Südkoreas Aufstieg vom Entwicklungsland zur Industrienation


Seminararbeit, 2002

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Entstehung Koreas und wirtschaftliche Wurzeln
2.1 Vor der Kolonialzeit
2.2 Die Entwicklung unter kolonialer Herrschaft

3. Die neue Industrienation
3.1 Die Teilung Koreas und die wirtschaftliche Krise
3.2 Die Erste Koreanische Republik am amerikanischen Tropf
3.3 Die Zweite Koreanische Republik
3.4 Die Militärregierung der Dritten Koreanischen Republik und der Wirtschaftsboom
3.4.1 Radikaler Rückschritt zwecks Fortschritts
3.4.2 Neue Geldquellen
3.4.3 Der Erste Fünfjahresplan
3.4.4 Aufschwung durch Japan und den Vietnamkrieg
3.4.5 Der Zweite und Dritte Fünfjahresplan
3.5 Die Vierte Koreanische Republik
3.6 Die Wende zur freien Marktwirtschaft

4. Resümee und ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Südkorea zählte einst zu den ärmsten Ländern der Welt. Noch im Jahre 1960 belegte es den 60. Platz unter den 74 wirtschaftlich am schlechtesten entwickelten Staaten der Erde[1]. Gerade deshalb ist es erstaunlich, dass sich dieses Land auf geradezu rasante Art und Weise zu einer Nation entwickeln konnte, die heutzutage fest auf dem Weltmarkt etabliert ist und in direkter Konkurrenz zu anderen Industrieländern steht.

Aber wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen und wie ging sie vonstatten? Wie gelang es diesem Land, aus der Zerstörung und der Armut, welche der Koreakrieg mit sich brachte, neue Kraft zu schöpfen und sich zu einer mächtigen Wirtschaftsnation umzuwandeln? Das zu klären ist die Aufgabe dieser Hausarbeit.

Ich werde meinen Ausführungen einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung Koreas bis hin zum Zweiten Weltkrieg voranstellen, was als Einführung in die allgemeine Historie und als Wissensgrundlage für die weiteren Ereignisse in diesem Land dienen soll.

Daran schließt sich die Analyse der entscheidenden Faktoren, welche zum Wandel Südkoreas zum weltweit erfolgreichen Industrieland beitrugen.

Am Ende der Arbeit richte ich den Blick auf die aktuelle Wirtschaftssituation Südkoreas zu Beginn des 3. Jahrtausends.

Als Grundlage für mein Thema nutze ich Literatur zur wirtschaftlichen Entwicklung Koreas und im besonderen Südkoreas in deutscher und englischer Sprache, wobei Wilhelm Bürklins "Die vier kleinen Tiger" einen gelungenen Überblick über die Thematik liefert und daher hier gesondert hervorzuheben sei.

2. Die Entstehung Koreas und wirtschaftliche Wurzeln

2.1 Vor der Kolonialzeit

Nach zähen Stammeskämpfen, die vom 1. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. andauerten, bildeten sich die drei Reiche Koguryo im Norden, Silla im Südosten und Paechke im Südwesten der Halbinsel Korea. Durch die von China übernommene Schrift, den Konfuzianismus[2] und den Buddhismus blühte das Land kulturell auf.

Die Wang-Dynastie von 918 - 1392, begründet unter General Wang Kon, einte die Halbinsel. Von da an wurde das Königreich mit "Koryo" bezeichnet, woraus schließlich der Name "Korea" resultierte.

In der anschließenden bis 1910 andauernden Yi-Dynastie wurde der Konfuzianismus stark gefördert. Hauptstadt wurde Hanyang, das heutige Seoul.

Nachdem es bis zum Ende des 16. Jh. immer wieder zu Überfällen der Japaner und der Mandschuren[3] gekommen war, zwangen diese Korea um 1591 zur bedingungslosen Unterwerfung. Daraus folgte ab 1640 eine Abriegelung des Landes nach außen hin, die erst 1876 durch die von Japan erzwungene Öffnung von drei koreanischen Häfen gelockert wurde. Anders als in Japan herrschte in Korea offenbar nur geringes Interesse an moderner westlicher Technologie, man schottete sich weitgehend ab. Grenzüberschreitende Handelsbeziehungen gab es nur mit China und Japan, hauptsächlich basierend auf erzwungenen wirtschaftlichen Leistungen.[4]

Die Herrschaft der Yi-Dynastie war schwach, die Finanzlage war schlecht und das geringe Steueraufkommen stellte die Regierung immer wieder vor finanzielle Probleme. Die traditionell engen Verbindungen der Herrscher mit der koreanischen Adelsgesellschaft ließen der Regierung wenig Dynanik und verhinderten politische Veränderungen.[5]

Die Bevölkerung wuchs während der Yi-Dynastie von 5,5 Millionen Menschen im Jahre 1392 auf 16,9 Millionen im Jahre 1876 an[6], das Pro-Kopf-Einkommen stieg jedoch nur sehr langsam. Auf dem Landwirtschaftssektor begannen sich Fortschritte abzuzeichnen, die Produktivität konnte kontinuierlich gesteigert werden und erzielte sogar Überschüsse. Das war umso wichtiger, da mehr als 70 Prozent der Fläche Koreas landwirtschaftlich nicht nutzbar waren.[7]

Die Geldwirtschaft entwickelte sich nur sehr langsam und wurde von der Yi-Herrschaft nicht gefördert, da Steuereinnahmen lediglich aus der Landwirtschaft kamen und kommerzielle Aktivitäten nicht den konfuzianistischen Idealen entsprachen.[8]

Hohe Bedeutung jedoch maß der Konfuzianismus einer umfassenden Bildung bei. Besonders die einen großen Teil der Bevölkerung darstellende koreanische Oberschicht, die "Yangban", konnten von einem sehr gut ausgebauten Bildungssystem profitieren. Aber auch die übrige Bevölkerung wurde hierbei nicht ausgeklammert.[9]

Gelang es Korea in den 1860er und 1870er Jahren noch, militärische Eingriffe Frankreichs und Amerikas abzuwehren, so sah sich das Land 1876 schließlich dazu gezwungen, mit Japan einen Handelsvertrag zu schließen, dessen Hauptanliegen es war, den Einfluss Chinas in Korea zu schwächen. Weitere Verträge mit westlichen Nationen folgten in den 1880er Jahren.[10]

Im Jahre 1894 kam es zum "Chinesisch-Japanischen Krieg", nachdem die koreanische Regierung chinesische Truppen zur Hilfe gerufen hatte, um einen Bauernaufstand niederzuschlagen. Japan intervenierte, chinesische und japanische Armee stießen aufeinander.[11]

2.2 Die Entwicklung unter kolonialer Herrschaft

Nach Verabschiedung des "Friedens von Shimonoseki" am 17.4.1895 war China gezwungen, die Unabhängigkeit Koreas anzuerkennen, was de facto jedoch die japanische Hegemonie über das Land bedeutete. Zwei Jahre später erfolgte Koreas Proklamation zum "Kaiserreich Tae Han", und am 22.8.1910 wurde Korea dann endgültig zum japanischen Generalgouvernement mit dem Namen "Chosen" ernannt.[12]

Während dieser Interimszeit von 1895 bis 1910 machte Japan beträchtliche Investitionen in die koreanische Wirtschaft. Wichtige Eisenbahnverbindungen von Seoul ins südliche Pusan sowie ins nördliche Sinuiju wurden 1896 fertiggestellt, japanische Banken eröffneten Filialen in Korea und als Zentralbank wurde 1909 die "Bank von Chosen" gegründet.

Die spätere wirtschaftliche Entwicklung Koreas wurde durch die japanische Kolonialherrschaft wesentlich geprägt. Japans Pläne mit Korea zielten zunächst darauf ab, neue Absatzmärkte zu erschließen und an Koreas Eisenerz- und Edelmetallvorkommen sowie an die Fischereirechte heranzukommen. Um dies zu erreichen, musste die traditionelle koreanische Gesellschaft der seit 1392 bestehenden Yi-Dynastie radikal gewandelt werden. Zunächst wurde das Regierungssystem verändert, die ursprüngliche Yangban-Adelsherrschaft wurde durch eine neue japanische bürokratische Beamtenregierung abgelöst. Die japanische Währung wurde eingeführt[13] und das Königshaus verlor die Verwaltung über die Staatsfinanzen. Im Zuge der Reform des Rechtssystems wurden staatliche Beschränkungen des Handels, der Niederlassungs-, Berufs- und Reisefreiheit aufgehoben, welche unter der Yi-Herrschaft einst eingeführt worden waren, um den sozialen Aufstieg von Händlern, Kaufleuten und Industriellen zu unterbinden.[14]

[...]


[1] vgl. Bürklin, Wilhelm, Die vier kleinen Tiger. Die pazifische Herausforderung. Hongkong, Singapur, Taiwan, Südkorea, München 1993, S. 151.

[2] ethisch-polit. Lehre, fordert Vorbild, Weisheit des Herrschers und sittliche Vervollkommnung der Standesindividuen sowie Ahnenkult

[3] Volk im Nordosten Chinas

[4] vgl. Pilat, Dirk, The Economics of Rapid Growth. The Experience of Japan and Korea, Hants, Brookfield 1994, S. 33 f.

[5] vgl. ebd., S. 34

[6] vgl. Song, B-N., The Rise of the Korean Economy, New York 1990, zit. nach: Pilat 1994, S. 34

[7] vgl. Pilat 1994, S. 34

[8] vgl. Kim, Byoung-Lo Philo, Two Koreas in development. A comparative study of principles and strategies of capitalist and communist Third World development, New Brunswick 1992, S. 55.

[9] vgl. Pilat 1994, S. 34

[10] vgl. ebd., S. 35

[11] vgl. Verlagsredaktion Ploetz, Der kleine Ploetz. Hauptdaten der Weltgeschichte, Frechen 371999, S. 387.

[12] vgl. ebd.

[13] vgl. Pilat 1994, S. 36

[14] vgl. Bürklin 1993, S. 155 f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Südkoreas Aufstieg vom Entwicklungsland zur Industrienation
Hochschule
Universität Erfurt  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Seminar: 'Wie fern ist Fernost? - Ostasienbilder zwischen Klischee, Wissen und Erfahrung'
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V44149
ISBN (eBook)
9783638418027
ISBN (Buch)
9783638750424
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Wurzeln Südkoreas und dessen Krisen und Auftieg bis hin zur freien Marktwirtschaft.
Schlagworte
Südkoreas, Aufstieg, Entwicklungsland, Industrienation, Seminar, Fernost, Ostasienbilder, Klischee, Wissen, Erfahrung“
Arbeit zitieren
B.A. Mario Müller (Autor:in), 2002, Südkoreas Aufstieg vom Entwicklungsland zur Industrienation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44149

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