1648 - Wegmarke der Souveränität, Der Westfälische Friede und das europäische Staatensystem: Entstehung des "Westphalian System"?


Referat (Ausarbeitung), 2004

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Die Ziele der Hauptakteure und deren strategische Gegensätze
1. Frankreich gegen Spanien
2. Schweden mit Frankreich für Freiheiten der deutschen Prinzen ggüber dem Kaiser

II. Die Bestimmungen des Friedens
a) Die Hauptakteure bei den Friedensverhandlungen
b) der Einfluss der Akteure auf die Friedensverhandlungen:
c) Die Friedensverträge in Münster:

III. Internationales System

IV. Forschungsstand bezüglich der Entwicklung des internationalen Systems

V. Quellen und Literaturverzeichnis
V. 1. Quellen
V. 2. Sekundärliteratur

VI. Schaubilder

I. Die Ziele der Hauptakteure und deren strategische Gegensätze

1. Frankreich gegen Spanien

Für Frankreich hatte zu Beginn der Friedensverhandlungen der Krieg mit Spanien Prioriät. Die Schweden waren gegen diesen weil sie als Protestanten gegen jede katholische Einflusssphäre in den Niederlanden waren.

2. Schweden mit Frankreich für Freiheiten der deutschen Prinzen gegen den Kaiser

Schweden stimmte mit Frankreich allerdings darin überein, dass die Freiheiten der deutschen Fürsten gegen Kaiser Ferdinand III. gesichert werden mussten.

II. Die Bestimmungen des Friedens

1. Ausgangslage

Alle größeren und kleineren Kriege, die seit 1609 in dem einen oder anderen Teil Mittel und Osteuropas aufgeflammt waren, wurden durch Waffenstillstands- oder Friedensverträge beendet.

2. Der Friede

a) Die Hauptakteure bei den Friedensverhandlungen

1) Altes Reich: Ferdinand III. (1637-1657), M. Graf von Trautmannsdorff

2) Spanien: Philipp IV. (1621-1665)

3) Frankreich: Louis XIV., Mazarin

4) Schweden Gustav Adolph, die seit 1644 mündige Tochter Gustav Adolf`s Tochter Christine wird mündig; im Gegensatz zu den adligen Beamten und Offizieren, die den Krieg als einträgiges Geschäft betrachteten, das ihre Taschen füllte, strebte Christine einen Friedensschluss an – um beinahe jeden Preis[i].

b) der Einfluss der Akteure auf die Friedensverhandlungen und die Akteure bei den

Friedensverhandlungen:

1) heiliger Stuhl: Papst Innozenz X. (1644-1655)

Weil der westfälische Friede den Einfluss der politischen Autorität des Kaisers des Alten Reiches und des Papsttums reduzierte, lehnte Papst Innocenz X. dieses Vertragswerk ab und verdammte es: „The Peace of Westphalia is null, void, invalid, unjust, damable, reprobate, inane, empty of meaning and effect for all time.“[ii]

(siehe Quelle)

2) Deutsches Reich: Ferdinand III.

Beim Kaiser sind die Kriegsziele und die Bedingungen, unter denen man einen Frieden einzugehen bereit war schwieriger als bei Frankreich und Schweden darzustellen: In viel größerem Maß als Frankreich und Schweden musste sich der Kaiser von den verschiedensten Interessen leiten lassen.

Abgesehen von den religiösen Beweggründen, bildete – die Erhaltung der Erblande - und damit der einzigen Machtbasis in der Endphase des Krieges das wichtigste Kiegsziel Ferdinands III.

Im diplomatischen Verkehr behauptete der Kaiser zwar einen Ehrenvorrang, das Alte Reich wurde jedoch zu einer Art Titel für die deutsche Nation, die nach wie vor eine erkenn- und definierbare Einheit bildete.

3) Spanien: Philipp IV. (1621-1665)

Obwohl sich Spanien mit Frankreich noch bis zum Jahr 1659 (Pyrenäenfrieden) im ständigen Kriegszustand befand, nahm es wie auch Frankreich an den Friedensverhandlungen in Münster teil. Beide Kontrahenten erhofften sich durch ihren Krieg miteinander, bessere Verhandlungspositionen zu erreichen[iii].

Auch Spanien war bei den Friedensverhandlungen wie auch Österreich keine Universalmacht mehr – weil es völlig auf sich allein gestellt war -, was 1659 durch den Pyrenäenfrieden bestätigt wurde.

4) Frankreich: Louis XIV., Mazarin

Da Frankreich keinen Frieden in Deutschland und vor allem in den Niederlanden erreichen wollte, bevor es Spanien besiegt hatte (1659, Pyrenäenfrieden) , verliefen die Friedensverhandlungen schleppend.

Die beiden Föderationen oder kollektiven Allianzen wurden unter frz. Schutz geschaffen, eine in Italien und eine in Deutschland, und jede zukünftige Vereinbarung wurde von allen Mitgliedern dieser Föderationen verteidigt, die als Wächter und Garanten des Friedens handelten[iv].

Mazarin war während der Minderjährigkeit des neuen Königs, Ludwig XIV, und auch danach bis an sein Lebensende (1661) der alleinige Leiter der französischen Machtpolitik.

Im Gegensatz zu Richelieus weitblickenden Vorstellungen vom europäischen Konzert, der 1644 gestorben war, betrachtete der Mazarin die europäischen Probleme von einem einseitig französischen Standpunkt aus.

Diese Haltung erregte schon bald das Aufsehen der holländischen Staatsmänner, die in einem aggresiven Frankreich eine größere Gefahr als in einem verfallenden Spanien sahen[v].

Mit dem Tod von Papst Urban verlor Frankreich einen wertvollen Bundesgenossen.

Urban war ein unerschütterlicher Gegner der Habsburger gewesen, doch war eine entschlossene Minderheit der Kardinäle angesichts der wachsenden Einflussnahme Frankreichs auf die italienischen Angelegenheiten um die Wiederherstellung der Gleichgewichts bemüht.

Innozenz X. revidierte schließlich die Politik seines Vorgängers Urban zugunsten Spaniens[vi].

Daraufhin wären also seine Maßnahmen im einzelnen zu prüfen. Richelieu hat z. B. einen ganzen Stab von Juristen und Historiographen unterhalten, um französische „Rechtsansprüche“ auf fast alle europäischen Gebiete nachzuweisen. Hier wurden Länder und Staaten nach den Begriffen des römischen Rechtes vom zivilistischen Sacheigentum behandelt und so Ansprüche konstruiert, die weit über die Grenzen Frankreichs hinausgingen[vii].

5) Schweden:

Der als logische Folge aufgrund der Ländergewinne und die dadurch erworbene Reichsstandschaft erworbene Einfluss Schwedens über die protestantischen Fürsten im Reichstag versicherte, dass die Verträge auch eingehalten wurden.

Der schwedische Außenhandel erforderte gute Beziehungen zu den protestantischen Hansestädten, den Niederlanden und England, während Schwedens wichtigster Ausfuhrartikel, Kupfer, gegen die Konkurrenz der den Habsburgern gehörenden Bergwerke in Tirol und Ungarn geschützt werden musste[viii].

Der Kampf um das dominium maris Baltici brachte Schweden somit in scharfen Gegensatz zum lutherischen Dänemark, zum katholischen Polen und zum orthodoxen Russland.

Die Besetzung der Harzer Bergwerke durch die Kaiserlichen im Jahre 1624 gefährdete den schwedischen Kupfermarkt, und die maritimen Projekte, mit denen sich Wallenstein und Spanien im Jahre 1628 trugen, bedrohten die schwedischen Handelsinteressen im Ausland – Gustav begegnete diesen Gefahren von seiten der katholischen Habsburger, indem er sich mit dem katholischen Frankreich verband[ix].

4) + 5):

Der als logische Folge aufgrund der Ländergewinne und die dadurch erworbene Reichsstandschaft erworbene Einfluss Schwedens über die protestantischen Fürsten im Reichstag versicherte, dass die Verträge auch eingehalten wurden.

In their propaganda France and Sweden constantly referred to their efforts to restore the rights and “liberties” of the Protestant princes.

Thus, no party at the congresses was at the mercy of another, and no party enjoyed a position from which it could impose its own form of hegemony.

Im Dezember 1645 gaben die Schweden und Franzosen erstmals ihre Forderungen bekannt; sie sollten die „Wiederherstellung der deutschen Einheit“ untermauern, die sie weiterhin als ihr Kriegsziel bezeichneten. Einige ihrer Forderungen waren lediglich als Tauschobjekte gedacht[x].

- Obwohl Schweden und Frankreich die größten Territorialgewinne aus diesem Krieg hatten, waren ihre Ziele hauptsächlich
- verteidigbare Grenzen (Frankreich) oder
- Hinterland, das ein existierendes Reich schützen würde (Schweden)[xi].

Die Idee einer Gemeinschaft von Staaten, einer Art von politischem Körper mit kommunikativen Charakteristiken, einschließlich der auf Gegenseitigkeit beruhenden Gleichheit, die zwischen die Struktur einer hierarchischen Autorität und eines System der puren Anarchie fällt[xii].

Dadurch, dass Schweden und Frankreich ein Interventionsrecht durch den Friedensvertrag für dessen Aufrechterhaltung erhielten wurden mögliche Racheakte von vorneherein ausgeschlossen und unterbunden.

Die von Frankreich und Schweden in den Monaten September und Oktober 1644 an alle Reichsstände gerichteten endgültigen Einladungen wurden angenommen, zu allerletzt vom Kaiser.

Dadurch, dass Schweden und Frankreich ein Interventionsrecht durch den Friedensvertrag für dessen Aufrechterhaltung erhielten und auch Habsburg-Österreich in dieses System integriert wurde, wurde möglichen Racheakten vorgebeugt.

6) die Reichsstände

Die Stände teilten sich in ein Corpus Evangelicorum[xiii] und ein Corpus Catholicorum[xiv] und versuchten anschließend, sich zu einigen. Die Religionsparteien wurden so in das auf Konsens und Ausgleich basierende Gefüge der Reichstagsverfassung eingebunden. In der Spätphase des Alten Reichs erwies sich der Zwang zum Kompromiss, die „amicabilis compositio“ als ein nicht zu unterschätzender Integrationsfaktor[xv].

Die protestantischen Stände hatten sich im Frühjahr 1646 verständigt, bei konfessionellen Fragen andere Streitigkeiten hintanzustellen[xvi].

Neben den protestantischen Reichsständen wollten auch die auswärtigen Kronen eine Ordnung festschreiben, die eine Umgestaltung des Reichs im monarchischen Sinne unmöglich machte[xvii].

Die nur über das Rechts- und Sicherheitsgebäude des Reichs locker verknüpfte deutsche Staatenwelt entsprach ihren Interessen mehr als ein wie auch immer gestalteter deutscher Zentralstaat. Darüber hinaus bedurfte auch die europäische Friedensordnung in ihrem Zentrum eines Systems, von dem keine Gefahren für die Nachbarn ausgingen[xviii].

Die Friedensbedingungen waren für die Protestanten ausgesprochen günstig. Das reformierte Bekenntnis (Calvinismus) erhielt faktisch den Status einer dritten „Reichskonfession“. Die ihm anhängenden Stände wurden restituiert.

Mit der Zulassung der Reichsstände als Gesandte bei den Friedensverhandlungen war auch entschieden, dass am Ende des deutschen Verfassungskongresses nur ein ständisch geprägter Reichs-Staat stehen konnte[xix].

- von Frankreich und Schweden in den Monaten September und Oktober 1644 an alle Reichstände gerichteten endgültigen Einladungen wurden angenommen, zu allerletzt vom Kaiser[xx].

Das bedeutete eine durch ganz parallele Wendungen verdeutlichte gleichrangige Nebenordnung auf Gegenseitigkeit, während die Reichsstände als Bundesgenossen nur pauschal in den Frieden eingeschlossen und damit auf die mindersouveränen Plätze verwiesen waren[xxi] (Burkhardt).

Der Kongress als Ganzes und seine beiden Sektionen in Münster und Osnabrück wurden niemals formell eröffnet oder konstituiert, aber von der Mitte des Jahres 1645 an waren die Verhandlungen in vollem Gang[xxii].

Was die Parteien selbst im rein religiösen Bereich (im modernen Sinne) trennte, waren weniger theologische Einzelfragen – von denen sowieso nur eine Handvoll Professoren etwas verstand -, sondern Meinungsverschiedenheiten über die Einrichtung der sichtbaren Kirche.

[...]


[i] Steinberg, S. 93.

[ii] Holsti, Peace and War: Armed Conflicts and International Order 1648-1989, Cambridge, 1991, S. 25.

[iii] Schmidt, S. 74.

[iv] Asch, S. 137.

[v] Steinberg, S. 93.

[vi] Steinberg, S. 94.

[vii] Dickmamm, S. 222.

[viii] Steinberg, S. 119.

[ix] Steinberg, S. 119 f.

[x] Steinberg, S. 95.

[xi] Holsti, a.a.O., S. 38.

[xii] Holsti, a.a.O., S. 39.

[xiii] Asch, S. 134.

[xiv] Asch, S. 134.

[xv] Schmidt, S. 77.

[xvi] Schmidt, S. 75.

[xvii] Schmidt, S. 74.

[xviii] Schmidt, S. 75.

[xix] Schmidt, S. 72.

[xx] Steinberg, S. 95.

[xxi] Burkhardt, S. 200.

[xxii] Steinberg, S. 95.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
1648 - Wegmarke der Souveränität, Der Westfälische Friede und das europäische Staatensystem: Entstehung des "Westphalian System"?
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Historische Fakultät)
Veranstaltung
Übung Internationale Beziehungen in Europa 1500-1815: Genese, Entwicklung und Forschungsstand frühneuzeitlicher internationaler Politik
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V43879
ISBN (eBook)
9783638415750
ISBN (Buch)
9783638932080
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wegmarke, Souveränität, Westfälische, Friede, Staatensystem, Entstehung, Westphalian, System, Internationale, Beziehungen, Europa, Genese, Entwicklung, Forschungsstand, Politik
Arbeit zitieren
Robert Tanania (Autor:in), 2004, 1648 - Wegmarke der Souveränität, Der Westfälische Friede und das europäische Staatensystem: Entstehung des "Westphalian System"?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43879

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