Dimensionen und Elemente von Medienbildungskonzepten

Eine Literaturanalyse


Bachelorarbeit, 2016

51 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

1. Einführung in die Problemstellung
1.1. Problemstellung und Motivation
1.2. Aufbau und Vorgehensweise

2. Begriffsabgrenzungen der grundlegenden Bezeichnungen
2.1. Medien als Vermittler
2.2. Bildung als Entwicklung des Selbst
2.3. Medienbildung – eine Begriffszusammenführung
2.4. Konzepte der Medienbildung

3. Vorgehensweise der Literaturrecherche

4. Medienbildungskonzept: Dimensionen
4.1. Medienbildungskonzept – Technik
4.2. Medienbildungskonzept - Informationstechnologie (IT)
4.3. Medienbildungskonzept – Pädagogik
4.4. Medienbildungskonzept - Akteure
4.5. Medienbildungskonzept - Organisation
4.6. Medienbildungskonzept – Finanzierung

5. Entwicklung und Umsetzung von Medienbildungskonzepten

6. Fazit und Ausblick
6.1. Kritische Würdigung
6.2. Implikationen für Forschung und Management

7. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Grundbegriffe der Medienbildung und ihre Zusammenhänge (eigene Darstellung)

Abbildung 2: Aufbau der Vorgehensweise (eigene Darstellung)

Abbildung 3: Dimensionen eines Medienbildungskonzepts (eigene Darstellung)

Abbildung 4: Medienbildungskonzeptentwicklung und Umsetzung im schulischen Umfeld (eigene Darstellung in Anlehnung an Fileccia, 2005)

Abbildung 5: Medienbildungskonzeptentwicklung und Umsetzung im Betrieb (eigene Darstellung in Anlehnung an Lehmann, 2007, 89)

1. Einführung in die Problemstellung

1.1. Problemstellung und Motivation

Medien spielen in unserer heutigen Gesellschaft eine immer größer werdende Rolle. Der schnell wachsende technische Fortschritt führt zu einem breiten Angebot an medialen Lernarrangements und deren Nutzung. Kompetenzen im Umgang mit Medien sind insbesondere aus der Berufswelt nicht mehr wegzudenken. Es ist demnach notwendig, Medien bereits in schulischen Umgebungen zu integrieren und einen sachgemäßen Gebrauch zu vermitteln. Neben dem Lehren von einem verantwortungsbewussten und qualifizierten Umgang mit Medien, ermöglichen Medien auch eine Bereicherung der Bildung, also nicht nur ein Lernen über Medien, sondern auch ein Lernen mit Medien.

Sie dienen unter Anderem als Werkzeuge zur Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung, zum selbstverantwortlichen und lebenslangen Lernen, als auch zur Motivationssteuerung (vgl. Tulodziecki et al. 2010, 17).

Um Medien effektiv im Bildungswesen einsetzen zu können, müssen Konzepte erstellt werden. Im Bereich der schulischen Bildung mit Medien existieren bereits verschiedene Konzepte, welche sich hauptsächlich auf pädagogische, organisatorische und technologische Dimensionen beziehen. Zur außerschulischen Bildung mit Medien, beispielsweise in Betrieben, sind nur wenige Beispiele vorhanden. Unternehmen, die Medien zur Weiterbildung nutzen, müssen auch andere Aspekte betrachten. Hierzu gehören finanzielle Einsparpotenziale und Kosten (vgl. Wagner 2001, 193-195). Der Begriff Medienbildungskonzept beschreibt Modelle zur Integration von Lernen mit Medien in verschiedene Umgebungen. Anstatt des Ausdrucks Medienbildungskonzept wird, insbesondere im schulischen Kontext, auch die Bezeichnung Medienkonzept synonym verwendet. Eine einheitliche oder allgemeine Begriffsdefinition ist aufgrund des starken Wandels und der vielen Dimensionen nicht zu finden. Aus diesem Grund erarbeitet diese Arbeit eine Rundumsicht über beteiligte Faktoren eines Medienbildungskonzepts. Diese Forschungslücke wird hier auf der Basis einer Literaturanalyse zu beseitigen versucht, indem eine umfassende Erklärung des Begriffs Medienbildungskonzept als Ziel gesetzt wird. Hierbei werden alle Dimensionen, sowohl schulische als auch außerschulische, miteinbezogen.

1.2. Aufbau und Vorgehensweise

Zunächst werden die Begriffe Medien, Bildung und Medienbildung voneinander abgegrenzt und ein Überblick über bereits existierende Definitionen von Medienbildungskonzepten gegeben. Im Anschluss werden die einzelnen Dimensionen Pädagogik, Organisation, Finanzierung, Akteure, Technologie und IT eines Medienbildungskonzeptes separat betrachtet. Des Weiteren werden etablierte Umsetzungsmodelle zur Bildung mit Medien vorgestellt. Die gesammelten Informationen werden abschließend zu einer umfassenden Begriffserläuterung zusammengeführt. Die Informationen werden mittels einer Literaturanalyse beschafft. Hierzu dienen Internetsuchportale, sowie Online-Bibliothekskataloge und die Literaturausleihe. Mithilfe der gefundenen Dokumente werden weitere mögliche Informationen sichtbar, da ein Großteil der Quellen eigene Literaturverzeichnisse beinhaltet. Die gesammelten Fakten werden in dieser Arbeit zusammengetragen.

2. Begriffsabgrenzungen der grundlegenden Bezeichnungen

In diesem Kapitel werden zunächst die relevanten begrifflichen Grundlagen eines

Medienbildungskonzepts vorgestellt. Dazu gehören die Bezeichnungen Medien, Bildung, Medienbildung und letztendlich das Medienbildungskonzept. Eine Übersicht der Begriffe und ihrer Zusammenhänge bietet Abbildung 1:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Grundbegriffe der Medienbildung und ihre Zusammenhänge

2.1. Medien als Vermittler

Medien werden definiert als Informationsträger (vgl. Bergamin und Pfander 2007, 16) und dienen zur indirekten Kommunikation (vgl. Buckingham 2003, 3). Somit fungieren Medien als Vermittler,

durch die in kommunikativen Zusammenhängen potenzielle Zeichen mit technischer Unterstützung aufgenommen bzw. erzeugt und übertragen, gespeichert, wiedergegeben oder verarbeitet und in abbildhafter oder symbolischer Form präsentiert werden. (Tulodziecki et al. 2010, 31)

Als eine der wichtigsten Eigenschaften eines Mediums wird in der Literatur die Kommunikationsabsicht benannt. Hierbei müssen Inhalt, Gestaltung und die Art der Verbreitung in Betracht gezogen werden (vgl. Tulodziecki et al. 2010, 32). Tulodziecki, Herzig und Grafe (2010, 32) definieren einige Merkmale von Medien. Zunächst werden die „Codierungsarten“ beschrieben. Diese entstehen durch die Verschlüsselung der verwendeten Zeichen. Man unterscheidet zwischen symbolischer und abbildhafter Codierungsart. Die abbildhaften Darstellungen unterteilen sich nochmals in die objektgetreue und die typisierende Codierung.

Objektgetreue Darstellungen sind dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Aspekt eines ‚Abbildungsobjekts‘ oder einer ‚abgebildeten‘ Situation realitätsnah wiedergegeben wird, z. B. das Erscheinungsbild einer Person bei der Fotografie. (Tulodziecki et al. 2010, 33)

Im Gegensatz dazu sind typisierende Codierungen eher abstrakt und „künstlich“ erzeugt. Die symbolische Codierung differenziert „verbale von nicht-verbalen Symbolen“ (Tulodziecki et al. 2010, 33). Ein Beispiel für ein verbales Symbol wäre ein Wort wie Buch, welches auf einen direkten Gegenstand verweist und ein nicht-verbales Symbol wäre beispielsweise ein Pfeil, der eine bestimmte Richtung anzeigt. Als weiteres Medienmerkmal wird die Sinnesmodalität angeführt, welche sich hauptsächlich auf den Hör- und den Sehsinn bezieht. „Medien, die nur den Hörsinn oder nur den Sehsinn ansprechen, bezeichnet man als auditive oder als visuelle Medien. […] Werden sowohl der Hör- als auch der Sehsinn angesprochen, hat man es mit audiovisuellen Medien zu tun“ (Tulodziecki et al. 2010, 33). Bei einigen Medien werden neben Hör- und Sehsinn auch Tast- und Bewegungsinn einbezogen. Ein Beispiel für die Ansprechung des Bewegungssinnes ist das Wii Balance Board zur Förderung der körperlichen Fitness.

Aus der Zusammenwirkung von Codierungsart und Sinnesmodalität entstehen verschiedene Darstellungsformen. Die Darstellungsform „aufgenommener Originalton“ ist beispielsweise eine Zusammensetzung aus der abbildhaften (objektgetreuen) Codierungsart und der auditiven Sinnesmodalität. In Bezug auf die Darstellungsformen gibt es verschiedene Gestaltungstechniken. Darunter fallen unter Anderem die Veränderung der Lautstärke oder die Kamerabewegungen. Des Weiteren unterscheidet man verschiedenartige Gestaltungsformen. Es gibt zum Beispiel Berichte, Werbung oder Kommentare, welche wiederrum in mehreren Medien auftauchen können, wie Radio, Zeitung und Fernsehen (vgl. Tulodziecki et al. 2010, 34).

Die Ablaufstruktur bildet das nächste Merkmal zur Charakterisierung von Medien. Punktuelle Präsentation findet sich beispielsweise in der Darstellung von Bildern. Lineare Ablaufstrukturen sind in Filmen und Hörspielen vorhanden. „Darüber hinaus lassen sich responsive, adaptive, transaktive und austauschorientierte Möglichkeiten unterscheiden“ (Tulodziecki et al. 2010, 35). Bei responsiven Ablaufstrukturen kann der Benutzer den Ablauf durch seine eigenen Aktivitäten über Schnittstellen steuern. Eine adaptive Ablaufstruktur liegt vor, wenn das genutzte Medium beispielsweise unterschiedliche Übungsaufgaben oder Schwierigkeitsgrade zur Verfügung stellt, je nach vorhandenen Informationen über den Nutzer. Hierbei passt sich das Medium also dem Wissensstand und den Fähigkeiten des Lernenden an. Transaktive Ablaufstrukturen zeichnen sich dadurch aus, dass bei der Nutzung von Medien ein Auslösen von vorprogrammierten Aktionen in anderen Systemen stattfindet. Ein Beispiel für den transaktiven Ablauf ist das Teleshopping. Die Kommunikationsabsicht von Medien steht bei der austauschorientierten Ablaufstruktur im Mittelpunkt. Dieser Austausch zwischen Individuen oder Gruppen kann sowohl synchron als auch asynchron erfolgen. Synchrone Kommunikation findet man bei einer Videokonferenz vor und asynchronen Austausch bei dem Versenden von E-Mails (vgl.Tulodziecki et al. 2010, 35).

Die Gestaltungsart eines Mediums entsteht durch die Kombination unterschiedlicher

Medienarten mit Gestaltungsformen. Radionachrichten, Kriminalromane und Hörbücher repräsentieren einige Gestaltungsarten. Als weiterer Aspekt von Medien wird die Art der Verbreitung und Produktion in Betracht gezogen. Medien werden in verschiedenen Produktionsumgebungen erstellt, beispielsweise in Verlagen oder Rundfunkanstalten. „Auch die Verbreitungswege, z. B. Buchhandel, Elektrohandel oder Computernetze, sowie die Rezeptionsbedingungen, z. B. Kinosaal, eigene Wohnung oder Schule, unterscheiden sich zum Teil erheblich“ (Tulodziecki et al. 2010, 35).

Mithilfe der genannten Merkmale lassen sich Medien genau charakterisieren und voneinander differenzieren. Zudem gibt es weitere Begriffe im Bereich der Medien, welche im Folgenden behandelt werden. Die Bezeichnung „Druckmedien“ beschreibt „traditionelle Schreibmedien, z. B. Tafel sowie Brief, Blatt, Buch […] und Zeitschrift“ (Tulodziecki et al. 2010, 19). Der Ausdruck „analoge Medien“ definiert „traditionelle elektrische Medien, z. B. Telegraf sowie Foto, Telefon, […] Video“ (Tulodziecki et al. 2010, 19). Digitale Medien hingegen beinhalten unter Anderem Computer, das World Wide Web und E-Mails. Es zeigt sich, dass analoge Medien die Realität erfassen und abbilden. Analogmedien geben also analoge Signale wieder, „wie die Schallschwingungen der gesprochenen Sprache“ (Hiebler 2003, 47). Im Gegensatz zu analogen Medien konvertieren digitale Medien keine analogen Signale „in ebenso komplexe mechanische beziehungsweise elektromagnetische Schwingungen“ (Hiebler 2003, 47), sondern verringern die Komplexität der Signale durch Codierung. Wenn man von digitalen Medien spricht, können sowohl Hardware als auch Software oder Medienformate wie Online-Zeitungen gemeint sein (vgl. Petko 2014, 13).

Die Vorteile von digitalen Medien ergeben sich durch das einfachere Speichern, die schnellere Verbreitung und Verarbeitung von Daten. Dadurch stehen heute sehr viele Informationen bereit, welche zudem auf sehr kleinem Raum gespeichert werden können. Ein Gewicht an Büchern von ungefähr sechzig Kilogramm passt auf einen Speicherchip, der nur einige Gramm wiegt. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die Daten ohne viel Aufwand zu vervielfältigen. Ein weiterer Vorteil ist das schnellere Sortieren und Auffinden der gesuchten Informationen, da man nicht wie bei analogen Medien beispielsweise mehrere Bücher durchsuchen muss, sondern mit Suchbegriffen gezielt Texte untersuchen kann. Digitale Medien beinhalten außerdem die Medienmerkmale Adaptivität und Interaktivität und können sich somit dem Lernenden anpassen, Feedback geben und dadurch den Lernprozess positiv beeinflussen. Durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten mithilfe von digitalen Medien ergeben sich Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme ohne die Erforderlichkeit von körperlicher Anwesenheit. Meetings von Firmenleitern mit getrennten Standorten können per Videokonferenz abgehalten werden, wodurch Zeit und Geld für die Anreise gespart werden (vgl. Petko 2014, 18-20). Ein weiteres Beispiel für den Nutzen der dezentralen Kommunikation ist eine standortübergreifende, zeitgleiche Mitarbeiterschulung durch Online-Lerneinheiten. Der Wandel von analogen Medien zur Vermehrten Nutzung von digitalen Medien wird als Digitalisierung bezeichnet. „Etwas Herkömmliches, Traditionelles, ‚Analoges‘ wird ersetzt durch etwas Neues, das im Wesentlichen auf IT basiert“ (Hecker et al. 2015, 42).

Neben den Begriffen digitale und analoge Medien wird ebenfalls der Ausdruck „neue Medien“ gebraucht. In der Literatur werden neue Medien als „jene Medien definiert, die im weitesten Sinne auf digitalen Datenträgern gespeichert sind, wobei die Verbreitung der Daten über Internet-Dienste erfolgt“ (Bergamin und Pfander 2007, 17). Der Terminus „neue Technologien“ wird häufig mit dem Begriff der neuen Medien synonym verwendet. Eine weitere Definition neuer Medien beschreibt diese als einen sich auf der technologischen Basis permanent weiterentwickelnden Prozess (vgl. Sander et al. 2008, 407). Zusammenfassend könnte man Medien konkretisieren als „einerseits kognitive und andererseits kommunikative Werkzeuge zur Verarbeitung, Speicherung und Übermittlung von zeichenhaften Informationen“ (Petko 2014, 21).

2.2. Bildung als Entwicklung des Selbst

Der Begriff Bildung „meint die Aneignung von Kenntnissen und Fertigkeiten in Selbstverfügung und aktiver Gestaltung mit dem Ziel der reflexiven Ausformung eines kultivierten Lebensstils“ (Raithel et al. 2009, 36). Diese Definition stellt die Vermittlung und Aneignung von Wissen und somit das Lernen in den Vordergrund. Darüber hinaus wird Bildung als Formung zum eigenständigen und selbstbestimmten

Handeln durch geistige Beschäftigung mit kulturellen, sozialen und ökonomischen Aspekten des Lebens beschrieben (vgl. Raithel et al. 2009, 36) . Es wird deutlich, dass mit dem Begriff Bildung nicht nur das Lernen von Fakten und Sachverhalten gemeint ist, sondern sich der Begriff ganzheitlich v. a. auf die im sozialen Kontext ‚auszubildende‘ Fähigkeiten des Individuums, sich mündig, kritisch-prüfend und selbstbestimmt auf der Basis von (wachsendem) Wissen verantwortlich für bzw. gegen externe Anforderungen zu entscheiden, die im Rahmen der Sozialisation an es heran getragen werden (Miroschnik 2010, 337)

bezieht. Ferner ist Bildung kein endender Vorgang, sondern ein andauernder, lebenslanger Prozess (vgl. Fell 1994, 243). Hinzu kommt die Tatsache, dass der Bildungsbegriff in den verschiedenen Wissenschaftsbereichen unterschiedlich präzisiert wird. In der Soziologie wird Bildung zum Beispiel als Sozialisation definiert, umfasst also die Entwicklung zu einem verantwortungsvollen Mitglied der Gesellschaft. Die Psychologie und die Pädagogik setzen Bildung mit Erziehung und Lernen gleich (vgl. Reheis 2014, 15).

So vielfältig und uneinheitlich der Begriff Bildung ausgelegt werden kann, so gibt es auch unterschiedliche Bildungstheorien. Man differenziert zwischen der materialen, der formalen und der strukturalen Bildungstheorie. Bei der materialen Bildungstheorie steht die Vermittlung von Inhalten und deren Qualität im Mittelpunkt, mit welchen man Urteils- und Entscheidungskompetenzen erlangt (vgl. Raithel et al. 2009, 37). Es geht um die Anhäufung von möglichst viel Wissen (vgl. Zylka 2013, 52). Die Lehrplangestaltung auf Basis dieser Theorie würde demnach nur Inhalte vermitteln, welche für das spätere Leben der Schüler relevant sind. Das Voraussetzen der Möglichkeit nur Wissen auf unbekannte Situationen anwenden zu können, wenn selbiges vorher als Lerninhalt vermittelt wurde, schränkt sämtliche Transfereffekte stark ein (vgl. Bendorf 2002, 35). Dem gegenüber steht die formale Bildungstheorie, welche nicht Inhalte sondern Methoden und den Lernenden in den Vordergrund rückt. Bildung zielt darauf ab, das Lernen zu lernen und methodische Fähigkeiten zu erwerben (vgl. Zylka 2013, 52). Der Lernende soll Denkvermögen entwickeln, Urteilen und Werten können (vgl. Mikhail 2011, 136). Insgesamt geht es also um die Förderung von kritischem und konstruktivem Denken.

Eine weitere Theorie ist die der strukturalen Bildung. Diese Annahme

versteht Bildung nicht als Ergebnis oder Zustand, sondern als Prozess, in welchem vorhandene Strukturen und Muster der Weltaufordnung durch komplexere Sichtweisen auf Welt und Selbst ersetzt werden (Marotzki 1990). (Sander et al. 2008, 100)

Individualität wird hier stark betont, da es um die Verbindung zwischen dem Selbst und seiner Umwelt geht, welche jeder anders wahrnimmt. Daraus resultiert, dass trotz der Aneignung von neuem Wissen, sich der Stand der Bildung nicht verändern muss, da sich nicht zwangsläufig das Verhältnis zur Umwelt wandelt. Dieser Vorgang kann aber auch mit einer Umformung zwischen Selbst und Welt einhergehen und so eine bildende Wirkung haben (vgl. Schmolke 2011, 108).

Neben den vorgestellten Bildungstheorien werden auch bestimmte Eigenschaften mit einer gebildeten Person in Zusammenhang gebracht. Hierzu zählen nach Hentig „die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Glück, die Offenheit für letze Fragen, Bereitschaft zur Selbstverantwortung, Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit und den Willen, sich zu verständigen“ (Bormann und de Haan 2008, 41). Diese Attribute spiegeln sich auch in den Definitionen von Bildung wieder, bei denen es um die Formung von selbstbestimmten, verantwortungsbewussten und sozial kompetenten Individuen geht. Folglich kann man viel Wissen angehäuft haben, ohne gebildet zu sein, aber nicht gebildet sein, ohne sich Wissen anzueignen. Wie Bildung geht auch gebildet sein nicht mit dem alleinigen Auswendiglernen von Fakten einher.

Insgesamt lässt sich Bildung als weiter Sammelbegriff beschreiben, der „für eine Vielfalt von Prozessen, die je nach Wissenschaftsdisziplin sehr unterschiedlich benannt werden“ (Reheis 2014, 15) steht. Bildung „umfasst alle pädagogischen Grundvorgänge, also alle Prozesse, die Menschen in irgendeiner Weise formen und prägen“ (Reheis 2014, 15).

2.3. Medienbildung – eine Begriffszusammenführung

Der zunehmende Gebrauch von Medien, sowohl im Bildungswesen und der Berufswelt als auch im privaten Umfeld, führt dazu, dass sämtliche Vorgänge in medial geprägten Räumen stattfinden und so die Forschung auf diesem Gebiet immer mehr an Bedeutung gewinnt (vgl. Fromme und Sesink 2008, 51). Eine sehr allgemeine und umfassende Definition des Begriffs Medienbildung beschreibt diesen „als zusammenfassenden Begriff für alle bildungsrelevanten Prozesse mit Medienbezug“ (Tulodziecki et al. 2010, 178). Die beiden zuvor erläuterten Begriffe, Medien und Bildung, werden, wie in Abbildung 1 dargestellt, zusammengeführt und die Relevanz von Medien für Bildungszwecke wird verdeutlicht. Medienbildung beinhaltet, wie die Bildung, nicht nur das Aneignen von bestimmten Qualifikationen und Techniken, sondern bezieht sich auf die Entwicklung des Selbst, die Teilnahme an gesellschaftlichen Thematiken und die Kommunikation mit der Umwelt (vgl. Kerres 2013, 57). Weitere Begriffsabgrenzungen benennen Medienbildung als Resultate und Veränderungen die durch Medien und deren Nutzung angestoßen werden (vgl. Tippelt und Schmidt 2010, 500).

Aus den Begriffsdefinitionen ergibt sich außerdem die Notwendigkeit, eine Unterscheidung zwischen dem Lernen mit Medien und dem Lernen über Medien vorzunehmen. Das bedeutet eine Differenzierung zwischen der Nutzung von Medien als Unterstützung im Unterricht, also zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, oder das Lernen über den Wissenschaftsbereich der Medien selbst (vgl. Buckingham 2003, 179).

In der Schule macht der Umgang mit Medien durchaus Sinn, um sich im späteren Berufsleben zurechtzufinden, da die Nutzung medialer Techniken in Unternehmen nicht mehr wegzudenken ist. Auch für das eigene Privatleben ist es wichtig einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu lernen, um unangenehme Situationen und negative Auswirkungen, beispielsweise durch das Posten von unangebrachten Beiträgen oder Fotos, zu vermeiden. Ziele der Medienbildung sind also die Vorbereitung auf den lebenslangen Kontakt mit Medien (vgl. Buckingham 2003, 13) und die Entwicklung einer kritischen und reflexiven Haltung gegenüber Medien, insbesondere deren Inhalten (vgl. Buckingham 2003, 84).

Bildung beinhaltet den Umgang mit Kultur als ein Teil der Umwelt des Selbst. Somit gründet auch die „Medienbildung auf Aneignung von neuen Kulturprodukten in Kulturräumen“ (Bachmair 2010, 28). Durch die Nutzung von Medien entstehen neue Kulturräume und Kulturprodukte, die als virtuelle Welt neue Fähigkeiten und Kenntnisse voraussetzen. Zusammenfassend ist Medienbildung „als persönlichkeitsbildender Prozess der Vermittlung von Welt und Selbst durch Medien – ein Prozess, in dem der Mensch eine kritische Distanz und eine Verantwortungshaltung gegenüber den aktuellen und zukünftigen Medienformen einnimmt“ (Just 2014, 67) zu bezeichnen.

2.4. Konzepte der Medienbildung

Der Begriff „Medienbildungskonzept“ wird hauptsächlich im schulischen Kontext beschrieben. Es geht um die sinnvolle Integration von Medien in den Unterricht. Hier ist sowohl der Einsatz von Medien zur Erhöhung der Qualität des Unterrichts als auch der richtige Umgang mit Medien relevant. Die bereits erläuterte Medienbildung soll also strukturiert und so als Konzept festgeschrieben werden.

Medienbildungskonzepte verbinden pädagogische, technische und organisatorische

Aspekte. Sie integrieren den Medieneinsatz in den Unterricht und bilden die Kooperationsbasis für Kollegium, Schulleitung und Schulträger […] und bieten Planungssicherheit für Schulen. (Der Niedersächsische Bildungsserver 2016)

Zudem besteht es aus verschiedenen Dimensionen oder Bausteinen wie der Pädagogik und der technischen Ausstattung. Ein Medienbildungskonzept darf nicht nur finanzielle Aspekte betrachten, wie die Kosten für Hard- und Software, sondern bezieht beispielsweise auch die Didaktik und Personalschulung mit ein (vgl. Medienzentrum Kassel).

Die Notwendigkeit eines solchen Medienbildungskonzepts ergibt sich aus vielen verschiedenen Gründen. Durch den steigenden Gebrauch von Medien in sämtlichen Lebensbereichen müssen Schüler eine gute Medienkompetenz entwickeln, um an der Gesellschaft teilhaben und diese mitgestalten zu können. Des Weiteren kann der Einsatz von Medien den Unterricht durch die Entwicklung von individualisiertem und gemeinschaftlichem Lernen und der besseren Kommunikation sowohl unter Schülern, als auch unter dem Kollegium, positiv beeinflussen (vgl. Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung).

Zusätzlich zu der Notwendigkeit von Medienbildungskonzepten, dienen selbige als Instrumente zur Planung, Strukturierung und Kontrolle. Als Planungsinstrument fungiert ein Medienbildungskonzept, da es Angaben zu den beabsichtigten Vorhaben liefert und so den beteiligten Personengruppen, wie Lehrern, Behörden und Schulleitung, Informationen liefert. „Als Arbeitsinstrument dient es den Unterrichtenden, dass ihre einzelnen medienpädagogischen Interventionen für die Schülerinnen und Schüler eine sinnvolle Einheit ergeben“ (Bergamin und Pfander 2007, 80). Das Medienbildungskonzept dient somit auch als Struktur und Zusammenfügung der einzelnen Lerneinheiten und –inhalte und beschreibt, was zu welchem Zeitpunkt vermittelt wird. Eine weitere Funktion ist die der Kontrolle, da es den Lernprozess offenlegt und so Fehler offenbart und Raum zur Verbesserung lässt. Zudem dient es zur Überprüfung der Zeitgemäßheit, weil die mediale Welt einem permanenten Wandel und Fortschritt unterliegt und ein Medienkonzept somit ständig angepasst werden muss (vgl. Bergamin und Pfander 2007, 80).

Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg definiert ein Medienbildungskonzept im schulischen Kontext, welches aus zwei Teilen aufgebaut ist. Zum einen besteht es aus einem schulischen „Mediencurriculum“ und zum anderen aus einem „Medienthemenplan“. Der Mediencurriculum beschreibt die fächerübergreifende Medienbildung sowie die verschiedenen angestrebten Kompetenzniveaus der Klassenstufen und Altersgruppen. Es geht also um die sinnvolle Integration von Medien in den gesamten Schulalltag. Der Medienthemenplan bezieht sich direkt auf die Umsetzung des Mediencurriculums. Hierbei geht es um die Festlegung welche Themenbereiche in welchen Fächern und Klassenstufen bearbeitet werden sollen. Als weiterer Aspekt eines Medienbildungskonzeptes benennt das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg die beteiligten Personengruppen, da ein Medienbildungskonzept eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit erfordert. Zu den Beteiligten gehören die Lehrkräfte, für welche der Medienthemenplan als Unterstützung und Ideenpool fungiert und welche die Aufgabe haben, die festgelegten Kompetenzen zu vermitteln (vgl. Landesmedienzentrum Baden-Württemberg). Weitere einbezogene Personen sind beispielsweise Schulleitung, Schulträger und staatliche Behörden.

Die hier aufgezeigten Einflussfaktoren werden in dieser Arbeit näher analysiert und zu den Dimensionen eines Medienbildungskonzepts zusammengetragen.

3. Vorgehensweise der Literaturrecherche

Der Arbeit liegt eine Literaturrecherche und –analyse zugrunde, die den Begriff Medienbildungskonzept, sowie dessen Dimensionen umfassend spezifiziert. Zunächst wurde eine Internetrecherche zu den Begriffen Medien und Bildung durchgeführt. Hierzu wurden unterschiedliche Suchbegriffe in Suchmaschinen wie Google eingegeben. Beispiele für benutzte Schlagwörter im Bereich der Medien waren „neue Medien“, „digitale Medien“, „Medienarten“ und „Digitalisierung“. Suchbegriffe zur Bezeichnung Bildung waren unter Anderem „Bildungstheorien“, „Lerntheorien“ und „strukturale Bildung“. Des Weiteren wurde bei Google books mit selbigen Begriffen nach passender Literatur und nützlichen Artikeln gesucht. Im Online-Katalog der Universitätsbibliothek Trier wurde auch nach Literatur gesucht. Beim Sichten der ausgewählten Literatur wurden neue mögliche Quellen gefunden, da viele Internetseiten sowie Bücher zusätzliche Literaturverzeichnisse oder Links beinhalten.

Im nächsten Schritt wurden die Ausdrücke Medien und Bildung zusammengeführt zu der sogenannten Medienbildung. Die Verfahrensweise bei dieser Begriffsdefinition verlief ähnlich der der anderen Bezeichnungen, jedoch mit anderen Suchwörtern wie „Bildung mit Medien“, „Lernen über Medien“ und „Medienkompetenz“.

Die Literaturrecherche zum Begriff Medienbildungskonzept gestaltete sich teilweise anders als die Vorgehensweise bei den anderen Begriffsabgrenzungen. Die Problematik ergab sich durch die Tatsache, dass für die Bezeichnung Medienbildungskonzept keine einheitliche Definition vorliegt, sondern viele verschiedene Ansätze zur Begriffsdefinition existieren. Eine weitere Schwierigkeit entstand durch den Begriff selbst, da auch andere Begriffe teilweise synonym verwendet werden. Ein Beispiel für ein Synonym von Medienbildungskonzept ist der Ausdruck Medienkonzept, welcher zudem weitaus häufiger Verwendung findet. Dementsprechend gestaltete sich die Anzahl an Schlagwörtern, mit denen gesucht wurde, auch weitaus größer. Zunächst wurde mit Suchbegriffen wie „Medienbildungskonzept“ und „Konzept der Medienbildung“ gesucht. Andere Suchwörter bezogen sich auf das Umfeld in dem die Konzepte der Medienbildung Anwendung finden, wie beispielsweise „Medienbildung in Unternehmen“ oder „betriebliche Weiterbildung mit Medien“. Nachdem weitere Bezeichnungen wie die des „Medienkonzepts“ auftauchten, wurden diese auch zu Recherchezwecken verwendet. Außerdem wurde sich beim Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) nach der synonymen Bedeutung der Begriffe „Medienbildungskonzept“ und „Medienkonzept“ erkundigt. Das NLQ bestätigte die synonyme Verwendung von „Medienkonzept“ und „Medienbildungskonzept“, wobei der Ausdruck Medienkonzept auf schulische Medienbildungskonzepte hinweist. Abbildung 2 stellt die Vorgehensweise noch einmal in einer Übersicht dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Aufbau der Vorgehensweise

Auf der Basis der gesichteten Quellen wurden die einzelnen Dimensionen oder Bausteine eines Medienbildungskonzeptes bestimmt. Dazu gehören unter Anderem die Pädagogik als umfangreichster Bestandteil, die Organisation, die Technologie oder die Finanzierung. Diese Bausteine bildeten dann die neuen Suchbegriffe, sowohl in Internet Suchmaschinen als auch im Bibliothekskatalog. Nachdem die in der Literatur vorhandenen Definitionsansätze von Medienbildungskonzepte zusammengetragen wurden, werden im Folgenden die einzelnen Dimensionen separat betrachtet. Die Auswahl der Literatur erfolgte auch nach dem Kriterium der Aktualität. So wurden, insbesondere in Bezug auf Medien, nur wenige Quellen ausgewählt die älter sind als einige Jahre, da sich in diesem Bereich permanent starke Änderungen und Weiterentwicklungen vollziehen.

4. Medienbildungskonzept: Dimensionen

Im Folgenden werden die Dimensionen eines Medienbildungskonzeptes detailliert erläutert. Der Begriff Dimensionen wird hier im Sinne von Bausteinen eines Medienbildungskonzepts verwendet, also den Bestandteilen eines solchen Konzepts. Die verschiedenen Einflussfaktoren müssen bei der Erstellung eines Medienbildungskonzepts betrachtet und analysiert werden. Begonnen wird mit der Dimension Technik, in welcher die verschiedenen Geräte zur Nutzung von medialem Lernen beschrieben werden. Es finden sich beispielsweise Erläuterungen zum Computer, Smartphone und Laptop. Im Weiteren wird die Dimension Informationstechnologie (IT) dargelegt. Im Gegensatz zu dem Fokus des Bausteins Technik auf die Hardware, bezieht sich die Informationstechnologie auf die verwendete Software. Hier werden unter Anderem ausgewählte Programme beschrieben und die Funktionsweisen des E-Learning näher beleuchtet. Die Dimension Pädagogik behandelt im Anschluss die sinnvolle Einsatzweise von Medien in Schulen und Unternehmen. Verschiedene Aspekte werden diskutiert, wie Lernpräferenzen, Lerninhalte, Motivation und die Vorteile beziehungsweise Nachteile vom Lernen mit Medien. Im Anschluss werden die Akteure und ihre Aufgaben beschrieben. Hierzu gehören beispielsweise die Lehrenden und Lernenden. Der Baustein Organisation ist Gegenstand des nächsten Abschnitts. Es geht dabei um die Integration von Hard- und Software in den Alltag der unterschiedlichen Institutionen. Mit der Thematik der Finanzierung eines Medienbildungskonzeptes wird sich danach auseinandergesetzt. Die einzelnen

Kostenfaktoren sowie Ersparnispotenziale werden analysiert und es wird auf Bezuschussungen eingegangen. Abbildung 3 zeigt zunächst in einer Übersicht alle Dimensionen, die ein Medienbildungskonzept definieren:

[...]

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Details

Titel
Dimensionen und Elemente von Medienbildungskonzepten
Untertitel
Eine Literaturanalyse
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Management)
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
51
Katalognummer
V441943
ISBN (eBook)
9783668802513
ISBN (Buch)
9783668802520
Sprache
Deutsch
Schlagworte
dimensionen, elemente, medienbildungskonzepten, eine, literaturanalyse, medienbildung, e-learning, Mitarbeiterbildung, Weiterbildung
Arbeit zitieren
Josephine Becker (Autor:in), 2016, Dimensionen und Elemente von Medienbildungskonzepten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/441943

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