Die Zukunft der deutschen Mitbestimmung im Rahmen der europäischen Entwicklung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mitbestimmungsbegriff, -ebenen und -auswirkungen
2.1. Mitbestimmungsbegriff
2.2. Ebenen der Mitbestimmung
2.3. Auswirkungen der Mitbestimmung

3. System der Mitbestimmung in Deutschland
3.1. Idee und Geschichte
3.2. Betriebliche Mitbestimmung
3.3. Unternehmensmitbestimmung
3.3.1. Mitbestimmung nach dem MontanMitbestG
3.3.2. Mitbestimmung nach dem MitbestG
3.3.3. Mitbestimmung nach dem DrittelbG
3.4. Positionen zur zukünftigen Gestaltung

4. Wandel der Mitbestimmungsarbeit
4.1. Veränderte Unternehmensstrukturen
4.2. Veränderte Unternehmensumwelt

5. Wandel des Mitbestimmungssystems
5.1. Internationale Belegschaften
5.2. Europäischer Binnenmarkt
5.2.1. Betriebliche Mitbestimmung
5.2.2. Unternehmensmitbestimmung
5.3. Europäisches Gesellschaftsrecht
5.3.1. Europäischer Betriebsrat
5.3.2. Societas Europaea
5.3.3. Bedeutung für die deutsche Mitbestimmung

6. Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Organe des BetrVG und des SprAuG

1. Einleitung

„Bundeskanzler Gerhard Schröder hat heute die Mitglieder der Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung ernannt. […] Sie steht nicht nur aufgrund der europäischen Entwicklungen vor erheblichen Herausforderungen. Auftrag der Kommission ist es daher, ausgehend vom geltenden Recht Vorschläge für eine moderne und europataugliche Weiterentwicklung der deutschen Unternehmensmitbestimmung zu unterbreiten.“[1]

Die Mitbestimmung stellt einen wichtigen Aspekt der deutsche Wirtschafts- und Sozialordnung dar, sie ist „Kernbestandteil der Sozialen Marktwirtschaft“.[2] Mit einen langen ideengeschichtlichem Hintergrund und hoher Regelungsdichte schien sie für lange Zeit unantastbar. Doch die Europäisierung von Wirtschaft und Gesellschaft bringt sie jedoch in einen Veränderungszwang. Eine neue Expertenkommission der Bundesregierung soll bis zum Herbst 2006 Vorschläge für die Modernisierung unterbreiten.

Die vorliegende Arbeit untersucht die Zukunft der Mitbestimmung in Deutschland, beschränkt sich dabei jedoch auf die Darstellung von Bestimmungsgründen für einen Wandel. So wird eine Analyse frei von parteipolitischen und ideologischen Argumentationen und Zielvorstellungen möglich.

Nach einer Begriffsbestimmung und einer ökonomischen Betrachtung im ersten Kapitel, stellt das zweite Kapitel das System der Mitbestimmung in Deutschland dar. Die beiden folgenden Kapitel widmen sich den Bestimmungsgründen für den Wandel von Mitbestimmungsarbeit und -system. Dabei wird der Fokus auf die veränderten europäischen Rahmenbedingungen gelegt. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung.

2. Mitbestimmungsbegriff, -ebenen und -auswirkungen

2.1. Mitbestimmungsbegriff

Unter Mitbestimmung wird die maßgebliche und systematische Beteiligung abhängig Beschäftigter an betrieblichen Entscheidungsprozessen verstanden.[3] Das Ausmaß der Mitbestimmung lässt sich nach dem Grad der Arbeitnehmerbeteiligung in den einzelnen Entscheidungsphasen unterscheiden.

Die Beteiligung an der Entscheidungsvorbereitung wird als Mitwirkung bezeichnet. Zu den Mitwirkungsrechten gehören die Unterrichtung, die Beratung sowie die Anhörung der Arbeitnehmer. Die Beteiligung an am Entscheidungsakt sowie an der Entscheidungsverwirklichung ist als Mitentscheidung oder Mitbestimmung i.e.S. anzusehen. Sie besteht aus Veto- und Initativrechten für Arbeitnehmer oder deren Vertreter.[4]

Hauptparadigma der Mitbestimmung ist dabei der Schutz der Arbeitnehmerrechte. So sollen in erster Linie Leben und Gesundheit, sowie materielle Interessen der Belegschaft geschützt werden. Zusätzlich werden auch immaterielle Interessen berücksichtigt.[5]

2.2. Ebenen der Mitbestimmung

Die Ausgestaltung der Mitbestimmung ist vielfältig und findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Vereinfacht lassen sich vier Mitbestimmungsebenen unterscheiden: die gesamtwirtschaftliche Ebene, die Unternehmensebene, die Betriebsebene sowie die individuelle Arbeitnehmerebene.[6]

Die Mitbestimmung auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ist nur gering ausgeprägt. Als eine Form könnte das von 1996 bis 2002 bestehende „Bündnis für Arbeit“ der Bundesregierung angesehen werden.[7]

Mitbestimmung auf Unternehmensebene bezieht sich auf das Unternehmen im Sinne einer rechtlich verfassten Wirtschaftseinheit.[8] Sie greift in die bestehenden Leitungs- und Kontrollorganen des Unternehmens ein und ermöglicht eine Repräsentation der Arbeitnehmer in diesen.

Mitbestimmung auf Betriebsebene bezieht sich auf den Betrieb im Sinne einer technischen und organisatorischen Einheit.[9] Die Interessenvertretung der Arbeitnehmer findet in eigenen Organen mit eigenständigen Mitbestimmungsrechten statt.

Mitbestimmung auf der individuellen Ebene der Arbeitnehmer stellt die direkteste Form der Mitbestimmung dar, da der Betroffene selbst an der Entscheidung beteiligt ist. Sie ist zumeist schwach ausgeprägt und auf eine reine Informationsebene reduziert.[10]

2.3. Auswirkungen der Mitbestimmung

In einer Marktwirtschaft sind ökonomische Auswirkungen zu berücksichtigen. Die deutsche Wirtschaft nimmt auf den Weltmärkten eine starke Position ein. Ob und in welchem Ausmaß die Mitbestimmung zu diesem Erfolg beigetragen hat oder ob dieser Erfolg ohne Mitbestimmung noch größer wäre, lässt sich aufgrund der existierenden empirischen Daten nicht entscheiden. Die Folgen der Mitbestimmung sind nur schwer von den Wirkungen anderer Faktoren zu isolieren und entziehen sich so einer empirischen Analyse.[11]

Auch die ökonomischen Theorien bieten keine einheitlichen Erklärungsansätze. Vielmehr existieren einander widersprechende Modelle. So wird der Unternehmensmitbestimmung aus Sicht der institutionenökonomischen Ansätze eine Erschwerung der Kontrolle durch die Anteilseigner vorgeworfen, wodurch sich die Prinzipal-Agenten-Problematik verschärft. Folgen sind erhöhte Koordinations- und Transaktionskosten, sowie eine suboptimale Allokation von Ressourcen. Demgegenüber betonen Partizipationstheorien die Wirkung der Mitbestimmung auf das Vertrauen der Belegschaft, durch den Abbau von Informationsasymmetrien. Dadurch erhöht sich die Investitionsbereitschaft der Belegschaft, dem Unternehmen steht somit eine bessere Humankapitalausstattung zur Verfügung.[12]

Ebenfalls widersprüchliche Ergebnisse finden sich bei der betrieblichen Mitbestimmung. Preistheoretische Modelle sehen in der Mitbestimmung eine Ursache für die Verzerrung der Faktorpreise durch die Erhöhung der Arbeitskosten über den Marktpreis hinaus. Zusätzlich werden Entscheidungsprozesse durch die Mitbestimmung komplizierter und langwieriger, da Entscheidungskorridore intensiver ausgeschöpft werden.[13]

Dem halten partizipationstheoretische Ansätze die Vermeidung von Transaktionskosten durch die Mitbestimmung entgegen. So werden die Suchkosten für Personal durch eine niedrigere Fluktuationsrate verringert, da Mitarbeiter bei Konflikten nicht zwingend aus dem Unternehmen ausscheiden. Durch festgelegte Verhandlungsstandards und -verfahren lassen sich Entscheidungen effektiver herbeiführen.[14] Eine weitere Reduktion der Transaktionskosten ergibt sich, da in weiten Bereichen eine Kollektivvereinbarung statt mehreren Einzelvereinbarungen getroffen werden kann.[15] Ebenso können Entscheidungen leichter durchgesetzt werden.[16]

Die widersprüchlichen Theorien stellen kein Gesamtmodell dar, sondern erfassen wichtige Teilaspekte der Mitbestimmung. So ist davon auszugehen, dass die Mitbestimmung sowohl effizienzmindernde Fehlallokations- als auch effizienzerhöhende Partizipationseffekte hat, deren Nettowirkung sich nicht bestimmen lässt.[17]

[...]


[1] Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (26.07.2005).

[2] Ebenda.

[3] Vgl. Wächter (1983), S. 72.

[4] Vgl. Wächter (1983), S. 75.

[5] Vgl. Popp (2001), S. 71 ff.

[6] Vgl. Wächter (1983), S. 51.

[7] Vgl. Dentz (2003), S. 30.

[8] Vgl. Wächter (2004), Sp. 1242.

[9] Vgl. ebenda.

[10] Vgl. Dentz (2003), S. 34 f.

[11] Vgl. Kommission Mitbestimmung (1998), S.61 ff.

[12] Vgl. Kommission Mitbestimmung (1998), S. 63; Wächter (2004), Sp. 1247 f.

[13] Vgl. Kommission Mitbestimmung (1998), S. 64.

[14] Vgl. Gerum (2004), Sp. 611.

[15] Vgl. Wächter (2004), Sp. 1247 f.

[16] Vgl. Gerum (2004), Sp. 611.

[17] Vgl. Komm. Mitbestimmung (1998), S. 64; Junkes (1999) S. 54; Wächter (2004), Sp. 1240.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Zukunft der deutschen Mitbestimmung im Rahmen der europäischen Entwicklung
Hochschule
Universität Potsdam
Veranstaltung
HS Probleme moderner Personalpolitik in der Unternehmenspraxis
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V44131
ISBN (eBook)
9783638417853
ISBN (Buch)
9783638810135
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zukunft, Mitbestimmung, Rahmen, Entwicklung, Probleme, Personalpolitik, Unternehmenspraxis
Arbeit zitieren
Robert Hacke (Autor:in), 2005, Die Zukunft der deutschen Mitbestimmung im Rahmen der europäischen Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44131

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