.[44] Wie bereits 1502 war es Fritz, von dessen Bemühungen ausgehend, sich im Geheimen ein Bund aus Verschwörern formte. Anhänger fand er in Lehen, Nachbardörfern und Gemeinden im Breisgau, aber auch über territoriale Grenzen hinaus in der Markgrafschaft Baden. Allgemein unterschied sich die Bundschuh-Bewegung deutlich von anderen bäuerlichen Unruhen in der Neuzeit. Während zumeist eine regional beschränkte Masse aus Menschen einen der ihren zu ihrem Anführer bestimmte und anschließend öffentlich ihre Forderungen deutlich machte, war das Konstrukt des Bundschuhs anders. Joß Fritz als Einzelperson suchte nach Mitstreitern, tat dies über territoriale Grenzen hinweg und bestand auf eine Geheimhaltung. Wie viele Menschen sich dem Bundschuh 1513 anschlossen oder ihn zumindest unterstützten, ist aufgrund der Geheimhaltung nicht einwandfrei nachzuvollziehen.[45] Der Baseler Zeitzeuge, Buchdrucker und Dichter Pamphilus Gengenbach berichtet in seinem Werk über den Bundschuh lediglich: „[…] wenn ihre Zahl auf vierhundert anwüchse, wollten sie losschlagen.“[46] Das Programm, welches von Joß Fritz an die neuen Bundschuhmitglieder heran getragen wurde, war wahrscheinlich deutlich konkreter und durchdachter, als es noch 1502 der Fall gewesen war. Elementare Inhalte dieses Programms, welche von vielen Historikern übernommen wurden, lassen sich unter anderem aus Gengenbachs Schriften herausarbeiten. Er schreibt davon, dass die Bundschuher keinem Landesherrn mehr dienen wollten, außer dem Kaiser und dem Papst. Gesetze zur Wasser- und Waldnutzung und zur Jagd sollten vollständig aufgehoben werden. Darüber hinaus beinhaltete das Programm laut Gengenbach konkrete Bestimmungen, welche Einkünfte Geistliche haben dürften und was mit ihren bisherigen Besitztümern geschehen sollte. Außerdem sollte die zukünftige Rechtsgewalt bei den Bezirksgerichten liegen. Die Radikalität ihres Vorhabens verdeutlicht der letzte Teil ihres Programms. Wer sich ihnen nicht anschließen würde und vor allem wer sich ihnen entgegenstellen würde, der würde den Tod finden.[47] Es ist zu beachten, dass Gengenbach zu verschiedenen Themen berichtet hat, aber „[…] sich […] stets deutlich auf Seiten der herrschenden Ordnung zu halten pflegte.“[48] Der Ausbruch des Bundschuhaufstands wurde auf den 9. Oktober 1513 festgelegt. Fünf Tage zuvor verriet ein gewisser Michel Hanser oder Hans Manz aus Schallstadt aus Eigennutz, da er einen anderen Bauer im Streit erschlagen hatte, die geplante Erhebung an den Markgrafen. Wieder zerbrach das Konstrukt des Bundschuhs, wichtige Anhänger von Joß Fritz wurden gefangen genommen und hingerichtet, er selbst konnte erneut fliehen.[49] Einen letzten Versuch eines Bundschuhaufstands unternahm Joß Fritz 1517. Die Quellengrundlage für eine Rekonstruktion der damaligen Ereignisse ist bescheiden und basiert vor allem auf Briefen, Akten und den Geständnissen dreier Bundschuher. Bewiesene Tatsachen und Gegebenheiten sind dementsprechend sehr gering. Seine Anhänger gewann Fritz, unterstützt von einem Mann namens Stoffel aus Freiburg, besonders in Dörfern westlich und östlich des Rheins. Entgegen der Meinung mancher Historiker, dass sich seine Anhängerschaft 1517 vorrangig aus Bettlern, Gauklern und Kriminellen zusammen setzte, lässt sich mithilfe des Geständnisses von Micheln von Dinkelsbühl herausfinden, dass weiterhin Bauern einen Großteil der Bundschuhmitglieder dargestellt haben. Programmatisch orientierte sich der Bundschuh 1517 an den Vorstellungen von 1513. Es ist davon auszugehen, dass einige tausend Menschen in den geplanten Aufstand verstrickt waren, was einen größeren Beteiligungsrahmen darstellt, als in den vorherigen Bundschuh-Aufständen. Im August oder September 1517 wurde das Vorhaben wohl durch eine weitergegebene Beichte verraten, woraufhin die Erhebung scheiterte, bevor sie überhaupt ausbrechen konnte. Es wurden alle auffindbaren Beteiligten, deren Namen unter anderem unter Folter preisgegeben wurden, verhaftet. Joß Fritz und Stoffel als führende Persönlichkeiten konnten erneut entkommen.[50]

Eine zweite größere Unruhe vor dem deutschen Bauernkrieg stellt der „Arme Konrad“ 1514 in Württemberg dar. In den Jahren zuvor war der Staatshaushalt von Herzog Ulrich von Württemberg in eine Finanzkrise geraten, weshalb dieser im Mai 1514 eine Verbrauchssteuer auf die elementarsten Lebensmittel erließ. Daraufhin kam es in vielen Gemeinden zu Erhebungen. Obwohl der Herzog daher die Steuer rasch wieder aufhob, formierte sich dennoch in den meisten Ämtern des Territoriums der Widerstand, welcher die bisherige Herrschaft- und Gesellschaftsform ablösen wollte. An der Erhebung beteiligten sich alle Personen aus jeglichen Ständen, die für dieses Ziel einstehen wollten. Durch den organisierten Widerstand unter Druck gesetzt, schlug Ulrich dem „Armen Konrad“ einen Kompromiss vor, welcher von diesem angenommen wurde.[51] „Nachdem der Arme Konrad für den gemeinen Mann der Amtsstädte und ländlichen Gemeinden gegenüber der Ehrbarkeit ein dem Gericht gleichberechtigtes Gremium, eine politische Interessenvertretung durchsetzen konnte, stellte er den Widerstand ein […]“.[52] Dennoch wurden die Abgeordneten der ländlichen Gemeinden beim Tübinger Landtag im Juni 1514 nur indirekt beteiligt und durften an den Verhandlungen zwischen städtischer Oberschicht und Herzog nicht teilnehmen. Aus dem Landtag folgte ein Vertrag in dem festgelegt wurde, dass die Stände die Schulden des Herzogs in Höhe von 920.000 Gulden übernehmen würden. Im Gegenzug gewährte der Herzog den Landständen ein Mitspracherecht in der Regierung.[53] „Die Anliegen des gemeinen Mannes blieben sowohl im Vertrag als auch in dem pauschal gehaltenen Nebenabschied völlig unberücksichtigt.“[54] Deshalb erhob sich der „Arme Konrad“ in größerem Ausmaß als zuvor und zog auf dem Kappelberg bei Schorndorf fast 1000 Anhänger zusammen, die ihrem Herzog notfalls gewaltsam gegenübertreten wollten. Dieser schuf mit Hilfe benachbarter Landesherren eine militärische Übermacht, weshalb sich der „Arme Konrad“ ohne eine militärische Auseinandersetzung auflöste.[55]

Neben den Bundschuh-Bewegungen und dem „Armen Konrad“ kam es vom Ende des 15. Jahrhunderts bis kurz vor 1524 zu zahlreichen weiteren, wenn auch wesentlich unbekannteren, Unruhen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, die als Vorboten des Bauernkriegs gewertet werden können. In geistlichen wie weltlichen Territorien waren es vor allem die kulturellen Unterschiede zwischen Landesherr und Bauern, welche die Auflehnungen seitens Letzterer auslösten. In Kempten und Ochsenhausen gingen die Bauern jeweils eine Art Bündnis ein, um anschließend offiziell ihre Anliegen an die Obrigkeit heranzutragen. In Ochsenhausen gab es ab 1498 jahrelange Streitigkeiten um die Frage, ob Eltern ihren Kindern etwas vererben dürften. In Kempten war der Anlass der Unruhen die zunehmende Unzufriedenheit über die Leibeigenschaft, weshalb sich Dutzende Männer zusammenschlossen, um ihre Beschwerden kund zu tun. Beide Erhebungen wurden mit militärischen Mitteln niedergeschlagen. Es ist jedoch anzumerken, dass den Menschen in Ochsenhausen trotz Strafzahlungen zumindest ihr Recht auf das Erbe anerkannt wurde. Unruhen entstanden außerdem in der Nähe von Städten wie z.B. bei Nürnberg, Erfurt und Memmingen. Das Streben der ländlichen Gemeinden nach mehr Unabhängigkeit von den Städten und der Forderung nach eigenen Rechten beschwor zahlreiche Proteste und kleinere Auseinandersetzungen herauf.[56]

In den Städten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation kam es erst im Zuge der Reformation zu Unruhen, bevor der Bauernkrieg ausbrach. Diese häuften sich zu Beginn der 1520er Jahre und ihr Ausmaß ist quantitativ belegbar.[57] „[…] 16 Unruhen sind für das Jahr 1521 errechnet worden, 52 für 1522, 44 für 1523, 40 für 1524 und 51 für 1525 […].“[58] Als Beispiele sind Erfurt und Memmingen anzuführen. In Erfurt erhoben sich 1521 die Bürger und verwüsteten die städtischen Kanonikerhäuser. Dies geschah als Ausdruck des vorherrschenden Antiklerikalismus mit dem Ziel, dass Geistliche die gleichen Rechte und Pflichten wie Bürger haben und lutherisch gesinnte Pfarrer eingesetzt werden sollten.[59] In Memmingen verbanden sich 1518 alle Zünfte, „[…] weil der Memminger Rat das bisherige Verkaufsverbot für Leinwanderzeugnisse der Landweber in der Stadt aufgehoben hatte.“[60] Nachdem sechs Jahre später die Memminger Bauern und ein Teil der Memminger Bürger nicht mehr bereit waren, den Zehnt zu zahlen, wurde ein Bäckermeister verhaftet. Daraufhin erhoben sich einige Hundert Bürger und forderten nicht nur die Freilassung des Bäckermeisters, sondern auch eine Verständigung und Akzeptanz zwischen Lutheranern und Katholiken. Der Stadtrat musste Ende 1524 den Forderungen aufgrund der Vielzahl der protestierenden Bürger stattgeben, sodass in Memmingen beide Religionen praktiziert wurden.[61]

Es wird nun noch kurz darauf eingegangen, welche historischen Gegebenheiten dazu führten, dass sich der deutsche Bauernkrieg nicht in die nördlichen Gebiete des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation ausgebreitet hat. Rainer Postel äußert sich folgendermaßen dazu: „Anders als die Bauernkriegsgebiete gehörte Norddeutschland nicht zu den Rekrutierungsgebieten der Landsknechte.“[62] Er weist daraufhin, dass dadurch „ein wesentliches Unruhelement“ verschwindet.[63] Erkennbar ist, dass die Unzufriedenheit im Norden des damaligen Reichs nicht so ausgeprägt und verbreitet war, wie im südlicheren Teil. Obwohl es einige kleinere Bauernaufstände gab, die sich beispielsweise durch Forderungen Arbeitserleichterungen erhofften, waren es eher kurzzeitige Unruhen, die rasch beigelegt werden konnten.[64] Nichtsdestotrotz waren es auch im Norden vor allem die Bauern, welche die größten Lasten zu tragen hatten und ihre Situation ähnelte denen im mittleren und südlichen Teil des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation und war dementsprechend schlecht. Einen gravierenden Unterschied stellt die Tatsache dar, dass im Norden die geistlichen wie weltlichen Landesherren bauernfreundlicher agierten, das heißt, die bäuerlichen Lasten nicht auf ein Maß anhoben, welches zu große Unzufriedenheit ausgelöst hätte.[65] Das Konstrukt der Leibeigenschaft war außerdem noch nicht so ausgeprägt wie im südlichen Teil des Reichs.[66] Rainer Postel ergänz zudem, dass der Umgang des Adels mit den Bauern „[…] ihren Energien ein weites Feld ohne gegenseitige Reibungsflächen eröffnete.“[67]

[...]


[1] Müller, Laurenz: Diktatur und Revolution. Reformation und Bauernkrieg in der Geschichtsschreibung des ,Dritten Reiches‘ und der DDR. Stuttgart 2004 (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 50), S. 31-33.

[2] Ebd., S. 60f.

[3] Ebd., S. 65.

[4] Blickle, Peter: Die Revolution von 1525. 4., durchgesehene und bibliografisch erweiterte Auflage, München 2004, S. 280f.

[5] Müller, 2004, S. 65.

[6] Müller, 2004, S. 80-86.

[7] Blickle, Revolution, S. 280f.

[8] Ebd., S. 281.

[9] Müller, 2004, S. 321-328.

[10] Ebd., S. 202-210.

[11] Blickle, Revolution.

[12] Müller, 2004, S. 252.

[13] Bierbrauer, Peter: Methodenfrage der gegenwärtigen Bauernkriegsforschung. In: Blickle, Peter/Buszello, Horst/Endres, Rudolf (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg. 3., bibliographisch ergänzte Auflage, Paderborn 1995, S. 23-37, hier: S. 23-25.

[14] Blickle, Revolution, S. 311.

[15] Blickle, Peter: Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. München 2015, S. 11.

[16] Garlepp, Hans-Hermann: Der Bauernkrieg von 1525 um Biberach a.d. Riß. Eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Betrachtung des aufständischen Bauern. Frankfurt am Main 1987 (Schriften zur europäischen Sozial- und Verfassungsgeschichte 5); Joestel, Volkmar: Der Aufstand des „Gemeinen Mannes“ 1525 in Ostthüringen und seine Vorgeschichte. In: Vogler, Günter (Hrsg.): Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. Stuttgart 2008 (Historische Mitteilungen 69), S. 193-209.

[17] Lerch, Andreas: Der Bauernkrieg in Würzburg aus sozialgeschichtlicher Perspektive 1525. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Bd. 61 (2009), S. 70-89.

[18] Blickle, Revolution.

[19] Blickle, Peter/Buszello, Horst/Endres, Rudolf (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg. 3., bibliographisch ergänzte Auflage, Paderborn 1995.

[20] Bensing, Manfred/Hoyer, Siegfried: Der deutsche Bauernkrieg 1524-1526. 5. Auflage, Berlin 1987.

[21] Adam, Thomas: Joß Fritz – das verborgene Feuer der Revolution. Bundschuhbewegung und Bauernkrieg am Oberrhein im frühen 16. Jahrhundert. 3., aktualisierte, umfassend überarbeitete und ergänzte Auflage, Ubstadt-Weiher 2013.

[22] Franz, Günther (Hrsg.): Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Mitteldeutschland Band 1, zweite Abteilung. Leipzig [u.a.] 1934; Fuchs, Peter Walther (Hrsg.): Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Mitteldeutschland Band 2. Jena 1942; Merx, Otto (Hrsg.): Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Mitteldeutschland Band 1, erste Abteilung. Leipzig [u.a.] 1923.

[23] Lenk, Werner (Hrsg.): Dokumente aus dem deutschen Bauernkrieg. Beschwerden, Programme, Theoretische Schriften. 3. Auflage, Leipzig 1983, S. 7f.

[24] Blickle, Revolution, S. 193f.

[25] Ebd., S. 195.

[26] Blickle, Revolution, S. 297.

[27] Tode, Sven: Stadt im Bauernkrieg 1525. Strukturanalytische Untersuchungen zur Stadt im Raum anhand der Beispiele Erfurt, Mühlhausen/Thür., Langensalza und Thamsbrück. Frankfurt am Main 1994, S. 11f.

[28] Blickle, Revolution, S. 191.

[29] Ebd., S. 191f.

[30] Blickle, Peter: Das Reich zu Beginn des 16. Jahrhunderts. In: Blickle, Peter/Buszello, Horst/Endres, Rudolf (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg. 3., bibliographisch ergänzte Auflage, Paderborn 1995, S. 38-57, hier: S. 43.

[31] Ebd.

[32] Ebd., S. 44-48.

[33] Paravicini, Werner: Adelsherrschaft in der Krise. Der Bauernkrieg von 1525. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, ohne Bd. (2008), S. 450-484, hier: S. 454.

[34] Kamber, Peter: Reformation als bäuerliche Revolution. Bildersturm, Klosterbesetzungen und Kampf gegen die Leibeigenschaft in Zürich zur Zeit der Reformation (1522-1525). Zürich 2010, S. 251.

[35] Franz, Günther: Der deutsche Bauernkrieg. 12., gegenüber der 11. unveränderte Auflage, Darmstadt 1984, S. 86-89.

[36] Adam, S. 300.

[37] Blickle, Peter: Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. In: Adam, Thomas/Blickle, Peter (Hrsg.): Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. Stuttgart 2004, S. 11-30, hier: S. 12-14.

[38] Adam, S. 300.

[39] Ebd., S. 299f.

[40] Adam, S. 85-89.

[41] Blickle, Untergrombach, S. 12.

[42] Adam, S. 104-125.

[43] Ulbrich, Claudia: Der Untergrombacher Bundschuh 1502. In: Adam, Thomas/Blickle, Peter (Hrsg.): Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. Stuttgart 2004, S. 31-52, hier: S. 51f.

[44] Adam, S. 133-141.

[45] Buszello, Horst: Joß Fritz und der Bundschuh zu Lehen. In: Adam, Thomas/Blickle, Peter (Hrsg.): Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. Stuttgart 2004, S. 80-121, hier: S. 91-96.

[46] Pamphilus Gengenbach, Der Bundschuh, o. D. In: Barge, Hermann (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg in zeitgenössischen Quellenzeugnissen. Bd. 1: Vorspiele zum Bauernkrieg – Der Bauernkrieg in Schwaben. Leipzig 1914 (Voigtländer Quellenbücher 71), S. 46.

[47] Ebd., S. 41f.

[48] Adam, S. 186.

[49] Adam, S. 168-173.

[50] Köhn, Rolf: Der Bundschuh von 1517 – kein Aufstandsversuch des Gemeinen Mannes auf dem Lande? In: Adam, Thomas/Blickle, Peter (Hrsg.): Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. Stuttgart 2004, S. 122-139, hier: S. 122-138.

[51] Schmauder, Andreas: Der Arme Konrad in Württemberg und im badischen Bühl. In: Adam, Thomas/Blickle, Peter (Hrsg.): Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. Stuttgart 2004, S. 183-194, hier: S. 184-187.

[52] Ebd., S. 187.

[53] Ebd., S. 189f.

[54] Ebd., S. 190.

[55] Ebd.

[56] Blickle, Untergrombach, S. 16-19.

[57] Blickle, Peter: Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300-1800. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage, München 2012 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 1), S. 25.

[58] Ebd.

[59] Ebd., S. 25f.

[60] Ebd., S. 26.

[61] Ebd., S. 27.

[62] Postel, Rainer: Adel und Bauern in Schleswig-Holstein zur Zeit des deutschen Bauernkrieges. In: Wohlfeil, Rainer (Hrsg.): Der Bauernkrieg 1524-26. Bauernkrieg und Reformation. München 1975, S. 116-142, hier: S. 117.

[63] Postel, S. 117.

[64] Ebd., S. 117-119.

[65] Ebd., S. 127.

[66] Ebd., S. 131.

[67] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Der deutsche Bauernkrieg. Willkürliche Aufstände oder strukturierte Erhebungen?
Hochschule
Universität Rostock  (Historisches Institut)
Note
1,5
Autor
Jahr
2018
Seiten
53
Katalognummer
V442441
ISBN (eBook)
9783668814585
ISBN (Buch)
9783668814592
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bauer, Krieg, Heiliges Römisches Reich, Reich, Landwirtschaft, Reformation
Arbeit zitieren
Marc Damrath (Autor:in), 2018, Der deutsche Bauernkrieg. Willkürliche Aufstände oder strukturierte Erhebungen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442441

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