Die Ereignisgesteuerte-Prozessketten-Methode. Geschäftsprozessmuster bewältigen


Studienarbeit, 2018

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Glossar

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz
1.2 Ziel dieser Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit

2 Theoretische Grundlagen
2.1 Geschäftsprozesse
2.1.1 Definition
2.1.2 Eigenschaften
2.1.3 Aufbau
2.2 Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK)
2.2.1 Definition und Ursprung
2.2.2 Elemente
2.2.3 Grundlegender Aufbau

3 Modellierung von Geschäftsprozessmustern
3.1 Modellierung optionaler Abläufe
3.2 Modellierung alternativer Abläufe und Entscheidungen
3.3 Modellierung paralleler Abläufe und Teilaufgaben
3.4 Modellierung von Bedingungen
3.5 Modellierung wartender Abläufe
3.6 Modellierung von Rücksprüngen und Rückschleifen
3.7 Modellierung repetitiver Abläufe
3.8 Modellierung zeitlicher Abläufe
3.9 Modellierung aufgeteilter Geschäftsprozesse

4 Schlussbetrachtung
4.1 Zusammenfassung
4.2 Kritische Würdigung und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: EPK-Notation Funktion

Abbildung 2: EPK- Notation Ereignis

Abbildung 3: EPK-Notation Verknüpfungsoperatoren

Abbildung 4: EPK-Notation Organisationseinheit

Abbildung 5: EPK-Notation Inf.-objekt

Abbildung 6: EPK-Notation Prozesswegweiser

Abbildung 7: Geschäftsprozessstruktur

Abbildung 8: ARIS-Haus nach Scheer

Abbildung 9: Grundstruktur einer erweiterten EPK

Abbildung 10: Verknüpfungsarten ereignisgesteuerter Prozessketten

Abbildung 11: eEPK eines optionalen Ablaufes

Abbildung 12: eEPK eines alternativen Ablaufes

Abbildung 13: eEPK eines parallelen Ablaufes

Abbildung 14: eEPK von Bedingungen

Abbildung 15: eEPK eines wartenden Ablaufes

Abbildung 16: eEPK von Rücksprüngen

Abbildung 17: eEPK eines repetitiven Ablaufes

Abbildung 18: eEPK eines zeitlichen Ablaufes

Abbildung 19: eEPK eines aufgeteilten Prozesses

Glossar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[1] [2] [3] [4] [5]

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Relevanz

Mit dem Aufkommen der New Economy um die Jahrtausendwende startete die sogenannte Digitale Revolution, die eine großflächige Durchdringung der Unternehmenswelt mit Informationstechnologien anstieß.[6] Diese verlief einerseits branchenübergreifend und betraf andererseits, neben den New-Economy-, auch die bisherigen Old-Economy-Unternehmen.[7] Im Fokus stand und steht dabei die Digitalisierung und Optimierung derer Geschäftsprozesse sowie die Entwicklung von Standardsoftware. Um dies zu gewährleisten, bedarf es standardisierter und einheitlicher Beschreibungstechniken, wie sie unter anderem die ereignisgesteuerten Prozessketten (EPK) darstellen.[8]

Das Studienmodul ANS40 (Geschäftsprozesse und Anwendungssysteme) umfasst neben den betrieblichen Anwendungs- und Informationssystemen auch das Themengebiet Geschäftsprozesse und deren Modellierung. Das vorliegende Assignment beschäftigt sich dabei konkret mit der Problemstellung, wie die wesentlichen Geschäftsprozessmuster mit Hilfe von EPKs modelliert werden können, um so eine einheitliche und allgemein verständliche Prozessdarstellung zu erstellen.

1.2 Ziel dieser Arbeit

Das Ziel dieses Assignments ist die Erläuterung der zahlreichen Muster in Geschäftsprozessen sowie dessen Modellierung mittels ereignisgesteuerten Prozessketten. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf der korrekten Darstellung dieser Geschäftsprozessmuster. Ausgangspunkt und Basis zur Zielerreichung bilden die ausgearbeiteten Grundlagen zu Geschäftsprozessen und EPK.

1.3 Aufbau der Arbeit

Anknüpfend an die Einleitung im ersten Kapitel folgt die Erarbeitung der Grundlagen im zweiten Teil der Arbeit. In diesem werden zunächst Geschäftsprozesse und deren Merkmale allgemein definiert und erläutert. Des Weiteren wird hier eine Definition von ereignisgesteuerten Prozessketten mit deren grundlegenden Elementen sowie deren Aufbau aufgeführt. Das Kapitel 3 bildet den Schwerpunkt dieses Assignments. In diesem werden zum einen die herausgearbeiteten Muster in Geschäftsprozessen analysiert und kurz beschrieben. Zum anderen wird deren Modellierung anschließend als EPK dargestellt und ebenfalls erläutert. Im Schlussteil dieses Assignments findet sowohl eine Zusammenfassung der Arbeit und deren Ergebnisse als auch eine kritische Reflexion des Themas sowie der Vorgehensweise statt.

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Geschäftsprozesse

2.1.1 Definition

Ein Geschäftsprozess ist eine zeitlich-logische, zusammenhängende, abgeschlossene und zyklische Abfolge von einzelnen betrieblichen Prozessaktivitäten bzw. Tätigkeiten, deren Ziele sich aus der jeweiligen Unternehmensstrategie ableiten und der Schaffung einer wertschöpfenden Leistung dient.[9] Diese dabei geleisteten betrieblichen Aufgaben werden von den Ressourcen eines Unternehmens (Personal oder Maschinen) entweder manuell, teil- oder vollautomatisiert erbracht. Geschäftsprozesse sind in der Regel sowohl standortübergreifend als auch interdisziplinär, sodass sie quer zur klassischen Aufbauorganisation liegen.[10]

2.1.2 Eigenschaften

Geschäftsprozesse können nach Porter sowohl Primär- als auch Sekundärprozesse eines Unternehmens abbilden.[11] Primärprozesse entsprechen dabei wertschöpfungsintensiven Kernprozessen, deren Aktivitäten Kernkompetenzen des jeweiligen Unternehmens sind.[12] Sekundärprozesse entsprechen Supportprozessen, die bspw. im Rechnungswesen auftreten. Sie unterstützen dabei die Kernprozesse und sind für deren Ausführung obligatorisch.[13] Die Steuerung und Abwicklung von Geschäftsprozessen wird heutzutage von der EDV-Abteilung, bzw. durch die computergestützten Informations- und Kommunikationssysteme eines Unternehmens, unterstützt oder übernommen.[14] Entscheidend sind dabei die drei wesentlichen Eigenschaften von Geschäftsprozessen: Standardisierbarkeit und der daraus resultierende Automatisierungsgrad, die Datenintegration mit der Anzahl an Medienbrüchen und die Prozessintegration mit dem Ausmaß an Durchgängigkeit über verschiedene Funktionsbereiche.[15]

2.1.3 Aufbau

Wie bereits eingangs beschrieben, bestehen Geschäftsprozesse aus einzelnen Tätigkeiten, die den in einem Unternehmen definierten Aufgaben entsprechen.[16] Deren Darstellung im Geschäftsprozess gibt gleichzeitig Aufschluss über deren inhaltliche und zeitliche Abhängigkeiten im Prozess.[17] Geschäftsprozesse bzw. deren Aktivitäten können dabei auf verschiedenen Aggregationsebenen dargestellt werden. Analog zur realen Unternehmenswelt, lassen sich Aufgaben bis in ihre Elementaraufgaben zerlegen, die wiederum eigenständige Geschäftsprozess sein können.[18],[19]

Wie in Abbildung 7 der Anlage 1 dargestellt, besitzt ein Geschäftsprozess stets einen messbaren Input, der wertschöpfend in einen fest definierten und messbaren Output transformiert wird. Die bei der Transformation der Input- bzw. Produktionsfaktoren entstehende Wertschöpfung ist ebenfalls messbar.[20]

2.2 Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK)

2.2.1 Definition und Ursprung

Eine ereignisgesteuerte Prozesskette ist eine sehr weit verbreitete semiformale Modellierungsmethode bzw. -sprache für Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe, die sowohl der Analyse als auch der Beschreibung dieser Prozesse dient.[21] Sie besitzt eine einheitlich Notation und gliedert sich in einfache und erweiterte EPK (eEPK).[22] Vorangetrieben wurde dieser Ansatz durch die Einführung von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware und spielt seitdem eine wesentliche Rolle im Bereich Business Process Reengineering.[23] Primäre Zielsetzung war dabei eine vereinfachte, aber dennoch realitätsnahe Abbildung der Komplexität von Unternehmens- und Geschäftsmodellen.[24]

EPK sind als Beschreibungstechnik ein zentraler Bestandteil des von Scheer entwickelten Konzeptes zur Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS) und wurden in diesem Rahmen von ihm mitentwickelt. Nach ARIS kann jedes Geschäftsprozessmodell bis zu sechs verschiedene Komponenten besitzen. Dies sind einerseits Vorgänge, die die betrieblichen Tätigkeiten abbilden und andererseits geschäftsprozessrelevante Ereignisse.[25] Die Tabelle 1 in Anlage 1 gibt einen Überblick über die ARIS-Komponenten und deren Einteilung in die jeweiligen Sichten des ARIS-Prozessmodells. Das ARIS-Konzept ist, wie in der Abbildung 8 der Anlage 2 dargestellt, in die vier grundlegenden Beschreibungssichten untergliedert. EPK werden als Beschreibungstechnik dabei in der Fachkonzeptebene der Steuerungsschicht eingesetzt.[26]

2.2.2 Elemente

Die Mehrzahl der bereits im vorhergehenden Kapitel 2.2.1 genannten und aus dem ARIS-Konzept hergeleiteten Geschäftsprozesselemente, wurden von Scheer in den EPK-Ansatz übernommen. Zusätzlich wird in EPK der Kontroll- und teilweise der Datenfluss einbezogen.[27] In den nachfolgenden Absätzen werden die Grundelemente eines eEPK inklusive Notation kurz dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : EPK-Notation Funktion

Funktionen bilden in einer EPK die zu leistenden fachlichen Tätigkeiten und Aufgaben bzw. die Geschäftsprozessaktivitäten ab und verändern den Zustand eines betriebswirtschaftlichen Objektes.[28] Je nach Detailierungsgrad kann eine Funktion ebenfalls einen betrieblichen Vorgang beschreiben und bei Bedarf aggregiert werden. Zwar verbrauchen Funktionen Zeit und Ressourcen, jedoch wird ihr zeitlicher Aufwand in einer EPK nicht beziffert.[29]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 : EPK-Notation Ereignis

Ereignisse bilden in einer EPK die betriebswirtschaftlich relevanten Zustände bzw. Ereignisse eines Geschäftsprozesses ab. Sie sind zwar passiv, steuern und beeinflussen jedoch den weiteren Prozessablauf.[30] Ereignisse beziehen sich auf einen Zeitpunkt und machen somit die zeitliche Abhängigkeit der Funktionen transparent.[31] Des Weiteren stellen Ereignisse (passive) Objektzustände dar, die einerseits Funktionen auslösen und andererseits das Ergebnis dieser sind.[32]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 : EPK-Notation Verknüpfungsoperatoren

Die in der nebenstehenden Abbildung 3 dargestellten Verknüpfungsoperatoren definieren in einer EPK die Ablauflogik.[33] In EPK gibt es dafür drei grundlegende Operatoren. Zum einen das logische UND (AND), für konjunktive (sowohl - als auch) Verknüpfungen. Zum anderen das inklusive ODER (OR), für adjunktive Verknüpfungen, sowie das exklusive ODER bzw. XODER (XOR), zur Modellierung disjunktiver (entweder - oder) Verknüpfungen.[34]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 : EPK-Notation Organisationseinheit

Organisationseinheiten bilden in einer EPK ein Element aus der Organisationsstruktur eines Unternehmens ab, die für die Ausführung einer Funktion, bzw. für die Erledigung der mit der Funktion verbundenen Aufgabe, zuständig ist. Dies kann unter anderem eine Stelle sein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 : EPK-Notation Inf.-objekt

Ein Informationsobjekt bildet in einer EPK einen Datenbestand ab, der entweder als Input zur Ausführung einer Funktion erforderlich ist oder sich als Output einer Funktionsausführung ergibt. Diese Differenzierung wird über die gerichtete Kante zwischen Funktion und Informationsobjekt dargestellt.[35] Datenbestände sind für einen Geschäftsprozess von elementarer Bedeutung und können bspw. Kunden- oder aktuelle Marktdaten sein.[36]

2.2.3 Grundlegender Aufbau

Obwohl EPK zur semiformalen Sprache gehören, existieren definierte Regeln für deren Aufbau. Der Ablauf einer EPK wird durch den Kontrollfluss und von oben nach unten abgebildet.[37] Dabei startet und endet jede EPK mit einem Ereignis. Charakteristisch ist ebenfalls die alternierende Folge von Ereignissen und Funktionen im Kontrollfluss, die durch die in Abbildung 3 abgebildeten Operatoren in Beziehung gesetzt werden.[38] Der Kontrollfluss selbst stellt die zeitlich-logischen Abhängigkeiten der Funktionen und Ereignisse dar und wird in der EPK als gerichteter Pfeil dargestellt.[39] Abbildung 9 in Anlage 2 zeigt die grundlegende Struktur einer (erweiterten) EPK mit den in Kapitel 2.2.2 beschriebenen Elementen. Mit den drei vorgestellten Verknüpfungsoperatoren lassen sich in jeweils sechs Ereignis- und Funktionsverknüpfungsvarianten unterscheiden.[40] In Abbildung 10 in Anlage 3 werden diese einzelnen Verknüpfungsmöglichkeiten zusammenfasst.

3 Modellierung von Geschäftsprozessmustern

Inhalt dieses Kapitels ist einerseits die Erläuterung verschiedener Muster in Geschäftsprozessen und andererseits deren grafische Abbildung im Rahmen einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette. Als Grundlage und Fallbeispiel soll dafür das Geschäftsprozessszenario zur Bearbeitung von Anfragen für individuelle Einzellösungen dienen.

Basierend darauf, werden die in den nachfolgenden Unterkapiteln vorgestellten Muster beschrieben und via eEPK modelliert. Dabei sind in der eEPK die Kontrollflüsse die das jeweilige Muster auszeichnen farblich markiert.

3.1 Modellierung optionaler Abläufe

Ein oft in Geschäftsprozessen vorkommendes Muster sind optionale Abläufe. Dabei werden Tätigkeiten nur unter bestimmten Umständen bzw. Voraussetzungen ausgeführt. Andernfalls können sie in einer Prozessabfolge ignoriert bzw. umgangen werden. In einer EPK wird dies mittels XOR-Konnektoren modelliert, die den Kontrollfluss zunächst zweiteilen und im späteren Ablauf wieder zu einem zusammenführen.[41] Auf einem der beiden Kontrollflüsse werden dabei die optional auszuführenden Tätigkeiten modelliert. Auf dem jeweils anderen finden jedoch keinerlei Aktivitäten statt. Abbildung 11 der Anlage 4 zeigt ein eEPK-Modell eines optionalen Ablaufes, welches gleichzeitig der erste Ausschnitt aus der eEPK des Geschäftsprozesses Anfragebearbeitung ist.

3.2 Modellierung alternativer Abläufe und Entscheidungen

Eines der häufigsten Muster in Geschäftsprozessen sind alternative Abläufe. Diese sind hinsichtlich ihrer Semantik den optionalen Abläufen sehr ähnlich. Bei diesem Muster handelt es sich um Entscheidungen, bei denen an einer Stelle in der Prozessabfolge entweder genau eine oder mindestens eine Alternative wählbar ist. In einer EPK werden diese beiden Entscheidungsformen durch die Verknüpfungsoperatoren ODER und XODER unterschieden.[42] Beide führen zu einer Verzweigung des EPK-Kontrollflusses. Bei einem exklusiven ODER wird eine einzige Prozessaktivität weiterverfolgt bzw. nur eine der verknüpften Kontrollflusszweige aktiv. Bei einem logischen ODER ist es hingegen mindestens ein verknüpfter Kontrollflusszweig, der aktiv wird.[43]

Alternative Abläufe werden grundsätzlich als Ergebnisverknüpfung mit erzeugten Ereignissen modelliert. Im häufigsten Fall leitet eine Funktion mit prüfenden Charakter die Entscheidung ein. Auf diese folgt anschließend eine Menge an ODER- oder XODER-verknüpften Ereignissen. Abbildung 12 in der Anlage 5 zeigt dabei ein eEPK zur formalen Anfrageprüfung mit sowohl einer ODER- als auch XODER-Verknüpfung, als zweiten Ausschnitt aus dem zu Beginn erwähnten Gesamtgeschäftsprozess der Anfragebearbeitung.

3.3 Modellierung paralleler Abläufe und Teilaufgaben

Ebenfalls sehr häufig treten in Geschäftsprozessen neben alternativen auch parallele Abläufe auf. Hierbei handelt es sich allerdings nicht zwingend um eine gleichzeitige Durchführung, sondern um eine scheinbare Nebenläufigkeit von mindestens zwei Prozessaktivitäten an einer Stelle der Folge, einem sogenannten Zeitfenster. Das heißt, dass diese unabhängig voneinander bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, bzw. in der EPK bis zum nächsten Verknüpfungsoperator, erledigt sein müssen.[44] Dieser Fall tritt primär bei der Aggregation von Aufgaben in deren Teilaufgaben auf. In einer EPK wird dieses Muster entweder als Ereignis- oder Funktionsverknüpfung und zwingend mit einem UND-Operator, der den Kontrollfluss aufteilt, modelliert. Dieser teilt einerseits den Kontrollfluss auf und kann die parallelen stattfindenden Teilprozesse ebenso wieder zusammenführen.[45] Den Ausgangspunkt bildet entweder eine Funktion, die mehrere Ereignisse auslöst (erzeugte Ereignisse), oder ein Ereignis, auf das mehrere Funktionen folgen (auslösendes Ereignis).[46] In Abbildung 13 der Anlage 6 ist die Parallelität von Abläufen in einem eEPK zur technischen und kaufmännischen Antragsüberprüfung, als Auszug aus dem eingangs genannten Fallbeispiel zur Anfragebearbeitung dargestellt.

3.4 Modellierung von Bedingungen

Bedingungen sind ein wesentlicher Bestandteil von Geschäftsprozessen. Hinsichtlich der Prozessstruktur ähneln sie den parallelen Abläufen. Alle einander bedingenden Prozessaktivitäten müssen durchlaufen werden, um die Prozessabfolge fortzuführen. Eine Nebenläufigkeit ist dabei jedoch nicht erforderlich. Voraussetzung ist lediglich die Erledigung der Tätigkeiten bzw. das Eintreffen der Ereignisse. Dies können unter anderem auch externe Ereignisse sein.[47] Innerhalb einer EPK wird dieses Muster als Ereignisverknüpfung mit auslösenden Ereignissen modelliert. Die Ereignisse stellen dabei die Bedingungen dar und werden mit einem UND-Operator verknüpft. Die darauf zwingend folgende Funktion wird in diesem Fall erst aktiv und ausgeführt, sobald alle verknüpften Ereignisse eingetroffen sind. Dieses Geschäftsprozessmuster ist in Abbildung 14 der Anlage 7 als eEPK-Modell dargestellt.

3.5 Modellierung wartender Abläufe

Ein weiteres grundlegendes Geschäftsprozessmuster ist das Warten. Gewartet wird dabei auf eine externe Entscheidung oder ein sonstiges Ereignis aus der Unternehmensumwelt, welches die weitere Prozessabfolge beeinflusst.[48] Dies kann bspw. das Warten auf Liefer- oder Zahlungseingang oder eine Zu- oder Absage sein.

Wartende Abläufe können innerhalb einer EPK durch zwei unterschiedliche Varianten modelliert werden. Einerseits durch eine Wartefunktion. Das heißt als Tätigkeit, auf die mindestens zwei XODER-verknüpfte Ereignisse folgen, die die möglichen Entscheidungsergebnisse wiederspiegeln und das Warten somit beenden lassen. Für den Fall, dass hierbei keine externe Entscheidung eintrifft, kann ebenfalls die Überschreitung einer Wartefrist als Ereignis integriert werden. In der zweiten Realisierungsmöglichkeit wird das Warten mit dem logischen Verknüpfungsoperator UND modelliert. Anstatt einer Wartefunktion, leitet hier ein Ereignis den Wartezustand ein. Abhängig von der Anzahl an möglichen Entscheidungsergebnissen, teilt der nachfolgenden UND-Operator den Kontrollfluss beliebig oft auf. Die externen Entscheidungen sind auch hier als exklusive Ereignisse in die EPK modelliert und werden über einen weiteren UND-Operator in die aufgeteilten Kontrollflüsse eingebunden. Sobald eines dieser Ereignisse eintritt, ist die entsprechende UND-Bedingung erfüllt und der Kontrollfluss bzw. die anschließende Funktion wird aktiv.[49] Diese Lösung ist sehr unkonventionell, da bis zum zweiten UND-Operator zunächst alle Kontrollflüsse durchlaufen werden. In Abbildung 15 der Anlage 8 werden die beide Lösungsmöglichkeiten auf Basis des eingangs genannten Fallbeispiel in einer EPK dargestellt.

3.6 Modellierung von Rücksprüngen und Rückschleifen

Ein ebenfalls vertrautes Geschäftsprozessmuster ist der Rücksprung zu einer bereits ausgeführten Aktivität in der Prozessabfolge. Dies bewirkt die Wiederholung bzw. den erneuten Durchlauf des Geschäftsprozessabschnittes ab dem Wiedereinstiegspunkt. In einer EPK findet der Rücksprung dabei stets nach oben bzw. kontrollflussaufwärts statt. Ausgangspunkt dieser sogenannten Rückschleife ist immer ein Ereignis, welches die Notwendigkeit einer Wiederholung des vorhergehenden Prozessabschnittes beschreibt. Von diesem Punkt aus führt eine Kontrollflusslinie zurück zu einer vorgelagerten Stelle in der EPK, die dort via XODER mit dem ursprünglichen Kontrollfluss zusammengeführt wird. Dieser Verknüpfungsoperator wird gewählt, da entweder nur das vom Startereignis kommende Ereignis oder das flussabwärts stehende Rücksprungereignis zutrifft. Vor dem Hintergrund, dass in beiden Fällen ein Ereignis vorausgeht, muss aus syntaktischen Gründen auf den XODER-Operator zwingend eine Funktion folgen. Abbildung 16 in Anlage 9 stellt, als Ausschnitt aus dem genannten Fallbeispiel, eine eEPK mit einem Rücksprungmuster dar.[50]

3.7 Modellierung repetitiver Abläufe

Auf dem vorangegangenen Kapitel aufbauend, können repetitive, das heißt sich wiederholende, Abläufe als gängiges Geschäftsprozessmuster abgebildet werden. Basis dieser Iterationen sind Rücksprünge auf eine zuvor bereits durchlaufene und flussaufwärts liegende Stelle in der EPK. Ausgangspunkt dafür ist auch hier wieder ein Ereignis, dass die Notwendigkeit einer Wiederholung eines Prozessabschnittest erfordert.[51] Zum Rücksprung aufgeteilt und zum Wiedereinstieg zusammengeführt wird der Kontrollfluss über jeweils einen XODER-Operator. Auch hier folgt in der EPK aus syntaktischen Gründen eine Funktion nach dem Rücksprung bzw. Wiedereinstieg.[52]

Aus der Programmierung von Iterationen sind die Gefahren von Endlosschleifen bekannt. Diese können auch in EPK-Modellen auftreten. Auch in einer EPK besteht die Möglichkeit, die Anzahl der Rücksprünge durch eine Prüfung zu begrenzen und somit einen alternativen Lösungsweg zu erzwingen. Diese Abfrage findet vor dem Ausgangsereignis des Rücksprungs statt und kann bspw. die bisher stattgefundenen Wiederholungen ermitteln. Über einen zusätzlichen XODER-Operator, tritt beim Erreichen einer bestimmten Schleifenanzahl ein Abbruchsereignis der Iteration ein. Jedoch ist ein Geschäftsprozess eine Abfolge von Aktivitäten die von Menschen ausgeführt werden und, im Gegensatz zu stringent nach Algorithmus arbeitenden Programmen, sehr selten in Endlosschleifen verfallen. Somit können repetitive Abläufe im Rahmen von Geschäftsprozessen eher pragmatisch und ohne zusätzliche Kontrollen abgebildet werden.[53] Abbildung 17 in Anlage 10 stellt dabei eine eEPK mit einem kontrollierten repetitiven Ablauf dar, die den Teilprozess der Angebotserstellung modelliert und hinsichtlich der Prozesslogik vor der Abbildung 16 folgt.

[...]


[1] Vgl. Scheer, A.-W. (1997), S. 10

[2] Vgl. Staud, J. (2006), S. 507

[3] Vgl. Hammer, M./Champy, J. (1994), S. 48

[4] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 180

[5] Vgl. Staud, J. (2006), S. 509

[6] Vgl. Kröger, F./Sonnenschein, M./Neumann, D./Schmitt, K. (2001), S. 63

[7] Vgl. Gadatsch, A./Mangiapane, M. (2017), S. 5

[8] Vgl. Staud, J. (1999), S. 291

[9] Vgl. Stahlknecht, P./Hasenkamp, U. (2005), S. 206

[10] Vgl. Staud, J. (2006), S. 7

[11] Vgl. Porter, M. E. (1992), S. 63f.

[12] Vgl. Steinbuch, P. A. (1998), S. 34

[13] Vgl. Becker, J./Kahn, D. (2012), S. 5

[14] Vgl. Staud, J. (1999), S. 292

[15] Vgl. Staud, J. (2006), S. 14

[16] Vgl. Staud, J. (2006), S. 6

[17] Vgl. Vossen, G./Becker, J. (1996), S. 35

[18] Vgl. Mertens, P. et al. (2012), S. 65

[19] Vgl. Bullinger, H.-J./Fähnrich, K.-P. (1997), S. 41

[20] Vgl. Selzer, G. (2003), S. 6

[21] Vgl. Staud, J. (2006), S. 59

[22] Vgl. Stahlknecht, P./Hasenkamp, U. (2005), S. 236

[23] Vgl. Staud, J. (2006), S. 291

[24] Vgl. Vossen, G./Becker, J. (1996), S. 34

[25] Vgl. Bullinger, H.-J./Fähnrich, K.-P. (1997), S. 19

[26] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 55f.

[27] Vgl. Staud, J. (2006), S. 60

[28] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 58

[29] Vgl. Benner, M./Grapenthin, S./Brückmann T. (2011), S. 77

[30] Vgl. Staud, J. (2006), S. 62

[31] Vgl. Vossen, G./Becker, J. (1996), S. 35

[32] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 57

[33] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 58

[34] Vgl. Staud, J. (2006), S. 66

[35] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 58

[36] Vgl. Staud, J. (2006), S. 64

[37] Vgl. Staud, J. (2006), S. 80

[38] Vgl. Rump, F. J. (1999), S. 59

[39] Vgl. Mertens, P. et al. (2012), S. 70

[40] Vgl. Staud, J. (2006), S. 81

[41] Vgl. Laue, R. (2013), S. 65

[42] Vgl. Staud, J. (2014), S. 77

[43] Vgl. Staud, J. (2010), S. 362

[44] Vgl. Staud, J. (2010), S. 254

[45] Vgl. Endl, R. (2004), S. 131

[46] Vgl. Staud, J. (2006), S. 82

[47] Vgl. Staud, J. (2014), S. 85

[48] Vgl. Staud, J. (2014), S. 89

[49] Vgl. Staud, J. (2006), S. 132f.

[50] Vgl. Staud, J. (2014), S. 91f.

[51] Vgl. Staud, J. (2014), S. 96f.

[52] Vgl. Günther, A. (2007)

[53] Vgl. Staud, J. (2006), S. 126f.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Ereignisgesteuerte-Prozessketten-Methode. Geschäftsprozessmuster bewältigen
Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
32
Katalognummer
V439407
ISBN (eBook)
9783668789692
ISBN (Buch)
9783668789708
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschäftsprozess, epk, Anwendungssysteme, ereignisgesteuerte prozessketten, geschäftsprozessmuster, abläufe, business process
Arbeit zitieren
Sandro Kunadt (Autor:in), 2018, Die Ereignisgesteuerte-Prozessketten-Methode. Geschäftsprozessmuster bewältigen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439407

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