Ziele und Potenziale von FinTech Startups in Deutschland


Bachelorarbeit, 2016

85 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Gliederung

Abkürzungsverzeiclmis

Abbildungsverzeiclmis

1. Einleitung
1.1. Zielsetzung der Arbeit
1.2. Aufbau der Arbeit

2. FinTech Grundlagen
2.1. FinTechs
2.2. Startups
2.3. FinTechs in Deutschland
2.4. Ziele
2.5. Potenziale

3. Bedeutung des Internets für Bankdienstleistungen
3.1. Bankdienstleistungen im Internet
3.2. Entstehung und Entwicklung von FinTechs
3.2.1. Digitaler Zahlungsverkehr
3.2.2. Crowdfunding
3.2.3. Social Trading
3.2.4. Datenanalysemethoden
3.2.5. Entwicklung Ziele und Potentiale
3.3 FinTech Arten
3.3.1. Digitaler Zahlungsverkehr
3.3.2. Crowdfunding
3.3.3. Social Trading
3.3.4. Datenanalysemetlioden
3.4. Digitalisiemngsentwicklung traditioneller Banken 29-30
3.4.1. Entwicklungsbeispiele eines genossenschaftlichen Finanzverbunds
3.4.2. Strategische Vorteile
3.4.3. Maßnahmen deutscher в anken

4. FinTech als Konkurrenz für traditionelle Banken
4.1. FinTech Expansion
4.2. Reaktion und Konkurrenz

5. FinTech Beispiel
5.1. Entstehung und Daten
5.2. Funktionsweise
5.3. Entwicklung

6. Potenziale
6.1. Digitale Globalisierung
6.2. Möglichkeiten
6.2.1. Digitaler Zahlungsverkehr
6.2.2. Crowdfunding
6.2.3. Datenanalysemetlioden
6.2.4. Einschätzung

7. Ausblick/ Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lebenszyklen von Unternehmen

Abbildung 2: FinTech Unternehmen in Deutschland

Abbildung 3: Internetnutzung in der deutschen Bevölkerung

Abbildung 4: Marktkapitalisierung ausgewählter Unternehmen

Abbildung 5: Partnerschaft als Zukunft

Abbildung 6: Die Bank in Partnerschaft

1. Einleitung

Der Begriff FinTech, steht für Financial Technology und beschreibt, unter anderem, Un­ternehmen und Startups (Startup ist ein kürzlich gegründetes Unternehmen mit einer in­novativen Idee (1), die Finanzdienstleistungen anbieten und entwickeln und das aktuelle Bankensystem neu definieren. Finanzdienstleistungen sind seit her, eine Sache der tradi­tionellen Banken. Diese bieten Zahlungsverkehrsmethoden, Konten-und Depotverwal­tung, Kredite und andere Finanzierungsmöglichkeiten zu einem gewissen Preis an. Ban­ken haben bisher den Finanzsektor beherrscht, sobald es um Finanzen ging, konnte man kaum an einer Bank vorbeikommen (2) und Innovationen in diesem Sektor, wurden sehr langsam vorangetrieben (3). Die Frage ist, gibt es auch Alter-nativen, die diese Finanz­dienstleistungen anbieten. Durch das Internet, hat sich ein großes Potenzial entwickelt, wodurch neue Ideen schneller und weiter verbreitet werden können und auch Geldgeber und Geldnehmer direkt und kostengünstiger aufeinander treffen können, ohne eine Bank als Mittler und auch Zahlungen und Geldanlagen müssen nicht mehr unbedingt über eine Bank laufen. In dieser Arbeit wird der, durch den schnellen technologischen Fort­schritt möglich gewordenen Wandel, in der Finanzbranche aufgezeigt und wie FinTech Startups als Konkurrenz und Antrieb für Innovationen, wie auch für neue Ideen und Ver­einfachung und für mehr Transparenz sorgen sollen. Das Thema, Ziele und Potenziale von FinTech Startups in Deutschland, ist noch nicht sehr weit erforscht, da es sich um ein ziemlich neues Areal handelt was bisher nicht viel Beachtung gefunden hat, aber mittlerweile kaum noch zu ignorieren ist, denn jeder stößt im Internet auf FinTechs, egal ob es sich um ein Vergleichsportal für Tarife oder Kredite handelt, oder um Plattformen, wo man sich über Anlagestrategien austauscht, wie auch Crowdfunding-Portale (Crowdfunding: Eine Form der Finanzierung (funding) durch eine Menge von Personen (crowd) (4)) und Zahlungsverkehrsmethoden bei Interneteinkäufen.

1.1. Zielsetzung der Arbeit

Bei dieser neuen Fülle an Angeboten und Innovationsuntemehmen, stellt sich die Frage: Braucht man noch Banken und erfüllen sie überhaupt noch die Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Zeit und sind FinTechs nur eine vorübergehende Erscheinung, oder eine emstzunehmende Alternative und eine nachhaltige, große Bedrohung für das bisher bestehende Bankensystem? Aus diesem Grund habe ich mich für dieses Thema ent­schieden, weil es zeigt welches Potenzial dahinter stecken, aber auch welche Risiken es beinhalten kann und wie Ziele und Potenziale sich entwickelt haben und könnten und wie die Zukunft der Finanzbranche und Finanzdienstleister aussehen könnte.

1.2. Aufbau der Arbeit

Zuerst werden die Grundlagen behandelt und die Begriffe des Themas, in Kapitel 2 er­läutert. Danach wird, in Kapitel 3, die Relevanz des Internets für Finanzdienstleistungen erklärt und die beeinflussenden Faktoren des digitalen Strukturwandels aufgedeckt. Es wird auf die, daraus folgende, Entwicklung von FinTechs eingegangen und welche Fin- Tech Arten daraus entstanden sind und welche Hauptbereiche sich herauskristallisiert haben. Im letzten Punkt ,aus Kapitel 3, wird auf die Digitalisierungsmaßnahmen der Banken näher eingegangen. In Kapitel 4, wird der wirtschaftliche Wandel und der Um­gang, der Banken mit der Konkurrenz aus dem Internet erklärt. Darauf folgt in Kapitel 5, ein FinTech Beispiel, welches näher betrachtet wird und welche wirtschaftliche Ent­Wicklung dieses gemacht hat, auch anhand von unternehmerischen Daten. In Kapitel 6 werden die, in vorherigen Kapiteln angeschnittenen Potenziale und ihre Folgen, anhand von Beispielen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten deutlicher dargelegt. Im abschlie­ßenden Kapitel 7, folgt eine Einschätzung der einzelnen Hauptbereiche von FinTech Startups und es wird eine Prognose der Entwicklung des zukünftigen Finanzsektors dar­gelegt. Dabei wird ein Ausblick, auf zukünftige wirtschaftliche Prozesse im Finanzsek­tor, bei Banken und FinTechs geworfen und der, aus der vorliegenden Arbeit erarbeitete Zusammenhang, zwischen Ziele und Potenziale erläutert. Zuletzt kommt eine allgemei­ne Schlussbetrachtung, des Ziels und der behandelten Punkte in den vor-hergehenden Kapiteln dieser Arbeit.

2. FinTech Grundlagen

Im Folgenden werden die Gmndlagen zu FinTechs erläutert und das Thema: Ziele und Potenziale von FinTechs in Deutschland näher erklärt und die Grundstruktur der Thema­tik aufgezeigt. Des Weiteren werden die Begrifflichkeiten und die Charakteristik des Themas erläutert und der Zusammenhang verdeutlicht und der Konflikt zwischen Ziele und Potenziale angedeutet.

2.1 FinTechs

In der Finanzdienstleistungsbranche gab es natürlich, immer schon Änderungen wie Übernahmen und Fusionen, also Zusammenschlüsse von Unternehmen, aber einen der­artigen Umbruch, wie sich in den letzten Jahren zeigt, bisher noch nicht. Das Geschäfts­modell einer Bankfiliale, wie auch das allgemeine Bankwesen hat sich in der Vergan­genheit scheinbar nicht sonderlich verändert, erst seit dem Medium Internet sind viele Bereiche im Wandel. Heutzutage sind die meisten Kunden über verschiedene Medien online und haben permanenten Zugriff auf Informationen aller Art und können weltweit vernetzt sein. Dadurch entstehen natürlich auch, neue Finanzdienstleister die versuchen durch ihre Onlinepräsenz und ihrem Konzept in der Finanzbranche Fuß zu fassen (5). Neben kreativen und innovativen Jungunternehmen, wie FinTechs, die weitgehend als Finanzdienstleister fungieren, sind das auch PropTechs, die im Immobilienbereich agie­ren (6) und sogenannte InsurTechs, die unter anderem digitalen Service im Bereich Ver­Sicherungen anbieten (7). Aber auch Ressourcenstarke FinTechs ohne Startup Charakter sind am Markt unterwegs. Durch das Internet zeigt sich immer mehr, dass man die Möglichkeit bekommt vom traditionellen Bankwesen, mit Berater und Filiale wegzu­kommen, da jeder einzelne auch mittlerweile die Chance hat schnell und direkt eine Fül­le an Informationen zu bekommen und über das Internet kommunizieren kann. Diese Entwicklung zeichnet sich auch in der Finanzbranche ab (8). Der Begriff FinTech ist die Kurzform die sich aus dem Begriff Finanztechnologie entwickelt hat und setzt sich aus den Wörtern: Financial Services und Technology zusammen (9). Damit sind unter ande­rem Unternehmen gemeint, die innovative Finanzprodukte anbieten, aber auch existie­rende Finanzprodukte mit einem anderen und neuen Konzept kostengünstiger vertrei­ben. Es gibt viele Definitionen für den Begriff FinTech, da es viele verschiedene An­sichten gibt, was FinTechs sind und was man dazu zählt (10). Die Sparte von Angeboten von FinTechs reicht, von Erstellung eines transparenten Anlageportfolios, bis hin zum kostenlosen Girokonto. Hier ist das Stichwort: Internet, über dieses Medium lässt sich kostengünstiger eine viel breitere, schnellere Erreichbarkeit von Kunden ermöglichen und es bietet eine vereinfachte Kommunikation, wie auch eine viel leichtere Abwick­lung der nachgefragten Dienstleistung (11). Die meist effizientere Abwicklung ermög­licht es dem FinTech Unternehmen, Finanzdienstleistungen gegenüber Banken, kosten­günstiger anzubieten und so dem Kunden zu Nutze kommen zu lassen. Auch die oftmals zeit-und kostenintensiven manuellen Arbeitsschritte der Banken, wie auch die alten Strukturen im Informationstechnik-Bereich (IT) als Schwachpunkte werden ausgenutzt und ermöglichen damit eine Grundlage zur Entstehung von den neuen Finanzakteuren (12). Finanzdienstleistungen sind grundsätzlich sehr geeignet für das Internet (13), da sie in Textform erklärt werden können und durch ihren immateriellen Charakter (14) keiner Lagerung oder materieller Produktion benötigen und Verträge darüber, mittler­weile auch digital erfolgen können. Außerdem braucht man eine Finanzdienstleistung nicht erst sehen und in der Hand halten, sofern es überhaupt möglich ist, um sich dafür oder dagegen zu entscheiden (15). Dadurch besteht dann auch die Möglichkeit, von überall und zu jeder Zeit Finanzgeschäfte abzuschließen, ohne dabei zu einer Bank zu gehen und mit einem Mitarbeiter zu reden. Aber nicht nur Online, am PC oder Laptop sind FinTechs präsent, auch für mobile Endgeräte werden neue Ideen und Applikatio­nen (Apps) entwickelt (16).

2.2 Startups

Unter dem Begriff Startup werden Unternehmensneugründungen verstanden, die sich in der Anlaufphase befinden (17) und auf dem Weg zu einem gewinnträchtigen, etablierten Unternehmen sind. Um einen Vergleich zu bereits etablierten Unternehmen zu ziehen, kann man sich ein Lebenszykluskonzept vornehmen. Ein Unternehmen durchläuft ideal­typisch 4 Lebensphasen: Einführungsphase also Gründungs-oder Anlaufphase, Wachs­tumsphase, Reife-oder Sättigungsphase und Rückgangsphase (siehe Abbildung 1). Nach der Konzeptentwicklung folgt die Anlaufphase, mit den ersten Schritten, wie der formalen Untemehmensgründung. In dieser Phase wird die Produkt entwicklung voran­getrieben und eventuell erste Marketingmaßnahmen durchgeführt. Die notwendige Res­sourcen müssen dabei auch erst gewonnen werden. Maßgeblich für diese Phase ist, dass das Unternehmen, meist geringe Umsätze macht, aber mit hohen Investitionsaufwand konfrontiert ist und sich noch nicht in der Gewinnzone befindet (18). Erst danach,

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Lebenszyklen von Unternehmen

Quelle: Sonneck, E.: Kaufmännische Untemehmensführung

kommen Unternehmen in die Wachstumsphase und können sich erfolgreich in den Markt etablieren. Steigende Umsätze führen zu mehr Kapazität und Ausbau von Pro- dūkti on und Vertrieb. In dieser Phase liegt auch das Erreichen einer Gewinnschwelle. Es wird eine Standardisierung von Abläufen und Prozessen, durch das wachsende Unter­nehmen, relevant. Des Weiteren, liegt hier die höchste Werteentwicklung eines Unter­nehmens (19). So kann man Startups, durch ihre Eigenschaften, eher der Anlaufphase zuordnen (20). Mittler-weile gibt es ein sehr breit gefächertes Segment an Startups in dem Bereich von Finanzdienstleistem (21). In erster Linie liegt das, an den weniger in­novativen und veralteten Strukturen der Banken, aber auch daran, dass Banken durch re­gulatorische und rechtliche Maßnahmen an gewissen Angeboten und erweiterten Mög­lichkeiten scheitern, beziehungsweise eingeschränkt sind (22).

2.3 FinTechs in Deutschland

Meist startet so ein FinTech Startup, mit einer Idee und der Möglichkeit, ihr Produkt über das Medium Internet zu vertreiben. Aber auch hier scheitern viele Startups nicht nur an dem Problem der Bekanntmachung und Verbreitung ihres Produkts, sondem ge­rade in Deutschland an der Mentalität, denn obwohl das Vertrauen in traditionelle Ban­ken für gewöhnlich nicht mehr sehr groß erscheint, vermitteln sie vermutlich eine ge­wisse Sicherheit und sind altbewährt und somit ist es schwer, Kunden zu überzeugen und abzuwerben. Außerdem sind die Bankalternativen wohl bisher verhältnismäßig unbekannt (23). Des Weiteren, benötigt es einer Banklizenz um gewisse Finanzdienstleis­tungen anzubieten und die Hürde zur Erreichung einer solchen Lizenz ist hoch und da­durch sind auch innovativen Ideen von FinTechs, Grenzen gesetzt (24). "Ein halbes Jahr ist man mit der Beantragung einer Banklizenz bei der BaFin mindestens beschäftigt", berichtet Guido Sandler, mehrerer Bankengründer (25), um zu verdeutlichen, wie das Zeitmanagement bei der Erreichung einer Banklizenz bei der Bundesanstalt für Finanz­dienstleistungsaufsicht (BaFin) (26) aussieht. Aber damit nicht genug, sind hohe Kosten und andere Bedingungen zu erfüllen (27). Aber auch der Aspekt Datenschutz und Da­tenschutzbestimmungen und auch anderer gesetzlicher Bestimmungen in Deutschland spielen eine große Rolle und lassen sich vermutlich, bei FinTechs nicht immer, unbe­dingt einwandfrei garantieren, denn nicht nur das Internet selbst bietet viele Möglichkeiten zum Diebstahl oder Endwendung (28), sondern auch das Länderüber- greifende-und Funktionssystem des Internets bürgt Sicherheitsrisiken (29) und verän­derliche Datenschutzbestimmungen (30), wie auch, dass FinTechs ohne Banklizenz, ge­ringeren regulatorischen Bedingungen unterliegen. Trotzdem finden in Deutschland, FinTechs und ihre Produkte immer mehr Zuspruch, auch wenn Banken, wegen ihrer Ressourcen, im Hintergrund manchmal mit agieren wovon der Kunde, in erster Linie, vermutlich nichts mitbekommt (31). Es existieren, laut einer Studie der Strategi eb era- tung LSP Digital, mittlerweile 139 FinTech Unternehmen (siehe Abbildung 2) mit dem Hauptsitz in Deutschland (Stand: Juni 2015), wo in der Hauptstadt Berlin die meisten ihren Sitz haben (32). Die Unternehmensberatung Barków Consulting zählt in der Zwi­schenzeit 405 FinTechs in Deutschland (Stand: Februar 2016). Dazu zählen aber bei dieser Zählung auch, Prop-Techs also Property Technology auf Deutsch: Eigentum Technologie, dazu. Das sind FinTechs, die in der Immobilienbranche unterwegs sind (33). Insgesamt zeigt es also, einen schnellen Wachstum an FinTech Unternehmen in Deutschland, auch wenn diese statistischen Zählungen aus verschiedenen Betrachtungs­weisen erfolgen, zeigen sie eine gewisse Tendenz. Denn, wie vorher schon erwähnt, ist es schwer zu sagen welche Unternehmen zur Sparte FinTech dazu gehören und welche nicht. Es hängt immer von der definitori sehen Betrachtungsweise ab. FinTechs werden in Deutschland auch, als Investition immer interessanter, obwohl ihr Marktanteil ver­hältnismäßig gering ist, besagt eine Analyse der Düsseldorfer Unternehmensberatung Barków Consulting, dass das Investitionsvolumen sich von 36 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 276 Millionen Euro bis Ende des Jahres 2015 erhöht hat (34).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: FinTech Unternehmen in Deutschland Quelle: Brandt, M. (2015): statista GmbH

Das Interesse ist wohl immer noch groß, so zeigt es sich, dass sogar die Dieter von Holtzbrinck Ventures GmbH, gemeinsam mit der NORD/LB Norddeutsche Landesbank, ein Unternehmen für den Aufbau von FinTechs gegründet haben (35).

2.4 Ziele

Grundsätzliche Ziele solcher FinTech Startups sind, bisherige Finanzprodukte zu erwei­tern, oder zu vereinfachen, aber auch transparenter und flexibler zu machen, einfach besser zu konzipieren und zu perfektionieren, auf den Einzelnen zugeschnitten (36). Dazu gehört natürlich auch der ursprüngliche, eigentliche Sinn mit einer innovativen Idee, sich in den Markt zu etablieren und bestmöglich Gewinn zu erzielen (37). Somit versuchen sie etablierten Marktteilnehmern, Marktanteile abzunehmen. Trotz der ver­hältnismäßig geringen Marktanteile von FinTechs, gelingt es ihnen, durch die Möglich­keiten die das Internet bietet, wie auch Cloud Computing (Nutzen aus dynamischen be­reitgestellten IT-Ressourcen (38)) und die permanente, immer größer werdende Verbrei­tung von mobilen Endgeräten, mit dauerhaftem Zugriff und dauerhafter Verbindung zum Internet, andere große Marktteilnehmer anzugreifen, was Banken mittlerweile auf- merksam werden lässt und ihre eigene Strategie in Frage stellt (39). FinTechs ermögli­chen dem Kunden oft einen direkten Weg, ohne eine Bank als Mittel, über das Internet Geldgeschäfte zu erledigen und versuchen eine Nische im Markt zu finden, was sich für gewöhnlich, zumindest am Anfang der Entwicklung von FinTechs als nicht besonders schwierig erwies (40). So ermöglicht es, das auch junge Unternehmen, wie FinTechs in den Markt eindringen und Marktbereiche besetzen können. Eine Variante ist beispiels­weise, wenn ein FinTech eine Plattform entwickelt, die sich in der Wertschöpfungskette in den Zahlungsverkehrsprozess parallel einklinkt. Also selektiv, an einer bestimmten Stelle im Prozess agiert und die Initiierung einer gewöhnlichen Zahlungsüberweisung benutzerfreundlicher zur Verfügung stellt (41). Des Weiteren, versuchen FinTechs durch die Umgehung von Banklizenzen, den regulatorischen Vorschriften zu entgehen. Denn, wenn sie als Bank fungieren, wären sie hohen Markteintrittsbarrieren gegenübergestellt und müssten sich regulatorischen Maßnahmen unterziehen (42). Dadurch entsteht für den Kunden aber auch ein Sicherheits- und Vertrauensproblem, weil FinTechs ohne eine Banklizenz freier in ihrem Handeln sind, also fallen beispielsweise Bankgeheimnis und gewisse Datenschutzbestimmungen wohl möglich weg. Auch durch Sammeln von Da­ten und lernenden Algorithmen, sollen die Kunden erkannt, identifiziert und ihnen ent­sprechende Angebote offeriert werden (43). Allerdings zeigen diese Ziele auch, das bis­herige Finanzdienstleistungssystem und seine Schwachstellen zu erkennen und daran anzusetzen, um dann mit einer Idee der Nachfrage gerecht zu werden und sie darauf zu­zuschneiden. Durch viele FinTechs soll eine neue moderne und transparente Finanzwelt entstehen, die weniger Erklärung bedarf und die den Privatanleger nicht nur in den Mit­tel punkt stellt, sondern ihn auch zu einem dynamischen Manager macht, der direkten und aktiven Einfluss auf seine Finanzen bekommt. FinTechs setzen sozusagen da an, wo Banken noch nicht reagiert haben oder zu spät (44). Dadurch, dass FinTechs die nicht sehr weit entwickelten Intemetpräsenzen und Angebote von digitalen Finanzdienstleis­tungen der traditionellen Banken als Nische nutzen, versuchen sie nicht nur ihr Produkt schnell und effektiv zu vermarkten, sondern auch die Banken als Mittelsmann auszu­schalten (45), indem sie beispielsweise, Anbieter und Nachfrager eines Kredits direkt zusammenbringen und selbst nur die Plattform dafür bieten. Somit schaffen sie eine neue Idee und die Möglichkeit, mit weniger Aufwand, einen Kredit zu bekommen, da­bei eine Bank zu umgehen und selbst nicht für die Finanzierung aufzukommen, also mit wenig Kapital, viel Geld zu bewegen (46). Sozusagen, frei nach der Aussage: ״ Banking is necessary, banks are not “ von Bill Gates, der damit zum Ausdruck bringt, dass nach seiner Meinung, Banken keine Notwendigkeit darstellen (47). Das schaffen FinTechs scheinbar auch erfolgreich, indem sie sich näher am Kunden orientieren und ihre Leis­tung versuchen, so nutzerfreundlich und transparent wie möglich anzubieten (48). Sie nutzen die Annahmen aus dem Misstrauen gegenüber Banken, wie z. B. überhöhte Kos­ten, mangelnde Investitionswille, fehlende oder falsche Beratung und setzen da, ihre Geschäftsidee an, indem sie Transparenz, geringe Kosten, Vereinfachung und die Kon­trolle über die eigenen Finanzen dem Kunden vermitteln wollen (49).

2.5 Potenziale

Das Potenzial von FinTechs in Deutschland sollte man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Schließlich steht ein existierendes FinTech Startup, nicht automatisch für ein etabliertes, gewinnbringendes Unternehmen, was riesigen Kundenzuwachs und Markt­anteile vorweisen kann, oder eine vernünftige Alternative zu traditionellen Banken dar­stellt (50). Dennoch gibt es auch FinTechs, die mittlerweile absolut im Markt etabliert sind und deren Dienstleistungen genutzt und gefragt sind und die sogar über die Res­sourcen verfügen, im Markt einen Verdrängungsfaktor für traditionelle Finanzdienstleis­ter entstehen lassen zu können (51). Mittlerweile existieren auch über 400 FinTechs in Deutschland, nach der Statistik der Untemehmensberatung Barków Consulting (52) und somit ist ein Anstieg an Neuunternehmen in diesem Segment in vollem Gange. Aller­dings ist, trotz der innovativen Ideen der FinTechs, das Erreichen der Gewinn-schwelle noch weit entfernt. Im Jahr 2015 investierten Wagniskapitalgeber, laut Barków Consul­ting, 376 Millionen Euro Eigenkapital in deutsche FinTechs. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass im Schnitt jedes FinTech nur 1 Million Euro in etwa erhält. Mit die­sem geringen Investitionskapital lässt sich, vermutlich auch keine starke Unternehmens­große aufbauen und somit auch kaum eine Konkurrenz für etablierte ressourcenstarke Finanzdienstleister. Auch der Gang an die Börse, blieb den meisten FinTech Startups in Deutschland bisher verwehrt (53). Es gab im Jahr 2015 nur 2 deutsche FinTechs, die börsennotiert waren (54). Allgemein betrachtet, liegt das an der Interpretation des Un- ternehmertums in Deutschland. Die Risikobereitschaft in Deutschland ist verhältnismä- Big gering, im Gegensatz zu anderen Ländern wie den USA. Egal ob es um Investoren­oder Gründerseite geht (55). Trotz der geringeren Investitionen, wird der Marktanteil in einer Studie der Investors Marketing Management Consultants AG von FinTechs bis zum Jahr 2020 bei Konsumentenkrediten auf 5,5 Prozent, bei Geldanlage auf 2,5 Pro­zent und Girokonto auf 0,5 Prozent prognostiziert. Der Einfluss von FinTechs, wird vor allem, auf das Privatkundengeschäft Auswirkungen haben. Diese Studie besagt auch, dass das Potenzial für starkem Wachstum in der Branche existiert, allerdings noch keine wirkliche Bedrohung für traditionelle Banken darstellt und somit das Marktpotenzial begrenzt ist. Potenzial steckt, vor allem in den, im Internet etablierte, ressourcenstarke und gut aufgestellte Marktteilnehmern wie Google, Amazon, Apple und Android. Wenn diese Großunternehmen einzelne Marktsegmente an Finanzdienstleistungen für sich ent­decken, kann das zu einer Bedrohung werden. Die digitalisierten und vereinfachten Pro­dukte von FinTechs ändern die Kundenerwartungen und könnten dadurch den branchen­fremden Großunternehmen den Weg in den Markteintritt weisen. Dabei darf nicht über­sehen werden, dass auch die Kunden und ihr Verhalten sich verändern und sich in Rieh- tung Digitalisierung bewegen. Damit besteht natürlich auch ein Potenzial zur Verände­rung der Marktbegebenheiten und in Richtung von intemetaffinen Kunden (56) und so­mit die Chance auf neue und mehr potenzielle Kunden. Bereits jetzt zeigt sich, welches Potenzial bei Konsumentenkrediten vorhanden ist. Laut Investors Marketing, belief sich das Volumen von neu ausgegebenen Konsumentenkrediten im Voijahr, auf 80 Milliar­den Euro. Davon werden jedes Jahr ungefähr 14 Milliarden online vergeben. Hier be­steht, nach der Studie, das Potenzial für FinTechs, 20 Prozent Marktanteile an den onli­ne vergebenen Konsumentenkrediten zu erreichen und somit ein Volumen von 2,8 Milli­arden Euro. Des Weiteren, wurden Kredite in Höhe von 8 Milliarden Euro abgelehnt. Geht man also von 20 Prozent der nicht vermittelten Kredite von traditionellen Banken aus, die dann von FinTechs vermittelt werden könnten, ergibt sich ein weiteres Markt­potenzial von 1,6 Milliarden Euro (57). Im Vergleich zu den USA, wo der größte Markt­teilnehmer im Segment lending-based Crowdfunding (Kreditvergabe, finanziert durch viele Personen (58)), Lending Club allein 4,4 Milliarden US-Dollar vermittelte (Stand: 2014), steht es kaum im Verhältnis (59). Das Volumen des Crowdfunding Markts ist in den USA ,viel größer als in Deutschland. Allerdings liegt das vor allem daran, dass die USA weltweit den größten Crowdfunding Bereich hat. In Deutschland hat die Entwick­lung der Bekanntheit von Fintech Unternehmen in den letzten Jahren zugenommen, al­lerdings sind durch die Angst vor Missbrauch von Daten und deren Diebstahl die deut­sehen Kunden, eher zurückhaltend (60). Dazu kommt, dass die Investoren in Deutsch­land weniger Risiko eingehen und vorwiegend, in festverzinsliche Sparverträge inves­tieren (61). Im Bereich Kredit ist es zudem schwierig Kunden zu er-werben, da viele Personen schon über ihre Bank einen Kredit erhalten und diejenigen deren Kredit abge­lehnt wird, haben meist vermutlich keine positive Bonität und somit ein höheres Aus­fallrisiko. Zudem ist es schwierig bei niedrigen Zinsen profitable Kreditgeschäfte abzu­schließen. Denn die meisten internetaffmen Kunden in Deutschland, erwarten viel bes­sere Konditionen für nachgefragte Kredite von FinTechs, als von den traditionellen Ban­ken (62).

3. Bedeutung des Internets für Bankdienstleistungen

In diesem Teil, wird auf den Zusammenhang zwischen der Digitalisierung und Finanz­dienstleistungen näher eingegangen und kurz erklärt, wie die Entwicklung des Internets dazu geführt hat. Des Weiteren, wird gezeigt, welche Eigenschaften von Finanzdienst­leistungen den Weg zur Internetfähigkeit ebnen und welche Eignung sie für den Absatz­weg Internet aufweisen. Ein weiterer Aspekt der behandelt wird ist, wie FinTechs die Digitalisierung und das ökonomische Potenzial des Internets für sich entdeckt, genutzt und ausgebaut haben und wie sie sich für ihre Geschäftszwecke ergeben. Es wird erläu­tert, wie sich FinTechs entwickelt haben und welche Bereiche im Finanzdienstleistungs­sektor daraus entstanden sind. Zuletzt wird darauf eingegangen, wie traditionelle Ban­ken, den neuen Wandel in der Finanzbranche entgegen wirken.

Im Internet entstehen immer mehr Möglichkeiten, das Leben von jedem Ort, zu jeder Zeit zu steuern. Früher war der größte Schwachpunkt des Internets, die benutzerun­freundliche und komplizierte Anwendung. Das änderte sich im Jahre 1989, durch die Entstehung des World Wide Web, welches seit 1992 als weit veröffentlichter Internet­dienst verfügbar geworden war. Der Nutzer hat eine Software auf seinem PC, mit der er auf Servern im Internet zugreifen kann, die ihm kontinuierlich Informationen bereitstel­len. Der Browser ist dabei die Hilfestellung, um zu navigieren und Informationen zu vi- sualisieren. Allerdings kam es erst, durch die Preissenkungen im PC Segment, wie auch der Steigerung der Hardware, benutzerfreundlichere, kostenlose Browser und Bereitstei­lung kommerzieller Anbieter für Zugänge zum Internet, zu einem rasanten Ап-Stieg von Privatnutzern (63). Das Internet ist nicht mehr, nur eine Plattform, um von entfernten Orten miteinander kostengünstig und schnell kommunizieren zu können. Es ist viel mehr eine Organisation für das Leben geworden. Es wird darüber alles mögliche ge­kauft und Verkauft, kommuniziert, Verträge geschlossen, Daten und Dokumente ver­schickt, Verhandlungen getätigt und Informationen ausgetauscht und veröffentlicht und das alles global. Durch diese internationalen, kurz-und langlebigen Verflechtungen wird der Gedanke, Finanzen im Internet zu tätigen immer präsenter (siehe Abbildung 3) (64). Auch intemetfähige mobile Endgeräte bekommen immer mehr Fähigkeiten und das Be­dürfnis des mobilen Bezahlens und Kontoverwaltung von unterwegs, werden immer re­levant er (65).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Intemetnutzung in der deutschen Bevölkerung

Quelle: Brandt, M. (2016): statista GmbH

3.1. Bankdienstleistungen im Internet

Banken und ihre Geschäftsmodelle, basieren auf einer informationsverarbeitenden-und produzierenden Organisation. Dabei sind Informationen gleichzeitig, Rohstoff und End­produkt. Das Internet bietet neuartige und vielfältige Vertriebskanäle, wie auch Kommu­nikationswege zur Interaktion mit bestehenden und potenziellen Kunden. Weiterhin, bieten Innovationen auf dem Gebiet der Informationstechnik, neue strategische und ökonomische Handlungsoptionen (66). Tendenziell wird sich das Internet als Vertriebs­kanal für Finanzdienstleistungen, immer mehr steigern. Wahrscheinlich werden digitale Vertriebskanäle nicht mehr als Zusatzleistung gesehen, sondern als Grundvoraussetzung für eine Bankverbindung und somit Grundlage zur Kundenbetreuung und Kundenge­winnung. Schon Ende der 1990er Jahre, wurde von der Unternehmensberatungsgesell­schaft Booz-Allen & Hamilton prognostiziert, dass in 10 Jahren das Internet als wich­tigster Vertriebskanal für Finanzdienstleistungen bzw. Bankdienstleistungen fungieren wird (67). Angesichts solch einer Prognose, aber auch die Zeichen des rasanten techno­logischen Wandels, wie auch die Entstehung von FinTechs hätten traditionellen Banken verdeutlichen sollen, dass es höchstwahrscheinlich unumgänglich ist, das Internet in die Vertriebswegeplanungen mit einzubeziehen und den strategischen Fokus darauf zu le­gen (68). Das Internet beinhaltet andere Herausforderungen für Bankdienstleistungen. Gerade im Privatkundengeschäft bietet es die Möglichkeit, durch die Transparenz der Preise und Produkte, dass der Kunde sich, das für ihn am besten zugeschnittene Ange­bot, heraussucht. Weiterhin ist zu beachten, dass Internetkunden meist eine geringere Bankloyalität haben als Filialkunden, da ein persönlicher Kontakt zwischen einem Bera­ter und Kunden fehlt. Der Kontakt, zwischen Bank und Kunde vollzieht sich, in erster Linie, rein virtuell und somit muss, schon bevor ein persönlicher Kontakt entsteht, die bedarfsgerechten Angebote offeriert werden. Zudem ist die Erfassung und Erweiterung von Daten für die Kundendatenbank, zur zielgerichteten und bedarfsgerechten Angebotserstellung erschwert, da solche normalerweise erst nach vielen persönlichen Gesprächen erfasst werden können. Umso relevanter ist es, den Auftritt im Internet so zu gestalten, dass sich Ansprüche und Wünsche des Kunden widerspiegeln und somit das Angebot absolut kundenorientiert arbeitet (69).

Bankdienstleistungen bzw. Finanzdienstleistungen gehören zu der Güterkategorie Dienstleistungen, was bereits die Begriffe selber deutlich machen. Allerdings weisen sie mehrere Besonderheiten auf, die sich in Produktion und Vertrieb deutlich machen. Die Merkmale von Finanzdienstleistungen, die in erster Linie zur Eignung für den Vertriebs­weg Internet von Bedeutung erscheinen, sind: Immaterialität, hoher Standardisierungs­grad, Erklärungsbedürftigkeit, Nichtlagerungs-und Nichttransportfähigkeit, Integration externer Faktoren in den Erstellungsprozess und Gestaltung durch Verträge (70). Die meisten dieser Merkmale zeigen, wie optimal, sich Finanzdienstleistungen für den Ver­triebsweg Internet eignen und erklären sich wie folgt: Immaterialität bedeutet, dass eine Finanzdienstleistung nicht materialisiert ist d.h. in ihrem Endergebnis nicht in einer physischen Form von Substanzen oder Gütern existiert. Natürlich kann beim Erstei­lungsprozess einer Finanzdienstleistung der Einsatz materieller Produktionsfaktoren wie Z.B. Formulare zum tragen kommen. Daraus resultiert, dass einen Finanzdienstleistung im Prinzip überall erbracht werden kann und keine spezifischen Anforderungen an den Produktionsort stellt (71). Der hohe Standardisierungsgrad bedeutet, in diesem Zusam­menhang, die Vereinheitlichung von Finanzdienstleistungen nach bestimmten Mustern (72). Die Höhe der Erklärungsbedürftigkeit kann sich an der Standardisierung, Informa­tionsgrad und Art der Leistung messen (73). Dadurch, dass Finanzdienstleistungen nichtlagerungsfähig sind, ist eine Produktion auf Vorrat nicht möglich und somit auch nicht nötig und dadurch die Nichttransportfähigkeit im physischen Sinne, auch durch die Immaterialität, irrelevant (74). Die Einbindung von externen Einflüssen ist notwen­dig für die Erstellung einer Finanzdienstleistung. Darunter ist zu verstehen, dass der Kunde als Dienstleistungsabnehmer, externe Einflüsse in die Erstellung einer Finanz­dienstleistung mit einbringt, weil eine ausschließlich auf bankinteme Produktionsfakto­ren basierende Finanzdienstleistung, noch keine am Markt absetzbare Leistung darstellt (75). Solche externen Einflüsse sind Z.B. Informationen über die Person des Kunden oder persönliche Präferenzen. Der Kunde tritt also nicht direkt als Abnehmer einer Fi­nanzdienstleistung auf, sondern die Leistung wird nach seinen Vorstellungen konfigu- rieri, so ermöglicht die Interaktion des Kunden mit dem Finanzdienstleister, die indivi­dualisierte Ausrichtung der Finanzdienstleistung auf die Bedürfnisse des Kunden (76). Bei Vertragsschluss zwischen Finanzdienstleister und Kunde sind einige Informations- pflichten zu beachten, es ist aber möglich auch im Fernabsatz solche Verträge zu schlie­ßen, da sie mit Verträgen die in Geschäftsräumen geschlossen werden, normalerweise gleichgestellt sind (77).

Die Eigenschaften von Finanzdienstleistungen zeigen, dass die informationsbasierte Grundlage des Produktionsprozesses und des Endprodukts vordergründig für die Eig­nung für den Absatzweg Internet spricht. Um diesen Absatzweg zu nutzen, sollten inter­netfähige Absatzprozesse und Finanzprodukte entwickelt werden. Dabei sind wesentli­che Punkte als Voraussetzung zu erfüllen, wie die Reduzierung der Erklärungsbedürftig­keit und der damit zusammenhängende Kommunikationsbedarf zum Zweck der Bera­tung, durch hohe Standardisierung, die dafür sorgt, dass das Angebot und der Erstei­lungsprozess verständlich und einfach ist und alle Fragenkomplexe im Vorfeld geklärt werden können (78). Die internetbasierten Kommunikationsabläufe müssen weitgehend standardisiert sein, während das konfigurieren der Finanzdienstleistung, individuell und nach den Bedürfnissen des Kunden angepasst werden kann. Wenn davon aus-zugehen ist, dass die Profildaten des Kunden vorhanden sind, kann jeder im Internet er-folgende Kontakt zu ihm, zur automatischen Datengenerierung und zur fortlaufend, individuellen Ergänzung der Leistung und des Angebots genutzt werden und somit kostengünstiger sind (79). Eine weitere Eigenschaft, die eine gewisse Intensität an Herausforderung dar­stellt, ist die Vertrauensempfindlichkeit von Finanzdienstleistungen. Die Anbieter von Finanzdienstleistungen im Internet stellt das vor die Aufgabe, ohne vorherigen oder per­sönlichen Kundenkontakt eine vertrauensvolle, seriöse und sichere Geschäftsbeziehung aufzubauen und zu vermitteln. Eine Möglichkeit dazu wäre, das an-bieten und betreiben einer sicheren Transaktionsplattform, mit der rechtsverbindliche Verträge geschlossen werden können. Eine weitere Herausforderung könnten komplexe und verhandlungsin­tensive Dienstleistungen sein, die einen hohen Beratungsbedarf haben und diese über den Vertriebskanal Internet zu vertreiben (80). Wie auch die Verwaltung und Beratung von Geschäftskunden die, je nach Komplexität ihrer Anliegen, kaum ohne persönlichen Kontakt und spezifischen Fachkenntnissen beraten und ausreichend betreut werden könnten, ob bei Kleinunternehmen, im Mittelstand oder bei Großunternehmen (81).

3.2. Entstehung und Entwicklung von FinTechs

Der Mittelpunkt der FinTech-Bewegung sind die USA, wo die erfolgreichsten Innova­tionen im Finanzsektor vermutlich, auch entstanden (82). Wie vorher schon erwähnt, ist das Entstehen von FinTech Startups eine Entwicklung aus dem Misstrauen gegenüber traditionellen Banken, was sich vor allem, aus der Finanzkrise im Jahr 2008 (83) entwi- ekelte. Ein weiterer Aspekt war die wenig innovative Entwicklung der traditionellen Banken, über Intemetbasierte Vertriebswege und die Entwicklung der Gesellschaft, die immer mehr in die Richtung Digitalisierung läuft. Obwohl die meisten Bankkunden ein, eher traditionelles Kundenmuster in Deutschland aufweisen, nimmt der Anteil an inter­netaffmen Konsumenten zu (84). Weltweit existieren mittlerweile 12000 FinTech Star­tups und im Jahr 2015 wurden von Investoren bereits 21 Milliarden US-Dollar für sol­che Unternehmen bereitgestellt. Wo am Anfang nur junge Startups standen, entwi ekel­ten sich wachstumsstarke Unternehmen, wie die US-amerikanischen FinTechs Funding Circle, S0Fİ oder Lending Club, die teilweise sogar mit 1 Milliarde US-Dollar bewertet werden (85). Die rasante Entwicklung von FinTechs kommt auch, durch ihre Eigen­schaften und Merkmale. FinTechs brauchen weder große Geschäftsgebäude, noch ein breites Netz an Geschäftsstellen und benötigen, unter anderem, deswegen weniger Mit­arbeiter und dem entsprechend schnell, sind sie auf dem Markt vertreten. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie nur bedingt regulatorischen Maßnahmen unterliegen. Das macht jun­ge FinTech Startups zu flexiblen und dynamischen Unternehmen, die vielleicht dadurch noch digitale Talente anziehen. In dieser Kombination können sie Finanzdienstleistun­gen für mobile Endgeräte in Form von Apps oder für den Computer entwickeln, die in­tuitiv zu bedienen sind und permanent durch Updates weiterentwickelt werden. Dadurch ist es möglich mit verhältnismäßig geringfügigen Mitteln, schnell ein Startup zu bilden. Sie setzen nicht auf persönlichen Kundenkontakt wie Banken, sondern auf Aggregati­onsservices (86) d.h. zusammenführen von Daten oder Einheiten mit gleichartigen Merkmalen zu einer Einheit, um Zusammenhänge zu ermitteln (87). Dabei basieren ei­nige Geschäftsmodelle von FinTechs auf Algorithmen, die sich anpassen können und schnell reagieren und das eingreifen von Menschen nahezu überflüssig machen. Diese Eigenschaften von FinTech Startups schaffen eine extreme Agilität. Ein weiteres Merk­mal ist die Spezialisierung, wobei sich FinTechs auf einzelne Sparten konzentrieren, während die meisten traditionellen Banken versuchen, die ganze Wertschöpfungskette an Finanzdienstleistungen zu bedienen. Dabei fokussieren sich viele FinTechs auf Ziel­gruppen, wie vor allem das Privatkundengeschäft. Dabei profitieren sie von dem verän­derten Verhalten der Nutzer, die sich in Richtung Digitalisierung bewegt, denn jeder zweite in Deutschland verfügt über ein Intemetfähiges Smartphone oder Tablet, was eine Voraussetzung für das Durchführen von mobilen Finanzdienstleistungsprozessen darstellt und somit das Potenzial für die Angebote von FinTechs mitbringt (88). Die Fo­kussierung besteht auch darin, dass viele FinTechs ihre Geschäftsidee an den leicht stan­dardi si erenden Produkten ansetzen, die leicht zu automatisieren sind (89). So wird es dadurch ermöglicht, aber auch durch die effizientere Nutzung von Informationen und sinkende Kosten durch Internettechnologien, dass immer mehr Startups einen leichteren Markteintritt haben (90). Trotzdem ist das Angebot von FinTechs noch begrenzt, denn wenn es um komplexere und beratungsintensive Bankgeschäfte geht, sind die traditio­nellen Finanzdienstleister gefragt, weil Z.B. ein Gang an die Börse nicht einfach stan­dardisiert und automatisiert über Internet basierende Angebote laufen kann. Außerdem bremsen die regulatorischen Maßnahmen, die mit Kosten und Knowhow verbunden sind und die hohen Markteintrittsbarrieren, die Stamps vor Banklizenzen (91). So ent­steht ein Wettbewerbsvorteil für die etablierten Finanzdienstleister und alternativ gehen FinTechs Kooperationen mit ihnen ein, um die lizenzpflichtigen Transaktionsprozesse, ausgelagert, im Hintergmnd über sie laufen zu lassen (92). Doch existieren mittlerweile auch FinTechs, die sich in den Markt etabliert haben und sogar welche, die über eine E- Money Lizenz verfügen, wie Google und Facebook, die damit im Stande sind ihre Fi­nanzdienstleistungen zu erweitern (93).

3.2.1. Digitaler Zahlungsverkehr

Eine E-Money Lizenz erfordert es, nach § 8 ZAG, wenn man im Inland Zahlungsdiens­te, als Zahlungsinstitut erbringen möchte (94). Solchen ressourcenstarken Großunter­nehmen, wie Google und Facebook ermöglichen E-Money Lizenzen, als starke Konkur- renz zu etablierten Girokonto Anbietern am Markt zu partizipieren. Eine E-Money Form beinhaltet softwaregestützte Produkte, die dafür da sind, elektronisch gespeicherte Wer­teeinheiten über Telekommunikationsnetze, wie das Internet zu übertragen und somit Guthaben zu verschieben und das ohne Speichermedium, da die Guthaben über eine Cloud gespeichert werden. So gelingt es FinTechs, den gewöhnlichen Zahlungsver­kehrsweg über das Girokonto zu umgehen und eine eigene, neue Variante an Zahlungs­Verkehrslösung anzubieten. Dadurch können traditionelle Banken ihre Schnittstelle zu ihren Kunden verlieren und dadurch, dass diese E-Money Großunternehmen ihre Zah­lungsmethoden auf gewissen Internet Einkaufsplattformen auch noch günstiger und als bevorzugte Zahlungsmaßnahme anbieten, wird dementsprechend ein Zuwachs an Kun­den erworben und gleichzeitig das Zahlungsprodukt rasant verbreitet (95). Trotzdem ist diese Zahlungsmöglichkeit in Deutschland noch wenig angenommen. Es ist sogar ein Rückgang in der Anzahl von E-Money Transaktionen von 26,2 Prozent von 43,1 Millió- nen im Jahr 2009 auf 31,8 Millionen im Jahr 2013 zu verzeichnen gewesen. Das liegt, in erster Linie, an der Sorge um die Datensicherheit bei Zahlungsverkehrsmethoden von FinTechs, was für 36 Prozent Hemmnis bei der Nutzung solcher Finanzdienstleistungen sorgt (96).

3.2.2. Crowdfunding

Der Bereich des Crowdfunding wächst dagegen kontinuierlich. So verzeichneten deut­sehe Crowdinvesting-Plattformen zu Beginn des Jahres 2015 ein enormes Wachstum von 83 Prozent Steigerung des Finanzierungsvolumens, im Gegensatz zum Jahr 2014. Dieser Erfolg beruht, vor allem, auf den sich steigernden Bekanntheitsgrad dieser An- lage-und Finanzierungsform und das damit zusammenhängende, zunehmende Interesse der Öffentlichkeit, was zu einer breiteren Akzeptanz für Investitionen in das Crowdfun­ding führt. Durch die zunehmende Popularität des Crowdfunding und steigende Beteili­gung von Privatpersonen, erließ der Gesetzgeber am 1. Juli 2015 strengere Regeln, um unter anderem auf das Verlustrisiko, welches zum Totalverlust führen kann, hinzuwei­sen. Diese neuen Regularien führen allerdings dazu, dass das deutsche Crowdinvesting im internationalen Vergleich verhältnismäßig klein ist (97). Die Crowdfunding Plattfor­men haben erkannt, dass viele Unternehmensneugründungen an der Finanzierung schei- tern. Vor allem in der Gründungsphase, wo viele Startups Finanzierungsmittel benöti­gen, wird die Gewährung von Krediten versagt. Das liegt unter anderem daran, dass Startups meist keine hinreichenden Sicherheiten bieten können und das Risiko des Rückzahlungsausfall hoch sein kann, weil nicht abgeschätzt werden kann, wann diese Jungunternehmen einen gewissen Umsatz generieren und sind so, für die meisten tradi­tionellen Finanzdienstleister unattraktiv (98). Somit ist, aus ökonomischer Sicht, die Be­reitstellung von Finanzierungsmöglichkeiten durch Crowdfunding Plattformen eine Marktlücke, gerade wenn es um die Finanzierung in der Gründungsphase von Startups geht. Vermutlich werden nicht nur in der Finanzierung von Startups, mittel-bis langfris­tig Marktanteile an Crowdfunding Anbieter zu Lasten traditioneller Banken fallen, da diese FinTechs einen immer größeren Zulauf bekommen und sich permanent weiterent­wickeln (99).

3.2.3. Social Trading

Eine weiterer FinTech Geschäftsbereich, ist Social Trading, welches eine neue Form des Anlegens bezeichnet. Dabei werden auf Internet Plattformen Handel si deen-und signale veröffentlicht, um interessierten Pri vatani egern es zu ermöglichen, mit ihrem Wertpa­pierdepot, an diesen Handelssignalen, auch zum Teil automatisch zu partizipieren (100). Social Trading wird immer mehr, zu einem relevanten Aspekt in der Portfoliozusam­mensetzung deutscher Anleger. So verzeichnet die, in Deutschland führende Social Tra­ding Plattform, Wikifolio, ein Wachstum an ihren selbst kreierten Zertifikaten im Januar 2013 von 30 Millionen Euro, was ein Wachstum von 400 Prozent zum Vorjahr darstellt. Die deutschen Nutzer solcher Konzepte, sehen die hohe Transparenz und das, als ge­rechtfertigt angesehene Gebührenmodell, als ausschlaggebend für die Benutzung sol­cher Social Trading Plattformen. Trotz der wachsenden Bedeutung von Social Trading, ist der Markt für solche Anlageprodukte noch nicht sehr groß, weil verhältnismäßig we­nige Anleger in Deutschland auf Zertifikate zurückgreifen (101). Auch die Entwicklung von persönlicher Finanzverwaltung, oder Personal Financial Management in Deutsch­land, durch digitale Transaktionsabwicklung und damit für Online-Banking nimmt im­mer mehr zu.

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Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Ziele und Potenziale von FinTech Startups in Deutschland
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale
Note
1,9
Autor
Jahr
2016
Seiten
85
Katalognummer
V438021
ISBN (eBook)
9783668796171
ISBN (Buch)
9783668796188
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ziele, potenziale, fintech, startups, deutschland
Arbeit zitieren
Gordian Müller (Autor:in), 2016, Ziele und Potenziale von FinTech Startups in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438021

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