Kinderladen und Elterninitiative. Organisationsmodelle aus Elternperspektive

Eine qualitative Studie


Masterarbeit, 2015

454 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung
1.1 Relevanz des Themas
1.2 Ziel der Masterarbeit
1.3 Aufbau der Masterarbeit

2. Überblick zum Stand der Forschung

3. Kinderläden und Elterninitiativen
3.1 Gründung und Aufkommen der Kinderläden
3.1.1 Die Ursprünge und der Entstehungskontext der Kinderläden
3.1.2 Zur Situation des ursprünglichen Organisationsmodells
3.1.3 Fazit
3.2 Kinderläden und Elterninitiativen im Wandel der Zeit
3.2.1 Das weiterentwickelte Organisationsmodell
3.2.2 Zur Situation der heutigen Kinderläden
3.2.3 Das Netzwerk der Kinderläden
3.2.4 Fazit
3.3 Eltern in Kinderläden und Elterninitiativen
3.3.1 Elternengagement und Partizipation
3.3.2 Elternstruktur
3.3.3 Fazit

4. Forschungsdesign
4.1 Methodologische Überlegungen
4.2 Darstellung der Erhebungsmethode
4.3 Vorgehen bei der Datenerhebung
4.3.1 Forschungsleitende Fragestellungen
4.3.2 Die Leitfadenentwicklung
4.3.3 Das sample
4.3.4 Die Durchführung
4.3.5 Die Transkription
4.3.6 Selbstreflexion als Rolle der Forschenden
4.4 Vorgehen bei der Datenauswertung

5. Darstellung und Diskussion der Ergebnisse
5.1 Überblick über die Interviews
5.2 Darstellung der Schlüsselkategorien
5.2.1 Entwicklung der Schlüsselkategorien
5.2.2 Schlüsselkategorie I: Fremdbetreuung mit familiären Strukturen
5.2.3 Schlüsselkategorie II: Kinderladen als annehmbare Herausforderung im Alltag
5.3 Diskussion der Ergebnisse

6. Zusammenfassung und Ausblick
6.1 Reflexion des Forschungsprozesses
6.2 Ausblick

7. Literaturverzeichnis
7.1 Unveröffentlichte Diplomarbeiten
7.2 Filmbeiträge

Danksagung

Anhang

1. Anschreiben für Erstkontakt

2. Datenschutzerklärung

3. Soziodemographischer Fragebogen

4. Interviewleitfaden

5. Transkriptionsregeln

6. Transkripte

7. Überblick der Interviews: Soziodemographische Daten

8. Überblick der Interviews: Postskripte/ Dokumentationsbögen

9. Kodeliste

10. Kategorienliste

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kodierparadigma

Abbildung 2: Schlüsselkategorie I

Abbildung 3: Schlüsselkategorie II

Abbildung 4: Überblick der Herkunft der Schlüsselkategorien

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Stand der Forschung seit 1997

Tabelle 2: Thesen zur Persistenz von Kinderläden

Tabelle 3: Gründungsmotivationen aus politischen und gesellschaftlichen Veränderungs-situationen

Tabelle 4: Motive des Elternengagement in Elterninitiativen

Tabelle 5: (Eltern-)Aufgaben im Kinderladen

Tabelle 6: Verhältnis der Elternstruktur im Vergleich

Tabelle 7: Kategorienliste

Vorwort

Sozialpädagog_innen sind in den unterschiedlichsten Bereichen des sozialen Lebens tätig, so auch in der Elementarpädagogik. In diesem Teilgebiet der Sozialen Arbeit habe ich für über zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt. Zunächst im Rahmen meines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Jahr 2008, später nach meinem Bachelorstudium ab 2012 als Sozialpädagogin, habe ich in einem Kinderladen gearbeitet. Der Existenz und Bedeutung dieser Einrichtungsform war ich mir bis dahin nicht bewusst. Ich habe diese Form der Kinderbetreuung als lebendigen Ort kennen gelernt, in welchem die Kinder den Mittelpunkt darstellen und den die Eltern aktiv mitgestalten. Die dadurch gegebenen Partizipationsmöglichkeiten innerhalb einer Kindertageseinrichtung scheinen mir einmalig zu sein und halten sich seit über 40 Jahren, wenn die Geburt der Kinderläden um das Jahr 1968 festgemacht wird.

In den Jahren zwischen meinem FSJ und meinem Berufseinstieg, so scheint es mir, hat sich einiges verändert. Eltern beklagen sich über zu wenig Zeit für die aktive Mitarbeit im Kinderladen, da diese im Spannungsfeld zur beruflichen Erwerbsarbeit stehen würde. Das Kochen, ein bis dato nicht angezweifelter Bestandteil des Kinderladenalltags, wird in Frage gestellt und eine Alternative in Form eines Caterings oder eines Koches/ einer Köchin durchdacht. Die im Kinderladen gelebte flache Hierarchie, die sich dadurch auszeichnet, dass keine Leitung in der Einrichtung vorhanden ist und stattdessen im Team als auch in der Elternschaft alles basisdemokratisch abgestimmt wird, wird angezweifelt und die Implementierung einer Leitungsstelle, die für die Erzieher_innen als auch für die Eltern eine zentrale Rolle einnehmen soll, wird konkret diskutiert. Diese neuerlichen Aspekte sind bereits in klassischen Kindertageseinrichtungen, zum Beispiel von kirchlichen oder städtischen Trägern, gängige Norm. Sollten die aufgeführten Punkte zur Umsetzung kommen, wäre eine deutliche Einschränkung bzw. Reduzierung der Teilhabe der Eltern zu befürchten. Es würde also offen bleiben, was einen Kinderladen dann noch auszeichnet.

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, dieses Thema für meine Masterarbeit aufzugreifen, um zu erfahren, wie Eltern das Organisationsmodell in der heutigen Zeit mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen erleben und deuten.

Stuttgart, August 2015 Janina Schmidt

1. Einleitung

Kinderläden sind eine besondere Spezies unter den Kindertageseinrichtungen. Einst begonnen als Revolte gegen die Gesellschaft mit einhergehender Zusammenfindung als Kollektiv, sind Elterninitiativen heute eine anerkannte, wenn auch wenig bekannte Alternative zur Tagesbetreuung für Kinder in städtischen, kirchlichen oder weiteren Einrichtungen mit anderen pädagogischen Konzepten. Dabei hat der Kinderladen von damals eine Entwicklung durchlaufen, die in dem heute gängigeren Wort der Elterninitiative mündet. Einige Grundpfeiler der Kinderläden von damals sind geblieben, viele Aspekte haben sich allerdings auch verändert. Was ist also übrig geblieben von den Kinderläden der Kinderladenbewegung der 1968er?

In dieser Forschungsarbeit steht das Organisationsmodell im Vordergrund und blendet größtenteils die pädagogische Seite der Kinderläden aus, die jedoch insgesamt nicht zu vernachlässigen ist. In der Literatur werden unterschiedliche Bezeichnungen dieses Organisationsmodells verwendet: Kinderladen, Elterninitiativen, Eltern-Kind-Initiativen, Eltern-Kind-Gruppen, Elterninitiativkitas o.ä. In der vorliegenden Masterarbeit werden die Bezeichnungen Kinderladen und Elterninitiative gleichwertig benutzt.

Als Definition von Kinderladen bzw. Elterninitiative wird auf die von FREILING (2003, S.65) zurückgegriffen, „so sind [Kinderläden bzw. Elterninitiativen] selbstorganisierte Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder von null bis sechs Jahren gemeint, die von Eltern (Ehrenamtlichen) und dem Fachpersonal (Hauptamtlichen) organisiert werden“. Dabei sind selbstorganisierte Kinderbetreuungseinrichtungen Merkmalsträger und kennzeichnen sich durch folgende Aspekte aus (vgl. Freiling 2003, S.70):

- Mitwirkungs- und Gestaltungsrechte aller Mitglieder
- umfangreiche unbezahlte und nicht professionelle Tätigkeiten der Mitglieder
- demokratische Entscheidungsstrukturen
- Übereinstimmung zwischen den Interessen der Mitglieder und den Zielen der Organisation
- Anerkennung als freier Träger der Kind- und Jugendhilfe
- Eintragung als gemeinnützig anerkannter Verein mit Rechtsform e.V.

Die Forschung zu Kinderläden ist nicht umfangreich: „trotz der öffentlichen Aufregung um sie, entstand keine Forschung, die über die programmatischen Erklärungen der Beteiligten hinaus die Entstehungsbedingungen, die Annahmen und die Realität der Kinderläden beschrieben und analysiert hätte“ (Palm/ Winkler 1995, S.82-83). Dennoch lassen sich einige wenige Studien aus der neueren Zeit zu dem Thema recherchieren, die in Kapitel 2 skizziert werden. Empirische Studien zu Ergebnissen der Kinderladenerziehung oder auch zu Unterschieden zwischen Kinderladen und Kindergärten/ Kindertageseinrichtungen fehlen bislang nahezu vollständig. Ebenso wird in der Literatur darauf verwiesen, dass keine Theorie zur Institution Kinderladen geschrieben wurde, vielmehr wird das Aufkommen der Kinderläden durch verschiedene historische Ereignisse zur Zeit der 1968er Bewegung erklärt. Hinzu kommt, dass viele Dokumente über die Entstehung und Gründung der Kinderläden meist nur als graue Literatur existieren und dementsprechend selten geworden sind (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.82-83).

1.1 Relevanz des Themas

Der Kinderladen hat als Organisationsmodell einige Gründungsphasen durchlaufen, die im späteren Verlauf der Arbeit aufgezeigt werden. Zuletzt, soviel sei verraten, steht Anfang der 2000er Jahre der Dienstleistungsgedanke, der in der Kinderbetreuung allgemein und im Kinderladen speziell Einzug gehalten hat. Gleichzeitig unterscheiden sich die gesellschaftlichen und familiären Strukturen und Diskurse der Gründungsjahre in den 1960er Jahren zu den heutigen 2010er Jahren. Angefangen bei heute häufig zu findenden Patchworkfamilien und alleinerziehenden Eltern bis hin zum veränderten Ernährermodell, in dem nicht mehr nur der Vater für die ‚Ernährung‘ der Familie zuständig ist, sondern auch die Mutter zum Familieneinkommen beiträgt (vgl. Funcke/ Menne 2014). Mütter sind i.d.R. nicht mehr auf die Rolle der Hausfrau festgeschrieben, sondern arbeiten in den meisten Fällen mindestens in einem Teilzeitjob. Damit erfährt das Thema ‚Vereinbarkeit von Familie und Beruf‘ eine große mediale und gesellschaftliche Relevanz. Diese veränderten Strukturen in der Gesellschaft können an der Kinderladen-Infrastruktur nicht spurlos vorbei gegangen sein.

Es könnte davon ausgegangen werden, dass Eltern eine möglichst perfekte Kinderbetreuung für ihr Kind wollen, wenn sie es schon über einen längeren Zeitraum als es früher üblich war, betreuen lassen (müssen). Was ist aber aus ihrer Sicht die perfekte Kinderbetreuungseinrichtung? Und was sind in der heutigen Zeit die Motive und Beweggründe von Eltern, sich für einen Kinderladen als Betreuungsform zu entscheiden, zu dem, ein Gros an (ehrenamtlichem) Engagement gehört? Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie Familien es schaffen, den Alltag zu organisieren im Spannungsfeld Beruf, Kindererziehung/ -versorgung/ -betreuung und Kinderladenengagement.

1.2 Ziel der Masterarbeit

Ziel dieser Masterarbeit soll es daher sein, den oben aufgelisteten Fragen auf den Grund zu gehen und dabei den Fokus auf die Elternperspektive, also die subjektive Sichtweise der Eltern, gerichtet zu haben. Konkret möchte ich erfahren, wie Eltern in der heutigen Gesellschaft den Kinderladen erleben und deuten und möchte wissen, was sie persönlich über den aktuellen Ist-Zustand der Kinderladen-Einrichtungen denken und was sie möglicherweise auch verändern wollen.

Es soll ein aktuelles Meinungsbild von Eltern aus verschiedenen Kinderläden und Elterninitiativen zu verschiedenen Themenschwerpunkten generiert werden. Die Forschung soll die Motivation des Handelns von Eltern, die eine Elterninitiative als Kindertageseinrichtung für ihre Kinder gewählt haben, hervorbringen.

Die vorliegende Arbeit soll sich in eine kleine Reihe von Forschungsarbeiten zu und über Kinderläden und Elterninitiativen einreihen, die bislang, ein wie oben bereits beschrieben, gering beforschtes Gebiet in der Elementarpädagogik darstellt. Näheres dazu soll im Stand der Forschung (Kapitel 2) nachzulesen sein.

Hilfreich kann die vorliegende Arbeit für die Optimierung von Arbeitsabläufen innerhalb des Organisationsmodells Kinderladen sein, aber auch für Vorstände, partizipierende Eltern, Erzieher_innen oder das Netzwerk der Kinderläden (vgl. Kapitel 3.2.3). Auch für unentschlossene Eltern kann diese Arbeit mithilfe der Ergebnispräsentation eine Orientierungshilfe darstellen.

1.3 Aufbau der Masterarbeit

Die als Forschungsarbeit ausgelegt Masterarbeit beginnt mit einem Überblick zum STAND DER FORSCHUNG. Hier sind sowohl qualitative, als auch quantitative Studien zum Thema Kinderladen und Elterninitiative seit Beginn der 2000er Jahre aufgelistet und in ihren Inhalten skizziert. Es folgt ein theoretischer Hauptteil zu KINDERLÄDEN UND ELTERNINITATIVEN, der einen Einblick in die Thematik der Gründung der Kinderläden und der Weiterentwicklung des Organisationsmodells bietet und anschließend die Rolle der Eltern in Kinderläden beleuchtet. Im Anschluss folgt die Beschreibung des FORSCHUNGSDESIGNS, worin alle wichtigen und zur Nachvollziehbarkeit des Forschungsvorhabens benötigten Schritte festgehalten wurden, bevor der empirische Teil der Forschungsarbeit folgt. In der DARSTELLUNG UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE wird ein Ausschnitt der gewonnenen Ergebnisse präsentiert und durch eine Diskussion an den Stand der Forschung angeknüpft. Abschließend werden in SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK die gewonnenen Ergebnisse zur Forschungsfrage zusammengefasst und damit einhergehend ein Fazit der vorliegenden Arbeit gezogen. In der darauf folgenden Reflexion wird sowohl der Forschungsprozess als auch die eigene Rolle in diesem durchleuchtet. In dem Zusammenhang werden die Gütekriterien qualitativer Sozialforschung herangezogen, um die Forschung ein Stück weit beurteilen zu können. Schließlich wird ein Ausblick für weitere Forschungsvorhaben und Vertiefungen der eigenen Forschung gegeben.

2. Überblick zum Stand der Forschung

Obwohl Kinderläden bzw. Elterninitiativen seit ihrer Gründung Ende der 1960er Jahre bis heute aus der Kinderbetreuungslandschaft nicht mehr weg zu denken sind (vgl. Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband 2011, S.3; Freiling 2003, S.13) und gleichzeitig eine individuelle Alternative zu kirchlichen und staatlichen Kindertageseinrichtungen darstellen, ist der Forschungsstand überschaubar (vgl. Iseler 2010, S.13; Freiling 2003, S.157; Urdze 2013, S.3; Palm/ Winkler 1995, S.83), was durch die nachfolgende Tabelle veranschaulicht wird. Da sich meine Forschung auf das Handeln und Erleben der Eltern aus heutiger Perspektive bezieht, wird der aktuelle Forschungsstand als nicht älter als um die 2000er Jahre definiert.

Tabelle 1: Stand der Forschung seit 1997

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Eigener Entwurf[1]

Einige dieser Forschungsarbeiten, die auch schwerpunktmäßig für diese Masterarbeit verwendet worden sind, sollen im Folgenden skizziert werden.

SILVESTER „untersucht über fast vier Jahrzehnte hinweg, wie sich Erwartungen, Motivationen und Wünsche, die Eltern mit der Vorschulerziehung ihrer Kinder verbinden, im Lauf der Zeit gewandelt haben“ (Silvester 2009, S.14). Ihre Annahme, dass Eltern-Erwartungen an frühkindliche Erziehung in Abhängigkeit von den jeweiligen zeitgeschichtlichen Umständen im historischen Wandel unterliegen (vgl. Silvester 2009, S.14), kann in der qualitativen Studie belegt werden (vgl. Silvester 2009, S.265). Die Elternmitarbeit sieht SILVESTER (vgl. 2009, S.267) ebenfalls in Abhängigkeit der Generationen respektive gesellschaftlich herrschenden äußeren Umständen, so stellt sie die These auf: je mehr Eltern beruflich unter Druck stehen, desto geringer ist ihre Bereitschaft, sich für die Initiative zu engagieren. Daraus schlussfolgert sie das Phänomen des cocooning, also den Rückzug von dem aus den Gründerjahren bestehendem Kollektiv hin ins Private, wodurch sich die ursprüngliche Basis der Kinderläden, nämlich das erweiterte Familiennetzwerk, auflöst. Diese Tendenz des Rückzugs der Familie und das Delegieren von früheren Elterndiensten an externe Firmen habe sich in der heutigen Elterngeneration verstärkt, womit ein Bedeutungsverlust des Initiativgedankens einhergehe, der die Initiativen in ihrer Existenz bedrohen könnte.

ISELER (vgl. 2010, S.19) untersucht in ihrer Dissertation Kinderläden hinsichtlich des Fortbestandes sozialpädagogischer Organisationen. Dabei geht sie der Forschungsfrage nach, wie Kinderläden von den früher 1970er Jahren bis heute überleben konnten. Dieser Frage geht sie mittels drei Fallbeispielen bzw. Fallstudien dreier Kinderläden nach und sucht gleichzeitig typische Merkmale von Kinderladeneltern. Als Schlussfolgerung aus der Forschung stellt sie neun Thesen zur Persistenz von Kinderläden auf, wobei sie klarstellt, dass „keine der Thesen allein die Persistenz der Kinderläden erklären kann“ (Iseler 2010, S.297):

Tabelle 2 : Thesen zur Persistenz von Kinderläden

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

(angelehnt an Iseler 2010, S.297-328)

Darüber hinaus stellt ISELER (vgl. 2010, S.331) fest, dass für das Überleben von Kinderläden eine ausgewogene Balance zwischen Stabilität und Veränderung von Nöten sei, die es letztendlich möglich mache, das Fortbestehen des Organisationsmodells bei gleichzeitiger Anpassung an veränderte Bedingungen zu sichern. Gleichzeitig stellt sie klar, dass Kinderläden multifaktoriell bedingte Gebilde mit einer individuellen Struktur und Organisation seien, weshalb es nicht möglich sei, eine Aussage dahingehend zu treffen, welche der o.g. Thesen entscheidender ist.

Im Rahmen einer quantitativen Studie hat FREILING mit seiner Dissertation einen weiteren wesentlichen Forschungsbeitrag zur Kinderladenentwicklung beigetragen, deren zentrales Ziel es ist, „Kriterien zur Bestimmung der Organisationsqualität in Elterninitiativen zu entwickeln, um die perspektivisch notwendigen Veränderungsprozesse in den Kinderbetreuungseinrichtungen unterstützen zu können“ (Freiling 2003, S.17), wobei das Ausmaß des ehrenamtlichen Engagements von dem Umfang der Berufstätigkeit der Eltern abhängig ist. FREILING geht dabei der Frage nach, „inwieweit selbstorganisierte Einrichtungen ihrem Selbstverwaltungsanspruch noch gerecht werden können und wie organisatorische Veränderungsprozesse in Zukunft gestaltet werden müssen“ (Freiling 2003, S.16). Eine wichtige Forschungshypothese, die in seiner Studie eine zentrale Rolle einnimmt, bezieht sich auf die Relation zwischen beruflicher Belastung der Eltern und das ehrenamtliche Engagement im Kinderladen (vgl. Freiling 2003, S.17). Hier geht FREILING davon aus, dass „mit zunehmender Belastung der Eltern das für selbstorganisierte Einrichtungen notwendige ehrenamtliche Engagement zurückgeht“ (Freiling 2003, S.17). Parallel dazu setzt FREILING (vgl. 2003, S.176-274) in seiner Studie verschiedene Schwerpunkte: Beteiligungsmotive, Ausmaß des Engagements der Eltern, Anreize zur Förderung des Engagements, ehrenamtliche Mitarbeit und Fachkompetenz, um schließlich Gestaltungsempfehlungen erarbeiten zu können.

Als eine weitere wichtige Studie sei an dieser Stelle die Forschung von URDZE (vgl. 2013, S.1) erwähnt, die das Engagement von Eltern in öffentlichen Kitas und in Elterninitiativkitas gegenüber stellt und dabei Strukturen und Arbeitsweisen unterschiedlicher Formen der Elternbeteiligung vergleicht. Mittels der dazugehörigen qualitativen Befragung sollen „Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Strukturen und Arbeitsweisen von Elternbeiräten in öffentlicher [sic] Kitas einerseits - als Vertretern klassischer Beteiligungsformen - und den Elternvertretern von Elterninitiativen - als Vertretern neuer Beteiligungsformen“ (Urdze 2013, S.27) aufgezeigt werden. Hier zeigt sich, dass Eltern in Kinderläden mehr Elternarbeit investieren als Eltern in öffentlichen Kindertagesstätten. Ebenso erweisen sich der organisatorische Aufwand und somit auch die Anforderungen an die Eltern bzgl. organisatorischer Fähigkeiten höher als bei öffentlichen Trägern.

WINKLER (vgl. 2006, S.8) öffnet in ihrer Dissertation einen weiteren Blickwinkel und forscht zu der Frage, welche Erfahrungen und Orientierungen Eltern und Erzieher_innen, die eine Eltern-Initiativ-Kindertagesstätte zur Betreuung ihrer Kinder oder als Arbeitsplatz auswählen, haben. Hierbei steht die Motivation ihres Handelns im Fokus, um Kinderläden aus der Perspektive von Eltern und Erzieher_innen betrachten zu können und um das Entwicklungspotential für Eltern, Kinder und Erzieher_innen bewusster zu machen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Mitbestimmung, Einflussnahme und Transparenz bei der Auswahl oder Gründung einer Kinderbetreuung besondere Relevanz haben. Weiterhin bestehe die Gründungsmotivation darin, dass Eltern ihrer eigenen Berufstätigkeit (in größerem Umfang) nachgehen wollen, was früher wie heute gleich geblieben sei. Verändert habe sich dagegen die politische Einstellungen, waren Kinderläden zur damaligen Zeit (Ende 1960er/ Anfang 1970er) noch „eng verwoben mit ihren politischen Ansprüchen“ (Winkler 2006, S.140), spiele dieser Aspekt der früheren Konzeptionen kaum eine Rolle mehr (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.96). Auch beim Partizipationsanspruch wird eine Transformation ausgemacht: Während zu Beginn der Kinderladenbewegung Eltern die gesamte Organisation, Planung, Betreuung der Kinder selber stemmten und Entscheidungen gemeinsam trafen, habe sich heute eine omnipräsente Arbeitsteilung etabliert, sodass sich Eltern auf die Organisation und Verwaltung der Einrichtung beschränken. Der Anspruch der Eltern, den pädagogischen Alltag zu beeinflussen habe sich ebenso relativiert (vgl. Winkler 2006, S.141).

Fazit

Die hier aufgezeigten Studien zum Forschungsgegenstand Kinderladen zeigen bereits auf, dass sich die Kindertageseinrichtung Eltern-Kind-Initiative grundlegend verändert hat, was v. WERDER (1977) mit seinem Buch „Was kommt nach den Kinderläden?“ schon nahezu prophezeit hat.

Der Fokus dieser explorativen Forschungsarbeit liegt zum einen auf der subjektiven Sichtweise der Eltern auf ihren Kinderladen und die damit verbundene Belastung und Alltagsorganisation. Zum anderen soll explizit auf Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge der Eltern zum Kinderladenmodell eingegangen werden. Damit ist diese Arbeit als Ergänzung zu den skizzierten Arbeiten zu verstehen und soll einen Beitrag dazu leisten, die aufgezeigte Forschungslücke zur Thematik rund um Kinderläden zu schließen.

3. Kinderläden und Elterninitiativen

Kinderläden sind seit über 45 Jahren nicht aus der Kinderbetreuungslandschaft wegzudenken und erfreuen sich seit ihrem Ursprung 1968 immer wieder neuen Gründungen. In diesem Kapitel soll das Aufkommen der Kinderläden in Zusammenhang mit dem damaligen gesellschaftlichen Kontext beschrieben werden, bevor die spätere Weiterentwicklung der Kinderläden aufgezeigt wird. Es soll deutlich werden, welchen Wandel Kinderläden durchlaufen haben, um zur aktuellen Situation zu gelangen. Zum Schluss des Kapitels wird die Rolle der Elternpartizipation hervorgehoben und näher erläutert.

Die Gründungsmotive für neue Kinderläden variieren im Laufe der Zeit und entsprechen heute nicht mehr zwangsläufig den Motiven aus den 1968er Jahren (vgl. Freiling 2003, S.79-85). Der Name Kinderladen ist jedoch bis heute in weiten Teilen erhalten geblieben und erklärt sich dadurch, dass als Räumlichkeiten alte Ladenräume (z.B. ‚Tante-Emma-Läden‘, Schuster, Schreiner, Autowerkstatt etc.) angemietet wurden.

In der Literatur werden als Gründungsmotivation zunächst politische Protestbewegungen und gesellschaftliche Umbrüche angegeben, die einen Gründer-Boom bei Eltern-Kind-Initiativen auslösen (vgl. Silvester 2009, S.13 in Anlehnung an Informationen aus dem Kindertagesstätten-Museum[2] ; vgl. auch Palm/ Winkler 1995, S.96).

Tabelle 3 : Gründungsmotivationen aus politischen und gesellschaftlichen Veränderungssituationen

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Silvester 2009, S.13)

In Silvesters Forschung (vgl. 2009, S.14) zeigt sich zudem, dass die eigenen Erziehungserfahrungen mit eine Rolle als Gründungsmotivation spielen.

Die Transformation hin zum Dienstleistungsdanken führt Silvester weiter aus: „Nach dem Jahrtausendwechsel sind Eltern-Kind-Initiativen endgültig zu Dienstleistungsunternehmen mutiert, die versuchen, sich auf dem Markt für Vorschulerziehung durch besondere erzieherische Qualität von ihren Mitbewerbern abzuheben“ (Silvester 2009, S.43). Auch Iseler (vgl. 2010, S.297-303) führt auf, dass Elterninitiativen sich immer mehr zu Dienstleistungs anbietern entwickeln. Mitunter sind hier die gesellschaftlichen Veränderungen und familiäre Ausdifferenzierungen als Gründe aufzuzählen, auf die Elterninitiativen flexibel reagieren (müssen) (vgl. Aden-Großmann 2011, S.156). Dies macht das von Silvester titulierte „lernende Gebilde“ (2009, S.268) deutlich und zeigt auf, dass Eltern-Kind-Initiativen als lernende Organisationsmodelle zu verstehen seien, die sich flexibel an Eltern-Bedürfnisse und gesellschaftliche Gegebenheiten anpassen.

Silvester (vgl. 2013, S.269) nennt fünf aus ihrer Forschungsarbeit resultierende Grundwerte der Kinderladenpädagogik, die trotz der im Laufe der Jahre erfolgten Veränderungen und Anpassungen des Organisationsmodells als generationenübergreifende Gemeinsamkeit erhalten blieben:

- Freiheit
- Konfliktfähigkeit
- Entfaltung nach der inneren Uhr
- demokratisches Denken und
- Entwicklung zu selbstbestimmten Persönlichkeiten.

3.1 Gründung und Aufkommen der Kinderläden

In der Öffentlichkeit ist Berlin als Kinderladenhochburg sicherlich bekannter als andere Pionierstädte wie Frankfurt, Stuttgart oder Nürnberg (vgl. Baader 2008a, S.8). Diese Vermutung geht damit einher, dass in der Literatur die Gründungsphase der Kinderläden in Bezug auf Berlin ausführlich dokumentiert und kommentiert wurde (vgl. Jansa 1999, S.117; Freiling 2003, S.56-57). Die damit einhergehende Kinderladenbewegung lässt sich zeitlich gesehen auf die Jahre 1967 bis 1977 eingrenzen (vgl. Jansa 2000 in Baader 2010, S.257).

Zunächst soll ein Blick auf die g esellschaftlichen Rahmenbedingungen geworfen werden, um die Rolle und die Situation der Eltern der damaligen Kinderladenkinder zu verstehen.

Das Jahrzehnt der Kinderladengründung 1960-1970 wird wesentlich von der studentischen Oppositionsbewegung geprägt. Verschiedene kleine Gruppierungen, wie der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) und die Außerparlamentarische Opposition (APO) lehnen sich gegen die herrschende Regierung und protestieren gegen die damals verabschiedeten Notstandsgesetze und die untätige Haltung der Regierung im Vietnamkrieg. Es wird mittels verschiedenen Protestformen versucht, auf diese Anliegen aufmerksam zu machen. Dabei können einige Erfolge der Protestbewegung verzeichnet werden (vgl. Carrasco 2014). Zur weiteren Vertiefung sei auf entsprechende Literatur verwiesen.

Die in dieser Arbeit relevante Gruppe der Eltern, im Besonderen Frauen bzw. Mütter, beginnen das kapitalistische Wirtschaftssystem kritisch zu reflektieren und wollen die Denkweise, sich vom Diktat des Kapitalismus zu befreien, auf ihre Kinder übertragen. In dem Zusammenhang wird ihnen bewusst, dass dies mit der vorherrschenden restriktiven Kinderbetreuungspolitik der 1960er Jahre nicht möglich ist (vgl. Baader 2007, S.159). Gleichzeitig wollen Eltern versuchen, u.a. mithilfe der Psychoanalyse nach Freud und der dialektischen Gesellschaftstheorie von Marx, ihre eigene als autoritär und repressiv erlebte Kindheit zu überwinden und gegen die von der damaligen (unpolitischen) Gesellschaft vorgegebenen Erziehungsideale der 1950er Jahre vorzugehen mit dem Ziel einen neuen, autonomen Menschen zu erschaffen. Den Revolutionären wird bewusst, dass sie hierfür zunächst den (gesellschaftlichen) Alltag verändern müssen und gründen Gegenbewegungen, woraus z.B. die Kommunen (neues Zusammenleben wird geprobt) und die Kinderläden (Selbstverwirklichung der Frauen im Beruf soll erleichtert werden) entspringen (vgl. Jansa 2000, S.224).

Damit einher gehen ein Veränderungsprozess der gesellschaftlichen Interessen an der öffentlichen Kindererziehung (vgl. v. Werder 1977, S.15) und der Blick auf die Kleinfamilie, die von der Kinderladenbewegung nicht als geeigneter Erziehungsraum angesehen wird, denn das goldene Zeitalter der Normalfamilie habe seinen Zenit überschritten (vgl. Baader 2008b, S.155). Parallel dazu entwickelt sich ein starker Willen der Eltern, sich für die Betreuung ihrer Kinder zu engagieren und dies u.a. auch innerhalb der Kindertageseinrichtung, sprich: im Kinderladen (vgl. Baader 2008b, S.155). Angetrieben wird dieser Prozess durch die zunehmende Erwerbstätigkeit der Frauen, die dem traditionellen Modell geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung der bürgerlichen Familie „erste Risse“ (Frevert 2000, S.652) zufügt (vgl. Baader 2009, S.285).

3.1.1 Die Ursprünge und der Entstehungskontext der Kinderläden

Das Aufkommen der Kinderläden kann heute allgemein als Kinderladenbewegung zusammengefasst werden (vgl. Freiling 2003, S.56), wozu verschiedene Ursprungs theorien in der Literatur zu finden sind (vgl. Silvester 2009, S.24-25; Jansa 1999, S.117-118; Baader 2007, S.156; Baader 2009, S.274-276):

Aktionsrat zur Befreiung der Frauen[3] auf dem Vietnam Kongress im Februar 1968, Berlin

Im Februar 1968 wird der Vietnam-Kongress von der SDS organisiert, um in erster Linie gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren, aber auch vor einer ‚Periode autoritärer Weltherrschaft“ zu warnen. (vgl. Behre in Gilcher-Holtey 2013, S.95) Viele Student_innen wollen an der Veranstaltung an der TU Berlin teilnehmen, wobei die Studentinnen, die bereits Kinder haben, aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten nicht daran teilhaben können. Im Zuge dessen gründen die Aktivistinnen Nahe der TU eine improvisierte Kinderbetreuung, aus der später mehrere Kinderläden resultieren, wobei auch schon während der Vorbereitungen zur Vietnam-Konferenz im Januar 1968 die ersten Kinderläden entstehen. Hierfür werden wie bereits erwähnt die namensgebenden alten Ladenräume verwendet (vgl. Bott 1972, S.8; Baader 2009, S.275).

‚Kinderschule Frankfurt‘ mit Fokus auf antiautoritäre Erziehung, 1967

In Frankfurt gründet Monika Seifert 1967 den bundesweit ersten Kinderladen, dessen Schwerpunkt auf antiautoritärer Erziehung liegt (vgl. Jansa 1999, S.117), da sie es nach einem Aufenthalt in England für sich nicht möglich hält, ihr Kind in eine damals ‚normale‘ Kindertagesstätte zu geben (vgl. Baader 2009, S.279). Im Gegensatz zu den Berliner Entwicklungen ist hier eine Entlastung der Frauen sekundär bis irrelevant (vgl. Sander 2008).

Kinderfrage der Kommune 2, Berlin

Ein weiterer Entwicklungsstrang zeigt sich in der Literatur als Kinderfrage in der Kommune 2 und wird als Initialzündung für die Gründung von Kinderläden diskutiert. Nachdem in der Kommune die ersten Kinder geboren werden, stellt sich die Frage der Kinderbetreuung. Zunächst wird der Weg über die herkömmlichen Kindergärten gewählt, wobei schnell festgestellt wird, dass die autoritäre Erziehung in den Kindertageseinrichtungen der damaligen Zeit nicht der Denkweise der Kommune entspricht. Aus diesem Umstand heraus betreuen Eltern ihre Kinder selbstverwaltet in Ladenräumen. Hinzu kommt, dass Kommunen-Mitglieder dem Aktionsrat zur Befreiung der Frau beitreten, womit die dritte Entwicklungsidee benannt ist (vgl. Jansa 2000, S.225; Jansa 1999, S.117-119).

Als Initialzündung der Kinderladenbewegung wird in BAADER (vgl. 2007, S.156) schließlich die Gründung des Zentralrates der Kinderläden als ‚gemeinsames Dach‘ der Kinderladenbewegung in Berlin benannt, womit die Kinderladenbewegung Teil der sozialistischen Bewegung geworden sei und demzufolge eine politische Komponente erhält.

FREILING (vgl. 2003, S.57) stellt bezogen auf die Ursprungszeit die These zweier Beweggründe in den Vordergrund, die Eltern dazu motivieren einen Kinderladen zu gründen und einem beizutreten: die politischen und die pädagogischen. Demnach gehören zu den politischen Beweggründen die Auseinandersetzung mit dem repressiven Erziehungssystem und Machenschaften des Naziregimes, sowie die gemeinsame Aufarbeitung mit den Eltern, die unmittelbar die Zeit des Nationalsozialismus miterlebten. Parallel dazu steht die Intention politisch engagierter Frauen, die „im Zusammenhang der antiautoritären Bewegung in der kollektiven Erziehung ihrer Kinder eine Möglichkeit sahen, ihren emanzipatorischen Bestrebungen Nachdruck zu verleihen“ (Freiling 2003, S.58) und gleichzeitig ihre berufliche Tätigkeit auszuüben (vgl. Freiling 2003, S.58). MENSCHIK (1976 in Freiling 2003, S.58) fasst die Gründungsphase der Kinderläden wie folgt zusammen: „Es gibt ein akutes Bedürfnis nach einer Organisationsform, die den Müttern zu bestimmten Zeiten ihre Kinder abnimmt, um arbeiten zu können. Dieses Bedürfnis lässt sich vor allem aus zwei Gründen nicht befriedigen: 1. es gibt zu wenig Kindergärten; 2. die Kindergärten, die es gibt sind autoritär geleitet, sodass es für die Kinder schädlich wäre, sie in eine solche Anstalt zu schicken.“[4]

Zu den pädagogischen Beweggründen zählt FREILING (vgl. 2003, S.59) das Aufbäumen gegen den als Kinderbewahranstalt titulierten Kindergarten. Eltern, die auf der Suche nach einer Alternative zum Kindergarten waren, konnten sich mit dem damals neuen Organisationsmodell Kinderladen identifizieren und somit i.d.R. auch mit der dort praktizierten Pädagogik. Zu der früheren Kinderladenpädagogik gehört die antiautoritäre Erziehung, die sich an Ansätzen psychoanalytischer und sozialistischer Pädagogik bedient mit Vertretern wie Wera Schmidt, Siegfried Bernfeld, Wilhelm Reich und Siegmund Freud.[5]

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt im Rahmen der Gründung der Kinderläden geht mit dem Bruch mit der Zwei-Klassen-Gesellschaft einher. Gründer_innen von Elterninitiativen wollen eine Form der Kinderbetreuung und kollektiven Erziehung finden, „die nicht nur den sowieso schon Privilegierten zugute komme“ (Baader 2007, S.157). Sie wollen Kinder aus der Arbeiterschicht gemeinsam mit Kindern aus Akademikerfamilien betreuen und spielen lassen, was allerdings nicht umgesetzt werden konnte (vgl. Baader 2008b, S.33; Palm/ Winkler 1995, S.89). Bis heute ist diese Vision in den Kinderläden nicht Realität geworden (vgl. Kapitel 3.3.2).

3.1.2 Zur Situation des ursprünglichen Organisationsmodells

Wenn von Kinderläden oder Elterninitiativen der aufkommenden Kinderladenbewegung die Rede ist, kann von keinem einheitlichen Konzept ausgegangen werden, das für alle Kinderläden verbindlich gewesen wäre. Jedoch lassen sich Gemeinsamkeiten, wie z.B. das gemeinsame Ziel der Eltern, ihren Kindern Fremdbestimmung möglichst zu ersparen, aufzählen. Aus ihren Kindern sollten Persönlichkeiten werden, die in der Lage sind, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen und Solidarität mit ihren Mitmenschen zu empfinden.

Zu den bereits im letzten Unterkapitel erwähnten pädagogischen Grundlagen der Kinderläden sei noch der Beitrag des Reformpädagogen A. S. Neill erwähnt, der mit seinem Buch „Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung. Das Beispiel Summerhill“ eine Diskussionsgrundlage für viele Kinderläden bietet, unter anderem des erwähnten ersten Kinderladens ‚Frankfurter Kinderschule‘. Denn anders als häufig in der Literatur zu lesen ist, war ein Großteil der Eltern weniger mit der reinen antiautoritären respektive sozialistischen oder proletarischen Erziehung verbunden als vielmehr mit der reformpädagogischen und liberalen Erziehung zum freien Menschen (vgl. Baader 2008b, S.31). In dem Zusammenhang wird auch über die Glücksfähigkeit gesprochen, die für die Kinderladeneltern mit eine Rolle in der Erziehung gespielt hat, wofür drei Bedingungen aufgezählt werden (vgl. Seifert 1970 in Baader 2008b, S.24):

1) das Kind muss seine Bedürfnisse frei äußeren und selbst regulieren können
2) Kinder müssen ohne Schuldgefühle aufwachsen
3) das Lernen muss primär von den Fragen des Kindes ausgehen

Diese Selbstregulierung, die sich insbesondere auf die Lebensgebiete Schlafen, Essen, Sexualität, Sozialverhalten, Spielen und Lernen bezieht (vgl. Seifert 1970 in Baader 2008b, S.25), kann nach v. WERDER (vgl. 1977, S.29-30) als gemeinsamer Nenner der verschiedenen, ausdifferenzierten (Kinderladen-) Konzepte verstanden werden.

Zudem werden in BAADER (vgl. 2008b, S.25) Erziehungskulturen von Kinderläden beschrieben, die sich von den herkömmlich traditionellen Kindergärten differenzierten:

- hinsichtlich der Inszenierung der Räume
- hinsichtlich des Umgangs mit Gegenständen
- das Verhältnis von Erziehern und Kindern betreffend (Spiel, Umgang mit Emotionen)
- im Umgang mit Zeitrhythmen, insbesondere mit Schlaf- und Essensritualen
- in der Frage des Umgangs mit Kindern untereinander (Aggression, Sexualität)

Neben den genannten pädagogischen Merkmalen lassen sich auch einige strukturelle und organisatorische Merkmalen aufzählen, die die ersten Kinderläden auszeichnen. Ein erstes wichtiges strukturelles Merkmal ist der Zusammenschluss zu Initiativen, um gemeinsam für die Betreuung der Kinder zu sorgen und dabei Verantwortung für die Gestaltung des Kinderladenalltags in einem Wechselrhythmus übernehmen. (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.84). In den Kinderläden gibt es einen von den Eltern vorgegebenen Rahmen, der z.B. feste Hol- und Bringzeiten, Koch- und Mittagessen-Rituale, Einbeziehung der Kinder bei allen Arbeiten im Kinderladen (z.B. Kochen, Aufräumen, Tischdecken etc.) beinhaltet (vgl. Silvester 2009, S.26). Bei den für die Kinder zur Verfügung stehenden Materialen wird auf gekauftes Spielzeug und standardisiertes Mobiliar verzichtet, stattdessen sollen Materialien zum Basteln und Malen, sowie von zuhause ausrangierte Gegenstände wie Schreibmaschinen, Radios, Matratzen etc. den Kindern zur Verfügung gestellt werden, um ihre Phantasie anzuregen (vgl. Henningsen 1973, S.53-54). Auch aus diesem Grund wird auf einen vorstrukturierten Tag weitestgehend verzichtet und sich stattdessen im Kinderkollektiv organisiert. (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.84)

Hervorgehoben werden soll in diesem Kapitel auch die Elternmitarbeit der damaligen Zeit. Kinderläden der damaligen Zeit waren darauf angewiesen, dass Eltern den Alltag gestalten, waren sie doch diejenigen, die zunächst die Kinderbetreuung, also die Tätigkeiten einer Erzieherin bzw. eines Erziehers übernahmen. Dieser Arbeitsbereich wurde ihnen jedoch zum Verhängnis, da sie als Laien schlicht für die Arbeit nicht ausgebildet waren und somit primär situativ versuchten den Überblick zu behalten, darüber hinaus jedoch den Blick fürs Ganze verloren und den Gefühlen der Kinder zu wenig Beachtung schenkten. Dies hatte neben weiteren Gründen zur Folge, dass ab 1970 fast alle Kinderläden ausgebildete Erzieher_innen einstellten und somit ein Beitrag zur Professionalisierung[6] der Elementarpädagogik geleistet wurde (vgl. Silvester 2009, S.27).

Zusätzlich waren Eltern dazu angehalten, organisatorischen Aufgaben und Dienste wie Kochen oder Putzen zu übernehmen. Dabei definierten sie ihre Mitarbeit als Widerstand gegen das Establishment und die Strukturen der Kleinfamilie, die als Reproduktionsmechanismus gesellschaftlicher Zwänge und Rollenklischees gesehen wurde. Kinderladeneltern wollten den herkömmlichen Rollenklischees trotzen, weshalb Väter wie Mütter gleichermaßen die anfallenden Aufgaben im Kinderladen verrichten sollten, um den Frauen einen größeren Freiraum für Studium und Beruf zu gewähren und gleichzeitig die Fixierung der Kinder auf die eigenen Eltern (und umgekehrt) lockern, weshalb es nötig war, die Erfahrungen der Kinder im Kollektiv zu Hause fortzusetzen (vgl. Silvester 2009, S.27).

3.1.3 Fazit

Es lässt sich zusammenfassen, dass Eltern die entscheidende Rolle bei der Gründung der ersten Kinderläden spielen haben und viele pragmatische Gründe ausschlaggebend bei der Entstehung der Kinderladenbewegung sind, welche BAADER (vgl. 2007, S.159; Baader 2009, S.274) um drei weitere Aspekte ergänzt, vielmehr zusammenfasst: Erstens ein schwach ausgebauter Vorschulbereich respektive öffentliche Kinderbetreuung, zweitens die Tatsache, dass viele Kindergärten in der Hand der Kirchen waren und drittens eine Erziehungspraxis und Qualität der existierenden Kindergärten, die den jungen Akademiker_innen nicht entsprach. In dem Zusammenhang wird auf den Pioniergeist der Kinderladenbewegung verwiesen, denn u.a. in Frankfurt werden in der sog. „Kita 3000“ (Grossmann 1987, S.98-101) Ansätze aus der Kinderladenbewegung versucht in herkömmliche Kindergärten und damit auch in die Ausbildung von Erzieher_innen zu integrieren (vgl. Palmer/ Winkler 1995, S.86). Dies führt zur heute noch herrschenden Annäherung beider Kindertageseinrichtungsformen: Kindergarten und Kinderladen. (vgl. Baader 2007, S.161; Palm/ Winkler 1995, S.93), was ebenso GROSSMANN (1987, S.96) mit ihren Worten bestätigt, dass die Kinderladenbewegung „den öffentlichen Einrichtungen des Elementarbereichs ein Modell entgegengesetzt [hat], das zum Nachdenken zwang. Von den pädagogischen Ansätzen der Kinderläden und der Eltern-Initiativen sind viele Anregungen ausgegangen, die von den Kindergärten aufgegriffen worden sind“.

Rückblickend lässt sich festhalten, dass sich „hinter der eher subjektiven Geschichte des Kinderladens eine objektive Entwicklung verbirgt“ (Palm/ Winkler 1995, S.89), welche „die großen makrosoziologisch zu verstehenden Veränderungsprozesse mit subjektiven politischen Ambitionen, vor allem auch mit den eher mikrosoziologisch zu wertenden Beziehungsänderungen und einem sozialpsychologisch zu deutenden Wandel von Einstellungen“ (Palm/ Winkler 1995, S.89) mit prägen.

Der Leitsatz aus SANDERs Rede „Das Private ist politisch“ (vgl. Baader 2007, S.156; Baader 2009, S.276) zeigt den politischen Charakter der Kinderladenarbeit auf, der die bis dato private Angelegenheit wie die Kindererziehung und das private Verhältnis von Männer und Frauen öffentlich macht. Der Alltag des Geschlechter- und Generationenverhältnisses rückt damit in den Fokus des Politischen (vgl. Baader 2007, S.156). SANDER beschreibt weiterhin in ihrer Rede zum Aktionsrat zur Befreiung der Frau studierte Frauen als Privilegierte, die aus ihrem veralteten Rollenmuster austreten wollen und die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Kindererziehung fordern. Dieses Bild ist auf die heutige Zeit, 47 Jahre später, immer noch übertragbar. Zwar hat sich das Geschlechterverhältnis dahingehend aufgelockert, dass Männer aus der Gesellschaft heraus aufgefordert werden, aktiv an der Kindererziehung teilzuhaben, die Rolle der Frau fürs Haus haben Mütter dennoch nicht ganz ablegen dürfen. Sinnbildlich für diese Unvereinbarkeit damals steht der Vietnam-Kongress, Februar 1968, „während dessen vierzig Kinder vor den Hörsälen der TU spielten und kollektiv betreut wurden“ (Baader 2007, S.157), weil ihre Mütter aktiv am Kongress teilhaben wollten, aber auf keine (adäquate) Kinderbetreuung zurückgreifen konnten. Die politisch aktiven Mütter wollen ihre Kinder nicht nach den Prinzipien des Konkurrenzkampfes und Leistungsprinzips erziehen, so wie es MARCUSE schon formuliert hat, die sie in den damaligen Kindergärten verorten (vgl. Baader 2007, S.157).

Hinsichtlich der forschenden Haltung dieser Arbeit sehe ich es als wichtig an, den theoretischen Hintergrund der Kinderladenbewegung und die Gründungswelle der 1968er zu verstehen, um dieses Wissen auf die aktuelle Zeit zu übertragen und zu hinterfragen, ob die damaligen Gründungsmotive heute noch eine Rolle spielen. Zu vermuten ist ebenfalls, dass der Mangel an Kindertagesbetreuungsplätzen damals wie heute mit eine Rolle bei der Wahl der Kindertageseinrichtung und bei der Gründung von Kinderläden spielt.

3.2 Kinderläden und Elterninitiativen im Wandel der Zeit

Die Weiterentwicklung der Kinderläden hat zur Folge, dass sowohl in der Literatur als auch in der Praxis immer häufiger von Elterninitiativen, Eltern-Kind-Gruppen, Eltern-Kind-Initiativen die Rede ist. Dies kann möglicherweise als Zeichen dafür gewertet werden, dass die antiautoritären Züge im pädagogischen Konzept größtenteils fallengelassen wurden, da die daraus entstandenen Prinzipien und Erziehungsstile nicht mehr zeitgemäß sind (vgl. Urdze 2013, S.1-2; Palm/ Winkler 1995, S.81; Aden-Großmann 2011, S.155).

Im gleichen Zug nahm die gesellschaftliche Aufmerksamkeit rund um Kinderläden in den Jahren nach ihrer Gründung merklich ab, „weil die Kindergartenkapazitäten bald nach den Hochzeiten der Kinderladenbewegung soweit anwuchsen, daß [sic] die Frage nach Alternativen im elementarpädagogischen Bereich in den Hintergrund rückte“ (Palm/ Winkler 1995, S.81). Damit einher geht auch eine zunehmende Rückverlagerung von Themen rund um Kind und Kindererziehung in die Privatheit, nachdem die Gründungsgeneration wie beschrieben den Weg vom Privaten ins Kollektiv gesucht hatte (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.82).

Dennoch ist die Zahl der bundesweit vorhandenen Kinderläden und Elterninitiativen, die bis heute überlebt oder sich neu gegründet haben, beachtlich. So gaben verschiedene Dachverbände im Jahr 2009 folgende Zahlen an (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.154):

- Paritätischer Wohlfahrtsverband: 1.120
- Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE) e.V.: 8.500
- Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten e.V.: 300

Im weiteren Verlauf soll dargestellt werden, welchen Wandel Kinderläden bis heute durchlaufen haben. Zunächst sollen allerdings in Kürze die aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufgezeigt werden. FREILING (vgl. 2003, S.63) beschreibt diese damit, dass sich Kinderläden und Elterninitiativen „in ihrem Wirken und mit ihrem Dienstleistungsangebot (...) in einer gesellschaftlich bedeutsamen und vor allem innerhalb der Diskussion um die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit zur Zeit aktuell diskutierten Nische“ bewegen. Mütter wollen damals wie heute in der Berufswelt anerkannt werden und streben nach einer Verbesserung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Anders als zur Zeit des Aufkommens von Kinderläden gibt es heute ein breites Kindertagesbetreuungsangebot, wozu ebenso die Tagespflege gehört. Neben dem Ausbau des Betreuungsangebots ist aber auch die Nachfrage deutlich gestiegen, sodass auch heute ein Mangel an Kindertagesplätzen beklagt wird. Zudem sind die Betreuungszeiten vieler Einrichtungen schwer mit der gegenwärtig geforderten Mobilität und Flexibilität von Erwerbstätigen vereinbar. Hierbei verweist ADEN-GROSSMANN (vgl. 2011, S.156) auf die Stärken der Kinderläden, da sich in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt habe, dass Elterninitiativen flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren können, was besonders deutlich wurde, als Plätze für Kinder unter drei Jahren fehlten und gerade in dem Bereich viele Elterninitiativen entstanden (s. auch Kapitel 3.1.).

3.2.1 Das weiterentwickelte Organisationsmodell

In Kapitel 3.1. wurden die Grundsätze und Strukturen der ursprünglichen Form der Elterninitiativen dargestellt, welche heute in der Form nicht mehr zu finden sind. Bereits Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre stehen Kinderläden und Elterninitiativen für ein besseres Angebot im Vorschulbereich, das v.a. Mittel- und Oberschichteltern aus bildungsstrategischen Gründen für sich entdecken. Neben einer sowohl inhaltlich als auch methodisch professionellen Gestaltung sehen sie die soziale Exklusivität eines Kinderladens als Vorteil (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.88-89).

Nach wie vor betont wird die aktive Mitarbeit von Eltern, die sich konzeptionell und praktisch engagieren und damit im Vergleich zu anderen Betreuungsformen überdurchschnittlich viel Zeit und Kooperationsfähigkeit für eine Mitgliedschaft in einer Elterninitiative mitbringen sollen. An dieser Stelle soll betont werden, dass auch die Eltern der Gründungsgeneration in der Mehrzahl beide berufstätig und Studierende waren und ein ähnliches Zeitfenster für den Kinderladen zur Verfügung gehabt haben müssen wie die Eltern heute. Heute scheint sich die Einstellung der Eltern gewandelt zu haben: PALM/ WINKLER (vgl. 1995, S.100-101) sehen einen Rückzug der Eltern und ihrer aktiven Mitwirkung und einen verstärkten Versuch des materiellen Ausgleichs. Solche passiv partizipierenden Eltern sehen den Kinderladen als Entlastungs- und Dienstleistungsfunktion an und erwarten dennoch eine hohe Fachlichkeit seitens der Erzieher_innen, ohne selbst pädagogisch aktiv zu werden (vgl. auch Aden-Grossmann 2011, S.155-156). Dies ist als eine grundlegende Veränderung zu werten, da in der Gründungsphase eben die Eltern die pädagogischen Konzepte in den Kinderladen eingebracht haben.

Diese beiden Tendenzen, zum einen, dass sich Eltern höherer gesellschaftlicher Schichten dem Kinderladen zuwenden und zum anderen, dass diese Eltern die Elterninitiativen stetig mehr als Dienstleistungsunternehmen nutzen, münden in einem weiteren Aspekt, dass Kinderladeneltern mittels einer besonderen pädagogischen Qualität und Kombination aus verschiedenen Konzepten eine inhaltliche Vielfalt für Kinder schaffen: naturwissenschaftlich, sprachlich, musisch oder interkulturell (vgl. Silvester 2009, S.43), womit Elterninitiativen einen Sonderstatus erreichen. Sie heben sich auch durch die Betreuung der Kinder in kleinen Gruppen nach wie vor von alternativen Kinderbetreuungsformen ab (vgl. Lachenmair 1995, S.18, 50). Der pädagogische Leiter der Freien Kinderschule in Frankfurt äußert sich diesbezüglich folgendermaßen: „Da in unserer Gesellschaft die Entwicklung immer mehr in Richtung Leistung, wirtschaftlicher Absicherung und Single-Dasein geht, ist die Idee vom Kinderkollektiv nicht mehr aktuell. Schwerpunkt der Elternwünsche ist eher die individuelle Förderung der Kinder (...)“ (Verein Sozialpädagogische Praxis 1999 in Aden-Grossmann 2011, S.155-156). Im Kontrast dazu stehen Kinderladeneltern der ursprünglichen Generation, die intensive pädagogische Diskussionen geführt haben und dazu pädagogische, gesellschaftskritische und psychoanalytische Texte herangezogen haben (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.155-156).

Schließlich lassen sich vier bemerkenswerterweise organisatorische Merkmale von Kinderläden festhalten, die bis heute erhalten geblieben sind (vgl. Freiling 2003, S.66-69):

- Partizipationsmöglichkeiten der Eltern
- ehrenamtliche Tätigkeit
- demokratische Entscheidungsstrukturen
- freie Trägerschaft

Dabei sticht die Partizipationsmöglichkeit als wichtigstes Merkmal hervor, denn damals wie heute trägt die aktive Mitarbeit der Eltern jede Elterninitiative. Kinderläden haben sich v.a. „durch das Engagement der Eltern und den Wunsch nach mehr Mitverantwortung und erweiterter Partizipation bei der konzeptionellen Gestaltung“ (Beher 1997 in Freiling 2003, S.66) entwickelt. Was damals als gewünscht angesehen wurde, ist heute zu einer verbindlichen Aufgabe geworden. Kinderläden sind von ihren Mitgliedern und ihren Ressourcen in gewisser Weise abhängig, da Eltern die Hauptverantwortung als Arbeitgeber tragen (vgl. Freiling 2003, S.66-69). Weitere Ausführungen zur Partizipation und zum Engagement der Eltern sind in Kapitel 3.3 nachzulesen.

3.2.2 Zur Situation der heutigen Kinderläden

Gleichwohl es zu einer Annäherung der Kindertageseinrichtungsformen gekommen ist, gibt es nach wie vor Unterschiede, die ausgemacht werden können (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.93). Kinderläden werden heute formalrechtlich i.d.R. zu den freien Trägern gezählt, die sich größtenteils in Vereinen organisieren, so dass aktive Eltern als Mitglieder den Verein organisieren. Ebenso haben sich die äußerlichen Gegebenheiten mit der Zeit nur geringfügig geändert: häufig werden alte Ladenräumlichkeiten für die Kinderladengestaltung ausgesucht, um den Kindern zur Gestaltungsfreiheit „Entdeckungs- und Rückzugsmöglichkeiten“ (Palm/ Winkler 1995, S.93) zu bieten, die in den herkömmlichen Kindertageseinrichtungen nicht unbedingt zu finden sind. Gleichzeitig müssen die heutigen Kinderläden den heutigen Bedürfnissen und Vorgaben der Stadt/ des Landes als Geldgeber entsprechen, um die Anerkennung und finanzielle Förderung als Kindertageseinrichtung zu erhalten, was z.B. bauliche Maßnahmen betrifft. (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.93-94) Näheres dazu in diesem Kapitel unter ‚Rechtliche und finanzielle Grundlagen‘.

Den wohl größten Unterschied zwischen Kinderladen und herkömmlichen Kindertageseinrichtungen macht nach wie vor die Elternarbeit (kontinuierlicher Austausch mit den Erzieher_innen und der Eltern untereinander) und Eltern mit arbeit (technisch-organisatorisch, klassisches Engagement wie Kochdienste, inhaltliche Auseinandersetzung über pädagogische Arbeit z.B. auf Elternabendend) aus. LACHENMAIR (vgl. 1995, S. 20) unterteilt diese beiden Aspekte und erläutert dazu, was oben bereits schon angerissen wurde, dass die Eltern mit arbeit durch den beruflichen und persönlichen Hintergrund eingeschränkt sein kann und damit der persönliche Schwerpunkt auf die Elternarbeit fällt oder umgekehrt. Eine weitere Ausführung dazu folgt in Kapitel 3.3.1. Wichtig zu erwähnen ist in dem Zusammenhang der oberste Grundsatz der Elterninitiativen: das Elternmitspracherecht, das in Eltern-Kind-Initiativen besonders gelebt wird. Während in städtischen oder kirchlichen Einrichtungen die Elternarbeit bzw. das Elternmitspracherecht begrenzt ist und v.a. in Elternbeiräten mündet, leben Kinderläden von der Mitgestaltung, den Ideen und der Kreativität der Eltern. (vgl. Lachenmair 1995, S.16-18) Gleichzeitig erfreuen sich Elterninitiativen an einer regen und intensiven Zusammenarbeit mit den Erzieher_innen, die sie i.d.R. selbst auswählen. Das Personal in Kinderläden hat die Freiheit, keine Auflagen und Forderungen des Trägers erfüllen zu müssen, gleichwohl sie im ständigen Austausch mit den Eltern stehen sollten, die unter Umständen das pädagogische Konzept mitbestimmen wollen (vgl. Lachenmair 1995, S.18).

Kinderläden zeichnen sich im Vergleich zu anderen Kindertageseinrichtungen durch organisatorische Besonderheiten aus, wozu Flexibilität, kundenorientierte Arbeit, dezentrale Organisation, flache Hierarchie und die bereits erwähnte Ehren- und Teamarbeit gehört (vgl. Burbach 1998 in Freiling 2003, S.63). Diese werden vom Paritätischen Wohlfahrtsverband als einer der genannten Dachverbände ergänzt (vgl. Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband 2011, S.6-7):

- Sicherung von Vielfalt in der Kinderbetreuungslandschaft
- Förderung bürgerschaftlichen Engagements
- Stärkung demokratischer Elemente
- hohe Flexibilität in der Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen
- konsequente Orientierung am Gemeinwohl

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Kinderläden ist der sehr gute Betreuungsschlüssel. Die bereits erwähnten kleinen Kindergruppen (meist 15 in der Gruppe der drei- bis sechsjährigen) werden oftmals von drei bis vier pädagogischen Kräften betreut, was zu einem wesentlichen Indikator in der Wahl der Betreuungsmöglichkeiten wird, da dieses die Erzieher_in-Kind-Relation besser als in vielen herkömmlichen Kindertagesstätten ist (vgl. Palm/ Winkler 1995, S.94; Lachenmair 1995, S.18).

Hinzu kommt, dass Kinderläden als Innovationskraft bekannt sind, da ihr Verständnis von Kinderbetreuung von anderen Kindertageseinrichtungen - genauer gesagt den damaligen Kindergärten - teilweise übernommen worden ist und dies zu einer starken Veränderung der Kleinkinderziehung im öffentlichen Raum geführt hat. Nebenbei waren Elterninitiativen auch eine der ersten Tageseinrichtungen, die Kinder mit und ohne Behinderung betreut haben und so beispielhaft für die Integration respektive Inklusion von Kindern mit Behinderung stehen (vgl. Alle Macht den Kindern (DVD); Aden-Grossmann 2011, S.155).

Rechtliche und finanzielle Grundlagen

Der Wandel des Organisationsmodells Kinderladen hat sich ebenso in veränderten rechtlichen Grundlagen niedergeschlagen. Dabei sind es ebendiese, die einen der größten Unterschiede zu der Gründungsgeneration darstellen. Heute werden Elterninitiativen unter der Organisationsform Freie Träger geführt und sind ein anerkannter Träger der Jugendhilfe (vgl. Lachenmair 1995, S.115), wohingegen Kinderläden der damaligen Zeit sich bewusst selbstorganisiert haben, um unabhängig vom Staat, den Ländern und Kommunen zu sein.

Relevante rechtlichte Grundlagen sind in folgenden Gesetzestexten nachzulesen (vgl. Henzler 2002, S.12; Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband 2011, S.3):

- Sozialgesetzbuch (SGB) VIII §§4, 25, 45, 46, 75
- Landesjugendhilfegesetz (LJHG) §11
- Kindertagesbetreuungsgesetz (KiTaG) der Bundesländer
- Kindertagesstättenverordnung (KiTaVO) der Bundesländer
- Vereinsrecht (zu finden im BGB)

An dieser Stelle soll §25 SGB VIII hervorgehoben werden, der rechtlich regelt, dass „Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte, die die Förderung von Kindern selbst organisieren wollen, [...] beraten und unterstützt werden“ (Marburger 2009, S.61) sollen.

Hinsichtlich der finanziellen Unterstützung dauerte es eine längere Zeit, bis sich die Politik entschloss, die Kinderläden finanziell ebenso zu fördern wie vergleichbare Kindertageseinrichtungen (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.153). Heute können Kinderläden öffentliche Mittel[7] beim zuständigen Jugendamt (für u.a. Investitions- und Betriebskosten) beantragen und somit einen Großteil der laufenden Kosten decken. Hier hat die Landeshauptstadt Baden-Württembergs eine Pionierrolle eingenommen. Bereits seit 1971 gibt es in Stuttgart eine Regelung, die es möglich macht, dass Eltern-Kind-Gruppen als freie Träger anerkannt und durch öffentliche Gelder bezuschusst werden (vgl. Verein Stuttgarter Eltern-Kind-Gruppen e.V. 1994, S.6).

Weitere Einnahmen kommen durch das entsprechende Bundesland, Elternbeiträge, Mitgliederbeiträge zustande. Zudem führt die Eigenarbeit von Eltern, die u.a. einen Koch/ eine Köchin oder eine Putzkraft ersetzen zu Einsparungen finanzieller Mittel (vgl. Henzler 2002, S.15).

3.2.3 Das Netzwerk der Kinderläden

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen e.V. (BAGE) ist die größte bundesweite Organisation der Dachverbände von Elterninitiativen und hat sich seit ihrer Gründung 1986 in Berlin zu einem eigenständigen, selbstverwalteten und unabhängigen Bundesverband entwickelt und versteht sich als Lobbyist, Vertretung und Repräsentanz auf Bundesebene von mehr als 8000 Initiativen zur ‚Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Selbstorganisation‘. Aufgrund von immer mehr Neugründungen von Kinderläden und Elterninitiativen in vielen Großstädten und Ballungsräumen innerhalb der ehemaligen BRD, als auch im später wiedervereinigten Deutschland, werden bereits in den Jahren 1980 bis 1985 Anlauf- und Kontaktstellen[8] für Eltern etabliert, die bis 2015 auf 25 ansteigen. Somit erfreuen sich Kinderläden in Deutschland an einem breiten, kooperativen Netzwerk, das durch Landesarbeitsgemeinschaften (LAGE) und Dachverbände in ganz Deutschland konstituiert wird (vgl. Lachenmair 2011, S.3). Dieses Netzwerk trägt eine wichtige Rolle, da es als Interessenvertretung der kleinen selbstverwalteten Elterninitiativen agiert, die selbst aufgrund ihrer durch i.d.R. aus ehrenamtlich tätigen Vorständen bestehende Verwaltung „nur selten in der Lage [sind] (...), ihre Belange in den zuständigen Gremien und in der Öffentlichkeit angemessen und kontinuierlich zu vertreten“ (DaKs o.J.).

Die Aufgaben der BAGE lassen sich in Förderung und Beratung der Elterninitiativen, Vernetzungsarbeit, Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Eltern und Verwirklichung von selbstorganisierter, außerfamiliärer Kinderbetreuung, zusammenfassen (vgl. BAGE o.J.b). LACHENMAIR (vgl. 2011, S.5) benennt die Aufgabe in seinem Vortrag anlässlich des 25jährigen Jubiläums der BAGE: „Die Beratung, Unterstützung und Begleitung von Eltern und Elterngruppen, die die Kinderbetreuung selbst organisieren, damit die Kinder das kriegen, was sie verdienen: das Beste“ (Lachenmair 2011, S.5).

Finanziert wird die BAGE e.V. neben Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen, Spenden und Sponsoring seit einigen Jahren auch durch Förderungsmittel des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, was durch die breite Unterstützung der Selbsthilfe und des bürgerschaftlichen Engagements begründet werden kann (vgl. BAGE o.J.a).

3.2.4 Fazit

Das Organisationsmodell Kinderladen hat sich als wandlungsfähig genug erwiesen, um den sich ändernden gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen. Dieser Anpassungsprozess ist wichtig, da die Familien mit Kindern in einer sich verändernden Gesellschaft stets vor neue Herausforderungen gestellt werden. Die Frage, wie Kinder und Beruf am besten zu vereinbaren ist, wurde gesellschaftliche bislang noch nicht ausreichend beantwortet. Auch Kinderläden respektive Eltern, die diese organisieren, sind auf der Suche nach der idealen Lösung. Es hat sich gezeigt, dass eben die Elterninitiativen mit flexiblen Öffnungszeiten, einem erweiterten U3-Angebot und einem Betreuungsnetz bestehend aus Erzieher_innen und Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern imstande sind. Wichtig ist hierbei, dass Kinderläden stets offen und flexibel sein müssen, denn eine Garantie für das Fortbestehen der Kinderläden gibt es nicht. Vielmehr liegt es an den partizipierenden Eltern und engagierten Erzieher_innen, immer wieder neue Eltern für das Konzept Kinderladen zu begeistern, was unter anderem durch Angleichung der herkömmlichen Kindertagesstätten und den Kinderläden besonders relevant wird. Gleichzeitig wird von den Eltern sowohl in der Berufswelt als auch im Kinderladenalltag viel verlangt, sodass Eltern nicht immer große Zeitkapazitäten für das Engagement in der Elterninitiative zur Verfügung haben. Unterstützt werden Kinderläden in Deutschland von einem gut aufgestellt Netzwerk, das die (politischen) Interessen und pädagogischen Elemente vorantreibt und auf Bundesebene vertritt, sodass die Elterninitiativen weiterhin auf eine gute Basis bauen können.

3.3 Eltern in Kinderläden und Elterninitiativen

Eltern haben im Kontext der Kinderläden und Elterninitiativen eine besondere Rolle. Ihnen werden Partizipationsmöglichkeiten angeboten, die vielfältig und zugleich notwendig sind (vgl. Freiling 2003, S.66). Für die Repräsentativität und die Kontinuität werden meist Vorstände gewählt, die hauptverantwortlich für die Gesamtelternschaft stehen und stellvertretend entscheidungsbefugt sind, ähnlich wie ein Geschäftsführer. Unter ihnen steht, in einem nicht-hierarchischen Sinne, die gesamte Elternschaft, die sich auf verschiedene Ämter verteilt: allgemeine Aufgaben der Vereinsführung, Finanzverwaltung und -abwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Reinigung und Instandhaltung der Gruppenräume und vieles mehr (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.154). Die vielen Aufgaben, die zur Eltern(mit)arbeit zählen werden im Kapitel 3.3.1 umfangreicher beschrieben.

Wie auch zu Gründerzeiten sind es dementsprechend Eltern, die einen Kinderladen (zunächst) gründen, gestalten und an immer weitere Elterngenerationen weitergeben, wodurch stets neue Impulse in die Einrichtung gelangen und eine ständige Weiterentwicklung erfolgt (vgl. ‚lernendes Gebilde‘ Kapitel 3). Im Unterschied zu einer Kinder tagesstätte wird in einer Elterninitiative die Arbeitskraft eines jeden Elternteils benötigt, damit diese weiterhin existieren kann. Es genügt dabei nicht, das Kind abzugeben und wieder abzuholen, sondern die Mitgliedschaft ist darüber hinaus mit vielen Aufgaben verbunden. Die Bereitschaft der Eltern, aktiv mitzuarbeiten und sich zu engagieren muss daher das ausschlaggebende Argument bei der Auswahl und Aufnahme neuer Kinder und Eltern sein (vgl. Reyer/ Müller 1992, S.99). Gleichermaßen spielen bei der Auswahl neuer Mitglieder, um die Reproduktion der Organisation zu bewahren, die Qualifikation (Kenntnisse, Fähigkeiten, Erfahrungen), Identifikation (Zugehörigkeitsgefühl) und Integration (Gruppenbeziehungen, Wertvorstellungen) eine Rolle (vgl. Rieken 2000, S.207).

Dabei kann zwischen den bereits genannten Aspekten der Eltern mit arbeit und der Elternarbeit unterschieden werden (vgl. Lachenmair 1995, S.20-22). Diese Eltern(mit)arbeit hat zur Folge, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher_innen entsteht, was von Seiten der Kinderläden gewünscht ist. Kinderladeneltern gehen davon aus, dass eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern die Grundlage für eine kindgerechte, emotional ausgewogene Entwicklung darstellt. Zu dieser Beziehung stoßen Bezugspersonen, die in Abwesenheit der Eltern (durch z.B. ihren Beruf) die Betreuung der Kinder übernehmen, was impliziert, dass Eltern und Bezugspersonen in einem ständigen Austausch und einer regen Zusammenarbeit stehen sollten. In Kinderläden bestehen ausreichend Möglichkeiten zum kontinuierlichen Erfahrungsaustausch. Wenn von Eltern(mit)arbeit die Rede ist, wird dabei davon ausgegangen, dass jeder Elternteil die Ressourcen einbringt, die er zur Verfügung hat, gleichwohl sich nicht jedes Mitglied im gleichen Umfang engagieren kann. Die Zeitressourcen für das Engagement im Kinderladen können variieren, wobei wichtig ist, dass am Ende ein Gleichgewicht hergestellt wird (vgl. Reyer/ Müller 1992, S.99).

Bei all der Mehrarbeit, die aus verschiedenen Quellen der Literatur beschrieben wurde, sei die Frage gerechtfertigt, warum Kinderladeneltern diese Last im Alltag auf sich nehmen. FREILING (vgl. 2003, S.79-85) führt dazu in seiner Dissertation verschiedene Motive auf, die aus Sicht der Eltern für ein (ehrenamtliches) Engagement in Elterninitiativen sprechen.

Tabelle 4: Motive des Elternengagement in Elterninitiativen

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

eigener Entwurf

Im Folgenden sollen die umfangreichen Partizipationsmöglichkeiten und Aufgabengebiete für und von Eltern vorgestellt werden, bevor in einem kurzen Überblick die derzeitige Elternstruktur eines Kinderladens vorgestellt wird.

3.3.1 Elternengagement und Partizipation

An vielen Stellen der vorliegenden Arbeit wurden die Besonderheiten der Kinderläden, nämlich das Elternengagement, die Elternarbeit und die Partizipationsmöglichkeiten, angesprochen und sollen an dieser Stelle kompakt vertieft werden. Dieses (ehrenamtliche) Engagement der Eltern ist eingebettet in das berufliche Eingebundensein erwerbstätiger Eltern. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Kapitel 3.2 haben gezeigt, dass es im Jahr 2015 üblich ist, dass beide Elternteile min. 50% ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen (wollen). Es ist daher nicht verwunderlich, dass jeder Elternteil nach seinen individuellen Möglichkeiten seine Stärke einbringt. So kommt es innerhalb des Kinderladens zu einem gruppenspezifischem Kompetenz- und Kapazitätsprofil, das von jedem Einzelnen akzeptiert und respektiert werden muss, sonst funktioniert das Gruppengefüge nur beschwerlich (vgl. Reyer/ Müller 1992, S.99).

Hinsichtlich der Aufgabenteilung wurde bereits der Vorstand erwähnt, dessen Arbeit sich häufig auf verschiedene Schultern verteilt. So werden verschiedene Aufgabengebiete wie Finanzen, Kommunikation, Elternarbeit, Baumaßnahmen und Personal entsprechenden Vorständen zugeteilt, die von den Mitgliedern des Kinderladens gewählt werden (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.154).

Vorstandsarbeit

Die Vorstände in Kinderläden und Elterninitiativen werden jährlich auf der Mitgliederversammlung (wenn dieser ein eingetragener Verein ist) gewählt und haben i.d.R. eine Amtszeit von einem Jahr. Diese kann durch eine Wiederwahl verlängert werden, ist jedoch mit dem Ausscheiden aus dem Kinderladen auf jeden Fall beendet. Die Vorstandstätigkeit ist mit einem großen ehrenamtlichen Engagement verbunden, nicht selten benötigen Eltern im Vorstand im Durchschnitt fünf bis zehn Stunden pro Woche für die anfallenden Vorstandsaufgaben (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.154). Erschwert werden kann die Vorstandstätigkeit, aber auch viele andere Aufgaben innerhalb des Kinderladens, wenn es zu einer häufigen Rotation im Vorstand kommt, sprich: wenn die Verweildauer eines Vorstands tatsächlich nur ein Jahr beträgt, muss sich der jeweils darauf folgende Vorstand immer wieder neu in die Betriebsorganisation, Auflagen der Geldgeber und Abläufe einarbeiten (vgl. Paritätischer Wohlfahrtsverband 2011, S.16; Aden-Grossmann 2011, S.154-155).

Mit Einbezug des Vorstands und der gesamten Elternschaft sollte auf eine gerechte und funktionsorientierte Aufgabenverteilung hingearbeitet werden (vgl. Reyer/ Müller 1992, S.100). Um die anfallenden Elternaufgaben zu überblicken, folgt hier eine knappe Auflistung von typischen Kinderladentätigkeiten. Es sei jedoch erneut darauf hingewiesen, dass Kinderläden nach keinem einheitlichen Konzept aufgestellt sind, sodass nicht jeder Kinderladen jede der folgenden Dienste und Aufgabengebiete in seinem Organisationsmodell integriert (vgl. Reyer/ Müller 1992, S.98-99; Freiling 2003, S.100-101):

Tabelle 5: (Eltern-)Aufgaben im Kinderladen

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

eigener Entwurf

Dabei hat sich gezeigt, dass es v.a. die Frauen respektive Mütter sind, die sich im Kinderladenalltag einbringen und engagieren und die Männer hingegen die Verwaltungsaufgaben oder vielmehr Vorstandstätigkeiten übernehmen (vgl. Reyer/ Müller 1992, S.99-100).

Hauptamtliches Personal vs. ehrenamtliche Eltern

Im Zusammenhang mit der aktiven Teilhabe der Eltern am Kinderladenalltag ist die Überschneidung der professionellen Tätigkeit des Fachpersonals nicht zu vernachlässigen. Während Eltern ihre Tätigkeiten in ihrer Freizeit ausüben, sind Erzieher_innen in heutigen Elterninitiativen hauptamtlich tätig (vgl. Kapitel 3.1.2). Hier kommt es zum einen auf eine positive Grundstimmung im Verein an, damit sowohl die Erzieher_innen eine Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren als auch die Eltern sich in die pädagogische Arbeit eingebunden fühlen. Zum anderen birgt die Erwerbsarbeit der Erzieher_innen, die dem Ehrenamt der Eltern gegenüber steht, gewisses Konfliktpotential. Es können Erwartungen auf beiden Seiten entstehen, die in Folge nicht immer erfüllt werden können. Meist ist es konzeptionell festgehalten, dass Erzieher_innen dazu verpflichtet sind, mit den Eltern zusammenzuarbeiten und sie in die konzeptionelle und praktische Betreuungsarbeit mit einzubeziehen (vgl. Freiling 2003, S.77). Eltern sind somit gleichzeitig Nutzer, Träger und Mitarbeiter eines Kinderladens (vgl. Henzler 2002, S.15) mit der wichtigsten Entscheidungsmacht. Dies führt zu dem Spannungsfeld, dass Eltern, im Besonderen die Vorstände, als Arbeitgeber für Erzieher_innen und weitere Beschäftigte des Kinderladens auftreten und über Einstellungen bzw. Entlassungen entscheiden (vgl. Aden-Grossmann 2011, S.154).

3.3.2 Elternstruktur

An dieser Stelle soll die Elternstruktur innerhalb eines Kinderladens dargestellt werden. Während sich das Organisationsmodell Kinderladen wie beschrieben maßgeblich veränderte, blieb die Elternstruktur weitgehend erhalten: es sind Eltern der Mittel- und Oberschicht, die sich einem Kinderladen anschließen wollen (vgl. Freiling 2003, S.77; Iseler 2009, S.298).

FREILING macht dies deutlich, indem er Daten einer Münchener Elterninitiative (vgl. Baumgartner et al. 1999 in Freiling 2003, S.77) mit deutschlandweiten Daten in Vergleich setzt, was in Tabelle 6 veranschaulicht wird.

Weiter zeichnen sich Kinderladeneltern heute wie damals dadurch aus, dass sie „selbst aktiv werden und mitgestalten“ (Freiling 2003, S.77 nach Helbrecht-Jordan 1996), was durch eine „Sensibilität für soziale Benachteiligungen und gesellschaftliche Ungleichstellungen, für kritische Hinterfragung von Machtansprüchen, für Betonung von Selbst- und Mitbestimmung, für ökologische Aufgeschlossenheit“ (Freiling 2003, S.77 nach Helbrecht-Jordan 1996) bedingt wird.

Tabelle 6: Verhältnis der Elternstruktur im Vergleich

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

(in Anlehnung an Freiling 2003, S.77)[9]

Eine gewisse Veränderung hat allerdings in der Erziehungsfrage stattgefunden. So geben heute weniger junge Erwachsene als damals an, ihre Kinder anders erziehen zu wollen als sie selbst erzogen worden sind. Insgesamt lässt sich sagen, dass Kinderladeneltern sich im Vergleich zur damaligen Zeit weniger Fragen zur Erziehung ihrer Kinder stellen und diese auch nicht mehr im Kollektiv der Elterninitiative klären wollen. Vielmehr benötigen Eltern eine sichere und verlässliche Kinderbetreuung und geben die Erziehungsfragen oft an das Fachpersonal ab, von dem sie erwarten, das Bestmögliche aus ihren Kindern heraus zu holen. Diese deutet auf eine Wahrnehmung des Kinderladens durch die Eltern als Dienstleistungsanbieter hin (vgl. Iseler 2009, S.298-299).

3.3.3 Fazit

Dieses Kapitel hat gezeigt, dass die Partizipation der Eltern und das Organisationsmodell Kinderladen untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Verbindung existiert seit der Gründung von Elterninitiativen und hält sich als wesentliches Merkmal bis heute. Im vorherigen Kapitel wurde bereits erwähnt, dass Kinderläden zu einem Dienstleistungsanbieter tendieren können, in denen Eltern aufgrund von knappen Zeitkapazitäten weniger Aufgaben und Dienste übernehmen wollen oder können. Dieses Kapitel hat jedoch gezeigt, dass die Teilhabe am aktiven Geschehen im Kinderladen für alle Beteiligten eine große Wichtigkeit hat. Parallel hat sich die Kinderladenelternschaft in ihrer Einstellung stark verändert im Vergleich zur damaligen Gründerzeit, im Besonderen bezogen auf die pädagogischen Einstellungen. Es lässt sich sagen, dass sich der Kinderladen den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst hat.

Trotz der Anstrengungen und Mühen, die mit einem Kinderladen ebenso verknüpft sind wie gemeinsames Miteinander und Freude mit den Kindern, kann gesagt werden, „dass sich Eltern über ihre ehrenamtliche Tätigkeit allgemein, besonders aber auch durch ihre Vorstandstätigkeit auf dem Gebiet der Pädagogik, der Organisation und in der Auseinandersetzung mit Ämtern, Behörden und Verbänden wertvolle Kenntnisse aneignen“ (Freiling 2003 in Aden-Grossmann 2011, S.155) und dadurch für ihre eigene Erwerbstätigkeit profitieren.

Diese abschließenden Worte sollen nun überleiten zum empirischen Teil dieser Masterarbeit. Es wurde von der Entstehung der Kinderläden, vom Wandel der Elterninitiativen und vom Partizipationsgedanken des Organisationsmodells berichtet. Diese Aspekte sind für die Forschungsarbeit insofern relevant als dass sie die Grundlage der Leitfadenentwicklung dargestellt haben.

4. Forschungsdesign

Für die vorliegende Studie wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt, um den Forschungsgegenstand mit einer Offenheit begegnen zu können, die eine quantitative Herangehensweise nicht ermöglichen würde. Im ‚Überblick zum Stand der Forschung‘ wurde darauf verwiesen (vgl. Kapitel 2), dass Kinderläden bzw. Elterninitiativen zu einem bislang weniger beforschten Gebiet innerhalb der Sozialen Arbeit respektive Elementarpädagogik gehören (vgl. Bohrer 2012, S.100). Die qualitative Sozialforschung soll in dem Zusammenhang dazu dienen, Handlungen, Erfahrungen und subjektive Sinnstrukturen der handelnden Personen so zu nutzen, dass neue Erkenntnisse erworben werden können, wobei die einzelne interviewte Person innerhalb des jeweiligen sozialen Kontexts betrachtet wird (vgl. Mey/ Mruck 2007 in Bohrer 2013, S.100). Das explorative Forschungsdesign soll eine Momentaufnahme ergeben, in welcher eine „Zustandsbeschreibung zum Zeitpunkt der Forschung gegeben wird“ (Flick 2011, S. 182).

Dem von FLICK (vgl. 2011, S. 182) dargelegten Problem der Eingrenzung der Datenfülle und des Materials wird in diesem Fall durch die Erhebungsmethode halbstandardisiertes Leitfadeninterview begegnet. Durch diese Kombination soll die Rekonstruktion von subjektiven Sichtweisen von partizipierenden Eltern in einem Kinderladen oder einer Elterninitiative gelingen. Der Forschungsprozess ist hierbei auf ein zirkuläres Modell angelegt, da ein „flexibles Heran- und Umgehen in Bezug auf das empirische Material“ (Flick 2011, S.186) bevorzugt wird.

Aus Gründen der Theoriegenerierung und in Korrespondenz zum halbstrukturierten Leitfadeninterview wird hier in Anlehnung an die Grounded Theory geforscht und das Datenmaterial mit der daraus entwickelten Auswertungsmethode des Theoretischen Kodierens (vgl. Flick 2011, S.387-402; Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.193-217) analysiert. Dabei ist ein Teilaspekt dieser Forschung unter dem linearen Modell umgesetzt worden, indem die Datenerhebung und Analyse voneinander getrennt stattgefunden haben, wohl wissentlich, dass dies nicht im Sinne der Grounded Theory ist. (vgl. Flick 2011, S.186-187)

Im Folgenden sollen im Rahmen des Forschungsdesigns die methodologischen Überlegungen vorgestellt werden, die überleiten zu den forschungsleitenden Fragestellungen und schließlich in der Erhebungsmethode des Leitfadeninterviews münden. Darauf folgen die Darstellung des Vorgehens der Datenerhebung und der Datenauswertung.

4.1 Methodologische Überlegungen

Der qualitative Forschungsansatz dieser Arbeit ist in einem methodologischen Rahmen eingebettet (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.20) der hier dargestellt werden soll. Das Forschungsinteresse respektive das Erkenntnisinteresse dieser Forschungsarbeit liegt darin zu erfahren, wie Eltern, die ihr Kind in einem Kinderladen betreuen lassen, den Alltag in diesem Organisationsmodell erleben und die damit folgenden Bedingungen (Elterndienste, Engagement etc.) umsetzen. Die im Fokus stehende, übergeordnete Fragestellung lautet daher:

Wie erleben und deuten Eltern das Organisationsmodell Kinderladen in der heutigen Zeit mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen?

Diese Fragestellung bewegt sich zum einen in den Argumentationslinien des Symbolischen Interaktionismus einerseits und dem theoretischen Rahmen der Grounded Theory andererseits. Diese beiden theoretischen Positionierungen[10] werden genutzt, um Antworten auf die zentrale Fragestellung zu generieren, die sich in verschiedenen untergeordneten Fragen aufgliedert (vgl. Kapitel 4.3.1).

Welche Relevanz erfährt der Symbolische Interaktionismus also in dieser Studie? Als Hinführung hierzu ist es hilfreich, die folgende Beschreibung des Symbolischen Interaktionismus zu betrachten: er beinhaltet eine „Theorie der Handlung, Bedeutung, Motive, Gefühle, Gender, Person und Sozialstruktur“ (Denzin 2013, S. 149), und seine Vertreter untersuchen „die Schnittflächen von Interaktion, Biographie und Sozialstruktur in bestimmten historischen Konstellationen“ (Lamnek 2010, S. 35). Außerdem befassen sich Symbolische Interaktionisten mit der Frage, „auf welche Weise in Diskurssystemen [z.B. Interviews] verankerte Erzählungen Erfahrungsgehalte wiedergeben“ (Denzin 2013, S. 146) können. Dementsprechend geht es hier um Einblicke in die Lebenswelten der Eltern, die sich in Elterninitiativen engagieren, die ihre Sicht der Dinge schildern und somit ihre Erfahrungen mit dem Organisationsmodell Kinderladen preisgeben. In Korrespondenz zu diesem theoretischen Hintergrund wird das halbstandardisierte Interview[11] (vgl. Flick 2011, S.85) als Datenerhebungsmethode gewählt.

Das Analyseraster des Datenmaterials im Sinne der Grounded Theory betont den empirischen Forschungsgegenstand innerhalb eines induktiv angelegten Forschungsprozesses, der in einer konzeptuell dichten Theorie münden soll. Eine Nähe zwischen den wissenschaftssoziologischen Positionen des Symbolischen Interaktionismus und den methodologischen Postulaten der Grounded Theory ist also gegeben (vgl. Strübing 2008, S.16). Die Methodologie der Grounded Theory zielt daher auf Theoriegenerierung ab, die sich durch analysieren von Kategorien und Konzepten begründet (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.194). Dieses Auswertungsverfahren mit dem dazugehörigen mehrstufigen Kodierparadigma harmoniert wiederum mit dem Erhebungsinstrument des halbstandardisierten Interviews (vgl. Flick/ von Kardoff/ Steinke 2013, S.19).

Zu den Grundprinzipien der Grounded Theory nach Glaser und Strauss zählen der Wechselprozess von Datenerhebung und Auswertung, Theoretisches Sampling, Theorieorientiertes Kodieren, Ständiges Vergleichen und das Schreiben theoretischer Memos und Relationierung von Datenerhebung, Kodieren und Memoschreiben im gesamten Forschungsprozess (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S. 194-204; Strübing 2008, S.18-36). Die Grounded Theory folgt daher einem zirkulären, verzahnten Forschungsvorgehen. Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde aus praktischen Gründen die Datenerhebung größtenteils getrennt von der Datenanalyse durchgeführt, sodass die Datenerhebung und Auswertung nicht vollständig als Wechselprozess durchgeführt werden konnten (siehe auch Kapitel 4.3.3).

4.2 Darstellung der Erhebungsmethode

Wie bereits erwähnt wurde als Erhebungsinstrument eine verkürzte Form des halbstrukturierten Interviews nach SCHEELE und GROEBEN als Variante des Leitfadeninterviews gewählt. Die Wahl des Instruments wurde vor allem daher getroffen, da die Interviewpartner_innen über einen „komplexen Wissensstand zum Thema der Untersuchung“ (Flick 2011, S.203) verfügen, was im Rahmen dieser Forschung gegeben ist: Interviewpartner_innen sind aktiv partizipierende Eltern in einem Kinderladen, von denen auszugehen ist, dass sie sich spontan auf offene Fragen äußern können (vgl. Flick 2011, S.203). Dabei wurde auf die „Struktur-Lege-Technik“ (Flick 2011, S.203) im Rahmen dieser Forschung verzichtet, da die Interviewpartner_innen eine limitierte Zeitvorgabe für die Teilnahme an den Interviews signalisierten. Die Zustimmung zur Verwendung der Interviewinhalte wurde selbstverständlich dennoch durch die Einverständniserklärung (s. Anhang) eingeholt.

Gleichermaßen entscheidend für die Wahl des Erhebungsinstruments war die Form der Fragen, die in einem halbstrukturierten Interview gestellt werden (vgl. Flick 2011, S.203-204):

- offene Fragen
- theoriegeleitete, hypothesengerichtete Fragen, die sowohl literaturbasierend als auch auf theoretischen Vorannahmen des Forschers beruhen
- Konfrontationsfragen

Diese verschiedenen Fragetypen und die Einteilung in thematisch aufgeteilte Bereiche zielen darauf ab, dass die Interviewten zunächst spontan auf die offenen Fragen aus ihrer subjektiven Perspektive antworten können. Die daran anschließenden theoriegeleiteten bzw. hypothesengerichteten Fragen sollen explizites Wissen des Interviewten freigeben und ihm durch den/ die Interviewer_in als ein Angebot aufgezeigt werden, auf das er je nach seiner subjektiven Theorie eingehen kann. Mit den anschließenden Konfrontationsfragen „sollen die bis dahin vom Befragten entwickelten Theorien und Zusammenhänge in jedem angesprochenen Bereich noch einmal im Licht konkurrierender Alternativen kritisch hinterfragt werden“ (Flick 2011, S.204). Eine weitere Begründung der Methodenwahl ist die Einteilung in thematische Bereiche, welche das Interview vorstrukturieren und durch das Interview führen. Das Gesamtkonzept des halbstandardisierten Interviews lässt schließlich auch genug Spielraum für die gewünschte Offenheit, die die Entwicklung einer (zumindest anfänglichen) gegenstandsbegründeten Theorie zulässt (vgl. Flick 2011, S.209).

Zur Wahl der Erhebungsmethode wurden einige Erläuterungen in dieser Arbeit unterbreitet. Weitere, alternative Erhebungsmethoden wären durchaus denkbar gewesen, hätten jedoch zum Teil ein anderes Erkenntnisinteresse verfolgt. So wären Gruppendiskussionen mit Eltern als Teilnehmenden vorstellbar gewesen, diese würden aber eher auf eine Untersuchung von Prozessen der Herstellung sozialer Situationen und Meinungen zielen (vgl. Flick/ von Kardoff/ Steinke 2013, S.19). In gleicher Weise hätten narrative Interviews mit Eltern oder Erzieher_innen eine Begründung in der Wahl der Methode gefunden, doch hier sei darauf verwiesen, dass der biografische Hintergrund der Interviewten keine entscheidende Rolle in dieser Forschung spielt.

4.3 Vorgehen bei der Datenerhebung

Über das Forschungsdesign, die Methodologie und die Methodenwahl wurde nun zum Vorgehen bei der Datenerhebung hingeleitet, welches zur besseren Nachvollziehbarkeit und Transparenz im Forschungsprozess vorgestellt werden soll. Es beginnt mit den forschungsleitenden Fragestellungen und ersten Vorannahmen, die sich aus der Literatur ergeben haben, woran sich die Erklärung und Entwicklung des Leitfadens anschließt. Darauf folgt die Vorstellung des Samples, die Durchführung der Interviews, die Transkription der Tonbandaufnahmen und abschließend die Selbstreflexion.

4.3.1 Forschungsleitende Fragestellungen

Die vorliegende Studie basiert auf verschiedenen Vorannahmen und zentralen, forschungsleitenden Fragestellungen, die aus der Literaturrecherche einerseits und der Auseinandersetzung mit dem Vorwissen und Erfahrungswert durch die Berufstätigkeit in einem Kinderladen anderseits abgeleitet sind.

Wie erleben und deuten Eltern das Organisationsmodell Kinderladen in der heutigen Zeit mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen?

Die bereits bekannte zentrale Forschungsfrage lautet:

Auf diese übergeordnete Fragestellung folgen weitere Unterfragen:

- Warum werden Kinderläden heute noch von Eltern als Betreuungsform für ihre Kinder ausgewählt (Motive und Beweggründe)?
- Was ist übrig geblieben von den Kinderläden der Kinderladenbewegung der 1968er?
- Wie organisieren Eltern respektive Familien den Alltag im Spannungsfeld zwischen Beruf, Kindererziehung und Kinderladenengagement?
- Was denken Eltern über die aktuelle Entwicklung des Kinderladens?
- Was möchten Eltern möglicherweise ändern oder (organisatorisch) umgestalten?
Aus diesen Fragen soll ein Meinungsbild von Eltern aus verschiedenen Kinderläden und Elterninitiativen eingefangen werden, das folgende Punkte integrieren soll:
- Auswahl der Kinderbetreuungseinrichtung
- persönliches Erleben im Kinderladenalltag
- Elternarbeit/ Partizipation/ Engagement
- Ursprünge des Kinderladens verbunden mit den aktuellen Beweggründen
- potentielle Veränderungsvorschläge

4.3.2 Die Leitfadenentwicklung

Für die Datenerhebung wurde ein Leitfaden entwickelt, der sich primär auf Literaturrecherche stützt und durch Vorwissen aus der beruflichen Erfahrung ergänzt wird. Dieser ist für eine Interviewdauer von ca. einer Stunde konzipiert, was den Interviewpartner_innen als Anhaltspunkt dienen sollte.

In den vorab angestellten Überlegungen wurde festgelegt, dass die Fragen so konzipiert werden sollen, dass eine absolute Offenheit für die Interviewpartner_innen geschafft wird, was auch dem Erhebungsinstrument der halbstrukturierten Interviews entspricht. Sie sollten in keiner Weise durch die Inhalte der Fragen in eine Richtung gedrängt werden. Sicherlich lässt sich dies aufgrund von stattgefundenen gemeinsamen Vorgesprächen nicht vollkommen vermeiden. Generell lässt sich auf die verwendete Literatur des Theorieteils verweisen, die als Vorlage für einen Großteil der Fragen des Leitfadens gedient hat. Im Besonderen sind die Forschungsarbeiten von ISELER (2010), SILVESTER (2009) und URZDE (2013) hervorzuheben, zum einen hat ISELER (2010, S.297-328) mit ihren herausgearbeiteten Einzelthesen Anreize für Fragestellungen gegeben und zum anderen hat SILVESTER den Wandel der Elternschaft nachvollziehbar beschrieben, der die konkreten Fragen zur Elternperspektive im Leitfaden geprägt hat. Daran schließt sich URZDEs Studie zum Elternengagement im Vergleich zwischen Kinder garten und Kinder laden an, die Fragen im Leitfaden zur Partizipation in einer Eltern-Kind-Gruppe initiiert hat. Schließlich sind vereinzelte Konfrontationsfragen in den entsprechenden Themenkomplexen des Interviewleitfadens eingeflossen, die das halbstrukturierte Interview abrunden und die Interviewpartner_innen anregen sollen, ihre Aussagen (kritisch) zu reflektieren.

Aus der Literatur und dem eigenen Vorwissen haben sich schließlich sechs Themenkomplexe ergeben, die vom Allgemeinen zum Konkreten verlaufen (vgl. Anhang/ Interviewleitfaden).

- Einstiegsfrage

Für den Einstieg ins Interview wird eine narrative Frage gewählt. Die Interviewpartner_innen werden angeregt, sich an ihre eigene Betreuungsvergangenheit zu erinnern und diese, wenn möglich, in Relation zur Betreuungswahl ihrer Kinder zu setzen. Dabei soll auch in Erfahrung gebracht werden, wie die Aufgabenteilung der eigenen Eltern zuhause war. Welcher Elternteil ging arbeiten? Gab es zur damaligen Zeit Eltern, die beide berufstätig waren? etc.

- Auswahl der Kinderbetreuung

In diesem Fragenkomplex wird erfragt, wie der Prozess der Wahl der Kinderbetreuung bei den Eltern abgelaufen ist. Die Eröffnungsfrage des Themenblocks zielt noch nicht auf die Kinderbetreuungsmöglichkeit Kinderladen ab, vielmehr sollten allgemeine Kriterien erfragt werden. Somit können die Eltern selbst entscheiden, zu welchem Zeitpunkt sie die Wahl des Kinderladens als Betreuungseinrichtung benennen und begründen. Sollten die Eltern nicht selbstständig auf dieses Thema kommen, folgt diese Frage als Nachtrag.

- Persönliches Erleben des Kinderladenalltags

Diese Frage(n) zielen auf die Sichtweise und die Innensicht der Eltern ab. Die Interviewpartner_innen sollen angeregt werden, sich mit ihren bisherigen Erfahrungen im Kinderladen auseinander zu setzen und ein vorläufiges Resümee zu ziehen. Ergänzend sollen, wenn möglich, Vor- und Nachteile aufgezeigt werden. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass für das Interview die Sicht auf den Kinderladen als Organisationsmodell entscheidend ist, weniger die pädagogische Komponente der Elterninitiativen.

- Elternarbeit/ Partizipation

An dieser Stelle wird auf die ehrenamtliche Elternmitarbeit und Teilhabe eingegangen. Relevante Aspekte dieses Themenkomplexes sind die Aufgabengebiete und Elterndienste, die Eltern in ihrem Kinderladen zu absolvieren haben. Gleichzeitig sollen sie ihr Erleben ebendieser reflektieren und schildern. Im zweiten Teil werden Eltern hinsichtlich des betriebswirtschaftlich geprägten Begriffes Aufwand-Nutzen-Verhältnis befragt. Aus der Literatur (vgl. Urdze 2013) ist bekannt, dass das Elternengagement in Kinderläden höher ist als in herkömmlichen Kindertageseinrichtungen. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass Kinderläden für Eltern und Kinder einen Mehrwert darstellen, der mit verschiedenen Argumentationsketten begründet werden kann. Die Interviewpartner_innen werden aufgefordert, diesbezüglich Stellung zu beziehen.

- Ursprünge des Kinderladens und die heutige Situation

Auf den Partizipationsabschnitt folgt eine kurze Erwähnung der Beweggründe der ursprünglichen Kinderladenelterngeneration seitens der Interviewerin. Danach wird erfragt, welche Relevanz die Ursprünge heute noch in der eigenen Entscheidung haben und wie sie die Beweggründe der Eltern allgemein deuten. Dieser Fragekomplex scheint aus Sicht des Interviewverlaufs an später Stelle zu stehen, allerdings wird davon ausgegangen, dass für die Beantwortung der Frage die vorausgegangenen Fragen und Antworten von Bedeutung sind. Es wird davon ausgegangen, dass den Interviewpartner_innen die eigenen Beweggründe nach deren Nennung in vorangegangenen Fragen aktiv bewusst sind, und dass sie diese deshalb mit den beim Aufkommen der Kinderläden vorherrschenden Beweggründen vergleichen können.

- Abschluss

Der finale Themenkomplex bietet den Interviewpartner_innen zunächst die Möglichkeit zur Reflektion der Wahl der Kinderbetreuung mit der Frage, ob sie sich erneut für einen Kinderladen als Kindertageseinrichtung entscheiden würden. Hierbei kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Interviewpartner_innen selbst eine Vergleichsmöglichkeit insofern haben, als dass sie Erfahrung in einer anderen Kinderbetreuungseinrichtung gesammelt hätten. Vielmehr besteht die Möglichkeit Einschätzungen von anderen Kindertageseinrichtungen von z.B. befreundeten Familien heranzuziehen. Anschließend wird nach Änderungsvorschlägen gefragt, die Eltern aus der Erfahrung im Kinderladen mitbringen oder die sich aus dem Interview herauskristallisiert haben. Abschließend besteht für die Interviewpartner_innen Raum für Ergänzungen und Gelegenheit für sie vergessene Themen anzusprechen.

Der konzipierte Leitfaden wurde im Rahmen eines Pretest auf Fehler, Unklarheiten und Unvollständigkeiten untersucht. Dieser wurde mit einer mir bekannten Mutter aus einem Kinderladen durchgeführt und in der späteren Untersuchung nicht mit in das Sample aufgenommen. Es wurde weitestgehend eine reale Interviewsituation simuliert: das Interview wurde mit einem Diktiergerät aufgezeichnet und es wurde versucht, eine freundschaftliche Redensart zu vermeiden, was sich nicht immer umsetzen ließ. Auch wurde seitens der Interviewpartnerin oft darauf hingewiesen, dass ich ja wisse, wie zum Beispiel die Abläufe im Kinderladen seien, weshalb sie diese nicht weiter ausgeführt hat. Dadurch hat der Pretest mit 36min44sec deutlich weniger Zeit in Anspruch genommen als die eigentlichen Interviews. Als Ergebnis lässt sich konstatieren, dass für den finalen Leitfaden einige Fragen zusammengefasst, andere hingegen aufgrund von Verständnisproblemen auf Seiten der Interviewpartnerin umformuliert wurden. Ebenso wurden neue Aspekte, die im Vor- und Nachgespräch des Pretest angesprochen wurden, teilweise in den Leitfaden integriert. Aus diesen Notizen resultiert schließlich der im Anhang zu findende Leitfaden.

4.3.3 Das sample

Die Interviewpersonen wurden vor der Interviewdurchführung über das Erkenntnisinteresse und den Vorgang der Erhebung informiert, wodurch bei den Interviewpartner_innen vorab einige wenige Fragen entstanden, die im Vor- oder Nachgespräch des Interviews geklärt wurden. Eine die Fragen lautete zum Beispiel, wie ich auf das Thema der Masterarbeit kam.

Interviewpartner_innen wurden durch eine Kombination verschiedener Samplingverfahren ausgewählt (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.181). Zu Beginn der Untersuchung und für das übergeordnete Samplingverfahren wurden ein paar wenige Kriterien festgelegt, die potentielle Interviewpersonen erfüllen sollten. Zum einen war es mir als Forscherin wichtig, die Interviewpartner_innen persönlich nicht zu kennen. Eine bereits bestehende Vertrautheit zwischen mir als Forschende und dem/ der Interviewpartner_in würde möglicherweise unzureichende und unbefriedigende Daten geben, da davon ausgegangen werden kann, dass gegenseitig viel voneinander bekannt ist und daher im Rahmen des Interviews viele Themen oder tiefergehende Aspekte nicht angesprochen werden. Diese Befürchtung wurde durch Erfahrungen aus dem Pretest bestärkt, sodass Eltern aus dem Kinderladen, in dem ich selbst tätig war, ausgeschlossen wurde.

Weitere Kriterien entsprachen der aktiven Beteiligung von Eltern im Kinderladen, die sollte zum Zeitpunkt des Interviews gegeben sein sollte, damit Eltern unmittelbar von ihrer aktuellen Situation ausgehen und berichten können. Außerdem sollte die aktive Teilhabe im Kinderladen bereits seit mindestens einem Jahr bestehen, sodass von einer soliden Grunderfahrung in einer Elterninitiative ausgegangen werden kann.

Nach der Auswahl der ersten Interviewpartner_innen und der Durchführung der ersten fünf Interviews wurden noch zwei Interviewpartner_innen in Anlehnung an das theoretical sampling (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.177) ausgewählt. So ist im Laufe der ersten Interviews aufgefallen, dass der gender Aspekt vertieft werden soll, der sich auf die Aufgabenverteilung der Kinderladendienste innerhalb der Familie bezieht. Bis dahin waren nur Mütter als Intervierwpartnerinnen vertreten, da sich zunächst ausschließlich Frauen auf die Kontakversuche meldeten. Die männliche Perspektive sollte den Horizont der Daten erweitern. Ebenso konnte eine Mutter gewonnen werden, die ihr Kind in einem Kinderladen betreuen lässt und gleichzeitig Erzieherin in einem Kinderladen ist. Ihre Sicht auf den Kinderladen soll einen möglichen Kontrast oder auch Parallelen zwischen den Perspektiven als Mutter und Erzieherin verdeutlichen.

Die Suche nach Interviewpartner_innen hat das aus der Literatur aufgezeigte Bild von Kinderladeneltern (vgl. Kapitel 3.3.2) unterstrichen. Diese These lässt sich anhand der erhobenen soziodemographischen Daten belegen und ist im Anhang detaillierter nachzulesen. Interessant ist. dass die Interviewpartner innen (an dieser Stelle werden explizit die Mütter betrachtet) ein Durchschnittsalter von 40,2 Jahren aufweisen und Kinder in der Gruppe der 3-6 Jährigen haben, wobei ein Durchschnittsalter in dieser Gruppe von 4,5 Jahren angenommen wird. Wird dieses vom durchschnittlichen Alter der Mütter abgezogen, um einen ungefähren Anhaltspunkt für das Alter bei der Geburt des Kindes zu bekommen, ergibt sich ein Wert von 36,4 Jahren. Dieser ist deutlich höher als der Altersdurchschnitt der Mütter bei Geburt in Deutschland, der mit 30,8 Jahren beim ersten Kind und 33,0 beim dritten Kind angegeben wird (vgl. Statistisches Bundesamt 2014).

Gleichermaßen sticht die Anzahl der Kinder hervor. Die Interviewteilnehmer_innen haben im Schnitt 2,43 Kinder. Das liegt auch deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 1,41 Kindern. Auch die Bildungsabschlüsse reihen sich in die in Kapitel 3.3.2 beschriebene Elternstruktur ein. Sechs von sieben Interviewpartner_innen haben einen akademischen Abschluss und fünf Partner_innen der zu Interviewenden haben diesen ebenfalls. Alle an der Untersuchung Beteiligten haben die deutsche Staatsangehörigkeit, ebenso ihre Partner_innen.

Zugang zum Feld und Kontaktaufnahme

Mit den oben beschriebenen Kriterien wurden sowohl ein formaler Zugang in Form eines Anschreibens, und ein informeller Zugang zum Feld gewählt. Zum einen wurde Kontakt zum zuständigen Dachverband der Kinderläden in A-Stadt[12] aufgenommen, dessen Mitarbeiter_innen auf einem seiner Elternabende mein Anliegen vorgetragen haben und im Zuge dessen E-Mailadressen von Interessierten an mich weitergeleitet haben[13]. Zum anderen haben sich Kontakte über ehemalige Kolleginnen ergeben, die beide in einem Kinderladen als Erzieherinnen tätig sind.

Aufgrund dessen gab es ebenfalls zwei Varianten der Kontaktaufnahme. Um mit den vom Dachverband akquirierten, interessierten Personen in Kontakt zu treten, wurde eine E-Mail mit persönlichem Anschreiben verfasst. Diese beinhaltet eine kurze Vorstellung der Forscherin, das Forschungsanliegen und die Bitte um Mithilfe und Teilnahme am Interview (vgl. Anhang). Vom Dachverband wurden insgesamt sieben Kontaktdaten an mich weitergeleitet, von denen sich zunächst vier auf meine Mailanfrage rückgemeldet haben. Von diesen vier potentiellen Interviewpartnerinnen konnten schließlich nur mit zwei Interessierten ein Interviewtermin vereinbart werden, fehlende Zeitkapazitäten waren ein häufiges Argument der Absage.

Parallel konnten über die ehemaligen Kolleginnen weitere Interviewpartner_innen gewonnen werden. Der Erstkontakt ist hier zunächst über die beiden Kolleginnen erfolgt. In Folge dessen wurde die oben beschriebene, vorformulierte E-Mail an die ehemaligen Kolleginnen gesendet, die diese schließlich an Eltern in ihren Kinderläden weitergeleitet und gleichzeitig meine Kontaktdaten weitergegeben haben. So kam es zunächst zu drei weiteren Interviewterminen. Später konnten zur Durchführung des theoretical sampling wie oben beschrieben noch zwei zusätzliche Interviewtermine vereinbart werden.

4.3.4 Die Durchführung

Nachdem der oben beschriebene Pretest erfolgt ist und der endgültige Leitfaden vorlag wurden sieben Interviews innerhalb von drei Wochen durchgeführt und mit einem digitalen Aufnahmegerät aufgezeichnet. Unmittelbar vor den Interviews habe ich mich nochmals kurz vorgestellt, was mögliche Ängste vor der Aufzeichnung des Interviews oder vor der Interviewsituation selbst nehmen sollte. Dies war bei einem Interview (Andreas) allerdings nicht möglich, da hier ein knappes Zeitfenster zur Verfügung gestellt wurde, welches eingehalten werden musste.

Alle Interviewpartner_innen wurden bei der formalen Kontaktaufnahme gesiezt. Während der Interviews wurde allerdings das im Kinderladen übliche Du verwendet, nachdem es von den Eltern im Vorfeld angesprochen wurde. Damit wurde in der Regel eine persönliche Atmosphäre hergestellt, was aber nicht der Professionalität schaden sollte.

Die Interviews haben eine Durchschnittslänge von 54min42sec, wobei das kürzeste 47min12sec und das längste Interview 1h4min46sec angedauert hat. Nähere Informationen zu den Interviews in Form von tabellarischen Postskripten (Ort, Situation Vor- und Nachgespräche), sind dem Anhang zu entnehmen und wurden durch Dokumentationsbögen, wie FLICK (vgl. 2011, S.378) wie vorschlägt, ergänzt.

Den Interviewpartner_innen wurde freigestellt, wo sie das Interview geben möchten. So haben drei Interviewsituationen in den entsprechenden Kinderläden außerhalb der Öffnungszeiten stattgefunden, drei Interviews in der Wohnung der Interviewpartnerinnen (hier waren in zwei Fällen Babys anwesend) und ein Interview in einer Bibliothek in A-Stadt. Es kann von keinen nennenswerten Störungen berichtet werden, lediglich die zwei Babys haben die entsprechenden Interviews mitgestaltet.

Während der Durchführung der Interviews wurde versucht, die von HOPF (1978 in Pzyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.139) benannte „Leitfadenbürokratie“ zu vermeiden. Daher kam es vor, dass mal mehr, mal weniger immanente Nachfragen eingeschoben wurden, je nachdem, wie ausführlich der/ die zu Interviewende auf Fragen geantwortet hat. Auch kam es vor, dass Fragen nicht in der Reihenfolge des Interviewleitfadens gestellt wurden, sondern dem Gesprächsverlauf so gut wie möglich angepasst wurden. Während des Interviewverlaufs wurden zur weiteren Vertiefung der Fragen und Themenblöcke vereinzelt ‚ad-hoc‘ Fragen formuliert (vgl. Gläser/ Laudl 2009 in Trisch 2013, S.59).

Nach jedem Interview wurde ein Postskriptum angelegt, das die Aufnahmedauer des Interviews, den Aufnahmeort, die Interviewsituation, das Vor- und Nachgespräch und die Selbstreflektion der Forscherin dokumentiert hat. Die einzelnen Interviews und ihre Settings sollten so im Nachhinein rekonstruiert werden können.

Nach sieben Interviews lag ein akzeptables Datenmaterial vor, das im Rahmen der Mastarbeit als ausreichend betrachtet wird. Im nächsten Schritt wurde die Transkription der Interviews durchgeführt, die im folgenden Kapitel erläutert wird.

4.3.5 Die Transkription

Im Sinne der Transparenz der vorliegenden Forschungsarbeit sind im Anhang die Transkriptionsregeln in Anlehnung an LANGER (vgl. 2010, S.523) nachzulesen.

Im Transkriptionsvorgang wurde größtenteils die Standardorthographie als Form der Verschriftlichung ausgewählt (vgl. Kowal/ O’Connell 2013, S.441). So wurde z.B. aus einem „nee“ ein „nein“ oder aus dem umgangssprachlichen „hab“ ein „habe“. In einigen Interviews, insbesondere Interview_4 und Interview_7, wurde die Standardorthographie aufgrund der Authentizität der Interviewpartner_innen jedoch größtenteils außer Acht gelassen, was jedoch die Lesbarkeit nicht weiter einschränkt (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.163).

Die Interviews wurden in zwei Schritte bearbeitet und transkribiert. Im ersten Schritt wurden die Interviews aus zeitlicher Perspektive kurz nach der Durchführung ohne jegliche Anonymisierung transkribiert, um nochmals einen Überblick über die einzelnen Interviews zu gewinnen. Dies kann als erster Auswertungsschritt gewertet werden (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.163). Im zweiten Schritt wurden alle Interviews, mit ihren Daten und Merkmalen so anonymisiert, dass keine Rückschlüsse auf konkrete Personen oder Orte mehr möglich sind. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass alle anonymisierten Namen und Orte denselben Namen oder Ort meinen, wenn diese gleich benannt wurden (vgl. Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.162).

Beispiel: A-Stadt entspricht in allen Interviews der gleichen Stadt oder Straße-y ist ebenfalls in allen Interviews die gleiche Straße in der gleichen A-Stadt.

Im Verlauf des zweiten Schritts wurden bereits Memos verfasst, um erste Leseeindrücke festzuhalten. Die Transkription kann gedanklich schon als ein vorläufiger Auswertungsschritt angesehen werden, da sie einen ersten Gesamtüberblick über die einzelnen Interviews, aber schließlich auch über das gesamte Datenmaterial gibt und erste Wiederholungen sichtbar und bewusst werden.

4.3.6 Selbstreflexion als Rolle der Forschenden

Dieser Unterpunkt soll dazu dienen, den persönlichen Bezug, den ich als Verfasserin dieser Arbeit zum Forschungsgegenstand Kinderladen habe und die damit zusammenhängende Subjektivität zu reflektieren. Diese Beurteilung erfolgt anhand des Gütekriteriums der reflektierten Subjektivität nach STEINKE (vgl. 2013, S.330-331), die darunter Selbstbeobachtung, persönliche Voraussetzungen, Vertrauensbeziehung und Reflexionen während des Feldeinstiegs fasst.

Die Auswahl des Samples hat bereits unter Ausschluss derjenigen Eltern stattgefunden, die ich über meine Berufstätigkeit als Sozialpädagogin in einem Kinderladen bereits kennen gelernt habe, um die nötige Distanz zu den Interviewteilnehmenden zu wahren und so unverfälschte Ergebnisse zu erzielen (siehe Kapitel 4.3.3). Im Anschluss an jedes Interviews wurde zudem ein Postskriptum angefertigt, das eine Reflexion der Interviewsituation und zum meiner Rolle als Forschende im konkreten Interview beinhaltet. Diese sind im Anhang nach zu lesen.

Von der Tatsache, dass ich selbst für eine Zeit in einem Kinderladen aktiv mitgearbeitet habe, lässt sich darauf schließen, dass ein Vorwissen und sicherlich auch Vorannahmen zu den Fragen und Antworten bestehen. Diese habe ich versucht, während der Interviewdurchführung nach Möglichkeit auszublenden, um die Forscherinnenhaltung beizubehalten. Dennoch ließ es sich an einigen Stellen nicht vermeiden, Vergleiche zum Kinderladen zu ziehen, in dem ich selbst gearbeitet habe.

In Vorgesprächen mit den Interviewpartner_innen habe ich, wann immer es möglich war, darauf verzichtet, meine Erfahrung im Kinderladen zu erwähnen. Gleichwohl konnte ich in den Interviews nicht immer auf interessierte Nachfragen, die vom Interviewleitfaden abwichen, verzichten. Diese werte ich aber im Nachhinein nicht als negativ, da sie wiederum aufschlussreiche Erkenntnisse hervorbrachten und die Interviews ergänzt haben. Hilfreich waren meine Erfahrungen zu den Abläufen und der Organisation innerhalb der Elterninitiativen zudem insofern, als dass sie mir zusätzliche Sicherheit in der Durchführung der Interviews gaben.

4.4 Vorgehen bei der Datenauswertung

Im Rahmen des methodologischen Hintergrundes wurde bereits auf das Auswertungsverfahren verwiesen (vgl. Kapitel 4.1.), welches sich am theoretischen (auch theorieorientierten) Kodieren orientiert (vgl. Flick 2011, S.386; Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.195).

Im Sinne der Grounded Theory nach GLASER und STRAUSS und in der Weiterentwicklung nach STRAUSS und CORBIN zielt das Auswertungsverfahren auf eine Theorieentwicklung ab, die mit Hilfe verschiedener Schritte erreicht werden soll: offenes, axiales und selektives Kodieren. Kodieren meint hier den „Prozess der Entwicklung von Konzepten in Auseinandersetzung mit dem empirischen Material“ (Strübing 2008, S.19). Hierbei kommen Kodes zum Einsatz, die nach und nach aus der vergleichenden Analyse der Daten entwickelt werden. Dabei sollen die Kodes ‚Konzepte‘ und ‚Kategorien‘ identifizieren. Diese Begriffe liegen zwar nahe beieinander, unterscheiden sich aber dennoch: Konzepte bilden Kategorien, doch nicht jedes Konzept wird zu einer Kategorie (vgl. Strübing 2008, S.21; Przyborski/ Wohlrab-Sahr 2010, S.195). Somit lässt sich sagen, dass Kategorien eine Stufe abstrakter und umfassender sind.

Im Folgenden werden die Auswertungsschritte kurz skizziert, die jedoch getreu der Grounded Theory nicht in einer streng vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden müssen. Vielmehr werden die Schritte verzahnt durchgeführt, wobei am Ende eine oder mehrere Kern-/ Schlüsselkategorie(n) generiert werden soll(en) (vgl. Strübing 2008, S.20).

- Offenes Kodieren

Das Offene Kodieren dient in erster Linie dazu, die Fülle von Daten, die durch die Interviewtranskripte generiert werden, aufzubrechen und dem Forschenden einen ersten, breiten und noch wenig geordneten Zugang zu den Daten zu verschaffen (vgl. Strübing 2008, S.21), indem die Transkripte Zeile-für-Zeile analysiert und Konzepte entwickelt werden (vgl. Strauss 1991, S.58). Dazu wird als Hilfsmittel empfohlen, sogenannte W-Fragen an das Datenmaterial zu stellen: was, wer, wie, wann/ wie lange/ wo, wie viel/ wie stark, warum wozu, womit (vgl. Strauss/ Corbin 1996 in Flick 2011, S.392). Kodierungen können sich als in-vivo -Kodes unmittelbar der Begriffe oder Formulierungen aus den Interviews bedienen, oder nach durch den Forschenden ausgewählten Begriffen benannt werden. Dabei sind es vor allem die erstgenannten, natürlichen Kodes, die in der Grounded Theory eine besondere Bedeutung erhalten (vgl. Böhm 2013, S.478).

Parallel zum Kodierschritt werden Memos geschrieben, die Auffälligkeiten und Gedanken in Bezug auf die zu entwickelnden Kategorien, aber ggf. auch schon auf die zu generierende Theorie festhalten sollen (vgl. Strübing 2008, S.17).

Als Ziel des Offenen Kodierens nennt Strauss (vgl. 1991, S.58; vgl. auch Strübing 2008, S.19-22; Flick 2011, S.388-393) die Entwicklung von Konzepten und Kategorien, wobei durch die Methode des ständigen Vergleichens Verbindungen untereinander aufgedeckt werden sollen, aber auch erste entstehende Hypothesen querverglichen werden.

- Axiales Kodieren

Das axiale Kodieren dient dazu, die im offenen Kodierschritt gewonnenen Kategorien im Rahmen des Kodierparadigmas (siehe Abbildung 1) näher zu analysieren, mit dem Ziel, mögliche Zusammenhänge zwischen einer jeweiligen Kategorie und verschiedenen anderen Konzepten und Kategorien herauszufinden:

Abbildung 1: Kodierparadigma

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Strübing 2008, S.28)

Hier müssen Relevanzentscheidungen getroffen werden: vor allem die für die Klärung der Forschungsfrage (voraussichtlich) relevanten Phänomene werden nach dem Kodierparadigma analysiert (vgl. Strauss 1991, 63). Dabei werden durch die oftmals auf vorläufigen Informationen und Vermutungen basierenden Entscheidungen automatisch vage Hypothesen entwickelt, die weiter überprüft werden müssen (vgl. Strübing 2008, S.21).

Zusammenfassend geht es beim Axialen Kodieren darum, um die Achse einer Kategorie auszuwerten und um den Prozess des In-Beziehung-Setzens der Unterkategorien zu einer Kategorie (vgl. Flick 2011, S.393-395; Strübing 2008, S.19-22, 26-28).

- Selektives Kodieren

Das selektive Kodieren, zielt auf die Kombination und Integration der bisher erarbeiteten theoretischen Konzepte und Kategorien, die besonders hervorstechen, in eine oder mehrere Schlüsselkategorien. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen einer möglichen Schlüsselkategorie zu nachgeordneten Kategorien und Subkategorien permanent verglichen und systematisch ausgearbeitet, was zur Rekodierung von Konzepten und Kategorien führen kann (vgl. Strübing 2008, S.19-22; Flick 2011, S.396-400).

Strauss und Corbin bezeichnen diesen Kodiervorgang zusammenfassend als einen „Prozeß [sic!] des Auswählens der Kernkategorie, des systematischen In-Beziehung-Setzens der Kernkategorie mit anderen Kategorien, der Validierung dieser Beziehungen und des Auffüllens von Kategorien, die einer weiteren Verfeinerung und Entwicklung bedürfen“ (Strauss/ Corbin 1996 in Strübing 2008, S.21).

Die Auswertung des Datenmaterials in Anlehnung an die Grounded Theory hat nach einem ersten offenen Kodierschritt 833 Kodes, größtenteils in vivo -Kodes, generiert, die zunächst handschriftlich festgehalten wurden. In einem zweiten Durchgang wurden diese Kodes mit der Forschungsfrage beleuchtet, weshalb letztendlich 662 Kodes als relevant beibehalten wurden. Im darauf folgenden, axialen Kodierschritt wurden diese 662 Konzepte respektive Kodes (vgl. Anhang/ Kodeliste) 19 Kategorien zugeordnet (vgl. Anhang/ Kategorienliste), die wiederum in verschiedene Subkategorien untergliedert wurden. Im Verlauf des axialen Kodierens haben sich ebenso Verbindungen zwischen den einzelnen Haupt- und Subkategorien herauskristallisiert, die in Memos festgehalten wurden.

Beim selektiven Kodieren wurden von STRAUSS (vgl. 1991, S.67) formulierte Kriterien an eine Schlüsselkategorie zugrunde gelegt:

- Zentralität; Bezug zu möglichst vielen anderen Kategorien
- Häufigkeit im Datenmaterial
- Zusammenhänge zu anderen Kategorien sollen sich sehr bald und zahlreich ergeben
- „Sobald die Details einer Schlüsselkategorie analytisch ausgearbeitet sind, entwickelt sich die Theorie merklich weiter.“ (Strauss 1991, S.67)
- maximale Variation mithilfe der Schlüsselkategorie
Basierend auf diesen Merkmalen ließen sich in Bezug auf die Forschungsfrage zwei Schlüsselkategorien benennen, die im Kapitel 5.2.2 und 5.2.3 erläutert und im Kapitel 5.3 diskutiert werden.

5. Darstellung und Diskussion der Ergebnisse

In diesem Kapitel werden die sieben Interviews in einem Kurzportrait vorgestellt, wonach die Dokumentation der einzelnen Auswertungs- und Kodierschritte folgt, die in zwei Schlüsselkategorien münden. Die Diskussion der Ergebnisse, wobei die gewonnenen Erkenntnisse an den Stand der Forschung und auch an die theoretischen Ausführungen verknüpft werden, schließt dieses Kapitel ab.

5.1 Überblick über die Interviews

Um dem Leser und der Leserin einen ersten Eindruck über das Datenmaterials zu verschaffen, werden die einzelnen Interviews im Folgenden in einer kurzen Fallbeschreibung präsentiert. Diese Kurzbeschreibung ist der Methodik des Thematischen Kodierens nach Flick entnommen, die sich wiederum an der Grounded Theory orientiert (vgl. Flick 2011, S.403). Neben der Kurzbeschreibung wurde jedem Interview eine knappe Überschrift gegeben, sowie ein exemplarisches Zitat aus dem Datenmaterial zugeteilt, die charakteristisch für die jeweiligen Interviews stehen.

Interview_1 Julia: Bindung und Bedürfnisse

Julia ist seit mehreren Jahren ‚kinderladenerfahren‘ und hat nach ihrem Umzug innerhalb A-Stadts und den dadurch verlorenen Kinderladenplätzen erneut nach einem Kinderladen als Betreuungsform für ihre Kinder gesucht und gefunden. Im Zuge des Umzugs hat sie für eines ihrer drei Kinder kurzzeitig keinen Platz in einem Kinderladen bekommen und musste auf eine städtische Einrichtung ausweichen, weshalb Julia den Vergleich zwischen Kinderladen und Kindertagesstätte zieht. Wichtig ist für sie eine frühkindliche Betreuung, die das 4-Augen-Prinzip umsetzt (vgl. Julia/ 227-230; 511-517), womit sie die Betreuung bei einer Tagesmutter ausschließt. Im Fokus des Interviews steht für sie die Vermittlung von Verlässlichkeit, Sicherheit und insbesondere Bindung durch die Kindertageseinrichtung.

„Also ich finde, die haben sehr gut kennengelernt, was Bindung bedeutet. Und wer die Personen sind, die sie gut kennen. Und wer der Personenkreis ist, ähm, der zu ihrem Leben gehört. So. Und haben da das- können das ganz klar definieren. [...] Und haben da auch eine Verlässlichkeit kennengelernt. [...] Was ich sehe einfach, was das für ein Wert ist, den die zusätzlich in ihrem Leben haben. Und auch was ist, was die bestimmt stärkt. So einen Freundeskreis zu haben. Und auch da nicht nur die Kinder zu kennen, sondern auch die Eltern zu kennen. Und einfach zu wissen, ähm, dass das alles nicht so flüchtig ist und wieder ausgetauscht werden kann, dann durch irgendwie die 1. Klasse.“ (Julia/ 64-73)

Interview_2 Friederike: Verantwortungsbewusstsein für den Kinderladen

Friederike ist erst seit wenigen Jahren ‚kinderladenerfahren‘ und hat sich erst im Zuge des Umzuges nach A-Stadt mit dem Kinderladen als potentielle Kinderbetreuungsmöglichkeit auseinandergesetzt. Zuvor wurden ihre Kinder in B-Stadt in einer evangelischen Kindertagesstätte betreut, aus der sie mit einem ambivalenten Gefühl ausgeschieden ist. Zum einen war es eine ‚heimelige‘ (vgl. Friederike/ 41) Einrichtung mit einer kleinen Gruppe (vgl. Friederike/ 42). Zum anderen gab es Aspekte an der Einrichtung, welche bei Friederike zu einem Gefühl von Unzufriedenheit geführt haben, wozu Streitereien und Parteienbildung aufgrund von Auseinandersetzungen über das Essen etc. gehörten. Zur Wahl des Kinderladenmodells als Betreuungseinrichtung für ihre Kinder hat sie vor allem der Partizipationsgedanke bewegt. Zwar sieht sie den Aufwand, den eine Kinderladenbetreuung mit sich bringt. Dieser wird aber in ihren Augen durch den Nutzen ausgeglichen.

„Der Nutzen ist aber irgendwie Lebensqualität [...] oder irgendwie Teilhabe am Leben. Also ich finde, das läuft nicht so, das läuft nicht so dahin, sondern es ist irgendwie mehr so eine Bewusstheit da. Die ist natürlich im Alltag mal weniger und mal mehr. Aber ich, ich komme immer wieder so dazu: „Ah ja, was ist denn da? Und wie geht’s meinen Kindern?“ Und so. Das, das passiert mir. [...] Also wir haben sehr viel gewonnen dadurch und sehr viele Kontakte auch [...]. Also ich glaube auch, ich könnte dann auch später sagen: „Nee, das- du egal, wie ihr, wie meine Kinder sagen irgendwie: negativ oh, wir sind da ständig in den Wald und ich fand das furchtbar.“ [...] Dann sage ich so: „Nee, aber für uns war das die richtige Entscheidung.“ Also ich kann das immer vertreten. [...] Und das ist so viel wert, also ist sehr viel wert, finde ich. (Friederike/ 584-597)

Interview_3 Jasmin: Kinderladen aus Mutter- und Erzieherinnensicht

Im Interview mit Jasmin hat sich die Besonderheit ergeben, dass sie sowohl Mutter in einem Kinderladen ist als auch ihren Beruf als Erzieherin in einem anderen Kinderladen ausübt. Dadurch ergeben sich im Verlauf des Interviews stets zwei Perspektiven auf die Interviewfragen, die viele interessante Aspekte hervorbringen. Jasmin ist eine Verfechterin des Kinderladenmodells in Anlehnung an die Gründerphilosophie (vgl. Kapitel 3.1.) und lehnt aktuelle Entwicklungen, wie z.B. Implementierung einer Leitungsstelle ab (vgl. Jasmin/ 752). Sie sieht die Vorzüge für Kinder innerhalb der Fremdbetreuung in einem Kinderladen, die ihr aus ihrer beruflichen Tätigkeit im Kinderladen bekannt sind, und wählt daraufhin die Elterninitiative als Betreuung für ihre eigenen Kinder. Darüber hinaus setzt sie sich mit dem Thema ‚Antiautoritäre Erziehung‘ und ‚68er Bewegung‘ auseinander und ist an Themen rund um den Kinderladen interessiert. Jasmin verdeutlicht aufgrund ihrer Erfahrung auf dem Gebiet der Elterninitiativen, dass jede Einrichtung individuell zu betrachten ist und es nicht das Kinderladenkonzept gibt. Ein Grund dafür liegt vermutlich darin, dass sie im ersten Kinderladen für ihren Sohn negative Erfahrungen gemacht hat, die sie aus ihrer Berufstätigkeit bislang nicht kannte. Andererseits pauschalisiert sie aber auch Charakteristika eines Kinderladenkonzeptes.

„Also ich finde, du kannst halt auch nicht alle Kinderläden über einen Kamm scheren. Also gerade, wie gesagt, der eine war komplett anders, wie der. Und es war trotzdem ein Kinderladen. Ähm, also normal kenne ich es so, dass man halt auch viel raus geht, viele Ausflüge macht und mal so besondere Sachen einfach auch macht. Also dass dafür auch Geld und Kapazität da sind. Dass man sich mal schöne Spielsachen leistet und sich mal überlegt auch: „Sind die sinnvoll?“ Oder auch mit den Eltern zusammen.“ (Jasmin/ 296-302)

Interview_4 Eleni: Vergleich der Kinderläden zwischen 1999 und 2015

Eleni ist eine sehr erfahrene ‚Kinderladenmutter‘. Ihre lange Kinderladenzeit von mittlerweile 16 Jahren kommt dadurch zustande, dass ihr erster Sohn 1999 in den Kinderladen eingewöhnt wurde und ihr Nachzüglersohn erst ca. zehn Jahre später in den gleichen Kinderladen gekommen ist. Eleni berichtet von einer großen Veränderung des Organisationsmodells Kinderladen, wobei sie diese Entwicklung kritisch betrachtet. Sie hat das Gefühl, dass sich der Kinderladen hin zu einem Dienstleistungsunternehmen entwickelt und die Idee der Elterninitiative verloren geht. Die Verantwortung für diese negative Entwicklung sieht sie in der Belastung der Eltern, die vermehrt beide in ihrer Berufstätigkeit eingespannt sind und dementsprechend weniger Zeit für die Organisation des Kinderladens und die damit in Verbindung stehenden Elterndienste zur Verfügung haben.

„Es ist eine reine Dienstleistungswahrnehmung von den Eltern, finde ich. Ähm, und, (.) du hast gar nicht mehr dieses- die Lust, die Bereitschaft vielleicht auch nicht die Zeit da, ähm, dich mehr einzubringen und du hast auch gar keinen Bock mehr auf diese- Oder ich glaube, die meisten Eltern haben keine Lust mehr auf diese Familie, die- das brauchen die gar nicht. Die wollen, dass ihr Kind betreut ist, das hat Priorität. Wie, wo, egal.“ (Eleni/ 153-158)

Interview_5 Katrin: Zwischen Berufstätigkeit und Vorstandsarbeit

Katrin ist eine motivierte ‚Kinderladenmutter‘, die sich zunächst intensiv mit verschiedenen Kinderbetreuungsmöglichkeiten auseinandersetzt, bevor ihre Wahl auf den Kinderladen fällt. Der Kinderladen wird vor allem deswegen gewählt, da persönliche Kontakte zu Eltern innerhalb des Kinderladens bestehen, die letztendlich in der Entscheidungsfindung hilfreich sind. (vgl. Katrin/ 132-136) Katrin nimmt ihre Verantwortung als Elternteil für den Kinderladen sehr ernst, da sie nach ca. einem halben Jahr bereits ein Vorstandsamt annimmt. Ihr Engagement ist vor dem Hintergrund außergewöhnlich, da sie während der Kinderladenbetreuung ihre Erwerbstätigkeit weiterhin zu 100% ausübt. Zusammen mit dem Kinderladenalltag berichtet sie, dass nur noch wenig private Zeit übrig bleibe.

„Das ist schon echt eine Herausforderung. [...] Ich habe dann auch 100% gearbeitet, so über anderthalb Jahre hinweg [...]. Also das ist immer irgendwo, äh, was liegen geblieben. Und das hat sich auch alles immer weiter aufgestaut. Und ich konnte dann auch zu wenig Zeit mit meiner Tochter verbringen. Und irgendwann habe ich dann auch den Job gekündigt. Weil ich gemerkt habe, also das will ich dann auch nicht. [...] Also so ein 100% Job und dann die Zeit mit meiner Tochter verbringen und im Haus irgendwie noch gucken, dass es alles passt.“ (Katrin/ 540-553)

Interview_6 Andreas: Ambivalentes Verhältnis zum Kinderladen

Andreas ist einen ähnlichen Weg wie Eleni gegangen. Aufgrund eines Nachzüglerkindes hat er einen reichen Erfahrungsschatz mit dem Kinderladen. Anders jedoch als Eleni sieht er die Entwicklung des Kinderladenmodells positiv und zu den aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen als kongruent an. Zu Beginn der Kinderladenzeit mit seinem ersten Kind stand er dem Kinderladen noch mit ambivalenten Gefühlen gegenüber. Sowohl die Einrichtung, als auch die Partizipationsmöglichkeiten hat er stets geschätzt, nicht jedoch die Umgangsart der Eltern untereinander und die verschiedenen Sichtweisen der Eltern auf den Kinderladen. Anders als viele andere Eltern hat er den damaligen Familiengedanken des Kinderladens nicht teilen können, da er ein anderes Familienverständnis hat. (vgl. Andreas/ 101-106) Aus der Sicht von Andreas haben sich diese Verhältnisse mittlerweile gewandelt, da früher, als er mit seiner Familie in den Kinderladen eingestiegen ist, bei der Mehrzahl der Eltern nur ein Elternteil berufstätig war. Darin sieht er den Grund dafür, dass Eltern die Kinderladenidee mehr ausleben wollten und konnten. Heute sieht er den Kinderladen angepasst an die gesellschaftlichen Verhältnisse und sich selbst als stärker darin integriert.

„Heute fühlen wir uns irgendwie (.) zugehörig. Damals haben wir uns irgendwie nicht dazugehörig gefühlt. [...] Ganz einfach, weil wir praktisch den Kinderladen-1- wir haben es benötigt, um ein Kind betreut zu haben. Die Familien, die hier schon hier drin - [...] Kinderladen-1 hat ja eine Historie, die ja ((nicht)) sagen: „Okay-“ Da ging’s ja darum: „Okay, wir brauchen eine Betreuung für unser Kind. Sondern wir wollen eine pädagogische Vision verwirklicht haben.“ Und das sind zwei unterschiedliche Sachen. Ja. (.) Weil wir fanden, so wie das hier aufgebaut ist, super, ja, aber uns ging’s erst, also, darum, das Kind betreut zu wissen. Und nicht eine pädagogische Philosophie [...] Ich glaube, das ist ein Riesenunterschied. [...] Und das ist auch einer der Hauptunterschiede, wenn man jetzt die Entwicklung von 14 Jahren jetzt auf heute sieht, die Familien die heute mit drin sind [...] also die Situation der Eltern. Es gab sehr viel, vor 14 Jahren, sehr viele Familien, wo nur ein Elternteil gearbeitet hat.“ (Andreas/ 126-147)

Interview_7 Eva: Konflikt im Kinderladen dominiert Interviewverlauf

Eva ist ebenfalls eine ‚kinderladenerfahrene‘ Mutter, die den Kinderladen als Betreuungsmodell nach ihrem Umzug nach A-Stadt gewählt hat. Durch eine Freundin hat sie den Kontakt zu ihrem jetzigen Kinderladen erhalten und wird ihr neugeborenes drittes Kind auch dort betreuen lassen. Das Organisationsmodell Kinderladen ist für Eva die optimale Einrichtung, da das Konzept der Elterninitiative mit ihrer Lebenseinstellung und ihren pädagogischen Ansichten, wie auch denen ihres Partners, übereinstimmen. Im Verlauf des Interviews wird ein Konflikt in der Elternschaft genannt, der sich durch das gesamte Interview durchzieht. Kern des Konflikts ist, dass ein Elternpaar sich nicht mit dem notwendigen Engagement in den Kinderladenalltag mit einbringt, für Eva jedoch die Elternmitarbeit der Kern des Kinderladens ist und sie kein Verständnis für Eltern hat, die einen Kinderladen als Kinderbetreuung wählen, dann aber nicht die Kernideen des Kinderladens ausleben.

„Also aktuell geht’s halt einfach, also ganz konkret darum, dass es eine Familie gibt, ähm, die sich null einbringt. Und die jetzt auch noch ihr zweites Kind, ähm, unterbringen möchte. Und wir sind ja nur 13 Kinder. (.) Und, ähm, haben schon viele Geschwisterkinder. Und Geschwisterkinder bedeutet immer, es gibt nicht die zusätzlichen Eltern, die sich einbringen können. [...] Und wir sind da solidarisch. Das heißt, wir- Nur weil du ein- zwei Kinder hast, musst du nicht öfters Putzen. [...] Aber wenn das halt überhandnimmt, und wenn dann noch eine Familie reinkommt, die zwei Kinder hat, die gar nichts macht, dann ist das- also dann funktioniert das Konzept nicht mehr. [...] Und, es trifft natürlich immer die Falschen, ne, weil, also, dann gibt’s halt immer die, die sagen: „Ja klar, dann mache ich halt den Elterndienst.“ Aber (.) die Menschen, die es eigentlich machen müssten, weil sie es nie machen, die machen den Elterndienst dann halt (.) nie.“ (Eva/ 327-346)

5.2 Darstellung der Schlüsselkategorien

Im Vorgehen bei der Datenauswertung (vgl. Kapitel 4.4) wurde bereits angedeutet, welche Fülle an Kodes, Konzepten und Kategorien durch das Datenmaterial von sieben transkribierten Interviews (vgl. Anhang/ Transkripte) generiert wird. Diese soll nun näher betrachtet und durch Grafiken veranschaulicht werden. Dabei ist anzumerken, dass im Laufe der Auswertung die Konzepte und Kategorien durch das verzahnte bzw. zirkuläre Vorgehen, im Sinne der Grounded Theory, einige Anpassungen und Rekodierungen durchlaufen haben. Dies ist in den angehängten Dokumenten nicht mehr unbedingt zu erkennen, da handschriftlich ausgewertet wurde und nur die Endfassung der Auswertungsdokumente digital festgehalten ist.

Durch den Analyseschritt des Axialen Kodierens wurden die bereits erwähnten 19 Hauptkategorien konzeptualisiert (vgl. Tabelle 7). Es ist darauf hinzuweisen, dass weder die Haupt- noch die im Anhang zu findenden Subkategorien untereinander einer Hierarchie unterliegen.

Tabelle 7: Kategorienliste

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Ebenso wurden im Kapitel Vorgehen bei der Datenauswertung die Kriterien der Schlüsselkategorien beschrieben und es wurde dargestellt, dass Schlüsselkategorien sich unter anderem dadurch auszeichnen, dass sie zu möglichst vielen Haupt- und Subkategorien in Verbindung stehen.

Es hat sich gezeigt, dass sich nicht alle der 19 Haupt- und 59 Subkategorien eindeutig einer Schlüsselkategorie zuordnen lassen und nicht alle Bezug zu einer oder beiden Schlüsselkategorien nehmen. Dies ist bei den Kategorien Eigene Betreuungsgeschichte, Entscheidungsprozess in der Wahl der Kinderbetreuung und Relation der Kinderläden zu herkömmlichen Kindertagesstätten der Fall. Dennoch werden diese als Teil der Ergebnisse und wertvolle Hintergrundinformationen zu den befragten Eltern betrachtet, welche hier Erwähnung finden sollen. Es sollen im Besonderen die Kategorien Eigene Betreuungsgeschichte und Entscheidungsprozess in der Wahl der Kinderbetreuung kurz betrachtet werden, da die erstgenannte Kategorie Bezug auf den Intervieweinstieg nimmt, und die zweitgenannte Kategorie als eine Art Rahmenbedingung für die Forschungsfrage angesehen werden kann. Es soll deutlich werden, welche Kriterien Eltern an die Betreuungseinrichtung ihrer Kinder haben und wie sie sich über die Vielfalt der Kindertageseinrichtungen informieren.

Nun soll zunächst die Kategorie EIGENE BETREUUNGSGESCHICHE kurz dargestellt werden, die sich aus den Antworten der Einstiegsfragen speist. Diese dienten dem ersten Erzählimpuls, der individuell von der Interviewpartner_innen genutzt worden ist. Grundsätzlich lässt sich zusammenfassen, dass alle interviewten Eltern ab einem Alter von drei Jahren in einem städtischen oder kirchlichen Kindergarten fremdbetreut worden sind. Bei den sechs interviewten Müttern hat sich diese Kindergartenbetreuung halbtags abgespielt, entweder vormittags (vgl. Julia/ 4-8; Eleni/ 16-17; 19; Katrin/ 5-10; 12-13; Eva/ 5-6; 12-14; 20-21; 23; Jasmin/ 5-7) oder nachmittags (vgl. Friederike/ 5-8; 10-15). Der interviewte Vater wurde für damalige Zeiten sehr fortschrittlich ganztags in einem Tagheim betreut (vgl. Andreas/ 12; 14-16). Auch eine Ganztagesbetreuung hat Julia (vgl. 15-22) erlebt, die nachmittags von Nannys betreut wurde, da beide Eltern ihrer Berufstätigkeit nachgingen. Eben diese Berufstätigkeit der Eltern wird in einigen Interviewsequenzen hervorgehoben. So wurden die BESCHÄFTIGUNGSVER-HÄLTNISSE DER ELTERN als Subkategorie aufgenommen, da bereits ein Teil der Eltern der Interviewpartner_innen ähnlich wie sie selbst, beide berufstätig waren (vgl. Julia/ 11-15; Katrin/ 25-26; Andreas/ 12; 14-16). Eine erste Hypothese, die sich im Verlauf des Interviews bezüglich der Betreuungsgeschichte der Interviewpartner_innen entwickelt hat, ob diese eine mögliche Auswirkung auf die Wahl der Betreuung der eigenen Kinder hat, konnte nicht verifiziert werden. Zum einen wurden dazu kaum Aussagen gemacht, zum anderen haben Eleni (vgl. 22-24) und Andreas (vgl. 92; 94-96; 98) darauf verwiesen, dass ihre Betreuung den Entscheidungsprozess der Betreuung für die eigenen Kinder nicht beeinflusst habe.

Die Kategorie ENTSCHEIDUNGSPROZESS IN DER WAHL DER KINDERBETREUUNG zeigt die Reflexion der Eltern darüber, wie sie in der Einrichtungswahl für die (frühkindliche) Betreuung ihrer Kinder vorgegangen sind. Sie macht deutlich, dass Eltern bei der Suche nach einer Kindertageseinrichtung keine Willkür walten lassen, sondern verschiedene Kriterien für die Betreuung ihrer Kinder vorsehen, die erfüllt werden sollen.

Für den Großteil der befragten Eltern war nicht von vorneherein klar, dass ihre Kinder in einem Kinderladen betreut werden sollen, da sie entweder nichts von Kinderläden wussten oder aufgrund des herrschenden Platzmangels an frühkindlicher Betreuungsplätze im U3 Bereich eine EINGESCHRÄNKTE WAHLFREIHEIT hatten (vgl. Katrin/ 39; Jasmin/ 235-239; Katrin/ 42-45, 107-111; Andreas / 54; Eva/ 52-54, 158-159; Julia/ 47-48). Die von den Eltern genannten Entscheidungskriterien lassen sich in äußere und innere Kriterien einteilen. Dabei zählen Aussagen wie ‚Nähe der Betreuung zum Wohnort‘ (Julia/ 46-50; Katrin/ 89-105), ‚heimelige Einrichtung‘ (Friederike/ 38-42) aber auch ‚Suche nach frühkindlicher Betreuung‘ (Eva/ 53; Julia/ 47-48) zu den äußeren Kriterien, die einer Rahmenbedingung entsprechen. Diesen gegenüber stehen innere Kriterien, die sich mit der tatsächlichen Betreuung der Kinder oder pädagogischen Inhalten beschäftigen. Hierbei lässt sich festhalten, dass einige befragte Eltern weniger auf das pädagogische Konzept abzielen, als vielmehr auf die Qualität des pädagogischen Fachpersonals: „Und da- also da bin ich nach wie vor der Meinung, dass wenn die Erzieher, ähm, cool sind, dann hat’s dein Kind auch gut. Dann ist es scheißegal, was dem ganzen für ein Konzept aufgedrückt wurde, weil (.) es ist die Umsetzung (.) des Konzepts. Oder des- Also ich mein, wenn jemand mit ganzem Herzen dabei ist und dein Kind mag, dann hat’s dein Kind auch gut irgendwie.“ (Eva/ 177-181; ähnlich sieht es Katrin/ 453)

Eine weitere Mutter berichtet von dem ‚4-Augen-Prinzip‘, das ihr in der Kinderbetreuung wichtig ist, weshalb sie die Tagesmutter als eine Möglichkeit der frühkindlichen Betreuung ausschließt: „Also ich habe mich, als ich mein erstes Baby hatte, ähm, bewusst gegen eine Tagesmutter entschieden, weil mir dieses 4-Augen-Prinzip wichtig ist, dass mehrere Aufsichts- oder Erziehungseinspringende da die- in der Betreuung tätig sind.“ (Julia/ 42-45) Damit einher geht ihre Priorisierung der Beziehungsarbeit mit den Kindern durch die Erzieher_innen im Gegensatz zu reiner Beaufsichtigung. Dadurch sollen Kinder lernen, was Bindung bedeutet (vgl. Julia/ 233-236). Ähnlich sieht es Friederike, die davon berichtet, dass ihre erste Tochter zunächst in einer Kindertageseinrichtung angemeldet wurde, in der sie nur geweint habe, woraus Friederike geschlossen hat, dass sie sich nicht wohlfühlt und sie daraufhin wieder von der Kita abgemeldet hat (vgl. Friederike/ 111-115). Eva hingegen ist es vor allem wichtig, dass ihre Kinder in der Fremdbetreuung ernst genommen werden (vgl. Eva/ 580-582), was sie im Kinderladen als gegeben wahrnimmt. Als weitere Kriterien an die Kinderbetreuung nennt Friederike feste Orientierungszeiten (vgl. Friederike/ 114-116) und die Möglichkeit für Kinder, sich zurückzuziehen und Pausen genießen zu können (vgl. Friederike/ 116-120).

Weiteren Anlass zur Vermutung, dass die Eltern sich eine Kinderbetreuung nicht willkürlich auswählen, geben die Aussagen einiger Mütter, die sich konkret mit der Betreuungsvielfalt auseinandersetzen und sich mittels Internetrecherche über die Alternativen informieren (vgl. Friederike/ 143-156, 167). Ähnlich geht Katrin vor: „ A lso ich habe so angefangen mich damit zu beschäftigen, so Betreuungskonzepte und so, und habe irgendwann, äh, dann mitgekriegt, wie schwierig das ist für ein Kleinkind einen Platz zu kriegen. Und dann habe ich mir gedacht: „Okay, ähm, egal. lacht Guck‘ einfach, dass du einen Platz kriegst und hoff, dass das dann stimmt.“ (Katrin/ 41-45). Damit beschreibt sie wieder das Problem der eingeschränkten Wahlfreiheit, welches durch den Mangel an Plätzen in der U3-Betreuung entsteht. Diese Problematik führt dazu, dass Eltern teilweise resignieren und den Betreuungsplatz für ihr Kind nehmen, der ihnen schließlich angeboten wird. Als Strategie hat es sich in einem Interview für die Eltern als nützlich erwiesen, hartnäckig zu bleiben und die Möglichkeit der persönlichen Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Elternteil des Wunschkinderladen zu nutzen: „Äh, ja, weil die Wartelisten waren ja vor 14 Jahren, wie heute auch, relativ voll. Und, ähm, äh, wir sind beide- also meine Frau hat relativ viel, äh, telefoniert. [...] Und sich da auch ein stückweit rein gepresst. [...] Weil wenn du dich nur drauf setzen lässt, und, ähm- Damals die Vorständin[14] (.), äh, die war danach auch glaub ein bisschen angenervt und hat gesagt: „Komm, jetzt gucken wir uns die an. Die sind so penetrant.“ (Andreas/ 54-63)

5.2.1 Entwicklung der Schlüsselkategorien

Mithilfe von Relevanzentscheidungen und einer thematischen Analyse der Haupt- und Subkategorien wurden zwei Schlüsselkategorien entwickelt, die auf dem Weg zur Beantwortung der Forschungsfrage dienlich sein sollen. Diese sollen zunächst kurz eingeführt werden, bevor sie nacheinander vertieft vorgestellt werden.

Auf der einen Seite hat sich Schlüsselkategorie I Fremdbetreuung mit familiären Strukturen (vgl. Abbildung 2) herauskristallisiert, die Bezug auf die Betreuung der eigenen Kinder und die Rolle und den Einfluss, den Eltern in diesem Rahmen haben oder haben wollen. Im Besonderen werden gesellschaftliche Rahmenbedingungen, Partizipationsmöglichkeiten innerhalb eines Kinderladens und einige Kinderladencharakteristika hervorgehoben. Auch das wahrgenommene Aufwand-Nutzen-Verhältnis wird beschrieben, sowie die Rolle der Erzieher_innen, die eine besondere Relevanz im Kinderladenalltag erfahren. Nicht zuletzt wird auf die Hauptkategorie Kinderladen als erweiterte Familie eingegangen, die ausschlaggebend für die Benennung der Schlüsselkategorie ist.

Abbildung 2: Schlüsselkategorie I[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

eigener Entwurf

Auf der anderen Seite steht die Schlüsselkategorie II Kinderladen als annehmbare Herausforderung im Alltag (vgl. Abbildung 3), welche Erzählungen der Eltern zur Alltagsorganisation, zu Anregungen und Wünschen an das Kinderladenkonzept, zum Vorwissen über Kinderläden und zum Erleben der Kinderladenstrukturen und -organisation berücksichtigt. Die Rolle des Dachverbandes wird ebenso hervorgehoben wie die Angleichung der Kinderläden an herkömmliche Kindertageseinrichtungen.

Abbildung 3: Schlüsselkategorie II[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

eigener Entwurf

Gleichzeitig stehen die beiden Schlüsselkategorien aber auch in einem erweiterten Zusammenhang zueinander, da die familiären Strukturen, die in Schlüsselkategorie I beschrieben werden, dazu beitragen, dass der Kinderladen und die dazugehörige Organisation für Eltern annehmbar erscheint und somit die Herausforderung, die aus den Ausführungen der Eltern herausgehört wird, im Alltag gemeistert werden kann.

5.2.2 Schlüsselkategorie I: Fremdbetreuung mit familiären Strukturen

Es lässt sich zunächst festhalten, dass die frühkindliche Fremdbetreuung für die interviewten Eltern eine zentrale Rolle spielt, da in allen Interviews beide Eltern berufstätig sind (vgl. Anhang/ Soziodemographische Daten), was widerspiegelt, dass sich die GESELLSCHAFTLICHEN RAHMENBEDINGUNGEN dahingehend verändert haben, dass immer mehr Doppelverdienerfamilien (vgl. Einleitung) das Bild prägen. Am meisten hat sich wohl das Bild der Frauen respektive Mütter gewandelt, die frühzeitig nach der Geburt ihre Berufstätigkeit wieder aufnehmen möchten. Andreas sagt zudem, es sei noch vor 14 Jahren, als sein erstes Kind in Betreuung kam, anders gewesen: „Es gab sehr viel, vor 14 Jahren, sehr viele Familien, wo nur ein Elternteil gearbeitet hat. [...] Und wir (.) waren (.) eine der wenigen Familien, die (.) beide gearbeitet haben. [...] Wir, also, wir haben- das war der Vorteil hier, von eins bis zehn, (.) und städtische Kindergärten sind ja meistens dann erst ab drei und so weiter, und wir haben halt (.) eine Einrichtung gesucht, die halt gleich von einem Jahr, das die Betreuungssituation gewährleisten kann, ja.“ (Andreas/ 146-159)

Die frühkindliche Betreuung der eigenen Kinder wird dadurch rechtfertigt, dass Interviewpartner ihren Lebensstandard nach der Geburt ihres Kindes halten möchten. Die Kehrseite der Berufstätigkeit beider Eltern hat dementsprechend zur Folge, dass ihre Kinder einen Großteil der Zeit in der Fremdbetreuung verbringen und dieser dadurch eine besondere Bedeutung zukommt: sie soll die Bedürfnisse der Kinder achten und den Eltern gleichzeitig das Gefühl vermitteln, dass sie die richtige Wahl getroffen haben.

„Jetzt muss man ja wirklich auch arbeiten, um sein Lebensstandard zu halten. Und meistens beide, auf jeden Fall. Und gerade hier in der Stadt. Ähm, und das war, glaube ich, früher, vor 30 Jahren nicht so stark ausgeprägt. Ähm, und dadurch ist sozusagen die Not: „Okay, ich muss mein Kind in einer Betreuung haben, die lange geht.“ (I: Mhm.) Ähm. „Aber ich will da auch ein gutes Gefühl haben. Ich will da auch eine Lebensqualität für mein Kind in der Zeit haben.“ (Friederike/ 674-680)

Aus dieser Passage des Interviews mit Friederike wird ein erster Hinweis abgeleitet, dass die Berufstätigkeit beider Eltern Auswirkungen auf die Sichtweise der Eltern auf die Fremdbetreuung hat. Die Berufstätigkeit wird wie oben beschrieben in diesem Fall als Notwendigkeit gesehen, um den bisherigen Lebensstandard zu halten, worunter die Kinder aber nicht leiden sollen. Alle befragten Eltern vermitteln zudem den Eindruck, dass sie ihre Kinder nicht nur ‚betreut‘ wissen wollen, sondern die Betreuung der Kinder nutzen wollen, um den Alltag ihrer Kinder mitzubekommen und mitgestalten zu können (vgl. Friederike/ 94; Jasmin/ 275; Katrin/ 441; Andreas/ 638). Die Fremdbetreuung soll sowohl für die Kinder, als auch für die Eltern einen Nutzen darstellen. Diese Konstellation sehen sie (im Nachhinein) im Kinderladenkonzept umgesetzt, welches den Eltern ausreichend Möglichkeiten gibt, weiterhin und trotz ihrer Erwerbstätigkeit am Leben der Kinder teilhaben zu können, sowie ihnen das Gefühl gibt, dass ihre Kinder gut und familiär aufgehoben sind (vgl. Julia/ 33; Jasmin/ 212; Eleni/ 321; Katrin/ 589; Andreas/ 622).

Hier lässt sich ein doppelter Nutzen konstatieren: ein Nutzen des Kinderladens respektive der Kinderladenbetreuung FÜR DIE ELTERN und ein Nutzen des Kinderladens FÜR DIE KINDER. Hierbei ist als Vorgriff zu beachten, dass der Nutzen für die Kinder gleichzeitig einen Nutzen für die Eltern darstellt, worauf die im Anschluss aufgeführten Aspekte der Kategorie ‚Nutzen des Kinderladens für die Kinder‘ hinweisen.

Zunächst soll der NUTZEN DES KINDERLADENS FÜR DIE ELTERN erläutert werden. Ein wesentlich Aspekt ist hier die Möglichkeit der ‚Teilhabe am Leben des Kindes‘. Jasmin beschreibt in ihrem Interview die Relevanz dieser Teilhabe mit folgenden Worten: „Also dass man halt natürlich mitkriegt, was- was passiert gerade im Kindergarten oder auch durch die Kochdienste, dass man ein bisschen sieht, mit wem spielt mein Kind? Was macht es gerade? Also ich habe letztes Mal zum Beispiel gemerkt, dass er die ganze Zeit die anderen Kinder ärgert. lacht Also solche Sachen, was man halt einfach zuhause gar nicht richtig mitkriegt. Und was das Kind einfach auch nie erzählt. So, also dass man einfach so den Alltag ein bisschen mitkriegt.“ (Jasmin/ 31-37)

Eine ähnliche Einstellung zeigt Julia auf, der es ebenso wichtig ist, gemeinsame Zeit mit ihrem Kind im in der Fremdbetreuung zu verbringen. Für sie stellt der Kinderladen einen Kompromiss dar, trotz der Fremdbetreuung nah am Kind zu sein und an dessen Leben teilzuhaben: „Aber ich denke, dass es vielen so geht, wie mir, dass man da einfach ein gesundes Verhältnis haben möchte und, ähm, auch einfach die Kinder schon auch hat und diesen Kompromiss auch wirklich eingeht, den Kinder haben mit sich bringt. Und, ähm, dazu finde ich, ist ein Teil von dem Kompromiss da, nahe an den dran zu sein, dann auch wirklich da- Vor allem wenn die schon unter drei wo fremdversorgt werden, dass man da dann wenigstens doch viel näher mit dran ist, als im normalen Kindergarten.“ (Julia/ 618-625)

Katrin argumentiert ähnlich wie Jasmin, dass sie erst durch den Kinderladen die Entwicklung und die Aktivitäten ihres Kindes tatsächlich erfährt: „Ich find’s einfach interessant. [...] Was spielt das Kind in- mit den anderen? Wie spielen die zusammen? Mit wem spielt meine Tochter? Was gibt es für Zank? Wie entwickeln sich auch alle? Wie entwickeln sich die anderen Kinder? Man kriegt alles so mit.“ (Katrin/ 227-231)

Friederike empfindet in dem Punkt zwar gleich, reflektiert ihn aber auch als eigentlich widersprüchlich: „Eigentlich paradox, durch das starke Arbeitsaufkommen der Eltern- Also je mehr die Eltern arbeiten, desto mehr sagen die: „Wir wollen aber auch an unserem Kind teilhaben.“ Ähm. „Und deswegen machen wir was, wo wir eigentlich noch mehr Arbeit haben.“ lacht „Wir gehen in so einen Kinderladen rein.“ (Friederike/ 669-673)

Eva ergänzt ein ähnliches Argument noch um den Spaß, den ihr das Kinderladenleben persönlich bereitet: „Dass ich das halt einfach, ähm, um Welten cooler fand, äh, in so ner Einrichtung zu sein als in einer städtischen Einrichtung. (.) Weil ich, äh, teilnehmen kann am Alltag meiner Kinder. Und gleichzeitig auch noch Spaß habe.“ (Eva/ 566-568)

Ein weiterer Nutzen, der sich aus dem Kinderladenalltag ergibt, kann in Aussagen einiger Eltern gesehen werden, die das Kinderladenkonzept für mit ihrer Lebenseinstellung übereinstimmend erklären. Für Friederike, Katrin und Eva passt die Kinderladenidee zu ihrer Persönlichkeit, in ihr Lebenskonzept oder zur häuslichen Idee von Erziehung. So äußert sich Katrin dazu: „Da denke ich schon oft, manchmal: „Wir haben echt Schwein gehabt, dass wir das gekriegt haben.“ (I: Ja.) Weil das für uns auch viel- Das entspricht uns mehr.“ (Katrin/ 222-224) In Ergänzung dazu steht Evas Zitat: „Also dass es genau das Richtige für uns ist, und dass es uns auch viel mehr entspricht, als jetzt dieses, ähm, morgens das Kind hinbringen und abends das Kind wieder holen.“ (Eva/ 115-117) und Friederikes Anmerkung: „Und das war einfach als- hat, glaube ich, zu uns sehr gepasst, wie wir unser Leben leben wollen.“ (Friederike/ 185-186)

Ebenso als ein spezieller Nutzen des Kinderladens für die Eltern kann die Kategorie SOZIALE KONTAKTE betrachtet werden. Dieser Zusammenhang wird deutlich, da viele der befragten Eltern äußern, dass der Kinderladen als Plattform für Freundschaften diene, unter anderem, weil neben der Alltagsorganisation mit Kinderladen, Berufstätigkeit und Kindern wenig Zeit für Freundschaftspflege mit anderen Kontakten bleibe (vgl. Katrin/ 1008-1012). Im Kinderladen begibt sich außerdem die Besonderheit, dass Freundschaften der Eltern nicht nur über die Kinder entstehen, sondern dass sich Eltern in den verschiedenen Kontexten des Kinderladenlebens begegnen: „Aber es ist immer die Möglichkeit da, sich kennen zu lernen. Wir haben ja auch Wochenenden, wo wir wegfahren, und Feste, und die Elternabende, gehen danach weg und so. [...] Es gibt so einen Chorabend. Also man kann wirklich sagen: „Ich möchte Eltern kennen lernen.“ [...] Das finde ich nochmal anders als zu den anderen [...] Kindergärten. Davor ist es schon geprägt durch die Kinder. Also irgendwie, die Kinder verstehen sich und dann gucke ich, verstehen sich die Eltern? Und dann sind wir befreundet oder nicht. Und hier ist es losgelöster. Also hier kann ich sagen: „Mensch, ich mag die Kinder (Anmerkung von I: Sie meint hier „Eltern“ anstatt „Kinder“), wo das kleine Kind ein Jahr alt ist.“ Obwohl ich- mein Kinder mit dem gar nicht so viel zu tun haben oder spielerisch, so. Aber ich mag die Eltern und dann mache ich was mit den Eltern. Also es ist mehr auf Elternebene.“ (Friederike/ 370-381)

Im Extremfall ergaben sich bei neu zugezogenen Eltern erst im Kinderladen Freundschaften (vgl. Eleni/ 716-718; 759-760). Als positiv beschreibt Eleni, dass Freundschaften aus der Kinderladenzeit sich für sie auch über diese hinaus tragen: „Wir haben mit denen heute noch Kontakt. Auch mit den Kindern. Und es sind eigentlich viele gute Freundschaften entstanden, dadurch. Also das ist eigentlich das, was getragen hat.“ (Eleni/ 88-90)

Eine interessante Kontrastierung hat sich bezüglich der AUSWIRKUNGEN DES KINDERLADENKONZEPTS FÜR ELTERN ergeben. Drei Mütter erwähnen in ihren Interviews, dass sie sich durch die Partizipationsmöglichkeiten im Kinderladen weitere Beteiligungschancen in den Schulen ihrer älteren Kinder gesucht haben, woraus sich schließen lässt, dass diese Eltern sich gerne engagieren und die Möglichkeit der Teilhabe sehr wertschätzen.

„Dann bin ich natürlich auch wieder Klassensprecher, ja, da ist man ja dann auch prädestiniert. lacht [...] Wenn man aus so einem Laden kommt, dann kann man auch nicht die Finger lassen. Weil dann ist es so selbstverständlich, dass man irgendwie mehr Infos auch will und braucht, um zu wissen, mit wem hat es mein Kind denn da überhaupt zu tun. [...] Und, ähm, da ist es dann- [...] will man auch wissen, was in der Schule abgeht, und was da passiert. Und, ähm, da hat man dann schon eine andere Grundeinstellung. [...] Und lässt die dann nicht einfach nur so machen, sondern will schon auch wissen, wer sind die Menschen, die meine Kinder da versorgen.“ (Julia/ 429-441; vgl. Friederike/ 213-218)

Dieser Sichtweise widerspricht Andreas, der sich bewusst gegen ein zusätzliches, ehrenamtliches Elternengagement in der Schule entschieden hat.

„Das ist etwas, ähm, äh, zum Beispiel mein Sohn, äh, mein ältester Sohn, da war dann auch, ähm, so, dass in der Schule, äh, eigentlich die Eltern hätten kochen müssen. Und dann habe ich gesagt: „Nee, das mache ich jetzt nicht.“ Also (.) da kann ich mir die Kugel geben. [...] Also du musst dann, ähm, irgendwo dann auch Abstriche machen. Also irgendwo dann, da wirst du dann zwar nicht so (.) gut angesehen dann, ja, weil die dich- weil, man versteht es ja nicht. Aber irgendwo muss man sich auch selber schützen.“ (Andreas/ 448-456)

Dem Nutzen des Kinderladens für die Eltern, steht der NUTZEN DES KINDERLADENS FÜR DIE KINDER gegenüber, der aber auch aus der Sicht der Eltern geschildert wird. Es geht daher nicht darum, ob die Kinder einen tatsächlichen Nutzen von der Betreuung im Kinderladen haben, sondern vielmehr ob und welchen Gewinn die Eltern für ihre Kinder und damit wiederum auch für sich im Organisationsmodell Kinderladen sehen.

„Also ich finde, die haben sehr gut kennengelernt, was Bindung bedeutet. Und wer die Personen sind, die sie gut kennen. Und wer der Personenkreis ist, ähm, der zu ihrem Leben gehört. So. Und haben da das- können das ganz klar definieren. [...] Und haben da auch eine Verlässlichkeit kennengelernt. [...] Was ich sehe einfach, was das für ein Wert ist, den die zusätzlich in ihrem Leben haben. Und auch was ist, was die bestimmt stärkt. So einen Freundeskreis zu haben. Und auch da nicht nur die Kinder zu kennen, sondern auch die Eltern zu kennen. Und einfach zu wissen, ähm, dass das alles nicht so flüchtig ist und wieder ausgetauscht werden kann, dann durch irgendwie die 1. Klasse. Und dann sind alle Kindergartenkinder weg, vielleicht noch zwei/ drei, mit denen man zufällig in der Klasse (I: Mhm.) landet. Aber es ist ja auch nicht so wichtig, weil die hat man vielleicht nicht richtig kennen gelernt, in einer städtischen Einrichtung.“ (Julia/ 69-76)

Julia schreibt in ihrem Interview dem Kinderladen einen Wert zu, den ihre Kinder in ihrem Leben haben. Dieser Wert ist daher besonders, da sie der Meinung ist, dass er in einer städtischen Kindertageseinrichtung nicht vermittelt würde. Sie stellt die enge Bindung, die sich in einem Kinderladen aufgrund der kleinen Gruppengröße entwickelt, besonders hervor und freut sich für ihre Kinder, dass sie Vertrauen zu den weiteren Kindern und den Eltern entwickeln können. Einen weiteren Aspekt, worin sie den Nutzen des Kinderladens sieht, schildert sie anhand eines Beispiels, indem sie den Kinderladen als ‚reale Lebensschule‘ ansieht: „Also zum Beispiel auch unser Zweiter, der, (stöhnt kurz auf) mh, wollte immer nur mit Jungs spielen und das ist auch heute noch zum Großteil so, und- aber im Kinderladen war die gleichaltrige Person, die mit ihm auch entwicklungsmäßig auf einer Schiene war, war halt ein Mädchen. Und, ähm, das hat er nie wirklich bewusst akzeptiert, aber er hat es sicher innerlich schon so hinnehmen müssen und auch dann eigentlich im Laden selber gelebt, diese Beziehung. Aber nach außen hin wird er sich das nie eingestehen. Und das hätte er in einer städtischen Einrichtung nie so machen müssen. [...] Und das finde ich natürlich schon eine reale Lebensschule. Also finde ich, das prägt sicher. Also das prägt sicher das ganze Leben so ein Start zu kriegen. Und ich fand das sehr gesund, wie das in so einer kleineren Gruppe abläuft, im Vergleich zu wenn da mindestens vierzig Kinder in einem Kindergarten sind.“

Sie sieht sowohl den Nutzen respektive den Gewinn für ihre Kinder (‚reale Lebensschule‘) als auch die Besonderheiten oder auch Vorteile eines Kinderladens, die ihn charakterisieren (‚kleinere Gruppe‘) und denkt, dass diese in einer städtischen Einrichtung nicht gegeben seien. Da Julia auch Erfahrung mit städtischen Einrichtungen hat, ist davon auszugehen, dass ihre Aussage begründet ist

Da für die weiteren Aspekte von Nutzen nicht alle Beispiele aus den Interviews aufgelistet werden können, soll exemplarisch auf die wichtigsten Textausschnitte verwiesen werden. So sieht Jasmin einen Gewinn für ihre Kinder im Kinderladen darin, Konfliktlösungskompetenz und soziales Lernen zu erfahren, die sie zuhause nicht erwerben würden, da dort das ‚Gruppendynamische‘ fehle (vgl. Jasmin/ 192-201). Ähnlich argumentiert Eleni in ihrem Interview, dass Kinder im Kinderladen eine hohe Sozialkompetenz erlernen würden (vgl. Eleni/ 264-271). Andreas sieht die positive Entwicklung seiner Kinder in der Verantwortung des Kinderladens: „ Weil ich sehe, wie meine Kinder sich entwickelt haben, [...] wie die sich, ähm- Also weil man auch den Vergleich hat zu anderen Kindern, ähm, dann sage- das hat’s alles- (.) war alles wert.“ (Andreas/ 500-502)

Den Zusammenhang zwischen positiver Entwicklung und Kinderladenbetreuung sieht auch Katrin, die gleichzeitig erkennt, dass die Kinder im Kinderladen respektive in der Fremdbetreuung viel Zeit verbringen und sie daher eine Kausalität zwischen Fremdbetreuung und Kindesentwicklung sieht, von der die Kinder profitieren: „Also, ich meine, gut, man hat nie den Vergleich und ich habe keine Ahnung, wie sich meine Tochter entwickelt hätte, [...] wäre sie in einer anderen Einrichtung gewesen. (.) Keine Ahnung. Aber, ähm, dadurch, dass sie immer gerne hergegangen ist und, und auch, ähm, die Erzieherinnen [...] machen viel Freispiel und gehen auch sehr intuitiv vor. Und, ähm, und das fühlt sich für mich dann auch richtig an. Also die haben hier angefangen, den Schnuller abzugewöhnen. Die haben immer so, so, ähm, so Sachen aufgegriffen, wenn irgendwie was sich auch verändert oder so, dann, äh, dann achten die auch sehr genau drauf, wie sie dem Kind jetzt da begegnen und wie das Kind sich dann auch ausleben kann. Und das merke ich halt bei meiner Tochter, dass die einfach total ausgeglichen ist.“ (Katrin/ 647-658) Katrin hebt hier neben den oben genannten Vorteilen für das Kind auch die besondere Stellung der Erzieher_innen hervor, die im Kinderladen die Freiheit und Chance haben, sich frei zu entfalten, was wiederum den Kindern zu Gute komme.

Dieser Nutzen, den die Eltern für ihre Kinder im Kinderladen sehen, wird unterstrichen durch viele KINDERLADENCHARAKTERISTIKA, die in den Interviews wahrgenommen und gedeutet werden. Diese Aspekte, die einen Kinderladen charakterisieren und besonders machen, spiegeln sich auch in den BEWEGGRÜNDEN DER ELTERN, die daher nicht gesondert ausgeführt werden. Neben der kleinen Gruppengröße (vgl. Julia/ 195-198, Friederike/ 310-311; Jasmin/ 26, 28) werden die personelle Ausstattung (vgl. Julia/ 639-642; Jasmin/ 62; Eleni/ 369; Andreas/ 644, 751-752), das selbstgekochte Essen (vgl. Katrin/ 955-964) und die freie Alltagsgestaltung ohne vorgegebenes Konzept mit einer damit einhergehenden Angebotsvielfalt unterstrichen (vgl. Friederike/ 625-632, 635-637; Jasmin/ 165-170, 717-719; Katrin/ 652, 765-767, 769; Andreas/ 309-310, 312-315, 707-711). Allerdings werden in der kleinen Gruppengröße auch gewisse Nachteile gesehen. Exemplarisch soll hierfür die peer-group stehen, die einen deutlichen Unterschied zwischen einer Eltern-Kind-Initiative und einer alternativen Einrichtung (hier: städtische Einrichtung) darstellt: „ Was auch seine Vorteile hatte: die peer-group war viel größer, ja, da hat er natürlich irgendwie nochmal sechs/ sieben/ acht Jungs gehabt, in seiner Altersstruktur, ja. In der Eltern-Kind-Initiative war das halt einer, noch zwei Mädchen und dann kleiner oder größer. Also außerhalb von seinem Jahrgang. Da musste er sich schon anders engagieren und arrangieren [...]. Und er hat diese, in der städtischen Einrichtung, diese große peer-group auch sehr genossen.“ (Julia/ 85-91)

Ganz ähnlich sieht es Friederike, die in der Gruppengröße von Elterninitiativen nicht nur die Vorteile sieht, sondern auch die kleinere Auswahl an potentiellen Spielpartner_innen in Frage stellt: „Kritisch an den kleinen Gruppen finde ich, zum Teil, dass du- (.) Die haben dann irgendwie vielleicht zwei Jungs im Jahrgang. Und wenn die sich nicht verstehen, und, oder anders vom Typ sind, dann fehlen da Spielpartner. So. Das habe ich in den anderen, da waren es- Was sind es sonst? 20? [...] Sagen wir mal es waren 22 oder so. holt Luft Und da, da waren die Alterskohorten ja jeweils nochmal viel größer. Und dann hatten die fünf gleichaltrige Freunde oder Freundinnen. Und das waren- also war so wirklich ein Pool, woraus ich schöpfen kann und wo ich, woraus ich meine Freundschaften schöpfen kann. Und das finde ich, kann schwierig werden. [...] Ähm, aber die Kinder kommen erstaunlicherweise oft gut damit zurecht.“ (Friederike/ 323-338)

Bei beiden Interviewpartnerinnen, die Vor- und Nachteile in der Gruppengröße sehen, muss beachtet werden, dass sie den Vergleich zwischen Kinderladen und städtischer Kindertageseinrichtung tatsächlich erlebt haben und nicht nur über die Unterschiede mutmaßen, da sie aufgrund von Platzmangel im Kinderladen als auch bedingt durch einen Umzug auf eine städtische Kita ausweichen mussten.

In der personellen Ausstattung werden neben ausreichenden Vorteilen auch gewisse Nachteile gesehen. Beispielsweise sieht Julia im Kinderladen genug Raum und Zeit für Konflikte, die sich aus der (guten) personellen Ausstattung ergeben können: „Eine Zeit lang hatte man das Gefühl so überausgestattet, dass man sich dann um so klein-klein dauernd kreisen konnte und irgendwie so zwischenmenschliche Befindlichkeiten, ähm, gibt’s vielleicht unabhängig von der personellen Ausstattung, ich weiß es nicht, aber ich dachte mir manchmal, es wäre besser sie müssten einfach schaffen und gucken, dass sie ihren Tag hinkriegen, als dauernd sich um irgendso Kleinigkeiten aufzuhalten. Und das, mh stöhnt kurz auf , also ist bei uns auch vorgekommen. Das war dann wieder so- Weiß nicht, ob so ein Boden, wo man dann so viel Zeit hat, sowas dann eher befördert. lacht “ (Julia/ 237-246)

Einen anderen Nachteil im Kinderladencharakteristikum ‚Betreuungsschlüssel‘ sieht Jasmin darin, dass einige Eltern die hervorragende personelle Ausstattung missverstehen und in dieser eine bessere Betreuung sehen: „Also eben oft sind es so diese Eliteleute, die dann halt irgendwie einfach was anderes wollen. Vielleicht einfach eine bessere Betreuung. Und dann auch dieser Personalschlüssel, denke ich, ist auch für viele echt ein Grund, dass da- Halt diese Ausflüge und halt auch so Spielsachen. Also es ist ja schon oft so, ja, ein bisschen gehobener.“ (Jasmin/ 628-632) Dieser ‚Elitegedanke’ ist aus ihrer Sicht aber nicht im Kinderladen vorherrschend.

Eine weitere Hauptkategorie, die ausgeführt werden soll, beschäftigt sich mit den Beteiligungschancen und der Elternmitarbeit, die einen Kinderladen auszeichnen. Die Partizipationsmöglichkeiten und die Chance, aktiv im Kinderladen mitzuarbeiten und den Alltag mitzugestalten werden in der Regel positiv gewertet (vgl. Julia/ 142-143, 494-497; Eleni/ 917-918; Katrin/ 218), da sie wiederum bedeuten, am Leben des Kindes teilzuhaben: „Also dass man halt natürlich mitkriegt, was- was passiert gerade im Kindergarten oder auch durch die Kochdienste, dass man ein bisschen sieht, mit wem spielt mein Kind? Was macht es gerade? [...] So, also dass man einfach so den Alltag ein bisschen mitkriegt.“ (Jasmin/ 31-37; vgl. 481-484)

Zum Engagement motiviert werden Eltern u.a. dadurch, dass ihre Interessen, Stärken und Talente Berücksichtigung finden und Eltern die Freiheit im Kinderladen haben, das zu machen, was ihnen Freude bereitet: „Von der Organisation finde ich eigentlich sehr positiv, dass man immer das, was- Ich erlebe eigentlich wenig, dass ich was nicht kann hier. Also ich kann immer das einbringen, was ich kann und wozu ich Lust habe. Das heißt, ich habe ja immer eine positive äh, äh Sache hier.“ (Friederike/ 299-302)

Besonders schätzen Eltern das Mitspracherecht in der Elterninitiative sowohl was pädagogischen Inhalte (z.B. Berücksichtigung von Elternwünschen), als auch die gesamten Organisation (vgl. Julia/ 529-531; Jasmin/ 128-136, 302-306) betrifft. Gleichermaßen wird das Mitspracherecht von Jasmin mit geteilter Meinung betrachtet, da es von einigen Eltern dahingehend missbraucht werde, dass sie versuchen würden ihre Wünsche und Vorstellung (für ihre Kinder) durchzusetzen, ohne auf das Gesamtwohl der Gruppe zu achten: „Also bei manchen ist es bestimmt auch, dass sie einfach mitreden wollen. Also, das glaube ich schon auch. [...] So auch, so positiv wie negativ. Also manche wollen bestimmt einfach so auch gucken, wie es ihrem Kind geht und was es macht. Und manche, denke ich, also nutzen es schon auch aus, dass sie halt einfach ihr Ding durchdrücken wollen.“ (Jasmin/ 644-650) Und auch Julia sieht im Mitspracherecht gewisses Konfliktpotential, da die Ansichten von Erzieher_innen und Eltern (aufgrund unterschiedlicher Kenntnisse) divergieren können: „Und auch in Abgrenzung des pädagogischen Inhalts, das Fachpersonal, wie sich das Fachpersonal das vorstellt, gegenüber der Eltern, die einfach viel da sind und dann auch ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen da vielleicht nochmal anders durchsetzen und das eben nicht professionell aufgefangen wird, weil das sehr durchmischt ist und die Abgrenzung dann vielleicht nicht ganz perfekt, ähm, funktioniert.“ (Julia/ 257-263)

Teilweise sehen sie das Engagement mit Anstrengungen respektive Belastung verbunden (vgl. Friederike/ 445-450; Katrin/ 377-379; Eva/ 239), vor allem in Verbindung mit der eigenen Berufstätigkeit (vgl. Friederike/ 411-418). Es lohne sich daher einen Elterndienst zu wählen, der gut mit der Lohnarbeit zu kombinieren ist (vgl. Eleni/ 440-445). Dabei wird eine große Bandbreite von Art, Umfang und Repräsentativität der Elterndienste im Kinderladen unterscheiden, wobei manche auch von zuhause geleistet werden können (vgl. Friederike/ 560-564; Katrin/ 437-442; Andreas/ 428-429). Eine besondere Bedeutung im Rahmen der Elterndienste wird dem Vorstandsjob zugeschrieben, welcher jedoch im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfrage nicht weiter ausgeführt wird. Als Erleichterung wird teilweise gesehen, dass Elterndienste in Verbindung mit Gewohnheit und Routine stehen und diese leichter zu absolvieren sind, je mehr einem die Strukturen des Kinderladens vertraut sind (vgl. Friederike/ 452-459; Katrin/ 753).

Gleichwohl die Partizipationsmöglichkeiten und Teilhabechancen seitens der Eltern gerne genutzt werden, beschreibt Andreas ein verändertes Verhältnis respektive eine veränderte Einstellung dazu: „Also heute brauchst du diese Einrichtung, um dein Kind betreut zu wissen und nicht um- (.) natürlich schon mit eine- also ich möchte schon mit eine pädagogische äh, äh, dann Einfluss nehmen, auf jeden Fall. Aber das Verhältnis hat sich einfach geändert.“ (Andreas/ 187-190) Diese Entwicklung der Kinderladenidee und der dazugehörigen Elternmitarbeit wird von Eleni jedoch kritisch betrachtet. Sie stimmt mit Andreas‘ Aussage überein, indem sie beobachtet, dass immer mehr Eltern eine Einrichtung suchen, um ihr Kind betreut zu wissen. Sie geht aber noch weiter, da sie nicht mehr die Bereitschaft der Eltern sieht, sich parallel für den Kinderladen zu engagieren und einzubringen: „Heute ist es so. Es gibt- Ich bin eigentlich total genervt. lacht Weil das überhaupt nicht mehr funktioniert, die Idee, glaube ich, heute, in der Gesellschaft. Es ist eine reine Dienstleistungswahrnehmung von den Eltern, finde ich. Ähm, und, (.) du hast gar nicht mehr dieses- die Lust, die Bereitschaft vielleicht auch nicht die Zeit da, ähm, dich mehr einzubringen und du hast auch gar keinen Bock mehr auf diese- Oder ich glaube, die meisten Eltern haben keine Lust mehr auf diese Familie, die- das brauchen die gar nicht. Die wollen, dass ihr Kind betreut ist, das hat Priorität.“ (Eleni/ 151-158) Diese Tendenz wird zwar von Eleni wahrgenommen, kann aber durch die Ausführungen der anderen Eltern zu Partizipation/ Elternmitarbeit/ Beteiligung und Engagement nicht bestätigt werden.

Eleni prangert weiterhin in ihrem Interview die mangelnde Identifikation der Eltern mit ihrem Kinderladen an. Sie verweist darauf, dass die Verhältnisse sich über die Jahre hinweg stark verändert hätten und ihr diese Entwicklung missfalle. Während Eltern früher noch großes Engagement gezeigt hätten, werde heute ein minimaler Aufwand betrieben, was Eleni frustriert und ihr selbst die Lust an der Mitarbeit nimmt: „Also sagen wir mal so, [...] wenn es noch mehr Eltern gäbe, die Bock da drauf hätten und Zeit, fände ich das eine super Idee, weil man eben die Möglichkeit hat, so viel zu- mitzubestimmen. Oder auch so das zu diskutieren. Und auch zu, ja, gemeinsam zu stemmen. So. Ähm (2) andererseits ist es so- Genau. Umkehrschluss. Weil die Eltern, die gibt es immer weniger- Bin ich quasi schon total frustriert, weil ich das Gefühl habe, das, was ich da mehr einbringe, das ist eigentlich für die Katz, weil es bedankt sich keiner oder es sind so wenig, die mehr einbringen. Ja, dass man eigentlich total frustriert ist und sagt: „Hey, wenn das so läuft, dann will ich auch am liebsten meine Ruhe auch haben.“ [...] Und letztendlich denkt man dann: „Okay, dann habe ich auch keine Lust mehr.“ [...] Als Resümee sage ich: „Schade, hat sich super verändert.“ Aber woran das jetzt genau liegt, kann ich jetzt auch nicht sagen. Ob die Gesellschaft jetzt die Eltern so verändert hat? “ (Eleni/ 208-234)

Da mangelndes Engagement von einigen Interviewpartner_innen angesprochen wird, raten sie neuen Eltern, sich vorab ausreichend über die Kinderladenthematik zu informieren und zu reflektieren, ob der Kinderladenalltag neben der Berufstätigkeit und dem normalen Alltag mit organisiert und bewältigt werden kann (vgl. Friederike/ 242-244; Eva/ 329; Jasmin/ 822). Gleichermaßen wird den Eltern geraten, sich mangelnde Zeitkapazitäten einzugestehen und, wenn nötig, eine Abmeldung zu überdenken (vgl. Katrin/ 756).

In der Organisation und Ausführung der Elterndienste schildern die befragten Eltern, dass eine Atmosphäre der Solidarität innerhalb des Kinderladens herrsche. Diese Solidarität der Eltern scheint besonders den Interviewpartner innen ein Gefühl der Sicherheit und des Wohlfühlens zu verschaffen: „Und ich kann, ähm, sozusagen, meine Arbeitskraft auch so einbringen, wie es gerade, wie es gerade notwendig ist, in meiner Lebenslage. Ähm, da passt sich- Da passen wir uns an, sozusagen, jetzt. Oder, oder man arbeitet so miteinander und sagt: „Mensch, okay, wir fangen das ab. Ähm, dann machst du jetzt das. Und ein anderer macht das.“ (Friederike/ 285-289)

Ein weiteres Phänomen der Solidarität zeigt sich in der gegenseitigen Unterstützung der Eltern. Wenn zeitliche Engpässe bei Eltern vorhanden sind, werden diese durch andere Teile der Elternschaft aufgefangen, wobei dies nicht unbegrenzt möglich ist: „Wir haben dann gesagt, wir können das tragen, eine Familie, die nicht viel geben kann, gibt’s ja immer wieder, das können wir auch tragen, ja. Aber wenn das so viele sind, wenn das vier, fünf Familien sind, mit drei, vier Kindern, geht das irgendwann nicht mehr.“ (Eleni/ 936-939) Ebenso wird darauf geachtet, dass das Engagement der Eltern über die gesamte Kinderladenzeit hinweg ausgeglichen ist. Hervorgehoben wird dabei erneut der Vorstandsjob. Wenn sich Elternteile also im Rahmen eines Vorstandsjobs engagieren, werden diese Eltern nach Abgabe des Vorstandsjobs oft geschont und können zu einem selbstgewählten Zeitpunkt wieder intensiver in die Elternmitarbeit einsteigen: „Also wir haben 2-Jahres-Zyklen vom Vorstand her. holt Luft Am Anfang dachte ich: „Ja, also, pf, ist auch nicht sinnvoll, bis du- Du kommst dann rein und, ähm, musst dann wieder gehen.“ Äh, also ich muss ehrlich sagen, nach den zwei Jahren war ich (.) froh. [...] Weil, äh, ich habe mich dann auch relativ stark jetzt wieder raus- also, habe erst mal durchatmen müssen. Und wir kommen jetzt so langsam wieder rein. Also man braucht dann danach echt eine Pause. Weil (.) das war dann zu viel Kinderladen-1. Also- lacht Und, äh, jetzt, äh, habe ich jetzt anderthalb Jahre gebraucht, um praktisch so wieder Luft zu holen. Und jetzt, äh, geht’s langsam wieder los.“ (Andreas/ 376-396; vgl. Katrin/ 562-567; Eva/ 372-373)

Der Solidarität sehen es Befragte als hinderlich an, wenn diejenigen, die sich einbringen, das Gefühl haben, dass sie eine überproportional hohe Belastung zu tragen hätten, während andere sich grundlos zurücknehmen würden.

„Das heißt, ich bin eine der wenigen Blöden, in dem Fall, die sich da manchmal bereit erklärt, wenn zum Beispiel Erzieherin-m[17] krank ist oder wir haben einfach zu wenig Erzieher, alles klar, wir brauchen Elterndienste. Dann gibt’s eine Mail vom Vorstand: „Wer macht’s?“ Dann kommt eine Woche gar nichts. Und irgendwann, zwei Stunden vorher, melden- Also es gibt so drei, vier Eltern, da gehören halt die Alten dazu, die die alte Erfahrung haben, die melden sich dann: „Ja, okay, wir machen’s.“ Und dann gehen wir in Kinderladen-1 und dann ist es aber so, dass wir diese zwei Stunden Elterndienst machen und die- die Mütter- Das ist zum Beispiel auch ein ganz krasser Unterschied. Die Mütter gehen dann, also die gucken nicht, dass sie ihre Kinder früher abholen, sondern die gehen dann Shoppen. So. (I: Ja.) Und das, finde ich, ist eine ganz klare Haltung, die hat sich total verändert. Das gab’s früher nicht im Ansatz.“ (Eleni/ 159-170)

Dieser Interviewausschnitt bringt erneut die Unzufriedenheit der kinderladenerfahrenen Eleni hervor, die sich mit neueren Entwicklungen des Kinderladens nicht identifizieren kann. Sie appelliert an die Geschlossenheit der vergangenen Tage und sieht sich nach wie vor in der Verantwortung für Elterndienste, hier der pädagogische Dienst, um für kranke oder fehlende Erzieher_innen einzuspringen.

Insgesamt sehen Eltern jedoch den Vorteil der Partizipation im Kinderladen, auch, um ihren Kindern ein Vorbild zu sein: „[...] und das ist eben, diese Organisationsform, dass die Eltern selber, ähm, ihren eigenen Laden sozusagen organisieren und da ihnen wahrscheinlich erst mal auch fremde Tätigkeiten und Verantwortungen auch übernehmen, ähm, finde ich eben das Positive daran, was wieder auf die Kinder zurückfärbt.“ (Julia/ 147-151)

Die bisherigen Ausführungen münden schließlich in der Hauptkategorie KINDERLADEN ALS ERWEITERE FAMILIE, die ein weiteres Beispiel für die Schlüsselkategorie I darstellt und die es an dieser Stelle hervorzuheben gilt. In allen Interviews wird der Kinderladen mit Schlagwörtern wie familiäre Strukturen, Familie, Groß-Familie, Gemeinschaft, Freundschaften, WG etc. beschrieben. Es wird damit deutlich, welche Relevanz der Kinderladen im Leben der Befragten erfährt.

Hierin wird der Charakter der Schlüsselkategorie I hervorgehoben, nämlich dass Eltern in der Fremdbetreuung ihrer Kinder eine Gemeinschaft im Kinderladen gefunden haben, die einer Familie stark ähnelt. Damit ergibt sich aus Sicht der Eltern für die Kinder nicht unbedingt das Gefühl der Fremdbetreuung und die Eltern tragen den zusätzlichen Nutzen davon, ihre Kinder mit einem guten Gewissen in die Betreuung geben und arbeiten gehen zu können. Dies ist zunächst eine recht weitgehende Hypothese, die aber durch verschiedene Aussagen der Befragten gestützt wird (vgl. Julia/ 151-154, 157-162; Friederike/ 521-522; Jasmin/ 68-70; Eleni/ 141-142, 273-275; Katrin/ 234-236, 1001-1005; Andreas/ 174; Eva/ 273-274).

„D ieses Familiäre macht das eben auch aus, dass die Kinder automatisch das Mitkriegen und Erspüren oder auch sehen, wie viel Energie und Zeit ihre eigenen Eltern mit dieser- mit diesem Laden verbinden und, ähm, was wiederum die eigene Bindung, also die vom Kind und diese Selbstverständlichkeit vom Kind für den eigenen Kindergarten eben auch, denke ich, schon maßgeblich beeinflusst und in der Regel positiv unterstützt und da Hemmungen abbaut, fremdbetreut zu werden. Weil es dann eigentlich nicht mehr fremd ist, sondern irgendwie das Verhältnis dann sehr viel familiärer ist. Weil alle so unter einem Hut irgendwie zusammen gesteckt werden, Eltern und Erzieher. Das finde ich so das was, denke ich, die Kinder auch so maßgeblich bindet an ihren eigenen Kindergarten, im Vergleich jetzt zu einer- zu einem ganz normalen städtischen Haus.“ (Julia/ 151-162)

Die familiären Züge eines Kinderladens sieht auch Eleni in ihren Ausführungen, allerdings zieht sie den Vergleich zu früheren Zeiten und sieht hier erneut die Veränderung des Kinderladens und seiner Elternschaft: „Und ach, wenn ich die Eltern heute noch sehe, das ist einfach eine schöne, familiäre Geschichte gewesen. Eine tolle, große Gemeinschaft. Wo man auch gerne was- Das war auch ganz verständlich, dass jeder da ((seinen)) Teil rein legt in den Pott. Ja. Da haben dann alle was davon. Und heute ist es so, da drückt sich jeder um irgendwie die Arbeiten.“ (Eleni/ 273-277) Erneut wird deutlich, wie unzufrieden sie mit den aktuellen Entwicklung ist, was verknüpft ist mir ihren Äußerungen hinsichtlich der Tendenz des Kinderladens zu einem Dienstleistungsgedanken, der wiederum der Kinderladenidee in ihren Augen widersprechen würde: „Dann kommt jemand von außen und wird bezahlt. Und zack. Fertig. Und drüber- Und das meine ich mit dieser Dienstleistung. Drüber hinaus, irgendein Engagement ist, ähm, (.) gibt’s eigentlich nicht mehr.“ (Eleni/ 615-618) Eleni sieht in der aktuellen Elterngeneration des Kinderladens Einzelkämpfer, die sich nicht mehr für das Gemeinschaftswohl interessieren, sondern sich auf ihre eigene (Klein-)Familie konzentrieren, worin sie die Kinderladenidee gefährdet sieht: „Ich würde sagen, ähm, da hat sich ein ganz großer Egoismus breit gemacht. Also, oder auch dieses nicht-über-den-Tellerrand-gucken. Auch überhaupt nicht diese Gemeinschaftsidee, auch diese wir-unterstützen-Schwächere, wir tragen die mit, ja, das ist alles nicht mehr da. Also das wird alles nicht mehr formuliert. Die haben da alle kein Interesse. Das ist alles so ein bisschen weg. Das finde ich sehr schade. Deswegen würde ich da- Also die wenigsten Eltern, die ich da jetzt sehe, die würden sicher nicht so einen Laden gründen. Bestimmt nicht.“ (Eleni/ 686-693)

Eine weitere Herausforderung in der familiären Betrachtungsweise eines Kinderladens sieht Andreas, dem es zusammen mit seiner Frau zu Beginn seiner Kinderladenzeit schwierig fiel, sich in die bestehende Kinderladengemeinschaft zu integrieren. Er führt aus, dass es verschiedene Definitionen von Familie gebe und die Sichtweise der Elterninitiative, der sie beigetreten sind, ihrer Familienvorstellung widersprochen habe. Den Grund dafür sieht er darin, dass seine Frau und er beide frühzeitig nach der Geburt ihres ersten Kindes ihre Erwerbstätigkeit wieder aufnehmen wollten. Einen weiteren Grund, warum sie sich nicht sofort in die Gemeinschaft integrieren konnten oder auch wollten sieht er darin, dass sie v.a. außerhalb des Kinderladens Freundschaften hatten und diesen damit nicht als Basis für soziale Kontakte benötigten, wie er es bei anderen Eltern vermutet: „Wir, also, wir haben- das war der Vorteil hier, von eins bis zehn, (.) und städtische Kindergärten sind ja meistens dann erst ab drei und so weiter, und wir haben halt (.) eine Einrichtung gesucht, die halt gleich von einem Jahr, das die Betreuungssituation gewährleisten kann, ja. Genau. Und ich glaube, das war einer der Probleme, weil wir eine ganz andere Sicht auf den Kinderladen-1 hatten als alle anderen. Ja. Also, weil ich habe viel die Diskussion gar nicht (.), also verstanden habe ich sie schon, aber sie haben mich nicht berührt, sozusagen. Und von daher, (.) denke ich, haben wir auch relativ lange wie ein Fremdkörper gewirkt. Ja. Ähm, nicht dass wir uns nicht beteiligt hätten, also an dem ganzen Geschehen, das gar nicht, ja. Ähm, wir haben unsere Dienste gemacht und so weiter. Aber wir sind nicht in diese Familien- in diese Familienkonstellation richtig reingekommen. Weil wir einfach, wir unsere Freunde und unsere- einfach außerhalb des Kinderladens-1 hatten.“ (Andreas/ 156-168)

Die familiäre Atmosphäre innerhalb eines Kinderladens hebt auch Katrin hervor, die zugleich den Bogen hin zu einem kommunikativen Charakter einer Elterninitiative spannt. Sie zeigt auf, dass Diskussionen zwar stattfinden, aber wenig in Konflikte ausarten würden und sieht die Erklärung darin, dass es den Kinderladen schon sehr lange gebe: „Wir kennen uns alle. Und (.), das ist einfach. Also ich finde schon sehr familiär. Und bei uns gibt’s extrem wenig Krach, finde ich. Also auch die Elternabende und so, sind halt so- Ach, dass man irgendwie mal eine Diskussion hat und manche Themen halt ein bisschen schwieriger sind als andere, ist klar. Aber es gibt nie so- so diese, ähm, große Grundsatzdiskussion. Aber Kinderladen-7 gibt es auch schon seit 25 Jahren.“ (Katrin/ 234-239)

Diesen Gedanken erweitert Eva in ihrem Interview und erklärt dazu, dass für sie Konflikte und Diskussionen (sie nennt es ‚Reibereien‘) eine logische Konsequenz aus der freundschaftlichen Situation und des engen Beisammenseins innerhalb eines Kinderladens seien: „Und wir wollen auf jeden Fall eher diese freundschaftliche Situation haben, aber das bringt halt immer auch Reibereien mit sich. Und (.) wie es halt in WGs ist, und (.) „Bäh, der hat den Küch- den Putzdienst nicht ordentlich gemacht.“ (Eva/ 271-274)

Diese Aussagen und Auffassungen leiten über zu den Hauptkategorien KONFLIKTE und KOMMUNIKATION. Beide Aspekte stehen in einem direkten Zusammenhang zueinander, denn wie bereits angesprochen sehen Eltern im Kinderladenkonzept einen gewissen Nährboden für Konflikte. Dies könnte auch mit der als familiär betrachteten Struktur zusammenhängen, denn auch in herkömmlichen Familien sind Konflikte keine Seltenheit. Zum anderen gibt es hinreichend Themen im Kinderladen, die diskutiert werden müssen, woraus Konflikte entstehen können. Konflikte können zwischen Eltern und den Erzieher_innen, innerhalb des Teams (vgl. Julia/ 237-243; Eleni/ 521-524) oder in der Elternschaft (vgl. Eleni/ 824-826) entstehen, wofür es vielfältige Gründe geben kann. Ein Grund für Konflikte zwischen Eltern und dem Personal wird in der Auseinandersetzung über pädagogische Inhalte gesehen: „Und auch in Abgrenzung des pädagogischen Inhalts, das Fachpersonal, wie sich das Fachpersonal das vorstellt, gegenüber der Eltern, die einfach viel da sind und dann auch ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen da vielleicht nochmal anders durchsetzen und das eben nicht professionell aufgefangen wird, weil das sehr durchmischt ist und die Abgrenzung dann vielleicht nicht ganz perfekt, ähm, funktioniert. (.) Also- (5 Sekunden) Wobei, ähm, natürlich ein Gesprächsboden dann vielleicht auch wieder eher da ist, das auch zu besprechen.“ (Julia/ 257-264, vgl. Katrin/ 838-842)

In dieser Konfliktkultur eines Kinderladens wird aber auch ein Vorteil für die Kinder gesehen, denn auch zwischen den Kindern gibt es zu erwartende Streitigkeiten. An verschiedenen Stellen der Interviews heben Eltern das Konfliktlösungspotential ihrer Kinder hervor, das sie im Kinderladen erworben hätten: „Also ich halte es immer ziemlich lange aus, wenn die sich streiten, und gucke halte auch, weil ich denke, es ist wichtig, sie müssen miteinander klar kommen. Ähm, das ist das was sie lernen müssen. Und das ist das, was ich ihnen auch nicht geben kann zuhause. Also dieses soziale Lernen und, ähm- [...] Konfliktfähigkeit. Selber entscheiden. Was mache ich? Was möchte ich? Und was möchten die anderen? So, irgendwie so dieses Gruppendynamische.“ (Jasmin/ 194-201; vgl. Julia/ 561-565)

Andererseits sehen sie im Kinderladen eine große Diskussions- und Gesprächsbereitschaft (vgl. Julia/ 264) und v.a. auch ausreichend Möglichkeiten, Konflikte konstruktiv zu besprechen und zu lösen (vgl. Julia/ 570-579). Diesen großen Informationsaustausch und die vielen Gelegenheiten zur Kommunikation schätzen die befragten Eltern am Kinderladen und nutzen diese auch rege: „Ja, das ich, sozusagen, auch das, was ich nicht gut finde, äh, ansprechen kann. Und dass ich das auch- Das muss ich eigentlich gar nicht, weil es immer in Diskussion ist. Also wir haben ja sehr oft die Elternabende. Und, ähm, es ist eigentlich gar nicht, dass ich lange mit was- was mit mir rumtrage, wo ich sage: „Das finde ich nicht in Ordnung Das finde ich blöd.“ Oder irgendwie so. Ähm, weil es immer, also es ist ein immer ein, immer ein Gestalten und Geschehen, sozusagen. Und ähm, dann trägt man dazu bei.“ (Friederike/ 347-353; vgl. Katrin/ 236-239 ) Ein Kontrastbeispiel führt Eva in ihrem Interview auf, was abermals aufzeigt, wie wichtig die klare und direkte Kommunikation (vgl. Andreas/ 697-699) ist, um Konflikte nicht ausarten zu lassen: „Also das ist, das ist schlecht, dass es halt immer wieder Konflikte gibt und man muss da glaube ich auch, also, das ist das, was wir jetzt auch so daraus lernen. Man darf das gar nicht erst soweit kommen lassen. Das große, ähm, die große Erkenntnis war (2), äh: „Wir müssen alle mehr miteinander reden. Und nicht übereinander reden.“ (Eva/ 530-534)

Weitere Anhaltspunkte für Konflikte zwischen Eltern und Erzieher_innen wurden der Subkategorie VERHÄLTNIS ELTERN-ERZIEHERINNEN zugeordnet, die der ROLLE DER ERZIEHER_INNEN unterstellt ist. Wenn hier von Konflikten die Rede ist, ist dabei das Spannungsverhältnis zwischen den Erzieher_innen als professionell Arbeitende und den Eltern als ehrenamtlich Arbeitende gemeint (vgl. Katrin/ 838-843). Hierbei stellt die Rollenvielfalt einen weiteren Faktor dar, denn obwohl Eltern nur ehrenamtlich arbeiten, haben sie dennoch die Arbeitgeberfunktion und können diese unter Umständen auch ausnutzen, wenn sie sich über die Meinung der Erzieher_innen hinweg setzen. Deutlich häufiger als über Konflikte wird in diesem Zusammenhang aber über ein vertrauensvolles Verhältnis der Eltern zu den Erzieher_innen gesprochen, wobei Eltern im Besonderen die direkten Kommunikationsmöglichkeiten, den Austausch (über die Kinder) und die enge Zusammenarbeit schätzen (vgl. Friederike/ 615-617; Jasmin/ 62-67, 808-811; Katrin/ 662-665). Teilweise haben sich freundschaftliche Strukturen zwischen Eltern und Erzieher_innen ergeben (vgl. Katrin/ 662-665; Eva/ 216-217, 219-220). Diese enge Zusammenarbeit mit den Erzieher_innen wertschätzen die befragten Eltern, denn schließlich sind sie es, in deren Hände sie ihre Kinder abgeben: „Es ist auch eine Art von Wertschätzung, finde ich, wenn man auf das Urteil der Erzieher hört, weil die Erzieher müssen ja mit dem Kind zusammen sein, und müssen ja auch mit den Eltern arbeiten.“ (Eleni/ 832-835)

Eleni wiederum erkennt auch eine negative Entwicklung des Verhältnisses zwischen Erzieher_innen und Eltern. Besonders die Arbeitgeberfunktion der Eltern sieht sie heutzutage auf dem Vormarsch, die noch vor 15 Jahren, zur Betreuungszeit ihres ersten Sohnes, keine Rolle gespielt habe: „Also, früher war das überhaupt kein Thema, dass wir Arbeitgeber sind. Das wurde auch nie rausge- äh, oder wurde auch nie von irgendwelchen Eltern, ähm, betont, ja, oder drauf gepocht. Es gibt ja, ähm, immer Leute, die müssen das dann betonen und heute ist das so ganz krass, ja. Dass es eben gerade im Vorstand so ein, zwei Personen gibt, die da immer wieder drauf bestehen: „Hey Leute, Klappe halten, wir sind eure Chefs.“ So. Wo ich denke: „Woah, finde ich ganz schwierig.“ (Eleni/ 548-554) Dieses Gedankenkonstrukt bestärkt Andreas in seinem Interview und spricht dabei aus der Sicht eines Personalvorstandes - ein Amt, welches er für eine Zeit lang inne hatte. Er vertritt die Meinung, dass heutige Personalarbeit klare Strukturen und Verbindlichkeiten benötige. Er unterstützt weiterhin die These, dass klare Kommunikationswege hierfür von Nöten sind: „Also in dem, wie man praktisch Personalarbeit betreibt, ähm, äh, (.) man braucht klare Strukturen, Verbindlichkeit ist was, was viel, viel stärker rauskommt. Ja. Vorher hat man sehr viel Tür- und Angelgespräche gehabt, ähm, (.) ja, das geht irgendwann nicht mehr. Ich meine, findet heute auch immer noch statt, aber man hat irgendwann mal gemerkt, also die Verbindlichkeit kommt nur, wenn ich praktisch einen klaren Kommunikationsweg habe. Und das nicht zwischen Tür- und Angel, sondern, äh, wenn das geregelt ist.“ (Andreas/ 623-630; vgl. Einstellung hinsichtlich Umgang der Eltern mit Erzieher_innen in der Rolle des Vorstands: Katrin/ 840-846 )

Bis hierhin sollte deutlich geworden sein, dass die Eltern, bedingt durch verschiedene Faktoren, eine teilweise ambivalente Einstellung zum Kinderladen haben. Sie wenden viel Zeit für die Fremdbetreuung ihrer Kinder auf und sehen darin für beide Seiten einen Nutzen und somit auch eine Strategie für sich selbst, negative Seiten, welche die Kinderladenbetreuung mit sich bringen, zu kompensieren. Diese Hypothese wird durch das AUFWAND-NUTZEN-VERHÄLTNIS unterstrichen. Alle befragten Eltern sind der Überzeugung, dass sich der notwendige Aufwand für den Kinderladen weitestgehend lohnen würde, da der Nutzen dessen sehr viel größer sei. Demnach fühlen sich Eltern in der Wahl des Kinderladens als Betreuungseinrichtung bestätigt und sehen lediglich den oft hohen Zeitaufwand für die Kinderladendienste und -organisation als negativ an (vgl. Katrin/ 392-393).

„ Also der Aufwand ist ja meine Zeit. Und was- der Nutzen ist aber irgendwie Lebensqualität. Ähm, und (.) oder irgendwie Teilhabe am Leben. Also ich finde, das läuft nicht so, das läuft nicht so dahin, sondern es ist irgendwie mehr so eine Bewusstheit da.“ (Friederike/ 583-586)

An diesem Beispiel lässt sich analysieren, dass der Nutzen für die Eltern (trotz Fremdbetreuung Teilhabe am Leben der Kinder) als auch für die Kinder (familiäre Strukturen des Kinderladens, Fremdbetreuung der Kinder ohne das Gefühl fremdbetreut zu werden), den die Kinderladenbetreuung mit sich bringt, gegenüber dem Aufwand als deutlich überwiegend gewertet wird. Es wird zwar ein großes Maß an Zeit investiert, was durchaus als negativ empfunden wird, doch wird der Ertrag dieser Zeitinvestition gesehen und als positiv gedeutet. Diesen Aussagen folgen viele weitere Ausführungen innerhalb der Interviews, die an gegebenen Stellen nachzulesen sind (vgl. Julia/ 508-509; Friederike/ 248-252; Katrin/ 387-388; Andreas/ 273-274, 481-488, 490-494; Eva/ 737-745, 776). Lediglich Eleni sieht das Aufwand-Nutzen-Verhältnis destabilisiert aufgrund der für sie als negativ empfundenen Entwicklung des Kinderladenkonzepts, die sie den gesellschaftlichen Veränderungen und der veränderten Elterngeneration zuschreibt (vgl. Eleni/ 619-622).

Diese Darstellung des Aufwand-Nutzen-Verhältnisses der befragten Eltern bringt mich schließlich zur der Hypothese, dass die im abschließenden Frageblock gestellte Interviewfrage, ob sich die Eltern wieder für den Kinderladen als Betreuungsmöglichkeit entscheiden würden, aufgrund von dem als positiv betrachteten Aufwand-Nutzen-Verhältnis entsprechend auch positiv beantwortet wurde (vgl. Julia/ 674; Friederike/ 744; Jasmin/ 704-709; Andreas/ 765-766, Eva/ 1033-1034; Katrin/ 826-829; 831; Eleni beantwortet diese Frage ebenfalls positiv, macht ihre Entscheidung jedoch abhängig von der Elternschaft/ 910-911). Das erscheint insbesondere deshalb konsequent, da in der Kategorie BEWEGGRÜNDE FÜR KINDERLADEN zahlreiche Aspekte diese Vermutung unterstreichen.

Die Schlüsselkategorie Fremdbetreuung mit familiären Strukturen hat gezeigt, welche weit auseinander reichenden Meinungen bezüglich Fremdbetreuung mit familiären Strukturen in den Ansichten der befragten Eltern möglich sind. Es wurde deutlich, welche Vorstellungen von Kinderladen in den Köpfen der Eltern vorhanden sind, die sehr stark variieren, aber auch viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Die wohl größte Quelle von unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der geführten Interviews zeigt sich in der Wahrnehmung der Entwicklung des Kinderladens hin zu einer Art Dienstleistungsunternehmen, in dem die Elternmitarbeit nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Darüber hinaus kann diese Kategorie als Versuch aufgefasst werden, den Widerspruch, der möglicherweise im Raum steht, wenn die Rede zugleich von Fremdbetreuung und Familie ist, aufzulösen oder zumindest zu entschärfen.

5.2.3 Schlüsselkategorie II: Kinderladen als annehmbare Herausforderung im Alltag

Das Organisationsmodell Kinderladen bedeutet für Eltern neben der Kinderbetreuung gleichzeitig Elternarbeit, Engagement und Partizipation. In Kapitel 3 wurde ausführlich über die Strukturen einer Elterninitiative berichtet, die in den Interviews ebenso oft erwähnt und von den Interviewpartner_innen beurteilt werden. Insgesamt wird deutlich, dass Eltern in ihren zeitlichen Ressourcen eingeschränkt sind. Dies hängt mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zusammen, die in der Schlüsselkategorie I bereits eine entscheidende Rolle spielten - insbesondere die Berufstätigkeit beider Eltern führt dazu, dass Eltern mit Kindern ihren Alltag organisieren und planen müssen. Durch den Kinderladen müssen auch das Engagement und die anfallenden Aufgaben in der Initiative in den Alltag integriert werden. Diese Alltagsorganisation wird hier als Herausforderung betitelt, die allerdings durch verschiedene Faktoren erleichtert wird. Insbesondere die oben beschriebene Tatsache, dass Eltern den Kinderladen als eine Fremdbetreuung mit familiären Strukturen schätzen, scheint die Mehrarbeit zu rechtfertigen. Diese und weitere Faktoren oder auch Umgangsweisen mit den Kinderladendiensten und der üblichen Alltagsorganisation lassen sich in den Haupt- und Subkategorien finden, welche die Schlüsselkategorie II Kinderladen als annehmbare Herausforderung im Alltag bilden und im Folgenden beschrieben werden.

In dieser Masterarbeit wurde bereits festgestellt, dass die Organisation des Kinderladens den Eltern obliegt, die als Mitglieder die Initiative als Verein betreiben. Aus den Interviews geht hervor, dass sich viele Eltern dieser Verantwortung und der anfallenden Dienste und Aufgaben zunächst nicht bewusst sind (vgl. Friederike/ 67-68; Andreas/ 77-78; Katrin/ 483-484; Eva/ 188-191). Einige erwähnen in diesem Zusammenhang, dass ihnen das VORWISSEN ÜBER KINDERLÄDEN fehlte und erst im Laufe der Zeit aufgefallen sei, wie zeitintensiv sich die Mitgliedschaft in einem Kinderladen gestalte: „Ja, man muss sich sehr, sehr stark einbringen. Ja, und man weiß einfach am Anfang gar nicht, was es bedeutet, ja. Also mit Kochen, mit Bauausschuss, mit Gartenausschuss, mit, äh- Und es ist von jetzt auf Nachher relativ viel Kinderladen-1. Also du hast nicht mehr so- Also es ist nicht so, dass Kinderladen-1 halt etwas ist, was nebenher läuft, sondern es ist halt plötzlich (mitten) in deinem Leben. Ja. Und das ist schon eine Riesenumstellung.“ (Andreas/ 111-116)

Erst in dem Zusammenhang wird ihnen oft der Unterschied zwischen einer herkömmlichen Kinderbetreuung, z.B. einem städtischen Kindergarten und einem Kinderladen bewusst. Katrin berichtet in ihrem Interview darüber, dass sie sich mit verschiedenen Einrichtungsmöglichkeiten vertraut gemacht hat und so Unterschiede feststellen konnte. Zwar war sie anfangs noch unentschlossen, wo ihr Kind betreut werden soll, war jedoch vom Kinderladenkonzept beeindruckt: „Ich habe die, ähm, diesen Unterschied erst, ähm, eben dann in dem ich mich damit beschäftigt habe, so überhaupt mitgekriegt. Aber was das nachher im Alltag bedeutet, das kann man nicht ermessen. Also ich, ähm, weiß gar nicht mehr. Ich habe mir auch so städtische oder auch kirchliche dann angeguckt, einfach auf diesen Abenden, damit man mal vorbeischauen kann. (.) Und, ähm, habe das dann so schon: „Aha, okay, kapiert. Die einen sind so, da muss man nichts tun und gibt sein Kind ab. Und bei den anderen muss man halt was machen und hat vielleicht ein bisschen mehr Einfluss.“ Aber was das bedeutet habe ich da auch nicht so umrissen. Aber ich war dann schon froh, dass es hier geklappt hat, weil (.) ich da schon Lust drauf hatte.“ (Katrin/ 111-116; vgl. auch Andreas/ 88-90 )

Trotz der Mehrarbeit, die den befragten Eltern spätestens nach der Eingewöhnung in den Kinderladen bewusst wurde, ist zu konstatieren, dass keiner der Interviewpartner_innen die Entscheidung für den Kinderladen widerrufen würde. Stattdessen geben sie eine Empfehlung an andere interessierte Eltern ab, sich über das Organisationsmodell Kinderladen und seine Rahmenbedingungen zu informieren, ob dieses als Betreuungsform geeignet und in die familiären Alltagsabläufe integrierbar erscheint: „Weil wir glaube ich da ein bisschen blauäugig da reingegangen sind und ich das, vor allem im Nachhinein noch sehr mehr wertschätze. Und was ich ganz toll finde, dass manche Eltern da eben im Vorhinein da so bewusst auch nochmal gucken. [...] Ja. Oder so die mehr- Also bei vielen, die es abwägen: schaffe ich die aktive Mitarbeit oder nicht?“ (Friederike/ 235-243)

Eine besondere Relevanz in Zusammenhang mit der ALLTAGSORGANISATION erfährt die Erwerbsarbeit der Eltern. Dabei wird diese von jedem/ -r Interviewpartner_in unterschiedlich empfunden. Als gemeinsamer Nenner lässt sich formulieren, dass die Berufstätigkeit und die Kinderladendienste, mit der damit einhergehenden Alltagsorganisation, gut kombinierbar sind, wenn verschiedene Faktoren positiv mitwirken: flexible Arbeitszeiten (vgl. Julia/ 56, Friederike/ 165; Jasmin/ 248; Eleni/ 379; Katrin/ 506), Arbeitsteilung innerhalb des Elternpaares (vgl. Jasmin/ 249, 262; Katrin/ 516; Andreas/ 658; Eva/ 792), Unterstützung in der Kinderbetreuung außerhalb des Kinderladens (vgl. Julia/ 53, 57; Katrin/ 532).

Die befragten Eltern berichten einstimmig darüber, dass sie sich die anfallenden Elterndienste und die darüber hinausgehende Organisation des Kinderladens mit ihren Partner_innen teilen: „Und der hat dann halt, wenn ich, ah, also in den Zeiten, wo ich dann einen Job hatte und jetzt wieder habe, hat er halt die Kochdienste gemacht. [...] So war dann die Aufteilung.“ (Katrin/ 491-495) Nur so scheint eine Balance zwischen Erwerbstätigkeit und ehrenamtlicher Elternmitarbeit im Kinderladen möglich zu sein.

Des Weiteren schildern sie, dass flexible Arbeitszeitmodelle in der Alltagsgestaltung hilfreich seien, dass es aber auch selbständige respektive freischaffende Eltern leichter gegenüber Eltern in Festanstellung hätten, da sie frei über ihre Zeitkapazitäten verfügen und so Zeitfenster für die Kinderladenaufgaben bereit halten könnten (vgl. Katrin/ 397-403; Julia/ 377).

Darüber hinaus berichten befragte Eltern, dass sie sich, wenn möglich, Elterndienste auswählen, die gut mit der eigenen Berufstätigkeit zu kombinieren seien. Anhand des Beispiels von Katrin wird deutlich, dass sich ein Vorstandsjob im Kinderladen nur schwer mit einer 100% Berufstätigkeit vereinbaren lässt: „Also so ein 100% Job und dann die Zeit mit meiner Tochter verbringen und im Haus irgendwie noch gucken, dass es alles passt. Und dann noch den Vorstandsjob zu machen. Und dann, irgendwie, na ja gut, in der Zeit habe ich nicht gekocht. lacht Ähm, das war dann schon echt zu viel Und jetzt habe ich 80%.“ (Katrin/ 551-558) In der Folge reagiert sie darauf und kürzt ihre Wochenarbeitsstunden, um vor allem mehr Zeit mit ihrer Tochter verbringen zu können.

Ebenso wird in zwei Interviews davon berichtet, dass Großeltern mit in die Kinderbetreuung eingespannt werden und dies als hilfreich und entlastend, beinahe als unersetzlich gewertet wird: „Also ich organisiere es jetzt mit dem dritten Kind, äh, zum Glück über meine Eltern mit. Die jetzt inzwischen nicht mehr berufstätig sind und jetzt hier back-up, aber richtig darstellen! Also die müssen jetzt richtig mit ran. Ähm. (.) Ansonsten wäre das mit meiner Berufstätigkeit auch gar nicht so möglich.“ (Julia/ 361-364; vgl. auch Katrin/ 609-611) Anhand dieses Beispiels wird gezeigt, dass die Berufstätigkeit beider Eltern nur dann möglich ist, wenn die Kinder umfassend betreut werden und Familien hierfür Lösungen parat haben.

Das Erleben des Alltags und seiner Organisation wird von den befragten Eltern unterschiedlich, doch vor allem als anstrengend beschrieben. Als verantwortlich für die ambivalente Einstellung zur Elternmitarbeit im Kinderladen zeigt sich der Stress, der durch die Alltagsorganisation entsteht.

„Also manchmal ist es schon stressig, muss ich schon sagen. Also, ähm (.), wenn man so das Kochen hat und denkt: „ Ohach, eigentlich bräuchte ich jetzt den Tag irgendwie mal Pause.“ Und so. Und dann macht man da die Küche, und das ist auch körperlich, finde ich, echt anstrengend. (I: Klar.) Ähm. Gut, aber das kann man sich ja dann auch so legen, dass man weiß, irgendwie da ist es so ganz okay.“ (Friederike/ 515-523)

Friederike beschreibt den familiären Alltag mit Kinderladenorganisation als stressig und anstrengend, kann sich den beschriebenen Kochdienst jedoch so legen, dass er gut in den Alltag zu integrieren ist. Sie sagt, dass die Kinderladendienste eine Einstellungssache seien. Ebenso sieht Katrin in der Kinderladenorganisation eine Herausforderung und einen „Haufen Arbeit“ (Katrin/ 330): „Ja, also ich meine, das ist schon echt eine Herausforderung. Vor allem wenn mit der Zeit- Ich habe dann auch 100% gearbeitet, so über anderthalb Jahre hinweg, und das- Puh, pf. Also das ist immer irgendwo, äh, was liegen geblieben. Und das hat sich auch alles immer weiter aufgestaut. Und ich konnte dann auch zu wenig Zeit mit meiner Tochter verbringen. Und irgendwann habe ich dann auch den Job gekündigt.“ (Katrin/ 540-545) Aus dieser Herausforderung zieht sie die Konsequenz der Kündigung ihrer Beschäftigung, da sie merkt, dass ihr die Zeit und die Aufmerksamkeit für ihr Kind fehlt und sich aus der Paarung Beruf und Kinderladenorganisation zu viel aufgestaut hat, was sie nicht weiter tragen wollte.

Rückblickend berichtet Eva, dass sie in einem durchgetakteten Alltag einfach ‚funktioniert‘ habe: „Im Nachhinein vor allem anstrengend. [...] Aber, das hat irgendwie funktioniert. Also ich habe ganz- ich habe einfach funktioniert. [...] Aber ich bin jetzt auch fr- Also deswegen bin ich auch froh, dass ich jetzt gerade mal hier eine Pause eintritt, weil, ähm, es zerrt wahnsinnig an den Kräften. (.) Es muss halt alles immer durchgetimet sein.“ (Eva/ 698-705) Für sie ergibt sich jetzt ein Freiraum, da sie aufgrund der Geburt ihres dritten Kindes im Mutterschutz und anschließender Elternzeit ist, sodass sie für sich den Gewinn sieht, mehr Zeit für den Kinderladen zu haben.

Gleichzeitig geht aus den Interviews hervor, dass sich die aktuelle Elterngeneration eines Kinderladens Entlastungsmöglichkeiten sucht, um den Kinderladenalltag zu vereinfachen oder sich diesen an die Lebensverhältnisse anzupassen (vgl. Friederike/ 607-610). Hier spielt bereits das persönliche ERLEBEN DER KINDERLADENSTRUKTUREN UND -ORGANISATION eine zentrale Rolle. Gerade wurde von den Assoziationen der Eltern berichtet, wie sie den Alltag wahrnehmen und für sich deuten. In der Folge wird nun von den Umgangsweisen mit diesem Empfinden berichtet und wie Eltern für sich Wege gefunden haben, die Alltagsorganisation zu erleichtern. Als Hintergrundinformation ist in diesem Zusammenhang die Rollenvielfalt wichtig. Eltern müssen im Kinderladen verschiedene Rollen ausfüllen, die wiederum unterschiedliche Verantwortungen und Kommunikationswege mit sich bringen: „Und das ist natürlich in einer Eltern-Kind-Initiative so, das ist ja auch so ein Dauerbrenner, diese Rollenvielfalt. Also ich komme als Mutter, dann komme ich als, äh, als Vereinsmitglied und dann komme ich noch als Vorstand. [...] Und, äh, habe dann auch als Vorstand wiederum eine Sonderstellung in der Elternschaft, ähm, man muss da auch gucken, wir sind halt alle schon auf Augenhöhe, natürlich, aber ich bin Vorstand und muss schon gucken, dass halt der Laden läuft und manchmal muss man dann auch, ähm, Dinge regeln und mal jemanden drauf ansprechen, was der Elternjob jetzt zu bedeuten hat, und so.“ (Katrin/ 287-296) Diese Rollenvielfalt scheint die Eltern unterschiedlich stark zu beeinflussen: „Man hat die Doppelrolle, genau. Wobei das sehe- sehen wir, glaube ich- Also da, da gibt’s andere Personen in der Kita, die das mehr so als Verantwortung- äh, fühlen. (.) Die dann auch sagen: „Wir müssen diese Kita auf ein stabiles, finanzielles Fundament stellen.“ Und so. Das fühle ich gar nicht. Ich denke, das läuft jetzt seit 30 Jahren, das müsste jetzt eigentlich auch weiterlaufen. Es läuft weiter. Es soll weiterlaufen.“ (Eva/ 263-269) Hier zeigt sich erneut die Ambivalenz zwischen den ‚normalen‘ Eltern und den Vorständen/ ‚verantwortungsbewussteren‘ Eltern, die den Verein als Unternehmen betrachten und Verantwortung übernehmen, den Kinderladen zu führen. In der Folge bringen diese Rollen verschiedene Belastungen oder weitere Aspekte in der Alltagsorganisation mit sich, die dementsprechend jedes Elternteil unterschiedlich erlebt und für sich deutet.

Die Abgabe, genauer gesagt, Ausgliederung der Elterndienste an externe Personen/ Firmen sticht besonders hervor. Dabei handelt es sich vor allem um den obligatorischen Putzdienst, der eigentlich von Eltern absolviert wird, zur Instandhaltung und Säuberung des gesamten Kinderladens, und um den Kochdienst, der jeden Tag von einem anderen Elternteil übernommen wird, um den Kindern und Erzieher_innen ein frisch gekochtes Mittagsessen zu zubereiten (vgl. Katrin/ 508-509; Eleni/ 615-618). Für beide Dienste werden je nach finanziellen Möglichkeiten Firmen oder Personen beauftragt, die diese Aufgaben innerhalb des Kinderladens übernehmen, um die Eltern davon zu entlasten, möglichst jedoch ohne die Kinderladenidee zu untergraben: „Und, äh, das was wir halt geschaffen haben, ist zu gucken: „Wie kann man praktisch (.) ein stückweit verträglich dieses, äh, diesen Aufwand halt auch ein stückweit reduzieren. Ähm, ohne (.) Verluste.“ (Andreas/ 290-292) Andreas vertritt ebenso die Meinung, dass sich Elterninitiativen von der Gründungsphilosophie der Kinderläden losgelöst haben und sich unabhängig von den damaligen Idealen weiterentwickeln (vgl. Andreas/ 593-598).

Diese Entwicklung wird von meinen Interviewpartner_innen unterschiedlich beurteilt. Auf der einen Seite wird es sehr positiv aufgenommen und als Notwendigkeit betrachtet, auf der anderen Seite als Widerspruch zur Kinderladenphilosophie angesehen. Zudem wird, wie Katrins Beispiel zeigt, oft der Kinderladenbeitrag, den die Eltern monatlich zahlen, zur Bezahlung der externen Firmen angehoben, was nicht jeder Elternteil tragen möchte: „Und es war dann schon immer wieder so der Punkt, so die Entscheidung: „Erhöhen wir? Oder streichen wir halt diese Grundreinigung?“ Oder so. Ja. Und da- Joa. Ich könnte mir schon vorstellen auch dann lieber mal noch ein Wochenende hier putzen zu kommen, anstatt monatlich noch mal 20 Euro mehr zu bezahlen. Aber, ja, letztendlich, das ist dann halt Abstimmungssache.“ (Katrin/ 903-907)

Eleni beschreibt diese Entwicklung des Kinderladens als eine Umstellung auf ein Dienstleistungsunternehmen, das der Kinderladen nicht sein sollte. Mit der Abgabe von Elterndiensten an Dritte würden dem Organisationsmodell wichtige Säulen und den Eltern Partizipationsmöglichkeiten genommen werden. „Das wird alles- muss ganz klar reglementiert sein. Und das wird- Dann kommt jemand von außen und wird bezahlt. Und zack. Fertig. Und drüber- Und das meine ich mit dieser Dienstleistung. Drüber hinaus, irgendein Engagement ist, ähm, (.) gibt’s eigentlich nicht mehr. [...] Die würden lieber mehr zahlen, äh, als kochen. (.) Aber dann ist man auch nicht zufrieden, weil sie dann irgendwann sagen: „Ja, die kocht ja eher einseitig.“ (I lacht) genervt lustig Ja. Und es ist ja immer was. Es gibt halt immer Tomaten, äh, Nudeln mit Tomatensauce.“ ( Eleni/ 615-618; 737-740)

Dieser Dienstleistungsgedanke, der von einigen befragten Eltern beschreiben wird, wird von einem Teil der Interviewenden tendenziell negativ bewertet. Teilweise wird von Interviewpartner_innen beobachtet, dass sich neue Eltern bereits mit diesem Gedanken für einen Kinderladen bewerben. Dies schadet in Elenis Augen der Kinderladenidee: „Ich bin eigentlich total genervt. lacht Weil das überhaupt nicht mehr funktioniert, die Idee, glaube ich, heute, in der Gesellschaft. Es ist eine reine Dienstleistungswahrnehmung von den Eltern, finde ich. Ähm, und, (.) du hast gar nicht mehr dieses- die Lust, die Bereitschaft vielleicht auch nicht die Zeit da, ähm, dich mehr einzubringen und du hast auch gar keinen Bock mehr auf diese- Oder ich glaube, die meisten Eltern haben keine Lust mehr auf diese Familie, die- das brauchen die gar nicht. Die wollen, dass ihr Kind betreut ist, das hat Priorität.“ (Eleni/ 151-158; vgl. auch Jasmin/ 111-120)

Eine wichtige Funktion im Zusammenhang mit der Organisation des Kinderladens wird dem DACHVERBAND der Kinderläden zugesprochen, der Kinderläden bei der Organisation unterstützend unter die Arme greift. Besonders Friederike hebt ihn hervor, da sie eine Zeit lang das zuständige Amt ‚Kooperation mit Dachverband‘ in ihrem Kinderladen getragen hat. Sie hat für sich den Dachverband genutzt, um die Strukturen eines Kinderladens besser kennen zu lernen. In diesem Zusammenhang nutzt sie Fortbildungen des Dachverbandes, um sich aktiv in die Kinderladenthematik einzuarbeiten: „Der ist ja hier über so einen Dachverband, sind die alle organisiert. Und ich finde das echt, wirklich eine tolle Sache, weil die sehr- Also der Dachverband arbeitet sehr nah mit den einzelnen Einrichtungen zusammen. Ähm, treffen uns da regelmäßig. Und die sind, auch wieder- Zum Teil kannst du sozusagen in den Austausch gehen: „Wie macht ihr das denn?“ Also das finde ich schon mal gut. Dass das so einen übergeordneten Verband gibt. Eine Instanz, der das strukturiert und der das auch so zusammenhält, ja. Also dann bist du gar nicht nur so Einzelkämpfer, sondern kannst- hast immer jemanden, an den du dich wenden kannst, die sehr hilfsbereit sind und bei Dienstplanänderungen oder so. Oder was alles. Da gab’s, ähm, Kinderschutzrechte neu. Also das ist wirklich, in allen Formen, dass du da eine Unterstützung hast. Das finde ich toll.“ (Friederike/ 260-272)

Ebenfalls als Unterstützung in der Kinderladenorganisation nehmen Katrin (vgl. 867-870) und Eva (vgl. 594-597) den Dachverband wahr, was nicht weiter verwundert, da Eva auch das Dachverband-Amt in ihrem Kinderladen inne hatte und Katrin als eine der Vorstände, eine obligatorische Kooperation mit dem Dachverband verbindet.

Generell wird jedoch klar, dass die Organisation des Kinderladens nur funktioniert, wenn alle Eltern daran teilnehmen und daran auch teil haben. Auch die Gestaltung und Weiterentwicklung der Kinderläden hängt von der jeweiligen Elternschaft und ihrem Engagement ab.

„Und finde es nach wie vor eigentlich ein gutes Konzept. Also gerade eben, dass man mit den Eltern an einem Strang zieht. Dass man halt auch, ja, zusammen arbeitet, ist natürlich auch für die Kinder voll wichtig. Dass die sich nicht- dass man nicht ausspielen kann, die Eltern und Erzieher. Oder irgendwelche Sachen erzählen kann und das dann anders- Also, ich find’s nach wie vor gut. Ich finde es auch angenehm dort zu arbeiten. Also mal mehr, mal weniger. lacht Das kommt auch viel auf die Elternschaft an. (I: Ja.) Also es gibt natürlich Eltern, die es total ausnutzen und die auch echt stressig sind, finde ich.“ (Jasmin/ 77-84)

Jasmin zieht sowohl den Vergleich als Mutter als auch als Erzieherin und hebt hervor, dass sie auch gerne im Rahmen des Konzepts des Kinderladens arbeitet. Aus rein mütterlicher Perspektive sieht es Friederike ähnlich: „Also die, die Form gibt immer die Möglichkeit, also der Kinderladen gibt immer die Möglichkeit, äh, meine Wünsche oder ähm, ähm das, was ich nicht mag, aufzunehmen und zu verändern. Oder, ähm, oder zumindest zu sehen und sagen: „Jetzt ist das so, aber wir können es nicht anders machen.“ (Friederike/ 355-359, vgl. auch Katrin/ 526-532; Andreas/ 537; Eva/ 793-794)

Dass dabei auch chaotische Strukturen aufkommen, sehen die Interviewpartner_innen als nicht störend an und erklären es damit, dass sie sich alle ehrenamtlich und somit nicht auf einer professionellen Ebene engagieren: „Also manchmal ist es schon ein bisschen chaotisch. Aber klar, ich meine, es sind halt alles Menschen, die das halt auch einfach nicht berufstätig machen. Also, das muss man halt auch sehen.“ (Jasmin/ 283-285)

Als wohl größter VERÄNDERUNGS WUNSCH hinsichtlich der Entlastung der Eltern von Kinderladenaufgaben kann die Integration einer Leitung im Kinderladen angesehen werden.

„Also ich glaube, sie könnten sich das, was bei den städtischen Einrichtungen total Usus ist und in den Kinderläden haupts- denke ich, großteils nicht installiert ist, eine pädagogische Leitung oder einen Erzieher oder eine Erzieherin, die eine Leitungsfunktion hat. [...] Dass sich jemand verantwortlich fühlt, von Erzieherseite, auch in der Kommunikation mit Vorstand und, ähm, Eltern, wenn es Probleme gibt, dass es nicht dann, ähm, mit dem Erzieher läuft, mit dem es gerade ein Problem gibt, oder dass man, weil man sich dann so gut kennt, mit dem bespricht und mit dem und mit dem, dass es so ein bisschen, könnte ich mir vorstellen, dann professioneller, ähm, und auch klarer formulierte Anforderungen, die nicht dann nur von den Eltern kommen, ja, was dann pädagogischen Fachkräften, die dann auch das pädagogische Know-How für sich gefressen haben und da die Eltern dann auch nicht mitreden lassen. Dass man da jemanden hat, ähm, mit dem man das besprechen kann, der dann auch eine Schlussfolgerung weitergibt an Konsequenz, die dann vielleicht auch besser durchgesetzt und akzeptiert werden kann. Und auch anders besprochen werden kann, denke ich, von Seiten der Erzieher, (I: Mhm.) ähm, als mit den Eltern.“ (Julia/ 678-697; vgl. auch Katrin/ 508; Andreas/ 704, 705, 707, 709; Eleni/ 401)

Julia betont in ihren Ausführungen, warum sie sich eine Leitung im Kinderladen gut vorstellen könnte und sieht darin auch einen Schritt hin zur Professionalisierung einer Elterninitiative. Besonders die Entlastung der Elternschaft wird hier hervorgehoben, was die Hypothese unterstützt, dass Eltern nach Wegen suchen, die Vorteile eines Kinderladens zu genießen, ohne mehr Aufwand als nötig betreiben zu müssen.

Dieser Wunsch ist in manchen Kinderläden bereits umgesetzt worden, nicht jedoch in den Kinderläden der befragten Eltern. Vielmehr wurde dieser Gedanke im Vorstand oder in der Gesamtelternschaft diskutiert, kam allerdings nicht zur Umsetzung. Beispielhaft dafür ist die Aussage Katrins zu dem Thema, die eine Leitung noch nicht für notwendig erachtet, da die Größe des Kinderladens noch überschaubar scheint. Zudem sieht das Erzieher_innen-Team keinen Bedarf einer Leitung in ihrem Team: „Und da ist natürlich eine Leitung, wenn’s irgendwie Konflikte gibt oder so, schon ganz praktisch. Aber wir sind halt auch so eine Größe mit, äh, 20 Kindern und sechs angestellten Erzieher-innen, das geht gerade noch ohne Leitung. Ich glaube ein bisschen größer, dann wär’s auch nicht mehr machbar. Wir sind da schon so an der Kippe, wo wir auch mal wieder überlegt haben: „Sollen wir jetzt eine Leitung?“ Aber dann wollten es die Erzieherinnen auch nie.“ (Katrin/ 406-412)

Eine ablehnende Haltung gegenüber einer Integration einer Leitungsstelle haben Friederike (vgl. 798-801), die darin eher eine Hürde als einen Gewinn sieht, und Jasmin, die eher das Team in die Verantwortung nehmen würde: „Ich bin generell gegen Leitung eigentlich, weil ich denke, es bringt nichts groß. Also ich finde es eigentlich schön, wenn eigentlich alles im Team- Also ich denke, es reicht auch, wenn man alles im Team bespricht. Ähm, ja. Also von daher. Weiß nicht, bei dem (Anmerkung I: Kinderladen) gibt es eine Leitung. Aber die ist jetzt auch nicht, jetzt groß- Also die hängt es nicht wirklich raus.“ (Jasmin/ 752-756)

Gleichzeitig weist Jasmin darauf hin, dass jeder Kinderladen individuell zu betrachten sei und das Kinderladenkonzept nicht pauschalisiert werden könne (vgl. Jasmin/ 714-716) Jede Elterngeneration hat eine andere Vision mit ihrem Kinderladen, weshalb unterschiedliche Dinge um- und durchgesetzt werden. Doch ähneln sich die Abläufe und Strukturen der Kinderläden sehr.

Zusammenfassend zeigt die Schlüsselkategorie Kinderladen als annehmbare Herausforderung im Alltag auf, dass Eltern nach wie vor an den Partizipationsmöglichkeiten, die ein Kinderladen bietet, stark interessiert sind. Letztendlich suchen sie aber Mittel, um den Kinderladenalltag für sich und somit auch die gesamte Alltagsorganisation zu erleichtern. Einige Entlastungsvariationen wurden an dieser Stelle genannt und sollen zeigen, dass ein Kinderladen respektive eine Elterninitiative auch in der heutigen Zeit, trotz Berufstätigkeit beider Eltern, eine annehmbare Herausforderung darstellt. Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Sichtweisen verschiedener Eltern auf das Kinderladenkonzept aufgezeigt. Interessant erscheint hierbei vor allem, dass sich alle zwar mit der Elternmitarbeit und dem Mehraufwand, den ein Kinderladen mit sich bringt, arrangieren, jeder diese jedoch anders bewertet und wertschätzt. Erneut wird dem Leser/ der Leserin vor Augen geführt, wie in Schlüsselkategorie I näher beleuchtet wurde, dass Eltern in Kinderläden eine herausfordernde Alltagsorganisation für eine möglichst optimale Fremdbetreuung der eigenen Kinder in Kauf nehmen.

5.3 Diskussion der Ergebnisse

Die vorgestellten Ergebnisse der Schlüsselkategorien geben den für die Forschungsfrage relevanten Teil der Ergebnisvielfalt wieder, die aus den sieben geführten Interviews gewonnen wurde. Es kann festgehalten werden, dass der dargelegte Stand der Forschung (vgl. Kapitel 2) in einigen Punkten unterstrichen werden konnte, aber auch neue Erkenntnisse durch diese Forschung gewonnen wurden. Gleichzeitig muss beachtet werden, dass sich die subjektive Wirklichkeit der Befragten in den Ergebnissen widerspiegelt, denn die Eltern berichten aus einer Momentaufnahme heraus, wie sie zum Zeitpunkt des Interviews ihren Kinderladen und die damit zusammenhängenden Strukturen erleben.

Das nachfolgende Modell soll noch einmal in Kürze die beiden Schlüsselkategorien offenlegen. Zu beachten ist, dass diese wiederum wechselseitig in Beziehung zueinander stehen. Weiterhin kam es vor, dass Subkategorien für beide Schlüsselkategorien relevant erschienen.

Abbildung 4: Überblick der Herkunft der Schlüsselkategorien

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

eigener Entwurf

Die Schlüsselkategorien bündeln und verdeutlichen die Kernaussagen der Interviews bezüglich der Forschungsfrage. In ihnen wird auch der aktuelle Stand der Entwicklung, die das Organisationsmodell Kinderladen seit seiner Gründung durchlaufen hat, repräsentiert. Während diese Weiterentwicklung im theoretischen Teil anhand von Literatur skizziert wurde, füllen die Interviewpartner_innen diese Skizzen mit Beispielen, Ausführungen und Erläuterungen, die im Auswertungsprozess kodiert und analysiert wurden.

In den Jahren zwischen 1968, der Geburtsstunde der Kinderläden, und 2015, dem Zeitpunkt meiner Forschung, hat sich grundlegendes in der Gesellschaft und in Folge dessen auch in den Kinderläden verändert. Als größte Veränderung lässt sich wohl der Faktor Zeit bestimmen. Zeit, die den Eltern in der heutigen Zeit fehlt, sich für den Kinderladen zu engagieren, gemeinsam aktiv mit den Kindern zu sein, oder auch Zeit, die den Eltern für sich selbst fehlt, wenn sie ihre alltäglichen Aufgaben abarbeiten. Es lässt sich feststellen, dass sich Eltern, die sich im Kinderladen engagieren und gleichzeitig berufstätig sind, in einem Alltagskreislauf befinden, der sich zwischen Kinderladenaufgaben, Haushaltführung und Erwerbstätigkeit abspielt.

In der Folge dieses Kreislaufs entscheiden sich die Eltern einiger Kinderläden, das Elternengagement zugunsten der Berufstätigkeit der Eltern teilweise zurückzufahren, indem manche Kinderladendienste an externe Firmen abgegeben werden. Bereits FREILING als auch SILVESTER haben diese These in ihren Dissertationen festgehalten, die durch diese Forschungsarbeit weiter unterstrichen werden kann. Zwar ist die Bereitschaft, sich im Kinderladen zu engagieren und Ämter zu übernehmen immer noch hoch, doch muss sie mit zunehmenden Belastungen der Eltern in einem anderen Ausmaß als noch zu Gründerzeiten und in der kurzen Zeit danach konkurrieren. Ebenso wie WINKLER in ihrer Abschlussarbeit bereits festgestellt hat, bleibt nach Abgabe einiger Elterndienste, wie z.B. Kochen oder Putzen, größtenteils die Organisation und Verwaltung des Kinderladens übrig - Aufgaben, die von den Eltern erledigt werden müssen, da der Verein schließlich von ihnen geführt und verwaltet wird. Die pädagogische Organisation und Orientierung wird jedoch auch zunehmend an das erzieherische Personal delegiert und nach Wunsch mancher Eltern an eine Leitung abgegeben, während die pädagogische Ausrichtung des Kinderladens zu Beginn klar zu den Aufgabengebieten der Eltern gehörte. Hier entsteht wieder eine Verknüpfung mit SILVESTERs Dissertation, die darin erwähnt, dass die Elternarbeit an die bestehenden Verhältnisse der Eltern angepasst wird. Dies wird auch in dieser Forschung, insbesondere in Schlüsselkategorie II, darin deutlich, dass immer mehr Elterndienste abgegeben werden, um Eltern im Alltag zu entlasten

Dies alles lässt sich als Beleg dafür werten, dass Kinderläden respektive Eltern in Kinderläden sich weiterentwickeln, gleichzeitig aber die für sie wichtigen Grundpfeiler eines Kinderladens nicht aufgeben wollen, was ISELER in ihrer Dissertation mit einem Zusammenspiel aus Lernprozess und Beharrungstendenzen beschreibt. Seit der Gründung der Dachverbände der Kinderläden in verschiedenen Städten spielen diese in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle für Elterninitiativen und die zuständigen Eltern, indem sie den Vorständen unterstützend zur Seite stehen und sie bei Organisationsfragen beraten, was sich ebenso als Lernprozess auffassen lässt, der allerdings über die Grenzen eines einzelnen Kinderladens hinaus fortgeführt wird.

ISELER hat in ihrer Dissertation außerdem die These aufgestellt, dass sich Kinderläden zu Dienstleistungsunternehmen entwickeln. Mittels des Faktors Zeit lässt sich dieser Umstand ein Stück weit erklären: Eltern wollen oder müssen in der heutigen Zeit ihrer Berufstätigkeit nachgehen und sind in der Folge auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder angewiesen. Am Beispiel des Kinderladens wird besonders in den Erläuterungen zu Schlüsselkategorie I allerdings deutlich, dass aber nicht nur ein reiner Kindergartenplatz gesucht wird, sondern eine möglichst optimale Betreuung, in die das Kind gerne geht, und in die es die Eltern guten Gewissens geben können. Die Mehrarbeit von Kinderläden wird zwar gesehen und teilweise als belastend empfunden, aber für die vielfältigen genannten Aspekte von Nutzen für die Eltern und für die Kinder in Kauf genommen. So wird die These bezüglich der Dienstleistung teilweise entkräftet - der Kinderladen wird eben nicht als eine reine Unterbringungsmöglichkeit für die eigenen Kinder gesehen. Viele Eltern zeigen in dem Zusammenhang Muster auf, die als Identifikation mit ihrem Kinderladen bezeichnet werden können. Jedoch ist die mit dem Dienstleistungsgedanken verbundene Intention der Eltern durchaus vorhanden, weniger Aufwand zu betreiben - ohne aber die Kinderladenidee und das Kinderladenkonzept aus den Augen zu verlieren.

Den genannten Dienstleistungsgedanken gilt es auch von anderer Seite kritisch zu hinterfragen. Zwar wird er mehrfach von den befragten Eltern aufgeführt und auch die Literatur stützt ihn als Entwicklungstendenz. Doch stellt es ein Paradoxon dar, wenn einerseits von einem Dienstleistungsanbieter die Rede und auf der anderen Seite Eltern nach wie vor großen zeitlichen Aufwand für das Organisationmodell Kinderladen betreiben. Dieses lässt sich weder durch diese Forschung, noch durch die verwendete Literatur abschließend auflösen, aber es können anhand der Interviews drei Erklärungsversuche für das Erleben dieser Entwicklung unternommen werden:

- Erstens wurde oben festgestellt, dass früher traditionelle Elterndienste an externe Dienstl leister abgegeben werden. In der Folge erleben die Interviewpartner_innen den Kinderladen selbst als ein Dienstleistungsunternehmen, obwohl sie selber gerne mehr für den Kinderladen aktiv sein möchten, die zeitlichen Kapazitäten aber durch die beschriebenen gesellschaftlichen Veränderungen fehlen.

- Zweitens könnte die organisatorische Professionalisierung, die sich im Wesentlichen durch die Überlegung zeigt, eine pädagogische Leitung einzuführen, als weiterer Dienstleistungsaspekt aufgefasst werden. In den Interviews wird deutlich, dass diese sowohl die Vorstände als auch die Gesamtelternschaft und ihre Rolle als Arbeitgeber entlasten soll. Ein Teil der Eltern sieht diese Entwicklung des Kinderladens hin zu einem wirtschaftlich geprägten Unternehmen eher kritisch.

- Drittens kann die Wahrnehmung des Kinderladens als Dienstleistungsanbieter bei einem besonderen Interview auf die Unzufriedenheit der Interviewpartnerin mit den aktuellen Entwicklungen ihres Kinderladens gesehen werden, da sie insbesondere den Rückgang von Familiengedanken, Solidarität und Zusammenhalt befürchtet (vgl. Interview_Nr.4 Eleni). Diese Aussagen scheinen aber innerhalb des Samples nicht auf andere Kinderläden übertragbar zu sein.

Ein weiteres Phänomen, das von SILVESTER konstatiert wurde, ist das cocooning. Im Kapitel 3.1. wird darauf verwiesen, dass Eltern der Gründungsgeneration ihre Kleinfamilien öffnen und im Kollektiv denken, genauer gesagt, die Gemeinschaft für sich beanspruchen. In den aktuellen Kinderläden hat SILVESTER aber einen Rückzug ins Private ausgemacht. Dies lässt sich anhand der Ergebnisse dieser Forschung bestätigen. Debatten über pädagogische Inhalte oder Konzepte werden von den Eltern heute nicht mehr eingefordert, diese Bereiche werden vielmehr der Erzieher_innen überlassen. Die Eltern beschränken sich dann darauf, sich mit diesen über ihr Kind auszutauschen. Es lässt sich also sagen, dass Themen rund um Kindererziehung nicht mehr wie früher im Kollektiv diskutiert, sondern diese wieder verstärkt in der Kleinfamilie besprochen werden. Ebenso lässt sich festhalten, dass der Kinderladen heute kein Ort ist, an dem politische Debatten geführt werden.

Ein weiterer Zusammenhang zwischen dem aktuellen Stand der Forschung und den neu gewonnenen Erkenntnissen soll hinsichtlich von Konflikten und Kommunikation erläutert werden. Bereits ISELER hat diese beiden Aspekte in ihre Thesen über das Fortbestehen der Kinderläden bis heute mit aufgenommen. Sie verweist darauf, dass Kinderläden ein Übungsfeld für Kommunikation und Konflikte darstellen. Ähnlich wird dieser Sachverhalt in den Ergebnissen dieser Arbeit festgehalten. Es wird deutlich, dass der Kinderladen zwar auf der einen Seite eine Spielwiese für Konflikte aller Art bietet, die aus verschiedenen Konstellationen heraus entstehen können. Als Beispiel sei hier die Konfliktebene zwischen Personal und Eltern genannt, die unterschiedliche Sichtweisen auf die Arbeit innerhalb des Kinderladens haben - Eltern betrachten diese aus einem ehrenamtlichen Blickwinkel, Erzieher_innen aus einem professionellen. Auf der anderen Seite besitzt der Kinderladen aber die Strukturen, die notwendig sind, um über die Konflikte zu kommunizieren und gemeinschaftlich Lösungen zu finden. In den Interviews wird darauf verwiesen, dass Eltern besonders am Kinderladen schätzen, dass auch ihre Kinder damit Konfliktlösungsstrategien vermittelt bekommen, die sie im häuslichen Alltag nicht lernen würden.

Aus der Theorie ist bekannt (vgl. Kapitel 3.2.1), dass Kinderläden bestimmte organisatorische Merkmale aufweisen: Partizipationsmöglichkeiten der Eltern, ehrenamtliche Tätigkeiten, demokratische Entscheidungsstrukturen und freie Trägerschaft. Diese Merkmale werden durch die vorliegende Forschung insofern bekräftigt, als dass sie nach wie vor zu finden sind. Ausführlich berichten die Interviewpartner_innen über die Teilhabe- und Beteiligungschancen, die ein Kinderladen bietet und wie stark eine Mitgliedschaft mit ehrenamtlicher Arbeit einher geht. Auch demokratische Entscheidungsstrukturen sind noch zu finden, die laut den Befragten allerdings zurückgehen und teilweise durch Vorstandsentscheidungen ersetzt werden. Es könnte sich hier also eine Tendenz der Verschiebung von basisdemokratischen Strukturen hin zu repräsentativen Strukturen ausmachen lassen. Die freie Trägerschaft in Form von meist eingetragenen Vereinen ist nach wie unumstritten.

Weiterhin wurde in den Ergebnissen deutlich, dass Eltern in der heutigen Zeit keinen oder kaum noch einen Bezug zu der Gründungsphase der Kinderläden haben. Im Gegenteil wird sich verstärkt davon entfernt, indem sich Elterninitiativen stets weiterentwickeln. Übrig geblieben sind allerdings einige Kinderladencharakteristika, die damals wie heute einen Platz in den Eltern-Kind-Initiativen haben, wozu unter anderem die kleinen Gruppen, die hervorragende personelle Ausstattung, das frisch gekochte Essen, die Selbstorganisation, die Teilhabemöglichkeiten der Eltern und die familiäre Struktur gehören. Eben dieser familiären Struktur kommt in den geführten Interviews eine besondere Bedeutung zu. Eltern sehen in den Kinderläden einen Ort der Heimat für sich und ihre Kinder, sehen die Mitarbeits- und Mitbestimmungsmöglichkeiten als Zugewinn und nutzen die demokratischen Teilhabechancen.

Zuletzt soll die Elternstruktur des Samples beleuchtet werden, die im Wesentlichen der im Theorieteil als typisch beschriebenen Elternstruktur entspricht. So zeichnet sich das Sample größtenteils durch Akademiker_innen aus - sechs von sieben befragten Eltern können einen Hochschulabschluss vorweisen. Alle sieben Interviewpartner_innen gehen einer Berufstätigkeit nach oder sind zumindest in einem Angestelltenverhältnis, aber gerade in Mutterschutz. Typisch für Kinderläden ist ebenfalls die niedrige Migrationsrate: alle befragten Eltern haben die deutsche Staatsangehörigkeit.

Es lässt sich abschließend sagen, dass einige Aspekte aus dem Stand der Forschung und Theorieteil dieser Arbeit unterstrichen werden konnten. Hier seien insbesondere die ‚Thesen zur Persistenz von Kinderläden‘ nach ISELER, Merkmale eines Kinderladens nach FREILING und die Weiterentwicklung von Elterninitiativen, die SILVESTER in ihrer Forschungsarbeit aufführt, genannt. Andererseits wurden bezüglich der Entwicklung des Kinderladens hin zu einem Dienstleistungsanbieter einige Hinweise dafür gefunden, dass diese Tendenz nur für Teilaspekte eines heutigen Kinderladens gilt, nicht jedoch das Konzept in Frage stellt. Als neue Erkenntnisse dieser Arbeit lassen sich die Deutungsmuster und Begründungen der Eltern dafür werten, warum sie die zeitliche Mehrbelastung eines Kinderladens auf sich nehmen, und warum sie angeben, dass sie sich für diesen erneut als Kindertageseinrichtung entscheiden würden.

6. Zusammenfassung und Ausblick

In dieser Masterarbeit wurden im Rahmen einer qualitativen Studie sechs Mütter und ein Vater interviewt, die sich gemeinsam mit ihren Partner_innen oder eigenständig für eine Betreuung ihrer Kinder in einem Kinderladen entschieden haben. Sie wurden mit der Intention befragt, ihre Erfahrungen und ihr Erleben mit ihrer Elterninitiative preiszugeben, sodass die subjektive Sichtweise auf Elterninitiativen rekonstruiert werden kann. Dabei wurde folgender Forschungsfrage nachgegangen:

Wie erleben und deuten Eltern das Organisationsmodell Kinderladen in der heutigen Zeit mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen?

Für die Umsetzung des Forschungsvorhabens wurden Methoden der qualitativen Sozialforschung herangezogen: für die Datenerhebung das halbstandardisierte Leitfadeninterview, für die Datenanalyse der Auswertungsrahmen der Grounded Theory. Daraus ergab sich eine Fülle an Ergebnissen, die schrittweise geordnet und koordiniert wurde, um die Beantwortung der Forschungsfrage herzuleiten. Aus diesen sieben Interviews mit unterschiedlichen Charakteren und Hintergründen haben sich Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede in ihren Sichtweisen herauskristallisiert. Als Konsens lässt sich formulieren, dass alle befragten Eltern trotz des höheren Aufwandes, aber vor allem wegen der Vorteile, die sie für sich und ihre Kinder sehen, die Entscheidung für die Kinderladen als Betreuungsform wiederholen würden.

Dieses Kapitel soll weiterhin dazu dienen, eine Antwort auf die forschungsleitende Fragestellung der Masterarbeit zu formulieren und Ideen für die Theorieentwicklung gemäß der Grounded Theory anzustreben, die ein Verhaltensmuster erklärt, das für die Beteiligten (in dem Fall: die Eltern) relevant und problematisch ist (vgl. Strauss 1991, S.65).

Den Ergebnissen ist zu entnehmen, dass Eltern das Organisationsmodell oft gezielt auswählen und es als Zugewinn im ihrem Leben erleben. Sie haben Kritikpunkte am Kinderladenkonzept, wofür sie konkrete Änderungswünsche haben und diese teilweise auch umsetzen können. Die Möglichkeit, die Wünsche aktiv selbst in die Hand zu nehmen und umzusetzen, sehen sie im Partizipationsgedanken der Kinderladenkonzepte. Diese Teilhabechancen und diese Pflicht sich zu engagieren nehmen alle Eltern gerne wahr und vor allem auch in Kauf trotz eingeschränkter Zeitkapazitäten.

Als Veranschaulichung der Schlussfolgerung und um die vorliegende Arbeit zusammenzufassen, wurden Thesen zur Beantwortung der Forschungsfrage und ihren untergeordneten Fragestellungen (vgl. Kapitel 4.3.1.) aufgestellt, die auf den oben erläuterten Schlüsselkategorien (vgl. Kapitel 5.2.2. und 5.2.3) basieren. Die Thesen sollen auch als Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Forschungsarbeit und als Anknüpfungspunkte für eine Theorieentwicklung dienen.

Eltern erleben und deuten das Organisationsmodell Kinderladen und Elterninitiative als...

...Familienersatz während der Fremdbetreuung ihrer Kinder

...Teilhabemöglichkeit am Leben ihrer Kinder trotz Fremdbetreuung

...Lebensschule für ihre Kinder: Umgang mit Konflikten, Lernen von Sozialkompetenz, ...Toleranz in kleinen Gruppen gegenüber allen Kindern, Engagement der Eltern als ...Vorbild für ihre Kinder

...Herausforderung in der Alltagsorganisation

...geeignete Betreuung für ihre Kinder, während sie ihrem Beruf nachgehen

...einen Ort, an dem explizit die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen

...eine Kinderbetreuung mit zahlreichen Vorteilen: gesunde Ernährung, freie ...Alltagsgestaltung

...einen Ort des sozialen Miteinanders (Kommunikation, Konfliktlösungskompetenz, ...soziale Kontakte, Solidarität in der Elternschaft, direkter Austausch mit Erzieher_innen ...etc.)

...eine Kinderbetreuung, die sich herkömmlichen Einrichtungen teilweise angeglichen hat

...einen Ort an dem Eltern viel Aufwand investieren und einen deutlichen Nutzen ...verspüren

Mit dieser Zusammenfassung soll abschließend nicht versäumt werden, die in der Einleitung aufgestellten Fragen zu durchleuchten. So zeigt sich, dass die veränderten gesellschaftlichen und familiären Strukturen der heutigen Zeit am Kinderladen deutliche Spuren hinterlassen haben. Auf den ersten Blick mag sich äußerlich nicht viel verändert haben. Eltern nennen nach wie vor die Kinderladencharakteristika, die mit der Gründungsphase entstanden sind, und sehen diese auch als Vorteile. In den Abläufen und der Organisation hat sich hingegen Grundlegendes verändert, was mit der mehrfach genannten Anpassung des Kinderladens an die aktuellen Verhältnisse gemeint ist. Die Rolle der Frauen scheint hier eine besondere Veränderung durchlaufen zu haben. Sie füllen diverse Rollen aus: Mutter, Hausfrau und heute auch Berufstätige. Diese drei Eigenschaften scheinen mit dem Kinderladen nicht allzu einfach vereinbar zu sein, was vor allem das Engagement und die Partizipationsformen im Kinderladen tangiert. Gewisse Elterndienste werden nach Möglichkeit an Dritte abgegeben, um den Eltern Zeit für andere Dinge im Kinderladen, im Haushalt und in der Kindererziehung zu geben. Trotz der übrig gebliebenen Elterndienste - oder vor allem deshalb, sehen die teilnehmenden Eltern im Kinderladen eine für sie optimale Kinderbetreuungsform. Ihnen ist bewusst, dass ihre Kinder aufgrund der Berufstätigkeit beider Eltern täglich lange Betreuungszeiten haben. Diese Betreuungszeit soll so familiär wie möglich organisiert werden. Diesen Kompromiss scheinen sie im Kinderladen gefunden zu haben und sehen die Elterninitiative als eine erweitere Großfamilie an. Möglicherweise ist dies auch eine Rechtfertigungsgrundlage für lange und frühe Fremdbetreuung der Kinder.

Trotz dem zeitlichen und organisatorischen Aufwand, die ein Kinderladen für Eltern bedeutet, zeigt diese Forschungsarbeit, dass sich immer noch Eltern für das Organisationsmodell als Kinderbetreuungsform entscheiden und diese Entscheidung auch erneut treffen würden.

Es zeigt sich schließlich, dass Kinderläden es geschafft haben, über einen langen Zeitraum als Organisationmodell und Institution in der Elementarpädagogik zu überleben, sich dabei aber aufgeschlossen für Neuerungen zeigen. Mit der Weiterentwicklung des Kinderladenkonzepts in den geschilderten Bereichen, sollte es dem Kinderladen gelingen und sei es ihm zu wünschen, in der Zukunft weiter zu bestehen und engagierten Eltern eine Plattform zu bieten.

6.1 Reflexion des Forschungsprozesses

Im Folgenden soll der Forschungsprozess reflektiert und auf die qualitativen Gütekriterien zur Qualitätssicherung der vorliegenden Arbeit eingegangen werden.

Eine Masterarbeit mit einer Forschung zu verknüpfen und in einer viermonatigen Bearbeitungszeit durchzuführen ist sehr wohl eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. Mit einem genauen Zeitplan und einem Forschungstagebuch war diese Studie möglich, die sicherlich gewisse Grenzen, aber auch Chancen aufweist. Chancen sollen im letzten Kapitel ‚Ausblick‘ der Masterarbeit erläutert werden. Grenzen hingegen zeigten sich vor allem in der Auswertung der qualitativen erhobenen Daten. Sieben Interviews sind für eine Masterarbeit ein ambitioniertes Ziel, doch war es mir wichtig, möglichst viele verschiedene Meinungen zur Thematik des Kinderladens zu gewinnen und somit viele Facetten der Elterninitiativen kennen zu lernen. Selbst kannte ich nur die Strukturen und Organisation des Kinderladens, in dem ich gearbeitet habe.

Während des Forschungsprozesses habe ich mich an den qualitativen Gütekriterien nach STEINKE (2013, S.319) orientiert, die folgende Aspekte umfassen: intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Indikation des Forschungsprozesses, empirische Verankerung, Limitation, Kohärenz, Relevanz und reflektierte Subjektivität (vgl. Steinke 2013, S.324-331). Im Sinne der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit und der Indikation des Forschungsprozesses wurde der gesamte Forschungsprozess dokumentiert und eine bestmögliche Transparenz angestrebt. Mein Vorverständnis des Kinderladens als Forschungsgegenstand und meine Rolle als Forscherin wurden offen gelegt und reflektiert. Die Begründung der Erhebungs- und kodifizierten Auswertungsmethode und die methodologischen Überlegungen sind im Kapitel ‚Forschungsdesign‘ hinterlegt. Für die Dokumentation des Samples wurde ein Kurzfragebogen bezüglich der soziodemographischen Daten an das Interview angeschlossen, dessen Antworten mögliche Rekonstruktionen der Struktur Elternschaft erlauben. Der Vorgang der Transkription wurde beschrieben und die Transkriptionsregeln im Anhang hinterlegt. Die Indikation eines qualitativen Vorgehens ist dadurch gegeben, dass es in dieser Forschungsarbeit um subjektive Sichtweisen von Eltern in Kinderläden geht, nicht um quantifizierbare Angaben. Leider nicht möglich im Rahmen der Masterarbeit ist die Interpretation in Gruppen, die STRAUSS für die Grounded Theory empfiehlt. Ebenso konnte das theoretical sampling nicht in Gänze ausgeführt werden.

Die empirische Verankerung sehe ich durch das kodifizierte Auswertungsverfahren der Grounded Theory als gegeben an, jedoch kann hier nicht von einer vollständigen Theorieentwicklung die Rede sein. Hierfür würde es einen erweiterten zeitlichen Rahmen bedürfen. Vielmehr wurde durch die aufgestellten Thesen ein Zugang zu einer Theorie gegeben. Die Limitation respektive die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse kann ein stückweit als gegeben angesehen werden. Bei der Ergebnisdarstellung wurde darauf geachtet, dass minimal und maximal verschiedene Fälle ausgesucht und kontrastiert werden, wobei nach Bedingungen gesucht worden ist, die das Phänomen der subjektiven Sichtweise beeinflussen. Die Kohärenz kann im Fall der Masterarbeit nur eingeschränkt beurteilt werden, da es für eine vollständige Theorieentwicklung weiterer Schritte benötigt, die im Rahmen der Masterarbeit nicht alle umsetzbar sind. Die Relevanz des Themas, der Fragestellung und der empirisch belegten Thesen sind hinreichend begründet und erläutert worden. In der Einleitung wurde darauf hingewiesen, welchen Zweck die Masterarbeit erfüllen soll. Schließlich wurden im Zuge der reflektierten Subjektivität mein eigenes Forschungsinteresse, meine Hypothesen und mein Bezug zum Forschungsgegenstand offen gelegt, die ausführlich in Kapitel 4.3.6 ‚Selbstreflexion als Rolle der Forschenden‘ nachzulesen sind.

Ebenso wurden über die Gütekriterien hinaus forschungsethische Prinzipien beachtet: jede/ -r Interviewpartner_in wurde über die freiwillige Teilnahme, die Aufzeichnung mittels eines Aufnahmegeräts und die anschließende Transkription aufgeklärt, wozu sie jeweils mit ihrer Unterschrift zugestimmt haben. Die Daten werden nach Beendigung der Masterarbeit folglich gelöscht.

6.2 Ausblick

Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wurde auf die Forschungslücke zum Thema Kinderläden und Elterninitiativen hingewiesen. Diese wurde mit dieser Studie längst nicht geschlossen, aber es kam ein Puzzleteil hinzu. Während der Hinführung durch den theoretischen zum empirischen Teil der Masterarbeit und im Laufe des Forschungsprozesses wurden weitere Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen aufgedeckt.

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Elternperspektive, also wie Eltern den Kinderladen wahrnehmen und erleben, wie sie ihn für ihr Leben deuten und wie sie ihn in den Alltag integrieren. Eine Elterninitiative lebt nun aber nicht von Eltern, sondern auch von dem Engagement und der Teilhabe der Erzieher_innen. Dementsprechend wäre eine Befragung der Angestellten, die sich tagtäglich mit dem Organisationsstrukturen eines Kinderladens beschäftigen und darin arbeiten. Hier könnte erfahren werden, warum sich Erzieher_innen dazu entschieden haben in einem Kinderladen zu arbeiten und diese Sichtweise schließlich der Sichtweise von Erzieher_innen einer städtischen oder kirchlichen Kita gegenübergestellt werden. Ein Vergleich der Perspektiven auf den Kinderladen zwischen Eltern und Erzieher_innen eines Kinderladens wäre ebenso spannend, besonders mit dem Augenmerk auf die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher_innen. Hieraus könnte ein Konzept zur (besseren) Zusammenarbeit entstehen.

Weiterhin vorstellbar für eine weitere qualitative Forschung wäre die eine Beobachtung mehrerer Kinderläden und die Kontrastierung dieser. Die Individualität von Kinderläden wurde in den Interviews erwähnt und könnte so in einer Studie vertieft werden.

Ebenso hat sich in den Ergebnissen gezeigt, dass der Vorstand eine herausragende Rolle im Kinderladenalltag spielt. Verschiedene Vorstände aus verschiedenen oder auch nur aus einer Elterninitiative zu interviewen und zu den Bewältigungsstrategien der alltäglich anfallenden Arbeit zu befragen würde sicherlich spannende Ergebnisse hervorbringen, da die Rolle der Vorstände in der bisherigen Literatur nicht beschrieben oder hervorgehoben wurde. So könnte in Erfahrung gebracht werden, ob Vorstände den Kinderladen noch einmal anders erleben als Eltern im regulären Kinderladenalltag.

Neben qualitativen Methoden wär es durchaus auch vorstellbar in Zusammenhang mit dieser Forschungsarbeit eine quantitative Studie anzuschließen, die in einer Triangulation ausgewertet werden könnte. Hier könnte ich mir vorstellen, mittels eines Fragebogens die Zufriedenheit der Eltern mit ihrem Kinderladen abzufragen und diese schließlich mit den Ergebnissen dieser Studie, also dem Erleben des Kinderladenalltags in der heutigen Zeit und den dazugehörigen Rahmenbedingungen, zu verknüpfen.

Es wurden lediglich ein paar Ideen für weitere Forschungsvorhaben dargestellt. Es soll darauf hingewiesen werden, wie breit das thematische Feld rund um die Entstehung von Kinderläden und ihre Weiterentwicklung angelegt ist, welches in der schier unendlich erscheinenden Welt der Forschung um Elementarpädagogik und Familienpolitik bisher eine untergeordnete Rolle spielt.

„Die Kinder schätzen das, glaube ich, oder schätzen das schon, dass wir da sehr mitarbeiten. Und das ist nochmal mehr dieses: „Wir machen was mit euch oder für euch.“ Also nicht nur so Eltern als Erzieher, sondern als, als Gemeinschaft, in der Familie, sozusagen. Ähm, ich finde es total interessant und eine sehr- eine Form, die es sehr wert ist, zu bestehen, so ein Kinderladen.“

Abschließen möchte ich meine Masterarbeit mit den Worten aus dem Interview mit Friederike (749-754), die meinen Appell zum Bestehen und Fortführen des Organisationsmodells unterstützt:

7. Literaturverzeichnis

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STUTTGARTER ELTERN-KIND-GRUPPEN e.V. (Hrsg.): Eine Dokumentation der Stuttgarter Eltern-Kind-Gruppen. 3., überarbeitete und ergänzte Auflage. Stuttgart, 1994.

TRISCH, Oliver: Der Anti-Bias-Ansatz. Beiträge zur theoretischen Fundierung und Professionalisierung der Praxis. Stuttgart: ibidem Verlag, 2013.

URDZE, Sigita (2013): Engagement von Eltern in öffentlichen Kitas und in Elterninitiativkitas. Strukturen und Arbeitsweisen unterschiedlicher Formen der Elternbeteiligung im Vergleich. Verfügbar unter: https://www.politikwissenschaft.tu-darmstadt.de/fileadmin/pg/arbeitsbereiche/vergleich_kdt/urdze/Urdze_Elternengagement.pdf [30.07.2015]

WERDER, Lutz v.: Bedeutung und Entwicklung der Kinderladenbewegung in der Bundesrepublik. In: WERDER, Lutz v. (Hrsg.): Was kommt nach den Kinderläden? Erlebnis-Protokolle hergegeben von Lutz von Werder. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach, 1977, S.7-57.

WERDER, Lutz v.: Was kommt nach den Kinderläden? Erlebnis-Protokolle hergegeben von Lutz von Werder. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach, 1977.

WOLFF, Reinhart: Nach Auschwitz. Antiautoritäre Kinderladenbewegung oder die Erziehung der Erzieher. In: BELLER, E. Kuno (Hrsg.): Berlin und pädagogische Reformen. Brennpunkte der individuellen und historischen Entwicklung. Berlin: Colloquium Verlag, 1992, S.71-80.

7.1 Unveröffentlichte Diplomarbeiten

HENZLER, Birgit: Fortbildungsbedarf und Fortbildungsmotiavtion von Erzieherinnen in Stuttgart Eltern-Kind-Gruppen. Stuttgart, 2002.

HOYER, Martin: Neue Organisationsmodelle und Zusammenschlüsse kleiner gemeinnütziger freier Träger, am Beispiel Berliner Kinderläden (EKT). Berlin, 1997.

KLINGMANN, Ute: Zwischen Chaos und der Diktatur der grauen Mäuse: Überlegungen zur Entwicklung eines Managementkonzeptes für kleine soziale Einrichtungen in Selbstorganisation. Diskutiert am Beispiel der „Elterninitiative naturnaher Lebensraum e.V.“.Hannover, 2001.

WERK, Vivien: Kinderläden, Glückliche Kinder - Glückliche Eltern? Berlin, 2003.

WINKLER, Petra: Erfahrungen und Orientierungen von Eltern und ErzieherInnen in Eltern-Initiativ-Kindertagesstätten. Berlin, 2006.

7.2 Filmbeiträge

ERZIEHUNG ZUM UNGEHORSAM (1969). Gerhard Bott (Regie). DVD, 50 Min., Deutschland: NDR.

ALLE MACHT DEN KINDERN. 30 Jahre Kinderläden (1999). DVD, 24 Min., Deutschland: Medienwerkstatt Franken.

Weitere Empfehlung:

LISETTE UND IHRE KINDER (2008). Sigrid Klausmann (Regie). DVD, 75 Min., Deutschland: floff pictures & Schneegans Productions.

Danksagung

Ich möchte mich in aller Herzlichkeit bei meinem Erstbetreuer Prof. Dr. Axel Jansa bedanken, der mich nach seinen Möglichkeiten auf meiner Reise durch die Masterarbeit begleitet hat, für die konstruktiven Anmerkungen und Diskussionen. Es war möglicherweise ein nicht allzu alltägliches Thema, das ich mir zur Bearbeitung ausgesucht habe, doch war es mir eine Herzensangelegenheit. Für das große Interesse an meinem Thema, an der Kinderladenthematik im Allgemeinen und die Aufgeschlossenheit möchte ich mich daher sehr bedanken.

Meiner Zweitbetreuung Prof.‘in Dr. Marion Weise, die mich umfangreich durch den komplexen Prozess der qualitativen Sozialforschung, möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen. Ihre motivierende Art hat mich durch meine Masterarbeit be- und geleitet.

Bei all meinen hilfsbereiten, aufgeschlossen und erzählfreudigen Interviewpartnerinnen und Interviewpartner möchte ich mich bedanken. Aus unseren Treffen gingen sieben spannende Interviews hervor, die mich bei meiner Auswertung gefordert haben und meinen Horizont und meine Sichtweise auf Kinderläden erweitert haben.

Gleichermaßen möchte ich mich bei meinen ehemaligen Kolleginnen und beim Dachverband-Team bedanken, die mir die wertvollen Kontakte vermittelt haben. Ebenso möchte ich mich bei Herrn Bender der BAGE e.V. in Berlin bedanken für die Kooperation, die über die Distanz Stuttgart-Berlin möglich war.

Damit einher geht der Dank an meinen Kinderladen, der mich seit mehreren Jahre zunächst im Beruflichen, jetzt im Privaten begleitet. Wertvolle Kontakte und Freundschaften haben sich entwickelt, die ich nicht missen möchte und die mich letztendlich zu dieser Masterarbeit begeistert haben.

Abschließend möchte ich meinem Verlobten, Pavol Marko, und meinen Eltern den allergrößten Dank aussprechen und sie herzen und drücken. Ihr habt mich durch den Masterstudiengang begleitet, motiviert, unterstützt und aufgebaut, wenn es nötig war, und habt mich wissen lassen, dass ich das Richtige tue.

ANHANGSVERZEICHNIS

1. Anschreiben für Erstkontakt

2. Datenschutzerklärung

3. Soziodemographischer Fragebogen

4. Interviewleitfaden

5. Transkriptionsregeln

6. Transkripte

7. Überblick der Interviews: Soziodemographische Daten

8. Überblick der Interviews: Postskripte/ Dokumentationsbögen

9. Kodeliste

10. Kategorienliste

1. Anschreiben für Erstkontakt

Hallo Herr/ Frau _________________, nachdem ich mein zweites Semester nun abgeschlossen habe, widme ich mich nun meiner Masterarbeit. Vor nun schon einiger Zeit habe ich vom Dachverband Ihre E-Mailadresse erhalten. Zur Erinnerung: ich führe im Rahmen meiner Masterarbeit zum Thema Kinderläden/ Eltern-Kind-Initiative eine qualitative Studie durch. Nun baue ich auf Sie - gerne dürfen Sie mir weitere interessierte Eltern für Interviews empfehlen oder meine Kontaktdaten weiterleiten. Was würde auf Sie zukommen? Das Interview wird ca. 60 Minuten dauern. Es wird aufgezeichnet und anschließend unter Einhaltung des Datenschutzes anonymisierend transkribiert. Den Raum, wo das Interview stattfinden soll, dürfen Sie gerne auswählen. Voraussetzung: es sollte in ruhiger Atmosphäre stattfinden und Störungen sollten weitestgehend ausgeschlossen werden. Ich selbst wohne in xxxx und bin in der Raum- und Zeitgestaltung flexibel. Melden Sie sich doch bitte, wann für Sie ein geeigneter Interviewtermin wäre und wir finden zueinander. Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Mithilfe und freue mich auf ein spannendes Interview. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße

Janina Schmidt

2. Datenschutzerklärung

EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG

Die Teilnahme am Interview ist freiwillig. Das Interview dient der Masterarbeit von Janina Aileen Schmidt, Studierende an der Hochschule Esslingen/ Studiengang Soziale Arbeit, zum Thema Kinderladen/ Eltern-Kind-Initiative.

Mit meiner Unterschrift gebe ich mich damit einverstanden, dass das Interview digital aufgezeichnet wird. Meine Aussagen innerhalb des Interviews dürfen in anonymisierter Form zur Transkription und anschließender Auswertung verwendet werden. Seitens der Interviewerin wird in der Transkription sichergestellt, dass kein Zusammenhang zu meiner Person hergestellt werden kann.

Die Interviewerin trägt weiterhin dafür Sorge, dass alle erhobenen Daten streng vertraulich behandelt und ausschließlich zum Zweck der o.g. Masterarbeit verwendet werden.

Ort, Datum Unterschrift Interviewpartner_in

Ort, Datum Unterschrift Interviewerin

3. Soziodemographischer Fragebogen

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

4. Interviewleitfaden

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

5. Transkriptionsregeln

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

(eigener Entwurf in Anlehnung an Langer 2010, S.523)

6. Transkripte

[Beginn der Aufnahme]

I: Dann würde ich als allererstes von dir gerne deine eigene Betreuungsgeschichte hören. Kannst du dich erinnern, wie du selber betreut worden bist?

IP: Also ich war damals wie es so üblich war, mit drei, in einem Kindergarten. Und ich- wir sind mal umgezogen zwischendurch. Ich weiß nicht, ob der erste ein kirchlicher oder auch ein ganz normaler städtischer. Und dann bin ich auch- Also habe ich zwei Kindergärten erlebt. (I: Mhm.) Und der zweite war dann auf jeden Fall ein städtischer.

I: Und wurdest du dann nur vormittags- (IP: Ja.) betreut? (IP: Ja.) Das heißt nachmittags, wer hat dich da betreut?

IP: Ähm, die ersten Jahre mein Vater. Und dann hatten wir- Und dann- Also Mittagessen gab’s immer zuhause. Und dann- Da waren auch immer auf jeden Fall ein oder beide Elternteile da, zum Mittagessen. Und dann nachmittags sind beide Eltern dann, als meine kleinen Geschwister alt genug waren, wieder zur Arbeit. Und dann hatten wir so (.), ja heute würde man sagen „Nannys“. Das waren damals junge Frauen, die eine Ausbildung zur Familienpflege gemacht haben. (I: Mhm) Und damals- Also, oder so was ähnliches. Auf jeden Fall damals mussten die im Rahmen ihrer Ausbildung ein ganzes Jahr ein praktisches Jahr machen. Und da sind wir über- Haben wir das in Folge mehrere Jahre immer eine junge Frau pro Jahr, die da in dieser Ausbildung war und ihr praktisches Jahr dann, (I: Okay.) innerhalb unserer Familie gemacht hat (I: Ja.). Und die haben uns dann nachmittags betreut.

I: Ah ja. Das heißt vormittags warst du auch im Kindergarten und nachmittags familiär irgendwie betreut. (IP: Mhm.) Und ab sechs dann in die Schule?

IP: Mit sieben damals.

I: Mit sieben, mhm. Und, gut damals war da-

IP: War der Stichtag bisschen früher.

I: Auch nur bis um eins höchstens Schule. Und dann nachmittags wahrscheinlich auch wieder zuhause.

IP: Genau, ja.

I: Gut.

IP: Aber mittags zuhause, zum Mittagessen zuhause.

I: Zum Mittagessen, ohne jegliche Hortbetreuung? (IP: Ja. Gab’s auch-) Damals noch nicht. (IP: Nicht.) Nee. Okay.

IP: Da gab’s noch nicht mal den Namen Kernzeit. schmunzelt

I: Nee, da hat man von sowas überhaupt noch nicht gehört. Ähm. Gut. Also das heißt Kindergarten städtisch und kirchlich, aber da bist du dir nicht mehr ganz sicher. (IP: Ja. (.) Kann- War wahrscheinlich zwei städtisch.) Ja. (.) Ja. Okay. Dann würde mich interessieren, wie ihr in der Familie hier, also jetzt in der heutigen Zeit, ähm, euch für die Kinderbetreuung entschieden habt. Also, was waren Kriterien bei der Auswahl der Kinderbetreuung.

IP: Also ich habe mich, als ich mein erstes Baby hatte, ähm, bewusst gegen eine Tagesmutter entschieden, weil mir dieses 4-Augen-Prinzip wichtig ist, dass mehrere Aufsichts- oder Erziehungseinspringende da die- in der Betreuung tätig sind. Und, ähm, habe dann, muss ich gestehen, noch keine Ahnung gehabt von Eltern-Kind-Initiativen, dass es sowas überhaupt gibt und habe dann in A-Stadt, sehr dicht besiedelt, in der Stadt eben nach einer Betreuungsform gesucht. Auch nach einer frühkindlichen. Also so- Meine Vorstellung war, dass mein Kind so mit anderthalb/ zwei in eine Betreuung kommt. Und habe meinen kleinen Sohn dann damals auch überall, in den Kitas, die in der Nähe waren, einfach angemeldet. Und habe dann über Zufälle herausgefunden, dass Freunde, die ich kannte, Kinder in einer Eltern-Kind-Initiative hatten und dann kam mir das das erste Mal so in den Kopf, was das ist und wie es da zugeht und, ähm, auch die Unterschiede kennengelernt zwischen Eltern-Kind-Initiative und einer städtischen Einrichtung und dann habe ich mich eben, unter anderem auch, da in einer Eltern-Kind-Initiative beworben, um einen Kita-Platz und habe dann mit Glück, haben wir da dann auch einen Platz ergattert. Und sind da ganz arg glücklich gewesen. Also nicht nur, natürlich. schmunzelt Aber, ähm, es war auf jeden Fall für uns die richtige Entscheidung. Vor allem für die Kinder auch die richtige Entscheidung, die auch jetzt noch profitieren von dieser Betreuung (I: Von der Entscheidung.) in dieser Eltern-Kind-Initiative.

I: Und wie machst du das fest, anhand der Kinder? Also, woran merkst du, dass es irgendwie dann die richtige Entscheidung war?

IP: Also ich finde, die haben sehr gut kennengelernt, was Bindung bedeutet. Und wer die Personen sind, die sie gut kennen. Und wer der Personenkreis ist, ähm, der zu ihrem Leben gehört. So. Und haben da das- können das ganz klar definieren. (I: Mhm.) Und haben da auch eine Verlässlichkeit kennengelernt.

I: Was dir auch wichtig war?!

IP: Ja! Was ich sehe einfach, was das für ein Wert ist, den die zusätzlich in ihrem Leben haben. Und auch was ist, was die bestimmt stärkt. So einen Freundeskreis zu haben. Und auch da nicht nur die Kinder zu kennen, sondern auch die Eltern zu kennen. Und einfach zu wissen, ähm, dass das alles nicht so flüchtig ist und wieder ausgetauscht werden kann, dann durch irgendwie die 1. Klasse. Und dann sind alle Kindergartenkinder weg, vielleicht noch zwei/ drei, mit denen man zufällig in der Klasse (I: Mhm.) landet. Aber es ist ja auch nicht so wichtig, weil die hat man vielleicht nicht richtig kennen gelernt, in einer städtischen Einrichtung. Und dann ziehen die so an einem vorbei, und begleiten einen aber gar nicht so richtig in diesen wichtigen Lebensstationen. Und das finde ich in einer Eltern-Kind-Initiative schon sehr viel enger und ich denke, das hat meine Kinder schon sehr gestärkt, so in ihrem eigenen Leben. Einfach da zu wissen, wo sie auch hingehören und in welchen Kreis sie gehören. (I: Mhm.) Also ich kann das ganz gut sagen, weil, als wir jetzt umgezogen sind, unser mittlerer Sohn erst eben die ersten Jahre als Kleinkind in die Eltern-Kind-Initiative kam und dann die letzten zwei Kindergartenjahre, vor der Einschulung, hier im städtischen Kindergarten war. (I: Mhm.) Was auch seine Vorteile hatte: die peer-group war viel größer, ja, da hat er natürlich irgendwie nochmal sechs/ sieben/ acht Jungs gehabt, in seiner Altersstruktur, ja. In der Eltern-Kind-Initiative war das halt einer, noch zwei Mädchen und dann kleiner oder größer. Also außerhalb von seinem Jahrgang. Da musste er sich schon anders engagieren und arrangieren, aber er- Und er hat diese, in der städtischen Einrichtung, diese große peer-group auch sehr genossen. Aber es ist da ganz wenig hängen geblieben. Jetzt ist er ein Dreivierteljahr in der Schule und wichtig, sind selbst für ihn, obwohl er erst vier war, als er raus ist aus der Eltern-Kind-Initiative, wichtig und die besten Freunde, obwohl das Verhältnis echt locker ist, weil man sieht sich nicht sooo häufig. (I: Ja, klar.) Das ist einfach im Alltag schwer unterzubringen. Aber die besten Freunde sind noch die aus der Eltern-Kind-Initiative. (I: Aha!) Das ist ganz eng, die Bindung. Und (.) die werden auch immer zu jedem Geburtstag da noch hin eingeladen, so quasi. Also es ist- Die gehören dort noch total dazu. Und auch für meine Kinder gehören diese Kinder von der Eltern-Kind-Initiative noch total dazu. (I: In den Kreis.) In ihr Leben, ja. Und das finde ich schon- Ist auch logisch! Also wenn man zusammen da so eng aneinander hängt, das ist auch klar, dass die Bindung einfach inniger ist (I: Ja.) und dann auch (hängt).

I: Und, äh, dein Mittlerer, der kam hier noch auf die städtische- oder in den städtischen Kindergarten?

IP: Zwei Jahre, ja.

I: Und dann hast du noch ein drittes Kind?

IP: Dann habe ich noch ein drittes Kind. Und das ist aber jetzt erst, ähm, zweieinhalb. Und das ist jetzt seit einem guten halben Jahr, hier eben in einer neuen Eltern-Kind-Initiative. Und da bin ich auch-

I: Und wie war da der Entscheidungsprozess? Weil du hast ja jetzt dann beides mal kennen gelernt.

IP: Ja, da war das- da hatte ich für mich gar keine Alternative. Das war für mich unbedingt wichtig, dass (.) die Kleine auch nochmal in einer Eltern-Kind-Initiative einen Platz kriegt. (I: Ja.) Also da bin ich auch ganz happy. schmunzelt

I: Dann hast du da ja richtig Glück gehabt, auch wieder-

IP: Ja, total, total.

I: Ja, weil es ist ja doch immer- oder was hört, schwierig eben, ähm, irgendwo rein zu kommen, wo man auch gerne möchte, ähm, (IP: Ja, ja. bestätigend) und dann hier den Platz zu bekommen. (IP: Ja.) Toll. Und wie war, oder kannst du dich noch erinnern, wie der, beim ersten Kind oder auch bei den weiteren Kindern, der Entscheidungsprozess zwischen dir und deinem Mann war? Also-

IP: (2 Sekunden Überlegung) Mh, ja, der, ähm, also der, ähm, ist in der Pädagogik[18] tätig, insofern war ihm das schon eher ein Begriff, dass es so Kinderläden gibt. Und, ähm, das war für uns beide, da waren wir relativ stimmig miteinander. Also, das war uns beiden, ähm, (.) bewusst, dass wir das schon gerne ausprobieren möchten und haben das auch immer beide mitgetragen.

I: Okay. Aber es war jetzt nicht so, dass er irgendwie drauf bestanden hat, sondern ihr habt euch ausgetauscht. (IP: Ja, ja ja.) Und er hat auch aktiv dran teilgenommen, am Entscheidungsprozess. (IP: Ja! Auch aktiv mitgearbeitet immer. lacht) Da komme ich später noch drauf zurück, da bin ich auch gespannt. lacht Ähm, gut, in der Familie ist jetzt klar, wie ihr dann auch auf das Kinderladenmodell gekommen seid und interessant ist jetzt auch noch, dass dein Mann eben das auch schon kannte, wenn er in dem Bereich auch irgendwie tätig ist. (Parallel wird Mineralwasser in ein Glas gefüllt.) Ähm, jetzt hast du eben schon einige Zeit den Kinderladenalltag auch erlebt, wenn du jetzt die Jahre rekapitulierst, wie nimmst du den Kinderladen als Organisationsmodell, also als Form der Kinderbetreuung wahr und wie würdest du deine Eindrücke und Erfahrungen mit dem Kinderladen beschreiben?

IP: Als Organisationsform?

I: Mhm, also jetzt unabhängig von den pädagogischen Inhalten (IP: Mhm.), sondern wirklich als Organisationsform oder Modell.

IP: Also (3 Sekunden), ich finde das positiv, dass die Eltern sich so einbringen müssen. Also ich denke, es ist ja entweder aus einer Ideologie geboren worden oder aus der Not heraus geboren worden. Also es gibt sicher beide Begründungen, wie jeweils der jeweilige Kinderladen damals entstanden ist. Wobei man das sicher auch nicht mehr so ganz zurück recherchieren kann, bei vielen. Ähm (räuspert sich) (.) und das ist eben, diese Organisationsform, dass die Eltern selber, ähm, ihren eigenen Laden sozusagen organisieren und da ihnen wahrscheinlich erst mal auch fremde Tätigkeiten und Verantwortungen auch übernehmen, ähm, finde ich eben das Positive daran, was wieder auf die Kinder zurückfärbt. Dass die- dieses Familiäre macht das eben auch aus, dass die Kinder automatisch das Mitkriegen und Erspüren oder auch sehen, wie viel Energie und Zeit ihre eigenen Eltern mit dieser- mit diesem Laden verbinden und, ähm, was wiederum die eigene Bindung, also die vom Kind und diese Selbstverständlichkeit vom Kind für den eigenen Kindergarten eben auch, denke ich, schon maßgeblich beeinflusst und in der Regel positiv unterstützt und da (I: Mhm.) Hemmungen abbaut, fremdbetreut zu werden. Weil es dann eigentlich nicht mehr fremd ist, sondern irgendwie das Verhältnis dann sehr viel familiärer ist. (I: Mhm.) Weil alle so unter einem Hut irgendwie zusammen gesteckt werden, Eltern und Erzieher. (I: Mhm.) Das finde ich so das was, denke ich, die Kinder auch so maßgeblich bindet an ihren eigenen Kindergarten, im Vergleich jetzt zu einer- zu einem ganz normalen städtischen Haus.

I: Mhm, jetzt hast du ja sogar den Vergleich. (IP: Ja.) Also vielleicht kannst du da noch ein bisschen was zu erzählen. (IP: zögerlich Ja.) Was für dich jetzt eben im Vergleich zur städtischen Kita auch dieses Organisationsmodell Kinderladen wirklich ausmacht.

IP: Ja. Das ist- Also das ist auf jeden Fall so, ja. Dass das genau der Grund ist, dass die, und zwar eigentlich alle Eltern, bis auf vielleicht so ein paar, die es einfach nicht so ganz können oder nicht so ganz hinkriegen oder auch zeitlich dann doch nicht gemanaged kriegen. Aber, ähm, das ist bei der städtischen Einrichtung insofern jetzt bei mir persönlich, äh, so gewesen, dass da zum Glück die Erzieherinnen alle wahnsinnig engagiert waren und in dieser- in diesem städtischen Kindergarten hier, wir einfach das Glück hatten, dass eine unglaublich tolle Arbeitsatmosphäre war, insofern, dass viel aufgefangen hat, von den Bedenken gegen eine städtische Einrichtung. (I: Okay.) Also es war eine unheimlich tolle Grundstimmung in diesem Laden, weil die Erzieherinnen so gut harmoniert haben und einfach so einen wahnsinnigen Spaß an ihrer Arbeit hatten. Insofern haben die da sehr viel wett gemacht. Aber aufgrund der Anzahl der Kinder und einfach der Menschen, die da ein- und ausgehen, das nicht möglich war so eine enge Bindung aufzubauen, weil es einfach zu viele Menschen da gab, die versorgt werden mussten und jeder seinen individuellen Anspruch ja trotzdem hat. Und das- dem mit dem Kita-Konzept[19] gerecht zu werden, bei der Menge Kinder ist natürlich echt extrem schwierig. (I: Mhm.) Wobei ich es auch, ähm, jetzt nur beschreiben kann von einer Mutter von einem Vierjährigen, weil der Paul[20] eben schon vier Jahre alt war, (I: Okay.) als er da rein kam. Insofern stand er da auch schon drüber und hat nicht mehr die Ansprüche gehabt, die ein dreijähriges Kind hat oder ein unter dreijähriges Kind hat. (Glas wird auf den Tisch gestellt) (I: Ja.) Und er konnte das ausschöpfen. Mit vier war das für ihn total in Ordnung und deswegen hatte ich als Mama auch kein Problem mehr damit.

I: Gut, da geht man vielleicht auch anders ran, als von dem her- (IP: Natürlich. Natürlich.) Ja. (IP: Natürlich.) Okay, wenn du jetzt schon die Anzahl der Kinder erwähnt hast, vielleicht kannst du da auch nochmal was dazu sagen, im Kinderladen, weil da sind ja deutlich weniger Kinder. (IP: Mhm.) Wie ist das für dich?

IP: Also (räuspert sich) ich denke, das (stöhnt kurz auf) entspricht, finde ich, vielleicht eher so einer gesunden, ähm, Lebensart, sich mit einigen, aber nicht zu vielen Kindern eng, auf nahem Terrain sozusagen auseinander setzen zu müssen, als, ähm, dem, dass (es) sehr sehr viele sind und die peer-group sehr groß ist und dann kann man den Konflikten auch sehr schnell aus dem Weg gehen und muss da auch nichts durchstehen und kann auch, wenn man sich mit dem einen nicht versteht, einfach zum nächsten gehen und das ist so (.), so wie es halt heutzutage auch ist. Einem steht alles offen und man muss es nur wahrnehmen und man kann von da nach da fliegen und man muss nicht so lange an einem Thema bleiben, aber lernt dann denke ich auch nicht sich irgendwie an was auch mal durchbeißen zu müssen. Und, ähm, einfach zu sehen, ähm, dass das langfristig sich dann auch wieder klären kann oder sich dann, dass man da dann auch zu einem Erfolg kommen kann, in einer Beziehung, (I: Ja.) wenn es mal nicht so gut läuft. Und dann kommt man aber doch irgendwann an einen Punkt, wo man eine Gemeinsamkeit wieder finden kann. Und wo dann die Beziehung auch wieder enger wird, (I: Mhm.) und das dann auch viel bewusster zu erleben. (I: Dass sind für dich dann die Vorteile zum Kinderladen.) Dass so diese menschlichen- Mhm, dass die menschliche Beziehung nicht so eine emotionale Konstante ist, sondern dass so die Dissonanzen schon da sicher tiefer gehen und durchlebt werden und nicht mal nur kurz verbalisiert werden: „und jetzt entschuldige dich und dann ist gut“ und dann geht jeder seiner Wege. Sondern im Kinderladen sitzt man schon enger in einem Boot zusammen (I: Mhm.). Und das finde ich- für meine Kinder fand ich das sehr gesund, das so- Also zum Beispiel auch unser Zweiter, der, (stöhnt kurz auf) mh, wollte immer nur mit Jungs spielen und das ist auch heute noch zum Großteil so, und- aber im Kinderladen war die gleichaltrige Person, die mit ihm auch entwicklungsmäßig auf einer Schiene war, war halt ein Mädchen. Und, ähm, das hat er nie wirklich bewusst akzeptiert, aber er hat es sicher innerlich schon so hinnehmen müssen und auch dann eigentlich im Laden selber gelebt, diese Beziehung. Aber nach außen hin wird er sich das nie eingestehen. Und das hätte er in einer städtischen Einrichtung nie so machen müssen. (I: Das stimmt.) Und das finde ich natürlich schon eine reale Lebensschule (I: Ja.). Also finde ich, das prägt sicher. Also das prägt sicher das ganze Leben so ein Start zu kriegen. (I: Ja.) Und ich fand das sehr gesund, wie das in so einer kleineren Gruppe abläuft, im Vergleich zu wenn da mindestens vierzig Kinder in einem Kindergarten sind. Was ja auch schon eher wenig ist, (I: Ja.) meistens sind die Kindergärten ja noch größer und-

I: Mit wenig Personal. (IP: Genau. Mhm.) Siehst du noch andere Vorteile von dieser kleinen Gruppe? Also es sind ja auch häufig-

IP: Ja die personelle Ausstattung, ganz klar. Ähm, weil ich denke, gerade bei den Kleinen geht es um Beziehung, Beziehung, Beziehung und die kannst du als Erzieher nur aufbauen, wenn du nicht nur beaufsichtigst, sondern wirklich auch mit den Kindern arbeiten kannst. Wobei da das bei uns zum Teil im Kinderladen-1 so war, dass tatsächlich, ähm, da dann auch so, ähm- (.) Also es war fast schon- eine Zeit lang hatte man das Gefühl so überausgestattet, dass man sich dann um so klein-klein dauernd kreisen konnte und irgendwie so zwischenmenschliche Befindlichkeiten, ähm, gibt’s vielleicht unabhängig von der personellen Ausstattung, ich weiß es nicht, aber ich dachte mir manchmal, es wäre besser sie müssten einfach schaffen und gucken, dass sie ihren Tag hinkriegen, als dauernd sich um (I: Kleinigkeiten aufzureiben.) irgendso Kleinigkeiten aufzuhalten. Und das, mh (stöhnt kurz auf), also ist bei uns auch vorgekommen. Das war dann wieder so- Weiß nicht, ob so ein Boden, wo man dann so viel Zeit hat, sowas dann eher befördert. lacht

I: schmunzelt Ja. Ja. Gut, das, äh, da sind wir auch schon-

IP: Aber das ist- Ja. Das hat man nicht- Das hat man in keinem- in keiner Einrichtung.

I: Ja, eben. Aber jetzt, ähm, hast du ja einige positive Sachen genannt oder bist jetzt auch schon zu den negativen, ist schwierig zu sagen beim Kinderladen, aber fallen dir irgendwie auch Nachteile ein, die vielleicht ein Kinderladen mitbringt? Oder hast du irgendwas erlebt? (IP trinkt und stellt Glas wieder ab)

IP: Also- (I: Was für dich-) das könnte eben sein, ja, dass das so ein bisschen ein Nachteil sein könnte. Und auch, ähm, denke ich, wenn ein Kinderladen das, ich habe jetzt da nie was mitgegründet und auch keine Gründungsphase mitgekriegt, wenn sowas schon so lange läuft, dass es dann manchmal bestimmt Schwierigkeiten gibt in der Abgrenzung von Eltern gegenüber Erziehern. Und auch in Abgrenzung des pädagogischen Inhalts, das Fachpersonal, wie sich das Fachpersonal das vorstellt, gegenüber der Eltern, die einfach viel da sind und dann auch ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen da vielleicht nochmal anders durchsetzen und das eben nicht professionell aufgefangen wird, weil das sehr durchmischt ist und die Abgrenzung dann vielleicht nicht ganz perfekt, ähm, funktioniert. (I: Ja.) (.) Also- (5 Sekunden) Wobei, ähm, natürlich ein Gesprächsboden dann vielleicht auch wieder eher da ist, das auch zu besprechen. (I: Ja.) Ja, weil Probleme kann man auch in jedem Laden, egal ob städtisch oder (I: Ja, klar.) Kinderladen, die pädagogischen Inhalte haben oder einfach mit seinem Kind haben. Aber ich denke, das ist sicher noch was, wenn es Probleme mit dem Personal gibt, dass das natürlich immer Sprengstoff mehr birgt, als wenn man da mit eben städtischen nichts zu tun hat. Und dass dann Sache der Erzieher oder des Jugendamtes ist, da von außen irgendwie (.) (I: Das stimmt, ja.) das zu lösen.

I: Ja, wobei, genau, Jugendamt ist halt, äh, beim Kinderladen auch weit entfernt. lacht (Das wäre dann eher im städtischen Bereich vielleicht auch was mitbekommen.)

IP: Mhm. Also das finde ich auch ganz klar einen Vorteil, dass das Jugendamt weit entfernt ist, im Sinne, dass die Erzieher oder überhaupt alle Beteiligten da einfach ganz viel auch frei gestalten können. Das finde ich immer gut, wenn jeder sich mit seinen Stärken einbringen kann und dass das gemacht wird, was ich, wenn eine- bei uns war eine Erzieherin Tanzlehrerin und die hat dann immer getanzt mit den Kindern. Und wenn man da einfach nicht, hier nur seine Leseecke und seine Forscherecke und seinen Bewegungsraum hat, sondern dass man halt das macht, was die Erzieher anbieten. Das holt dann den einen ab oder nicht, aber, ähm-

I: Es bietet halt viel Raum, ja.

IP: Dass da die Leute mit ihren- Ja! Dass man da individuell das gestalten kann.

I: Ja. Das ist immer toll, wenn man die Stärken der Erzieher oder im Kinderladen-2 war‘s auch teilweise, dass man die Stärken der Eltern auch mitnutzen konnte. Also, wenn da eine Musikpädagogin dabei war, dass man die mit eingeholt hat. Also das habe ich auch deutlich als Vorteil empfunden. (.) Okay, zum Kinderladen nochmal, das ist ja in der Regel ein eingetragener Verein. Das hast du ja auch dann mitbekommen beim Kinderladen-1 und hier ja auch im Kinderladen-3, (IP: Mhm.) der von seinen Mitgliedern organisiert und gestaltet wird. Jetzt würde mich tatsächlich interessieren, welche Tätigkeiten du und dein Mann übernommen haben, ähm, im Kinderladen. Und wie du diese Aufgabengebiete in deinen Alltag integrierst.

IP: Mhm. Also dann fange ich mal mit dem ersten an. (I: Mhm.) Also ich habe- ich war, wie nannte sich das denn? Ähm. (2) schmunzelt Also wie nannte- Jetzt fällt mir die Bezeichnung nicht mehr ein, von dem Job. Auf jeden Fall war ich mit noch einer anderen Mama zuständig für die Küche. Also sozusagen für den Einkauf oder auch für den Großeinkauf, der anstand für die ganzen Vorräte, die es in der Küche gibt. Also die ganzen Sachen fürs Frühstück, die ganzen Sachen fürs Vesper und den, ähm, Biolieferanten zu bezahlen, und, ähm, zu gucken, dass das alles ordentlich buchhalterisch verpackt wird. Und da haben wir uns immer abgewechselt, im monatlichen Turnus. Also ich war ein Monat zuständig und dann war die andere Mama einen Monat zuständig. Und dann habe ich eine Zeit lang die sogenannte Barkasse übernommen. Das heißt alles, was zum Beispiel dieser Küchendienst einkauft oder was Erzieher einkaufen, wenn irgendwie pädagogisches Fachmaterial eingekauft werden muss. Oder was andere Eltern mal irgendwie einkaufen, der für die Elektrik ist, was weiß ich, kauft Glühbirnen und dann reicht der die Rechnung bei mir ein und ich zahle ihm das aus und mache dann die ganze Buchhaltung dazu. Das habe ich gemacht. Und mein Mann hat- war in diesem Personalausschuss mit drin und, ähm, da ging’s dann so um, ähm, Sachen, die das Personal betreffen. Eine Zeit lang hatten wir da Erzieherfluktuation, dann mussten die da regelmäßig Bewerber-, ähm, Anzeigen schalten, Bewerbergespräche führen, Leute neu einstellen. Und dann, was halt das Personal betrifft. Ja. Jährliche Erziehungsgespräche oder wenn es Probleme gibt bei den Erziehern, wie schon angesprochen, dass man dann da versucht Klärungsgespräche zu führen oder Coaching zu installieren. Was ja auch je nach Situation dann mehr oder weniger aufwendig sein kann. lacht (I: Ja. lacht) Genau. Und dann hatten wir natürlich regelmäßig Elterndienste. Also Kochdienste. Weil sowohl in der alten Einrichtung, als auch jetzt in der neuen, die Eltern selber kochen bzw. einen Tag letztendlich dann regelmäßig da in dem Laden mit verbringen und eben fürs Mittagessen (I: Mhm.) verantwortlich sind. Genau. Und jetzt hier in der neuen Einrichtung bin ich im sogenannten Hygieneausschuss. Es gibt ja immer diese Vorschriften vom Gesundheitsamt für die Gemeinschaftseinrichtungen, die man dann irgendwie beachten muss. Oder wenn zum Beispiel Läuse auftreten, dass man die wichtigen Informationen an die Eltern oder respektive ans Gesundheitsamt weitergibt lacht. (I: Ja.) Und dass so die Grundsachen da eingehalten werden. Da so als Ansprechpartner auch für die anderen Eltern, wenn Nachfragen sind. (.) Und, ähm, dass man die Vorgaben erfüllt, letztendlich, die von der Hygiene her vom Gesetzgeber an uns gestellt werden. Und dass die auch umgesetzt werden, dass man das bespricht und da das dann so eben vereinbart, mit den anderen Eltern, dass es auch funktioniert. (I: Mhm.) Und Dachverbandsvertreter bin ich auch noch. Da, ähm, gibt es ja vom Dachverband hier in A-Stadt regelmäßig so Gemeinschaftssitzungen, wo dann alle eingeladen werden von den Einrichtungen. Und dann ist da ein Informationsaustausch letztendlich, der da stattfinden. (I: Ja.) Und der Dachverband- Es gibt auch regelmäßig (räuspert sich) einfach Veranstaltungstipps oder Fortbildungstipps oder, ähm, Neuerungen, die gestellt werden, an die Einrichtungen dann weiter. Und das läuft dann immer, jetzt in dem Fall, über mich und den einen Ansprechpartner.

I: Okay. Und, ähm, wenn du jetzt auch das Kochen angesprochen hast. Wie hast du das aufgeteilt mit deinem Mann? Also wie gestaltet ihr das- den Kochdienst?

IP: Also, ähm, (.) das ist so, dass ich immer weniger gearbeitet habe als er, seit die Kinder da sind und wir haben es- also habe ich auch mehr gekocht als er. Aber er hat immer versucht, wenn er frei hatte oder wenn er Ferien hatte, dass er dann auch mal kocht. Dass er da auch auf jeden Fall nicht so ganz draußen ist. (I: Mhm.) Da so zumindest soweit er kann auch dran teilnimmt. (I: Ja. Hast du ihn mit eingebunden.) Mhm.

I: Hast du ihn drauf angesprochen?

IP: Nee! Das hat er selber-

I: Oder hat er das selber gerne gemacht? (IP: Ja.) Okay. (IP: Hat er auch gerne gemacht.) Und wie erlebst du diese Tätigkeiten im Alltag zwischen deinem eigenen Beruf und der Kindererziehung? Also, wie sind diese Tätigkeiten für dich? Wie erlebst du die?

IP: (.) Das habe ich jetzt nicht ganz verstanden.

I: Zwischen- Also, ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht auch anstrengend sein könnte. Diese ganzen Tätigkeiten zu übernehmen. Jetzt hast du aber noch eben drei Kinder zu versorgen. (IP: Mhm. Und meinen eigenen Beruf.) Und dein Beruf. (IP: Ja.) Und da stellt sich mir immer die Frage, wie organisieren die Eltern das. Also-

IP: Also ich organisiere es jetzt mit dem dritten Kind, äh, zum Glück über meine Eltern mit. Die jetzt inzwischen nicht mehr berufstätig sind und jetzt hier back-up, aber richtig darstellen! (I: Toll.) Also die müssen jetzt richtig mit ran. (I: Ja.) Ähm. (.) Ansonsten wäre das mit meiner Berufstätigkeit auch gar nicht so möglich. Also das ist jetzt- (.) mal gucken, wie lange Zeit- Ich habe jetzt sie jetzt erst mal auf ein Jahr verpflichtet. Dass sie auch nur, sozusagen, in den Ferien weggehen, so gut es eben geht. Ich meine, ich habe einen 50%-Job, das ist jetzt auch gerade noch so organisierbar und überfordert weder sie noch mich, solange zumindest das System läuft, solange von meinen Eltern niemand krank wird oder von den Kindern niemand ernsthaft krank wird. Aber, zum Glück, sowas kann man ja nicht planen und dann, sollte sowas passieren, muss man gucken, was dann- wie es dann weitergeht. Aber jetzt läuft das im Moment sehr gut. Und als, äh, meine Eltern da noch nicht einspringen konnten, da hat mein Mann auch Teilzeit gearbeitet. Also haben wir beide Teilzeit gearbeitet und haben es uns- konnten es dann organisieren, (I: Mhm.) dass es überhaupt ging.

I: Das heißt, du bist auch in einem angestellten Verhältnis und nicht selbständig.

IP: Mhm, mhm. Wir sind beide im Angestelltenverhältnis.

I: Ja. Und, gerade-

IP: Mit flexiblen Arbeitgebern.

I: Okay, das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen, weil bei Kochdiensten- Also das ist ja wirklich, ich weiß nicht, wie es bei euch (Anm.: im Kinderladen) ist-

IP: Ein Tag.

I: Alle 4-6 Wochen. Oder wie oft kocht ihr?

IP: Im Kinderladen-1 war’s weniger. Da war es ja ein großer Kinderladen (Anzahl der Kinder anonymisiert). Da war man zum Teil nur alle acht Wochen dran. Und jetzt ist es sehr häufig, jetzt ist es alle drei Wochen. Das ist jetzt ein kleiner Laden.

I: Und wie organisierst du dann den Kochdienst dann, an dem Tag?

IP: Das geht. Also ich arbeite, wenn ich arbeite volle Tage. Ich habe jetzt keinen Halbtagsjob, wo ich fünf Vormittage die Woche weg bin, sondern wenn, dann bin ich komplett weg. (I: Okay, mhm.) Und dann verteilt sich das auf’s- habe ich sozusagen viele Arbeitstage im Monat und viele, gleich viel freie Tage. Sogar eher noch mehr freie Tage, weil ich auch nachts und am Wochenende arbeite, was zwar familienfeindlich ist, aber um die Bewältigung der Werktagwoche hinzukriegen wiederum ganz gut.

I: Aha. Na gut, das ist echt, äh, das ist dann super, (I: Ja.) wenn man das dann so organisieren kann. Ja. Okay.

IP: Also, mit meinen Eltern jetzt hier im Schlepptau, ist es echt- kriegen wir es gut hin.

I: Ja. Und das heißt, dein Mann hat jetzt wieder auf 100%, in Folge dessen, eben aufgestockt. (IP: Mhm. Mhm.) Und äh, zu Kinderladen-1 Zeiten, war es wirklich noch-

IP: Da hat er dann 80% und ich 50% gearbeitet.

I: Okay. Und das hat dann gut hingehauen?

IP: Das ging. Das ging aber auch damals, weil die Kinder beide in der gleichen Einrichtung waren.

I: Stimmt, ja.

IP: Das ist jetzt schon wieder was anderes. Eine Zeit war der Große in der Schule, der Paul im Städtischen, die Amelie[21] hat gerade schon im Kinderladen-3 angefangen. Und dann wird’s natürlich- da habe ich auch noch nicht gearbeitet. Also das, ähm, ist jetzt auch erst wieder ganz neu, seit Januar arbeite ich jetzt wieder 50%.

I: Okay, das sind drei Monate bis jetzt.

IP: Und, ähm, jetzt ist es- Ja! Jetzt sind die Großen in der Schule und die Kleine im Kinderladen-3. Das ist jetzt schon wieder was anderes, weil man mehrere Einrichtungen beliefern muss. (I: Ja klar!) Also das ging damals eben mit 80 und 50, weil beide wirklich zusammen in einer gleichen Einrichtung waren. (I: Und äh-) Was dann auch die Versorgung- wenn man mal irgendwie „kannst du mal meine Kinder mit noch auf den Spielplatz nehmen, mir reicht’s nicht, komme erst in einer Stunde oder so“, und dann kann einer beide Kinder noch wo mit hinnehmen und dann ist man da irgendwie eine halbe Stunde später oder so, das geht dann ja auch viel eher, als- Jetzt sind die ja auch in unterschiedlichen Klassen, jetzt gibt es ja nicht mal mehr das so. Also das- (räuspert sich)

I: Ja. Gut, Schule ist dann auch noch mal ein anderer Aufwand wieder für Eltern, nehme ich an, ne. Also, da hast du ja wirklich viele Baustellen: Kinderladenbetreuung quasi, Elternabende in der Schule dann noch, plus Elternabende im Kinderladen. (IP: Ja! Mhm. Ja, ja.) Also das ist schon-

IP: Ja! Das ist- Manchmal häufen sich dann die Abendtermine. lacht Das stimmt. (I: Ja.) Wobei Schule natürlich, ähm, da gibt es einen Elternabend im Halbjahr, also das ist ja-

I: Überschaubar.

IP: Ja. Total. Wobei man- Dann bin ich natürlich auch wieder Klassensprecher, ja, da ist man ja dann auch prädestiniert. lacht

I lacht Gut, aber ja. Ja-

IP: Wenn man aus so einem Laden kommt, dann kann man auch nicht die Finger lassen.

I: Wollte ich gerade sagen.

IP: Weil dann ist es so selbstverständlich, dass man irgendwie mehr Infos auch will und braucht, um zu wissen, mit wem hat es mein Kind denn da überhaupt zu tun. (I: Klar.) Und, ähm, da ist es dann- (I: Ja.) will man auch wissen, was in der Schule abgeht, und was da passiert. Und, ähm, da hat man dann schon eine andere Grundeinstellung. (I: Das glaube ich.) Und lässt die dann nicht einfach nur so machen, sondern will schon auch wissen, wer sind die Menschen, die meine Kinder da (I: Mhm.) versorgen.

I: Ja, da hinterfragt man es vielleicht eher, ja. (IP: Mhm.) Und, äh, ist es hier in dem Kinderladen jetzt auch so, dass da pädagogische Dienste noch gemacht werden müssen? Also falls ein Erzieher krank ist, (IP: Ja.) müssen dann auch Eltern einspringen? (IP: Ja. Ja.) Weil das sind ja auch nochmal zusätzliche Tage, ne.

IP: Ja. Wobei ich sagen muss, dass, ähm, im Kinderladen-1 gab’s das auch schon und wurde regelmäßig gemacht, wenn es Engstellen gab. Hier ist es sowohl in dem Kinderladen so, als auch in dem Hort, der dazu gehört, wo meine Jungs jetzt auch sind, dass die sehr gut aufgestellt sind, mit Springern. (I: Okay.) Also sowohl der Kinderladen als auch der Hort haben mehrere Springer an der Hand, die auch regelmäßig eingesetzt werden. Auch schon bei Urlaub fährt man in der Regel nicht dann das Schmalspurprogramm, und dann ist jemand nicht da, sondern dann kommt der Springer. (I: Aha.) Also die sind da-

I: Und was sind dann die Springer?

IP: Haben da einen sehr hohen Anspruch. Hm?

I: Woher kommen die Springer dann?

IP: Ähm, da haben sie halt irgendwie einen-

I: Sind das Eltern oder Erzieher dann?

IP: Nein, nein! Das sind Erzieher. (I: Okay.) Oder einfach Leute, die als pädagogische, fortgebildete- (I: Okay!) irgendwie in dem Bereich- (I: Ja. Die dann quasi gebucht werden können, bei Bedarf.) schon mal tätig waren. (I: Ah ja, okay.) Genau, genau. (I: Das ist ja interessant.) Ja.

I: Sind deine Jungs denn, fällt mir gerade so ein, auch im Hort (IP: Genau.) im Kinderladen?

IP: Ja, genau. (I: Okay.) Das ist nur nicht unter einem Dach.

I: Achso! Wo sind die dann?

IP: räuspert sich Das ist einfach näher an der Schule dran, in anderen Räumlichkeiten.

I: Also die gleiche Einrichtung quasi, nur nicht die gleichen Orte.

IP: Ja, das ist der gleiche Verein. (I: Achso!) Ja, aber es ist nicht unter einem Dach.

I: Okay, das heißt du musst auch an zwei verschiedene Ort fahren, um sie abzuholen? Oder kommen sie alleine gelaufen?

IP: Ja. Die Großen kommen alleine.

I: Ah, super, ja. (IP: Meistens.) Okay. Aber das ist auch interessant so zu hören, das habe ich auch noch nicht, äh, so gehört.

IP: Ja. Ja. Das ist ein bisschen schade, aber das ist halt traditionell, (I: Ja, ja.) historisch so gewachsen. (I: Ne, klar.) Weil es natürlich den Kindergarten schon eher gab. Und dann irgendwann viel später erst der Hort gegründet wurde, aber das von den Räumlichkeiten dann einfach- (I: Nicht mehr hingehauen hat.) Ja, genau.

I: Gut, dann macht man es eben so. (IP: Ja.) Für die Schüler ist es ja auch schön, dass es vielleicht näher dann zur Schule ist, ne. (IP: Ja, klar.) Ja.

IP: Für die ist es okay.

I: Es hat dann nur nicht mehr den- diesen Charakter mit Kleinkindern (IP: Nee.) und den Großen eben zusammen in einem Gebäude. (IP: Ja.) Okay. (.) Ähm. (.) Gut, dann ist es bekannt, dass die Elternarbeit in Kinderläden. Das hast du jetzt auch schon zu Genüge berichtet, als in vergleichbaren Kindertageseinrichtungen. Gleichzeitig ist die Betreuung ja aber auch intensiver, was wir eben auch schon festgestellt haben, durch einen höheren Personalschlüssel oder kleinere Gruppen. Vielleicht kannst du mal den Zusammenhang oder deine Sichtweise schildern, wie du dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis, äh, jetzt empfindest. Weil du steckst ja viel Arbeit rein, als Elternteil oder als Familie, bekommst aber vielleicht einen anderen Output als in einem städtischen Kindergarten. Wie würdest du das beurteilen?

IP: atmet ein Also ich, ähm, ich meine, ich würde das nicht machen, wenn ich das erstens nicht gerne machen würde. Mir macht das Spaß, mir macht einfach das Zusammensein mit Kindern Spaß und auch mit den Kindern, die dann um meine Kinder rum sind, in der Einrichtung. Ich freue mich, dass ich die kenne. Und, ähm- Ach, dass da- (.) Weiß nicht. Ich spiele auch gerne mit meinen Kindern, das ist so- passt für mich einfach total. Und (.) vom Nutzen her, wie gesagt, ähm, (.) atmet ein ich habe für mich den Vorteil, dass ich weiß- Also dass ich wirklich weiß, wie meine Kinder aufgehoben sind und ich sehe eben für die Kinder den Vorteil, dass sie eine ganz andere, viel intensivere Bindung an ihren Kinderladen kriegen, wenn nicht nur die eigene Mama, sondern auch die Eltern von den anderen Kindern da mitmischen und die diese anderen Familien auch kennen lernen. Und nicht nur die Kinder. Also (.) ich finde das erweitert den Horizont von den Kindern auch sehr, wenn sie ihren Personenkreis von Bezugspersonen auf so eine natürliche Art erweitern (I: Mhm.) können und da Vertrauen auch kennen lernen, anderen Familien gegenüber. Das ist so für mich das große Plus, weswegen ich auch das gerne so mache. (I: Mhm.) Und schon- Also dahinter steckt natürlich schon auch, denke ich, so eine Urangst vielleicht, wenn ich das Kind nur abgebe, was passiert da mit dem? Im Vergleich zu- Also ja jetzt- Da ist das Vier-Augen-Prinzip umgesetzt und noch dazu die Augen von den anderen Eltern, die da auch immer mit drin sind. Oder von mir selber, wenn ich alle drei Wochen da mit drin bin. (I: Mhm.) Oder was heißt alle drei Wochen, ich meine, wenn ich Zeit habe, wie oft sitze ich noch am Frühstückstisch mit und bin da noch zwanzig Minuten und trinke noch einen Kaffee und sitze da neben meiner Tochter und kriege mit, wie die Stimmung ist.

I: Schön, ja. Also das ist auch gewollt von den Erziehern mal, dass man sich dazu setzt oder so.

IP: Ja, also das ist ganz offen. Also das ist jetzt in dem Laden so. Das war im Kinderladen-1 nicht so. Aber in dem Laden ist Frühstück total offen. Und dann (I: Aha.) sitzt man dann auch immer gerne noch kurz dabei. (I: Ja.) Wenn das nicht so in Kaffeeklatsch ausartet, ist das für die Erzieher okay. lacht

I: lacht Ja gut, da müssen sich die Erzieher immer bisschen arrangieren, glaube ich. Ja. Und gucken, wie viel sie dann auch zulassen, nicht dass eine ganze Mannschaft dann da steht. (IP: Ja. Ja, ja. schmunzelt noch immer) Okay. Aber klar, das ist natürlich, ähm, schön, wenn man das eben, das familiäre dann auch mitbekommt, ne.

IP: Ja, aber vielleicht ist da (.) auch noch was dabei, wenn man so bisschen noch festhalten will an dieser Kontrolle. (I: Mhm.) Und nicht einfach das der Einrichtung überlässt. Das hat man da natürlich auch-

I: Man ist ja als Elternteil dann beim Kinderladen doch auch in dieser Arbeitgeberfunktion so ein bisschen mit dabei, ne. Also, das ist halt (IP: Ja.) einerseits Kontrolle natürlich auch ein stückweit, man hat trotzdem auch noch diese Machtposition (IP: Ja, ja, ja!), andererseits, äh, möchte man ja gerade im Kinderladen den Erziehern ja so viel Freiraum wie möglich geben. Äh, kannst du da vielleicht noch ein, zwei Sätze zu sagen? Hast du dir da schon mal Gedanken zu gemacht?

IP: Ja, das ist eben das, wenn’s gut läuft, ist es ja alles wunderbar und happy peppy und dann, ähm, ist es ja so ein bisschen hippiemäßig. Kann man es auch schön verklären, ja. Kinderladen, das klingt ja auch schon so. (I: Mhm.) Ähm, und das wird eben dann problematisch, wenn es mal nicht so gut läuft und wenn es irgendeinen Konflikt gibt zwischen Erzieher und Eltern oder auch zwischen Erziehern und einem Problemkind, das finde ich auch ganz schwierig. Und das sind so- Dann habe ich aber jetzt selbst, also ich persönlich noch nicht erlebt, vielleicht am Rande mitgekriegt. Und da wird’s dann natürlich eine Herausforderung. (I: Mhm.) Und dann ist es, ähm, bestimmt schwieriger, das gut zu klären, als wenn man über das Jugendamt irgendso einen Hilfeplan versucht aufzustellen, der von irgendjemandem Externen dann einfach festgelegt wird, weil man das selber dann regeln muss. Und wenn es dann um persönliches geht, dass man da vielleicht nicht immer ganz neutral eine Position einhalten kann, als Eltern und Arbeitgeber. Oder Arbeitgeber ist ja der Verein, also ist man dann ja auch nicht persönlich. Aber, ähm-

I: Na, man kann‘s ja als Elternteil immer noch an diese Personalgruppe meistens weiterleiten. (IP: Ja-) Und dann hat man ja doch wieder diese, ähm, Machtposition ein Stück weit, ne. Also-

IP: Ja, ja. Nur wenn dann einer vom Personal persönlich zum Beispiel- Also wenn da vom Personalausschuss auch noch persönlich involviert ist-

IP öffnet Wasserflasche und füllt erneut die Wassergläser: Jetzt gluckert’s. lacht

I: Das macht nichts.

IP: Das sind dann natürlich die Herausforderungen. Und an denen muss sich dann auch so ein Laden schon auch mit messen und beurteilen lassen. Wie man sowas dann hinkriegt. Und löst. Und- Aber das kann man dann sicher immer erst rückblickend wirklich bewerten, (I: Klar.) wenn es so eine Situation geschafft ist. Ob man’s jetzt gut hingekriegt hat oder nicht, ja. Also (.) zieht Luft ein und räuspert sich

I: Das hängt vielleicht auch immer mit den entsprechenden Eltern zusammen, die ja dann auch in der Personalgruppe oder Personalausschuss sind. (IP: Ja!) Also jeder Mensch ist ja auch anders oder reagiert anders.

IP: Ja! Und auch, denke ich immer, in der Kommunikationsbereitschaft aller Beteiligten. Egal ob jetzt Eltern, Arbeitgeber oder nicht. Also ich habe eigentlich die heftigste Situation mal hier in dem städtischen Kindergarten (I: Aha.) erlebt, wo so total die Leute aneinander gerasselt sind. (I: Ja.) Und das hochgekocht ist, wie verrückt. Und dann haben da irgendwie Erzieher und Elternbeirat und die betroffenen Eltern irgendwie, ich glaube, zwei Nachmittage sich getroffen und mit Tränen und Erpressungsversuchen und das ist total hochgekocht. Und dann wurde es aber irgendwie stundenlang zwei Tage lang irgendwie beredet und dann ist man auch zu einer Lösung gekommen, die dann vor allem für die Erzieher und für die betroffenen Kinder gut war. Und dann ist es irgendwie auch gut ausgegangen. Und dann musste man sich halt einfach die Zeit nehmen (I: Mhm.) und, ähm, das Durchhaltevermögen da auch einfach zu sprechen miteinander. Und das auch mal auszubaden und auszuhalten. (I: Ja.) Und nicht irgendwie zu gehen und zu denken, jetzt braucht man jemand Externes, der das irgendwie löst und dann dauert es wieder ewig. Und dann wird hinten rum, anstatt dass man selber miteinander spricht. Und das hat man dann letztendlich auch immer selber in der Hand.

I: Klar! Ja. Ja gut, auch im städtischen Kindergarten haben ja auch die Eltern irgendwie den gewissen Anspruch (IP: Ja, na klar.), den sie, äh, für ihre Kinder sehen. Und dass dann eben auch mal was hochkocht. Ist halt einfach ein anderer Umgang, wie ich das verstehe, als im Kinderladen dann, ne.

IP: Ja. Ja, ja. Aber da hat’s halt eben auch gut funktioniert, mit einfach, miteinander reden. (I: Ja.) Und, ähm, das ist dann so vom Thema immer abhängig und kann-

I: Klar. Ja. (.) Aber es gibt eben doch Unterschiede, wie wir jetzt eben festgestellt haben, zwischen städtischem und Kinderladen dann. (IP: Mhm, mhm.) Ähm, dann möchte ich noch auf den Ursprung des Kinderladens kurz zu sprechen kommen. Der Kinderladen ist ja aus bestimmten Traditionen heraus entstanden, hast du jetzt ja auch schon angesprochen. Ähm, unter anderem waren ja, ähm, Beweggründe der Eltern ihre Kinder im Kinderladen betreuen zu lassen, die Weigerung nach Prinzipien des Gehorsams und Unterordnung zu erziehen. Also das sind ja diese Schlagworte. (IP: Mhm.) Äh, wie siehst du die heutige Situation von Kinderläden und die Beweggründe der Eltern ihre Kinder im Kinderladen betreuen zu lassen. Also hast du da irgendwie ein Meinungsbild mal aufgeschnappt?

IP: Mhm. Gute Frage. (2) Also, ich denke die städtischen Kindergärten haben sich schon auch weiterentwickelt. Und es geht nicht mehr nur um Gehorsam und Unterordnung. Insofern fällt es heutzutage- Im Gegenteil, mit dem Kita-Konzept lacht haben sie sich ja nochmal einen ganzen Schritt, äh, in diese individualisierte Ecke auf einmal gepushed. (I: Mhm.) Oder wurden gepushed. schmunzelt Weiß man ja nicht so ganz, wer das wirklich durchgesetzt hat. Ähm, (3) also es wird, äh, sicher einer der vielen Beweggründe bei vielen auch gewesen sein, überhaupt einen Platz zu kriegen. Tatsächlich in den Städten, in der heutigen Unterversorgung, was jetzt so langsam besser wird. Und da sieht man aber auch gleich, dass die Kinderläden Probleme bekommen. Und das wird jetzt augenscheinlich, das haben sie auch bei der Dachverbandsitzung letztlich angesprochen, tatsächlich die Plätze zu befüllen sind. Das finde ich ganz spannend. (I: Mhm.) Weil natürlich das Interesse so der normalen Eltern und der Plan heutzutage mit Kindern und Karriere und alles unter einen Hut, eigentlich so was weniger vorsieht. (I: Mhm.) Als so eine Komplettbetreuung. (I: Ja.) Also, es wird spannend sein. Ich denke die Beweggründe sind vielfältig, aber ich denke, dass es vielen so geht, wie mir, dass man da einfach ein gesundes Verhältnis haben möchte und, ähm, auch einfach die Kinder schon auch hat und diesen Kompromiss auch wirklich eingeht, den Kinder haben mit sich bringt. Und, ähm, dazu finde ich, ist ein Teil von dem Kompromiss da, nahe an den dran zu sein, dann auch wirklich da- Vor allem wenn die schon unter drei wo fremdversorgt werden, dass man da dann wenigstens doch viel näher mit dran ist, als im normalen Kindergarten. (I: Ja, das stimmt.) Vor allem jetzt im Rahmen der Ganztagesbetreuung. Ich meine, das ist auch was anderes, wenn das Kind von 8 bis 12 natürlich jetzt in den klassischen Kindergarten geht, dann bist du auch noch nah an deinen Kindern dran, (I: Das stimmt) weil sie kommen mittags einfach gleich wieder nach Hause. (I: Das gibt’s halt kaum noch.) Ja. Aber so der Regelkindergarten mit einer Ganztagesbetreuung ist ja nicht von 8 bis 12 oder (I: Eben.) von mir aus noch mit der verlängerten Öffnungszeit von 7:30 bis 13:30 oder so, sondern sieht ja eigentlich schon (2) die Versorgung auch mit Mittagessen und Mittagsschlaf und dann ist natürlich das- der ganze Tag für das Kind. schmunzelt

I: Ja. Okay. Also-

IP: Ich denke so, das ist schon für viele mit ein Beweggrund, dass man näher an seinen eigenen Kindern auch im Alltag dran ist, dadurch.

I: Mhm. Fallen dir sonst noch andere Gründe ein, die du jetzt persönlich vielleicht nicht hattest, aber die andere Eltern mal erwähnt haben, auf Elternabenden?

IP: Schon auch diese bessere personelle Ausstattung von Seiten der Erzieher und damit die- das, ähm, (.) Denken, dass dann auch die pädagogische Betreuung einfach, ähm, besser ist, qualitativ, vom Angebot her und von der ganzen Förderung her. Dass das gewertet wird. Ähm-

I: Wie siehst du das, die- diese individuelle Förderung?

IP: Also, das, denke ich, ist, wie immer, einfach abhängig von den Konstellationen, die es dann tatsächlich gibt zwischen Erzieherinnen und Erziehern und den Kindern und, ähm, ich habe jetzt eben eine Zeit im Kinderladen-1 erlebt, wo die Erzieher untereinander ganz schlecht miteinander konnten und die Stimmung eine Katastrophe war und das auch total an den Kindern runter ging. Wobei das dann halt auch so ist, ja, dann erleben die Kinder das eben auch. (I: Ja.) Und habe dann hier den städtischen, wo sie mit irgendwie lacht, nicht mal halb so viel Personal da eine Bombenstimmung machen, mit ihren vierzig Kindern. Und es ist auch noch irgendwie unglaublich schaffen, den Eltern gerecht zu werden. Und ich denke schon auch, die Kinder, in dem was sie an Chance haben, da eben aufzufangen und auch Problematiken und oder, oder Problemsituationen erkennen können. Und es dann irgendwie auch schaffen damit umzugehen. Wobei natürlich denen die Hände gebunden sind, denke ich, in der individuellen Beziehung zu jedem einzelnen Kind. Und das ist schon wichtig im Kindergartenalter. (I: Das stimmt.) Insofern, auch wenn das im Kinderladen, wenn es schlecht läuft, umso heftiger dann ist, für die Kinder trotzdem vielleicht, das gehört eben auch zum Leben, und dann läuft’s halt mal schlecht, und dann geht’s den Kindern tatsächlich auch schlecht. Aber auch das- (I: Es gehört zum Leben dazu. Klar. Ja.) gehört dazu. Klar. Und dann ist das in dem Laden halt mal problematisch, und dann-

I: Ja! Und dann muss eine Lösung gefunden werden.

IP: Ja, genau. Und dann kriegen- müssen die Kinder das halt auch mit durchstehen. lacht Mit ihren Eltern zusammen. lacht immer noch

I: Ja, klar. Das ist dann eben das große Miteinander im Kinderladen.

IP: Ja, genau. Also insofern ist das ja nicht auch nur negativ, sondern spiegelt auch nur das wahre Leben wieder.

I: Klar! Und das ist dann auch wieder eben anders als im städtischen Kindergarten, wo dann vielleicht oberflächlich das vergraben wird, aber dann hinten rum dann-

IP: Ja! Ja! Und die Kinder kriegen davon dann eher nichts mit.

I: Genau. Ja, klar, es gibt immer beide Seiten. holt Luft Äh, wenn du heute nochmal vor der Wahl stehen würdest, wie würdest du dich entscheiden?

IP: lacht Ich würde es wieder im Kinderladen- (I: Wieder.) Ja.

I: Ähm, was würdest- oder wenn du die Möglichkeit dazu hättest, was würdest du verändern am Kinderladen? Am Organisationsmodell Kinderladen, jetzt nicht die Pädagogik.

IP: Ähm, also ich glaube, sie könnten sich das, was bei den städtischen Einrichtungen total Usus ist und in den Kinderläden haupts- denke ich, großteils nicht installiert ist, eine pädagogische Leitung oder einen Erzieher oder eine Erzieherin, die eine Leitungsfunktion hat. (I: Mhm. Mhm.) Dass es nicht immer alles so-

I: Kannst du das noch ein bisschen ausführen?

IP: Ja, dass, ähm-

I: Vielleicht auch belegen, warum?

IP: Dass sich jemand verantwortlich fühlt, von Erzieherseite, auch in der Kommunikation mit Vorstand und, ähm, Eltern, wenn es Probleme gibt, dass es nicht dann, ähm, mit dem Erzieher läuft, mit dem es gerade ein Problem gibt, oder dass man, weil man sich dann so gut kennt, mit dem bespricht und mit dem und mit dem, dass es so ein bisschen, könnte ich mir vorstellen, dann professioneller, ähm, und auch klarer formulierte Anforderungen, die nicht dann nur von den Eltern kommen, ja, was dann pädagogischen Fachkräften, die dann auch das pädagogische Know-How für sich gefressen haben und da die Eltern dann auch nicht mitreden lassen. Dass man da jemanden hat, ähm, mit dem man das besprechen kann, der dann auch eine Schlussfolgerung weitergibt an Konsequenz, die dann vielleicht auch besser durchgesetzt und akzeptiert werden kann. Und auch anders besprochen werden kann, denke ich, von Seiten der Erzieher, (I: Mhm.) ähm, als mit den Eltern. Also das hat mir- hätte- hat mir im Kinderladen-1 gefehlt. Gibt’s auch immer noch nicht.

I: Nee. Und hier im Kinderladen-3?

IP: Gibt’s auch nicht.

I: Siehst du das ähnlich da? Oder ist da die Infrastruktur irgendwie besser?

IP: Da bin ich noch nicht so nah drin und nah dran. Da kenne ich noch nicht die ganzen lacht Mauscheleien.

I: schmunzelt Gut, die kommen dann später erst, oder auch nicht.

IP: Ja, genau! lacht Ich hoffe, die bleiben einfach weg und dann, mh- Ich denke, es wäre auch eine Chance für die ganz jungen Erzieherinnen, die da dann anfangen als Fachkräfte, ähm, einfach da nochmal klarer definiert, doch jemanden zu haben. Ja. Ich meine, das ist ja ganz interessant. Das, ähm, ist ja genau dieses, was die Kinderläden natürlich nicht wollten, ja, diese flachen, ähm, Hierarchien bzw. fehlende Hierarchien. Aber das ist so wie in der Kindererziehung, mal von dem Antiautoritären, was mal groß Mode war, gesehen hat, es geht nicht. Die Kinder brauchen klare Grenzen und, ähm, ich denke, das wäre für Erzieher und auch für Eltern, wenn da eine Sprache- eine Ansage von der Leitung kommt, also könnte ich mir vorstellen, die erfahrenste Kraft oder die, die gerne diese Verantwortung übernehmen möchte, da nochmal so eine, nicht nur pädagogische, sondern auch leitungsmäßige Funktion übernimmt. Das könnte ich mir als Zugewinn vorstellen.

I: Also Leitung wäre eine Sache, fällt dir noch irgendwas ein, was du verändern oder verbessern würdest? Oder auch abschaffen, was dir irgendwie, ähm, überflüssig erscheint?

IP: Ehrlich gesagt (.) nö, nicht wirklich.

I: Du bist so (.) zufrieden quasi.

IP: Fällt mir jetzt nichts ein. Ja.

I: Vielleicht noch ein, zwei Sätze zum Kochdienst. Weil man hört ja auch immer andere Kinderläden haben das Kochen schon abgegeben an Lieferservice oder an eine Kochkraft, wenn man sich das finanziell leisten kann als Kinderladen. Kannst du da vielleicht noch kurz Stellung beziehen?

IP: Ja, das ist sicher auch geschuldet der zunehmenden Berufstätigkeit der Eltern und, ähm- räuspert sich. Also ich finde es schade, weil dann wieder was von dem Verloren geht, dass man da einfach regelmäßig drin steht und gerade das Kochen und das Versorgen mit, äh, mit Liebe zubereitetem Essen ist natürlich schon was ganz eigentlich Inniges. Ja. Dieses Versorgen mit diesen Basisbedürfnissen. Und, ähm, auch, also, ich weiß nicht, wenn manche Kinder- Ich kann mich noch erinnern, dass da- Ich meine klar, es gibt viele Kinder, die am Essen rum machen und die dann dies und das nicht wollen und dann hat mal ein Erzieher zu einem Kind gesagt, dass auch wieder irgendwie was weiß ich was, eine abfällige Bemerkung übers Mittagessen gemacht hat: „Du, das hat jetzt der und der Papa extra für euch gekocht und guck mal, der war einkaufen, dann stand er in der Küche.“ Und dann kennt das Kind diesen Papa und dann hat das natürlich schon eine ganz schöne Wirkung erzielt. Das fand ich ganz spannend. Und es stimmt ja auch. Und das, ähm, ist was ganz besonderes, wenn man sowas machen darf. Und, wenn eine Struktur so erstellt wurde. Und das finde ich schade, wenn sowas verloren geht, aber klar (.) es ist geschuldet immer der fehlenden Zeit, die heutzutage einfach (I: Klar.) da ist. Und wenn die Eltern nicht mehr bereit sind, die Zeit zu investieren, dann läuft das darauf hinaus. Aber das muss jeder Kinderladen für sich entscheiden.

I: Ja. (.) Okay. Dann sind wir am Ende angelangt. Jetzt würde ich nur noch gerne hören, ob für dich noch irgendwas zu ergänzen wäre. Oder ob dir irgendwas gefehlt hat, äh, in Bezug auf Kinderladen.

IP: Nö. Eigentlich nicht.

I: Gut.

IP: Sehr umfassend.

I: Dann bedanke ich mich.

[Ende der Aufnahme: 59min24sec]

[Beginn der Aufnahme]

I: Dann starten wir, ganz entspannt, (IP: Mhm.) zuerst möchte ich nämlich von dir deine eigene Betreuungsgeschichte hören, wenn du dich dran erinnerst.

IP: Ah! Okay. holt Luft Ich war in einem evangelischen Kindergarten und, ähm, ich selber erinner mich nicht an die Zeiten. Meine Mutter meinte, ich war immer in der Nachmittagsgruppe gewesen. Also da sind anscheinend- war anscheinend eine Vormittagsgruppe und eine Nachmittagsgruppe. Und ich war sozusagen nach der Mittagspause immer in der Nachmittags-, äh, gruppe drin. (2 Sekunden)

I: Okay. Und wer hat dann vormittags auf dich aufgepasst?

IP: Meine Mutter. Die hat nicht gearbeitet. (I: Okay.) Und ich hätte immer so lange geschlafen und deswegen hätte sie mich ((noch/nicht)) schlafen lassen wollen. lacht (I lacht: Aha!) Und dann hat sie mich deswegen nachmittags- Und meine Schwester ist dann auch geboren als ich dreieinhalb war. Also praktisch, als ich in den Kindergarten kam räuspert sich, ist die geboren, und deswegen war sie sowieso da.

I: Mhm. Das heißt mit drei (.) kamst du in den Kindergarten.

Wir halten das Interview in den Räumlichkeiten des Kinderladens, wo gerade ein Vater herein kommt, um den, übers Wochenende vergessenen Schulranzen seines Kindes abzuholen. Es folgt eine kurze Unterbrechung.

I: Ähm (.) das heißt du wurdest vormittags zuhause betreut. (IP: Genau.) Und nachmittags wurdest du im Kindergarten betreut. Hast du da noch irgendwelche Erinnerungen dran?

IP: An den Kindergarten? (I: Mhm.) Ähm, also das war, ähm- Ich erinnere mich, dass es eine Puppenecke gab, die war so leicht erhöht. Dann gab’s auf jeden Fall eine Bauecke, ähm, auch mit Legosteinen, weil ich die immer so (.), äh, auseinander gemacht habe, mit den Zähnen und die dann immer gesagt haben: „Da gehen die Zähne kaputt.“IP und I lachen Und dann gab’s einen großen, langen Tisch, wo man immer dann saß und gebastelt hat. (I: Mhm.) Also es war schon wie jetzt auch so, in so Bereiche unterteilt. Und es war ein großer Außenbereich da. Also es ist- ich habe da eine sehr positive Erinnerung. Weil wir im- irgendwie, in den- nebendran war ja die Kirche, aber es war schon ein großer Spielplatz. Also es war nicht der Kirchhof, sondern also nebendran sozusagen. Irgendwie so. Genau.

I: Okay. Auch eine interessante Konstellation. Dann nachmittags die Betreuung. (IP: Mhm.) Und vormittags zuhause. holt Luft Dann würde ich jetzt gerne von dir wissen, wie bei euch innerhalb der Familie, zwischen dir und deinem Mann, die Auswahl der Kinderbetreuung vorgegangen ist. Also wie seid ihr vorgegangen mit der Entscheidung der Kinderbetreuung.

IP: Mhm. Mhm. holt Luft Wir sind vorher nicht in A-Stadt gewesen, sondern waren in B-Stadt und haben da, ähm, auch einen evangelischen Kindergarten gehabt. Der ging nur bis 14 Uhr (.) und war auch ein sehr kleiner Kindergarten. Also ich fand das schön, dass der auch so ein bisschen heimelig war. Und es waren zwei Erzieher. Und war so eine kleinere Gruppe. Und war einfach sehr nett. Und als wir dann hierher gezogen sind, haben wir uns klar, bei allen beworben. Weil, also wenn man- weil es schwierig ist mit einem Platz und wir dann auch schon ältere Kinder hatten und nicht so eingestiegen sind. holt Luft Und hatten dann aber die Entscheidung, ich glaube, wir hatten tatsächlich einen städtischen zur Auswahl, einen kirchlichen und hier Kinderladen-1. Das war-

I: Das ist ja schon mal was! Wenn man zur Auswahl was hat. schmunzelt

IP: lacht Ja, genau! Und, ähm, haben dann uns gesagt, wir wollen eigentlich aktiv da mit sein, wir wollen- Ich habe in dem- In dem evangelischen in B-Stadt war das schon so, dass viele Eltern mit vielen Sachen unzufrieden waren: mit dem Essen, mit dem Caterer. Dann ging’s immer um Öffnungszeiten und so. Und man wollte eine Stunde mehr, das ging aber ja nicht, wegen der Erzieherzeiten und so. holt Luft Und da war eine große Unzufriedenheit. Und dann auch unter den Eltern so Parteien. Und mich hat das total gestört. Und das war dann insgesamt- Die Erzieher waren dann sehr genervt. (I: Mhm.) Ähm, die Atmosphäre war einfach dann nicht mehr gemeinschaftlich und nicht mehr so schön. Und dann habe ich gesagt: „Das will ich eigentlich nicht mehr. Ich will holt Luft irgendwas, wo man auch zusammen dann was verändert, wenn es einem nicht passt. Oder dass es unter den Eltern auch mal eine Runde gibt, wo man sagt so: „Das Thema kommt auf den Tisch. Wir diskutieren das.“ Und dann gibt es einen gemeinschaftlichen Beschluss. Und dann ist das auch so. Und dann gibt es keine Gruppen, die dann immer stänkern und sagen- So. Also mir war das auch wichtig, dass man das unter den Eltern offen sagen kann. Dass es da ein Forum gibt. Und dass es dann aber auch diskutiert wird. Und dann sich aber auch jeder an den Beschluss hält. (I: Okay. Mhm.) Ja. Also dieses Forum des gemeinschaftlichen Austausches, das fand ich am Anfang sehr wichtig. (I: Mhm.) Da war ich ja noch gar nicht so in der Elterninitiative eingestiegen, was das alles bedeutet.

I: Mal von gehört, vielleicht.

IP: Nee, gar nicht.

I: Auch nicht, okay.

IP: Ah, doch! Ja (.) so (.) ganz entfernt oder so. Aber mit dem Konzept an sich hatte ich mich- Erst hier habe ich dann gemerkt: ah, hier gibt’s mehrere, aha, interessant. Und ich- Ja gut, man hat von so Kinderläden mal gehört. Irgendwie so. Aber dass das richtig so eine Struktur hat und aufgebaut ist, das wusste ich so nicht (.) eigentlich. (I: Mhm.) Ja.

I: Und dann war letztendlich der ausschlaggebende Punkt, dass ihr euch für die Kinder- äh, Eltern-Kind-Initiative oder Kinderladen entschieden habt, diese aktive Mitarbeit?

IP: Ja, genau.

I: Gab’s da noch weitere Gründe, die für den Kinderladen dann gesprochen haben. Also war dir in der Kinderbetreuung noch irgendwas wichtig?

IP: Ähm (.) das habe ich damals gar nicht so, ähm, durchblickt. (I: Mhm.) Also, das würde ich jetzt sagen, dass ich das total toll finde, dass man- äh, dass ich viel mehr das Pädagogische verstehe oder erfahre sozusagen. Und dass ich auch durch den Dachverband, ähm, eine Fortbildung gemacht habe und auch endlich mal kapiere, was, äh, was ist denn dieses Bildungskonzept der Stadt[22]. Oder nach was für einem Qualitätskon- Nach was für einem Konzept versucht man denn dieses Bildungskonzept des Landes[23] umzusetzen. Und so. Ähm, dadurch habe- verstehe ich auch viel mehr die Arbeit der Erzieher und verstehe- habe viel mehr, Respekt ist jetzt falsch gesagt, aber viel mehr-

I: Achtung vor der Arbeit.

IP: Verständnis auch irgendwie so. (I: Ja.) Und das kam aber erst so im Nachhinein, jetzt, finde ich so. Jetzt auch so im letzten halben Jahr, jetzt haben wir uns eineinhalb, ein Jahr erst mal so, wir machen so mit. Und dann kam so: ah okay, was ist denn überhaupt das Pädagogische? Und: ah ja, das ist ja total interessant. Und: wie setzen die das denn um? Und jede Gruppe setzt ja auch anders das um, irgendwie. Und, äh, so- Aber das habe ich, glaube ich, am Anfang noch gar nicht so kapiert. Und, ich glaube auch, viele, die sich bewerben, äh (.)- Es gibt vielleicht ¼, die sagen so vom Pädagogischen-

I: Die sich bewusst dafür entscheiden.

IP: Die sich bewusst dafür entscheiden! Und sagen: „Ah ja, uns interessieren dieses Bildungskonzept der Stadt. Und was ist das denn?“ Oder: „Wie ist denn euer pädagogisches Konzept?“ Und: „Können wir da auch mitwirken?“ Und der Rest will, glaube ich, so aktiv am Leben seines Kindes mehr teilhaben, irgendwie so.

I: Mhm. Okay. So hast du es wahrgenommen, dann. (IP: Ja, genau.) Und du selber hattest jetzt, unabhängig vom Kinderladen, hattest du bestimmte Kriterien, die erfüllt werden müssen, bei der Kinderbetreuung? Also, als du dein erstes Kind dann, äh, in die Kinderbetreuung oder in eine Einrichtung gegeben hast, war dir irgendwas wichtig?

IP: (.) holt Luft Also wir hatten bzw. in B-Stadt noch eine andere, wo sie zuerst angemeldet war und da hat sie nur geweint. Und dann habe ich sie auch wieder rausgenommen. Und bei dem anderen war das sofort- (I: Mhm.) hat sie sich sofort wohlgefühlt. Also ich glaube, eine (.) Ach, ich kann gar nicht sagen, was- Also irgendwie wusste ich, das ist gut und das war hier auch so. Ähm, woran kann ich das festmachen? überlegt Für mein Kind . (.) Also ich finde es gut, dass, ähm, es gewisse Orientierungszeiten gibt, für die Kinder, dass sie sich so da- dass die so wissen: ah ja, jetzt- das ist vor dem Vesper, das ist nach dem Vesper. Also, dass sie so eine zeitliche Idee haben, was passiert. Ähm (3) ich finde hier achten die auch sehr drauf, dass man so seine Rückzugsmöglichkeiten hat oder Pause.

I: Mhm. Das heißt, das hast du im evangelischen Kindergarten so nicht erlebt?

IP: Das war- der war ja bis um 14 Uhr.

I: Okay. Gut, das ist nochmal eine andere Zeit dann.

IP: Da war’s nochmal was anderes. Und da ist man dann auch vormittags in den Hof gegangen oder in den- auf diesen Spielbereich draußen. Aber nicht so weggegangen, weil, die wurden ja auch um zwei abgeholt, dann haste das dann nachmittags mit deinem Kind gemacht. Und hier ist das ja schon nochmal anders. Und hier sagen die auch wirklich: „Wir machen wirklich Ausflüge und gehen weg.“ Und Kinder sind ja zum Teil bis fünf hier und da brauchen die einfach nochmal Pausen und Rückzugsorte. Und da achten die drauf. Und das finde ich eigentlich sehr schön. Und holt Luft ich glaube wichtig war mir immer so der (.) der, äh, (.) irgendwie so der (.) wie sagt man? Wertschätzende Umgang mit dem Kind. Also dass die (.) nicht so abgetan werden, „ihr Kleinen“. Sondern, dass man so- nicht auf Augenhöhe- man ist natürlich als Erwachsener nicht auf Augenhöhe, aber denen so in ihren Bedürfnissen so, ja (.) „das brauchst du“. (I: Mhm.) Also so ein Respekt. Also-

I: Und das hast du hier kennen gelernt.

IP: Ja, genau. Genau.

I: Wie war’s denn- oder wie war der Entscheidungsprozess innerhalb der Familie? Hat dein Mann irgendwie gesagt: „Das ist mir wichtig für die Kinderbetreuung.“ Oder habt ihr dann in B-Stadt jetzt auch schon einfach gesagt: „Wir nehmen jetzt den evangelischen Kindergarten und gut ist.“

IP: Da habe ich, glaube ich, das sehr stark, ähm, mich damit beschäftigt. Und dann hat er gesagt, also das machen wir so. Da hat er sich gar nicht so mit rein gedacht. Und dann aber, hier jetzt schon. Also, nachdem er sozusagen, das einmal so erlebt hat. Und dann auch: ah ja, was wollen wir denn? Ähm, das fand er dann- da hat er sich dann auch so bewusst in den Entscheidungsprozess mit eingebracht. Und so. Und da haben wir eine sehr ähnliche Haltung. Eigentlich genau das was ich jetzt auch gesagt habe. So, ja.

I: Ja. Okay. Ähm-

IP: Und mein Mann ist auch eher ein Aktiver, der, glaube ich- Durch die Arbeit ist das bei dem natürlich nicht so einfach, so mit drin zu sein. Aber wenn, dann macht er das schon sehr gerne und, ähm, hat hier sozusagen ja auch dann Wochenends und so, die Chance, oder abends, äh, da noch mit dabei zu sein. Und dann ist es nicht zu Ende und er kommt nie rein. (I: Ja.) Also das ist, glaube ich, für ihn auch so schön.

I: Es gibt trotzdem die Lücken auch für Männer, quasi.

IP: Es gibt auch immer in seinem Überschneidungspunkte, auch wenn er ganztags arbeitet, kann er immer, ähm, teilnehmen, da dran.

I: Gut, das macht ja dann einen Kinderladen auch irgendwo aus, diese große Familie, (IP: Ja. Genau.) dass man dann dran teilnehmen kann, trotzdem. Ähm, kannst du dich denn noch dran erinnern, wie ihr hier auf das Organisationsmodell Kinderladen gekommen seid? Also nicht auf den Kinderladen-1, aber so, auf dieses Organisationsmodell?

IP: Mhm.

I: Weil du sagst ja auch, vorher hast du noch nicht so unbedingt davon gehört.

IP: Nee, genau. Also wir haben im Internet geguckt und dann war’s irgendwie- dann hat man ja so eine Liste und dann war irgendwie so: ach bei denen muss man was hinschreiben. Das war glaube ich schon so: ah, keine Form ausfüllen, sondern irgendwie so, schreiben, was wollen wir. Und dann haben wir da gleich eine sehr nette Antwort- Da haben wir nur: „Wir suchen einen Platz und so.“ Und gleich eine sehr nette Antwort bekommen und, ähm, die dafür zuständig ist, für die Platzvergabe, hat uns angerufen. Und wir waren relativ schnell im, im Kontakt. Das fand ich, fand ich einfach sehr schön, dass man da eine- ja, nicht in irgendeiner Warteschleife ist, sondern dass, äh, die das so gemacht hat, dass sie einen persönlichen Kontakt aufgebaut hat und wir dadurch, ähm, ja, gleich drin waren. (I: Mhm.) holt Luft Und sie hatten aber auch- Ach genau, wir haben extra auch geguckt, weil die ein Kind gesucht haben, mit fünf Jahren. Und dadurch haben wir dann speziell auch nochmal gesagt: „Mensch, wir haben hier- Und wie wär’s denn bei euch?“ Und so.

I: Gut, dann hat das gut gepasst.

IP: Genau. Und da wir ja in B-Stadt noch waren, lief viel am Anfang telefonisch.

I: Okay. Gut, dann konntet ihr euch nicht vorstellen-

IP: Genau. Ich habe dann mir die Internetseite angeguckt und dann erst mal gelesen: „Okay, was heißt das? Was machen die überhaupt?“ Und das war einfach als- hat, glaube ich, zu uns sehr gepasst, wie wir unser Leben leben wollen. Ja. Und ich merke jetzt, ich habe noch eine ältere Tochter, die ist in der Schule. (I: Mhm.) Und die hat hier in dem Hort keinen Platz bekommen, die ist im städtischen Hort. Und, ähm, der ist für sie wunderbar und ganz gut. Und ich bin da ja aber nicht so (.) beteiligt. Und ich merke, das ist so ein Ungleichgewicht zwischen meinen Kindern. Und dass, äh, wir hier so sehr Kinderladen-1 und wir machen hier sehr viel und ich gucken muss, dass sie da nicht hinten runter fällt. (I: Mhm.) Also, da ist es- Das hast du ja sonst nicht, normalerweise hast du ja deine Kinder alle in einer Einrichtung. Und bei uns, dadurch dass es so geteilt ist, ähm, muss ich da schon echt nochmal gucken: „Mensch nee, ich bin bei dir auch. Wir gehen da auf jeden Fall hin. Und ich backe einen Kuchen, wenn du es dann (feiern oder so was.)“

I: Ja. Dann hast du ja den direkten Vergleich auch mal, ne.

IP: Ja, ja. Genau.

I: Aber sind dann, äh- Wie viel Kinder hast du, wenn ich fragen darf?

IP: Drei.

I: Drei. Und zwei sind auf der Schule?

IP: Hier. Ach genau, zwei sind hier. In der großen Gruppe und im Hort. Also der eine ist in der ersten Klasse und hier. Und die Größte, die ist in der vierten Klasse und im städtischen Hort.

I: Aber die sind auf der gleichen Schule?

IP: Ja.

I: Okay. Ja gut, das ist dann. Also, weiß ich nicht, ob das Kind sich dann benachteiligt fühlt, aber es ist ja doch irgendwie komisch, wenn dann der Bruder dann im Hort ist, hier im Kinderladen-1. Und dann-

IP: Ja, ja, genau. Also für sie ist das gut, weil ihre ganzen Freundinnen und irgendwie, glaube ich, die Hälfte der Klasse in diesen Hort geht.

I: Gut, dann ist das wieder die peer-group irgendwie.

IP: Und das ist wunderbar. Und ich glaube, das wäre hier nicht so. Da wäre sie, glaube ich, gar nicht so integriert. Da hätte sie sich vielleicht am Anfang so mehr: „Ich bin auch dabei.“ Aber im Endeffekt ist das für sie besser. Aber auch jetzt bei der Schulwahl habe ich dann auch extra geguckt, gibt’s da was, wo man auch mal Mittagessen macht als Eltern und kann ich mich da auch beteiligen. Irgendwie so was. (I: Ja. Spannend.) holt Luft Weil wir das halt auch, mh, erlebt haben, dass das- Ja, dass die Kinder das auch sehr toll finden oder, oder sehr wertschätzen, wenn wir hier sind und hier was machen und, und auch so: „Ah ja, ihr geht jetzt in Kinderladen-1. Mhm.“ Also irgendwie, das, das schön finden auch so, ja.

I: Dass es nicht diesen Einrichtungscharakter hat: „Ich werde da abgegeben.“ (IP: Ja.) Sondern ich darf als Kind da auch irgendwie hin. Sondern dieses positive. (IP: Ja, genau. Genau.) holt Luft Okay, so viel zur Kinderbetreuung und die Entscheidung dafür. Ähm, jetzt hast du schon den Kinderladenalltag eine Zeit erlebt, jetzt noch nicht so lange, aber eine gewisse Zeit seid ihr jetzt ja doch schon da-

IP: Ach, kann ich noch mal kurz was zur Entscheidung sagen?

I: Ja!

IP: Ähm, ich bin jetzt ja in dem Komitee, die- mit dem Auswahl- also die Mitglieder auswählen. Und sehe ja wie manche sich dafür entscheiden und finde das ganz bewundernswert, dass viele sich da wirklich schon viele Gedanken machen und auch eben pädagogisch da gucken und pädagogisch auch sagen: „Wir haben geguckt auf eurer Homepage. Ihr seid beim Bildungskonzept der Stadt. Und das finden wir toll. Und gerade das Konzept.“ Und finde das- Weil wir glaube ich da ein bisschen blauäugig da reingegangen sind und ich das, vor allem im Nachhinein noch sehr mehr wertschätze. Und was ich ganz toll finde, dass manche Eltern da eben im Vorhinein da so bewusst auch nochmal gucken.

I: Ja. Ja gut, Kinderladen ist ja schon, also- Gut, ich kann das gar nicht beurteilen, aber ich merke das oft, oder erlebe das oft, dass es schon eine bewusste Entscheidung auch oft ist.

IP: Ja. Oder so die mehr- Also bei vielen, die es abwägen: schaffe ich die aktive Mitarbeit oder nicht? Aber dieses noch- Da steckt ja viel mehr dahinter, irgendwie so. Ähm, das wird- Gut, vielleicht ist das mir erst später bewusst geworden. (.)

I: Joa. Also ich glaube manche haben ja auch gar nicht diese Wahl. Sie haben dann irgendwann einen Betreuungsplatz und dann sagen sie: „Gut, ich nehme den.“ (IP: Und dann sagen sie- Ja, ja. Genau.) Und dann merken sie erst, was da für ein Rattenschwanz quasi dahinter hängt. (IP: Ja. Ja.) Ähm, aber dann gibt’s eben doch auch Eltern, die sich bewusst für einen Kinderladen entscheiden. Und dann wegen mir auch 10 Minuten länger fahren, (IP: Ja, ja. Genau.) um den Platz dann zu bekommen.

IP: Und das finde ich sehr- Das finde ich echt toll.

I: Dass heißt, das hast du quasi auch schon gemerkt, jetzt in den Gesprächen mit neuen Eltern? (IP: Ja, ja. Genau) Gut, ähm- Wie lange seid ihr jetzt im Kinderladen hier? Also wie lange habt ihr Erfahrung schon?

IP: Ähm. Anderthalb Jahre.

I: Okay, das ist jetzt noch nicht eine lange Zeit. Aber wenn du diese Zeit rekapitulierst, wie nimmst du den Kinderladen als Organisationsmodell wahr? Wie würdest du deine Eindrücke und Erfahrungen schildern, mit dem Kinderladen?

IP: Mh. (.) Der ist ja hier über so einen Dachverband, sind die alle organisiert. Und ich finde das echt, wirklich eine tolle Sache, weil die sehr- Also der Dachverband arbeitet sehr nah mit den einzelnen Einrichtungen zusammen. Ähm, treffen uns da regelmäßig. Und die sind, auch wieder- Zum Teil kannst du sozusagen in den Austausch gehen: „Wie macht ihr das denn?“ Also das finde ich schon mal gut. Dass das so einen übergeordneten Verband gibt.

I: Eine Instanz quasi.

IP: Eine Instanz, der das strukturiert und der das auch so zusammenhält, ja. Also dann bist du gar nicht nur so Einzelkämpfer, sondern kannst- hast immer jemanden, an den du dich wenden kannst, die sehr hilfsbereit sind und bei Dienstplanänderungen oder so. Oder was alles. Da gab’s, ähm, Kinderschutzrechte neu. Also das ist wirklich, in allen Formen, dass du da eine Unterstützung hast. Das finde ich toll. Und der ist ja auch nochmal deutschlandweit, glaube ich, auch nochmal-

I: Ja, es gibt eine große Gruppe.

IP: Noch einen Dachverband der Dachverbände, so ungefähr. (I: Ja.) Ähm, und von uns her- Das war ja auch die Frage, wie wir das organisieren?

I: Wie du das eigentlich mehr wahrnimmst.

IP: Ja.

I: Also nicht die Organisation, sondern wie erlebst du dieses Organisationsmodell.

IP: Wie wir das- (I: Du persönlich.) Ja. Mhm. (.) Also wir haben das hier sehr kleinteilig, so die verschiedenen Arbeiten, ähm, aufgeteilt. Und ich finde das, ich finde das toll. Weil jeder kann so sein Interessengebiet und sein Teilbereich einbringen. Und kann auch sagen: „Jetzt habe ich gerade nicht so viel Zeit. Dann mache ich einen kleinen Bereich.“ Und: „Jetzt habe ich viel Zeit, jetzt mache ich einen großen Bereich.“ Und ich kann, ähm, sozusagen, meine Arbeitskraft auch so einbringen, wie es gerade, wie es gerade notwendig ist, in meiner Lebenslage. Ähm, da passt sich- Da passen wir uns an, sozusagen, jetzt. Oder, oder man arbeitet so miteinander und sagt: „Mensch, okay, wir fangen das ab. Ähm, dann machst du jetzt das. Und ein anderer macht das.“ So, ähm. Und man- ja, man hat so eine Verantwortung, irgendwie. Also es trägt- es nimmt mehr Verantwortung für das, was ich mache, sozusagen. (I: Mhm.) Und ich, ähm, (.) ich verstehe mehr die Strukturen. Also in dem ich sozusagen da mitarbeite, verstehe ich sozusagen, was bedeutet denn das „Finanzen“ oder „Personalgespräch“ oder irgendwie sowas. (I: Ja.) Sowas meinst du mit Organisations- Oder wie meinst du das?

I: Organisationsmodell. Man kann’s aber auch gleichsetzen mit der Einrichtung Kinderladen. (IP: Ja. Ja.) Oder das Konzept Kinderladen. Also wie erlebst du dieses Konzept, kann man auch sagen. Vor allem auch für deine Kinder. Vielleicht kannst du auch abwägen: was findest du positiv, was vielleicht auch negativ?

IP: Also, ähm, von (.) von der Organisation finde ich eigentlich sehr positiv, dass man immer das, was- Ich erlebe eigentlich wenig, dass ich was nicht kann hier. Also ich kann immer das einbringen, was ich kann und wozu ich Lust habe. Das heißt, ich habe ja immer eine positive äh, äh Sache hier. Manches ist vielleicht- Manche- Gut, das Kochen fällt manchen schwieriger oder so. Aber das- da gewöhnt man sich auch dran. Aber ich kann immer das, was in meinen Stärken ist, kann ich immer mitmachen. Ähm (2) und auch für die Kinder- Wie meinst du das nochmal mit den Kindern?

I: Also, Kinderladen bietet ja für Kinder, zum Beispiel, andere Voraussetzungen als, äh, städtische Einrichtungen. Da sind ja große Gruppen, zum Beispiel, ein anderer Betreuungsschlüssel.

IP: Achso. Ah ja. Ähm, ja, also ich finde das gut, dass es nicht so große Gruppen sind. Das ist glaube ich schon übersichtlicher so für die Kinder. Ich finde die Altersgruppen überschneiden sich dadurch mehr. Also die, die Größeren spielen auch mehr mit den Kleineren zusammen. Ähm, hier speziell haben die auch- kennen die sich alle. Also wirklich, ich hatte jetzt- Da waren wir sehr neu hier, da bin ich mit meiner Tochter ins Turnen und da war ein Mädchen aus dem Hort, die ich so vom Sehen kannte. Und die kannte die Lea[24] und ist gleich hin: „Komm, Lea, ich nehme dich.“ Und hat auf sie aufgepasst. Und ich fand das ganz toll. Die ist irgendwie acht, neun Jahre alt, die hätte auch sagen können: „Die kleine dreijährige interessiert mich nicht.“ (I: Mhm. Ja das ist Kinderladen.) Aber das ist so: „Ja, die kommt vom Kinderladen-1. Und ähm, da muss ich aufpassen.“ Irgendwie so. Und das zieht sich so durch. Und auch die u3-Gruppe und Kindergartengruppe[25], die passen so aufeinander auf. Also das, ähm, die achten so aufeinander. Das finde ich wirklich toll. Kritisch an den kleinen Gruppen finde ich, zum Teil, dass du- (.) Die haben dann irgendwie vielleicht zwei Jungs im Jahrgang. Und wenn die sich nicht verstehen, und, oder anders vom Typ sind, dann fehlen da Spielpartner. So. Das habe ich in den anderen, da waren es- Was sind es sonst? 20?

I: Ja, genau, 20, 25.

IP: Ja, genau. Sagen wir mal es waren 22 oder so. holt Luft Und da, da waren die Alterskohorten ja jeweils nochmal viel größer. Und dann hatten die fünf gleichaltrige Freunde oder Freundinnen. Und das waren- also war so wirklich ein Pool, woraus ich schöpfen kann und wo ich, woraus ich meine Freundschaften schöpfen kann. Und das finde ich, kann schwierig werden. (I: Mhm.) So. (.) Die Kinder kommen damit, glaube ich- Das ist für die Kinder dann einfach so, wenn ich jetzt der einzige Junge im Jahrgang bin- Und wir achten ja auch da drauf, dass das Geschlechterverhältnis gemischt ist. Aber dann zieht einer weg und wie auch immer, das kann man ja manchmal dann nicht so steuern. Ähm, aber die Kinder kommen erstaunlicherweise oft gut damit zurecht.

I: Ja, weil man hat ja dann als Erwachsener auch diese, äh: „So muss es sein.“ Und dann kommen die Kinder dann doch- Oder machen sich gar keine Gedanken drum.

IP: Ja. Aber das finde ich halt an den kleinen Gruppen einen kritischeren Faktor.

I: Ja, das verstehe ich. Ja. Und wenn du jetzt nochmal an die, ähm, Ämter und an die- Man hat ja als Eltern doch auch bisschen mehr zu tun hier. Wenn du daran denkst, wie kannst du da positiv, negativ abwägen? (.) Weil du hast ja jetzt auch den Vergleich zu B-Stadt, im evangelischen Kindergarten.

IP: Ja, das ich, sozusagen, auch das, was ich nicht gut finde, äh, ansprechen kann. Und dass ich das auch- Das muss ich eigentlich gar nicht, weil es immer in Diskussion ist. Also wir haben ja sehr oft die Elternabende. Und, ähm, es ist eigentlich gar nicht, dass ich lange mit was- was mit mir rumtrage, wo ich sage: „Das finde ich nicht in Ordnung Das finde ich blöd.“ Oder irgendwie so. Ähm, weil es immer, also es ist ein immer ein, immer ein Gestalten und Geschehen, sozusagen. Und ähm, dann trägt man dazu bei. Gut, wenn man jetzt sehr zurück gezogen ist und- dann kann es natürlich schon passieren, dass ich mich in meine Ecke setze und mich ärgere, aber dann liegt’s ja auch an mir. (I: Klar.) Also die, die Form gibt immer die Möglichkeit, also der Kinderladen gibt immer die Möglichkeit, äh, meine Wünsche oder ähm, ähm das, was ich nicht mag, aufzunehmen und zu verändern. Oder, ähm, oder zumindest zu sehen und sagen: „Jetzt ist das so, aber wir können es nicht anders machen.“

I: Und wie würdest du die Offenheit der Eltern beurteilen? Also, klar, man kann ja alles ansprechen, auch wenn man Probleme hat. Dann hängt es ja auch häufig von der Konstellation der Eltern irgendwie ab. (IP: Ja.) Wie würdest du das beurteilen? Ist da eine Kultur da, des Austausches?

IP: Ja, würde ich schon sagen.

I: Und der Offenheit?

IP: Es ist schon auch bedingt dadurch- Wir haben ja die drei Gruppen. Da ist es natürlich, wenn ich mein letztes Kind im Hort habe, habe ich wenig mit Eltern zu tun, die ihr erstes Kind in der u3-Gruppe haben. Ähm, aber durch die- Man bleibt schon ein bisschen in seinen Freundesbereichen. Die überschneiden sich natürlich schon. Ähm, aber es ist immer die Möglichkeit da, sich kennen zu lernen. Wir haben ja auch Wochenenden, wo wir wegfahren, und Feste, und die Elternabende, gehen danach weg und so. Also es ist- Es gibt so einen Chorabend. Also man kann wirklich sagen: „Ich möchte Eltern kennen lernen.“ Und- Achso, das finde ich nochmal anders als zu den anderen Kinderläden, dass sie- äh, Kindergärten. Davor ist es schon geprägt durch die Kinder. Also irgendwie, die Kinder verstehen sich und dann gucke ich, verstehen sich die Eltern? Und dann sind wir befreundet oder nicht. Und hier ist es losgelöster. Also hier kann ich sagen: „Mensch, ich mag die Kinder (Anmerkung von I: Sie meint hier „Eltern“ anstatt „Kinder“), wo das kleine Kind ein Jahr alt ist.“ Obwohl ich- mein Kinder mit dem gar nicht so viel zu tun haben oder spielerisch, so. Aber ich mag die Eltern und dann mache ich was mit den Eltern. Also es ist mehr auf Elternebene.

I: Okay. Ja.

IP: Weil man irgendwie, wir als Eltern organisieren diesen Laden. Die Kinder sind da drin.

I: Ja. Ja. Aber ((ihr habt schon die Arbeitgeberfunktion)).

IP: Genau. Wir haben miteinander Kontakt. Und wenn wir uns verstehen, dann können wir da auch Freundschaften schließen, oder so, obwohl die Kinder nicht im selben Alter sind. (I: Mhm.) Ja. Also das finde ich, finde ich eine sehr positive Erweiterung, sozusagen, so zu dem Ganzen.

I: Die du dann auch kennen gelernt hast. Ja.

IP: Und auch, man ist sich schon- die meisten sind sich schon so ihrer Verantwortung bewusst und merken: „Mensch, ja, wir- Durch uns trägt sich das.“ So. Ja. Das muss man zwar immer so ein bisschen ins Bewusstsein rufen. (I: Ja.) Ähm. Aber das kommt dann schon immer wieder mal.

I: Ja. Ja, wenn du das dann schon ansprichst, das wäre dann nämlich schon die Überleitung zu meiner nächsten Frage. Dass der Kinderladen ein eingetragener Verein ist und ihr als Eltern seid ja die Gestalter, aber auch die Arbeitgeber eben, für die Eltern. (IP: Mhm.) Ähm. Und als Mitglieder hat man ja eben seine Aufgaben, äh, im Kinderladen. Und da würde mich interessieren, welche Aufgabengebiete zu deinen Tätigkeitsbereichen gehören? Und wie du die in deinen Alltag integrierst.

IP: Okay. holt Luft Ich hatte den Dachverband. Ähm (.). Das war ja, glaube alle zwei Monate ungefähr trifft man sich dann abends und dann Mails, die man so geschickt bekommt und die ich weiterleite. Also das war eigentlich gar kein Problem. holt Luft Ähm (.) räuspert sich Das Kochen finde ich was, was eigentlich das wenigste so von den ganzen- Weil ich genau weiß: okay, dann ist der Termin. Das mache ich meistens Donnerstag, weil ich da frei habe. Ähm, und mein Mann guckt halt, ob er mitkochen kann oder nicht. Aber das weiß man ja so im Vorhinein. Oder man nimmt sich dann den Tag frei oder irgendwie sowas, ja, oder macht Homeoffice. Ähm, die anderen Jobs ziehen sich ja so permanenter durch, sozusagen. Und dann hatte ich- Mein Mann hat- war im Mitgliederausschuss und für den war das total schwer, weil der auch gar nicht die Ganzen kannte. Der meinte: „Ja, wer ist denn der Vater von dem Kind?“ Und, ähm, weil er gar nicht in dem Abholen- Gut, er bringt morgens hin, zum Teil, aber da triffst du ja auch nicht die Eltern, so. (I: Klar. Ja.) Und Abholen mache ich, und dann, dadurch bin ich so ein bisschen in diesen Mitgliederausschuss mit rein gekommen. Weil ich ihm das dann erzählt habe und wir das dann so ein bisschen gemeinsam gemacht haben. Dadurch habe ich diese Struktur kennen gelernt. Und jetzt habe ich das alles aber abgegeben, und mache Vorstand. (I: Okay.) Kommunikationsvorstand. (I: Okay.) Ja, wobei ich noch gar nicht die Übergabe habe. Das wurde gerade erst gewählt. Also-

I: Ah, ganz frisch. lacht

IP: Ich weiß noch nicht ganz genau, was auf mich zukommt. lacht

I: lacht Aber das klingt aber interessant auf jeden Fall.

IP: Ja, genau. Und, also ich fand den- das Dachverbandsamt, das hat mir persönlich sehr viel gebracht, weil ich da erst mal kapiert habe, was ist das überhaupt. Ich glaube, wenn ich jetzt anderthalb Jahre im Küchenausschuss gewesen wäre, hätte ich gar nicht so die Tragweite und die (.)- Also auch diese politische Interessensgemeinschaft, die da ist und die versucht Forderungen, so, an die Politik zu setzen und ihr Konzept umzusetzen. Das hätte ich gar nicht so, äh (.), begriffen, glaube ich, ja.

I: Das heißt, der Dachverband oder das Amt „Dachverband“ war für dich erst mal ein ganz guter Einstieg in den Kinderladen.

IP: Genau. Auf jeden Fall. Genau.

I: Und, ähm, jetzt diese Tätigkeitsbereiche, also deine Ämter quasi, und das Kochen- Pädagogischer Dienst, habt ihr das auch? Dass ihr, wenn Erzieher krank werden da-

IP: Ja, genau.

I: Das sind ja schon- Also es ist ja schon mehr als in normalen Einrichtungen, sag ich mal. (IP: Ja. Ja. Ja.) Wie empfindest, oder erlebst du das? Und, und wie kannst-, gestaltest du deinen Arbeitsalltag dann auch noch da mit? (IP: Ja.) Also du bist in einem angestellten Verhältnis, nehme ich an?

IP: Ja, genau. Also manchmal ist es schon stressig, muss ich schon sagen. Also, ähm (.), wenn man so das Kochen hat und denkt: „ Ohach, eigentlich bräuchte ich jetzt den Tag irgendwie mal Pause.“ Und so. Und dann macht man da die Küche, und das ist auch körperlich, finde ich, echt anstrengend. (I: Klar.) Ähm. Gut, aber das kann man sich ja dann auch so legen, dass man weiß, irgendwie da ist es so ganz okay. Ähm. Dachverband, da habe ich dann eben mal schneller die Mails weitergeleitet, mal nicht so schnell, so ungefähr. lacht Ja, es ist einfach manchmal sehr viel. So, und dann denkst: stöhnt auf „Das auch noch. Und jetzt muss ich mich da eigentlich mal einen ganzen Abend hinsetzen und die ganzen Mails bearbeiten und weiterleiten.“ Und sowas. Und, ähm, aber man kommt auch rein. Also ich habe am Anfang relativ lange gebraucht, für diesen Dachverbandsjob, weil ich überhaupt nicht wusste, wer ist denn jetzt der Vorstand? Und was ist das jetzt für eine E-Mail? (I: Klar.) Ich verstehe den Inhalt überhaupt nicht. Und wem soll ich das dann überhaupt weiterleiten? Und so. Und jetzt habe ich so eine Idee von allem und weiß sofort: „Ah ja, okay, das kommt zu dem. Die Mail kommt zu dem. Der muss ich da noch mal was schreiben oder eine Info geben.“ Und das geht ja dadurch auch viel schneller.

I: Dann hast du einen Überblick bekommen.

IP: Ja. Genau. Ähm (.) und ich glaube mit dem Kommunikationsvorstand, ich bin eher jemand, der dann so (.) direkt da ist und redet, oder irgendwie so. Deswegen passt das eigentlich so ganz gut vom Job.

I: Ja. Weißt du schon was da auf dich zukommt? Also was für Tätigkeiten?

IP: Ja, also man ist im Mitgliederausschuss bisschen mit drin. Aber im Prinzip alles was nicht geklärt ist durch „Personal“ und „Finanzen“(Anmerkung von I: damit sind die Ämter- und Vorstandsgruppen gemeint), das kommt alles, glaube ich, erst mal so zu mir: Beschwerden der Eltern- lacht

I: schmunzelt Das ist glaube ich auch eine Herausforderung.

IP: Und der Erzieher. Also deswegen- das habe ich ja so gar nicht mitbekommen. Als einfach- als Eltern (.) kriegt man, glaube ich, auch viele Unzufriedenheiten gar nicht so mit, weil die auch viele wahrscheinlich für sich behalten. Wenn ich jetzt sage: „Ah ja, da fühlen sich alle wohl.“, kann das ein Bild vielleicht falsch sein, oder so. Und, ähm, die gehen dann halt zum Vorstand und dann muss ich eben gucken, wahrscheinlich.

I: Gut, Vorstände sind noch mal, irgendwie, eine Ebene höher, auch in-

IP: Ja, ja. Wobei wir ja eigentlich auch- Deswegen- Wir haben ja eigentlich auch, ähm, eine Vertrauensperson für die Gruppen, (I: Okay.) jeweils, und für die Eltern. Und noch jemanden, der personaltechnisch für jede Gruppe zuständig ist.

I: Okay, dann seid ihr doppelt abgesichert.

IP: Also eigentlich ist es abgesichert. Und, ähm, ich glaube mein Job ist es dann auch, so, den Überblick zu behalten und auch so zu gucken: läuft‘s? Und auf alle das so ein bisschen zu verteilen. Oder wenn jemand eine Frage hat, dann sagen: „Pass mal auf, wende dich doch an den.“ Oder sowas.

I: Ja. Gut, dann ist das eigentlich ganz gut aufgestellt von den Eltern her.

IP: Ja, denke ich mal, genau.

I: Ähm, jetzt hatten wir ja schon diesen, diese Mehr-Elternarbeit angesprochen, in Kinderläden. Das ist auch bekannt, dass das einfach höher ist, (IP: Mhm.) die Elternarbeit als in anderen Kindergärten.

IP: knüpft thematisch noch an ihre vorherigen Gedanken an. Ach, und zum Beispiel bei meinem Mann war das mit dem Mitgliederausschuss- Der hat das jetzt abgegeben, der meinte, er kann das nicht mit seinem (I: Okay.) Arbeiten, weil du da auch vormittags, äh, dich treffen musst und die Interviews machst, mit den neuen Eltern, und so, und dich mit den dann- also, sein Teil war: ich treffe mich mit den Neuen. Und holt Luft so, das, meinte er, hat er nicht geschafft. Also das hat er schon irgendwie geschafft, aber es war echt viel. (I: Ja.) Und der übernimmt jetzt meinen Dachverbandsjob. Weil er sagt, das kann er auch abends machen. Und da ist er so ein bisschen zeitlich unabhängiger.

I: Ja. Wie ist es denn bei euch organisiert? Muss jedes Elternteil, ähm, einen Job haben?

IP: Ja. Eigentlich schon.

I: Oder reicht in der Familie einer?

IP: Mh, eigentlich muss jeder einen haben. (I: Okay.) Und dann guckt man schon, dass vielleicht nicht zwei riesengroße Jobs haben, sondern dass das aber auch nicht zwei so Minijobs, irgendwie so.

I: Ja. Wie erlebst du denn die Elternkultur im Kinderladen? Also hast du das Gefühl, dass jeder wirklich auch gerne mitarbeiten möchte? Oder hast du auch manchmal, bei vielleicht auch neuen Eltern, die sich mit dem Kinderladen noch nicht so auskennen, das Gefühl: jetzt lassen wir erst mal die alten Hasen quasi machen und wir gucken erst mal, was wir machen könnten. Wie siehst du das?

IP: Nee, ich glaube schon, die sind sehr motiviert. Die sind erst mal so ein bisschen unsicher, was wo überhaupt. Und alles läuft. Und wo können wir uns denn überhaupt einbringen? Und so. Und, die brauchen so ein bisschen bis sie ankommen und dann so ihre Lücke gefunden haben, wo sie sich dann beteiligen. Und so. Aber die- das ist sehr, also das ist bei uns- die haben sehr- Die Eltern haben eine lange Eingewöhnungszeit sozusagen. (I: Ach, okay.) Also, die können dann erst mal ihr Kind eingewöhnen und, ähm, die müssen nicht sofort jetzt in ein Amt rein. Es sei denn, es wird vielleicht eins frei, dann können wir mal rum fragen. Aber, die haben auch so eine Schonfrist, und kommen dadurch, glaube ich, ganz gut rein. Und dann lernen die anderen Eltern die auch kennen und sagen: „Pass mal auf, für dich kann ich mir gut vorstellen, mach doch das.“ Und so. Also das ist dann schon so Zusammensein.

I: Okay. Also du erlebst da schon die Offenheit auch für die Ämter/ Eltern. (IP: Ja!) Und Kochen, und pädagogischen Dienst.

IP: Ja, genau. Pädagogischer Dienst ist schwieriger, weil (.)- Ja da musst du dir ja einfach einen Tag dann frei nehmen, oder so was. Also das ist immer so ein bisschen ein Kampf. Und das machen viel immer die Gleichen. Und die sagen dann immer: „Nee, Mensch, dann rotiert mal.“ Und so. Wobei das jetzt ganz gut läuft, würde ich sagen.

I: Okay. Das heißt, bei euch gibt es- gibt es da ein Team „Pädagogischer Dienst“?

IP: Nee!

I: Oder ist das auch, jeder Tag ist ein anderer Elternteil dran, quasi?

IP: Ja, genau. Oder man sagt: „Wer hat Zeit? Wer kann pädagogischen Dienst machen?“ Und dann guckt man, dass- Es müssen ja auch immer mehrere dann sein, vormittags und nachmittags, oder so. Dass man nicht zu viel dann auch macht, je nachdem wie viele sich anmelden.

I: Ja, ja. Da habt ihr die Eltern-

IP: Nachmittags ist dann natürlich begehrter. Nachmittags haste immer gut abgedeckt, und vormittags nicht so. Also so, da muss man so ein bisschen gucken. (I: Ja.) Ja.

I: Und wie hast du das jetzt für dich organisiert? Jetzt hast du gesagt, donnerstags hast du eh frei? (IP: Mhm.) Und da legst du meistens dein Kochen vermutlich rein. (IP: Mhm. Genau.) Und, ähm, an den anderen Tagen arbeitest du (.) voll? Oder wie hast du das organisiert?

IP: Ähm (.) ich bin Therapeutin, also ich habe meine Patienten. Und ich arbeite (.) immer ungefähr so von 8 bis um 15 Uhr, maximal. So. Aber ich kann immer meine Stunden auch so selber legen. Weißte, deswegen bin ich so- Eigentlich bin ich selbständig, ich bin zwar im Angestelltenverhältnis, aber ich habe freies handling.

I: Okay, gut, das ist vielleicht ein Vorteil sogar, für so einen Kinderladen, wenn man sich das selber einteilen kann.

IP: Ja, genau. Da kann ich dann auch, wenn irgendwie ein Gespräch- dann sage ich: „Ja, okay, dann mache ich nur bis 12 und komme dann.“ Oder irgendwie so was.

I: Gut, dann bist du ein bisschen flexibler.

IP: Ja, ja. Genau.

I: Fällt dir irgendwie spontan von Eltern ein, die sich das irgendwie anders organisieren müssen? Also, die vielleicht in einem engeren Angestelltenverhältnis sind und das vielleicht nicht so flexibel organisieren können?

IP: Ja. Also (.) viele- Ja. Viele gucken dann eben nach Jobs, wo das so passt. Also die gucken schon so, die wissen schon so: okay, mein Job ist so und so, und dann gucke ich, wie ich das so zusammen kriege, und in dem Bereich bin ich dann aber sehr engagiert. Also das ist, glaube ich, nicht so dieses: ich bin weniger engagiert und mehr engagiert. (I: Mhm.) Sondern jeder ist sehr engagiert, in seinem Bereich, wo es dann passt. (I: Okay.) Würde ich sagen, so. (I: Ja.) Von außen sieht das dann vielleicht so aus: ach ja, der macht ja immer viel, ist viel da, und der andere nicht. Aber viele Jobs sind ja auch sehr im Hintergrund. (I: Ja.) Ähm, witzigerweise machen viele V- Also meistens die Väter, die Personal- und die Finanzvorstände, die auch wirklich viel sind. Oder auch so dieses ganze Finanzzeug, was viel im Hintergrund ist, werden oft von Vätern gemacht, die auch alle ganztags arbeiten. Ähm, das kriegt man ja gar nicht so mit, was da so dahinter steht. Und, äh, dann sieht es vielleicht so aus als würden die nicht mit machen, oder so. Was aber gar nicht stimmt.

I: Ja. Na gut, Finanzvorstand ist ja auch ein großer Brocken auch. Oder Personalvorstand.

IP: Ja, ja.

I: Gut, das kann man vielleicht, wie du sagst, wirklich von zuhause-

IP: Das machste dann per Mail oder, genau, triffst dich abends dann, oder irgendwie sowas.

I: Okay. Ähm, wenn du jetzt diese Elternarbeit abwägst, also diesen Aufwand, den man ja für den Kinderladen betreibt, und dann den Nutzen siehst (IP: Mhm.), wie würdest du das Verhältnis Aufwand-Nutzen beschreiben?

IP: (2) Mh.

I: Oder wie erlebst du auch dieses Verhältnis?

IP: Schwierig. Weil das irgendwie zwei verschiedene, ähm- Wie wenn du mit zwei verschiedenen Währungen zahlst. Also der Aufwand ist ja meine Zeit. Und was- der Nutzen ist aber irgendwie Lebensqualität. Ähm, und (.) oder irgendwie Teilhabe am Leben. Also ich finde, das läuft nicht so, das läuft nicht so dahin, sondern es ist irgendwie mehr so eine Bewusstheit da. Die ist natürlich im Alltag mal weniger und mal mehr. Aber ich, ich komme immer wieder so dazu: „Ah ja, was ist denn da? Und wie geht’s meinen Kindern?“ Und so. Das, das passiert mir. Also das finde ich schon- (2) Also ich finde, ich mache ja schon relativ viel, also- (2) in Gedanken: boah, Aufwand-Nutzen Also wir haben sehr viel gewonnen dadurch und sehr viele Kontakte auch und, und, ähm, es passt auch. Also ich glaube auch, ich könnte dann auch später sagen: „Nee, das- du egal, wie ihr, wie meine Kinder sagen irgendwie: negativ oh, wir sind da ständig in den Wald und ich fand das furchtbar.“ Oder ich weiß es nicht, was die einem später mal sagen. Dann sage ich so: „Nee, aber für uns war das die richtige Entscheidung.“ Also ich kann das immer vertreten. (I: Mhm.) So. (I: Ja.) Und das ist so viel wert, also ist sehr viel wert, finde ich.

I: Also für dich lohnt sich quasi, oder ich verstehe dich so, dass sich der Aufwand, den man, oder die Arbeit, die man auch reinsteckt in die Kinderbetreuung oder für die Kinderbetreuung, das lohnt sich tatsächlich.

IP: Ja, genau.

I: Und-

IP: Und ich sage ja auch, zum Beispiel, jetzt sind wir noch- Die Lea ist jetzt fünf. Wir sind jetzt auf jeden Fall noch fünf Jahre so mit dabei. Ich sage: „Okay, jetzt mache ich das auch sehr intensiv.“ Vielleicht nehme ich mich nochmal zwei Jahre zurück. Oder ein Jahr. Und dann gehe ich wieder mehr rein. Oder ich weiß es nicht. Aber ich, ähm, ich glaube, man darf es nicht so sehen, dass man sagt: „Okay. Oh Gott, jetzt sind wir da acht Jahre. Und wir müssen da voll arbeiten. Und das ist total anstrengend.“ Sondern man muss es ja auch so für sein Leben so ein bisschen anpassen.

I: Ja. Das ist schön, ja. Und wenn du- Du hast ja angesprochen, dass deine ältere Tochter eben im städtischen Hort ist. Und da ist ja an Elternarbeit weniger, aber auch was da. Wie würdest du das vergleichen, zum Sohn, der ja auch in der Schule ist, aber hier betreut wird? (.) Die Elternarbeit. Also-

IP: überlegt Mh. Ich glaube, ich habe mehr Kontakt zu den Erziehern, hier. (I: Mhm.) Also man redet mal zwischendurch und erzählt sich mal was, und so. Und das ist deutlich distanzierter, oder das ist distanzierter im Hort.

I: Ja. Im städtischen, ja.

IP: Im städtischen Hort, ja. Genau. Das ist eigentlich so der Hauptunterschied. Sonst (2), Ausruf ah, es gibt ja nicht so viele Elternabende, natürlich. Und dadurch bin ich nicht so (.)- überlegt Mh. Durch die vielen Elternabende hier weiß ich auch mehr, was die machen oder wie- Die Erzählen dann ja auch atmosphärisch, was läuft gerade und so weiter. Und da bin ich näher dran. (I: Mhm.) Ja. Ähm, als bei dem anderen. (.) Sonst vom Alter der Kinder, finde ich es sehr gleich, muss ich sagen. (I: Okay.) Also, da finde ich den echt gut, den städtischen. Und das ist ja- Gut, die kommen von der Schule, die Essen erst mal, die haben ihre Hausaufgabenzeit. (I: Mhm.) Und dann spielen sie irgendwie noch. Also durch die Schule ist das ja sehr (I: Strukturiert auch, ja.) vorgegeben und strukturiert in dem Hort und man hat nicht so viele Freiräume, so. Und, ähm (.), hier ist es schon mehr (.) nach draußen. Also so vom Grund- äh, Gedanken oder so. Also dass die Aktivitäten auch schneller weiter weg bewegen. Ähm, und der Hort bleibt mit seinen Angeboten eher (.) in seinem, auf seinem Grundstück sage ich jetzt mal. Oder so, weißt du was ich meine?

I: Ja. Ja, in den Räumlichkeiten einfach. Ja.

IP: In den Räumlichkeiten, genau. Oder auf dem Außenbereich. Also die haben da sehr viele Angebote. Hier ist es dann eher so, dass man sagt: „Ah ja, nee wir machen jetzt einen Ausflug. Wir gehen raus.“ Irgendwie so.

I: Wie kannst du dir das erklären? Also gibt es da rationale Gründe für?

IP: Ähm. (2) Also in dem, in der Ferienbetreuung ist das anders. Da ist der städtische Hort auch, machen die auch was. Aber so unter der Woche- Ähm, (2) kann- Das hängt, glaube ich, vom Typ ab, der Erzieher.

I: Also du denkst nicht, dass Rahmenbedingungen wie Finanzen oder so eine Rolle spielen?

IP: Achso. Das weiß ich halt nicht, wie die städtischen da- Also ich glaube, das ist zum Beispiel, bei uns, wenn die sagen: „Wir möchten jetzt das machen.“ Dann wird es ermöglicht, oder so. Ja. Also, da ist ein- Da- Das ist natürlich schon auch was anderes, ist man sehr im- sind Erzieher auch im Kontakt mit den Eltern und sagen: „Passt mal auf. Wir brauchen diese finanziellen Möglichkeiten.“ Und so was. Und dann wird das ermöglicht. Ja, oder versucht zu ermöglichen oder diskutiert. Und holt Luft das haben- die anderen wahrscheinlich haben ihr festes Budget.

I: Wahrscheinlich. Da kenne ich mich auch zu wenig aus. (IP: Ja.) Aber es wäre interessant gewesen.

IP: holt Luft Und dadurch haben die städtischen- Na gut, jetzt die eine Erzieherin, die näht sehr viel mit den Kindern (I: Och schön.) Ich finde, im städtischen- und die Basteln sehr viel. Also die machen wirklich auch tolle, äh, tolle Aktivitäten. Und die haben auch einen Erzieher. (I: Mhm.) Dadurch finde ich die sehr ähnlich so, weißt du, von den-

I: Ja, ja. Interessant, wenn man den Vergleich irgendwie auch hat.

IP: Ja, ja. Ja, ja. Genau.

I: Ähm, dann noch mal konkret zur Einrichtung Kinderladen. Ist ja aus bestimmten Traditionen heraus entstanden, die ich jetzt gar nicht ausführen möchte, die du vielleicht auch kennst. (IP: Mhm.) Es gab ja bestimmte Beweggründe von Eltern, ihre Kinder in Kinderläden betreuen zu lassen, wie siehst du die heutige Situation von Kinderläden? (.) Gibt es da auch noch Beweggründe für Eltern? Oder hast du in der Elternschaft was mitbekommen, warum man sich für einen Kinderladen entscheidet?

IP: Mhm. holt Luft Also ich glaube, die Beweggründe sind, ähm, eine Teilhabe am Leben des Kindes. Gerade durch die- durch das- Eigentlich paradox, durch das starke Arbeitsaufkommen der Eltern- Also je mehr die Eltern arbeiten, desto mehr sagen die: „Wir wollen aber auch an unserem Kind teilhaben.“ Ähm. „Und deswegen machen wir was, wo wir eigentlich noch mehr Arbeit haben.“lacht „Wir gehen in so einen Kinderladen rein.“ (I: Ja. Ja.) Aber ich glaube, das ist so wirklich dieses- Das war früher gar nicht, vielleicht gar nicht so. Da war- Jetzt muss man ja wirklich auch arbeiten, um sein Lebensstandard zu halten. Und meistens beide, auf jeden Fall. Und gerade hier in der Stadt. Ähm, und das war, glaube ich, früher, vor 30 Jahren nicht so stark ausgeprägt. Ähm, und dadurch ist sozusagen die Not: „Okay, ich muss mein Kind in einer Betreuung haben, die lange geht.“ (I: Mhm.) Ähm. „Aber ich will da auch ein gutes Gefühl haben. Ich will da auch eine Lebensqualität für mein Kind in der Zeit haben.“ Wobei das bei den städtischen finde ich auch gegeben ist. Also es wird immer sehr- Die werden immer sehr runter gemacht. (I: Negativ dargestellt, ja.) Und man gibt ab und holt wieder ab. Also das finde ich jetzt, aus meiner Erfahrung-

I: Jetzt hast du ja sogar die Erfahrung.

IP: Also gut, das war ein kirchlicher. Aber das ist ja auch- Also- War schon- Die sind auch gut und schön. (I: Ja.) Und so, ne. Also-

I: Ja, auch da sind ja Erzieher, die Interesse daran haben, dass das Kind gut aufgehoben ist.

IP: Genau! Genau. Also das finde ich immer ein bisschen krass dargestellt. Ähm, aber (.), ja, so dieses: „Ich möchte an meinem Kind dran sein.“ Das ist so das eine. Was war nochmal die andere, es waren irgendwie zwei?

I: Beweggründe von Eltern. Also wie du das erlebst, in der Elternschaft.

IP: Ja, genau.

I: Also zum einen haben wir jetzt die Teilhabe.

IP: Und, ich glaube auch, dass Eltern, die sich für das pädagogische interessieren (3), ja, schon aktiver mit, ähm- Ich glaube, man macht sich- Aber die Kinderladenleute haben sich immer Gedanken gemacht. (I: Eigentlich schon, ja.) Also es war ja immer eine Bewegung, die gesagt hat: „Wir wollen das pädagogische Konzept eben gerade bewusst noch mal anders machen. Oder bewusst in dem Bereich verstärken.“ Oder irgendwie so was. (I: Mhm.) Ja. Also das war ja schon immer wichtig. Irgendwie so.

I: Aber das ist interessant, dass du sagst, dass du teilweise das auch noch erlebst.

IP: Genau. Das tritt aber, glaube ich, mehr in den Hintergrund. Früher war das ja so eine Gegenbewegung.

I: Ja. Gut, damals war es gegen Gehorsam. Mhm.

IP: Ja, genau.

I: Und die Studentenbewegung natürlich auch noch.

IP: Ja. Ähm, jetzt hast du natürlich, jetzt insgesamt sehr viel auf Qualität, so in der Bildung geachtet, ja, oder in den Kindertagesstätten.

I: Ja. Aber du erlebst schon, dass auch Eltern bewusst sich auch für die Pädagogik vielleicht interessieren, (IP: Ja.) die hier stattfindet. (IP: Ja, ja.) Weil ich glaube, ich weiß nicht, wie du das erlebt hast, aber vielleicht ist das auch noch ein Unterschied zum städtischen Kindergarten, wo sich Eltern vielleicht nicht so Gedanken machen, um die Pädagogik.

IP: Ja, das kann sein. Genau, ja.

I: Habt ihr denn hier wirklich auch Gespräche über pädagogische Inhalte?

IP: Ja, das ist- finde ich nicht so. Das habe ich jetzt erst durch so eine Dachverbandsfortbildung gesehen, dass, ähm- Es gibt einen Qualitätsausschuss. Ich glaube schon, dass einige sich Gedanken machen. Andere eher nicht so. (I: Mhm.) Das kann ich aber nicht so sagen. Das weiß ich aber auch nicht, wie die Erzieher- Vielleicht treten da manche viel eher an die Erzieher ran und haben da- besprechen das mit denen, oder so. Aber auf den Elternabenden ist das eher wenig, irgendwie so. Das ist mir jetzt aufgefallen. Das ist in anderen, zum Teil, die sprechen jeden Abend eine halbe Stunde noch über die Konzeption. Das finde ich dann auch wieder sehr krass. (I: Ja. Ja.) Ähm, (.) aber da ist es noch mal mehr. (I: Okay.) Ich glaube, hier läuft’s sehr gut alles. Ähm, und dadurch ist es so ein bisschen in den Hintergrund getreten. Wobei jetzt mussten wir es noch mal verändern, weil irgend- (.) äh, irgendwas war.

I: Bei der Konzeption?

IP: Bei der Konzeption, genau. Also da wird das schon auch besprochen. So ungefähr.

I: Interessant. Gibt es denn eine Gruppe für die Konzeption? Oder ist das basisdemokratisch, wo jeder hier dann mitsprechen kann?

IP: Nee, es gibt eine Gruppe für die Konzeption. (I: Okay.) Und (.) da war es jetzt aber so, dass abgestimmt wurde, bei so Änderungen. Ähm, generell, wenn es um bestimmte größere Sachen geht, gibt es erst mal eine Gruppe, die da zuständig ist.

I: Okay. Die so eine Vorauswahl trifft. Und dann geht’s an die gesamte Elternschaft?

IP: Ja, genau. Ja, ja. Genau.

I: holt Luft Dann habe ich noch drei abschließende Fragen an dich. (IP: Mhm.) Zum einen, wenn du heute nochmals vor der Wahl stehen würdest, in der Kinderbetreuung, also jetzt gehen wir mal nur auf A-Stadt, äh, wie würdest du dich dann entscheiden?

IP: Ja, würde ich wieder machen.

I: Kannst du das noch ein bisschen ausführen? Warum würdest du es wieder machen?

IP: Ähm, wir sind, ähm, (.) wir als Eltern sind sehr integriert gewesen. Dadurch- Wir fühlen uns da sehr wohl, dadurch auch unsere Kinder. Ähm, (2) es hat sehr- es geht sehr in unseren Alltag rein. Das- Die Kinder schätzen das, glaube ich, oder schätzen das schon, dass wir da sehr mitarbeiten. Und das ist nochmal mehr dieses: „Wir machen was mit euch oder für euch.“ Also nicht nur so Eltern als Erzieher, sondern als, als Gemeinschaft, in der Familie, sozusagen. Ähm, ich finde es total interessant und eine sehr- eine Form, die es sehr wert ist, zu bestehen, so ein Kinderladen. Ähm (3), joa.

I: Wenn du jetzt nochmal anspricht, dass deine Kinder eben auch mitbekommen, dass du hier auch aktiv mitarbeitest. Und jetzt hast du deine Tochter eben im städtischen Kinder- oder Hort. (IP: Mhm.) Sieht sie auch den Unterschied oder, wie formuliere ich es besser? Weil du ja auch sagtest, dass du es ein bisschen ungerecht findest, vielleicht, dass sie vielleicht zu kurz kommt?

IP: Mhm. Das weiß ich aber nicht, ob sie das so sieht. (I: Ja.) Das ist glaube ich schon, meine- Ich habe sie nie gefragt, müsste ich mal machen.

I: Ja. Ja gut, sie nimmt das wahrscheinlich auch ganz anders wahr dann. Aber das würde mich eh mal interessieren, auch weil du sagst, eben aus deiner Perspektive, du hast eben- willst nicht, dass sie hinten runter fällt. (IP: Ja.) Weil du dich eben im Kinderladen so engagierst. (IP: Ja.) Das würde mich eben mal interessieren, ob Kinder das auch wahrnehmen.

IP: Also ich frage sie öfters mal und sage: „Du, ich bin irgendwie jetzt mittags zuhause. Magst du schon nach der Schule heimkommen?“ Und so. Nee, will sie nicht. Sie will auch bis um 16 Uhr da spielen. Oder so was.

I: Okay. Gut. Dann nimmt man das auch so hin, ne.

IP: Ja. Genau. Also, der ist ja da unten. Ich laufe dann oft bei ihr vorbei, hole sie ab und dann sagt sie: „Nee, ich will noch da bleiben. Ich komme dann alleine heim.“

I: Gut, in der vierten Klasse kann man das machen.

IP: Genau. Also da- Das ist ja auch ein Zeichen, die fühlt sich da wohl und, und will da auch nicht weg oder irgendwie so was.

I: Und das sind ja dann positive Zeichen irgendwo, ne. (IP: Genau, genau.) Okay. holt Luft Ähm-

IP: Wobei das ihr schon wichtig ist, dass wir dann auch auf das Sommerfest und auf das Osterfest gehen, oder so. Da sagt sie schon auch: „Ah, da ist mein Osterfest.“ (Und da gehen wir dann hin.)

I: Ja. Ja, gut, das sind halt auch noch mal Extratermine dann, die du dann für dich einplanen musst, ne.

IP: Ja, ja, genau.

I: Ja. Spannend. (.) Wenn du die Möglichkeit hättest etwas zu verändern, am Organisationsmodell Kinderladen. Also lassen wir jetzt die Pädagogik mal außen vor, gibt es irgendwas, was du gerade im Kopf hast, was du verändern würdest?

IP: Bei uns jetzt?

I: (.) Gibt es da irgendwie-

IP: Nee, ich finde- (2) Nö, das ist alles gut, glaube ich, würde ich sagen, also-

I: Also ich habe da so im Kopf: der pädagogische Dienst, Leitung ja oder nein. (IP: Also vielleicht-) Da gibt es ja auch immer häufig Diskussionen.

IP: Achso ja, wir haben ja keine Leitung.

I: Nee, ist auch üblich in Kinderläden. (IP: Ja.) Und häufig kriegt man jetzt, ähm, Diskussionen mit, wo es dann doch gewünscht ist, weil zu viele Streitigkeiten da sind, im Kinderladen, zwischen Erziehern.

IP: Ja. überlegt Mh. (2)

I: Aber ist auch okay, wenn du da nichts verändern willst.

IP: Ich glaube, Leitung- Also wenn ich jetzt unsere Erzieher angucke, die sind schon sehr, jeweils in ihrer Gruppe machen die das. Wenn es da eine Leitung gäbe, die würde ja in einer Gruppe fest arbeiten, oder schwerpunktmäßig arbeiten. Ich glaube, das wäre (.), weiß gar nicht, ob ich das schwierig finden würde?

I: Nee, ist auch okay, wenn du dir da noch keine Gedanken drüber gemacht hast.

IP: Also- Ja, genau.

I: Manchmal hat man ja sowas im Kopf, was man gerne verändern möchte.

IP: (2.) Also das sind dann schon- manchmal sind das Sachen, irgendwie. Hier, zum Beispiel, war es- Diese Wand irgendwie ganz lange kahl. Und das ist ja überhaupt ein bisschen abgeranzt, und so was. Und dass man denkt: „Mensch, macht doch mal ein bisschen netter hier.“ Irgendwie so. Aber das sind ja jetzt keine generellen Sachen. Sondern das sind so diese alltäglichen Geschichten hier. Also generelle Sachen- überlegt leise: Erzieher. (2) Wüsste ich jetzt eigentlich gar nichts so richtig.

I: Nee, das sind auch nur so Sachen, die ich selber so aus der Erfahrung mitgebracht habe. Weil häufig habe ich da auch Eltern erlebt, die meinten, das mit dem Kochen hatten sie vorher gar nicht so auf dem Schirm, warum muss man das denn machen? Kann man nicht einen Caterer bestellen?

IP: Achso, ja, ja, okay.

I: Also- Da gibt es ja einfach viele Diskussionen gerade, die natürlich auch mit der Zeit irgendwo gehen. (IP: Mhm.) Viele Mütter, wie du ja auch, arbeiten mindestens 50%. Die sagen dann: „Wir können diesen Kochdienst nicht mehr stemmen.“ (IP: Mhm. Mhm.) Was ich sehr schade finde, weil irgendwo gehört das zum Kinderladen dazu.

IP: Genau.

I: Aber diese Diskussionen hat man eben auf Elternabenden mitgenommen. (IP: Ja, ja, ja.) Und dann- Das wollte ich (jetzt so mitnehmen/ mitbringen.)

IP: Also was ich, äh, schon schwierig finde, ist mit den, wenn wir die Erzieher ersetzen, wenn die krank sind, ähm, da werden auch immer wieder Forderungen laut: „Könnt ihr nicht eine Springerkraft einsetzen? Kann der Dachverband nicht eine Springerkraft stellen?“ Das ist aber gar nicht so einfach zu verwirklichen, irgendwie. Ähm, und dass das da mehr (.) Gerechtigkeit ist jetzt blöd gesagt, aber irgendwie mehr, mehr auf alle schwerpunktmäßig gleich verteilt ist, oder so. Ich wüsste aber nicht, wie. Also ich kann’s jetzt auch nicht sagen: „Okay, der, der einen Tag da mitmacht, kriegt keinen Kochdienst.“ Dann geht da das wieder durcheinander. Ähm, man kann auch nicht sagen: „Du musst das jetzt.“ Das soll ja auch kein Zwang sein, sondern das ist ja was, was jeder freiwillig mitmacht. Also das finde ich- wurde auch mal, glaube ich, vor meiner Zeit mal diskutiert. (I: Okay.) Und wurde dann wieder gesagt: „Nee, wir lassen das.“ (I: Mhm.) Ähm-

I: Ja, das sind immer so Themen, die mal aufkommen und dann mal wieder verschwinden. (IP: Genau. Genau.) Okay. (.) Gut! Dann sind wir am Ende angelagt. Gibt es noch irgendwas, was dich gerade, äh, umher treibt?

IP: Beschäftigt?

I: Was du- Oder was ich vergessen habe? Was du gerne im Zusammenhang mit Kinderläden oder Eltern-Kind-Initiativen noch nennen möchtest?

IP: (3) Nö.

I: Nö. Gut! Dann bedanke ich mich recht herzlich.

IP: Gut! Gerne. Danke dir.

[Ende der Aufnahme: 55min45sec]

[Beginn der Aufnahme]

I: Dann starten wir auch schon mit dem Kinderladen- (.) Interview Blätter rascheln - und zwar würde ich zunächst ganz gerne wissen, wie du selber betreut worden bist, wenn du dich daran noch erinnerst. (IP: Mh.) An deine Betreuungsgeschichte.

IP: Also wir haben zuerst woanders gewohnt. (IP: Mhm.) Da war ich in einem Kindergarten, normalen städtischen Kindergarten. Und dann sind wir umgezogen. Und dann war ich nochmal in einem normalen städtischen Kindergarten.

I: Mhm. Ab wie viel Jahren warst du da?

IP: Ab 3.

I: Okay. Vor- und nachmittags? Oder war das nur vormittags? Weißt du das noch?

IP: überlegt Mh. Ich glaube, das war beides nur vormittags.

I: Okay. Das heißt nachmittags wurdest du von wem betreut?

IP: Meinen Eltern.

I: Okay. War deine Mutter auch berufstätig?

IP: Nee.

I: Die war komplett zuhause?

IP: Ja.

I: Okay. Hast du noch Geschwister?

IP: Nein. lacht

I: Okay. Das heißt, du wurdest, ähm, rundum versorgt, alleine.

IP: Genau. Ja.

I: Okay. Ähm (.) dann steigen wir direkt in die Kinderbetreuung ein. Und zwar würde ich, unabhängig vom Kinderladen, gerne wissen, was für dich Kriterien für die Kinderbetreuung waren. Also was war dir wichtig für dein Kind?

IP: Mh. Zum einen halt, dass es natürlich gut betreut ist. Und das heißt für mich, dass es, ähm, dass es eine recht kleine Gruppe ist. (I: Mhm.) Also deswegen war bei mir auch der Grund „Kinderladen“. (I: Mhm.) Ähm, dass individuell, praktisch auch auf die Wünsche eingegangen wird. Oder halt einfach auf die Entwicklung geguckt wird, wo steht mein Kind? Was ist gerade wichtig? Was (.), ja, was sind seine Probleme? Und halt dann auch natürlich auf eine Zusammenarbeit mit den Eltern. (I: Okay.) Also dass man halt natürlich mitkriegt, was- was passiert gerade im Kindergarten oder auch durch die Kochdienste, dass man ein bisschen sieht, mit wem spielt mein Kind? Was macht es gerade? Also ich habe letztes Mal zum Beispiel gemerkt, dass er die ganze Zeit die anderen Kinder ärgert. lacht Also solche Sachen, was man halt einfach zuhause gar nicht richtig mitkriegt. Und was das Kind einfach auch nie erzählt. So, also dass man einfach so den Alltag ein bisschen mitkriegt. Und dass natürlich mein Kind gerne hingeht. Dass es Vertrauen hat zu den Erziehern, das finde ich super wichtig. Ja. Und dass es auch einfach sich frei fühlt. Also nicht unterdrückt fühlt. Oder jetzt irgendwie Angst hat, oder so.

I: Mhm. Und wie war der Entscheidungsprozess mit deinem Partner? Also, habt ihr euch darüber ausgetauscht, was gut wäre?

IP: Ja.

I: Und da hast du quasi Kinderladen empfohlen? Oder kannte er das auch schon vorher, das Konzept?

IP: Nee. Also halt von meiner Arbeit. (Anmerkung I: IP_in arbeitet im Kinderladen als Erzieherin)

I: Stimmt. Gut, darüber, äh-

IP: Kennt er das.

I: Kennt er das.

IP: Also ihm war klar, dass es halt mit Elterndiensten verbunden ist. (I: Ja.) Und (.) ja-

I Und da hast du gesagt: „Kinderladen würde ich gerne für mein Kind haben.“?

IP: Ja. Ich finde einfach diese kleine Gruppen- Also ich finde, das bei der Stadt, dieses 25 Kinder, zwei Erzieher- (I: Mhm.) finde ich einfach zu viel. Oder auch so dieser Lärmpegel. (I: Mhm.) Also, ich kenne solche Einrichtungen und ich finde es einfach schlimm dort zu sein. lacht (I: Ja.) Und deswegen- Also ich finde, es sind einfach zu große Gruppen oft.

I: Hast du selber auch im städtischen mal gearbeitet?

IP: Mhm.

I: Kannst du vielleicht auch einen Vergleich ziehen? Also, was ist ein großer Unterschied zwischen städtischen und Kinderladen?

IP: Ja, gerade dieser Betreuungsschlüssel, auf jeden Fall. Dieses- Ja, und halt auch so, dass es so sich verläuft. (I: Mhm.) Die Zusammenarbeit mit den Eltern natürlich, ganz klar. Das ist ein Riesenunterschied. Also, wir haben die Eltern eigentlich nur gesehen in der Abholsituation, zwischen Tür- und Angel. Es gab wenig Elterngespräche, wenig Elternabende. Das ist natürlich jetzt jeden Monat einer. (I: Mhm.) So (.) ja (.). Und halt auch so das Ganze. Also ich meine, das ist ja- so Kinderladen ist ja schon immer so eine kleine Familie irgendwie. Man kennt sich, man kennt auch die anderen. Und das ist einfach so sehr familiär und sehr nett eigentlich. Also und meistens freundschaftlich eigentlich auch.

I: Mhm. Wie bist du selber damals auf Kinderladen gekommen, als Erzieherin? Also wenn du das Konzept ja eben schon kanntest jetzt für deinen Sohn. Aber dann warst du ja zuerst im Kinderladen, quasi.

IP: Ah, ich habe mich früher auch ziemlich mit 68er Bewegung befasst. lacht (I: Okay.) Und also, ja. Antiautoritäre Erziehung habe ich so ein bisschen- habe ich ein paar Bücher gelesen. Und Summerhill und so Sachen. Und fand’s eigentlich sehr spannend. Und finde es nach wie vor eigentlich ein gutes Konzept. Also gerade eben, dass man mit den Eltern an einem Strang zieht. Dass man halt auch, ja, zusammen arbeitet, ist natürlich auch für die Kinder voll wichtig. Dass die sich nicht- dass man nicht ausspielen kann, die Eltern und Erzieher. Oder irgendwelche Sachen erzählen kann und das dann anders- Also, ich find’s nach wie vor gut. Ich finde es auch angenehm dort zu arbeiten. Also mal mehr, mal weniger. lacht Das kommt auch viel auf die Elternschaft an. (I: Ja.) Also es gibt natürlich Eltern, die es total ausnutzen und die auch echt stressig sind, finde ich.

I: Inwiefern?

IP: Also als Erzieher. (I: Ja.) Also die halt einfach so dieses, ja: „Wir sind jetzt hier die Chefs. Und ihr habt jetzt zu tun, was wir wollen.“ Und halt so die Arbeit gar nicht schätzen. Und auch gar kein Vertrauen haben, so habe ich manchmal das Gefühl gehabt. So dass sie halt so dieses- (2) ja, wie soll ich sagen? Halt irgendwie ihr Ding durchziehen wollen. Und das ist natürlich- wenn 15 Leute ihr Ding durchziehen wollen, sind das halt 15 komplett verschiedene Themen oft. lacht Ich hatte gerade mit einer ehemaligen Kollegin[26] mal einen Elternabend, da- die einen haben sich beklagt, dass wir zu viele Regeln haben, während die anderen sich beklagt haben, dass wir zu wenig haben. lacht Also, das war irgendwie so- wir standen halt so da und haben gedacht: „Na super, was können wir jetzt damit anfangen?“ Eigentlich machen wir es genau richtig. lacht (I: Ja.) Wir sind wahrscheinlich in der Mitte. Also so, dass man halt nicht auf alle Wünsche eingehen kann. Also wenn die Eltern einfach zu viele Wünsche haben oder zu viel denken, ja sie können sich da mit einmischen, und so-

I: Wie bist du selber damit umgegangen dann?

IP: Ach wir haben eigentlich unser Ding halt weitergemacht.

I: Okay.

IP: Schlussendlich hat das ganz gut geklappt.

I: Das ist quasi auch für dich ein Vorteil, als Erzieherin im Kinderladen? (.) Dass man sein Ding machen kann?

IP: Nee. Ich finde eher weniger. (I: Okay.) Also weil man halt sehr viel Ansprüche hat von den Eltern. Und jeder es eigentlich so möchte, wie er es halt zuhause auch macht. Und dass man auf jedes Kind am besten einzeln- Also kann man ja ein stückweit, aber nicht, wenn der eine jetzt gerne ins Kino möchte und die andere Gruppe halt nicht. Dann kann man natürlich nicht mit dem einen Kind ins Kino gehen. Also- (I: Ja, klar.) Das- und da habe ich manchmal das Gefühl, dass manche Eltern halt das wünschen, wenn das eine Kind jetzt das Interesse hat, dass man das komplett verfolgt. Und das geht nicht in einer Gruppe. (I: Mhm.) Und dass sie halt oft so (.) alles auf den Kinderladen schieben. Also so, dass dort halt alles abgedeckt wird. Wo ich denke, ich meine, es gibt ja auch noch ein Zuhause. Also, man hat die Wochenenden, wo man- wenn einem das jetzt wichtig ist- Also mein Kind ist voll der Eisenbahnfan. Das tue ich jetzt nicht den Erziehern sagen, dass sie jetzt bitte irgendwas Eisenbahnausflüge machen. Das kann ich mit meinem Kind am Wochenende machen. Und ich denke, das muss auch von den Eltern abgedeckt werden, so speziale Interessen, einfach.

I: Ja. Und was wären dann, ähm, für dich jetzt als Erzieherin Vorteile als Erzieherin im Kinderladen? Also, wie würdest du das schildern?

IP: Ich finde auch- Also die Gruppe auf jeden Fall, die Gruppenstärke, der Austausch. Es ist oft, ähm, also viel- ein guter Betreuungsschlüssel, besserer. Ähm, die Zusammenarbeit mit den Eltern, finde ich auch als Erzieherin wichtig und gut. Also die gleichen Punkte eigentlich fast.

I: Ja, deckt sich. (IP: Ja.) Okay. Das heißt, ähm-

IP: Und du kannst zum Beispiel das Team auch selber aussuchen. Was bei der Stadt ja auch oft nicht so ist. (I: Stimmt.) Das finde ich auch einen sehr großen Vorteil, weil, ich finde- Also wenn sich das Team nicht versteht, oder man mit Leuten zusammenarbeitet, wo man ein komplett anderes, pädagogisches Denken und Arbeiten hat, das geht eigentlich nicht. (I: Ja.) Also das ist- das klappt dann nicht. Also (.) und das finde ich was sehr wichtiges, dass sich die Erzieher einfach einig sind. Dass die sich verstehen. Und dass es eine harmonische Gruppe ist. Das ist so die Grundvoraussetzung für eine funktionierende gute Gruppe halt. lacht (I: Ja, auf jeden Fall.) Also-

I: Aber das ist ja echt interessant, dass du quasi, äh, als Erzieherin das Konzept, quasi, auch so gut findest, dass du deinen Sohn auch in den Kinderladen quasi dann gegeben hast. (IP: Ja.) War er, du sagtest, dass der Kinderladen jetzt, wo er jetzt ist, ab 3 ist? (IP: Mhm.) Wo war er davor? Oder war er zuhause?

IP: Wir haben mal einen anderen Kinderladen ausprobiert. lacht (I: Okay.) Das war ein bisschen eine Geschichte, die schief gegangen ist. Ich habe ihn halt oft auch- Also es hat eine Vorgeschichte. Ich habe ihn halt oft mit zur Arbeit genommen, zu meinem Kindergarten. Also ich habe halt gearbeitet, während ich ihn- also praktisch, wenn er zuhause war. (I: Cool, das ging?) Ja, ich habe halt solche Arbeiten dann angenommen, wo ich gesagt habe, ich muss halt ab und zu meinen Sohn mitbringen. Ähm, und dadurch hat er halt immer- Er wollte halt immer gerne in den Kindergarten. Und dann habe ich ihn halt ziemlich gepushed. Habe gesagt: „Jetzt hast du endlich einen eigenen Kindergarten.“ Und habe das auch- Und er war super glücklich da. Und das war auch ein Kinderladen, aber die hatten- Also ich kenne ja viele Kinderläden. Die hatten ein komplett anderes Konzept. Also das ist, ähm- (.) Das war so, dass die diese Funktionsräume hatten. Aber dass die, ähm, immer mit der kompletten Gruppe gewechselt haben. (I: Okay.) Also das heißt- Und das war schon also bei der Eingewöhnung total schrecklich. Es waren praktisch drei Erzieher, ich glaube 11 Kinder, plus noch mal zwei Mütter, die ihre Kinder eingewöhnt haben oder drei. (I: Puh.) Also, weiß nicht, fünf, sieben Erwachsene und 11 Kinder in einem Mini-Raum. Also die waren halt so groß, wie das hier. (Anmerkung I: IP meint die Größe ihres Wohnzimmers, in etwa 14qm) Und dann war das halt praktisch so der, was weiß ich, der Morgenkreisraum. Und dann sind sie halt irgendwann weiter und sind dann halt in die Puppenspielecke, dann mussten halt alle elf mit diesen Kindern in der Puppenspielecke spielen. Und die durften aber nicht selber wechseln, die Räumlichkeiten. (I: Krass. Okay.) Die mussten dann echt in diesem- Und dann war das auch- Die hatten wahnsinnig viel, super tolles Spielzeug. Also diese ganzen Holzspielsachen und wahnsinnig toll. Aber es wurde halt sehr viel vorgegeben. Also die Erzieher haben eine Kiste rausgestellt und damit wurde dann gespielt. (I: Mhm.) Und das ist halt- Solche Sachen, die kenne ich halt von Kinderläden oder generell vom Arbeiten überhaupt nicht. Also normal dürfen sich die Kinder frei verhalten und das Kind, was malen will, kann jetzt malen. Das nächste kann toben, kann in Toberaum gehen. (I: Mhm.) Also so- Und das- Und dann war’s halt auch so, dass ich- dass die halt (.)- Es war immer so eine bedrückte Stimmung. Also es war- Die waren ziemlich streng, was ich eigentlich vom Prinzip her auch okay finde. Also dass es funktioniert. Aber es war halt irgendwie so, dass du halt echt beim Essen- also du hast, sagen wir mal 20 Kinder und du hast eine Stecknadel fallen hören, die haben nicht reden dürfen. Also es war wirklich so, dass du so gegessen hast und- Ich hatte ja schon Angst, dass ich zu laut war. (I: Ja.) Also mit- Genau, Eltern durften- waren eigentlich gar nicht erwünscht, dass die Eltern mitessen. Beim Kochdienst haben sie mir gesagt, dass, ähm, ich soll bitte- ich soll meinem Kind nicht sagen, dass ich Kochdienst habe, weil sonst wollen- würde es eventuell in die Küche wollen. holt Luft

I: Das klingt aber gar nicht mehr nach Kinderladen.

IP: Nee, eben. Also das war- und das war für mich dann auch eine ziemlich heftige Zeit. Also ich habe echt schlaflose Nächte gehabt, weil ich dachte: „Meinem Kind geht’s eigentlich gut in diesem Laden. Mir ging’s-“ Also ich hätte fast jedes Mal geheult, wenn ich ihn abgeholt habe, weil ich das so schrecklich fand. Und diese Situation dort. Und dann war’s halt auch, dass die fast nie rausgegangen sind und mein Kind jedes Mal, wenn ich ihn abgeholt habe, saßen alle Kinder alleine da, vor irgendeinem Lernspiel und, ähm- Ja, mein Kind steht auf diese Lernspiele total. Also er war irgendwie total im Glück. Aber halt eine Erzieherin daneben. Also der Schlüssel war natürlich auch super. Aber es war halt irgendwie nicht das, was ich erwarte. Weil ich denke, die Lernspiele kann ich zuhause mit ihm machen. Dazu- Ich brauche- Und auch Konflikte wurden sofort unterbunden. Also wenn er sich mal kurz gekappelt hat, dann ging’s gleich irgendwie so: „Nein.“ Und: „Das geht nicht. Und auseinander.“ Und so. Und das ist halt für mich was- Also ich halte es immer ziemlich lange aus, wenn die sich streiten, und gucke halte auch, weil ich denke, es ist wichtig, sie müssen miteinander klar kommen. Ähm, das ist das was sie lernen müssen. (I: Mhm.) Und das ist das, was ich ihnen auch nicht geben kann zuhause. Also dieses soziale Lernen und, ähm-

I: Konfliktfähigkeit, ne.

IP: Konfliktfähigkeit. Selber entscheiden. Was mache ich? Was möchte ich? Und was möchten die anderen? So, irgendwie so dieses Gruppendynamische. Und, ja, ich habe dann auch- Also nach mehreren schlaflosen Nächten habe ich gesagt: „Ich nehme ihn da raus.“ Also ich wechsel wieder, was- wo ich auch dachte: „Das ist vielleicht mein Film. Das wollte ich halt nicht.“ (.) Aber, ähm, ja, ich habe es irgendwann echt nicht mehr ausgehalten. Und der jetzt ist das komplette Gegenteil. lacht Also die sind mir manchmal eher zu locker und zu frei, aber ich komme damit echt wesentlich besser klar, wie damit. Also das ging irgendwie nicht.

I: Okay. Wie lange war er dann da, in dem anderen Kindergarten?

IP: Nicht lange. 3 Monate.

I: Und wie alt war er dann?

IP: Er war fast 3.

I: Okay. Und dann konnte er direkt dann rüber wechseln.

IP: Genau.

I: Dann kommt mir irgendwie der Gedanke, wenn du gleich den Kinderladen wolltest, hast du dann auch gleich einen Platz bekommen? Weil das ist ja eigentlich schwierig, oder?

IP: Nee, das ist voll schwierig. Also das sind hier, teilweise, echte Castings. (I: Okay.) Also, was- Die krasseste Geschichte, die ich gehört habe, ist, dass man ein Video mitbringen sollte, von seiner Familie und von seinem Zuhause und sein Kind da drin vorstellen. lacht Also so eine- I lacht herzlich mit Manche machen echt eine Powerpoint-Präsentation von ihrem Kind. Also ist echt ungelogen. Also ist echt hart. Also- Und das- Manchmal habe ich mir auch gedacht: „Das ist mir echt zu viel.“

I: Das macht ja auch gar keinen Kinderladen mehr so richtig aus, ne? Also-

IP: Nee! Aber es ist halt- Das ist halt- Also mittlerweile ist es so ein Eliteding geworden. Leute, die irgendwas anders oder irgendwas Besseres wollen für ihre Kinder, und einfach deswegen auch- Also ich meine, es gibt ja auch unterschiedliche Aspekte, warum man einen Kinderladen möchte. (I: Ja.) Und, also bei manchen Kinderläden, also bei sehr beliebten, da waren teilweise- Wir sind öfters in den engeren Umkreis gekommen, also engeren Kreis gekommen. Und das war dann halt immer noch 30 Leute für einen Platz. (I: Boah.) Die engere Auswahl. (I: Ja.) Oder bei manchen Kindergärten habe ich angerufen, da haben sie gemeint: „Ja, sie haben zwei Plätze und 300 Anfragen.“lacht (I: Oha.) Also deswegen- Also ich habe dann echt irgendwann Panik gekriegt und habe ihn bei sämtlichen Einrichtungen, auch bei Nicht-Kinderläden. Ich habe ihn einfach überall angemeldet. lacht (I: Ja.) Ich dachte, ich brauche irgendwann echt einen Platz. (I: Klar.) Also ab drei brauche ich spätestens einen, so. holt Luft Und, ja, das ist schon heftig. Also-

I: Und dann habt ihr mit Glück dann einen dort bekommen?

IP: Ja, den ersten, den haben wir- Ja, der war ziemlich früh schon, stand es halt fest. Da sind wir auch in die engere Auswahl gekommen und dann musste man da auch so Gespräche führen, mit den Erziehern, mit den Eltern, oder teilweise auch beim Elternabend sich vorstellen und solche Sachen. Und ja, da haben wir dann einen bekommen. Deswegen war ich eigentlich auch glücklich und habe auch nichts anderes mehr probiert. Das war, wo er jetzt ist, das war immer mein Kinderladen, wo ich gedacht habe: „Ja, da würde ich ihn gerne hintun.“

I: Ja, klar, wenn es auch in der Nähe ist, ne.

IP: Ja, und das kam dann auch so. Also ich habe dann dort eigentlich zufällig angerufen und habe gesagt: „Ah, ich wollte einfach mal nachfragen, wie es aussieht gerade mit den Plätzen.“ Und dann haben die gesagt: „Ah, wir suchen gerade eigentlich ein Mädchen, aber sie würden jetzt auch einen Jungen nehmen.“ Also sie finden niemanden, in dem Alter. Und dann haben sie gesagt: „Ach, ich soll doch einfach mal vorbei kommen und mir das angucken.“ Und mir ging’s eigentlich fast zu schnell. lacht So dieser Wechsel. Weil ich wollte eigentlich jetzt noch mal anrufen und fragen, ob wir-

I: Für irgendwann mal. lacht

IP: Genau, für irgendwann mal. Ob es einfach die Chance gäbe. Und dann hat sich das halt so ergeben, dass wir dann auch gleich dort auf dem Elternabend gelandet sind, die gesagt haben: „Ha ja, klar, sie nehmen uns.“ Und dann war es natürlich super. Also, konnte ich ihn da halt gleich raus nehmen und-

I: Sehr cool.

IP: Ja. Also das war dann schon so ein bisschen Schicksal. lacht

I: Aber auch eine interessante Geschichte. lacht (.) Ähm (2), gut dann brauche ich die eine Frage gar nicht zu stellen, weil das hast du jetzt ausführlich erläutert. I und IP lachen Ähm (.) du kennst jetzt Kinderladen zum einen aus deiner Berufstätigkeit, das finde ich auch wichtig, dass du das auch immer wieder, ähm, davon auch berichtest, weil das habe ich selten, Erzieherin und Mutter quasi im Kinderladen. holt Luft Ähm, wenn du jetzt die Jahre rekapitulierst, wie nimmst du das Organisationsmodell- also unabhängig von der Pädagogik, sondern diese Einrichtung Kinderladen wahr? Also wie erlebst du die?

IP: Ha, schon zum Teil ein bisschen chaotisch. Also das ist ja oft, finde ich- Also was mich ein bisschen stört, sind oft so diese Zuständigkeiten, dass es nicht ganz klar ist. Also wo sind jetzt die Zuständigkeiten für die Eltern? Wo sind die bei den Erziehern? Oder gerade auch so Abholsituationen. Also wenn beide da sind. Das ist glaube ich für beide auch stressig, also für Erzieher und Eltern, weil keiner so richtig weiß, wer kümmert sich gerade um die Kinder. Und gerade unsere Erzieher haben auch gemeint, also die Unfallgefahr steigt immer um die 90%, wenn die Eltern dann da sind. lacht herzlich Also, das ist, ja- Und so ist es halt auch oft in der Organisation, dass einfach, ähm, ja- Dass- oder dass halt diese Ämter oft nicht ganz klar sind, den Erziehern, äh, korrigiert sich den Eltern, was sie machen müssen. Dann irgendwie das doch nicht so richtig machen. Oder dann bleibt es oft wieder bei den Erziehern hängen. Also manchmal ist es schon ein bisschen chaotisch. Aber klar, ich meine, es sind halt alles Menschen, die das halt auch einfach nicht berufstätig machen. Also, das muss man halt auch sehen.

I: Ja. Und jetzt aus Sicht als Mutter eines Sohnes im Kinderladen, wie erlebst du da vielleicht Vor- und Nachteile. Also das eine ist das Chaotische, das andere ist vielleicht- Gibt es da andere Aspekte?

IP: Ich finde es menschlich. Also ich meine, klar, es läuft nicht alles so total geschmiert, wie jetzt wahrscheinlich in irgendeiner Buchhaltung von irgendwas- von irgendeiner Firma, aber ich denke, es läuft, es klappt. Also es ist vielleicht nicht immer perfekt, aber ich finde es eigentlich ganz gut.

I: Okay. Und die Vorteile? Hast du ja vorhin schon gesagt, mit kleinen Gruppen oder der Personalschlüssel vielleicht, Betreuungsschlüssel auch. Gibt es noch andere Vorteile, die du jetzt am Kinderladen-

IP: (2) Also, je nach- Also ich finde, du kannst halt auch nicht alle Kinderläden über einen Kamm scheren. Also gerade, wie gesagt, der eine war komplett anders, wie der. Und es war trotzdem ein Kinderladen. Ähm, also normal kenne ich es so, dass man halt auch viel raus geht, viele Ausflüge macht und mal so besondere Sachen einfach auch macht. Also dass dafür auch Geld und Kapazität da sind. Dass man sich mal schöne Spielsachen leistet und sich mal überlegt auch: „Sind die sinnvoll?“ Oder auch mit den Eltern zusammen. Oder, dass die Eltern- Also, zum Beispiel, wo Sonnenfinsternis war, da kamen dann auch Eltern und haben so eine Brille vorbei gebracht und haben gesagt: „Ja cool, dann können die Kinder gucken.“ Also, ich weiß nicht, ob das in einem normalen Kindergarten auch so gibt und so geht. Also, das, finde ich, sind so-

I: Dieses Mitdenken auch der Eltern, quasi.

IP: Oder auch dieses Einbringen. Dass man sich auch einbringen kann. Und sagen kann: „Hey man macht jetzt was mit denen.“ Oder: „(Ich habe da jetzt eine gute Idee.)“ Und- (2) Ja.

I: Okay. Also so ist für dich, ähm- So nimmst du den Kinderladen auch wahr? (IP: Mhm.) Jetzt als Mutter. (IP: Ja.) Und, äh, aus Sicht der Erzieherseite, gibt es da vielleicht auch Vor- und Nachteile? Außer die genannten?

IP: (2) Nö. Also ich weiß jetzt gerade nicht, was ich jetzt noch nicht erwähnt habe. Oder willst du jetzt gerade auf was Spezielles raus?

I: Nee, das kommt später. I und IP lachen Nee, aber da fällt dir jetzt spontan nichts noch mal ein.

IP: Nee, jetzt gerade spontan nicht.

I: Okay, dann gehen wir über zur Elternarbeit. Äh, wo du jetzt auch als Mutter wieder gefragt bist. Und zwar ist der Kinderladen ja in der Regel ein eingetragener Verein, der getragen wird von den Mitgliedern und organisiert wird. Ähm, jetzt würde mich speziell interessieren, welche Tätigkeiten zu deinen Aufgabengebieten gehören? Und wie du die in deinen Alltag integrierst, vor allem auch Berufsalltag.

IP: Also ich habe ein ziemlich, ähm, lockeres Amt, muss ich sagen. Ich bin also praktisch für den Kinderschutz zuständig und muss halt gucken, ähm, dass die Erzieher auf diese Fortbildungen gehen und wenn jetzt was anstehen würde, so eine Kindeswohlgefährdung, wäre, wäre ich praktisch Ansprechpartnerin und würde das halt eigentlich vermitteln. (I: Mhm.) Ähm (.) wenn (.) ja- Wenn da jetzt irgendwie ein Fall wäre. Also von daher muss ich gerade- Da keine aktuellen Fälle sind, zum Glück, muss ich gerade eigentlich so gut wie gar nichts machen. (I: Okay.) Also mein Freund hat das Amt Versicherung. (I: Okay.) Der muss halt praktisch, also wenn Versicherungsfälle sind, muss dann halt gucken, also, und muss das, halt, Schreiben an die Versicherung geben und das Geld dann überweisen oder danach gucken.

I: Okay. Das heißt bei euch im Kinderladen hat jeder Elternteil ein Amt? Nicht nur ein Amt pro Familie quasi, sondern jedes Elternteil.

IP: Nee, jedes Elternteil hat ein Amt.

I: Okay. (.) Ähm, gut, jetzt habt ihr beide- Also ich möchte das gar nicht werten, aber ihr habt jetzt relativ gering-

IP: Lockere Amt.

I: Genau, lockere Ämter.

IP: Ja! Ja, das ist mir auch- Also das wollte ich auch mal beim Elternabend ansprechen, dass ich denke, also das es ein bisschen ungerecht ist. Also ich würde auch gerne mehr machen, könnte mehr machen. Gut, ich war jetzt letztes Jahr schwanger. Und jetzt mit einem Baby, war ich eigentlich ganz froh ((mal einen Abend-)), und dachte ich: „Ich bin jetzt mal ruhig.“lacht Ähm, aber sonst- Also es gibt jetzt zum Beispiel das Einkaufsamt, die jetzt praktisch jede Woche einkaufen gehen muss. Und das ist natürlich keine Relation für das, wenn man halt mal einen Fall hat. Also dass man- Oder es gab ein Amt, das ist eigentlich nur akut jetzt, also hauptsächlich im Herbst, wo die halt gucken- Ja, es gibt, finde ich, schon sehr große Differenzen. Aber es wird bei uns auch beim nächsten Elternabend wird es, ähm, nochmal geklärt, was es für Ämter gibt und welcher Aufwand da dahinter ist. ((Wahrscheinlich)) wird es da dann auch noch mal gerechter verteilt.

I: Ja. Trägt man sich auch bei euch einfach in eine Liste ein? Bewirbt man sich dann quasi für ein Amt? Oder wie ist das bei euch dann geregelt?

IP: Nö. Es gibt halt Ämter, und eben- Die waren halt auch alle besetzt. Und dann war’s da eine Mutter, die hatte eben noch dieses Kinderschutzamt und die hat gleichzeitig das Hygieneamt und hat gemeint, sie würde gerne eins abgeben.

4 Monate altes Baby von IP wacht auf und wird begrüßt - Unterbrechung von 4 Sekunden

Und ja, dann habe ich halt gesagt: „Ja, ich mache das.“ Und es gibt halt gerade- Also bei uns ist eigentlich alles gut abgedeckt von daher gibt es gerade keinen so einen Bedarf an, ähm, was es noch alles gibt an Ämtern. (I: Ja.) Also-

Baby wird an den Tisch geholt - Unterbrechung von 25 Sekunden

I: Gut, dann ist eigentlich die Frage- Weil du bist jetzt gerade in Elternzeit quasi, oder?

IP: Ja, von der Arbeit aus bin ich das.

I: Hast du schon mal gearbeitet, während dein Sohn im Kinderladen war?

IP: Ja.

I: Wie war damals die Aufteilung mit Amt, Kinderladen und Beruf, irgendwie?

IP: Ich habe halt mal- Wir arbeiten beide nicht voll. Also von daher geht das voll gut. Also auch mit den Elternabenden. Wir haben uns halt abgewechselt. Und, ähm, ja, ich habe eine 50%-Stelle, mein Freund eine 75%-Stelle. (I: Okay.) Also von daher haben wir die Zeit. Und deswegen können wir da auch- Bei Festen muss man ja auch immer da sein und was backen und hier was bringen. Beim Tag der offenen Tür. Aber das war bei uns jetzt nie ein Problem.

I: Das konntet ihr ja gut organisieren.

IP: Ja, aber wie gesagt, weil wir halt auch nicht voll arbeiten. Als, ich denke-

I: Weil da hört man ja immer von verschiedenen Eltern, dass es irgendwie eine Überforderung ist mit Kochen-

IP: Ja, wenn beide 100% arbeiten und vielleicht auch noch zuhause viel machen müssen. Also ich meine als Erzieherin muss ich jetzt auch nicht so viel machen, vorbereiten. Und mein Freund arbeitet in der Gastro, der muss auch nicht viel vorbereiten. Also das ist jetzt- Das ist eine andere Art Arbeit, wie jetzt irgendein Manager, der, was weiß ich, Geschäftstermine hat und hier und da und durch die Gegend fliegt. Also ich denke bei so Arbeiten ist es vielleicht schon schwieriger.

I: Ja. Wie nimmst du das denn bei euch im Kinderladen wahr? Also gibt’s da irgendwie auch Unmut mal, dass sich darüber beschwert wird: mein Personalamt, zum Beispiel, das ist mir zu viel, ich kriege das mit meiner Arbeit, mit meinen Kindern nicht mehr geregelt.

IP: Nö. Also wir haben auch- Wir sind irgendwann mal drauf gekommen, wir haben keine Alleinerziehende. Also es sind halt alle zu zweit. Und ich denke, zu zweit mit Partner ist es natürlich auch einfacher. Also ich habe eine Freundin, die ist alleinerziehend, und, also, die jammert oft. Aber das verstehe ich auch. Die muss halt alles allein managen. Das heißt, sie muss einen Babysitter organisieren, wenn ein Elternabend ist. Die muss beim Backen oder irgendwas Vorbereiten, muss sie halt immer mit ihren Kindern machen, und alles. Und, wir haben halt irgendwie- Ja, wir sind halt zu zweit, das ist natürlich schon ein großer Unterschied. Also-

I: Und wenn du da an deinen Erzieherjob denkst, kriegst du da öfter mal von Eltern mit, dass es irgendwie (.) Chaos gibt oder Streit gibt wegen-

IP: Wegen Ämtern?

I: Wegen Ämtern. Oder auch Kochdienst? Pädagogischer Dienst? Also das sind ja alles so on-top quasi noch, was dazu kommt.

IP: Da, wo ich arbeite, wir haben gar keinen Kochdienst. Da müssen die Eltern nicht kochen, da- Die- Wir haben da so eine FSJ Kraft, die kocht.

I: Ah! Okay.

IP: Und von daher gibt es um den Kochdienst gar keinen Streit.

I: Dann ist ja erst mal eine Erleichterung da, irgendwo, für Eltern.

IP: Genau. Ja, und das sind auch alles Eltern, die, also eigentlich, die hinter diesem Konzept stehen und gerne mitmachen und sich freuen eigentlich, wenn sie was machen dürfen. Also die machen eher mehr, wie- Die machen auch Bastelnachmittage mit denen und die kommen alle. Also die sind da eher begeistert.

I: Das ist echt toll, so was zu hören mal. Ja.

IP: Also es gibt- Ich denke, es kommt auch auf die Elternschaft oft an. Also ganz arg. Und wie viel Zeit die Eltern einfach haben. Und wie weit sie hinter dem Konzept sind. Also, ich meine, ich glaube, die Leute, die jetzt irgendwie eigentlich gar keine Zeit haben für ihre Kinder, weil sie total in ihrem Berufsleben sind und einfach nur einen Kinderladen wollen, weil sie was anderes oder was Besseres wollen, die sind natürlich, glaube ich, die auch einfach gar keine Lust haben auf so Ämter. Ich glaube, da ist es dann halt schwieriger. Also-

I: Kriegst du das auch mit? Diese, die was Besseres wollen für ihre Kinder? Oder-

IP: Also ich fand eher bei im Kinderladen-2[27] gab’s da- lacht Damals! Also ich weiß nicht, wie es jetzt ist. Es sind ja ganz andere Leute. Aber damals gab’s schon so, die, ja- Die eigentlich nur Ansprüche gestellt haben, aber selber halt wenig gemacht haben.

I: Das ist immer noch so. lacht Also ich bin jetzt auch wieder ein Jahr raus, aber damals war es halt immer noch so, ja.

IP: Ja. Und ich glaube, es sind, ja, es sind verschiedene Einrichtungen.

I: Aber interessant, dass du, äh, diesen Unterschied irgendwie auch feststellst. Also du kennst jetzt ja wirklich viele Kinderläden, was du schon gesagt hast. Und, dass es- klar hängt es immer von der Elternschaft ab. Aber ich habe eben auch das Gefühl, dass gerade bei dem Kinderladen-2 immer die Eltern ankamen, die so wirklich Elite für ihre Kinder wollten. Und das ist schön, dass du auch mal andere Sachen irgendwie erwähnst, von anderen Kinderläden. (.) Ähm, ja, vielleicht haben die sich auch gegenseitig angelockt, irgendwie, als Elternteile.

[...]

IP: Ja, aber das ist auch, glaube ich, die Lage einfach. Also ich glaube, gerade Kinderladen-4 ist ja auch in so einer Lage, wo es so- also praktisch so die reicheren Häuser und bisschen oben. Also in A-Stadt ist ja alles was weiter oben ist, ist ja so diese bisschen reichere Gegend. Und ich meine, ja, ((was haben denn auch die Eltern davon)), denke ich.

I: Okay. So nimmst du das schon wahr, dass es oft mit dem Einzugsgebiet zu tun hat?

IP: Ja, denke ich schon.

I: Ist jetzt eine doofe Frage, aber wie ist denn hier das Einzugsgebiet? Also zum Kinderladen-5 oder auch zu deinem Kinderladen-6?

IP: Also wir haben, klar, wir haben auch gut situierte Eltern. Also, aber, ja, ich glaube alle so ein bisschen auf dem Boden geblieben. Also auch mehr so Arbeiter, nicht alle so jetzt Ingenieure und Architekten und sonst was. Also- Ich meine, da gibt es ja auch solche und solche. lacht

I: Ja, klar. Ja. Es gibt halt auch die- Also es ist halt immer die Frage, was wollen sie für ihr Kind halt auch.

IP: Genau.

I: Weil ich hatte letztens auch. Ich habe ein Vorlauf gemacht für das Interview und dann meinte die Mutter, die ich jetzt aber kannte eben, äh, dass sie- Letztens waren sie auf dem Skiwochenende und sie stand vor der Hütte und meinte, plötzlich stehen da nur diese Riesenautos. Und dann ist ihr erst mal bewusst geworden, was für eine Elitegruppe die auch wirklich sind. Sie fahren alle mit großen Autos in diese Hütte zum Skifahren, was auch ja eine Unmenge von Geld kostet, dieses Skiwochenende. Irgendwie ist das denen so gar nicht bewusst geworden.

IP: Ja. Ja, das ist schon krass. Nee und das ist hier also bei uns eigentlich nicht so. Wir kriegen immer Parkplätze, ich meine- Gut, viele laufen eben auch.

Kurze Unterbrechung von 20 Sekunden, IP stellt Waschmaschine aus und I schenkt sich Wasser ein

I: Gut, die Elternschaft ist eine Sache und die Kinderbetreuung eben dann auch eine andere. (.) Ähm, jetzt ist ja auch bekannt, dass Elternarbeit in Kinderläden höher ist. Hast du jetzt ja auch schon öfter erwähnt. Aber eben auch belohnt wird durch einen höheren Personalschlüssel, durch kleinere Gruppen. Ähm, wie würdest du dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis beschreiben? Also man investiert ja viel als Eltern und findest du das dann ein großer Nutzen für die Kinder bei raus kommt? Oder wie würdest du das Verhältnis beschreiben?

IP: Das kommt auch wieder auf den Kinderladen drauf an. Also ich denke, es gibt auch städtische Einrichtungen, wo man gar keine Elternarbeit hat und die trotzdem voll gut sind. (I: Mhm.) Also weil einfach coole Erzieher da sind und ein gutes Konzept. Also deswegen, finde ich, kann man nicht so pauschalisieren. (I: Okay.) Oder wie der eine Kinderladen, wo ich gedacht habe- Ich meine, klar, für die Kinder, die sind bestimmt alle gut in der Schule später. Aber ich finde, die können halt nicht wirklich Kind sein dort. (I: Mhm.) Und, ja, deswegen, denke ich, dass ist ziemlich individuell von Kinderladen zu Kinderladen. Aber generell finde ich es- Also für mich ist es völlig okay. Und mir macht es ja auch Spaß. Also ich koche dort gerne. Und ich finde es jetzt- Klar, gibt es mal Zeiten, wo es vielleicht nicht so reinpasst. Aber eigentlich bin ich gerne da und koche da auch gerne und finde es auch nett. Ich meine mit ihr (Anmerkung: Baby ist gemeint) war es jetzt die letzten Male ein bisschen stressig. Mit kleinem Baby. (I: Das glaube ich.) Aber, ja, ging auch. Also, die sind auch alle eben, das ist alles so familiär. Dann hat die Erzieherin sie manchmal genommen oder so. Das ist dann- Ja, geht alles. Ich meine, die Kleinen wachsen auch dann direkt rein. Also das ist- bei den Zweiten gibt es eigentlich nie Probleme, glaube ich, mit den Eingewöhnungen. Weil die sich eigentlich so freuen, und das schon so kennen, von den Großen, dass sie später mal da sein werden. Und, ja-

I: Und wie oft organisierst du dann so einen Kochtag mit der Kleinen? Also, gibt’s da noch eine FSJ Kraft, die in der Küche hilft? Oder-

IP: Nee, gar nicht. Das muss man komplett allein machen. Aber das geht. Also, ich meine, man muss halt- Also man ist einen kompletten Tag da bei uns. Also es ist wirklich- Frühstück muss man auch mit machen. (I: Ah, okay.) Also man muss Brot bringen und muss dann das Frühstück machen. Dann muss man das Frühstück mit abräumen, Küche machen und dann halt, ja, anfangen zu kochen. Um 12 gibt es dann Mittagessen. Und sie (Anmerkung: das Baby) habe ich jetzt halt meistens im Tragetuch, was dann ganz gut geht. (I: Okay, stimmt, sowas geht.) Dann schläft sie dann, oder- Das letzte Mal hat sie super geschlafen, bis zwölf, eins. lacht Und ich habe dann halt ganz schnell gemacht, dass ich halt alles fertig kriege (I: Klar. lacht), solange sie schläft. Und wo sie dann wach war, war ich dann eigentlich schon fast fertig mit allem.

I: Das ist dann schon mal stressig, oder?

IP: Ja. Ja. Das war schon stressig.

I: So ein Tag mal, und dann geht’s auch wieder.

IP: Also ich finde, wenn sie mitmacht, bin ich entspannt, aber wenn sie dann halt schreit. Also das letzte Mal hat sie dann voll viel geweint und geschrien und dann nervt’s mich. Also dann- Ich bin dann auch eine Runde spazieren gegangen, aber sie ist halt dann nicht eingeschlafen. Und dann- Also dann merke ich, stresst’s mich halt mehr. Also wenn es ihr gut geht und sie schläft ist das schon okay.

I: Ja. Aber es sind jetzt keine äußeren Einflüsse, die jetzt irgendwie sagen: „Boah, das ist so zu viel. Eigentlich war die Entscheidung total falsch, äh, das zu machen.“

IP: Nee, gar nicht. Also mit Kind ist es viel. Ich habe jetzt auch mit meinem Freund gesagt, dass wir es jetzt irgendwie so regeln müssen, dass er dann halt das übernimmt. Oder das wir zumindest einen halben Tag- Dass wir uns den Tag teilen, dass sie nicht- Also sie ist ja dann von 8 bis 16 Uhr da. Das ist halt schon auch ein langer Tag. Und irgendwann merke- verstehe ich auch, dass sie heim will oder einfach durch ist und keinen Bock mehr hat. (I: Klar.) Und- Ja, dass man das irgendwie teilen müssen. Oder das kann man auch- Also manche tun das dann auch mit anderen Eltern teilen, dass man halt einen halben machen. Also das geht alles. Und das ist bei uns auch ziemlich frei-

I: Ah! Eltern splitten sich dann quasi auf? Die einen machen den einen-

IP: Mhm, genau. Oder wenn das Kind krank ist, dass man sagt: „Ey, ich mache jetzt den Anfang. Aber kannst du übernehmen?“ Oder so.

I: Ah, schön. Ja, aber klingt nach einer schöner Elternschaft dann auch.

IP: Ja. Doch.

I: Okay. Ähm, jetzt kommen wir an- Das finde ich auch interessant, dass du dich selber dafür interessiert hast, für diese 68er Bewegung irgendwie auch. Weil, die Kinderläden aus einer bestimmten Tradition heraus entstanden sind. Also damals ging’s ja vor allem gegen Gehorsam und Unterordnung. Ähm, (.) damals waren eben die Beweggründe vielleicht andere als heute für Eltern.

IP: Das stimmt. lacht

I: Wie würdest du die Beweggründe heute beschreiben? Also, und vielleicht auch diese Veränderung von Kinderladen damals zu heute. Weil, sie tragen zwar noch den Namen Kinderladen, aber was ist davon noch übrig?

IP: Also ich denke nicht mehr viel. lacht Also, ja, ich habe da einige Bücher auch gelesen, also wo es schon- Na ja, ich weiß nicht, ob alle so waren, aber so Berliner Kinderläden, dass halt die Erzieher oder die Eltern halt einfach die Kinder machen lassen haben. Haben auch nicht groß Windeln gewechselt. lacht Und, pf, die haben halt da im Dreck gespielt und waren glücklich, haben halt geguckt, dass sie mehr oder weniger noch da waren und gesund. Ähm, und konnten eigentlich machen was sie wollten und wurden sich so ein bisschen selber überlassen. Und ich denke, davon ist eigentlich nicht mehr viel übrig geblieben, was auch ganz gut ist. schmunzelt Also, ich bin eigentlich auch eher für Regeln und für klare Regeln und für Konsequenz und Durchsetzen. Ich meine, was, glaube ich, in Kinderläden nach wie vor anders ist, also ich glaube, so, ja, das Essen. Also mein Kind sieht immer aus. Es ist furchtbar, wenn es vom Essen heim kommt. Aber ich weiß nicht, ob es auch an ihm liegt. Alle anderen Kinder sehen nicht ganz so schlimm aus. lacht herzlich (I: Okay. lacht herzlich mit) Ja. Ich bin mir auch- Manchmal- Ich kriege echt die Krise, wie der ist. Es ist furchtbar. Ich versuche es an ihn ran zu bringen. Er wischt sich halt den Ärmel quer übers Gesicht. (I: Okay.) Und nimmt keine Tücher. Und- Ja. Für mich- Also, da wäre ich, glaube ich, gerade gerne, also strenger. Oder fände es auch gut, wenn da mehr Wert drauf gelegt wird. Andererseits denke ich, ich meine, gut, das macht er jetzt vielleicht noch zwei Jahre und spätestens mit 6 wird er damit auch aufhören. Warum soll ich mir den Stress geben? Soll ich ihn halt einfach lassen. Also, dann ziehe ich ihn halt einfach um. Es sind halt Berge von Wäsche. Und auch halt, dass sie dreckig werden, klar, im Matsch spielen. Aber das finde ich ja auch gut. Also ich brauche kein Kind, dass super sauber nach Hause kommt und den ganzen Tag auf dem Stuhl saß. Also- Ähm, ja (.), sonst- Also ich denke, es werden schon überall Regeln durchgesetzt, also ich glaube dieses Freie und ohne Regeln und ihr könnt machen, was ihr wollt, ist nicht mehr so. (.) Zum Glück! Also, ich denke, das würden auch die Erzieher und alle nicht durchhalten.

I: Das wäre was anderes, ja. lacht

IP. Ähm (.) und, ja. Ich glaube, es ist trotzdem noch lockerer. Also es gibt ja auch Kindergärten, wo die Erzieher mit Frau soundso angesprochen werden, gibt’s viele, und wo einfach ein anderes Autoritäts- Ich meine, es ist auch ein anderes Autoritätsding, denke ich. Also, es ist vielleicht manchmal auch einfacher, ähm, aber so dieses per Du, dass alle per Du sind. Also gerade in dem ersten Kinderladen, wo Julian[28] war, da musste man die Erzieher mit Sie ansprechen.

I: Tatsächlich?

IP: Mhm. Die wollten das, weil sie gesagt haben, das ist so ein Respektding. Dass- Haben sich halt dadurch irgendwie Respekt erhofft. Oder so. Klar, es gibt halt-

I: Sowohl für Eltern, als auch für Kinder?

IP: Nee, die Kinder durften Du sagen.

I: Achso, die Eltern. Okay.

IP: Nur die Eltern mussten Sie sagen. Also, fand ich auch dann total seltsam. Und auch untypisch für einen Kinderladen. (I: Ja.) Also (.) ich finde das schön, dieses per Du. Dass alle per Du sind. Weil schlussendlich haben wir alle Kinder und- Ich meine, ich finde von mir aus können wir eh das Sie komplett abschaffen. Also, ich finde das bescheuert. Also ich sieze eigentlich nur Leute, die ich nicht mag. So, wenn sie mir halt irgendwie suspekt oder fremd sind, dann sieze ich. Aber sonst, alle anderen, egal wie alt die sind, duze ich. Habe ich eigentlich auch schon immer gemacht. Also ist vielleicht auch für manche seltsam, aber ich finde das einfach netter. Für mich ist das die nette Form, das Du, und die distanzierte, äh, eher unhöfliche, für mich, Form, ist das Sie. Also, ich bin da nicht so der Fan davon. Und deswegen finde ich es eigentlich schön, dieses Du-Verhältnis. (I: Ja.) Und, ja (.), was- Ich glaube von 68- Ich meine, keiner hat auch mehr den Anspruch, dass er möchte, dass die Kinder jetzt total aus der Gesellschaft auswachsen. Ich meine- Ja, wobei die Gesellschaft ist schon nach wie vor ziemlich- lacht Könnte man bestimmt viel verändern, aber ja- Also ich denke, die Kindergärten sind eigentlich sonst alle jetzt nicht so weit, so unterschiedlich. (I: Mhm.) Also dass da so ein Gehorsamspflicht ist, in den anderen Kindergärten, also-

I: Gut, da kennst du ja vielleicht auch den Vergleich zu städtischen, ne. Also ich meine, damals war’s ja eben auch dieses Aufbürden gegen- oder Aufbäumen gegen die städtischen.

IP: Ja, aber damals war halt auch ein normaler Kindergarten, wo die Kinder halt gar nichts durften und wo sie teilweise wahrscheinlich noch geschlagen wurden und- Also das war halt- Ja, gab’s halt gar keine Freiheiten im Kindergarten. Da mussten die total, ähm- waren die total unter- ja, mehr oder weniger, unterdrückt auch. Also, da gab es gar keinen Spielraum für die. Und so ist es, denke ich, auch in den städtischen Kindergärten hoffentlich nicht mehr so. lacht

I: Ja. Und du hast ja auch gesagt, es hängt ja auch vom Personal irgendwie ab. Also wenn in städtischen gutes Personal ist, warum soll es da nicht gut laufen, ne?

IP: Klar. Ich habe auch in einem städtischen mal- Also so ein Praktikum gemacht. Und, ähm, da mussten die Kinder zum Beispiel, wenn die nicht aufgegessen haben, solange sitzen bis der Teller blieb. Und die haben da echt teilweise- Und da habe ich gegen die Erzieher gearbeitet und habe den Kindern halt teilweise echt den Teller weg und gesagt: „Psst. Du hast aufgegessen.“ Weil ich es nicht- ich konnte es nicht mehr ertragen. Also mir haben die echt so leid getan, wie die da- Die hatten keinen Hunger mehr und- Ich meine, in dem Kindergarten, der Julian saß auch schon vor seinem Teller, aber die haben halt das Prinzip, entweder die Erzieher schöpfen, dann, ähm, ja müssen sie nicht aufessen oder wenn sie halt selber schöpfen, dann müssen sie es halt aufessen. Und mein Kind ist halt auch einer, der halt sich Berge auflädt und er lernt es einfach halt nicht. (I lacht) Er lernt’s nicht, zuhause auch nicht. Also es ist echt unglaublich, so, mit Lernen hat er’s glaube ich nicht so. lacht Ähm, ja, dann saßen sie halt auch schon mal da. Aber ich finde es okay. Also wenn es wirklich so das Konzept ist-

I: Klar, wenn es die Regeln gibt, ja.

IP: Eben. Und ich meine, er ist jetzt nicht seit gestern da. Er weiß es und wenn er halt immer noch meint, er muss sich einen Berg drauf tun, muss er halt dran sitzen. Aber bei denen war’s halt irgendwie ständig so. Und das, äh, ja. Dann finde ich es halt nicht okay.

I: Ja, klar. Vielleicht nochmal zu den Beweggründen, die wir- oder die du vorhin auch schon mal angesprochen hast. Was denkst du sind heute Beweggründe für Eltern?

IP: Ja, das sind glaube ich schon eher so- Also eben oft sind es so diese Eliteleute, die dann halt irgendwie einfach was anderes wollen. Vielleicht einfach eine bessere Betreuung. Und dann auch dieser Personalschlüssel, denke ich, ist auch für viele echt ein Grund, dass da- Halt diese Ausflüge und halt auch so Spielsachen. Also es ist ja schon oft so, ja, ein bisschen gehobener wie jetzt so- (.) Ähm, ansonsten-

I: Also dieses Eliteding, kriegst du das auch teilweise mit? Also jetzt in deinem, wo dein Sohn ist?

IP: Nö. Die sind eigentlich alle ziemlich ähnlich, meiner, wo ich arbeite und wo mein Sohn ist.

Kurze Unterbrechung - Baby wird mit Spielzeug unterhalten

Ähm- (.) Beweggründe für den Kinderladen. Ja, ich glaube oft ist schon auch so eine Mundpropaganda. Also einfach, dass man Leute kennt und das erzählt und die das eigentlich auch toll finden. (I: Mhm.) Joa (2).

I: Dass man seinen Freunden vielleicht auch sagt: „Hey, ich bin da, ähm, da ist es toll. Kommt auch-“

IP Ich meine, Beweggründe eben- Also bei manchen ist es bestimmt auch, dass sie einfach mitreden wollen. Also, das glaube ich schon auch.

I: Diese Arbeitgeberfunktion vielleicht dann auch haben.

IP: Genau. So auch, so positiv wie negativ. Also manche wollen bestimmt einfach so auch gucken, wie es ihrem Kind geht und was es macht. Und manche, denke ich, also nutzen es schon auch aus, dass sie halt einfach ihr Ding durchdrücken wollen. So.

I: Am Telefon hast du schon mal angesprochen, dass du jetzt als Mutter teilweise auch eher die Eltern verstehst, die damals in deinem Kinderladen, wo du arbeitest quasi, auch Probleme angesprochen haben. Oder so. Vielleicht kannst du dazu noch was sagen? Also, wie hat sich das verändert, jetzt?

IP: Nee, das sind eher so kleine Situationen, wo ich manchmal gedacht habe- Also, wie jetzt auch, also (.) ich habe gerade so ein bisschen die Abholsituation- Also mein Kind ist- Klar, seit sie (Anmerkung I: Baby, kleine Schwester von Julian) auf der Welt ist, ist er natürlich völlig durch. Ähm, will auch wieder Baby sein, spielt zuhause Baby. Also als Baby kann man natürlich nichts. Und ich muss ihm helfen die Schuhe anzuziehen, und ihn anzuziehen. schmunzelt (I lacht) Und das war zum Beispiel auch was, wo ich früher auch immer gedacht habe: „Oh Mann, die Eltern. Warum? Die Kinder können das doch. Warum ziehen die denen immer die Schuhe an? Und so. Die können das doch.“ Und das kriege ich heute auch- Oder kriege ich immer wieder zu hören: „Hey, hilf dem doch nicht. Der kann das ja.“ Klar weiß ich, er kann das. Aber mein Kind möchte eben gerade Baby sein, weil er gerade, glaube ich, einfach das Gefühl hat, er hat nicht viel Aufmerksamkeit. Manchmal denke ich, ist es nicht einfach okay, ihm mal die Schuhe anzuziehen? Wie jeden Tag immer- So viel Streitigkeiten habe ich gerade mit ihm. lacht Dass ich denke: „Schuhe anziehen ist mir gerade so was von egal.“ Und er kann’s ja auch. Und er muss es im Kindergarten. Und ich finde es auch okay, dass er es im Kindergarten muss. Aber wenn ich da bin und er meint, er muss ein Baby sein und er kann nichts, dann finde ich es auch okay ihm das anzuziehen. Einfach so. Und so manche Sachen, wo ich dann denke: „Ja.“ Ich meine, wenn die Eltern da sind- Ich merke halt, wie es dann auch kippt. Also auch bei meinem Kind, wie er halt komplett anders ist, teilweise rum schreit oder völlig- Ich habe auch so das Gefühl, das ist so ein Ventil. Also, dass die Eltern kommen und dann muss man voll (IP simuliert Kreischen/ Geräusche des Ausflippens) und nichts mehr machen. Und das ist auch beim Kochdienst manchmal. Also wirklich- Also wir haben früher zusammen Kochdienst gemacht, ich und mein Freund, öfters auch, weil wir gesagt haben, es ist so viel, machen wir uns einen schönen Tag. (I: Ja, klar.) Fanden es auch cool, so zusammen zu kochen. Und dann war halt unser Kind total durch. Also, der konnte gar nicht mit dieser Situation: Kindergarten und Mama und Papa. Das war ihm echt, glaube ich, zu viel. Und dann war der so unmöglich. Also- Wo ich auch dann dachte. So, also wenn ich das so, glaube ich, gesehen hätte und- Ich weiß ja, zum Glück ist es zuhause nicht so. Also als Erzieherin dachte ich immer: „Oh Gott, wie ist das denn bei denen zuhause?“ (I: Ja.) lacht Und so. „Hey, wenn die so- Das Kind geht ja so krass mit den Eltern um.“ Und jetzt denke ich: „Hey, mein Kind macht das auch!“lacht herzlich (I lacht mit) Und er macht das aber wirklich nur eben in dieser Situation halt. Also, so diese Show hinlegen und echt nicht mehr hören und komplett, ähm, halt austesten und alles.

Kurze Unterbrechung - Baby schreit

Ja, und da habe ich jetzt schon mehr Verständnis, dass ich einfach weiß: „Ey, so-“ Ja. Also du hast zuhause einfach so viel Streitigkeiten. Und oft schläfst du nicht und bist dann nachts noch wach und bist einfach durch mit den Nerven. Und manchmal will ich ihn auch einfach auch ((in Ruhe)) selber anziehen und weg. Also ich verstehe es halt. Also, es ist schon- Ja. Man weiß halt- Als Erzieher denkt man halt immer- Ja, man stellt sich eigentlich so vor, wie es zuhause ist und dass zuhause auch noch ein Leben ist. lacht Also-.

I: Ja, ja. Ich meine, klar, im Kinderladen oder Kindergarten ist es immer eine andere Situation als zuhause, irgendwie, ne. Ja. (.) Okay. Dann die drei letzten Fragen habe ich jetzt noch an dich. Und zwar die erste: wenn du jetzt noch mal vor der Wahl stehen würdest, vor der Kinderbetreuungswahl quasi, würdest du dich noch mal so entscheiden, oder wie würdest du dich entscheiden?

IP: Also, ich bin ja- Ja, also ich würde mich bestimmt wieder so entscheiden. Also ich finde Kinderladen generell gut, aber wenn ich jetzt einen städtischen Kindergarten hätte, wo ich einfach die Erzieher toll finde und das Konzept, würde ich- könnte ich es mir genauso gut vorstellen. (I: Mhm.) Also, das ist bei mir schon, ähm, auch so auf dieses ganze Team und, ja, die Konzeption und alles. Also, wie das aufgebaut ist.

I: Ähm, wenn du die Möglichkeit hättest, was würdest du am Kinderladen verändern? Also am Konzept Kinderladen quasi.

IP Hm. (.) Ich finde es eigentlich, wie es gerade ist, ganz gut. Was würde ich verändern? (spricht kurz mit Baby und überlegt dabei) Ich meine, ich finde, das kann man so auch wieder nicht sagen, weil es ja wirklich so viel unterschiedliche Konzepte gibt. Also bei dem ersten Kindergarten würde ich eigentlich alles verändern. lacht Also so, diese Funktionsräume finde ich total- fand ich total bescheuert. (I: Mhm.) Und dass die Kinder nicht frei entscheiden durften, was sie spielen können, und so. Also da hätte ich wahnsinnig viele Veränderungsvorschläge gehabt. Aber, ähm, ja- Es gibt, finde ich, auch Kinder- Also da wo ich arbeite, das finde ich eigentlich echt einen guten Kindergarten. Und da finde ich, da läuft’s auch voll gut. Also- Ja bei dem, wo der Julian ist, würde ich- Also, da würde ich mir manchmal schon- Da sind halt zwei Männer.

I: Ah, Erzieher.

IP: Erzieher, genau.

I: Zwei Erzieher in der Gruppe?

IP: Mhm.

I: Ach witzig.

IP: Aber auch eine Erzieherin.

I: Okay. Also ich merk‘s so, dass die schon- Also ich würde es nicht ändern, ich finde das super, dass da zwei Männer sind. Aber ich merke es, dass da, ähm- Die denken anders. Also, ich meine, Männer denken ja eh ein bisschen anders. Aber zum Beispiel, ich habe auch Kochdienst gemacht, da waren es, ja fünf, sechs Grad draußen. Die Sonne hat natürlich super geschienen und es waren die ersten warmen Tage. Und die Männer waren: „Hey Kinder, ihr braucht keine Jacken anziehen! Es ist Sommer!“(I lacht) Und ich denke mir: „Nee, oder?!“ Ich erzähle meinem Kind den ganzen Tag: „Ey zieh eine Jacke an. Es ist noch Frühling. Es ist noch nicht Sommer.“lacht Und so. Und die Kinder alle: „Yeah!“ Und ich habe ihn dann auch zur Seite genommen und gesagt: „Du, es ist echt kalt.“ Und er so: „Echt?“ Er stand dann auch im T-Shirt da. „Es ist doch Sonne. Ist doch super.“ Hat auf sein Handy geguckt: „Hey 8 Grad. Das passt.“ Ja, so, das sind halt so Sachen, wo ich dann halt manchmal denke, so, ja okay. Aber das ist, glaube ich, dieses Männerding, die sehen das anders. Also ihnen ist selber nicht so kalt, wie Frauen halt irgendwie. lacht (I: Ja.) Und, ähm, ja. Die gehen halt von sich aus. (I: Mhm.) Aber wo ich mir manchmal auch denke: „So, ah ja, ein bisschen mehr, ähm, dass sie danach gucken. Dass sie auch gesund sind.“ Und ja. „Dass sie halt auch trockene Haare haben, nach dem Schwimmen.“ Oder solche Sachen. Dieses mütterliche fehlt mir da manchmal ein bisschen. (I: Okay.) Aber ich meine, man hat natürlich auch viele Vorteile, wenn man Männer hat. Also, ja. Also, aber das würde ich jetzt auch nicht ändern. Aber, ähm-

I: Aber irgendwas an der Organisation? Also gerade, ich denke oft an Leitung. Ja oder nein? Hast du da eine Haltung zu?

IP: Ich bin generell gegen Leitung eigentlich, weil ich denke, es bringt nichts groß. Also ich finde es eigentlich schön, wenn eigentlich alles im Team- Also ich denke, es reicht auch, wenn man alles im Team bespricht. Ähm, ja. Also von daher. Weiß nicht, bei dem (Anmerkung I: Kinderladen) gibt es eine Leitung. Aber die ist jetzt auch nicht, jetzt groß- Also die hängt es nicht wirklich raus.

I: Wo du jetzt mit deinem Sohn bist?

IP: Ja.

I: Ah!

IP: Da ist eine Leitung jetzt. Ähm, da wo ich arbeite, da- Ja, da hat sich die Leitungsstelle gewechselt und hatte das Gefühl, seitdem ist die generell anders. Also so, dass sie dann, so ein bisschen, wie soll ich sagen, ähm- Es gibt halt Leute, finde ich, die können mit Leitungsstellen umgehen und Leute, die könne es halt weniger. Also die hängen das dann eher raus, dass sie halt jetzt die Leitung sind. Also ich hatte auch mal eine Leitungsstelle auf einem Abenteuerspielplatz und ich habe das nie betont. Also weder vor den Kindern, noch vor den Eltern, noch vor meinen Kollegen. Also wir haben alles gleichberechtigt entschieden. Und- Ja, es war halt auf dem Papier die Leitung und schlussendlich, arg viel mehr- Also ich glaube, ich hab gar nicht mehr Geld gekriegt. Also, eigentlich hat man von dieser Leitungsstelle oft nicht viel. (I: Okay.) Also-

I: Gut, dann fragt man sich auch, warum das jetzt so ist.

IP: Genau. Warum hat man das? Ich meine klar, einer muss die Verantwortung haben oder die größere, aber man kann das ja auch als Team haben. So. Und von daher denke ich, es kommt drauf an, wie die Leute damit umgehen, mit dieser Leitungsstelle. Genauso auch mit Vorstandsstellen. Also, das ist- Manche können damit voll gut, die wollen ja wirklich nur so das Beste und wollen damit umgehen. Und manche hängen es halt raus: sie sind jetzt der Vorstand und haben Extrawürste und müssen meinen, sie sind jetzt was Besseres. (I: Mhm.) Also, weil sie- Und, ja, das kommt auf die Leute drauf an.

I: Ja! Aber interessant, dass du, wo du arbeitest, das habe ich jetzt richtig verstanden, da gibt es auch eine Leitung? (IP: Mhm.) Aber die- Da merkt man nicht wirklich-

IP: Ich finde, die hat sich geändert. Also sie, ich finde, sie ist mehr im Stress, irgendwie auch. Und, ähm, man hat so das Gefühl, sie muss mehr, alles so managen. Also, was ich so früher das Gefühl hatte, es war halt mehr so ein Team. Jetzt ist es irgendwie so, ja, sie muss irgendwie immer so auf allem die Oberhand haben.

I: Okay. Und was sind ihre Tätigkeiten dann? Also was muss die mehr machen quasi, als ein in Anführungsstrichen „Erzieher“?

IP: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Aber ich meine, sie- (2) Ja. Ich meine, ich habe da eben eine 50%-Stelle, von daher muss ich (I: Gut, da interessiert es einen nicht wirklich, ne.) muss ich da eh nicht so, ähm- Aber sie ist halt- Ich weiß nicht, was ihre Mehr-Aufgaben sind. Ich denke sie hat halt-

I: Eher Ansprechpartner für die Eltern auch? Also für Personalvorstand oder-?

IP: Nö. Das haben wir eigentlich auch geteilt. Also wir haben die Kinder aufgeteilt, und jeder hat halt ein Kind, so-

I: Okay. Dann gibt es vielleicht auf dem Papier eine Leitung, aber nicht-

IP: Ja, ich bin generell gegen so eine Leitung. Ich finde es eigentlich unnötig oder beziehungsweise, die Leute sollen es dann nicht so raushängen lassen. Egal ob es Eltern, Vorstände sind oder-

I: Okay. Aber so fällt dir nicht ein, was du irgendwie ad-hoc verändern wollen würdest.

IP: Ja, ich finde, das kann man halt nur sagen, wenn man, äh, speziell jetzt auf welchen Kinderladen. Also ich finde, du kannst nicht an dem ganzen System- Das ganze System an sich finde ich gut. Ich finde es toll, dass es das gibt. Ich finde auch gut, dass es die Horte gibt, danach. Also so, dass man halt selber entscheiden kann. Und dass man halt auch, wenn was ist, kann man die Erzieher zur Seite nehmen und kann sagen: „Hey, könnt ihr mal.“ Dass es einfach möglich ist, mit denen in Gespräch und Kontakt zu kommen. Und, das finde ich eigentlich schon alles echt gut. Also wenn dann, finde ich, ja, könnte ich jetzt eher was sagen zu dem Kindergarten oder zu dem Kindergarten oder zu dem, wo ich was ändern würde. Aber so an dem Konzept, das finde ich gut. Ich weiß nicht, was man da ändern könnte auch. Also das ist ja das Kinderladenkonzept. Ich meine, es gibt eben diese Sachen, dass es halt Putzfrauen gibt oder Kochdienste oder sowas. Klar, Putzfrau haben wir auch, finde ich auch voll gut. lacht Also Putzen wollte ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht so. Aber Kochen finde ich okay, dass wir da kochen. Und das gehört zum Konzept.

I: Klar, Kochen ist ja auch so zwiegespalten. Die einen machen es gerne. Die anderen, die vielleicht auch gar nicht wussten, dass es zum Kinderladen dazu gehört, die finden das dann eher belastend.

IP: Ja gut. Das finde ich, da muss man sich da dann schon informieren.

I: Ja. Gut! Dann sind wir am Ende angelangt. Würdest du noch irgendwas ergänzen? Hast du noch irgendwas auf dem Herzen zu Kinderladen oder Eltern-Kind-Initiativen?

IP: Mh. Nee, eigentlich nicht.

Baby fängt an zu weinen.

I: Gut.

[Ende der Aufnahme: 48min57sec]

[Beginn der Aufnahme]

IP: Das mache ich gerne.

I: Und dann starten wir, mit einer Frage, die dich betrifft. Und zwar würde ich von dir gerne deine Betreuungsgeschichte, äh, hören. Wenn du dich noch selber daran erinnerst. Wie wurdest du betreut?

IP: Ähm, mein Vater war Pfarrer. Und das Gemeindehaus hatte damals, das war so angegliedert an das Pfarramt, wo wir gewohnt haben, das hatte so einen Kindergarten. So einen kirchlichen halt. Und, äh, Haustür an Haustür, und verbindend durch die Waschküche. Das weiß ich noch genau. Das heißt, wir waren da zwar offiziell, wir drei Mädels. Also ich habe noch zwei Geschwister. Und sind aber immer ausgebüchst. Und waren dann halt bei meiner Mutter.

I: Aha. lacht

IP: lacht Also die Kindergartenzeit, da habe ich keine Erinnerung dran. Ich weiß immer nur, dass ich abgehauen bin.

I: Okay.

IP: Das war auch gut so. Der ging bis mittags. Ich schätze mal, damals war das in den 70ern von neun bis zwölf oder so. Also Mittagessen gab’s dann eh bei der Mama.

I: Okay. Das heißt die Mama war nicht berufstätig?

IP: Nee. Nee. Die war Pfarrersfrau und, wie sagt man, Hausfrau.

I: Ja. Wie es halt damals üblich war.

IP: Genau. Klassische Rollenverteilung.

I: Okay. Das heißt deine Kindergartenzeit selber hat jetzt wenig Einfluss gehabt auf die Kinderbetreuung deiner Kinder.

IP: Ja, genau. Also gar nicht.

I: Gut. Dann würde ich gerne wissen, wie dann der Entscheidungsprozess bei euch in der Familie war, wie ihr euch- wie es dazu kam, dass ihr den Kinderladen ausgewählt habt. Welche Kriterien haben da eine Rolle gespielt?

IP: Über Freunde hauptsächlich. Also, ähm, der Vater vom Finn[29]. Also ich habe jetzt noch aktuell einen da, den Max[30], und hatte aber früher schon mal den Finn. Der ist 17. (I: Aha. Oh.) Genau. Also ich bin quasi schon so ganz alt dabei. Ähm. Der Finn hatte damals, ähm, also- Dazu muss man sagen, wir sind eine Patchworkfamilie. Also Finn hat einen anderen Papa als der Max. Und der Papa vom Finn damals, der war sehr gut befreundet mit einem Elternpaar, die eben im Kinderladen-1 ihr Kind hatten.

I: Auch schon im Kinderladen-1.

IP: Genau.

I: Okay.

IP: Und das hat mir sehr gut gefallen, dieses Prinzip. Eben, dass man so mitbestimmen konnte, diese Transparenz, diese Zusammenarbeit, die enge, zwischen Eltern und Erziehern. Und haben uns vorgestellt und haben auch relativ schnell einen Platz bekommen. (I: Okay.) So.

I: Hast du selber schon davon vorher gehört, vom Kinderladen? Also hat es für dich irgendwie eine Rolle gespielt, dass es den gibt und du da gerne hin würdest?

IP: Nee, das war eigentlich eine rein- Also ich fand, wie gesagt, die Idee gut. Und dadurch, dass ich da diese Freunde kannte, war das eher so, ja, ausschlaggebend eigentlich. Dass wir da schon einige kannten. Und die haben halt jemanden gesucht noch, genau, dass es vom Alter ganz gut gepasst hatte, und vom Zeitpunkt mit dem Finn damals. Und dann fand ich halt die Idee nett, dass man so ein bisschen mit bestimmen konnte. (I: Ja.) So. Das hat mich sehr fasziniert.

I: Und das war jetzt bei deinem ersten Sohn?

IP: Genau. Das war bei meinem ersten. Und der Max, der ist jetzt- Wir haben dann die Pause gemacht. Also Finn war dann noch im Hort, bis zur 5. Klasse. Und dann gab’s eine Pause von zwei- also Kinderladen-1-freie Zeit von zwei Jahren. Und dann sind wir mit dem Max, also mit meinem zweiten Sohn da wieder gestartet. (.) Also ich habe quasi auch die komplette- Ich habe jetzt eigentlich 20 Jahre Kinderladen-1 gleich. (I: Wahnsinn.) Das ist eigentlich auch interessant, wie sich das verändert hat. (I: Ja.) Genau.

I: Und der Vater von deinem zweiten Sohn, war der dann gleich überzeugt auch von der Kinderladenidee?

IP: Ja. Sagen wir mal so, der- der hat mir das überlassen. (I: Okay.) Und der ist sehr pragmatisch und auch eher zurückhaltend, was das betrifft. Der hatte auch eine städtische sich vorstellen können, aber dadurch, dass es, glaube ich, extrem wenig Kita-Plätze gibt in A-Stadt, hatten wir halt den Vorteil. In einer städtischen hätten wir uns ganz normal bewerben müssen oder auch eine kirchliche. Ähm, und bei dem Kinderladen-1 haben wir eh den Platz sicher gehabt.

I: Als Geschwisterkind noch?

IP: Dadurch, dass es ein Geschwisterkind ist.

I: Ah, ja.

IP: Genau. Also wir waren quasi in dieser kurzen Warteschleife von zwei Jahren. Und dann waren wir wieder drin. (I: Okay.) Dem war das eigentlich egal. Dem Papa.

I: Das heißt, du hast die Entscheidung getroffen.

IP: Ich habe- Genau.

I: Also du kannst nicht direkt Kriterien nennen, warum du dich unbedingt für den Kinderladen entschieden hast, außer eben über Freunde Positives gehört.

IP: Genau.

I: Okay.

IP: Das war, wie sagt man, so, äh, Mundpropaganda oder Freundesempfehlung. So, würde ich sagen. Also nicht, irgendwie, dass ich jetzt überzeugt bin: „Ich will unbedingt, weil ich früher im Kindergarten eher, äh, das andere Modell kennen gelernt habe, ja, will ich unbedingt das mitgestalten als Eltern.“ Nee, war eigentlich nicht so die Idee. Es war wirklich durch diese Freunde, die uns da rein geholt haben. Und dann habe ich das eigentlich erst kennen gelernt. Ich kannte das vorher gar nicht. Ich habe mich nicht damit auseinander gesetzt, eigentlich, ehrlich gesagt. lacht

I: Ja, aber wenn man darauf vertraut, was Freunde sagen, ist das ja auch in Ordnung.

IP: Ja, genau. Das war ausschlaggebend. Wirklich. (I: Ja.) Weil wir die auch gerne- Wir haben mit denen heute noch Kontakt. Auch mit den Kindern. Und es sind eigentlich viele gute Freundschaften entstanden, dadurch. Also das ist eigentlich das, was getragen hat.

I: Das heißt, du hättest dir aber auch einen städtischen vorstellen können, hätte das jetzt im Kinderladen nicht geklappt.

IP: Mhm. Genau. Ja. Auf jeden Fall.

I: Dann hast du ja schon eine wahnsinnig lange Zeit im Kinderladen erlebt. Also du bist ja wirklich erfahren. Dann auf jeden Fall viel von den Erfahrungen schildern. lacht (IP lacht herzlich mit) Weil, äh, also viele Eltern haben ja einfach nicht diese lange Zeit schon auch im Kinderladen oder sehen diese Veränderung auch eines Kinderladens. Und das ist ja immer ein Prozess irgendwie.

IP: Ja! Genau. Ich denke, das ist vielleicht für dich auch ganz spannend. Diese Veränderung, die sich da getan hat auch, (I: Total!) was die Eltern betrifft. Das ist ja komplett-

I: Vor 17 Jahren (.) war dann Ende der 90er? Nee-

IP Finn ist- Oder warte mal, ich kann es dir genau- Monat-z 1998 ist der Finn, da war der 14 Monate. Da ist der Finn in Kinderladen-1 gekommen. Und der Max, im Grunde, dann elf Jahre später. Äh (.) 2009.

I: Okay.

IP: Nee. Stimmt das? (.) Der Max wird jetzt sechs. (I: Ja.) Dann ist der geboren-

I: 2009.

IP: Genau, 2009. Ja, stimmt nicht ganz, 2010 ist er dann in den Kindergarten gekommen. Mit anderthalb. Im Herbst, genau, 2010. Und Finn, äh, 1999.

I: Okay, das ist ja echt-

IP: Mit anderthalb auch.

I: Vielleicht kannst du auch einfach von deinen Erfahrungen mal, mit dem Kinderladen, äh, das ein bisschen schildern. Wie nimmst du den Kinderladen als Organisationsmodell wahr? Also jetzt weniger von den pädagogischen Inhalten, sondern von der Einrichtung her.

IP: Ähm (.)

I: Wenn du vorher ja auch sagst, du kanntest eigentlich- oder wusstest nicht so richtig, auf was du dich einlässt.

IP: Mhm. Meinst du jetzt früher oder heute?

I: Sowohl als auch.

IP: Okay.

I: Also wie waren die ersten Eindrücke damals beim ersten. Und wie nimmst du jetzt auch mit deinem zweiten Sohn das wahr.

IP: Ähm. Das ist eigentlich ganz interessant, weil das sich nämlich komplett voneinander sich unterscheidet. Also (.) früher fand ich es teilweise- (.) Nee, stimmt nicht. Falsch. Also heute finde ich es viel chaotischer also früher. So. Das hat damit zu tun, glaube ich, dass die Eltern (.) viel mehr eingebunden sind, beruflich, als früher. So habe ich die Wahrnehmung. Also wir hatten früher im Kinderladen-1 noch auch teilweise Studenten, die dabei waren, und Alleinerziehende, teilweise nur. Das hat sich auch total verändert, viele Alleinerziehende, viele mit Zwillingen. Das heißt, wir hatten viel mehr Eltern auf die Plätze verteilt. (I: Ja.) Heute sind es viel mehr- viel weniger Familien mit mehr Kindern. Das heißt, wir müssen viel mehr machen, eigentlich, von der Idee, viel mehr Engagement. Ähm, früher war es so- Ich fand’s klarer strukturiert. Es gab keine Leitung, wie heute auch noch. Ähm, es gab diese Ausschüsse, die man besetzen musste. Also jeder Elternteil musste ein Amt ausführen, ähm, von Mitgliederausschuss bis Personalausschuss und so weiter. Und Kochdienste ableisten und so. Und das war, fand ich, ziemlich gut strukturiert und hat auch super funktioniert, weil die Eltern auch total Lust hatten. (I: Mhm.) So. Und das ist nämlich der Knackpunkt. Und auch Zeit. Oder die Familienidee war- stand im Vordergrund. Es gab auch viele Elterndienste, aber die waren- die hatten mit dem Kindergarten gar nichts zu tun, weil, wenn klar war, es gibt einen Personalnotstand, gab’s- Genau, E-Mails gab’s noch nicht! (I: Stimmt.) Alles übers schwarze Buch. Also eigentlich total analog, so, eins zu eins. lacht Da stand dann drin, zum Beispiel, eine Nachricht: „Ich gehe morgen Nachmittag-„ Genau. „Kinderladen-1 schließt um drei Uhr, weil nur noch ein Erzieher da ist. Darf nicht sein. Ich gehe mit den und den Kindern auf den Spielplatz. Wer hat Bedarf? Wer nicht?“ Oder: „Ich kann morgen früh um neun, äh, bis zwölf Kinder zuhause betreuen.“ (I: Super.) So, dann war Kinderladen-1 raus. Ja. Und dann waren die Erzieher entlastet. Heute ist es so. Es gibt- Ich bin eigentlich total genervt. lacht Weil das überhaupt nicht mehr funktioniert, die Idee, glaube ich, heute, in der Gesellschaft. Es ist eine reine Dienstleistungswahrnehmung von den Eltern, finde ich. Ähm, und, (.) du hast gar nicht mehr dieses- die Lust, die Bereitschaft vielleicht auch nicht die Zeit da, ähm, dich mehr einzubringen und du hast auch gar keinen Bock mehr auf diese- Oder ich glaube, die meisten Eltern haben keine Lust mehr auf diese Familie, die- das brauchen die gar nicht. Die wollen, dass ihr Kind betreut ist, das hat Priorität. Wie, wo, egal. Elterndienste sehen heute anders aus. Das heißt, ich bin eine der wenigen Blöden, in dem Fall, die sich da manchmal bereit erklärt, wenn zum Beispiel Erzieherin-m[31] krank ist oder wir haben einfach zu wenig Erzieher, alles klar, wir brauchen Elterndienste. Dann gibt’s eine Mail vom Vorstand: „Wer macht’s?“ Dann kommt eine Woche gar nichts. Und irgendwann, zwei Stunden vorher, melden- Also es gibt so drei, vier Eltern, da gehören halt die Alten dazu, die die alte Erfahrung haben, die melden sich dann: „Ja, okay, wir machen’s.“ Und dann gehen wir in Kinderladen-1 und dann ist es aber so, dass wir diese zwei Stunden Elterndienst machen und die- die Mütter- Das ist zum Beispiel auch ein ganz krasser Unterschied. Die Mütter gehen dann, also die gucken nicht, dass sie ihre Kinder früher abholen, sondern die gehen dann Shoppen. So. (I: Ja.) Und das, finde ich, ist eine ganz klare Haltung, die hat sich total verändert. Das gab’s früher nicht im Ansatz. So. Ja. Also das finde ich-

I: Also da hast du schon den Eindruck, dass früher die Eltern eher bewusst den Kinderladen gewählt haben.

IP: Ja, genau. Bewusst die Idee, auch mitbestimmen, mitgestalten. Das war auch ein viel, ähm- Genau. Es gab Vertrauen. Also von beiden Seiten. Also die Eltern haben gesagt: „Hey, liebes Team, wir vertrauen euch. Ihr macht das super mit den Kindern. Macht das.“ Heute- Und andersrum war es genauso. Die Erzieher haben einfach den Eltern irgendwie- Also man hat sich gegenseitig vertraut, ((war das)) ein Urvertrauen. Heute stellen die Eltern viel mehr Anforderungen. „Wir wollen die Förderung. Wir wollen die Förderung. Wir wollen die.“ „Ihr geht bitte einmal in der Woche in den Garten, ihr geht einmal in der Woche in den Wald. Dann macht ihr am besten- geht ihr noch schwimmen. Und dann macht ihr am besten Englisch schon mal im Vorfeld. Für die Vorschüler.“ So. Ja. Also nur Forderungen. Ähm, es geht gar nicht mehr um das Verhältnis Erzieher-Eltern, finde ich. Was ja eigentlich das Tragende in diesem Modell ist, wenn man eben keine Leitung hat, sondern es geht einfach nur drum, dass die Kinder möglichst, äh, umfassend betreut sind. (I: Ja.) Mit möglichst wenig Aufwand und Einsatz der Eltern. Deswegen funktioniert diese Eltern-Kind-Idee, finde ich, nicht mehr heute in der Zeit, glaube ich.

I: Verstehst du das dann auch unter diesem Dienstleistungsansatz, was du gesagt hattest?

IP: Ja, genau.

I: Also dass die Eltern so fordern. Ihr Geld- oder ihr Kind abgeben, in Anführungsstrichen.

IP: Genau.

I: Aber nicht mehr diesen, ähm, familiären Charakter vielleicht auch schätzen.

IP: Genau. Ja. Die haben gar keine Lust, weil die alle- oder auch Zeit vielleicht, weil die alle unglaublich mit sich beschäftigt sind, die meisten. Und, ähm, (.) ja, ich finde es so auch für die Erzieher oft- Ich bin ja auch sehr im Dialog mit den Erziehern, weil ich da auch Vertrauensperson bin, schon so lange. Und rede auch gerade mit Erzieherin-m und Erzieherin-o[32] drüber. Die sind eigentlich auch total müde, (.) weil sie keine Lust mehr haben, auf diese zähe Veranstaltung und dieses, teilweise Misstrauen der Eltern, ja, teilweise Vorwürfe: „Warum geht ihr nicht in den Wald?“ Ja. Oder: „Warum macht ihr-?“ Gar nicht mehr genau hingucken, das hat sich total verändert. (I: Ja.) Ja.

I: Und wenn du jetzt nur heute- Also wenn du das- die Zeit früher mal ausblendest, was würdest du heute an Positiven trotzdem sehen? (.) Also was sind Vorteile oder auch Nachteile vom Kinderladen heute?

IP: (.) Ich sehe heute gar keine Vorteile mehr. Kann ich sagen. Also- Bei mir ist es so, eigentlich- Also sagen wir mal so, ähm, wenn ich- wenn es noch mehr Eltern gäbe, die Bock da drauf hätten und Zeit, fände ich das eine super Idee, weil man eben die Möglichkeit hat, so viel zu- mitzubestimmen. Oder auch so das zu diskutieren. Und auch zu, ja, gemeinsam zu stemmen. So. Ähm (2) andererseits ist es so- Genau. Umkehrschluss. Weil die Eltern, die gibt es immer weniger- Bin ich quasi schon total frustriert, weil ich das Gefühl habe, das, was ich da mehr einbringe, das ist eigentlich für die Katz, weil es bedankt sich keiner oder es sind so wenig, die mehr einbringen. Ja, dass man eigentlich total frustriert ist und sagt: „Hey, wenn das so läuft, dann will ich auch am liebsten meine Ruhe auch haben.“ Weil es immer die Gleichen sind, die zum Beispiel Mülltonnen leeren oder Putzen, ach was weiß ich nicht, machen. Man muss ja viel machen, einfach. Ja. Oder es gibt da kein Klopapier. Das sind so Kleinigkeiten, ja. Und letztendlich denkt man dann: „Okay, dann habe ich auch keine Lust mehr.“ Dann möchte ich eigentlich auch am liebsten so eine städtische, wo du dein Kind morgens abgibst und dann holst du das. Und dann gibt’s einmal im Jahr einen Elternabend oder alle halbe Jahre und, äh, dann kriegst du ein paar Infos, so wie in der Schule dann halt auch, und machst mal ein Kinderfest einmal im Jahr oder ein Sommerfest, und dann war’s das.

I: Wo du quasi weniger Elternarbeit hast, aber vielleicht einen ähnlichen pädagogischen Inhalt für die Kinder hast.

IP: Ja. Genau. Da schwätzt du den Erziehern nicht rein und die dir aber auch nicht. So. Also da bin ich gerade so dran, dass ich da echt teilweise so genervt bin, von der Initiative, dass ich- Gut, ich oder wir ziehen das jetzt durch. Der Max kommt jetzt in die Schule und dann machen wir jetzt noch die vier Jahre Hort, machen wir jetzt schon noch. Äh, aber dann würde ich jetzt so- Als Resümee sage ich: „Schade, hat sich super verändert.“ Aber woran das jetzt genau liegt, kann ich jetzt auch nicht sagen. Ob die Gesellschaft jetzt die Eltern so verändert hat?

I: Das hast du ja angesprochen- Ja.

IP: Oder ob die- (.) Ja. Kind ist viel mehr Status vielleicht auch als früher. Ja. So.

I: Kannst du Parallelen- Oder kannst du beschreiben, wie die Elternschaft früher war? Also hast du da noch im Kopf, ob da viele Mütter auch schon berufstätig waren? Warst du selber berufstätig?

IP: Ja. Ja, ich war- Nee, ich habe noch studiert. Ähm, (.) also wir haben- wir waren bestimmt vier, fünf Studenten noch, ja.

I: Das ist ja eigentlich echt wie die Gründerjahre, damals, ne.

IP: Ja, genau. Wir waren jünger als die heute- Genau, das sind alles Spätgebärende. Oder viele sind- Und ich bin mit Max ja auch spätgebärend mit 39, aber die meisten sind ja so in dem Alter, wenn die ersten kommen. So. Ja. Und, ähm, (.) waren die Frauen- Doch, wir haben alle- Das ist ((ja mal)) krass. Die waren alle viel mehr eingespannt, beruflich, als heute. Also die Frauen, die wir jetzt haben, die haben viel mehr flexible Arbeitszeiten und haben gute Teilzeitverträge. Und haben fast immer freitags, donnerstags frei. Und früher, also ich habe das Gefühl, dass wir viel mehr Frauen hatten, die viel mehr- also auch mehr 100% gearbeitet haben. Eben dadurch, dass sie alleinerziehend waren, mussten sie eh mehr wuppen. So.

I: Und dann wollten sie, wie du schon sagtest, für das Kind vielleicht eine bessere Förderung haben, und haben sich deswegen auch für den Kinderladen entschieden? Was heute- oder du zumindest heute anders auch siehst.

IP: Ja. Genau. Und vielleicht war auch die Idee dahinter, eben, das hat auch früher funktioniert, viel mehr, dass man sich eben gegenseitig unterstützt. Also gerade mit einer Kommilitonin von mir damals, die hat auch Architektur studiert, die hat dann, ähm, auch ihr kleines Kind, die waren gleich alt wie der Finn, wir haben uns oft abgewechselt. Ja. Wir haben gesagt: „Montag hole ich und bist um acht bei uns oder sieben. Dienstag holt-“ So war das dann zum Beispiel Team-Geschichte. Das hat irgendwie super funktioniert. Wir haben uns echt geholfen.

I: Okay. Das ist schön zu hören, wie das früher auch war. Ja.

IP: Das war ein Traum früher. Weil man das auch total- Also für uns war das eine richtige Bereicherung. Ich finde auch, die Kinder, die da raus gekommen sind (.), das ist jetzt blöd, dass zu vergleichen, aber ich habe halt nun mal den Vergleich, die sind so toll. Die haben so eine soziale, hohe soziale Kompetenz. Das finde ich unglaublich. Das hat auch damals die H-Schule[33] gesagt, dass die Kinder aus dem Kinderladen-1 eine unglaublich hohe soziale Kompetenz haben. Und das, finde ich, liegt nicht an den Eltern, glaube ich, sondern das liegt hauptsächlich am Team. Aber das wird halt heute auch nicht so gesehen. Ja. Das ist dann halt- Ich weiß auch nicht, wie es mittlerweile ist. Aber früher war das schon so.

I: Interessant, ja.

IP: Ja. Total. Also eigentlich- Und ach, wenn ich die Eltern heute noch sehe, das ist einfach eine schöne, familiäre Geschichte gewesen. Eine tolle, große Gemeinschaft. Wo man auch gerne was- Das war auch ganz verständlich, dass jeder da ((seinen)) Teil rein legt in den Pott. Ja. Da haben dann alle was davon. Und heute ist es so, da drückt sich jeder um irgendwie die Arbeiten. Und da sind die Erzieher natürlich genervt, weil die sehen auch: „Okay Leute, dann müssen wir das Modell umbauen und sagen, wir brauchen eine Leitung.“ So. Das war auch schon mal im Gespräch, aber ich glaube, das ist schwierig-

I: Das einzubringen.

IP: Ja. Ich weiß nicht, wie man das- Das ist dann, glaube ich, wieder anders subventioniert von der Stadt. Wenn man eine Leitungsstruktur-

I: Ja gut, dass ist halt dann noch mal eine andere Sache. Weil früher war das ja gar nicht Thema mit, äh, die Stadt hatte da ja gar nichts zu sagen. Und mit Finanzen auch. Aber heutzutage sind die Kinderläden oder Eltern-Kind-Initiativen ja angegliedert irgendwie an die Finanzierung auch der Stadt.

IP: Genau, die Gehälter werden von der Stadt bezahlt.

I: Genau. Ja.

IP: Und dann gibt es so einen Personalschlüssel, der muss dann mit den Kindern- Also es gibt irgendwie pro Erzieherstelle, keine Ahnung, so und so viel Kinder und so irgendwie wird das so, glaube ich, geregelt. Mhm.

I: Ja, ich glaube eine Leitung wäre tatsächlich- Also ich finde es halt schade einerseits, dass man eine Leitung überhaupt einstellen müsste, weil das ja gegen das Kinderladenprinzip eigentlich läuft, aber ich verstehe dich auch, wenn du sagst, es hat sich so verändert, der Kinderladen auch, oder die heutige Zeit, dass man deswegen eine Leitung vielleicht einstellen müsste.

IP: Ja. Genau. Ja.

I: Also das ist, äh, am Überlegen quasi im Kinderladen.

IP: Ja, aber ich glaube, das- Also es wurde schon mal diskutiert, auf einem Elternabend, glaube ich. Und dann war das Resümee aber, dass- Man müsste quasi so eine Leitungsstelle richtig ausschreiben, die wird dann auch anders bezahlt, glaube ich. Ähm, und da weiß ich nicht, ob der Kinderladen-1 da soweit schon bei der Stadt nachgefragt hat, ob man das- ob das finanzierbar ist. Das weiß ich jetzt nicht, aber das- der Trend- Alle wollen das eigentlich. Die Erzieher sowieso, weil die sehen, dass die Eltern keine Lust haben und dass man die Eltern entlasten muss oder dass die Eltern überfordert sind. Die sind ja alle überfordert, es sind ja die Kinder überfordert. lacht (I lacht mit) Habe ich so das-

I: ((Ja, das ist)) Kinderladen. I und IP lachen weiter

IP: Ja, wenn ich so gucke, wie die, was weiß ich. Die haben jeden Tag Termine, die Kinder. Das ist- Ich bin einfach auch noch so ein anderer Schlag. Der Max hat keinen Termin nachmittags. (I: Okay.) (2) Und der Finn hatte früher auch keinen Termin. Der hatte einmal, glaube ich, schwimmen oder so. Und dann wollte er nicht mehr. Oder Sport hatten wir auch. Und dann- Aber irgendwie heute haben die dann Ballerina, wie heißt das, Ballett. Äh, ach Geige, und was weiß ich. Schon mit fünf, vier, drei Jahren. Also das ist auch, glaube ich, hat sich, glaube ich auch, allgemein verändert, dass die Kinder viel früher unter Leistungsdruck stehen. Die Eltern haben so Angst. Die haben immer Angst vor allem. Dass ihr Kind nicht schulreif ist, dass ihr Kind nicht mit drei richtig Essen kann, mit Messer und Gabel, oder was weiß ich. Es gibt ja immer so eine Angst, dass das Kind nicht da in diese Schablone passt. Und das war früher auch total anders. Das war irgendwie so alles-

I: Der Gedanke früher war ja irgendwie auch, dass die Eltern die Kinder in der Einrichtung fördern und dass die Kinder nicht wieder extern irgendwo hin müssen und da gefördert müssen. Weil da hat man ja versucht, diese Energien der Eltern auch zu bündeln und dann kommt zum Beispiel eine Studentin, die Musik studiert, als Elternteil, und macht mit denen eine Musikstunde oder so was.

IP: Ja, genau.

I: Also wirklich interessant, dass du da diese Parallelen auch hast und, äh, das dann auch sehen kannst.

IP: Mhm.

I: Hat sich denn dieser Eindruck, den du jetzt hast, schon von Anfang an gezeigt, als dein zweiter Sohn in den Kinderladen kam? Oder hat sich das jetzt erst so entwickelt? Kannst du da was zu sagen?

IP: Das hat sich, ähm (.)- Nee, das hat sich jetzt verändert, die letzten zwei, drei Jahre. Am Anfang war es nicht so. Es hängt ja auch immer mit den Eltern ab, die gerade da sind. Mh, wie die Lust haben, auch, wie die drauf sind. Und ich kann jetzt so sagen, dass die letzten zwei, drei Jahre extrem viele Eltern gekommen sind, die- Wie sage ich das jetzt, um nicht böse zu werden oder sarkastisch? lacht

I: lacht Du darfst es auch gerne sarkastisch sagen. Ich werde es mit aufnehmen.

IP: Die Helikopter-Eltern. Oder wie heißen- Die, ähm, auf der einen Seite ganz arg danach gucken, dass ihr Kind auch bestmöglichst, also so- Ich weiß nicht, wie man es genau definiert, Helikopter-Eltern. Aber ich glaube, das sind ja die Eltern, die überall immer mitbestimmen und immer drüber und immer- immer kontrollieren.

I: Immer über dem Kind kreisen, was es jetzt macht, genau.

IP: Genau. So dieses- Die Eltern, die sich extrem- die auch sehr verbunden sind mit dem Kind und extrem verwachsen sind und, äh, die sich auch über das Kind definieren. Und wo das Kind aber andererseits auch extrem viel ausfüllen muss von- Oder wo auch viel aufs Kind projiziert wird. So. Und das sind jetzt die letzten zwei Jahre extrem solche, die unglaublich viel Geld haben, sehr hohes Bildungsniveau, sehr gut situiert. Alle haben ein Haus. Alle haben mindestens zwei Autos. (.) Das heißt man ist auch Taxi für- ((Unternehmen)). schmunzelt

I: Ja, das passt zu Helikopter-Eltern. lacht

IP: Man ist Anwalt fürs Kind. Das ist ja dann auch in der Schulzeit später so, wenn dann die Eltern frustriert sind, weil das Kind eine fünf oder vier schreibt, weil sie ja so gelernt haben mit dem Kind. lacht

I: Ja. lacht

IP: Weil sie quasi mit verletzt sind, wenn das Kind irgendwie- wenn das Kind sich streitet oder so. Das ist ja total- Die Abgrenzung ist nicht mehr da. Da haben wir so ein paar ganz harte Fälle, finde ich, bei uns im Kindergarten. Wo man sich so über das Kind definiert und auch irgendwie- Ja.

I: Wie erklärst du dir diese Veränderung an Eltern, auch im Kinderladen?

IP: Ja, das ist, glaube ich, eine echt interessante Frage. (3) Ich glaube, dass wir gerade, ähm (.), dass viele extrem unsicher sind, so, und eben von diesen Ängsten habe ich ja gerade schon mal gesprochen. (I: Mhm.) Das kommt vielleicht von einem erhöhten Leistungsdruck auch, glaube ich, in der Schule.

I: Dass man sich deswegen auch für einen Kinderladen entscheidet, weil es da kleinere Gruppen gibt?

IP: Ja, genau. Weil der Personalschlüssel vielleicht ja auch- Der ist ja glaub eher viel anders, oder?

I: Deutlich positiver als im städtischen Kindergarten.

IP: Ich glaube im städtischen haben irgendwie teilweise allein 20 Kinder oder so.

I: 20 auf 2, glaube ich.

IP: Ja, und wir haben ja, äh, 1 zu 5. Oder, wir haben 10-

I: Ja, meistens sind es so 15-18 Kinder, glaube ich, da, und 3 Erzieher, oder so.

IP: Genau, genau. Wir haben 3 Erzieher und 15 Kinder, 16. Wir haben- Und dann kommen noch die Praktikanten teilweise dazu.

I: Genau, das ist ja auch immer noch ein Zubrot.

IP: Ja, ja. Also- Genau. Warum hat sich das verändert. Ich glaube, das hat, hm, damit zu tun, dass die Frauen älter werden, das Kind viel wichtiger ist, weil man hat ja erst gearbeitet, länger. Also wir haben ja, damals als Studentin, waren die Kinder ja gar nicht so geplant. lacht Das kam dann halt. Und dann lief das, finde ich, angenehmer nebenher. Also, so, fand ich irgendwie positiver. Und heute ist es so, da liegt eine Bedeutung auf dem Kind, weil es ist ja so Status, das Kind ist Status. Ich glaube, da kommt auch die Veränderung her. Und auch das Ganze drum herum. Es gibt ja viel mehr, zum Beispiel, diese Markenartikel für Kinder. Die sind- Sei es Möbel, Kleider, Ausstattung. Das ist ja ein Markt, das ist ja der Hammer. Ja, also, Laden-abc[34] bis, keine Ahnung, bei Onlineshop-def[35] gibt es ja auch extra nur für Kinder oder Muttis. Genau Mutter-Kind ist ja irgendwie ein extremer Markt, der total-

I: Ja. Und das war früher anders?

IP: Das gab’s gar nicht.

I: Ja.

IP: Da gab es halt einen Kinderwagen. Oder zwei. Und wir haben unseren von der Caritas, so einen alten aus den 70ern. Das ist vielleicht heute auch schon wieder fast wieder cool, wenn man in C-Stadt im D-Viertel rumläuft. So Retro. lacht

I: lacht mit Das stimmt. Und dann so einen alten Kinderwagen. Genau.

IP: Genau. Aber heute hat man halt den tollen- Weil nur für’s Kind, für’s Wunschkind nur das Beste. Das hat sich, glaube ich, das hat bestimmt mit den Eltern zu tun, dass die sich so verändert haben auch. Weil das Kind einfach, es kommt später, die Frau ist älter. Das muss viel mehr erfüllen, das Kind. Weil man alles so reinlegt. Den Lebensinhalt Kind. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt. (I: Ja.) Deswegen ist man auch- Kann man vielleicht auch mal Lehrer fragen, die sind ja auch völlig genervt von diesen Eltern. Völlig. Da gab es doch jetzt-

I: In der Zeitung standen einige Artikel darüber. Ja.

IP: Dieser Direktor von einer Schule in A-Stadt, der so einen offenen Brief geschrieben hat: „Bitte liebe Eltern...“lacht

I: lacht Ja. Nee, das fand ich auch sehr interessant.

IP: „Bitte nicht die Parkplätze für die Lehrer blockieren, weil das Kind mit dem Auto dann vorgefahren wird.“ Und dann noch 20 Minuten Elterngespräch vor jeder Stunde. Und dem Kind noch die Hausschuhe anziehen. Die Kinder werden überhaupt nicht mehr selbständig. Die sind völlig, genau, völlig gepampert, total.

I: Erinnerst du dich noch früher vielleicht dran, äh, gab’s- oder heutzutage sagt man ja, dass man am besten den Platz nehmen soll, den man kriegt, weil es eben so wenig Kindergartenplätze auch gibt. Wie war das denn früher? Also du wusstest ja, du möchtest gerne in den Kinderladen gehen, aber wär es da auch einfacher gewesen im städtischen oder kirchlichen, äh, Kindergarten zu gehen.

IP: Mh, nee, ich glaube, es war genauso schwer.

I: War schon damals schwer.

IP: Ja. Ja. Doch, wir hatten zwar zwei zur Auswahl (2), mh, aber sonst- Wir haben- Mh, kann ich jetzt auch vielleicht gar nicht so richtig genau beantworten, weil wir gar nicht genau nachgefragt hatten, bei den städtischen, weil für uns klar war, im Kinderladen-1 haben wir einen Platz.

I: Gut, ja, dann hat sich das für euch erledigt.

IP: Dann haben wir da auch nicht so ein Engagement an den Tag gelegt. Aber da kann ich nicht so viel dazu sagen, wie sich das so-

I: Ja, das war auch nur eine Idee, ob das vielleicht früher quasi ein anderer Grund war, oder jetzt eben mit ein Grund ist, warum auch nicht mehr so engagierte Eltern vielleicht in den Kinderladen kommen. (.) Aber das ist ein anderes Thema.

IP: Ja.

I: Gut, dann machen wir einmal weiter mit der Elternarbeit. Jetzt hast du schon angesprochen, dass du Vertrauensperson bist. Ähm, was zählt denn noch zu deinen Tätigkeitsbereichen, und wie hast du das mit deinem Partner aufgeteilt?

IP: Ähm, mein Partner ist, ähm, ist auch in einem anderen Ausschuss. Letztendlich das, was ich vorher gesagt hatte, dass wir so wenig Eltern haben, muss jeder, also Vater und Mutter, muss ein Amt bekleiden. Früher war das so, eine Familie sozusagen. (I: Okay.) Weil wir fast doppelt so viele Eltern hatten, früher. (.) Ähm, der macht einen Ausschussjob. Ich mache-

I: Was macht der?

IP: Der ist im Gartenausschuss. Also weil wir einen kleinen Garten haben. Äh, da muss man einmal im Jahr organisieren Gartenbau-Wochenende, Werkzeug und gucken, was man machen kann. So. Also das ist nicht viel Arbeit, eigentlich. Vertrauensperson ist viel mehr Arbeit, weil das sehr diffus ist. Und weil ich immer zur Verfügung stehe für Gespräche (.) und Konflikte, Lösungen und so weiter. Und Kochen müssen wir halt. Das müssen ja alle.

I: Gut, dass du das ansprichst, genau.

IP: Es gibt die Kochdienste. (.) Dann gibt’s, ähm-

I: Die Elterndienste? Oder pädagogischer Dienst?

IP: Ja, genau, die Elterndienste, wo dann- Eben, das ist auch so ein Ding, wo der Vorstand jetzt sagt, Elterndienste sind überhaupt nicht mehr nötig in der heutigen Zeit. Äh, es ist ja immer ein Erzieher da, der das abdecken kann.

I: Das kommt vom Vorstand schon?

IP nickt

I: Okay.

IP: Genau. Ja. Ja. Und die Vertrauensgespräche, das ist halt so, dass ich das immer anbiete und immer da bin. Wenn ich Max abhole, gucke ich immer- frage ich immer bei allen nach: „Hey wie geht’s? Habt ihr was auf dem Herzen?“ Und meistens kommen sie aber auf mich zu und dann führe ich halt so Einzelgespräche. Oder auch: „Komm mal in die Teamsitzung.“ Und wenn’s brennt- Also oft ist man natürlich nur Seelenklo. Aber wenn’s richtig brennt, muss man auch intervenieren und dann auf den dementsprechenden Ausschuss zu gehen, in dem Fall Personalausschuss, und dann Gespräche einleiten.

I: Okay.

IP: Also eher wie so eine Art Mediation.

I: Das klingt auch, äh, zeitintensiv.

IP: Ja, ist es auch. Und es ist auch anstrengend, weil man viel mitkriegt und dann viel für sich behalten muss. Das ist ja dann- Du bist ja wie so eine Art Gewerkschaft dann. Oft wird man auch wirklich von den Eltern- Genau, es ist ja nicht nur für die Erzieher, es ist auch für die Eltern. (I: Ja.) Also sie können auch zu mir kommen.

I: Ach, Eltern- Für die bist du auch Ansprechpartner? Ich dachte, das wäre vielleicht nochmal aufgeteilt.

IP: Nee, ist nicht aufgeteilt.

I: Ah!

IP: Aber das wäre sinnvoll das aufzuteilen. Das habe ich nämlich neulich auch gesagt, oder gedacht, weil eigentlich bin ich da oft in so einem Interessenskonflikt, weil die Erzieher ja total über die Eltern jammern. Und die Eltern jammern über die Erzieher. Also eigentlich müsste man das teilen.

I: Und, ähm, kannst du vielleicht beschreiben, wie du jetzt den Job im Kinderladen und deinen eigenen Job und dann die Kinder organisierst? Also, und beschreiben, wie du dich dabei vielleicht auch fühlst?

IP: Also es geht ganz gut, weil ich relativ wenig Stunden habe. Also noch nicht mal 50%. Ähm (.), das lässt sich ganz gut vereinbaren. Also ich arbeite so vier Tage immer bis, ja, so fünf Stunden ungefähr und habe freitags oder je nachdem- Ich bin eigentlich wie freiberuflich, kann mir die Zeit selber einteilen, deswegen geht das auch gut mit den Kochdiensten. Also ich kann auch dienstags mal kochen und dann arbeite ich halt den Freitag wiederum. Und so. Das geht ganz gut. Weil in der Schule, wo der Finn ist, muss ich auch noch kochen.

I: Achso!

IP: Ja. Also das ist auch noch Kochdienst, da muss man auch noch ein bisschen einbringen.

I: Das ist ja interessant, aha.

IP: Ja, genau. Und, ähm (.), das geht aber (.) so gut eben, wie gesagt, weil ich so wenig Stunden zu Arbeiten habe.

I: Okay.

IP: So. Also bin ich da eigentlich noch ganz- fühle mich jetzt nicht überfordert. Oder nicht kurz vorm Burnout. lacht

I: Hätte ja auch sein können, dass man-, ne.

IP: Es ist eher, manchmal schon, weil es, ähm, finde ich, eher emotional eine Belastung ist. Dieser Job als Vertrauensperson. Da wünsche ich mir oft eine zweite Vertrauensperson oder eine Art Mediation, die mir dann wiederum- Also wo ich auch das, was ich alles mitkriege, mal lassen kann. (Anmerkung von I: hier eher Supervision gemeint) Aber das ist- interessiert die Eltern auch nicht, ja. Das ist alles so- abfällige Ausrede Ach!

I: Wie läuft das denn ab, wenn jetzt, sagen wir mal, ein Erzieher auf dich zukommt und sagt: „Ich habe, ähm, irgendwie Probleme mit Kollegin xy.“ Wie ist dann dein Weg? Wie gehst du dann vor?

IP: Ja, ist ganz schwierig. (.) Weil die meistens nicht wollen, dass man, (.) äh, aktiv wird. Und weil die meistens nur so unter vier Augen sprechen wollen, die auch quasi in dem Rahmen bleiben. Und die meisten wollen nicht, dass man da interveniert und was anstößt.

I: Okay.

IP: Deswegen ist es oft- bleibt es dann dabei, in dieser Struktur, was ich sehr schade finde. Weil dann bin ich wirklich nur Seelenklo und dann ist es für mich auch echt ermüdend. (I: Ja eben.) Weil ich nie irgendwie weiterführend, oder unterstützend irgendwas bewirken kann. Das bleibt dann immer so-

I: Ja, und die anderen Eltern auch einfach nichts machen können, ne. Weil du bist ja die einzige Station, die angelaufen wird irgendwie.

IP: Ja, genau. Das muss sich auch ändern. Da habe ich auch jetzt ganz klar mal, äh, formuliert, an den Personalausschuss, dass ich da Unterstützung brauche, von denen. So. (I: Ja.) Weil das ist dann, ja- So möchte ich das auch nicht mehr länger machen. Das ist echt anstrengend. Weil es gibt immer die gleichen Probleme seit 20 Jahren. Das ist auch interessant, das hat sich nicht verändert. Die kleine und die große Gruppe, also die von 0 bis 3 und die 3 bis 6 jährigen, die Teams, die haben immer- die sind sich immer irgendwie-

I: Tatsächlich?

IP: Ja, total. Da gibt es eine Konkurrenz unter denen. Das ist unglaublich. Das hat sich- ist wie früher! Das hat sich nicht verändert. Das ist interessant, ge?

I: Ja!

IP: Die gleichen Themen. Die gleichen, weiß ich nicht. Der wirft dem das vor. Und es ist wie früher. Das ist echt- Ich weiß nicht woran das liegt.

I: Ja. Aber dann sollte man da ja wirklich die Struktur auch für dein Amt irgendwie verändern, dass du eben als Elternteil nur- also wirklich als Elternteil entlastet wirst, weil ja Eltern nicht nur Endstation sein können. Also sie könnten ja vermitteln, aber nicht nur den Müll abladen quasi.

IP: Ja, genau. Ja, das finde ich auch. Das sollte man denen auch noch mal wieder so bewusst machen. Und noch mal die Rolle auch reflektieren, was es bedeutet. (I: Ja.) Ja. Dass sie auch eben da, äh, bereit sind konstruktiv daran mit zu arbeiten. Das würde natürlich heißen, dass man bestimmte Informationen auch rausgibt, das wollen die natürlich nicht, ja, aber muss dann halt sein. (I: Ja.) Finde ich. Also muss man auch bereit sein. Als Erzieherin würde ich es auch erwarten, dass man das kann, ja.

I: Sollte man meinen, ja.

IP: Dass man da ran geht, an so eine Problematik, wenn die immer wieder auftaucht. Das fände ich jetzt- Ja.

I: Wie hat sich denn in dem Zusammenhang auch die Rolle der Eltern als Arbeitgeber verändert? Also ihr seid ja alle irgendwo ein Teil von einem großen Arbeitgeber für die Erzieher. Wie hat sich das damals nach heute verändert?

IP: Ja. Total auch, in der Richtung- Also, früher war das überhaupt kein Thema, dass wir Arbeitgeber sind. Das wurde auch nie rausge- äh, oder wurde auch nie von irgendwelchen Eltern, ähm, betont, ja, oder drauf gepocht. Es gibt ja, ähm, immer Leute, die müssen das dann betonen und heute ist das so ganz krass, ja. Dass es eben gerade im Vorstand so ein, zwei Personen gibt, die da immer wieder drauf bestehen: „Hey Leute, Klappe halten, wir sind eure Chefs.“ So. Wo ich denke: „Woah, finde ich ganz schwierig.“

I: Ja. Nein, weil das dachte ich mir jetzt auch gerade-

IP: Finde ich ganz, ganz schwierig. Ja. Also da habe ich auch Probleme mit. Und da denke ich: „Hey, passt mal auf, ähm-“ Genau, es geht ganz viel um Wertschätzung, finde ich. Das war früher 1 zu 1, wirklich. Das war eine ganz tolle- war sehr empathisch, sehr eng auch, vielleicht manchmal auch nicht gut, aber so, jeder hat den anderen unglaublich wertgeschätzt. Und heute ist echt so: „Macht ihr euern Job!“ Ja. So.

I: Das passt ja wieder zu deiner Dienstleistung, die du anfangs sagtest.

IP: „Guckt, dass ihr mein Kind betreut.“ Das ist, mein Kind lernt- Genau, das ist ja auch interessant. Also es wird auch erwartet, dass die Eltern (Anmerkung: hier ist eher Erzieher gemeint) zum Beispiel den Kindern ganz viel beibringen. Schuhe binden zum Beispiel. Sehe ich total anders. Ich finde, das ist Elternaufgabe. Das ist- geht weiter bis in die Schule. Schule hat Bildungsauftrag zwischen- oder der Bildungsauftrag besteht zwischen Schule und Eltern. (I: Mhm.) Das ist ja auch so was, was die Eltern total vergessen. Ja. jammernder Tonfall Da wird dann immer die Verantwortung abgegeben.

I: An die Erzieher in dem Fall. Im Hort.

IP: Genau. Ob’s jetzt an die Lehrer sind oder an die Erzieher. Ja. So. Das geht ja so weiter. Und das ist irgendwie im Charakter oder im Verhalten der Eltern implantiert. So: „Bloß nicht bei mir gucken.“ Das alles abgeben. Und- Ich finde das- Ja. Das war jetzt ein ganz gutes Beispiel mit den Schnürsenkeln, weil die können das eh wirklich gerade alle nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass es nur noch Klettverschluss gibt. lacht

I: lacht mit Mit ein Grund vielleicht.

IP: lacht Wahrscheinlich. So. Wo ich denke: „Aaaahhh.“ Na ja. zieht Luft ein

I: Da bin ich gespannt, was du, ähm, zum Aufwand-Nutzen-Verhältnis sagst. Weil, es ist ja bekannt, dass im Kinderladen die Elternarbeit deutlich mehr ist, als in städtischen oder kirchlichen Kindergärten. Aber man geht ja trotzdem davon aus als Eltern, wenn ich da mitarbeite, hat das vielleicht einen höheren Nutzen auch für mein Kind.

IP: Mhm.

I: Wie würdest du das beurteilen? Ist das heute noch so?

IP: Überlegzeit ca. 2 Sek. Im Einzelfall vielleicht. Vielleicht. Vielleicht könnte man zum Beispiel so (.) Projekte- Das hattest du vorhin mal angesprochen, mit irgendwelchen Leuten, die von außen kommen, die irgendwie Musikstunde oder was, Malstunde- oder irgendwas hast du glaube ich gesagt?

I: Musikstunde, ja.

IP: Genau. In dem Punkt sehe ich vielleicht schon eher einen Nutzen. Also dass man sagt- Das hatten wir früher auch, dass jemand kommt, eine Musiklehrerin, die einmal in der Woche Musikunterricht anbietet. Oder wir hatten mal eine Tanzgruppe.

I: Von Elternteilen jetzt?

IP: Nee, von-

I: Sogar ganz extern quasi.

IP: Genau, von ganz extern. Ja. Es gibt aber auch jetzt gerade eine Mama, die (.) Kunst-

I: Das finde ich zum Beispiel toll, ja.

IP: Die Kunst unterrichtet. Aber die wird auch bezahlt, weil die ist Kunsttherapeutin.

I: Achso. lacht Gut, das finde ich wieder nicht gut. lacht laut Ich bin- Also das ist für mich irgendwie Kinderladen, wie ich ihn auch kennen gelernt habe, das Eltern sich in dem Punkt einbringen, was sie gut können, das geben sie weiter an die Kinder, ohne Bezahlung meine ich, ne.

IP: Mhm. Ja.

I: Weil eigentlich sollte es ja den Eltern am Herzen liegen: „Ich möchte mein Kind und die Freunde meines Kindes, irgendwie, fördern.“ Und nicht diese kommerzielle Ader.

IP: abschätzig Ja. Ach, das ist- Nee, funktioniert nicht.

I: Ja.

IP: Das ist nicht vorhanden. Die ist überhaupt nicht da, die Idee. Da nicht.

I: Okay.

IP: Also- Nee. Das wird alles- muss ganz klar reglementiert sein. Und das wird- Dann kommt jemand von außen und wird bezahlt. Und zack. Fertig. Und drüber- Und das meine ich mit dieser Dienstleistung. Drüber hinaus, irgendein Engagement ist, ähm, (.) gibt’s eigentlich nicht mehr. So. Nee.

I: Wie würdest du dann nochmal dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis beurteilen? Also vielleicht in einem Satz. Aufwand-Nutzen-Verhältnis, stimmt das noch oder stimmt das eigentlich nicht mehr?

IP: Es stimmt nicht mehr. Nee. Würde ich sagen.

I: Okay.

IP: Kann ich so-

I: Ähm, dann komme ich mal zu den Ursprüngen des Kinderladens, früher wurden sie ja gegründet aus bestimmten Traditionen heraus und dann haben ja, wie du vorhin auch schon sagtest, Studenten vor allem Kinderläden gegründet, um ihren Kindern eine bessere Erziehung auch zu geben. Was wären das heute für Beweggründe für Eltern (2) ihre Kinder im Kinderladen betreuen zu lassen?

IP: Ja. (.) Ähm. (2) Ich würde sagen, knallhart, das hat überhaupt keine ideologischen Beweggründe mehr, sondern rein pragmatische: ich suche einen Platz, egal, was da ist. So würde ich das (.) formulieren.

I: Ja.

IP: Ja.

I: Hast du mal Beweggründe bei euch in der Elternschaft aufgeschnappt, warum sie sich jetzt für einen Kinderladen entschieden haben? Oder, gibt es vielleicht Elternabende, wo sie sich noch vorstellen?

IP: Nee. Also- Nee, so was wird auch nicht mehr praktiziert. Früher gab’s das schon, dass man gesagt hat: „Oh ja, schön. Ich bin- Ich möchte hier sein, weil ich mir das und das erwarte von euch.“ (I: Genau.) So ‘ne. Oder auch eine Art, wie man das Konzept vielleicht mal auch formuliert oder wieder neu aufstellt und wieder mal hinterfragt, so da, so ‘ne Idee. Das gab’s regelmäßig früher. Ähm, heute (2) taucht das gar nicht mehr auf, dass irgendjemand das Wort überhaupt mal in den Mund nimmt, Eltern-Kind-Initiative, eigentlich. Es heißt halt Kita.

I: Ja. Aber wird schon gleich so genannt. Weil das ist ja auch manchmal so der Fall gewesen, dass man auf diesen Namen Kinderladen gepocht hat.

IP: Nee, gar nicht, ne ist Kita, Kindertagesstätte. Und das ist eigentlich, ja, Tagesstätte. Kindertagesstätte, so würde ich es einfach sagen. Nicht mehr Eltern-Kind-Initiative, dieses würde ich- das stimmt heute gar nicht mehr. Das würde ich einfach eher auf diese Kita beschränken.

I: Okay.

IP: Ja. Also ich habe jetzt auch, muss ich selber sagen- Ich frage jetzt auch keine Eltern mehr: „Warum kommt ihr jetzt in den Kinderladen-1?“ (I: Okay.) Die meisten, ist interessant- viele sagen: „Ja, Kinderladen-1, hat so einen tollen Ruf, weil die Kinder so toll gefördert werden.“ War’s mal früher. Dann hieß es auch: „Kinderladen-1 wäre so elitär und arrogant.“ Weil es nur Akademiker sind. Und, ähm, dann gibt’s wieder die Eltern, die sagen: „Ja, wir brauchen unbedingt mal wieder ein ausländisches Kind.“ Ja. So, damit wir endlich auch mal wieder so ein bisschen multi-kulti sind. So.

I: Allein, wenn man das schon formulieren muss.

IP: Ja, ne. Hier, finde ich auch total- Ja. Dann hatten wir mal eine Familie, ähm, mit türkischem Hintergrund. Die auch noch dann in der Politik war, ja. Das war dann natürlich dann ganz toll. Ja, aber- Da hat man sich dann so ein bisschen mit geschmückt: „Ach, der Kinderladen-1 hat die Landtagsvorsitzende-“ Oder was weiß ich. (I: Oh. lacht) Gemeinderat. Oder was weiß ich, wie sie hieß. Ja. Mit- Als Migrations- Mit Migrationshintergrund. Das war dann- Genau, dann hieß es mal, wir brauchen mal- Das habe ich mal so angestoßen. Warum wir nicht mal so was Integratives auch machen? Und, ähm, weil ich das- wir sind halt nun mal eine bunte Gesellschaft und da finde ich das halt auch schön, wenn man mal vielleicht ein Kind auch mal mitnehmen kann oder unterstützen kann, was teilweise eine Beeinträchtigung hat oder Behinderung hat. Und dann hieß es irgendwann: „Ja, das können wir nicht leisten.“ Oder so. (I: Oh, okay.) Ja. Und ich kenne auch, lustigerweise, unsere Nachbarn, die haben eine Tochter mit Down-Syndrom und die haben sich damals im Kinderladen-1 beworben, weil der Kinderladen-1 sich wohl irgendwie auf der Internetseite oder, ähm, mit Integrativem oder irgendwas schmückt oder irgendwas steht da. Ähm, und dann haben sie sich daraufhin bei uns beworben. Und dann kam aber ganz schnell raus, dass das ja überhaupt nicht möglich ist, da ein Kind mit Down-Syndrom unterzubringen.

I: Das ist auch interessant, weil eigentlich, äh, von der Tradition her, war das ja sogar auch noch gewollt, dass man ja teilweise Kinder mit Behinderung mitlaufen lässt, quasi. Dass man darauf ja auch- Oder deshalb gibt’s ja auch diesen Personalschlüssel, dass man Kinder mit besonderen Beeinträchtigungen eher noch fördern kann. Und, ähm, da ist vielleicht die Veränderung jetzt auch in Richtung, was du ja auch sagtest, mit Elite, geworden, dass man das lieber dann ausblendet und eher auf sein eigenes Kind achtet.

IP: Ja, genau. Genau. So- Ich würde sagen, ähm, da hat sich ein ganz großer Egoismus breit gemacht. Also, oder auch dieses nicht-über-den-Tellerrand-gucken. Auch überhaupt nicht diese Gemeinschaftsidee, auch diese wir-unterstützen-Schwächere, wir tragen die mit, ja, das ist alles nicht mehr da. Also das wird alles nicht mehr formuliert. Die haben da alle kein Interesse. Das ist alles so ein bisschen weg. Das finde ich sehr schade. Deswegen würde ich da- Also die wenigsten Eltern, die ich da jetzt sehe, die würden sicher nicht so einen Laden gründen. Bestimmt nicht. Die würden- Für die ist es wichtig, dass die Einrichtung schick ist. Ja. Dass wir das beste Spielzeug haben, dass wir einen sicheren Weg haben von der Kita in den, was weiß ich, in den Garten oder so. Ja. Wo ich denke: „Das ist doch auch so ein Punkt. Dann müssen- Wir leben in der Stadt, das müssen die Lernen, die Ampel zu überqueren.“ Ja. Die müssen Lernen- Die können das nicht mehr, weil die immer gefahren werden mit dem Auto. Die können sich gar nicht mehr im öffentlichen Leben normal bewegen, die Kinder. Die können nicht warten, auf die Straßenbahn, das können die gar nicht. Dann zappeln die wieder rum, sarkastisch weil die immer die Muddi mit dem Taxi rumfährt. Ja. Du hörst es schon raus, dass ich total, eigentlich, keine- Ich finde es sehr schade, und ich muss es jetzt irgendwie noch durchziehen. Und dann ist für mich-

I: Dann aber die trotzdem die Frage, wenn du die Möglichkeit dazu hättest, was würdest du verändern, ähm, am Organisationsmodell Kinderladen? Also nicht die Pädagogik, sondern die Organisation.

IP: Ich würde eine Leitung schaffen, eine Leitungsstelle. Ganz klar. Dass die- für die Erzieher klar ist: „Wir müssen uns gar nicht mit den Eltern beschäftigen. Da irgendwie anklopfen und fragen, könnt ihr uns da unterstützen oder so. Sondern wir haben eine ganz klare Adresse.“ Und wir haben auch eine klare Adresse. So. Ich glaube, das wird jetzt- entlastet alles. Ja. So. Das fände ich, das wäre eine ganz gute Lösung, finde ich, in diesem Dilemma.

I: Ja. Und wenn du gerade so an Ämter denkst, oder auch Kochdienste, Elterndienste, würdest du da eher dazu tendieren, die aufrecht zu erhalten oder-

IP: Ich schon, ja, weil ich koche total gerne. Die meisten bestimmt nicht, weil die würden eher ‘ne Kochstelle dann vergeben, also eine externe, und sagen: „Nee, wir haben eine Köchin.“ Gibt’s ja auch die Modelle.

I: Wollte ich gerade sagen. Es gibt ja mittlerweile schon Kinderladen mit-

IP: Also wir haben eine Kochfrau, die ist zwei Tage da in der Woche. Montags, dienstags. Ähm-

I: Wie wird die dann finanziert, wenn ich das noch fragen darf?

IP: Ja, das frage ich mich auch gerade. Das wurde damals- Eben, Eltern haben sich beschwert: „Wir wollen nicht mehr kochen.“ (I: Okay.) holt Luft Oder: „Wir haben- Wir wollen weniger kochen.“ Genau. „Wir wollen schon kochen, aber weniger. Nur noch- Nicht jeden-“

I: Guter Kompromiss. lacht

IP: Genau. Nicht alle 4 Wochen, sondern nur noch alle 8. Also es gibt so einen Modus. Ich glaube Vierteljährlich und da muss man sich dann einmal eintragen. Ich glaube, alle 10 Wochen muss man kochen. (.) Früher war das alle 4. Genau. Und ich glaube, die wird bezahlt, wahrscheinlich über die- Ja, gute Frage. Über unsere Mitgliedsbeiträge vielleicht?

I: Möglicherweise, ja. Mhm.

IP: Das kann sein.

I: Aber das ist ja den Eltern so wichtig, dass sie auch Geld dafür investieren würden, ne.

IP: Ja, genau, die würden- Genau, das war auch interessant, dass- Da gab’s mal einen Elternabend. Die würden lieber mehr zahlen, äh, als kochen. (.) Aber dann ist man auch nicht zufrieden, weil sie dann irgendwann sagen: „Ja, die kocht ja eher einseitig.“(I lacht) genervt lustig Ja. Und es ist ja immer was. Es gibt halt immer Tomaten, äh, Nudeln mit Tomatensauce. Aber, pf- Es ist bei- Ja.

I: Ich find’s halt schade, wenn man dieses- diesen Kochdienst komplett abschaffen würde, weil für mich ist das, oder was ich jetzt auch gelesen habe, irgendwie mit eine Säule für den Kinderladen. (IP: Ja.) Also dieses Kochen ist ja nicht nur Kochen, sondern ich kriege mit, was mein Kind im Alltag macht, ich kriege mit, mit wem mein Kind spielt, ich bin irgendwie ein Teil dieses Alltages. Ein Tag zumindest, in 4, 8 Wochen.

IP: Genau. Und es finden auch viele Gespräche statt. (I: Genau. Tür- und Angelgespräche.) Also ich nutze es immer total, um mit den Erziehern zu reden. Also wenn ich dann meine Kartoffeln schäle, dann- Wir essen in der Küche und die holen sich dann einen Kaffee und so, dann macht man halt nebenbei so ein bisschen Ratsch und Tratsch und kann jeden fragen: „Hey, wie geht’s dir gerade?“ Und darüber, so. Also für mich, gerade als Vertrauensperson, ist das-

I: Wollte ich gerade sagen, ist das ja dann auch-

IP: Super wichtig. Und ich koche immer was- Ich frage immer die Kinder: „Was wünscht ihr euch?“ Das ist-

I: Oh.

IP: Findet bei den Eltern auch nicht mehr statt. Die sagen, die kochen halt dann: rotzig „Ja, es gibt das, was es gibt.“ Dann haben wir aber mittlerweile, äh, Vegetarier und Lakt-, wie sagt man, Veganer. Und, ach- lacht Tausend Allergien abzudecken.

I: lacht Laktoseintolerant.

IP: lacht Ja genau. Da muss man halt immer ein bisschen drauf achten, dass man vielleicht die Kartoffeln nicht gleich stampft mit Milch und Butter, sondern zwei, drei Kartoffeln extra lässt. Und da muss man halt- Da frage ich halt immer, ja: „Was- Wie sieht’s aus? Worauf muss ich achten?“ Und so. Jach, das sind so Kleinigkeiten. Damit macht man denen ‘ne Freude. Und das ist ja kein Aufwand.

I: Eigentlich nicht.

IP: Nee, ist kein Mehr-Aufwand. Ja. (.) Also ich finde Kochdienst toll, ich mache das gerne, auch wenn ich in der Schule noch Kochen muss. Es ist- Ich kriege das mit dem Job gut hin. Ja. Das wäre der letzte Dienst, den ich abschaffen würde als Elterndienst. Kochdienst. Da würde ich eher einen Ausschuss weniger- Finanzausschuss abschaffen. Und das irgendwie abgegeben oder sowas. Oder ein Putz- Aber gut, Putzdienste- Früher gab es auch Putzdienste. Da mussten wir auch selber noch putzen im Kinderladen-1.

I: Ah, genau. Hatte ich auch gelesen. Und heute?

IP: Kommt jeden Tag eine Putzfrau.

I: Okay.

IP: Oder 2, 3 sogar. Die machen dann jeden Tag eine Stunde.

I: Die komplette Einrichtung dann?

IP: Ja. Aber das, finde ich, reicht nicht. Also, ich finde es nicht so besonders sauber bei uns. (I: Mhm.) Man müsste eigentlich so alle vier oder acht Wochen so nochmal einen Sonderputzdienst irgendwie anbieten. Dass man sagt, wir machen mal jetzt nur Fenster oder sowas. In einer Stunde oder zwei machen die halt die Oberflächen so ein bisschen und dann ist das-

I: Viel Zeit ist da nicht, ja.

IP: Nee, genau. Ja. Oder so die Küche zum Beispiel, das ist- die Flächen, Griffe, das ist alles so angedabbt.

I: Schmuddelig.

IP: Ja, schmuddelig. Ich finde es schon ein bisschen schmuddelig, den Kinderladen-1. Muss ich sagen. (2) Doch.

I: Okay. Gibt es denn noch irgendwas, was dir gerade einfällt, was du noch verändern würdest? Unabhängig- Also Leitung hast du jetzt gesagt.

IP: Genau, Leitung habe ich- Ich würde, ähm (2)- Nee (.), Mitgliederausschuss würde ich noch mal anders beäugen, weil ich- Also, den würde ich noch mal so ein bisschen neu oder anders besetzen (.) oder mehrfach besetzen, weil die entscheiden ja darüber, wer kommt, neue Eltern. Und da würde ich- Die haben jetzt die letzten Jahre, also finde ich persönlich, extrem viel drauf geachtet, äh- Wer kommt? Was hat der zu bieten? Wie sieht der aus oder sie? Und (.) das finde ich- Aber das ist ja jetzt so eine gesellschaftliche Diskussion. Und da stehe ich vielleicht auch nicht alleine da. Also mir wären inhaltliche Sachen wichtiger und deswegen würde ich im Mitgliederausschuss da noch mal anders agieren, oder andere Fragen auch stellen. Das würde ich verändern nochmal.

I: Also ist bei dir eher der Eindruck, dass man eher darauf achtet, welchen Job hat er? Wie viel verdient er, womöglich? Um ihn dann als Elternteil mit rein zu nehmen.

IP: Ja, genau. Oder zu sagen, ähm (.)- Das war früher auch zum Beispiel anders. Da haben die Eltern, die sich beworben hatten, hatten hospitiert.

I: Ah! Ja.

IP: Einen Tag. Mit dem Kind.

I: Die haben mal richtig einen Tag mitgemacht.

IP: Genau. Und dann haben die Erzieher- Die Erzieher hatten Mitspracherecht.

I: Ah! Heute nicht mehr?

IP macht verneinende Geräusche

I: Ah, das ist interessant.

IP: Ja. Genau. Und das finde mangelhaft. Das würde ich wieder abschaffen. Und ähm- Oder würde ich wieder einführen, dass die- Genau. Also der Tag wurde abgeschafft und ich würde ihn aber wieder einführen. Aber dann, wenn ich das mache, dann ist es immer das Gleiche. Dann sagen sie: „Ach du wieder. imitierenden Ton Oh, früher war alles besser.“ Und ich so: „Ja. Dann halt nicht.“lacht

I: Ja, aber eigentlich sollte man ja davon profitieren. Ich meine, wenn du schon den Vergleich hast, dann wär’s doch eigentlich-

IP: Nee. Das sehen die nicht so. Die sind eher genervt.

I: Okay.

IP: Also die Eltern sind eher genervt von uns alten Hasen. Ich bin jetzt mittlerweile, glaube ich, fast die letzte. Wir hatten noch so ein Nachzügler-Kind. (.) Ah, die waren jetzt vor zwei Jahren waren die raus.

I: Okay.

IP: Das waren auch noch- Das war das Gleiche. Wir haben uns blind verstanden. Wir hatten immer die gleichen Ideen. Und alle so: „Och, ihr wieder.“ Und: „Ach ja, früher. Aber früher nachäffende Geräusche Es ist halt nicht mehr früher.“ Ich so: „Ja. Ist nicht mehr früher, aber, äh, was ist das für ein Argument? Wenn’s aber doch besser war? Wenn’s für die Erzieher wichtig war?“ Ja. Es ist auch eine Art von Wertschätzung, finde ich, wenn man auf das Urteil der Erzieher hört, weil die Erzieher müssen ja mit dem Kind zusammen sein, und müssen ja auch mit den Eltern arbeiten. Warum muss ein Ausschuss von drei, vier Eltern-

I: Darüber entscheiden.

IP: Warum bestimmen die, wer kommen darf? Ja. Ich kenne das zum Beispiel auch noch aus diesem, wie heißt das? Kinderladen-7. Da haben wir uns früher auch mal beworben. Also vor dem Kinderladen-1 noch. Ähm, da mussten wir uns als Eltern komplett vor allen anderen Eltern vorstellen. Das finde ich auch nicht schlecht. Da haben die Eltern gesagt: „Ach ja.“ Da ist man zum Elternabend dazu, mal kurz ‘ne halbe Stunde vorher, hat sich vorgestellt. Ich fand das super. (.) Da mussten auch beide kommen.

I: Und wie- Ach bei euch ist es nur dieser Mitgliederausschuss, quasi?

IP: Nur der Mitgliederausschuss. Genau.

I: Achso. Jetzt habe ich das auch verstanden. Weil für mich war das immer klar, dass alle Eltern irgendwie entscheiden.

IP: Nee. Nur der Mitgliederausschuss, das sind drei.

I: Oh. Okay.

IP: Drei. Die laden die Eltern ein, ja, anhand der Wartelisten. Manchmal wird auch schon durch- übers Telefon, äh, sondiert. Ja. So. Und abgeklappert, was machst du beruflich? d-d-d Und so weiter. Äh, da werden die Leute auch gar nicht mehr angeguckt. Da werden sie gleich: „Nee, tut mir Leid, im Moment haben wir leider keinen Platz.“ Nur weil die Stimme vielleicht nicht gepasst hat. Ja. Das finde ich zum Beispiel auch, geht auch eigentlich gar nicht.

I: Das ist ja was ganz anderes. lacht

IP: lacht Genau. So. Und dann kommen die und dann- Wir kriegen die gar nicht mit. Also weder die Erzieher noch die Eltern. Die anderen kriegen die mit. Die kommen dann, da heißt es: „Ah, wir kriegen im Herbst 2000 d-d-d ein neues Kind, den Horst und so weiter. Der ist drei Jahre.“ Oder so. „Und der kommt dann.“ (I: Okay.) Und dann lernt man die Eltern mal kennen. Auf einem Weihnachtsfest, werden die eingeladen. Oder auf einem Sommerfest. Und dann gucken die sich das an. Aber dann ist schon klar, die kommen. (I: Okay.) Also es gibt keinerlei Einfluss von unserer Seite und von Erzieherseite. Auch wenn ‘ne neue- Das ist auch interessant, wenn, äh, eine neue Stelle zu besetzen ist, da kann die Erzieherin-m jetzt Romane von berichten, weil die haben ja jetzt (.) ziemlich viel Pech gehabt. (.) Immer schlecht gelaufen, ja. Also, früher war es auch so. Und die Erzieherin- Also es gab ein Pool, von drei, vier zur Auswahl. Ich war noch- Also früher war ich nämlich im Personalausschuss, da haben wir das so gemacht. Da war das- Im Vorstellungsgespräch, da saßen Erzieher mit dabei, vom alten Team, dann die Bewerberin und der Personalausschuss. Und dann gab’s ein offenes Gespräch. So. Dann haben wir was ausgemacht, also nachdem dann das Gespräch vorbei war, haben wir gesagt: „Hey, kannst du dir das vorstellen?“ Für uns war das Wichtigste, also das ausschlaggebende Argument, wie passt diese Person ins Team rein? Deswegen war die Meinung der Erzieher-innen ausschlaggebend. So. Ja. (I: Mhm.) Ist das- Okay. Dann haben die hospitiert, die Erzieher-innen. Meistens sind das ja Frauen. Dann gab’s eine Rückmeldung vom Team (.) an uns. Wie hat das geklappt? Wie war das? So. Ja, können wir uns vorstellen. Gut dann gab’s- Dann haben wir als offizielle Stelle den Erzieherinnen rückgemeldet, hier: „Ja, wir freuen uns. Wir hätten dich gerne im Team.“ Und so weiter. Und dann gab’s- Ja, dann hat das meistens funktioniert. Und alle- Also das Team, was heute noch da ist, das ist auch so eingestellt worden.

I: Ah. Das ist ja cool.

IP: Und alles, (.) was jetzt danach gekommen ist, die sind nicht mehr da. lacht Oder die haben irgend- Sind schwanger geworden. Genau. Und sind dann deswegen nicht mehr da.

I: Genau. lacht

IP: Also das ist auch zum Beispiel- Da ist die Erzieherin-m auch maximal frustriert. (I: Ja.) (.) Dass die da einfach- Das wird einfach entschieden teilweise vom Vorstand.

I: Ja, das ist wirklich- Wenn man über die Köpfe hinweg dann entscheidet, das ist halt schon echt heftig.

IP: Genau. Und da kommt wieder diese Chef- Also die Hierarchie. Ja. Dieses Chef- wir sind Vorstand, wir- Seid froh, dass ihr eine dritte Kraft habt. So. Und dann sagt die Erzieherin-m, die dann auch diese andere Idee in sich-: „Ja, okay, verstehen wir auch, aber lieber schaffe ich zu zweit mit einer Frau, mit der es super klappt, als zu dritt in so einem Luschenteam, wo man eher- die dritte Person einem eher noch mehr Arbeit aufhalst. Und durch diese Konflikte man eher gebremst wird.“ Also-

I: Das ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, finde ich, weil es gibt ja heute immer noch Erzieher oder Erzieherinnen, die bewusst sich für einen Kinderladen entscheiden. Und wenn man eben dann als Elternteil dieses Konzept auch so dann niedermacht, dann macht halt auch für die Erzieherinnen die Arbeit auch nicht mehr so Spaß, wie sie sich das vielleicht vorstellten.

IP: Ja, genau.

I: Aber das- Erzieherin und Kinderladen, das ist vielleicht auch noch mal ein anderes Thema.

IP: Ja, genau. Genau. Ja. Mhm.

I: Ähm, aber wenn du heute trotzdem noch mal vor der Wahl stehen würdest. Wie würdest du dich dann entscheiden?

IP: (2) Ähm, wenn andere Eltern auch in dem Kinderladen wären- also wenn die Eltern anders wären, dann würde ich es sofort wieder in den Kinderladen gehen.

I: Okay. Also du machst die Entscheidung von der Elternschaft abhängig.

IP: Ja. Absolut. Ja. Und wenn nicht, dann (.) städtisch, kirchlich, egal, was auch immer. Da gibt’s ja am besten auch- Da gibt’s den Kindergarten-X, der ist super. Und so. Also (.) da sehe ich, ja- Ich mach’s von den Eltern abhängig. Ja.

I: Okay.

IP: Ich habe total Lust dazu, mich damit auch darüber hinaus zu engagieren. Ich mache das gerne, was ich ja auch tue. Aber irgendwann ist man halt echt frustriert, weil man ist irgendwann alleine. Oder, es sind noch vielleicht vier, fünf Eltern. Das sind ja immer die gleichen Pappenheimer, die nichts machen und die, die dann mehr machen. Und weil wir eben so viele Kinder sind und so wenig Eltern, es gibt unglaublich viel mit drei Kindern, müssen wir mehr arbei- also wir müssen einfach mehr übernehmen. Und das ist auch interessant. Die, die diese vielen Kinder haben, die machen weniger, eigentlich müssten die ja mehr machen.

I: Ja eben, das ist echt interessant.

IP: Und die argumentieren dann auch: „Ja, äh-“ Wir hatten eine Familie, das war die Hassfamilie, die hatten vier Kinder. (I: Oh!) Die hatten erst schon zwei, dann waren wir- da hatten wir schon gedacht: „Oh, hoffentlich sind die dann bald raus.“ Und dann haben die Zwillinge gekriegt.

I: Oh nein. lacht

IP: schmunzelt Genau. Und dann war klar: „Oh Gott, die sind jetzt auch nochmal da drei Jahre.“ Die sind jetzt Gott sei Dank raus, ja. Die haben defact nichts gemacht, gar nichts. Das heißt, wir hatten vier- Ich habe mit denen mal gestritten. Ich habe gemeint: „So, Leute, ihr habt vier Plätze ver- sind irgendwie vergeben durch euch, oder besetzt. Das wären vier potentielle, engagierte Eltern und ihr macht gar nichts, ja. Das geht gar nicht.“ Ihr müsst- (.) Wir haben dann gesagt, wir können das tragen, eine Familie, die nicht viel geben kann, gibt’s ja immer wieder, das können wir auch tragen, ja. Aber wenn das so viele sind, wenn das vier, fünf Familien sind, mit drei, vier Kindern, geht das irgendwann nicht mehr.

I: Aber wie rechtfertigen das denn die Eltern, wenn sie nichts machen? Weil das ist ja eine Eltern-Kind-Initiative.

IP: „Ja, wir haben halt vier Kinder. Wir können ja gar nicht mehr machen. (I: Achso, das-) Wir haben ja-“

I: Das war das Totschlagargument.

IP: Genau, das Argument ist: „Ja, aber ich habe vier Kinder.“

I: Okay.

IP: Ich so: „Aber dann seid ihr hier falsch.“

I: Genau. Weil dann finde ich, sollte man das schon auch bei der Bewerbung irgendwie berücksichtigen. Klar, verkaufen sich Eltern immer irgendwie soziale-Erwünschtheit-mäßig „Ja klar, machen - arbeiten wir mit“, aber da sollte man schon dann irgendwie auf den Zahn fühlen und fragen: „Habt ihr wirklich- oder seid ihr bereit und könnt ihr das zeitlich auch leisten, hier mitzuarbeiten?“

IP: Mhm, genau.

I: Weil dann- So ergibt sich halt dann auch irgendwie die Elternschaft, die dann eben nicht mehr so viel macht.

IP: Ja, genau. (.) Ja.

I: Okay. Also du hast ja wirklich, äh, viel Erfahrung. Das ist wirklich interessant gewesen, das alles zu hören.

IP: Ja. Das- Ich hoffe, ich habe dir jetzt weitergeholfen.

I: Ja, wir sind am Ende.

IP: Ach, sind wir schon fertig? Okay.

I: Ja. Hast du jetzt noch irgendwie was, was dir einfällt, was ich vielleicht vergessen habe zu erfragen im Zusammenhang mit Kinderladen?

IP: Nee. (2) Nee, was ich noch, äh, so einwerfen kann als Anekdötchen. lacht Also zur Idee des Kinderladens. Wir haben früher, wenn’s im Sommer warm war, ja, wir haben ja diesen Hof. Ich weiß nicht, kennst du die Räumlichkeiten vom Kinderladen-1? Kennst du das-?

I: Von außen nur.

IP: Okay. Also wenn man von der y-Straße so, kann man in den Hof reinfahren. Und da ist unten so ein- eigentlich ein ganz schöner Vorplatz. Da gibt’s Zugang zur Garage, da sind so Bobby Car’s drin und so Zeug. Und Getränke und was weiß ich, Spielzeug noch so für den Außenbereich. Und da gibt’s so einen schönen großen Baum, mit einer Bank drum rum. Da sind die oft, die Kleinen im Sommer und, äh, Planschen. Da machen wir irgendwie Wasser, wie heißt’s, Planschbecken machen wir und, was weiß ich, Wasserrutsche und so Zeug. Und dann gab’s neulich- Also, wie gesagt, früher war es so, da waren die halt alle nackt.

I: zustimmend Ja.

IP: schmunzelt Ja. Und dann gab’s Fotos auch, die man dann auf dem Elternabend gezeigt hat. Da gab’s da noch gar nicht dieses digitale und Cloud und ich lade mir mal die Bilder runter und so. Das zum Thema- Kannst dir schon vorstellen, worauf es jetzt hinaus läuft. lacht

I: lacht Ja, ja. Gab’s da Eltern, die sich beschwert haben?

IP: Ja, genau. lacht Genau, es gab Eltern, die haben- Da gab’s mal so ein paar Nacktfotos, irgendwie- auf irgendeinem Sommerfest. Alte, von früher.

I: Achso. Von früher früher. lacht

IP: Genau. Von früher. Ähm, die hatten 20 Jahre Kinderladen-1 und da haben wir, die alten Eltern, haben so ein bisschen eine Diashow vorbereitet. Und wir haben noch diese alten Bilder. Und dann kamen die neuen Eltern und haben gemeint: „Ja, wie, ihr ward früher nackt- die Kinder waren nackt früher?“

I lacht

IP: Und ich so: „Äh, ja, die haben halt nackt da im Hof.“leiser Tonfall Das geht heute gar nicht mehr. Da haben die sich wirklich ernsthaft- Die Eltern bestehen jetzt drauf, dass die Kinder entweder Badehose- und auch wenn die kleinen Dreijährigen schon Bikinis, (I: Oh nein!) wo ich denke: „Oh nein!“ Genau. jammernder Tonfall Das ist auch gar nicht Eltern-Kind-Initiative.

I: lacht Ja, ne.

IP: Genau. Also da gab’s diese letzte- eine der letzten Elternabenddiskussionen gab’s halt über dieses Nacktsein dürfen, so. Und dann darf das-

I: Also das Thema an sich passt schon zum Kinderladen, aber-

IP: Das darf nicht mehr sein. Genau. Es darf nicht mehr sein, weil eben, äh, es wird ja fotografiert von den Erziehern. Die Erzieherin-m kann ja ganz toll fotografieren. Und die würde die Fotos, glaube ich, auch eher ausdrucken. Aber jetzt ziehen sie, sie auf einen Stick, über einen Online-Datenspeicher[36] wird das dann- Ach, keine Ahnung, kann halt jeder sich das runter laden. So. Und jetzt haben einige Eltern wie so eine Art Petition unterschrieben (I: Oh nein!): „Wir wollen das nicht, dass unsere Kinder da irgendwo im Netz stehen!“

I: Okay.

IP: „Und sowieso nackt gar nicht!“

I: Okay. Gut, einerseits hat das schon mit veränderten Zeiten zu tun, andererseits, äh, Kind sein hat auch dann irgendwie was mit Nacktsein zu tun. Wenn man dann schon anfängt, die Kinder so zu erziehen, macht das ja auch was mit den Kindern wiederum.

IP: Ja, finde ich auch. Und das ist ja auch was Schönes, Sinnliches, also die fassen sich ja dann auch an und so. Und das ist ja- war früher- Also auch dieses Thema Sexualität, das wird ja heute irgendwie-

I: Ja, vor allem, das war ja vor allem Kinderladen-Thema. Die Sexualaufklärung auch. Habe ich vorhin erst noch gelesen. Ja, also-

IP: Ja, genau. Ja.

I: Wirklich interessant. Ja, gut, aber wir stempeln das jetzt mal unter veränderte Zeiten ab. Das wäre auch noch wieder ein interessantes Thema, das auf zu machen.

IP: Ja, ich glaube auch, da sind viele Themen drin. Also das ist glaub- die spannend wären auch. Da gibt’s ja diesen- Ach, wie heißt der nochmal? Winterhoff?

I: Der sagt mir jetzt nichts.

IP: Dieser Neurologe und Psychologe und auch Kinder- Ist das ein Kinderarzt oder sowas? Der hat dieses Buch geschrieben- Ach, wie hieß das nochmal? „Warum wir so Tyrannen-“ Oder „Warum unsere Kinder Tyrannen sind.“

I: Ah, doch, das habe ich gehört.

IP: Sagt dir das was?

I: Ja. Mhm.

IP: Genau. Und der hat ein neues Buch, ein ganz arg tolles. (.) Das heißt, ähm, wie heißt das jetzt? Das habe ich jetzt vergessen. Aber es geht um eine nicht mehr- also kindgerechte Erziehung oder kindgerechte Entwicklung der Kinder. Also die Eltern verbauen ihren Kinder quasi diese kindgerechte emotionale Entwicklung, weil sie immer drüber sind, eben, weil sie immer diese Helikopter-mäßig d-d-d. Das ist total interessant. Das passt da auch total rein, diese ganze Thematik Kinderladen, ja. Finde ich super. Und der sagt halt auch: „Es fehlt (.)- es fehlt diese Abgegrenztheit.“ Ja. Die Eltern haben alle Angst, dass ihr Kind versagt, wo auch immer, wie auch immer. Ja. Und, denen fehlt so eine Coolness. Die sagen immer zu mir, die Eltern: „Du bist so cool mit deinem großen Sohn. Der ist doch gerade in der Schule echt schlecht.“ Und ich so: „Ja und?“(I lacht) „Ja, machst du dir da keine Sorgen?“ Und ich so: „Nee, ich meine, der wird schon. Ich war auch in der Schule schlecht, ich habe auch irgendwie studiert, ich bin jetzt irgendwie nicht- ich liege jetzt nicht unter der Brücke.“lacht Das ist so alles ganz- es passt dann auch nicht mehr zusammen, ge. Ich glaube, die können vielleicht da was rausziehen, die Eltern, aber ich ziehe da nichts mehr da raus. Weil ich denke-

I: Ja gut, da hat jeder Elternteil auch einen anderen Ansatz. Aber, ähm, momentan ist das schon eine krasse Entwicklung, die sich da so breit macht. Gerade mit diesen Helikopter-Eltern. Und das gros ist es jetzt halt einfach. Ja, also wenige Eltern gibt’s noch- oder habe ich auch wenig kennen gelernt, die so entspannt sind und sich wenig Gedanken um die Entwicklung der Kinder machen. Weil groß wird jeder irgendwie.

IP: Ja, und ich würde auch eher wieder so- Ich finde da die Skandinavier haben da tolle Konzepte, die dann sagen, die ersten 3, oder ich weiß nicht, die ersten 6 Jahre oder 5 im Kindergarten einfach spielen und situativ irgendwie laufen lassen.

I: Das ist eigentlich auch das, was Kinderladen ausmacht. Dieser Situationsansatz.

IP. Genau. Das ist- Ja.

I: Na gut. Also das war jetzt wirklich viel Information mit der ich sehr viel anfangen kann. [Ende der Aufnahme: 1h04min16sec]

[Beginn der Aufnahme]

I: Also, starten möchte ich mit einer Frage, die dich selber- persönlich betrifft, und zwar, wie deine Betreuungsgeschichte war. Kannst du dich erinnern, wie du betreut worden bist?

IP: Achso, ich. Ah, okay. schmunzelt (I schmunzelt auch) Ich bin in einem ganz kleinen Dorf in D-Gebiet aufgewachsen und bin, glaube ich, also ich bin mit drei in den Kindergarten gekommen. War von drei bis sechs im Kindergarten im Dorf, in so einem ganz normalen städtischen- also nicht städtischen, sondern Gemeindekindergarten, halt, ja, ja. lacht Das war nur so, weiß ich nicht, 800 Einwohner, oder so-

I: Ganz kleines Dorf. lacht

IP: Ja, genau. Und da war ich halt- Da waren nicht viel Kinder, vielleicht so wie hier. 20 oder so.

I: Okay. Und, ähm, wann warst du da? Also warst du da eher vormittags? Oder wurdest du nachmittags betreut?

IP: Das weiß ich gar nicht mehr. Also, vormittags- (.) Och, ich wollte das neulich meine Mutter fragen. (.) Ähm, ich glaube, ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass wir über Mittag nach Hause sind und nachmittags nochmal hingegangen sind. Also so morgens vielleicht von acht bis zwölf und von eins bis drei oder so was.

I: Mhm, die Variante gibt’s auch. Habe ich auch-

IP: Ähm, ich könnte mich mit dem Nachmittag auch täuschen. Das weiß ich nicht mehr genau. (I: Ja.) Ja. Müsste ich mal nachfragen.

I: Okay. War denn deine Mutter berufstätig? Oder nur der Vater?

IP: Ähm, mein Vater war berufstätig. Meine Mutter war zuhause, hat aber zuhause, ähm, damals hat sie an einer Doktorarbeit gearbeitet.

I: Ah, das heißt, sie war da noch Studentin.

IP: Sie war da auch noch- Ja.

I: Beziehungsweise hat promoviert dann.

IP: Ja. Sie hat teilweise dann auch studiert, und teilweise- Aber das kann ich jetzt so genau nicht aufs Jahr zuordnen. Also die war eigentlich meine ganze Kindheit über, bis- noch bis ins Gymnasium war die zuhause, hat aber immer nebenher auch wissenschaftlich gearbeitet. (I: Mhm.) Ja.

I: Okay, also dann hast du das zuhause mitbekommen.

IP: Joa. Ja.

I: Okay. Gut, dann gehen wir über zum Kinderladen. Beziehungsweise erst mal die Kinderbetreuung. Wenn du dich zurück erinnerst, was waren für dich und deinen Mann vielleicht Kriterien bei der Kinderbetreuungsauswahl?

IP: lacht Überhaupt einen Platz zu kriegen.

I: Okay.

IP: Ja. Also, ähm (.); also ich habe so angefangen mich damit zu beschäftigen, so Betreuungskonzepte und so, und habe irgendwann, äh, dann mitgekriegt, wie schwierig das ist für ein Kleinkind einen Platz zu kriegen. Und dann habe ich mir gedacht: „Okay, ähm, egal. lacht Guck‘ einfach, dass du einen Platz kriegst und hoff, dass das dann stimmt.“

I: Ja.

IP: Ja. Ich meine, wenn’s jetzt irgendwas- wenn wir was gekriegt hätten, wo- was ich echt furchtbar gefunden hätte, hätte ich es wahrscheinlich auch nicht gemacht. Dann hätte ich vielleicht irgendwie geguckt. Aber wir sind halt hierher gekommen und, ähm, (.)- Ja, war auch alles irgendwie so nett, (.) übersichtlich und so und ich hatte ein gutes Gefühl. Und dann war es für mich auch in Ordnung. Das hat auch funktioniert, ja.

I: Das heißt, du hast dich parallel auch noch woanders beworben?

IP: Ja. Ja, ja. (I: Okay.) Ganz viel.

I: Okay. Also Kinderladen war jetzt nicht die erste Entscheidung, sondern-

IP: Ich habe das- Ich wusste das- Ich habe die, ähm, diesen Unterschied erst, ähm, eben dann in dem ich mich damit beschäftigt habe, so überhaupt mitgekriegt. Aber was das nachher im Alltag bedeutet, das kann man nicht ermessen. Also ich, ähm, weiß gar nicht mehr. Ich habe mir auch so städtische oder auch kirchliche dann angeguckt, einfach auf diesen Abenden, damit man mal vorbeischauen kann. (.) Und, ähm, habe das dann so schon: „Aha, okay, kapiert. Die einen sind so, da muss man nichts tun und gibt sein Kind ab. Und bei den anderen muss man halt was machen und hat vielleicht ein bisschen mehr Einfluss.“ Aber was das bedeutet habe ich da auch nicht so umrissen. Aber ich war dann schon froh, dass es hier geklappt hat, weil (.) ich da schon Lust drauf hatte.

I: Okay.

IP: Ja. Also auch da mitzumachen und auch nicht so eine große Einrichtung zu haben und, ähm, ja, einfach so ein bisschen Einfluss haben. Das fand ich dann schon toll. Aber das war jetzt nicht so, dass wir von vorneherein losgegangen sind und gesagt haben: „Wir wollen unbedingt in eine Elterninitiative. Und nur keine städtische Einrichtung.“ Es war wirklich eher so: „Wenn wir was kriegen, sind wir froh. Und wenn das dann noch passt, dann ist das eigentlich Hauptgewinn.“ Ja.

I: Hat dein Mann denn oder dein Partner irgendwie, ähm, noch gesagt: „Das hätte ich gerne für die Kinderbetreuung.“? Oder war es ihm ähnlich, wie du jetzt sagst, Hauptsache einen Platz-

IP: Also er hat sich da noch ein bisschen weniger mit beschäftigt als ich. lacht

I: Okay. lacht

IP: Ja. Und, pf, (.) ich war auch eigentlich größtenteils dann alleine auf diesen Abenden dann.

I: Mhm. Infoabenden. Mhm.

IP: Ja, genau. (.) Ja. Und dann sind wir halt zum Tag der offenen Tür dann durch die Eltern-Kind-Initiativen. Da war ich dann teilweise aber auch alleine. Wusste ich dann- Habe ich auch nachher erst erfahren, dass das ganz schlecht ist, alleine hinzugehen. lacht

I: lacht Ja, eigentlich immer als Paar. Stimmt.

IP: Ja, genau. Und das hat dann- Aber zufälligerweise hat er nachmittags dann noch Zeit gehabt. Er hat zu dem Zeitpunkt noch einen Laden gehabt, wo er halt samstags einfach nicht weg konnte. (I: Mhm.) Und wir sind dann nachmittags eben noch hierher. Und, ähm, irgendwie kannten ihn auch alle oder er- Also, weil er hat einen Laden[37] gehabt, hier oben- kannten- pf, hat er halt irgendwie total viel Leute- Er kam hier rein und alle: „Ja! Hallo! Hallo!“lacht

I: Ach cool.

IP: Und so. Okay. Und dann-

I: Gleich ein guter Eindruck.

IP: Ja. War- Dann war natürlich für uns auch schon die Hoffnung groß, dass wir dann den Platz auch bekommen. Ja.

I: Auch wegen der Nähe dann hier? Hat das eine Rolle gespielt?

IP: Ja. Das war- Doch, das war mir schon wichtig. Ich habe nicht außerhalb vom Stadtgebiet gesucht, zu dem Zeitpunkt. Hätte ich vielleicht dann später gemacht, aber das finde ich schon wichtig, dass, äh, dass man- Also dass es nah zur Wohnung ist, keine weiten Wege und dass dann halt auch die Kinder mit denen meine Tochter in den Kindergarten geht irgendwo in der Gegend sind. Und das dann so, das, was wir jetzt hier haben, zusammen nach Hause laufen und irgendwie sich da gegenseitig auch besuchen können, ohne dass das dann immer so ein Riesenact ist. Das war mir schon wichtig.

I: Okay.

IP: Aber das war- Also ich hatte keine hop-und-top-Liste oder so. Das habe ich gar nicht gemacht, weil ich eh wusste, es wird ganz arg schwierig einen Platz zu kriegen. Und dann dachte ich auch, da setze ich lieber die, ähm, die Erwartungen gar nicht so hoch. Sondern gucke einfach an, was es gibt und was man kriegt, und wenn das passt-

I: Mhm. Aber dann war das ja mehr oder weniger auch ein Glücksgriff, wenn du auch ein gutes Gefühl hier hattest, und dann den Platz bekommen hast.

IP: Ja, voll. lacht

I: Manchmal ist das ja ganz glücklich, wie das läuft.

IP: Ja, genau. lacht

I: Äh, kannst du dann trotzdem in Worte zusammenfassen, was dann innerlich für den Kinderladen gesprochen hat? Also du hast das ja dann kennen gelernt, das Konzept, als du auch beim Tag der offenen Tür warst.

IP: Ähm, das hat uns einfach total gut gefallen, dass das so übersichtlich ist, weil ich hatte ja dann schon andere angeguckt, das hatte mein Mann nicht, aber, ähm, wir waren uns da beide einig, dass das so- dass es so übersichtlich- Rechts die kleine Gruppe und geradeaus Bad und Küche, Essen und große Gruppe und fertig. Weil ich fand das total verwirrend, ähm, (.) in so größeren Einrichtungen. Gruppe Maikäfer und Delfine und Räuber und so, das- da dachte ich irgendwie so: „Die Kleene, das blickt die ja überhaupt nicht.“ Das habe ja ich gar nicht geblickt. Da bin ich manchmal von der Tour zurück gekommen und dachte: „Hä? Wo war ich jetzt überall?“

I: Oh je. Also große Einrichtungen. Ja, das stimmt.

IP: Und hier war alles so übersichtlich. Und da dachte ich: „Für so ein kleines Kind ist das total gut.“ Und das- das lässt sich schwer beschreiben. Also (2) von der Stimmung her, es war irgendwie alles so nett. Und natürlich hat das auch eine Rolle gespielt, dass- dass, äh, mein Mann hier so viel Leute kannte. Dann fühlt man sich irgendwie gleich ein bisschen zuhause und die erzählen einem vielleicht auch bisschen mehr. Oder man kommt irgendwie anders ins Gespräch. Und dann, ja, fühlt man sich einfach wohl. Ja.

I: Ja.

IP: Ähm (.), ich meine, wir haben dann vor diesem- Dann gibt es ja so einen Auswahlelternabend, wo dann abgestimmt wird, und da haben wir uns dann auch so die Konzeption angeschaut und so. Aber jetzt vom pädagogischen her, ehrlich gesagt, also, ich habe das halt angeguckt und dachte: „Ja, okay.“ Die Frage ist dann auch immer, wie wird denn das dann umgesetzt, was in so einer Konzeption steht. Inzwischen bin ich ja ein bisschen schlauer geworden. Aber damals war das wirklich mehr so ein Bauchgefühl einfach. Das ist der Platz, den wir kriegen können und das ist schön, wir fühlen uns hier wohl, und, natürlich, die Kleene war halt hier auch (.)- hat sich auch dann gleich hier so bewegt, auf dem Tag der offenen Tür. Und-

I: Ach, die war auch dabei.

IP: Ja. Ja, ja.

I: Ah ja.

IP: Ja, die war da (2), äh, zehn Monate fast alt.

I: Ja.

IP: Und ist dann hier schon rumgekrabbelt und so. Und dann hat man auch gemerkt, dass passt für sie auch.

I: Ja. Dann hat man noch ein besseres Gefühl.

IP: Ja, genau. Und auch bei der Hospitation und die Eingewöhnung war total leicht. Also das hat dann alles- Aber ich meine, das hängt ja auch schon oft an den Eltern.

I: Ja, das stimmt.

IP: Weil wir uns einfach wohl gefühlt haben. Und dann ist das für sie-

I: Ja gut, wenn dein Mann, oder der Partner das eh schon kannte, oder ein paar Leute kannte, dann ist man da auch irgendwie gleich willkommener, vielleicht ein stückweit.

IP: Ja, man hat sich einfach auch aufgehoben. Ja. Also, das war wirklich eher so Bauchgefühl, so, passt. Ja.

I: Okay. Wie lange bist du jetzt schon hier im Kinderladen?

IP: Äh, wir sind jetzt das vierte Jahr (2), genau.

I: Vier Jahre hast du die Erfahrung.

IP: Und wir haben dann noch eins, knappe (.)- Dreieinhalb sind’s jetzt.

I: Okay.

IP: Stimmt das? schmunzelt

I: lacht Gerne noch mal nachdenken.

IP: Im Monat-u ’11. Ja, dann werden es vier Jahre im- Genau, im Monat-u werden es vier. Genau, dreieinhalb.

I: Ja, das ist ja doch schon einige Zeit, die ihr hier seid.

IP: Genau.

I: Wenn du jetzt diese vier, oder dreieinhalb Jahre rekapitulierst, wie sind- oder kannst du schildern, wie deine Erfahrungen mit der Eltern-Kind-Gruppe jetzt sind? Also du wusstest ja vorher nicht, auf was du dich so richtig einlässt. (IP: Ja.) Kannst du vielleicht diese Jahre rekapitulieren?

IP: So ganz allgemein? lacht

I: lacht Mhm.

IP: lacht herzlich Wie viel Zeit haben wir nochmal?

I: lacht herzlich mit Bitte frei sein.

IP: Also ich bin halt auch nach einem halben Jahr in den Vorstand gegangen.

I: Direkt?

IP: Ja. (I: Wow.) Also ich war ein halbes Jahr da. Das ist auch nicht so besonders gut. Ich würde das keinem eigentlich so richtig empfehlen. Eher so nach einem Jahr, oder so, oder anderthalb, dann bietet es sich eigentlich so ein bisschen mehr an. Ich bin jetzt aber auch drei Jahre im Vorstand geblieben. Normalerweise haben wir immer zwei Jahre. Ja. Und, ähm (.)- Also ich find’s (.) auch, wenn- Also, ich meine, gut, im Vorstand da erlebt man auch nochmal ganz andere Sachen mit. Ich weiß gar nicht, wie das ist nur als Eltern im Kindergarten- Das habe ich jetzt. Ich bin letzte Woche entlastet worden. Das habe ich jetzt erst. lacht

I: lacht mit Ah! Tatsächlich?

IP: Dass man einfach so in den Kindergarten einfach nur das Kind abholen kann und vielleicht noch guckt, ja: „Trägt man sich in die Kochliste ein?“ Und, ähm, guckt, ob alle Sachen da sind. Oder ob die Kleiderkiste aufgefüllt ist oder so. schmunzelt Das hatte ich gar nicht, bis jetzt. So. Ich bin halt fast, also- Ja, das erste halbe Jahr ist man eh noch damit beschäftigt sich zu orientieren und dann bin ich halt gleich in den Vorstand.

I: Klar.

IP: Und dadurch hat das natürlich, ähm, eine, glaube ich, einen ganz anderen, äh, also habe ich ganz andere Erfahrungen dann auch relativ von Anfang an.

I: Berichte doch von denen! Weil das ist interessant. Vorstand.

IP: Ja. Also ich meine, mit meiner Tochter war immer alles gut. Also, die hat sich super schnell eingewöhnt und es war irgendwie- Also jetzt manchmal, sagt sie: „Ich mag heute nicht in den Kindergarten.“ Aber, also die ersten-

I: Das wäre altersentsprechend auch.

IP: Ja, ich glaube auch, ja. Also die ersten, würde ich jetzt mal sagen, drei Jahre war das immer total easy. (I: Mhm.) Also war morgens auch- Wir hatten nie diese Dramen und die ist auch nicht so, dass sie nachmittags dann angerannt kam: imitiert weinende Geräusche „Hol mich ab! Ich will hier raus!“ Das war immer, immer super. Also da ist- ist echt alles, finde ich alles total gut. Finde ich auch, äh, schön. Ich war dann auch zwischendurch, ähm, nochmal arbeitslos, eine Zeit lang. Und habe halt auch wieder mehr gemacht, so. Und auch wieder gekocht und so. Und am Anfang habe ich auch gekocht und dann eben jetzt so letztes Jahr wieder viel. Und das ist halt einfach total schön, dann auch dabei sein zu können. Auch beim Abholen, so, ich habe dann auch so von Bekannten so gehört, die müssen dann- in einer städtischen Kita kriegen die quasi in der Garderobe das Kind übergeben. Und dann müssen sie gehen. Und das ist für mich irgendwie unvorstellbar. Da denke ich schon oft, manchmal: „Wir haben echt Schwein gehabt, dass wir das gekriegt haben.“ (I: Ja.) Weil das für uns auch viel- Das entspricht uns mehr. Also irgendwie, gar nicht-

I: Das nimmt vielleicht auch so ein bisschen Angst, oder? Also als Elternteil dann. Wenn man sieht das Kind ist hier fröhlich und das geht locker rein.

IP: Ja. Und wenn man halt auch so mit- Ich find’s einfach interessant. Das hat überhaupt nichts mit Kontrolle zu tun oder so. Sondern ich find’s einfach interessant. Was spielt das Kind in- mit den anderen? Wie spielen die zusammen? Mit wem spielt meine Tochter? Was gibt es für Zank? Wie entwickeln sich auch alle? Wie entwickeln sich die anderen Kinder? Man kriegt alles so mit. Auch so, dann kommen die neuen Babys. Und dann wachsen die wieder, äh, und nach einem Jahr oder anderthalb fangen sie dann hier an. Und dann kommen die nächsten. Und, sie kennen sich alle untereinander. Wir kennen uns alle. Und (.), das ist einfach. Also ich finde schon sehr familiär. Und bei uns gibt’s extrem wenig Krach, finde ich. Also auch die Elternabende und so, sind halt so- Ach, dass man irgendwie mal eine Diskussion hat und manche Themen halt ein bisschen schwieriger sind als andere, ist klar. Aber es gibt nie so- so diese, ähm, große Grundsatzdiskussion. Aber Kinderladen-7 gibt es auch schon seit 25 Jahren.

I: Auch schon so lange. Okay.

IP: Und ich glaube, wir haben für so eine Eltern-Kind-Initiative einen relativ hohen Organisationsgrad. Also wir haben schon viel, ähm, so Jobbeschreibung für Elternjobs und QM-Handbuch und Organisatorisches und eine Konzeption. Und sind da auch immer so am weiterentwickeln. Das finde ich schon (.)- finde ich ganz gut. Also (.), dann wissen auch alle so, es gibt so ein paar Grundregeln und dann gibt’s immer wieder so die Punkte, wo man sich überlegt, äh: „Tun wir hier jetzt irgendwas überorganisieren oder überbürokratisieren?“ Oder so. „Okay, ja, nee, dann machen wir das jetzt nicht ganz so extrem, sondern wählen jetzt die Variante für die Kita.“lacht (I: Ja.) Ja. Genau. Ähm (2), ja, und, ich meine, durch die Vorstandsarbeit habe ich dann natürlich noch mal auf einer ganz anderen Ebene auch Einfluss nehmen können. Ähm, ja, was man halt auch alles mitkriegt an Personal und, äh, und wie das alles mit der Stadt, äh, gemacht wird.

I: Mhm. Die Finanzierung.

IP: Genau. Und wie sie- Diese ganzen Verwendungsnachweise und das alles mit dem Jugendamt. Und wie auch zum Beispiel Personal eintarifiert wird, wie man das alles organisiert. Weil wir alle, auch wenn es eine kleine Einrichtung ist, wir haben ja alle Bereiche, die man in einem normalen Unternehmen eigentlich auch braucht. Und da beschäftigt mich, äh, beschäftigt man sich dann plötzlich mit Themen. Und dann haben wir hier eine Betriebsärztin gesucht. Dann haben wir die Reinigung neu organisiert. Also auch so, so Themen, wo man eigentlich denkt: „Na ja, wen interessiert’s?“ Aber es ist halt schon gut, wenn man es irgendwie mal so durchdenkt.

I: Ja. Und wie empfindest du diese ganzen Aufgaben? Also, wenn du die (.) betrachtest?

IP: Also ich, äh, ich fand das gut. Ich habe auch wirklich, ähm, so- Ich bin auch selber weitergekommen dadurch, halt durch diesen Vorstandsjob. Ja. Also ich habe da echt viel gute Erfahrung gesammelt. Ähm, ja. Ich hatte-

I: Ja, gut, über den Vorstand rutscht man halt auch schnell rein, gell? Da hat man halt sehr schnell großen Einblick.

IP: Ja, genau.

I: Und auch große Verantwortung vielleicht auch.

IP: Ja. lacht Das (.) will man auch immer gar nicht so genau wissen. Mit-

I: lacht Ja, das glaube ich.

IP: Mit wie viel Beinen man da eigentlich schon so halb im Knast steht.

I: Ja, ja.

IP: Ja, aber, ich meine, im Allgemeinen, das passiert sehr, sehr wenig. Also es gab eigentlich nichts jetzt in meiner Vorstandszeit, wo ich dann dachte, so: „Ouah, das wird jetzt echt schwierig.“ Aber man kümmert sich auch schon so ein bisschen drum, und man ist halt so, so sensibler auf, ähm, ja, wo einfach auch Gefahren lauern. Wo jetzt die Eltern dann sagen: „Ach kommt. Ha ha.“ Und wir dann sagen: „Aber Moment mal. Wir sind Vorstände und wir haften. Wenn hier was passiert, dann sind wir dran.“ Und dass man dann halt auch manche Themen, ähm, so vehement auch immer wieder, äh, raus geholt hat. Und- Oder auch Entscheidungen getroffen oder eingefordert hat, damit man sich auch selber da ein bisschen aus der- oder auch diese, die Verantwortung halt auch, ähm, tragen kann. Und sich da irgendwie nicht in irgendwas reinreitet. Oder sich dann auch unsicher fühlt. Oder so. Und das ist natürlich in einer Eltern-Kind-Initiative so, das ist ja auch so ein Dauerbrenner, diese Rollenvielfalt. Also ich komme als Mutter, dann komme ich als, äh, als Vereinsmitglied und dann komme ich noch als Vorstand.

I: Und Arbeitgeber, quasi.

IP: Genau. Und, äh, habe dann auch als Vorstand wiederum eine Sonderstellung in der Elternschaft, ähm, man muss da auch gucken, wir sind halt alle schon auf Augenhöhe, natürlich, aber ich bin Vorstand und muss schon gucken, dass halt der Laden läuft und manchmal muss man dann auch, ähm, Dinge regeln und mal jemanden drauf ansprechen, was der Elternjob jetzt zu bedeuten hat, und so. Ja.

I: Wie viel Vorstände seid ihr denn hier?

IP: Vier.

I: Vier. Also auf vier Schultern ist das verteilt. Und du bist dann Personalvorstand? Oder-?

IP: Nee, ich war Schriftführerin. Genau.

I: Schriftführerin. Was bedeutet das bei euch?

IP: Ähm, also, Öffentlichkeitsarbeit, ähm, alles was so nach draußen- Stellenanzeigen und so, äh, solche Sachen. Homepage. Ähm, und dann eben alles, äh, was so mit (.) Protokollen, mit Verschriftlichung zu tun hat. Wir haben dann in den letzten Jahren auch noch das QM-Handbuch aufgebaut und Joblisten. Und da immer hinterher zu sein, dass einfach auch dokumentiert wird. Also alles, wo eigentlich irgendwo ein Schrieb, äh, oder irgendwo eine Liste oder irgendwas geklärt werden musste oder dann auch, eben in ein Dokument gegossen werden musste. Da war ich dann halt-

I: Das hast du dann übernommen?

IP: Genau. Ja. Und dann hat man halt als Vorstand, das verteilt sich dann halt auch so ein bisschen unterschiedlich, ähm, so dieses, ähm, Tagestroubleshooting. Je nachdem, wer halt dann von den Vorständen im Kindi (Anmerkung I: Kindi ist eine gängige Abkürzung für Kinderladen) ist, da fällt ganz viel auf die Personalvorständin, weil die einfach mit Personal auch da- Das ist ein Riesenjob. (2) Und in den Zeiten, wo ich dann auch viel hier war, dann kriegt man eigentlich, habe ich dann auch viele Sachen so vom 1. Vorstand gemacht, der dann in der Zeit eben mehr im Job eingespannt war, der dann mehr so diese schriftlichen Sachen irgendwie mit den Investitionskostenanträge und diese ganzen Sache gemacht hat. Und ich hab halt hier dann mit der Personalvorständin so geguckt, dass der Laden läuft. Und eben alle, was so anfällt.

I: Genug wahrscheinlich, ne. schmunzelt

IP: Ja, genau. Ja. (.) Genau. (.)

I: Also so siehst du das von der Vorstandsseite.

IP: Ja, genau.

I: Den Kinderladen. Wenn du- Kannst du- Du hast halt jetzt nicht den Vergleich mit einer städtischen Einrichtung. Aber vielleicht, was du auch von Freunden auch gehört hast, wie du sagst, kannst du Positives und Negatives vielleicht feststellen?

IP: Also, es ist halt ein Haufen Arbeit. Also gerade so ein Vorstandsjob. Je nachdem- Wir hatten einen Vorstand- Also in meinen ersten zwei, äh, anderthalb Vorstandsjahren waren wir, ähm, vier Vorstände mit drei Dreiviertel-Jobs. Und das wird schon echt grenzwertig. Wenn alle Vorstände fast Vollzeit arbeiten, dann gibt’s einfach die Zeit nicht mehr, um sich dann auch noch um den Kindergarten richtig zu können. Und das wurde dann besser, weil ich dann auch noch mal eine Weile ausgestiegen bin, und die neue Personalvorständin nur 30%, 40%-

I: Aus dem Job quasi ausgestiegen. Mhm.

IP: Ja, genau. Und dann hatten wir halt Zeit. Und ich habe dann wirklich auch, also mal locker 15 Stunden die Woche.

I: Wow.

IP: Ja. Aber das war dann natürlich auch, weil ich die Zeit hatte. Und dann habe ich mich ja auch mit Dingen beschäftigt, die ich jetzt vielleicht nicht Schriftführer-Arbeit war. Sondern- Ja. Aber das ist schon wirklich viel, und, ähm, das ist so eigentlich das negative an einer Eltern-Kind-Initiative, so wie ich’s jetzt hier kenne. Ähm. Die Zeit, die man halt eingespannt ist. Ansonsten- Ich meine, gut, klar, wir hatten dann auch so stressige Zeiten, wo dann irgendwie auch, äh, großer Personalwechsel war. Wo ich dann auch dachte: „Puh. So. Wenn ich jetzt einfach mein Kind abgegeben könnte. Und ich müsste nicht mich drum kümmern, dass wir wieder neue-, also neues Personal kriegen.“ Und, die Situation ist einfach total schwierig. Man findet so schlecht, gute- überhaupt Erzieher.

I: Momentan. Das stimmt.

IP: Ah, da ist man irgendwie froh, wenn man überhaupt jemanden kriegt. Ja. Und das ist dann schon auch ein großer Druck unter dem man so als Vorstand steht. Als, äh, jetzt Eltern, wenn ich jetzt so, denke ich: „Ja, ich habe jetzt nicht so viel mit dem Vorstand und auch nicht diesen- diese Verantwortung, dass der Laden läuft.“ Ähm, kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen, was der Vorteil jetzt an einer städtischen Kita sein sollte. Weil ich mein, wenn man halt so Jobs hat, ähm, Hauswirtschaft und Reparaturen und Feste organisieren und Einkaufen gehen und so, finde ich es eigentlich wirklich, äh, (.) machbar. So.

I: Diese Dienste, die es eben auch hier gibt im Kinderladen.

IP: Ja, genau. Also so die Elternjobs. So mit dem Kochen. Ich weiß nicht, wir haben da jetzt immer relativ Glück gehabt, weil wir uns gerade so abwechseln mit den flexiblen Zeiten. Dann war ich eine Weile draußen, und jetzt ist mein Mann gerade so, dass er seine Zeit besser einteilen, oder freier einteilen kann. Und so geht das bei uns halt sehr gut. Wenn wir beide jetzt wirklich 100% im Job drin wären, dann wird’s schon echt schwierig. Gerade die Kochdienste sind eigentlich das, was, ähm, das dann viel-

I: Am zeitaufwendigsten ist.

IP: Ja. Weil’s halt tagsüber ist. Und man muss dann eigentlich einen Tag frei nehmen oder Urlaub oder- Ja.

I: Seid ihr beide im festen Angestelltenverhältnis? Oder-

IP: Nur ich. Er ist selbständig.

I: Okay. Siehst du bei Selbständigen vielleicht einen Vorteil dann in der Eltern-Kind-Initiative, weil man eher die Zeit einteilen kann?

IP: Ja, wenn man sich die Zeit halt freier einteilen kann, ist ein wesentlicher Vorteil, eben gerade wenn es um so Tagesjobs, so wie das Kochen, geht. (I: Ja.) Ansonsten lässt sich ja auch alles ganz gut abends machen. Aber es ist halt schon, ähm, bis der- Von Zeit zu Zeit so eine, schon eine größere Arbeitsbelastung, so was dann anfällt. Aber so vom- Es ist halt auch schön, dass man einfach gerade diesen, ähm, (.) diesen Einfluss und Einblick vor allem auch hat. Dieses Hier-sein-dürfen. Nachmittags abholen und dann sitzt man auf dem Hof und trifft alle anderen Eltern und so. Diese Kontakte glaube ich, hat man in einer städtischen gar nicht so. Also hier kennen sich halt die Eltern, auch durch die Jobs und durch die Feste zusammen, auch sehr gut. Und dann ist auch so dieses gegenseitige Kinder mitnehmen und, ähm, so ist das total einfach. Und das ist schon- Also ich wüsste jetzt nicht, was ich bei einer städtischen für einen Vorteil haben sollte. Außer dass man halt das Geschäft nicht hat. Aber ich habe dann lieber das Geschäft und sehe auch, erlebe auch mein Kind im- Ist schwer genug! lacht

I: Ja. Also das siehst du- Also das sind für dich auch die Vorteile dann quasi eines Kinderladens, die du jetzt auch aufgezählt hast.

IP: Genau. Und Nachteil halt wirklich die Zeit. (I: Ja.) Das ist, gerade als Vorstand, schon echt manchmal ganz schön heftig.

I: Wie habt ihr das bei den anderen Vorständen- Kannst du da sagen, ob die eher prozentual weniger arbeiten? Oder ob die auch eher selbständig sind? Also weißt du wie die das regeln?

IP: Also die Personalvorständin, die ist, äh, macht vielleicht 40% oder zwei Tage die Woche oder so. Die ist auch selbständig. Ähm, und das ist auch für den Personalvorstandsjob ist das auch wirklich total gut, wenn man nur Halbzeit (Anmerkung I: gemeint ist Teilzeit) oder noch weniger arbeitet. Weil das ist wirklich, wenn man das richtig gut machen will- Vor allem, wir haben halt auch keine pädagogische Leitung, das macht’s noch mal ein bisschen kniffliger. Weil der- Weil man da halt noch viel mehr, als Personalvorstand, noch viel mehr, äh (.)-

I: Mit eingreifen muss.

IP: Mit eingreifen muss, so, ja. Und auch mehr gefordert ist. Klar, die lernen sich untereinander abzustimmen, aber es hat alles so seine Grenzen. Und da ist natürlich eine Leitung, wenn’s irgendwie Konflikte gibt oder so, schon ganz praktisch. Aber wir sind halt auch so eine Größe mit, äh, 20 Kindern und sechs angestellten Erzieher-innen, das geht gerade noch ohne Leitung. Ich glaube ein bisschen größer, dann wär’s auch nicht mehr machbar. Wir sind da schon so an der Kippe, wo wir auch mal wieder überlegt haben: „Sollen wir jetzt eine Leitung?“ Aber dann wollten es die Erzieherinnen auch nie. Und dann- lacht

I: Ja. Ja, gut, es entspricht halt dieser Kinderladentradition, dass man eben keine Leitung hat. Äh, oder auch die Hierarchien eben möglichst flach hält, dass jeder auf Augenhöhe sich begegnen kann. Sowohl Erzieher, Erzieher, als auch Erzieher, Eltern.

IP: Ja, genau. Ja. Aber es gibt ja schon eine Menge Elterninitiativen, die das auch inzwischen geändert haben.

I: Genau, es gab einen Umbruch. Aber das ist schön von dir zu erfahren, dass ihr noch keine habt. (IP: Ja.) Aber es ist ja anscheinend auch eine Überlegung, oder-

IP: Ja, immer wieder.

I: Der Wunsch vielleicht auch da.

IP: Immer beim Vorstands- kurz vorm Vorstandswechsel heißt es da: „Wir müssen- wir brauchen eine Leitung. Es geht so nicht mehr.“ Dann kommt der neue Vorstand lacht, und dass- dann arbeiten wir uns ein und die kapieren es dann auch nach zwei Jahren erst, dass man das eigentlich bräuchte. schmunzelt Nee, aber es ist auch- Ähm, ich weiß nicht, was es- Ich kann’s nicht einschätzen, was es ändern würde. Es wäre vielleicht auch gar nicht so-

I: Ist halt die Frage, ja. Oder da müsste man vielleicht auch mal die Resonanzen der anderen Kinderläden reinholen, die eine Leitung mittlerweile haben. Weil der Vergleich wäre schon mal interessant wahrscheinlich. Ob die Leitung dann auch den Eltern Arbeit abnehmen würde oder mehr den Erziehern.

IP: Ja! Also dem Personalvorstand, glaube ich, würde das schon echt- den würde es extrem entlasten. holt Luft Und die anderen, ähm, Vorstände sind beides- die arbeiten beide Vollzeit. Sind auch beide selbständig, aber beide so mit- Der Finanzvorstand hat eine eigene Firma. (I: Ja.) Und der 1. Vorstand hat ein Architekturbüro. (I: Okay.) Die sind relativ wenig hier, aber der Finanzvorstand, der macht halt die ganzen Finanzsachen und das geht auch relativ gut ohne dass er da ist. Das geht halt dann über die Vorstandssitzung. Und der andere, der 1. Vorstand, der guckt halt immer mal wieder vorbei und macht viel so Bausachen, natürlich weil er Architekt ist. Und auch mehr so Orga-Sachen, die so ein bisschen im Hintergrund laufen. Und meine Nachfolgerin-

I: Ja. Typische Männeraufgabe.

IP: Ja, es ist- Ja, es ist wirklich, das ist halt immer- immer so, dass die Frauen halt häufiger im Kindi sind, dass die öfters Teilzeitjobs haben und dann halt auch eher, ähm, das- Also (.) es ist auch immer mal wieder so, eigentlich ist der 1. Vorstand der, der vor Ort ist.

I: Ja.

IP: Und Haus und Hof und alles regelt. Aber das kippt dann halt. Also jetzt zum Beispiel, als ich dann da war, dann war ich als Schriftführerin halt, ähm, habe ich eigentlich vieles vom 1. Vorstand dann mitgemacht. (.) Einfach so, das- man ist halt vor Ort und guckt: was stimmt nicht? Ja, oder wo-

I: Aber ist trotzdem interessant, dass du dich dann auch gleich angesprochen fühlst. Ja. Manche sagen vielleicht: „Das ist nicht mein Aufgabengebiet. Ich kümmere mich nur um meins.“ Und bei euch scheint mir das aber sehr Hand in Hand zu gehen.

IP: Ja. Das ist auch- Ich glaube, das, ähm-

IP schaltet das Licht ein - kurze Unterbrechung

IP: räuspert sich Das ist natürlich auch so ein Ding in der Elterninitiative. Jeder hier weiß genau, das ist hier auch mein Laden, und ich bin auch mit dafür verantwortlich. Und als Vorstand ist das natürlich noch mehr als, äh, als Eltern. (I: Ja.) Ja. Ja. (2) Genau.

I: Und, ähm, wenn du jetzt schon auch die Aufgabenverteilung bei euch angesprochen hast, wie habt ihr das bei euch in der Familie aufgeteilt? Also du hast jetzt- oder vielleicht gehen wir noch mal deine Dienste durch. Du bist Vorstand gewesen. (IP: Mhm.) Dann habt ihr noch einen Kochdienst. (IP: Mhm, genau.) Habt ihr auch diese pädagogischen Dienste? Oder-

IP: Elterndienste.

I: Dass man, wenn jetzt ein Erzieher ausfällt.

IP: Äh, selten. Wir sind gerade gut besetzt.

I: Okay.

IP: Es gab immer mal wieder Zeiten, da hat man dann schon Elterndienst- Aber so Randzeiten. Mal eine Stunde irgendwie, von drei bis vier oder so.

I: Okay. Also das ist bei euch jetzt nicht- Das war jetzt nicht so ein zusätzlicher großer Dienst.

IP: Nee. verneinende Geräusche Nee, nee.

I: Okay. Das heißt Kochdienst und irgendein Elternaufgaben-

IP: Elternjob. Genau, Vorstand oder dann halt-

I: Und wie habt ihr die aufgeteilt zwischen euch? Also hast du dann gleich gesagt: „Ich mache Vorstand.“? Oder-

IP: Ich wurde gefragt. lacht

I: Okay.

IP: Genau. Ich wurde damals dann halt gefragt und dann wusste ich auch noch gar nicht so richtig, was das alles bedeutet. (I: ((Glaube ich gleich.)) lacht) Habe mich aber schon so ein bisschen geschmeichelt gefühlt, dass man mir das so zutraut. So ganz frisch. Hm. Und dann habe ich das dann auch gemacht. Und damit war’s natürlich auch klar, dass ich dann viel, ähm, (.) also dass ich einen großen Elternjob habe. Und dann hatte mein Mann natürlich weniger. Der hat dann halt so einen- der kümmert sich ums Fahrgeschäft, also die Kinderwägen und Fahrräder und, oder halt Roller. Alles was so- Dafür ist er ein bisschen zuständig, ist jetzt aber nicht wirklich ein großartiger Job. Und der hat dann halt, wenn ich, ah, also in den Zeiten, wo ich dann einen Job hatte und jetzt wieder habe, hat er halt die Kochdienste gemacht.

I: Ah okay.

IP: So war dann die Aufteilung. Und sonst halt, wenn irgendwie handwerklich was anfiel oder irgendwie so, dann hat er sich auch mal, äh, ist er auch mal gekommen. Wobei ich auch die- Also, weiß auch nicht, so als Vorstand fühlt man sich auch immer so, auch bei den großen Aktionen, da hat man irgendwie das Gefühl: „Also vom Vorstand muss da mindestens noch einer dabei sein. Oder zwei oder drei besser noch. Ähm, um so den Vorstand zu repräsentieren.“ Oder das einfach auch, äh, da mit zu machen. Und dann war ich auch schon so viel beim Streichen und Lager renovieren und alles, dann kommt man schon auch vorbei. Und hilft und so.

I: Ja, gut, das sind noch mal so Extra-Sachen. Renovieren oder auch Putzen wahrscheinlich auch mal. So einen Großputzplan?

IP: Ja. Ah, Putzen machen wir nicht so viel. lacht

I: Okay. lacht

IP: Da haben wir eine Firma. Und die machen das. Und wir bestellen die auch zweimal im Jahr zur Grundreinigung. Und dann-

I: Ach, das machen die auch. Okay.

IP: Ja.

I: Das machen ja auch manche Kinderläden, so ein Großputzereignis im Jahr oder zwei.

IP: Ja, haben wir auch so ein bisschen überlegt. Aber wir hatten letztes Jahr, äh, immer mal wieder verkürzte Öffnungszeiten und da haben manche Eltern schon ganz schön gestöhnt.

I: Mhm.

IP: Weil halt einfach dann eine Stunde kürzer offen war.

I: Okay. Bedingt durch Erziehermangel?

IP: Ja. Ja, ja. Genau. Und irgendwie waren dann auch viel krank, und dann- Ja. Also- (.) Und dann versucht man halt auch irgendwie das so dann ein bisschen zu puffern. Dadurch dass man dann wieder eine Zeit lang versucht, die Eltern nicht so arg mit solchen Arbeit dann einzuspannen und sagt: „Okay, kommt, jetzt bestellen wir eine Firma.“

I: Ja.

IP: Und ich meine, das hängt natürlich auch von der Struktur der Elternschaft ab. Weil wenn man in der Elternschaft viele Leute hat, die knapp mit der Kohle sind, dann sagen die eher: „Ach komm, jetzt lasst uns noch mal Putzen. Anstatt dass- Lasst uns den Betreuungssatz niedrig halten.“ Und hier haben wir schon eher so, überwiegend sind das Leute, die halt dann sagen: „Ach nee, komm dann zahlen wir lieber 20€ mehr. Und haben dafür nicht noch das Putzen an der Backe.“ Ja. Also das- Ich denke, das variiert auch sehr stark in Elterninitiativen.

I: Ja. Ja gut, das habe ich jetzt schon häufiger gehört tatsächlich. Also dass die Elternschaft vielleicht auch gut situiert ist und deswegen eben auch paar Dienste extern abgibt oder so.

IP: Ja, genau.

I: Ähm, dann würde ich gerne von dir erfahren, wie du die Tätigkeiten, die du, oder Vorstandsarbeit, vereinst mit deinem Beruf und der Erziehung der Kinder. Also wo ordnest du da die Kinderladenarbeit ein?

IP: lacht Ah ja, also ich meine, das ist schon echt eine Herausforderung. Vor allem wenn mit der Zeit- Ich habe dann auch 100% gearbeitet, so über anderthalb Jahre hinweg, und das- Puh, pf. Also das ist immer irgendwo, äh, was liegen geblieben. (I: Mhm.) Und das hat sich auch alles immer weiter aufgestaut. Und ich konnte dann auch zu wenig Zeit mit meiner Tochter verbringen. Und irgendwann habe ich dann auch den Job gekündigt. (I: Ja.) Weil ich gemerkt habe, also das will ich dann auch nicht. Also so, diese Momente irgendwie wenn dann, ähm, eine andere Mutter hier meine Tochter um drei mit zum, ähm, Schwimmbad nimmt und die dann irgendwie, auch wenn’s nur zwei Stunden sind, aber so ein Nachmittag im Schwimmbad sind. Und ich komme um halb sechs dann total abgehetzt an und kann sie dann nur noch abholen. (I: Ja.) Und das wollte ich dann auch nicht. Also das war schon- Das war dann auch echt zu viel. Also so ein 100% Job und dann die Zeit mit meiner Tochter verbringen und im Haus irgendwie noch gucken, dass es alles passt. Und dann noch den-

I: Haushalt. Mhm.

IP: Vorstandsjob zu machen. Und dann, irgendwie, na ja gut, in der Zeit habe ich nicht gekocht. lacht

I: Okay. lacht

IP: Ähm, das war dann schon echt zu viel Und jetzt habe ich 80%. Ähm-

I: Klingt immer noch viel.

IP: Ja, aber es ist wirklich.

I: Mit dem ganzen Zeug hier.

IP: Ja, das ist jetzt wirklich gut zu meistern. Vor allem wenn jetzt eben der Vorstandsjob wegfällt. Und die Vorstände werden dann auch, wenn sie dann eine Weile drin waren, und ich habe jetzt auch- Ich glaube, ich war jetzt die erste, die drei Jahre gemacht hat. Ähm, ich kann mich jetzt auch wirklich ausruhen für die letzten anderthalb Jahre. Ich muss jetzt hier nicht mehr groß was reißen. Und dann jetzt- Ich merke jetzt schon so, ähm, die Entspannung kommt so langsam. lacht

I: Okay!

IP: Weil so ein 80% Job und ein Kind, ich meine, wir haben nur eins, ‘das ist ja auch immer noch ein bisschen was anderes als wenn man mehrere hat‘, ähm, aber das ist schon, ist auch schon genug.

I: Okay.

IP: Und dann der Vorstandsjob jetzt im letzten halben Jahr, also das geht. Das kann man machen, aber es ist jetzt nicht was, was- wo man dann noch irgendwo Zeit hat, (.) äh, für sich selber. lacht

I: Ja. Nee, aber genau sowas-

IP: „Nimm dir doch mal Zeit für dich.“ Wo ich dann dachte, ja klar, (mach) doch mal was für dich. Ha ha. Wann denn?

I: Ja klar.

IP: Und dann jede freie Minute halt irgendwie dann mit meiner Tochter zu verbringen und, ja, wenn’s geht auch mit meinem Mann, wenn er da ist.

I: Eben, ja.

IP: Genau, eben. Wir sind halt auch so eine Familie. Ja. Wo man dann versucht, die Sonntage frei zu halten, da dann nichts für den Kindi zu machen und nichts für die Arbeit und nichts, sondern einfach nur so Familie. Und- Genau. Und irgendwo geht halt- kippt mal was hinten runter. Kippt halt mal der Haushalt hinten runter. Oder man macht mal ein bisschen weniger im Kindi oder schraubt in der Arbeit mal so ein bisschen zurück. Ja. Irgendwie-

I: Aber das ist wirklich interessant, dass du eben- Also ich find’s bewundernswert, dass du auch 100% gearbeitet hast-

IP: Ja, das war (nicht/ ganz) schön.

I: Und dann sogar den Vorstandsjob übernommen hast.

IP: War aber auch nicht schön. lacht

I: Nee, das glaube ich. Kannst du vielleicht dazu noch ein, zwei Sätze sagen, wie du das auch organisiert hast, diesen Alltag dann?

IP: Also ich habe dann zwei lange Tage gemacht, so mit 9 oder 10 Stunden.

I: Uff.

IP: Um dann drei Tage kürzer zu haben. Äh, ich habe einen sehr kurzen Arbeitsweg gehabt. Ich habe hier direkt um die Ecke gearbeitet, das war nur 5 Minuten zu Fuß. Das hat’s auch relativ einfach gemacht. Aber man kriegt dann den Kopf nicht frei. Man ist zwar schnell da, aber ich habe- bin dann hier angekommen mit so einem Riesen (Anmerkung I: deutet auf den Kopf), Wuselbirne .

I: Klar, klar.

IP: Und dann halt irgendwie hier rein. Also- Ja. Ähm (.), und dann habe ich halt irgendwie abends und am Wochenende diese Vorstandssachen noch so gut wie es irgendwie ging, gemacht. War aber auch nicht so wahnsinnig viel hier. Ich habe dann meine Tochter so dreimal die Woche abgeholt, wenn’s gut gelaufen ist.

I: Und sonst hat das der Vater übernommen?

IP: Ja, genau. Ach nee, meine Eltern waren dann auch noch- Genau, die sind immer freitags gekommen. Zwei Tage hat mein Mann abgeholt. Zwei Tage ich. Und dann kamen freitags meistens noch meine Eltern.

I: Wow. Okay. Schön.

IP: Und dann habe ich freitags noch mal so einen normalen Arbeitstag gemacht.

I: Ja.

IP: Also, ja. Die kommen inzwischen nicht mehr so oft. Die kommen- Weil die kamen dann halt, so irgendwie- lacht. Ja.

I: Aber schön, dass man zumindest zu der Zeit auch eine Entlastung hatte, ne.

IP: Ja. Ja, ja, genau. Joa, so haben wir das irgendwie mehr schlecht als recht dann hinge- lacht Hingewurschtelt.

I: Ja, irgendwie läuft‘s dann trotzdem, ne?

IP: Ja. Ich meine, gut, das ist dann auch so- sucht passende Worte Mit Kindern, finde ich, also- Oder das habe ich so, so als Mutter gelernt, alles ist eine Phase.

I: Mhm.

IP: Das Kind schreit sich die Seele aus dem Leib. Und man weiß nicht, was man mit dem Kind anfangen soll. Und irgendwann ist diese Phase vorbei und dann schreit das Kind nicht mehr. Okay. lacht

I lacht

IP: Und dann kamen so ein paar so Phase lacht. Äh, wo man- Ja, okay. Das war dann da eben auch so. Also, pf, dass ich dann auch dachte: „Okay, das ist halt jetzt total hart. Aber irgendwann ist das dann auch vorbei. Und dann musste ich halt selber auch dafür sorgen, dass es vorbei ist, weil man ja auch die Zeit nicht wieder holen kann. Also das war dann auch so ein Punkt, wo ich gesagt habe: „Das ist zwar- Geht irgendwie. So mit zwei Tagen lang und zwei Tage (so) und freitags nochmal mit Eltern. Und dann irgendwie am Wochenende alles noch erledigen. Das geht schon, aber die Lebensqualität ist da schon echt ziemlich auf der Strecke geblieben.“ Genau. Mit 80% ist das jetzt immer noch, äh, immer noch eng.

I: Glaube ich.

IP: Aber es ist viel, viel, viel besser.

I: Okay.

IP: Ja, ja. Genau.

I: Jetzt hast du viel von deiner Arbeit erzählt und auch vom Kinderladen. Wenn du jetzt, ähm, dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis vielleicht abwägst. Also man steckt sehr viel Arbeit von sich selber rein und hat- man hat vielleicht diesen Nutzen, dass das Kind in einer kleinen Gruppe ist, äh, dass vielleicht (IP: Ja.) die Eltern viel mehr mitarbeiten. Wenn du dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis abwägst, in welche Richtung würde es eher gehen?

IP: Also ich finde, dass es sich lohnt. Für mich hat’s sich gelohnt. (.) Ja, weil- Also, ich meine, gut, man hat nie den Vergleich und ich habe keine Ahnung, wie sich meine Tochter entwickelt hätte, wäre ich in einer- wäre sie in einer anderen Einrichtung gewesen. (.) Keine Ahnung. Aber, ähm, dadurch, dass sie immer gerne hergegangen ist und, und auch, ähm, die Erzieherinnen hier gehen halt- sind sehr- machen viel Freispiel und gehen auch sehr intuitiv vor. Und, ähm, und das fühlt sich für mich dann auch richtig an. Also die haben hier angefangen, den Schnuller abzugewöhnen. Die haben immer so, so, ähm, so Sachen aufgegriffen, wenn irgendwie was sich auch verändert oder so, dann, äh, dann achten die auch sehr genau drauf, wie sie dem Kind jetzt da begegnen und wie das Kind sich dann auch ausleben kann. Und das merke ich halt bei meiner Tochter, dass die einfach total ausgeglichen ist.

I: Mhm.

IP: Und das kommt, glaube ich, oder das- Ich meine, sie verbringt viel Zeit hier, also muss es mit hier zu tun haben. Und (.) dann eben auch so dieses Durchwebte, ich denke, dass sie sich hier auch sicher fühlt, weil wir uns sicher fühlen. Weil wir uns alle untereinander kennen, mit den Eltern. Und weil wir auch so ein, ähm, lockeres Verhältnis auch zu den Erzieherinnen pflegen, weil die Erzieherin dann auch bei den Parties dabei sind und so. Also das, ähm, diese Nähe glaube ich, kriegen die Kinder schon sehr genau mit. Und das gibt glaube ich schon eine große Sicherheit. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es- dass in einer städtischen Einrichtung so- dass die Kinder so davon auch profitieren. So wenn ich das halt von anderen Eltern so höre, die ihre Kinder in städtischen Einrichtungen haben, da denke ich nur: „Ach nee, da lohnt sich der Aufwand auf jeden Fall.“ Ja.

I: Okay. Schön zu hören, ja.

IP: Ja. Doch.

I: Ähm, jetzt ist der Kinderladen ja aus bestimmten Traditionen heraus entstanden. Also die Eltern damals hatten Beweggründe ihre Kinder im Kinderladen, oder den sie gegründet haben, zu betreuen. Ähm, kannst du vielleicht dazu deine Beweggründe und vielleicht auch so, was du von anderen Eltern aufgeschnappt hast, Beweggründe nennen, heute noch einen Kinderladen oder eine Eltern-Kind-Gruppe zu wählen.

IP: atmet aus Puh. (2) Ich glaube, die Mitbestimmung ist schon wichtig. (2) Das, ich glaube- Vielleicht hat das jetzt auch eine andere Qualität irgendwie. Ich meine, gut, jetzt gibt’s halt den Platzanspruch für unter 3-jährige, das heißt man braucht eigentlich nicht mehr- Dieses Konstrukt löst sich ja eigentlich auch so ein- Oder könnte sich jetzt auch in den nächsten Jahren so eher auflösen. Dass man den Platz sowieso kriegt, also muss man sich auch nicht drum kümmern, dass, äh, dass das läuft. Aber- (.) Also als Vorstände haben wir uns damit auch beschäftigt und wir haben immer wieder überlegt: „Ja, wie sichern wir denn jetzt das Fortbestehen unserer Einrichtung? Kriegen wir genügend Eltern, die da auch Lust drauf haben?“ Aber wir erleben es eigentlich immer, dass die (.), dass die Eltern da auch Lust drauf haben, dass sie gerne in eine Einrichtung wollen, die überschaubar ist. Wo natürlich auch ein guter Betreuungsschlüssel ist. Und das haben wir. Ähm, (.) also ich- Ja, wo es auch so vom Gefühl her stimmt. Wo man das- Ja. Wenn die Eltern ihre Kinder dann am Tag der offenen Tür mitbringen und die setzen sie auf den Boden und das Kind krabbelt los und dann sind da Kinder, die hier im Kindergarten, also unsere Kinder sind dann da. Und das ist alles irgendwie so nett und heimelig. Und in einer städtischen Einrichtung weiß- ich glaube, die kann man gar nicht mal angucken oder so. Da kann man gar nichts miterleben oder so. Da kann man auch vorher nicht gucken, wie ist das denn da? Sondern das wird halt zugeteilt und dann geht das Kind halt da hin. Und man hat ja auch gar keinen Einfluss drauf welche Eltern- Also mit welchen Eltern man da zu tun hat auf Kindergeburtstagen oder so. Das kann ja echt ganz schön komisch-

I: Also das wäre schon für dich ein Vorteil, dass man die Eltern und auch die Kinder eben mit auswählen kann auch.

IP: Genau. Ja, doch, das, ähm, ist, glaube ich, auch für die, die jetzt so zum Tag der offenen Tür kommen so, ist das- Da gibt’s immer noch viele Leute, die da dran interessiert sind.

I: Okay. Das kannst du schon erkennen-

IP: Also das ist einfach diese Mitbestimmung und das Miterleben auch, die das wollen.

I: Ja.

IP: Ja. Und wir haben viele Familien ans Umland verloren und an andere Großstädte in den letzten Jahren.

I: Aha.

IP: Und, wenn die dann zurück kommen, äh, oder mal zu Besuch kommen oder so, dann erzählen die uns immer Geschichten von städtischen Einrichtungen irgendwie.

I: Oh je.

IP: Wo ich mir denke. Und die Eltern sagen auch: „Ach. Und unser Haus ist schön und alles ist schön da draußen. Aber (.) das mit dem Kindi. Also wir hätten euch am liebsten mitgenommen.“ Ja. Also-

I: Also da spürt man schon den Unterschied, ja.

IP: Also, ich meine, wenn man das mal erlebt hat und dann in eine städtische geht, ich glaube, das ist echt furchtbar.

I: Ja. Also so rum wahrscheinlich schlimmer als andersrum.

IP: Ja. Genau.

I: Ja.

IP: Und wir haben auch eine Familie, zum Beispiel, die ist von der Elterninitiative, also von Krippenkindern, die halt nur bis drei geht, sind die rüber gekommen und die haben sich natürlich ganz bewusst eine Elterninitiative gesucht. Weil sie auch gesagt haben, sie haben jetzt da irgendwie auch Aufbauarbeit geleistet und das- sich an dieses System gewöhnt und finden das gut.

I: Ja.

IP: Ja. (.) Ja. Gibt es-

I: Ja schon schön, dass es immer noch Eltern, wie du jetzt auch sagst, dass sie immer wieder nachkommen. Die auch diese, äh, Partizipationsmöglichkeit nutzen. Weil viele sehen das vielleicht doch als Dienstleistung: ich möchte mein Kind im städtischen abgeben und gut ist.

IP: Ja.

I: Und die Elternarbeit da ist ja wirklich auf ein Minimum reduziert.

IP: Ja.

I: Also du kannst das schon irgendwie feststellen, dass die Eltern hier gewollt oder gewillt sind auch mitzuarbeiten.

IP: Ja. Die aller, allermeisten. Also es ist immer mal wieder irgendwie so eine Familie dabei, wo man so denkt: „Na ja, die fanden es vielleicht ganz nett hier, aber es war ihnen als sie zugesagt haben dann auch nicht ganz klar, was das dann wirklich auch bedeutet.“

I: Okay.

IP: Wo es dann irgendwie hieß: „Ja, jetzt Kochen ist jetzt halt alle sechs Wochen.“ „Woah, muss ich dann immer Urlaub nehmen?“ Hä? Und irgendwie so mal noch, äh, die Bettwäsche mal noch im, ähm, in der kleinen Gruppe da wechseln.

I: Ja.

IP: „Och, echt? Das muss man noch machen?“ Und so.

I: Ja. Die dann doch nicht wissen, auf was sie sich einlassen.

IP: Aber das sind die wenigsten. Also (.) selbst da, äh, merke ich so, die gewöhnen sich auch dran. Und merken dann auch: „Achso, dafür kriege ich auch was.“

I: Ja. Also die arrangieren sich dann mit den Aufgaben quasi.

IP: Joa. Also ich meine, eine Familie ist auch wieder gegangen.

I: Okay.

IP: Die sind. Die waren so zwischendurch bei uns und haben- Für die war es wirklich gar nichts.

I: Okay. Die konnten es nicht leisten dann.

IP: Die wollten halt auch, aber das ist auch- Also, unser Konzept ist halt auch ziemlich offen. Und Eltern, die halt irgendwie so diese Topförderung für ihr Kind wollen, die sind auch hier total falsch.

I: Okay.

IP: Weil es gibt halt irgendwie nicht Fremdsprachen und es gibt nicht, äh, Musikstunde und alles vorgepackt. So. Und es wird halt sehr viel Wert gelegt drauf gelegt, dass die Kinder auch (.) ja, auch viel-

I: Freispielen können.

IP. Freispielen können und so. Ja. Genau. (.) Ja, aber es gibt immer noch- Es werden zwar weniger, auch auf dem Tag der offenen Tür werden es weniger Besucher, aber, ähm, bis jetzt sehe ich bei den Kleinen überhaupt kein Problem die Nachzubesetzen, weil es echt die Leute gibt, die-

I: Die halt auch drauf angewiesen sind.

IP: Die das wollen.

I: Ach, die es auch wollen!

IP. Ja. Die aber auch sich ganz bewusst für eine Eltern-Kind-Initiative entscheiden.

I: Ja. Das ist schön zu hören. Ja.

IP: Ja. (.) Ja! Deswegen hoffe ich auch, dass es weiter geht. Auch wenn wir nur noch anderthalb Jahre da sind. lacht

I: Ja, klar. Ja, man hat dann doch auch als Elternteil, auch wenn man’s nur temporär irgendwie nutzt, trotzdem dieses Dazugehörigkeitsgefühl, ne.

IP: Ja, total. Ja, es kommen auch immer mal wieder Ehemalige. Wir hatten im abcd-Jahr 25-Jahr-Feier. Und haben dann nach den Ehe-ehe-ehemaligen Kinderladen-7-Kindern gesucht. Und dann war hier eine ganze Riege von 18, 19 Jährigen.

I: Ach, nee. schmunzelt

IP: Die im Kinderladen-7 waren, damals, so. Ja.

I: Wie war das, (.) die zu sehen?

IP: Total nett. Also es war total witzig. Ja. Das kann man sich auch gar nicht vorstellen, Mensch, die sind jetzt schon so groß und das eigene Kind ist jetzt hier und vielleicht kommen wir auch irgendwann mal her und gucken. lacht

I: Ja, klar. In den nächsten zehn Jahren dann. Ja.

IP: Und die, aber auch die Eltern. Dann stehen die da auf dem Hof und dann erzählen sie, was sie damals alles gemacht haben. Und so. Und kriegen ganz glasige Augen und so. lacht

I: Ja, ja.

IP: Das war echt total witzig. Ja.

I: Weißt du wie der, ähm, Kinderladen hier gegründet worden ist? Habt ihr das, äh, in Erfahrung gebracht, die Entstehungsgeschichte?

IP: Also, äh, in den 1980ern[38] als Krippe. In einer- Um die Ecke hier. Irgendwie kleiner als- als Krippe. Und dann-

I: Weißt du was der Grund da war, den Kinderladen zu gründen?

IP: Platzmangel.

I: Okay.

IP: Ja, genau.

I: Und dann haben sich da auch Eltern zusammengeschlossen und den Kinderladen gegründet.

IP: Ja. (.) Und irgendwann, ich glaube mit dem Umzug hier her, haben sie dann erweitert auf, äh- Ah, da war glaube ich erst gemischt und dann kam irgendwann die Gruppentrennung. Und hier sind wir aber auch schon (2) vielleicht 15 Jahre. Oder so.

I: Okay. Also auch schon eine Weile.

IP: Ja, ja.

I: Waren das auch alte Ladenräume hier?

IP: Das war mal eine Werkstatt.

I: Eine Werkstatt, okay.

IP: Ja, das sieht man noch da in der Loggia.

I: Ja, ich habe da drüben- Total witzig. lacht

IP: Ja. lacht Mit dem Tor? Genau. Und da ist der Sandkasten drin. Und das war halt-

I: Ah, okay. Die man auch umfunktioniert hat.

IP: Mhm, genau.

I: Ja, das ist echt witzig zu hören, wo man dann so Räumlichkeiten dann auch findet.

IP: Ja. schmunzelt

I: Okay. Ich habe noch drei letzte Fragen an dich. Und zwar, die eine, wie würdest du dich entscheiden, wenn du jetzt noch mal vor der Wahl stehen würdest? Also, versetze dich zurück in die Zeit, wo du gesucht hast.

IP: (2) Also (.) ich würde das wieder so machen. (.) Ja. (2) Und ich würde dann aber schauen, dass ich wirklich nicht so ein Vollzeitjob habe. Also ich würde das wieder machen. Und dann aber gucken, dass die anderen Faktoren entspannter sind. Dass man’s auch, ähm, genießen kann, mehr. Oder auch nutzen kann. Ja.

I: Okay.

IP: Ja, ich würde das wieder so machen. Ja, auf jeden Fall! lacht

I: Und wenn du die Möglichkeit hättest, was zu verändern am Konzept, an- wie es hier läuft. Was würdest- Würdest du was ändern? Und wenn ja, was?

IP: (.) Hm. (.) Also dadurch, dass ich ja jetzt drei Jahre im Vorstand war, habe ich schon auch vieles, was mir- wo ich Lücken gesehen habe oder was mir nicht so gefallen hat, habe ich auch schon so angestoßen und versucht, das, äh, das zu verändern. Einfach auch- Also nochmal mehr in Richtung „Bessere Organisation“ zu gehen, auch bei den Elternjobs. Weil, was halt immer so ein bisschen die- so ein Spannungsverhältnis ist, ist, dass die Erzieherinnen einen professionellen Job machen und der Vorstand und die Eltern alle ehrenamtlich arbeiten. Und deswegen, denke ich, ist das auch in der Elternschaft wichtig, dass man eine gute Organisation hat, dass sich das halt auch auf die Belegschaft so spiegelt. Weil das, das ist teilweise schon echt problematisch, weil man dann halt irgendwie- Gerade so als ich dann meinen 100% Job hatte, dann musste ich da meinen professionellen Job machen und dann hier irgendwie noch gucken, dass ich auch einigermaßen professionell rüber komme.

I: Klar. Natürlich.

IP: Und da habe ich einfach gemerkt, da fehlen so ein paar organisatorische Sachen und dann muss man aber auch gucken, dass es nicht zu hoch organisiert wird. Also, ähm, (.)- Ich meine, ich würde das mit der Leitung, na- Das wäre schon so was, wo ich noch mal mehr überlegen würde. Oder. Ja. Aber da bin ich auch sehr zwiegespalten. Und ansonsten, p-p, gibt’s- sind das so Kleinigkeiten. Aber so im Großen und Ganzen finde ich, passt das alles.

I: Was du intern schon dann verändert hast, waren das gerade so die Organisationsstrukturen, dass man da was verbessern könnte?

IP: Ja.

I: Oder fällt dir sonst irgendwas ein, was du verändert hast, durch dein Vorstandsjob?

IP: Ähm, ach, auch so Sachen, wie dass man irgendwie, ähm, mal wieder renoviert. Und, und, ähm, ja. Und was auch- was uns auch wichtig war jetzt, und das läuft aber noch, da sind wir auch noch nicht durch, ist die pädagogische Konzeption neu zu bearbeiten.

I: Okay.

IP: Also es läuft ja auch so ein, ähm, Qualitätsmanagement und -sicherungsprogramm, wo wir auch vom Dachverband- kennst du das?

I: Ja, dieses Bildungskonzept der Stadt auch?

IP: Das auch. Ja. Und es gibt aber vom Dachverband, ähm, so ein, also, so ein Programm quasi, wo der Dachverband die Eltern-Kind-Initiativen unterstützen, das Qualitätsmanagement aufzubauen. Ja. Weil das wiederum, ähm, eine Forderung eben von den Trägern ist.

I: Ah, okay.

IP: Ja. Und, ähm, (.) da sind wir halt, also jetzt organisatorisch, finde ich, sehr weit gekommen. Und jetzt eben gerade arbeiten wir sehr stark an der pädagogischen Konzeption. Und die Erzieherinnen wollen jetzt auch noch ein Qualitätsmanagement-Handbuch für die pädagogische Arbeit aufbauen.

I: Okay. Von Erzieherseite aus.

IP: Genau. (.) Und das läuft gerade noch. Und das finde ich sehr gut. Da sind die auch total, äh, motiviert dabei. (.) Ähm (.), ja, dass sich das auch immer weiterentwickelt. Ich finde das wichtig, dass man immer mal wieder- Es muss nicht immer alles perfekt laufen. Aber, dass man immer wieder guckt, so: „Okay, wo ist jetzt noch was, was man noch mal ein bisschen, äh, wo man noch ein bisschen was drehen kann?“ Und ich meine, gut, das ist halt auch eine Auflage. Wir müssen irgendwie eine Qualitätssicherung einbauen und das wollen wir halt irgendwie so, ähm, harmonisch wie möglich auch haben.

I: Klar.

IP: Und mit wenig Aufwand. Genau. Also das ist so ein Punkt. Aber das sind alles so Sachen, die auch laufen und die ich auch mit den Kollegen dann im Vorstand anstoßen konnte, wo ich jetzt sage: „Also großartig viel ändern, würde ich jetzt gar nicht.“

I: Okay.

IP: Ja. Also ich finde das- Ich würde vielleicht noch ein bisschen mehr in Richtung Elternarbeit gehen und weniger, äh, dafür den Beitrag ein bisschen, äh, runter kriegen. Pf, ach, und man könnte irgendwie-

I: Hat sich das in der Vergangenheit, oder wo du jetzt auch schon hier bist, noch mal erhöht der Beitrag?

IP: Mhm. Ja, ja.

I: Weil die Eltern weniger, oder mehr Entlastung wollten?

IP: Auch, ja. Wir haben Jahre lang dann auch Rücklagen aufgebraucht und so. Also da- das war alles noch ziemlich easy. Und dann kam aber so jetzt, in den letzten anderthalb Jahren hat sich das schon (.), pf, es hat sich (.), also 60% oder so erhöht. Das war schon echt viel. Ja.

I: Wow.

IP: Und, na ja-

I: Kannst du vielleicht noch kurz sagen, wie es dann zu eurer Küchenhilfe kam? Also, ihr habt ja vorher- oder ursprünglich war es jeden Tag Eltern-Kochdienst, vermutlich.

IP: Ja. Wobei es (.), es gab früher, es gab immer mal wieder eine Köchin. Eigentlich hängt die Köchin daran, wen man gerade findet. Und wenn man dann eine gute Köchin hat, dann guckt man, dass man das irgendwie hinkriegt. So. Ja. Und früher, das war dann vielleicht nur einmal in der Woche oder so. Das- Aber als wir kamen, gab es keine. Und dann gab es eine Weile lang eine, die einmal die Woche gekommen ist. Das hat aber überhaupt nicht funktioniert. Die hat immer so viel Knoblauch ans Essen gemacht. lacht

I lacht

IP: Nee, also das war irgendwie- das hat alles nicht so gepasst. Die hat dann auch wieder aufgehört. Und wir haben halt dann, ähm, entschieden, dass wir wieder jemanden suchen. Und diesen Kostenblock dann drin lassen. Ja.

I: Ja, klar, das ist ja auch noch mal eine Kosteninvestition.

IP: Genau, ja. Und, genau. Die haben wir dann halt gefunden und das passt total gut. Also jetzt gerade wird überlegt, ob wir die einen dritten Tag dazu nehmen. Aber das geht halt nur, wenn man woanders was spart.

I: Klar.

IP: Ja. Genau. Und das ist halt-

I: Und die anderen zwei Tage, die- oder drei Tage, die übernehmt ihr dann tatsächlich.

IP: Ja, genau. Zwei Tage sie und drei Tage die Eltern. Genau.

I: Und wie ist das bei euch geregelt, mit dem Kochdienst? Du hast vorhin was mit Listen eintragen gesagt. Habt-

IP: Ja, wir haben so eine Kochliste da hängen.

I: Wo man sich freiwillig einträgt?

IP: Jede- Also, das sind immer so viele Tage, wie viel Familien sind drauf, 16. Und dann muss sich eben in eine Kochliste jede Familie einmal eintragen. Und die geht dann eben immer so lang, die, die beinhaltet einen längeren Zeitraum, wenn zum Beispiel, viele Feiertage sind. Und sonst ist sie halt ein bisschen kürzer.

I: Ja, okay. Und dann trägt man sich ein, mit welchem Essen man quasi-

IP: Also es ist dann vorgegeben, welche, ähm, welche Beilage oder welche, also so, es gibt dann halt Nudeln, Reis, Fisch, Getreide oder so.

I: Ah.

IP: Damit’s halt ein bisschen geregelt ist und es nicht dreimal Nudeln gibt pro Woche.

I: Ja. Ah, (schon eine gute Regelung.)

IP: Genau. Das bereiten halt auch Eltern vor, dass es so eine Struktur gibt. Und dann guckt man halt, äh, ja-

I: „Was könnte ich kochen?“

IP: First come, first serve. lacht

I lacht

IP: Dann kommt der run. Es gibt halt auch Eltern, die können ja zum Beispiel nur freitags kochen. Und, ähm, die haben- müssen dann schon manchmal auch ein bisschen hin und her tauschen. Und so. Na ja, da überlegen wir gerade auch, wie wir das optimieren können.

I: Ja. Aber Kochen war für dich ja auch was, was du am Kinderladen schätzt, ne?

IP: Ach, genau. Das war mir- Genau! Das war mir total- fand ich total gut, dass es immer selbst gekochtes Essen gab. Das habe ich vorhin ganz vergessen. Das gehört da total rein. Und als es dann auch irgendwie drum ging, ähm, die Leute wollen nicht mehr so viel Kochdienste. Alles andere ist okay, aber die Kochdienste sind halt immer tagsüber. Ähm, da habe ich dann halt auch gesagt, schnipst: „So nee, aber ihr denkt nicht darüber nach, einen Caterer zu holen. Weil dann weiß ich nicht, was ich machen soll.“ Weil ich will nicht, dass meine Tochter jeden Tag so aufgewärmtes Zeug ist. Auch wenn das inzwischen alles super, super toll ist, aber das finde ich das Schöne. Jeden Tag kommt eine Mama oder ein Papa her und kocht.

I: Ja. Ja.

IP: Und zwischendurch ist es dann die Köchin[39]. Das ist auch gut und mit zwei Tagen die Woche finde ich das auch okay und bei drei, okay, kann man auch noch machen. Aber das finde ich total schön.

I: Na ja, auch wenn zumindest, äh, zeitweise eine Köchin da ist, die kocht ja trotzdem frisch.

IP: Ja, genau. Es ist trotzdem selbst gekocht. Sie hat auch zwei Kinder, also es ist dann auch so, dass die Mama kocht.

I: Ach, auch noch. Ach ja. Und die Kinder sind auch hier im Kinderladen?

IP: Nee. verneinende Geräusche

I: Nee. Okay.

IP: Die sind schon älter. Ja. Genau.

I: Ja. Also das nimmst du auch noch mit, als positives, aus dem Kinderladen, dieses selbstgekochte Essen-

IP: Ja. Auf jeden Fall.

I: Und ausgewogene Kost, vermute ich.

IP: Ja. Also ich meine, gut, hier wird dann auch- gibt’s dann nachmittags auch mal Eis und so. lacht

I: Ah ja, gut. lacht Als Nachtisch-

IP: Aber so Alles in Allem- Ja, es ist immer ein Salat, es muss eigentlich immer auch Gemüse dabei sein. Wobei das- Klar, dann macht man mal auch einen Kaiserschmarrn oder irgendwie so was. Aber das finde ich dann auch okay, weil das muss auch nicht so bierernst sein. Die dürfen auch mal was Süßes essen, so. Aber im Großen und Ganzen, ähm, ist das- kann ich damit total gut leben.

I: Mhm.

IP: Bin ich echt- Das war mir total wichtig. Das stimmt. lacht

I: Ja. Gut, dass du das noch gesagt hast, sonst wäre nämlich jetzt meine Frage gewesen, ob du noch Ergänzungen hast. Also, fällt dir noch irgendwas ein, was wir jetzt gerade vergessen haben bezüglich Kinderladen? (.) Mehrwert von Kinderläden? Hast du da noch irgendwas auf dem Herzen?

IP: (5) Hm, nee, ich glaube da sind wir jetzt eigentlich alles durch. So. Diese Großfamilien, dieses Großfamilien-Gefühl ist das. Das ist echt gut. Wir machen ja auch so eine Freizeit jedes Jahr dann zusammen, so ein paar Tage.

I: Ah! Alles zusammen?

IP: Ein längeres Wochenende. Genau.

I: Ja.

IP: räuspert sich (2) Und das war- Ja! Das finde ich einfach super. Dass man so zusammen (.), zusammen arbeitet, zusammen lebt, so ein bisschen. lacht Ja. Und dann aber doch jeder geht auch so seiner Wege und man ist sich da auch nicht immer einig und denkt dann auch manchmal: „Hm, na ja, das hätte ich jetzt anders gemacht.“lacht

I: Ja. Ja, dafür ist das im Kinderladen immer demokratisch irgendwo entschieden dann auch, ne.

IP: Ja. Und vor allem auch, weil ich dann auch so- so viel gearbeitet habe, ich hatte überhaupt keine Zeit irgendwelche sozialen Kontakte zu pflegen, hatte die dann aber halt hier. Dann hatte ich halt mit den Leuten hier mehr zu tun, aber ich hatte halt auch meine- Abends bin ich dann mit dem Vorstand irgendwo hingegangen. Ähm, also, es ist schon, ähm, so ein Teil vom sozialen Leben. Die ganzen Kontakte, die man pflegt. Auch zu den Kleinen, die dann aufwachsen oder so, zu den anderen Kindern, das ist, ähm- Die kennen einen dann. Und manchmal denke ich dann selber so: „Hä?“ Klar, ich bin oft hier, aber dass jetzt irgendwie die zu mir rennt und mir irgendwas erzählt, die Kleene irgendwie, mit anderthalb, die gerade angefangen hier, finde ich schon- Also, das ist toll.

I: Das Vertraute ist halt irgendwo da, ne.

IP: Ja, genau. Das ist für mich total wichtig. Sonst- Wobei ich ja jetzt echt eine Menge gequatscht habe. lacht

I: Gut. Ich bin auch zufrieden, wenn wir alles abgedeckt haben. lacht

IP: Joa.

I: Gut. Dankeschön.

[Ende der Aufnahme: 58min40sec]

[Beginn der Aufnahme]

I: 6 Sekunden bis Interviewbeginn Genau. (.) Also meine Masterarbeit geht über die- über das Thema Kinderladen, Elterninitiative.

IP: Mhm.

I: Und, äh, da möchte ich die Elternperspektive rekonstruieren, wie sie das Empfinden, Erleben, die Eltern, in der heutigen Zeit.

IP: Mhm.

I: Und werde den Vergleich dann zu früher anstellen, wo das ja eine große Veränderung auf sich genommen hat. Und da habe ich ein paar Fragen für dich mitgebracht, ähm, zuerst möchte ich von dir wissen, wie deine eigene Betreuungsgeschichte war. Kannst du dich erinnern?

IP: Mhm. (.) Oh Gott. Äh, also ich bin, ähm, im Tagheim groß geworden.

I: Im Tagheim. Kannst du dazu noch ein paar Worte sagen?

IP: Also Tagheim ist, ähm- Ich war relativ früh im Kindergarten. Und Tagheim ist halt von morgens um sieben bis abends um 17 Uhr, weil meine Eltern berufstätig waren. Und deshalb ist, ähm, (.)- bis dann die Schule angefangen hat.

I: Aha. Beide Eltern waren damals schon berufstätig?

IP: Ja, genau.

I: Kannst du kurz was zum Beruf sagen, deiner Eltern?

IP: Äh, meine Mutter, äh, Bankkauffrau. Und mein Vater war, äh, pf, Konstrukteur.

I: Okay. Und die hatten damals schon die Berufe, dass sie Vollzeit oder prozentual viel gearbeitet haben?

IP. Ja. Ja.

I: Okay. Das heißt du wurdest vormittags und nachmittags betreut und nicht nur-

IP: Also Ganztages-, äh-

I: Morgens kamst du hin und abends wurdest du quasi abgeholt.

IP. Genau, ja. Ja.

I: Okay. Dann würde mich, ähm, jetzt konkret interessieren, wie du mit deiner Partnerin, mit deiner Frau, dich entschieden hast, welche Kinderbetreuung die richtige ist, wie kam es dazu?

IP: Na, die Entscheidung hat meine Frau getroffen. lacht

I: lacht Okay.

IP: Ich bin nur Mitläufer gewesen.

I: Und weißt du, was sie für Kriterien hatte?

IP: Ja. (.) Äh, also wir haben hier oben in der y-Straße gewohnt- Also wir sind seit 15 Jahren in dem Laden hier.

I: Wow.

IP: Also seit 2001, also 14 Jahre jetzt. Ähm, und, wir haben hier ein paar Häuser weiter oben gewohnt. Und, äh, unser Fußweg hat immer praktisch die Straße runter und dann hier runter zur S-Bahn geführt.

I: Okay.

IP: Und, ähm, die kleine Gruppe hat ja ihr großes Fenster hier vorne und, ähm, das ist meiner Frau aufgefallen, weil das halt sehr (.), ähm, also im Vergleich zu anderen Einrichtungen sehr, äh, märchenhaft immer ausgesehen hat. Weil ja die praktisch diesen, äh, na wie heißt der Ansatz, waldorfpädagogischen Ansatz auch mit drin haben. Mit diesen Jahreszeitentischen und so weiter. Und dann hat sich das halt, über die Jahreszeiten halt immer verändert, und das war so mit ein Kriterium, wo sie gesagt hat: „Da möchte ich rein.“

I: Mhm.

IP: Also weil das halt (.) von außen betrachtet sich anders dargestellt hat als in anderen Einrichtungen. Ja. Und das war auch ein recht großer Kampf hier rein zu kommen. Also-

I: Kannst du dazu was sagen?

IP: Äh, ja, weil die Wartelisten waren ja vor 14 Jahren, wie heute auch, relativ voll. Und, ähm, äh, wir sind beide- also meine Frau hat relativ viel, äh, telefoniert.

I: Mhm.

IP: Und sich da auch ein stückweit rein gepresst. Ja. lacht

I: Okay. Reinge- Ja. schmunzelt

IP: Ja. Weil anders, äh, kommste da-

I: Nee, kommt man nicht rein da.

IP: Äh, kommste nicht rein. Weil wenn du dich nur drauf setzen lässt, und, ähm- Damals die Vorständin[40] (.), äh, die war danach auch glaub ein bisschen angenervt und hat gesagt: „Komm, jetzt gucken wir uns die an. Die sind so penetrant.“

I lacht

IP: Und dann sind wir eingeladen worden. Und dann hat sie sich das an-

I: Auf den Elternabend?

IP: Nee, es gibt ja hier- Also kennst du die Grundstruktur vom, äh-

I: Ja.

IP: Da gibt’s einen Mitgliederausschuss, und dann gab’s ein Vorgespräch.

I: Okay, bei euch läuft’s über den Mitgliederausschuss.

IP: Und dann haben wir uns das hier angeschaut. Und dann haben wir gesagt: „Ja, das sieht gut aus.“

I: Okay. Das heißt bei euch läuft das nicht über alle Eltern? Also nicht jedes Elternteil hat einen-

IP: Nee, nee. Mitglied- Wir machen das alles über den Mitgliederausschuss.

I: Okay.

IP: Und, ähm, äh, ich muss dazu sagen, ich wusste nicht ganz genau, auf was ich mich einlasse.

I: Okay. Kannst du das ein bisschen ausführen?

IP: Also wir haben drei Kinder. Äh, ähm, die Merle[41] ist jetzt, äh, Nachzügler, die ist jetzt drei oder wird jetzt vier. Und hier sind ja schon zwei Kinder durchgelaufen.

I: Die sind schon durch? Fertig quasi.

IP: Genau. Der eine wird jetzt 15 und der andere ist jetzt zwölf geworden. Also die sind schon aus dem Hort jetzt raus.

I: Mhm.

IP: Und, äh, damals (.) vor zehn Jahren, puh, äh, ja (.), da hast du halt nach einer Betreuung gesucht. Aber hast nicht gewusst, was- auf was du dich jetzt hier eigentlich einlässt. Ja, also das war- Und ähm, äh, ja das ist eigentlich eher (.) im, im, wie soll man sagen, also da drin hat man halt gewusst: „Okay, das ist halt anders als-“

I: Ein städtischer Kindergarten.

IP: Als ich es zum Beispiel auch kennen gelernt habe. Weil du ja danach gefragt hast.

I: Ja. Ja.

IP: Äh, meine Eltern waren da ja gar nicht involviert. Also, morgens wurde ich gebracht und abends wurde ich abgeholt und alles andere ist halt durch den Kindergarten organisiert gewesen.

I: Klar.

IP: Und hier ist es halt, äh, musst du es halt selber machen.

I: Ja. Wie war das für dich, die ersten Eindrücke? Wie hast du den Kinderladen dann erlebt? Also vielleicht kannst du auch den Vergleich damals, heute-

IP: Ja, ja. Also, ähm, (2) es ist- Also ich habe mich ein stückweit wie ein Fremdkörper gefühlt. Also weil das ist doch, ähm, über die Zeit wird das doch zu einer großen Familie und um in eine Familie rein zu kommen, musst du erst mal Teil werden. Und, äh, das war schon am Anfang ziemlich schwierig. Also ich habe unglaublich lang gebraucht- Also ich persönlich habe unglaublich lang gebraucht, um hier (.) so ein stückweit rein zu kommen. Weil die Art, wie man hier miteinander umgeht, oder- Also, gehen wir vielleicht nachher drauf ein. Weil da gibt’s schon Unterschiede. Vor 14 Jahren und jetzt, ähm, weil sich da auch ein stückweit die Denkweise geändert hat. Oder auch die Ansprüche. Äh, war für mich schwierig. Also, wie gesagt, ich habe Schwierigkeiten gehabt, ähm, jetzt einfach, weil, ähm, (.)- Ja, man muss sich sehr, sehr stark einbringen. Ja, und man weiß einfach am Anfang gar nicht, was es bedeutet, ja. Also mit Kochen, mit Bauausschuss, mit Gartenausschuss, mit, äh- Und es ist von jetzt auf Nachher relativ viel Kinderladen-1. Also du hast nicht mehr so- Also es ist nicht so, dass Kinderladen-1 halt etwas ist, was nebenher läuft, sondern es ist halt plötzlich (mitten) in deinem Leben. Ja. Und das ist schon eine Riesenumstellung.

I: Ja. Ja. Das heißt, ihr wusstet beide vorher eigentlich nicht, auf was ihr euch da wirklich einlasst.

IP: Nee. (.) Nee. Also-

I: Ihr habt euch dann rein gefunden?

IP: Wir haben eine Zeit gehabt, muss ich ganz ehrlich sagen, wir haben auch überlegt zu wechseln. Weil das- Weil-

I: Was waren das für Gründe?

IP: (.) Ähm, nicht vom pädagogischen her, sondern eher- es war eher was, was mit der- (.) mit der Art und Weise der Familie zu tun hatte. (.) Also wir haben uns irgendwie nicht so richtig rein- Also, das ist anders als heute. Heute fühlen wir uns irgendwie (.) zugehörig. Damals haben wir uns irgendwie nicht dazugehörig gefühlt. Ganz einfach, weil wir anders getickt haben als-

I: Wollte ich gerade sagen. Lag es vielleicht an der Familienstruktur?

IP: Genau.

I: Oder an der damaligen Zeit?

IP: Ganz einfach, weil wir praktisch den Kinderladen-1- wir haben es benötigt, um ein Kind betreut zu haben. Die Familien, die hier schon hier drin -

I: Als Dienstleistung dann.

IP: Genau. Kinderladen-1 hat ja eine Historie, die ja ((nicht)) sagen: „Okay-“ Da ging’s ja darum: „Okay, wir brauchen eine Betreuung für unser Kind. Sondern wir wollen eine pädagogische Vision verwirklicht haben.“ Und das sind zwei unterschiedliche Sachen. Ja. (.) Weil wir fanden, so wie das hier aufgebaut ist, super, ja, aber uns ging’s erst, also, darum, das Kind betreut zu wissen. Und nicht eine pädagogische Philosophie zu ver-

I: Ja. Ja.

IP: Ja. So. Also, und das sind, ähm- und ich glaube, das ist ein Riesenunterschied. Und, wenn man- und das ist auch einer der Hauptunterschiede, wenn man jetzt die Entwicklung von 14 Jahren jetzt auf heute sieht, die Familien die heute mit drin sind, die si- (.) Äh, fangen wir mal damit an: Betreuungs- also die Situation der Eltern. Es gab sehr viel, vor 14 Jahren, sehr viele Familien, wo nur ein Elternteil gearbeitet hat.

I: Gut, ja, das war damals die Struktur halt.

IP: Und wir (.) waren (.) eine der wenigen Familien, die (.) beide gearbeitet haben.

I: Ah! Was hat deine Frau- oder wie viel Prozent hat deine Frau damals gearbeitet, weißt du das noch?

IP: Hun-, ähm, war das glaube, (.) ja, ich glaube 100 %. Ja.

I: Wow. Okay.

IP: Also, oder 75 oder so was. Ich meine, gut, das macht sie-

I: Das heißt, ihr braucht auch viel Betreuungszeit.

IP: Ja, ja, klar. Wir, also, wir haben- das war der Vorteil hier, von eins bis zehn, (.) und städtische Kindergärten sind ja meistens dann erst ab drei und so weiter, und wir haben halt (.) eine Einrichtung gesucht, die halt gleich von einem Jahr, das die Betreuungssituation gewährleisten kann, ja. Genau. Und ich glaube, das war einer der Probleme, weil wir eine ganz andere Sicht auf den Kinderladen-1 hatten als alle anderen. Ja. Also, weil ich habe viel die Diskussion gar nicht (.), also verstanden habe ich sie schon, aber sie haben mich nicht berührt, sozusagen. Und von daher, (.) denke ich, haben wir auch relativ lange wie ein Fremdkörper gewirkt. Ja. Ähm, nicht dass wir uns nicht beteiligt hätten, also an dem ganzen Geschehen, das gar nicht, ja. Ähm, wir haben unsere Dienste gemacht und so weiter. Aber wir sind nicht in diese Familien- in diese Familienkonstellation richtig reingekommen. Weil wir einfach, wir unsere Freunde und unsere- einfach außerhalb des Kinderladens-1 hatten.

I: Damals noch?

IP: Und auch heute noch haben.

I: Okay.

IP: Und (.) alle die hier drin waren, das war halt wie eine- Also-

I: Wie eine große Familie.

IP: Ja, das war eine große Familie. Und das- und, ähm, (.) das war schon schwierig am Anfang. Und wenn man jetzt zum Vergleich von früher auf heute kommt, (.) jetzt haben wir viel, viel mehr Anteil an Familien, die genau in genau derselben Situation stecken, wie wir damals. Sondern, also wenn du, ich weiß nicht, du hast wahrscheinlich schon mit einigen hier gesprochen- (.)

I: Wenigen. Mhm.

IP: Ähm, wenn du mal rumfragen würdest, gerade bei den neuen Eltern und so wei-, und auch, die jetzt in der großen Gruppe sind, ähm, (.) da ist es so, dass doch alle- also wir haben glaub keinen Eltern- also wir haben glaub keine Familie drin, die jetzt nicht beide berufstätig sind und da ist einfach, die- diese- das ist einfach- dieser, ja, diese Anforderung, die- das, was man an den Kinderladen-1 für Ansprüchen hat, hat sich gewandelt.

I: Veränderte Zeiten dann quasi.

IP: Genau. Also heute brauchst du diese Einrichtung, um dein Kind betreut zu wissen und nicht um- (.) natürlich schon mit eine- also ich möchte schon mit eine pädagogische äh, äh, dann Einfluss nehmen, auf jeden Fall. Aber das Verhältnis hat sich einfach geändert.

I: Ja.

IP: Ja.

I: Gut jetzt, ähm, das pädagogische interessiert mich gar nicht so sehr, sondern viel mehr diese Rahmenstrukturen. Also dass man als Eltern eben auch sehr viel teilhaben muss-

IP: Genau.

I: Und dann partizipieren muss.

IP: Genau. Das hat sich- nach wie vor ist das unverändert (.) hoch, das Engagement. Ähm, wobei man da sagen muss, äh, über den Verlauf der Zeit- also ich war ja auch schon Vorstand, da haben wir schon Rahmenbedingungen, äh, verändert auch. Jetzt, vor ein paar Jahren, also als ich dann Vorstand wurde, ähm (.), äh (.), wo wir gesagt haben: „Wir müssen auch ein stückweit die Eltern entlasten.“ Also so was wie Putzwochenende haben wir nicht mehr.

I: Okay.

IP Wir haben jetzt einen professionellen Putzdienst. Wir haben gesagt: „Wir müssen die Eltern vom Kochdienst entlasten.“

I: Mhm.

IP: Ja. Wir haben früher jeden Tag gekocht, holt Luft jetzt haben wir eine Köchin (.), die Montag, Dienstag kocht. Und nur noch Mittwoch bis Freitag jetzt abgedeckt werden muss. Also, wir mussten Entlastung für die Eltern schaffen.

I: Wie hat sich das bemerkbar gemacht? Also habt ihr das (.) als Vorstand beschlossen? Oder haben die Eltern auch sich geregt, wir können das nicht mehr leisten?

IP: atmet aus Puhpf, na ja, ähm, offen sagt das ja keiner.

I: Okay.

IP: Aber Erleichterung war natürlich schon da. Weil man hat das ja- Also wenn man dann gesprochen hat: „Ja, ist schon viel. Ja, müssen wir gucken.“ Und so weiter. Also keiner sagt: „Ja, das ist mir jetzt- Ich will nicht.“ Oder so.

I: Ja.

IP: Aber es sind halt (.) so Äußerung, die dann kommen, wo man schon merkt: „Okay.“ Keiner hat sich dagegen gewehrt, wo wir gesagt haben: „Okay, wir setzen hier einen professionellen Putz- äh, Truppe ein, die dann das macht.“ Und.

I: Ja. Wir habt ihr das regelt dann? Also, durch finanzielle Erhöhung des Beitrages?

IP: Nee.

I: Das konntet ihr so umlagern.

IP: Ja, wir haben relativ hohe Rücklagen gehabt.

I: Okay.

IP: Und man hat dann gesehen: „Okay, eigentlich könnten wir mehr noch investieren, (.) äh, als wir es bisher tun.“ Und, ähm, dann haben wir uns halt, wie gesagt, die Köchin geleistet, den- diesen Putz- äh, und was wir auch nicht mehr machen, so dieses (.), äh- Also wir hatten mal einen Wasserschaden unten in der großen Gruppe, den haben wir damals selber, äh, renoviert. Machen wir nicht mehr.

I: Okay.

IP: Also, weil, ähm, (.) wir ja da praktisch zum einen der Vermieter hier in, in, äh-

I: Einbezogen haben.

IP: Einbezogen haben und dann, von der Stadt kriegt man da ja auch Geld. Ja.

I: Ja. Ja.

IP: Und da haben wir gesagt: „Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr in der Form leistbar.“ Ja. Also wir sind wochenendenlang da unten gewesen. Haben (.) Fußboden rausgerissen, wir haben unten, ich weiß nicht, kennst du die große Gruppe unten?

I: Ja, ein bisschen habe ich mal kennen gelernt von der Erzieherin-m, ja, ja.

IP: Ja. Also diese Gerüste die da stehen und so, haben wir alles selber gemacht, ja. Machen- Also das machen wir heute nicht mehr so. Weil das ist einfach- Du kannst es nicht mehr. Also wenn beide berufstätig sind, du willst ja auch noch ein stückweit (.) deine (.) also deine (.) so ein bisschen deine privates Umfeld haben, ja, und das geht nicht, wenn du dann Gartenwochenende, Bauwochenende, Putzwochenende, äh, Kinderladen-1-Wochenende, äh, dann die ganzen Feste, du bist eigentlich praktisch nur (.) dann (.) eigentlich die ganze Zeit im Kinderladen-1 beschäftigt, ja.

I: Ja.

IP: Also das geht-

I: Aber wenn du jetzt diese Institution, äh, Kinderladen mal anguckst, was könntest du vielleicht sagen, was positiv oder auch negativ- Du hast jetzt einiges gesagt.

IP: Nee-!

I: Es geht viel Zeit drauf einfach.

IP: Ja, ich würde das ja gar nicht so als negativ sehen. Sondern es ist einfach ein Fakt. Ja. Und, ähm, ich würde das gar nicht werten. Ähm, es ist einfach nur so, dass es dann irgendwann mal zur Belastung wird. Für den einen mehr, für den anderen weniger. Je nachdem wie du halt auf dieses Ding hier drauf schaust. Und der eine äußert sich ja-

I: Klar. (Und) welche Tätigkeiten du vielleicht auch hast, ne.

IP: Genau. Also- Und das wird sich wahrscheinlich jetzt auch über den Verlauf der Zeit jetzt nicht ändern. Ja. Also dass man praktisch ein- ein viel- ein, ein extrem hohes Maß an Engagement bringen muss. Ja. Also anders wäre das Ding gar nicht tragbar.

I: Klar.

IP: Und das- (.) Und das ist auch das Interessante. Vor 14 Jahren hat man das uns auch gesagt. Nur verstanden hat man das nicht.

I: Mhm.

IP: Ja. Und man weiß das eigentlich erst, wenn man dann mittendrin ist, was es eigentlich bedeutet. (.) Genau. Ähm (.), das was wirklich positiv ist, und das was uns auch hier gehalten hat, also wo wir dann gesagt haben: „Okay, (.) ich meine, jetzt müssen wir halt ein stückweit mit diesen Rahmenbedingungen gehen, ist halt diesen- ähm (.)-“ Also ich bin seit (.) vielen, vielen Jahren im Personalausschuss, ja, ich suche mir die Erzieher selber aus. Ja. Also man guckt sich die Leute an, sagt: „Okay, ihr könnt hier reinpassen, äh, für die Philosophie und so weiter.“ Das sind halt positive Aspekte, das habe ich in einem städtischen Laden nicht.

I: Ja.

IP: Ja. Also diese-

I: Diese Mitbestimmung war dann mit ein Grund. Ja.

IP: Mitbestimmung oder so. Ich weiß, was mit meinem Kind passiert. Und (.) es wird nicht hier anonym abgegeben, ähm, und dann passiert irgendwas, sondern man ist halt sehr, sehr, ja, stark involviert. Das ist halt positiv, ja. Und das andere würde ich gar nicht so als negativ- Also das, was ich gerade erwähnt habe, mit diesem hohen Engagement und so, das würde ich gar nicht negativ besetzen. Sondern das ist einfach Fakt.

I: Ja. Das trägt man mit, wenn man eben die gute Betreuung haben möchte, zum Beispiel.

IP: Genau. Und, äh, das was wir halt geschaffen haben, ist zu gucken: „Wie kann man praktisch (.) ein stückweit verträglich dieses, äh, diesen Aufwand halt auch ein stückweit reduzieren. Ähm, ohne (.) Verluste.“

I: Ja.

IP: Ja, weil, ob ich jetzt hier putze oder nicht (.) klatscht in die Hände. Ja. Also.

I: Gut, das ist dann zweitrangig.

IP: Ja.

I: Ja. Fällt dir sonst noch irgendwas Positives zu ein, neben dem Mitbestimmungsrecht? (.) Was du besonders positiv findest, vielleicht auch im Vergleich, auch wenn man den nicht wirklich hat, zu städtischen? Vielleicht hast du mal was aufgeschnappt, was du (.) viel besser findest hier?

IP: schnalzt mit der Zunge Also wir haben uns ja damals, als wir uns da ein bisschen umgehört haben, habe ich mir- haben uns ja Kinderläden angeschaut und ich meine, der Betreuungsschlüssel ist einfach (.) sehr, sehr gut. Also wir haben in jeder Gruppe drei, drei Erzieher. Äh, ich habe andere Läden gesehen, da sind halt- kommen halt auf 20 Kinder zweieinhalb Betreuer.

I: Ja.

IP: Wir haben hier unten zehn, fünfzehn und haben jeweils drei Erzieher.

I: Ja.

IP: Also, das ist halt holt Luft - ist halt schon was anderes. Und von den Angeboten, die wir hier haben: Malhöhle, Musik, wir haben einen Turnraum, Musikraum, äh-

I: Wow, das ist eine große Anlage hier. Ja.

IP. Ja, hier daneben ist ja noch praktisch- haben wir noch ein- haben wir ein Klavier stehen. Da haben wir- Also da können sie sich musikalisch austoben, künstlerisch können sie sich austoben. Wir haben einen Garten, eigenen Garten hier oben. In der y-Straße.

I: Wow.

IP: Über die Straße, (.) äh, den wir vor Jahren gemietet haben. Also, von der Infrastruktur bleiben hier keine Wünsche offen. Einmal (.) in der Woche gehen wir in den Wald, oder gehen die Kinder in den Wald. Ähm, also das was hier an, an Angeboten besteht (.), weiß ich nicht, ob das in anderen Einrichtungen so-

I: Eher weniger.

IP: So leistbar ist.

I: Oder in diesem Ausmaß wahrscheinlich weniger.

IP: Ja. Und wenn man hier den Hort- Wir haben Hausaufgabenbetreuung, dann haben wir Ferienprogramm, äh, wo dann praktisch in, äh- wie jetzt an Ostern (.) oder dann in den Sommerferien, die dann auch teilweise, äh, zwei, drei Tage lang in so ein Lager fahren. Also, äh (.), ich glaube so bespaßungsmäßig für deine Kinder können sie sich hier nicht beschweren. Also das ist halt schon-

I: Da stellt man schon Unterschiede mal fest, ne?

IP: Also (.) ich (.) habe jetzt noch keine anderen Läden gesehen, aber, äh, wenn ich jetzt einfach von draußen drauf schaue, denke ich (.), ich glaube, da müssen andere sich ganz schön lang strecken, um praktisch das geboten zu bekommen, so wie wir es haben.

I: Okay. Dann mal weg von diesen Vorteilen oder, ähm, Belastungen des Kinderladens. Du hast schon gesagt, du warst, oder bist im Personalausschuss. Kannst du vielleicht sagen, was sonst deine Tätigkeiten hier sind? Und wie du sie in deinen, ähm, Alltag integrierst, zwischen Beruf vielleicht auch und Kindererziehung?

IP: Mhm. Mhm. Also räuspert sich seit, wie gesagt, seit, äh, 2003 bin ich im- war erst Revisor, dann war ich, äh, ähm (.)-

I: Was bedeutet das?

IP: Ähm, Kassenprüfer. Also (.) praktisch, man guckt auf die holt Luft - den Jahresabschluss, äh, und überprüft einfach, ob praktisch Zahlungen hier- ob das Geld ordnungsgemäß fließt, sozusagen.

I: Ja.

IP: Also ob da keiner für Finanzvorstände dann irgendwie Schindluder treibt.

I: Ja.

IP: Ähm, dann (.) seit 2003 bin ich im Personalausschuss. Also wir machen die ganze Personalarbeit. Einstellungen, Zeugnisse, also halt alles Organisatorische, was ums Personal rum geht. räuspert sich Ähm, und war dann auch zwei Jahre lang Vorstand für Personal (.), vor zwei Jahren.

I: Okay. Und, wie war das- wie hast du das Empfunden? Also du hast einen Beruf, deine Frau ist berufstätig-

IP: Ja.

I: Ihr habt drei Kinder. Wie organisiert ihr das?

IP: Genau. Also die Personalarbeit ist eine relativ, also unter Umständen, eine relativ aufwendige Geschichte, weil man muss ja- also (.) es ist ja so, dass wir einer gewissen Fluktuation unterleg-, einer natürlich Fluktuation-

I: Wollte ich gerade sagen. Das ist normal.

IP: Das ist ganz normal. Und, ähm, wir haben (.), ähm, wenn Einstellungen kommen, dann musst du die Bewerbungen beziehungsweise Stellenausschreibung machen, dann musst du die Bewerbungen sichten, dann musst du die Vorstellungsgespräche führen, dann müssen wir Entscheidungen treffen und so weiter. Also das ist relativ aufwendig. Und das läuft alles nebenher. Und jetzt kommt das, was ich vorhin gesagt habe. Also die Belastung zu diesem ganzen anderen (.) kommt das halt oben noch drauf.

I: Ja.

IP: Und als ich Vorstand war, habe ich gesagt- also das war- das ist praktisch wie ein zweiter 100% Job.

I: Ja.

IP: Also man geht tagsüber zur Arbeit und hat dann praktisch- abends checkst du deine Mails, äh, beantwortest bis nachts dann deine, äh- ich habe dann- also deinen Schriftverkehr, bis nachts. Und, ähm, dann kommt noch diese ganze Personalgeschichte noch dazu. Und ich habe damals gesagt: „Das ist praktisch wie ein 100% Job noch nebenher.“ Also das ist praktisch on top. Und das ist auch das, was dann passiert. Also ein, äh, nachdem wir dann, äh (.)- Also wir haben 2-Jahres-Zyklen vom Vorstand her. holt Luft Am Anfang dachte ich: „Ja, also, pf, ist auch nicht sinnvoll, bis du- Du kommst dann rein und, ähm-

I: Dann geht man wieder.

IP: Musst dann wieder gehen.“ Äh, also ich muss ehrlich sagen, nach den zwei Jahren war ich (.) froh.

I: Ja, das glaube ich.

IP: Also, weil-

I: Wieder was abgeben zu können?

IP: Genau. Weil, äh, ich habe mich dann auch relativ stark jetzt wieder raus- also, habe erst mal durchatmen müssen. Und wir kommen jetzt so langsam wieder rein.

I: Okay.

IP: Also man braucht dann danach echt eine Pause. Weil (.) das war dann zu viel Kinderladen-1. Also- lacht

I: Das glaube ich.

IP lacht immer noch

I: Ja, das (ist jetzt nicht negativ), aber es ist halt belastend, ne.

IP: Da kriegst du echt die Krise.

I: Ja.

IP: Und, äh, jetzt, äh, habe ich jetzt anderthalb Jahre gebraucht, um praktisch so wieder Luft zu holen. Und jetzt, äh, geht’s langsam wieder los.

I: Okay.

IP: So im normalen (.) Kinderladen-1.

I: Das heißt, größtenteils abends hast du jetzt deine Tätigkeiten für den Kinderladen-1 gemacht.

IP: Ja. Du musst das ja abends machen. Also, und, ähm, weil du auch gefragt hast, wie praktisch das sonst so organisiert wird. Wir kochen ja, und das mache ich zum Beispiel- da mache ich, ähm, mein Gleitfreitag. Also entweder nimmst du Urlaub oder, pf, äh, mein Vorteil ist, dass ich gleitfrei nehmen kann. Ähm, und habe dann Gleitfreitag. Und das sind-

I: Und was nimmt dann deine Frau? Also teilt ihr euch das Kochen, zum Beispiel?

IP: Ja. Ja, ja. Also am Anfang der Kinderladen-1-Zeit hat sehr viel meine Frau gemacht. Die war dann im Küchenausschuss und- Weil sie dann (.) auch nur teilweise gearbeitet hat. (2) Ich glaube, weil du vorhin gefragt hast, was sie- war’s 100%, ich glaube sie hat 75% gehabt.

I: Trotzdem noch viel.

IP: Also (.) sie hat dann praktisch in ihrer Freizeit dann unten die Küche organisiert und, äh, hat dann eingekauft und hat dann praktisch an ihren freien Tagen dann auch gekocht. Und am Anfang habe ich eher weniger gekocht und, äh, seit meine Tochter jetzt, äh, da ist, seit drei Jahren, äh, ja, seit zwei Jahren, äh, hat sich das eigentlich gedreht jetzt.

I: Okay.

IP: Also ich gehe jetzt eigentlich meistens Kochen.

I: Ja. Weil du da flexibler bist mit deinem Job?

IP: Ja, genau. Ja.

I: Seid ihr beide im Angestelltenverhältnis?

IP: Ja. Ja, ja.

I: Gut, dann muss man das wirklich gut organisieren, um die Sachen hier noch auf die Reihe zu kriegen.

IP: Ja, genau.

I: Und was macht deine Frau jetzt hier im Kinderladen-1? Oder reicht es, wenn du im Personalausschuss bist?

IP: Ähm, (.) sie ist im Qualitätsausschuss, aber das ist eher so ein, äh, ja- (.) Das ist nicht so belastend.

I: Ja, ich glaube, das muss man einfach vorweisen, oder?

IP: Also, man muss- man guckt dann glaube auch, (.) weil so Vorstandsarbeit ist schon sehr, sehr aufwendig. Und dann muss- also haben wir auch gesagt, dass ein zweiter dann- Also das ist-

I: Zusätzlich noch viel Arbeit.

IP: Ja, das ist- Und, ähm, (.) so ist es auch bei den Familien aufgeteilt. Der eine macht mehr, der andere weniger. Und so. Und teilweise machen dann (.), wenn sie weniger stressige Jobs haben, gleich viel. Ach, das gibt sich so die Waage dann.

I: Okay. (.) Aber so habt ihr’s dann irgendwie organisiert, dass ihr den Alltag und du hast ja noch, oder ihr habt zwei ältere Kinder, dass die eben auch noch, äh, integriert werden. Weil wenn man viel für den Kinderladen-1 macht, also für die Einrichtung von der kleinen Tochter dann, hat man ja auch noch die andere zwei Kinder.

IP: Ja, gut, aber die gehen ja nicht in den Kinderladen-1. Also, und-

I: Nee, ich meine, dass man denen auch noch genug Aufmerksamkeit schenkt. Weil man hat ja genug hier zu tun erst mal. Und dann hat man ja auch noch die anderen Kinder, die in einer anderen Schule sind, (.) wo auch noch ein Elternabend anfällt.

IP: Ja, genau. Das ist etwas, ähm, äh, zum Beispiel mein Sohn, äh, mein ältester Sohn, da war dann auch, ähm, so, dass in der Schule, äh, eigentlich die Eltern hätten kochen müssen. Und dann habe ich gesagt: „Nee, das mache ich jetzt nicht.“ Also (.) da kann ich mir die Kugel geben.

I: Also, das ist ja gerade noch mal- Ja.

IP: Also du musst dann, ähm, irgendwo dann auch Abstriche machen. Also irgendwo dann, da wirst du dann zwar nicht so (.) gut angesehen dann, ja, weil die dich- weil, man versteht es ja nicht. Aber irgendwo muss man sich auch selber schützen. Also wo du dann sagst: „Also das kann ich nicht auch noch. Das geht nicht, ja.“

I: Ja, klar. Ja. Okay.

IP: Also man macht dann- Also (.) wobei ich das jetzt auch bei dieser Schule nicht so dramatisch sehe. Wo ich gesagt habe: „Hey. Also (.) wichtig ist, dass die hier gut durchkommen. Dass sie hier gut organisiert sind. Und das was dann hier in der Schule passiert, ist dann eher zweitrangig.“

I: Okay. Aber da merkt man eben auch, dass man auch da Elternarbeit irgendwie zu leisten hat. Auch Elternabende ja hat und da hat man ja auch viel-

IP: Ja, ja, gut (.) klar, das ist logisch. Aber so diese zusätzliche Elternarbeit, ähm, so mit Kochen und so weiter, also da- (.)

I: ((Versucht ihr zu umgehen.))

IP: Keine Abstriche bei den Elternabenden und so weiter. Das läuft. Ähm, aber so, pf-f-f, wenn dann Freiwillige gesucht werden in der Schule, bin ich nicht der Erste, der dann streckt.

I: Ja, klar.

IP: Weil, das geht nicht. Also-

I: Gut. Kann man ja auch so begründen dann, ne.

IP: Ja. Also, wie gesagt, man muss sich da ein stückweit (auch schützen).

I: Ja. Jetzt bietet ja der Kinderladen eben, wie du schon sagst, mit dem Personalschlüssel, der guten Betreuungssituation sehr viel den Eltern. Und man muss aber andererseits sehr viel reinstecken, in den Kinderladen. Wie würdest du da dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis beschreiben? Lohnt sich der Aufwand?

IP: Ja, sonst würde ich es ja nicht machen.

I: Okay.

IP: Also wenn es sich nicht lohnen würde- Wie gesagt, ich habe ja beschrieben, wir haben schon überlegt zu wechseln, ganz einfach, weil (.), ähm, äh, jetzt nicht wegen dem Aufwand, sondern einfach wegen diesem Familiending, ja. Weil ich, also, ich hatte mal ein Gespräch mit einer, mit dieser ersten (.), äh, Vorständin, die dann gesagt hat: „Ja, wir sind eine große Familie.“ Und bla bla bla. Und dann habe ich gesagt: „Du (.), also Familie ist für mich ein ganz großes Ding, ja, und ich weiß nicht, ob euer Familienverständnis, mein Familienverständnis, äh, (.) ob wir da vom Gleichen sprechen.“ Ja.

I: Ja.

IP: Und, ähm, (2) nichtsdestotrotz, ähm, obwohl da diese, diese, diese, diese Zweifel waren, ob das jetzt die richtige- haben wir immer gesagt: „Solange es meinem Kind gut geht, und das ist das wichtigste-“ Also weil du nach diesen Rahmenbedingungen fragst. Also ich kann sehr viel ertragen, solange ich weiß: „Okay, meinem Kind geht’s gut.“ Ja. Und hier habe ich die optimalen Rahmenbedingungen, ich kann selber mitgestalten. Und dann ist das, was außen rumläuft, ist- manche Dinge musst du ertragen, äh, musst du mit leben. Und, ähm, wenn wir zum Aufwand-Nutzen-Verhältnis oder von dieser- Dann sage ich: „Ja, dann ertrage ich das.“ Weil das einfach so viel Wertigkeit besitzt, ähm-

I: Für das Kind.

IP: Weil ich sehe, wie meine Kinder sich entwickelt haben, wie die, wie die sich, ähm- Also weil man auch den Vergleich hat zu anderen Kindern, ähm, dann sage- das hat’s alles- (.) war alles wert.

I: Kannst du vielleicht noch in kurzen Sätzen sagen, was dann letztendlich euch wirklich gehalten hat? Weil ich finde das total interessant, dass ihr sagt, das lag irgendwo ein stückweit auch an den Eltern, dass ihr euch-

[Tür wird geöffnet, Erzieher schaut nach, wer im Raum ist, wo wir sitzen.]

I: Ähm, wo war ich stehen geblieben? (2) Genau, warum ihr dann doch geblieben seid. (.) Kannst du da vielleicht noch (.) Gründe nennen, weshalb ihr wirklich dann geblieben seid? Weil ich finde das total interessant, dass du sagst, es lag vielleicht ein stückweit an den Eltern, dass die Familienstruktur dann irgendwie nicht so schön war, wie man sich das vorstellt. Aber ihr habt ja dann trotzdem diese Dienste in Kauf genommen. Weil ich hätte jetzt eher gedacht, es liegt an dem Mehraufwand den ihr machen müsst, aber nicht an den Eltern.

IP: Nee. Nee, nee, nee. Nein, nein. Es war eher so ein, ein- diese Eltern. Wir sind, wie gesagt, (.) wir sind nicht richtig rein gekommen. Ja, und irgendwann zweifelt man und man sagt: „Okay, entweder, also, sind alle anderen (.) blöd, ja, oder es ist einfach so, dass wir da nicht reinpassen.“ Ja. Und wir hatten eher so das Gefühl, dass wir da nicht reinpassen, ja. Also dass wir da irgendwie kein Fuß fassen. Ja. Und, ähm, (.) äh, (.) es war aber nicht der Aufwand, der da (.) eine Rolle gespielt hat. Das überhaupt nicht. Ja. Also, macht ja Spaß. Also, Bauausschuss, und dann haben wir renoviert und was weiß ich.

I: Aber das ist echt schön zu hören, ja.

IP: Ja. So das war eher so dieses- dieser Rahmen, wo- Aber ich glaube, da sind wir auch so eine Ausnahme. Ich weiß nicht, vielleicht sind wir da auch eine Ausnahme.

I: Ja. Also ich hab’s auch noch nicht gehört. Aber ich finde es total interessant, dass man sagt, wir nehmen das in Kauf, was eigentlich mehr belastend ist, als die Eltern, äh, die man dann irgendwie sich dann nicht so gut versteht. Aber man weiß halt nicht, wo man rein gerät.

IP: Genau. (.) Also und (.), da- Also im Sinne-

[IP telefoniert - Unterbrechung von ca. 45 Sekunden]

IP: Wo waren wir stehen geblieben? lacht

I: lacht Früher, heute. Was sich vielleicht auch verändert hat.

IP: Genau, und, ähm-

I: Dass es Spaß gemacht hat, auch zu Renovieren dann eben. Dass ihr den Aufwand auf euch genommen habt.

IP: Ja und vielleicht liegt’s auch an der Persönlichkeitsstruktur. Also, weil (.)- Also ich hatte mal ein Erlebnis mit einem der Gründer hier, ähm, äh, wir hatten hier so Renovierungsarbeiten und habe ich mir eher so Zeug gesucht, wo ich dann für mich war.

I: Ja.

IP: „Ah, du bist auch eher für dich alleine.“ Also, ich suche nicht, also das- oder wir suchen jetzt praktisch nicht die große Gemeinschaft.

I: Ja.

IP: Ja, äh, das hat da vielleicht auch da mit dazu beigetragen, dass man da irgendwie, vielleicht nicht so richtig reingekommen ist. Sondern, dass wenn ich da mein Ding mache und meinen Job gut mache, dann (.)-

I: Ist das okay für dich.

IP: Dann passt das. Aber ich muss jetzt hier nicht, ähm- Weil das waren auch Dinge, die ich am Anfang hier sehr, sehr schräg fand. Ähm, weil- (.) Um vielleicht dann ein stückweit tiefer zu gehen, damit du verstehst, was, äh, dieser Familienbegriff, äh-

I: Ja.

IP: Ich habe es teilweise- Also (.) vorne rum- Das ist was, was ich schwer erträglich fand, so vorne rum war man immer sehr freundlich zueinander, wenn man dann mitbekommen hat, wie dann die einzelnen Familien übereinander gesprochen haben, (.) fand ich das dann schon ziemlich erschreckend, ja. Und dann habe ich gesagt: „Also-“ Deswegen habe ich auch damals zu der, äh, Vorständin gesagt, die mir dann gesagt hat: „Familie.“ Dann sage ich: „Das ist für mich keine Familie.“

I: Ja.

IP: Also, (.) klar ist man eine Gemeinschaft. Und man guckt, dass man das gesamte (wuppt). Aber Familien gehen nicht so miteinander um.

I: Ja.

IP: Vordergründig vielleicht schon, ja: „Och, hi.“ Und bussi bussi. Und bla bla. Und dann hinten rum dann hetzen sie über einen. Und ich habe Gespräche miterlebt, wo ich gesagt habe: „Das ist-

I: Da kriegt man viel mit auch, ne.

IP: Das ist unterste Schublade.“

I: Ja.

IP: Ja. Ich mein, ich sage: „Okay, ähm-“ Und das war dann für mich so ein, so ein Punkt, wo wir gesagt haben: „Will ich das? Oder will ich das nicht?“ Oder die Frage war: „Ertrage ich das? Oder-?“ Und dann haben wir halt immer drauf geschaut zu sagen: „Okay, wie sieht denn das eigentlich mit dem Kind aus?“ (.) Und da haben wir gesagt: „Okay, solange es meinem Kind gut geht, ist für mich das, was hier außen rum-“ Ich muss ja da nicht mitmachen. Und kann mich da auch rausziehen. Und-

I: Und was hat sich dann vielleicht im Vergleich zu heute dann auch verändert? (.) Liegt es vielleicht auch daran, dass ihr lange dann hier seid? Oder-

IP: Genau.

I: Hat sich die Elternstruktur einfach geändert?

IP: Zum einen, ich meine, 14 Jahre kann man jetzt auch nicht einfach so wegstreichen.

I: Eben.

IP: Man ist Alteingesessener. Ähm, ich glaube, wir sind jetzt (.) die Familie, die am längsten hier sind. Äh (.), man kennt so langsam die Mechanismen. Ähm, und, ähm, ja, es hat sich auch von den Familien verändert. Also man ist nicht mehr so, ich habe das ja teilweise sehr aggressiv empfunden, also so, so, fundamentalistisch.

I: Ja.

IP: So, eher- Ah, wobei das vielleicht auch nicht das richtige Wort-

I: Vom Umgang her jetzt?

IP: Der Umgang, ja. Und das ist schon jetzt anders geworden.

I: Inwiefern, also was hat sich da verändert?

IP: Das hat damit zu tun, den Anspruch, den die einzelnen Familien hier an dieses Haus haben, ja- Also man weiß: „Okay, ich bringe mein Kind hierher, um es betreut zu wissen.“ (.) Und, ähm, natürlich gibt es hier Freundschaften innerhalb, aber es ist nicht mehr so- Also ich empfinde es nicht mehr so-

I: Nicht mehr das große Kollektiv.

IP: Genau. Ich finde es nicht mehr so massiv, wie (.), wie damals.

I: Ja.

IP: (2) Ja. (.) Ehrlich gesagt, ist es (mir) auch egal. lacht

I: Ja. Aber ich find’s schon- Also ich meine, 14 Jahre sind jetzt echt eine lange Zeit. Und dass du dann so eine Veränderung eben auch, auch, äh, dann wahrnimmst.

IP: Ja. Ja, und, es hat sich, ähm, vielleicht- Das ist glaube auch noch mal Wissen, weil du ja sehr interessiert bist an dieser, an diesen Rahmenbedingungen. Wir sind viel, viel professioneller geworden.

I: Oh, vielleicht kannst du da noch mal was zu sagen.

IP: Also, ähm, räuspert sich äh, ich meine, wir haben hier einen Hort dazu bekommen. Also, äh, als ich reingekommen- als wir reinkamen, gab’s kleine Gruppe, große Gruppe. Ich meine, das sind klatscht in die Hände 20 Kinder, ja. Das ist nicht das Riesending. Und dann kam plötzlich der Hort, ja, und wir haben von fünf oder sechs Erziehern, sind wir auf sieben plus Köchin plus, äh, Zivis damals und jetzt FSJ’ler und, ich meine, dann hast du hier zehn Leute am Start und-

I: Das ist schon ein Unternehmen dann.

IP: Da machst du das nicht mehr in Gesprächskreisen, ja, sondern da brauchst du schon eine gewisse Professionalisierung, ähm, (.) du brauchst klare Strukturen. Man hat das auch gemerkt, (.) das Bedürfnis von den Erziehern her, ist ein ganz anderes, ja. Auch wenn man diesen Hort hier betrachtet, der ist, ähm, obwohl er in einem Haus hier ist, ich meine, die sind getrennt über ein Stockwerk, ähm, (.) muss man schon gucken, dass man die hier nicht verliert. (.) Ja, weil die Distanz schon, obwohl es in einem Haus ist, die Distanz doch groß ist zwischen den Erziehern.

I: Ja, klar. Ja.

IP: Und, ähm, also da hat sich einiges verändert. Also in dem, wie man praktisch Personalarbeit betreibt, ähm, äh, (.) man braucht klare Strukturen, Verbindlichkeit ist was, was viel, viel stärker rauskommt. Ja. Vorher hat man sehr viel Tür- und Angelgespräche gehabt, ähm, (.) ja, das geht irgendwann nicht mehr. Ich meine, findet heute auch immer noch statt, aber man hat irgendwann mal gemerkt, also die Verbindlichkeit kommt nur, wenn ich praktisch einen klaren Kommunikationsweg habe. Und das nicht zwischen Tür- und Angel, sondern, äh, wenn das geregelt ist. Also wir haben zum Beispiel für die einzelnen Gruppen aus dem Personalbereich, äh, eigene Ansprechpartner, äh, die dann angesprochen werden. Weil (.) früher war das so, äh, (.) da sind irgendwelche Dinge dann auf dem Flur und dann war’s plötzlich ein Riesending, ja, und dann hat man praktisch versucht, das wieder einzufangen. Ja. Und dann haben wir gesagt: „Das geht nicht mehr. Also wenn es irgendwas zu besprechen gibt, dann nicht über irgendwelche Eltern, die dann Telefonkettenmäßig das, äh, abarbeiten.“ Sondern, du hast deine Bezugsperson und die wird angesprochen und die ist in der Personal- im Personalausschuss zum Beispiel. Ja. Und, äh, dann geht das seinen Weg praktisch in den Vorstand und dann auch wieder so zurück. Ja, das ist jetzt nur ein Beispiel.

I: Na ja, auch die Erzieher müssen doch einen Anspruch an euch als Arbeitgeber haben. Also das hat sich ja vielleicht auch ein stückweit verändert.

IP: Genau. Das hat sich auch gewandelt. Vorher war man eher praktisch so diese Community. Also so eine Gemeinschaft. Ja. Und jetzt ist man eher in so einem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis.

I: Ja.

IP: Ja. Also das hat sich auch gewandelt.

I: Ja.

IP: Ja. Ähm (.), ich meine, die ganzen Gründerfamilien sind schon lange draußen, ja. Äh, so dieser Spirit Kinderladen-1, also (.) kommt ja von eher so, praktisch so frei sein und Kinder eigentlich eher machen lassen, was sie wollen. Ja. (.) Äh, und so haben sich die Eltern auch ein stückweit verhalten, ja, ähm, davon ist man jetzt ein stückweit schon weg. Also nicht, dass das praktisch bei den Kindern angekommen ist. Aber von der Grundstruktur her-

I: Genau, das interessiert mich auch mehr. Also pädagogisch interessiert mich in dem Fall gar nicht so sehr, sondern das ist ja relativ auch geblieben, mit dem Frei spielen. Sondern, wie haben sich die Eltern dann auch verändert.

IP: Ja. Also, ähm, man versucht da schon durch diese Ausschussarbeit, ähm, äh, und vor allem auch durch die Arbeit im Vorstand, ähm, da ein stückweit verlässlicher zu agieren.

I: Mhm.

IP: Ja. Das, ähm, das ist auch etwas, äh, wo man sagt: „Ja, ((wie Aktionszeiten)) auf E-Mails“ Und so weiter. Also dass man dann auch ein Feedback bekommt, solche Dinge.

I: Ja. Das fand ich letztens ganz witzig, weil da hat eine andere Mutter aus einem anderen Kinderladen gesagt: „Früher gab’s gar keine E-Mails.“ Da hat man das alles noch irgendwie über irgendwelche Bücher oder sowas geregelt.

IP: Also als ich reingekommen bin, ich hatte damals eingeführt einen Sharepoint. (.) Ja.

I: Aha. Was war das dann?

IP: Äh, wo man gesagt hat- räuspert sich also weil wir immer große Probleme hatten: „Wo (lagern) wir Dokumente? Wie wird kommuniziert?“ Und so weiter. Ja, das war irgendwo verteilt und, ähm, ich hatte dann angeregt, äh, damals: „Komm, lass uns doch einen Sharepoint einführen. Alles zentral.“ Und heute machen wir das alles über einen Online-Datenspeicher[42], ähm, äh- Über einen Server.

I: Okay. Ja. Aber das ist total interessant. Ich meine, da liegen ja wirklich nur 14, 15 Jahre eigentlich dazwischen, aber (.) durch die E-Mail oder auch jetzt übers Handy, Whatsapp, das hat ja so viel- das geht jetzt viel schneller.

IP. Ja! Genau.

I: Und dann bauscht sich auch alles viel mehr auf, dass Eltern dann ja in dem Fall viel mehr zu tun haben auch. Weil früher konnte man ja nicht so schnell eine E-Mail oder so was beantworten. Da hat man erst mal ein Gespräch geführt (.) oder über irgendwelche Dokumente das geregelt. Und heute muss alles so schnell gehen.

IP: Das ist aber auch nicht nur Segen, sondern auch Fluch. Ja, weil, ähm, gerade mit diesem ganzen E-Mail-Verkehr. Wir hatten mal eine Hochphase, wo unglaublich viel über E-Mail kommuniziert wurde, wo wir gesagt haben: „Das müssen wir wieder einfangen, weil (.) es ist doch was anderes als, äh, dann das persönliche Gespräch.“ Weil man hat dann teilweise E-Mails falsch verstanden, äh, man kann-

I: Man schreibt auch anders eine E-Mail als wenn du das persönlich sagen würdest. Ja.

IP: Genau. Und da hat man dann vor (.)- drei oder vier Jahren gab’s mal so eine Hochphase, wo es unsäglich war, mit Verteiler und bösen Beschimpfungen und weiß- Also wo es dann richtig mal kurz hoch kam, wo wir gesagt haben: „Okay, das müssen wir eigentlich wieder eindämmen.“

I: Ja. Ja.

IP: Und das ist auch etwas, was zur Professionalität kommt. Dass dann praktisch, äh, sich vorher Gedanken gemacht wird, was kommuniziere ich, wie kommuniziere ich’s, äh, wer darf was kommunizieren? Und so weiter. Ja. Also das ist-

I: Das ist echt spannend das so zu hören. Ja. Jetzt hast du die Gründer vorhin kurz angesprochen, weil ich auch noch auf diese Beweggründe bisschen eingehen wollte. Damals waren es ja ganz andere Gründe, warum sie überhaupt einen Kinderladen gegründet haben. Und heute, hast du ja auch gesagt, ihr brauchtet eine Betreuung, habt sie hier dann gefunden. Hast du vielleicht noch andere Beweggründe bei euch in der Familie oder von anderen Eltern aufgeschnappt, warum man sich wirklich für einen Kinderladen entscheidet?

IP: (8) Ähm (2), also (.) Ich hatte noch das Argument der Pädagogik, ja. Also weil das- Also ich kann jetzt halt nur für den Kinderladen-1 sprechen. Ähm, es ist nicht eine Richtung. Also wir haben Waldorfpädagogen drin, ähm, äh, Emmi-Pickler, äh, ähm, dann haben wir, ähm, äh, eine Zeit lang eine, ähm, Kunsttherapeutin da drin gehabt.

I: Wow, okay.

IP: Also wir haben jetzt, aktuell haben wir eine die, glaub aus G-Stadt, studiert hat. Also wir-

I: Ah, Kindheitspädagogin.

IP: Ähm, im Prinzip (.) haben wir einen relativ, äh, breites Spektrum an unterschiedlichen pädagogischen Richtungen. Und jeder bringt da so das Beste aus diesen unterschiedlichen, äh, Ansätzen rein. Und das ist eigentlich das Coole hier am Kinderladen-1, weil das geht nicht in eine Richtung. Also hier ist der situative Ansatz zum Beispiel, ähm, im Hort. Ähm, der jetzt- Wir sind keine Dogmaten, ja, wo man sagt: „Okay. bestimmender Tonfall Es muss Waldorfpädagogik sein.“ Sondern wir haben Waldorfelemente drin, aber es ist nicht-

I: (Rein) Waldorf, ja.

IP: Genau. Wir hatten- Es gab eine Zeit, äh, da, ähm, (2) da hatten wir, äh, Mathematiker-Familie hier im Kinderladen-1. Da gab’s dann eher so Ansätze in der großen Gruppe, wie kann man Kinder früh fördern im Zahlenraum. Und-

I: Mhm. Aber da kamen die Impulse dann von den Eltern.

IP: Genau, ja.

I: Das ist ja Kinderladen.

IP: Genau. So. Also, und (.) das ist glaub der Vorteil, das praktisch von Seiten der Eltern und praktisch von den- diesen unterschiedlichen Richtungen der, der, äh, der, äh, der Ausbildungs-

I: Vielfalt der Erzieher, ja.

IP: Vielfalt der Erzieher. räuspert sich Dann das (auch) relativ bunt wird, ja.

I: Ja. Weitere Beweggründe. Fällt dir das was ein? Jetzt hast du ja schon die Mitbestimmung eben, das ist wahrscheinlich auch ein Großteil bei den Eltern, dass sie einfach mitbestimmen können, wie es weitergeht.

IP: Ja. Also-

I: Oder ist das nicht so bei allen Eltern? Was schnappst du da auf?

IP: (2) Puh. Also- Also ich kann jetzt mal, wie gesagt- Jetzt können wir mal zusammenfassen. Äh. Du brauchst eine Betreuung für dein Kind. Ich kann relativ viel mitbestimmen. Ähm. Ich habe jetzt, wie gesagt, für den Kinderladen-1, ich habe hier eine bunte Vielfalt an Ausbildungs, ähm, ähm, äh, Ausprägungen, Richtung Pädagogik. Ähm (.), wir haben eine super Infrastruktur.

I: Mhm.

IP: Also anders als in anderen Kinderläden. Also, wie gesagt, Garten, Musikraum, Malraum, Malatelier. Wir haben hier ein Hof. Also klatscht in die Hände (.), was anderes-

I: Kleine Gruppen.

IP: (.) Äh, kleine Gruppen, genau. Also kleine Gruppen, Betreuerschlüssel, äh, und dann ab ein Jahr.

I: Ja, stimmt. Ihr habt ja alle drei Gruppen hier, ja.

IP: Ja. Also ab ein Jahr. Und, ähm, du musst nicht warten, dass- bis drei Jahre, äh, die müssen dann überbrücken. Ja. Also das ist, ich glaube, das ist dann auch schon-

I: Größtenteils alles.

IP: lacht Ich glaube, das ist schon alles. Also mir würde jetzt nichts anderes einfallen.

I: Ja. Ähm, wenn du dich jetzt noch mal entscheiden könntest, von Neuem, würdest du dich wieder entscheiden (.) für einen Kinderladen?

IP: (.) Ich glaube schon, ja. (.) Also es ist immer schwierig zu sagen, weil (.), ich mein, wenn ich mich jetzt noch mal entscheiden könnte, ja, wüsste ich auch nicht, was auf mich zukommt. Ja. Wahrscheinlich würde ich den- Aber ich würd’s-

I: Bequemerweise wieder nehmen. lacht

IP: Ja, ich weiß nicht, bequemerweise, ähm, nee, bequem ist es ja nicht. (2) Äh (.), ja, ich würd’s, ich würd’s wied- ich würd’s trotzdem machen.

I: Wenn du jetzt die Möglichkeit hättest, was zu verändern am Kinderladenkonzept, also am Organisationsmodell, was würdest du verändern?

IP: (.) Ähm, also darüber diskutieren wir schon seit längerem. Also (.) was, was (.)- Also kann man sich jetzt drüber streiten, aber ich glaub, was ganz gut wäre, was wir jetzt hier momentan noch nicht haben, aber, ist so eine Art Leitung. Gerade bei der Größe von dem Laden, brauchst du jemanden, der ein stückweit das Heft in der Hand hat. Also der- Weil du als Elternteil hast es da immer schwierig. Ähm, (.) du bist nur (.) situativ (beziehungsweise auch) punktuell oder bekommst nur so blitzlichtartig bestimmte Situationen mit. Ja. Und (.) das finde ich einen der größten Nachteile hier, Entscheidungen werden teilweise auf Hören-Sagen getroffen und teilweise auf Halbwissen oder auf keinem Wissen. Ja. Und das ist gefährlich. (.) Und, äh, in meiner Vorstandszeit habe ich eigentlich immer relativ viele Wert (...), mir selber einen Eindruck von der Situation- Also, nicht nur mich drauf verlassen, was höre ich, sondern direkt zu den Betroffenen oder dann in die Situation rein. Also ich war relativ viel im Team, (.) äh, das (.), dass man ein gutes Verständnis davon hat, was passiert. Und das kann eigentlich nur jemand leisten, der eigentlich ständig vor Ort ist. (.) Und deswegen- (.) Was gut wäre, entweder eine Leitung oder jemand der sich für bestimmte Dinge tatsächlich hauptverantwortlich fühlt, ja.

I: Okay. Ja.

IP: Bei kleinen Kinderläden, weiß ich nicht, wo dann nur eine oder zwei Gruppen, glaube ich, braucht man das- geht das noch so ein stückweit. Aber bei der Organisationsgröße, äh, denke ich, ähm, braucht man das.

I: Ja. Also eine Leitung würdest du eventuell einführen oder einen Hauptverantwortlichen für bestimmte Gruppen.

IP: Ja. Ja. Nee, also schon eine Leitung, eine Einrichtungsleitung.

I: Okay. ((Alle drei Gruppen-))

IP: Also der die praktisch- der auch den ganzen Tag da ist, der ein stückweit die organisatorischen Dinge auch mit, mit übernimmt. Also das, glaube ich, würde, würde ganz gut sein.

I: Ja.

IP zieht Luft ein

I: Sonst irgendwas, was du, was dir akut einfällt, was man verändern könnte? Jetzt habt ihr ja schon auch viel verändert, mit Kochen und Putzen. Dass ihr so was abgegeben habt.

IP: (.) Nee. (4) Das ist eigentlich so mit (2)-

I: Was vermutlich auch gerade diskutiert wird, ge, mit der Leitung?

IP: Ja.

I: Das habe ich schon oft, äh, jetzt gehört in Interviews, auch von anderen Kinderläden. (.) Gut. Gibt’s noch irgendwas, was dir einfällt zu Eltern-Kind-Initiativen oder Kinderladen, was wir jetzt vergessen haben?

IP: (11) Kommt drauf- also kommt drauf an, was- was würdest du jetzt gerne noch wissen? Also-

I: Nur ob dir noch irgendwas spontan einfällt, ob du da irgendwie (.) was zu den Rahmenbedingungen sagen möchtest. Haben wir irgendwas vergessen?

IP: (3) Nö, also das Wichtigste habe ich eigentlich genannt.

I: (.) Zusammengefasst. Gut. Dann danke ich dir.

[Ende der Aufnahme: 47min12sec]

[Beginn der Aufnahme]

I: Stört auch nicht, wenn das Kind aufwacht, kommt alles mit drauf. lacht

IP: Gut. lacht

I: Dann würde ich zuerst gerne von dir wissen, wie du selbst betreut worden bist.

IP: Ähm, in einem Kindergarten (.) ab- also für Kinder ab drei Jahre. Und, ähm, schon den ganzen Tag, aber mit mittags abholen und, äh, Essen gibt’s zuhause.

I: Du wurdest wieder zurück gebracht quasi.

IP: Ja. lacht

I: Das gab’s damals auch schon? Ja. (.) Das ist interessant, das hatte ich jetzt noch nicht.

IP: Doch, also das war so, dass ich morgens, ich weiß nicht, wann das angefangen hat, um neun wahrscheinlich und dann bis zwölf. Und dann, äh, hat mich meine Mutter, meine Oma abgeholt. Und dann haben sie mir was gegeben, zu essen, und dann bin ich wieder hin um zwei oder so.

I: Dann bist um vier wahrscheinlich oder so was?

IP: Bis um vier wahrscheinlich, ja.

I: Und deine Oma war auch mit in die Kinderbetreuung involviert?

IP: Die war eigentlich, ähm, die treib- also die hat mich betreut.

I: Okay. Weil (.) deine Eltern schon gearbeitet haben?

IP: Ja, meine- mein Vater hat nicht aufgehört, meine Mutter hat nur drei Monate pausiert.

I: Mhm. Okay. Auch (.) für damalige Verhältnisse (.) ganz schön weit.

IP: Ganz schön emanzipiert, ja.

I: Was ist deine Mutter von Beruf?

IP: Lehrerin.

I: Ah, okay. Die wollte vielleicht gerne zurück. Und dein Vater?

IP: Der war, äh, Schulleiter. Aber halt auch Lehrer. Ja.

I: Okay. (.) Das finde ich jetzt echt cool. Hatte ich noch gar nicht. Nachmittags auch schon. Kannst du dich irgendwie dran erinnern, an die Betreuungszeit damals?

IP: Wie sie so war?

I: Mhm.

IP: (.) Ja, ich hab voll die guten Erinnerungen an meine Kindergartenzeit. Also (.) ich weiß, dass wir (2)- es war schon sehr strukturiert, glaube ich, also Hinkommen, Essen, Stuhlkreis vor allem. Also diese Stuhlkreis mit- Ich durfte einmal nicht mit in Stuhlkreis, weil ich nicht die Puppenecke aufgeräumt habe-

I lacht

IP: und fand’s übelst dramatisch. Also das war so die Strafe.

I: Ja.

IP: Man darf nicht in den Stuhlkreis. Aber ich hab voll die guten Erinnerungen.

I: Okay.

IP: Es gab so einen Draußenbereich. Und.

I: Also eher positiv.

IP: Ja.

I: Okay. (.) Also so viel nur zu deiner, äh, Betreuungsgeschichte. Jetzt würde ich gerne mit deinen Kindern einsteigen. Und zwar würde ich von dir gerne wissen, wie die Auswahl stattgefunden hat, wie ihr die Kinderbetreuung gestalten möchtet. Du und dein Vat- dein Vater sage ich schon. lacht Dein Partner.

IP: lacht Also, ähm, wir waren ja in F-Stadt, als die Kinder schon auf der Welt waren. Und (.) in F-Stadt waren die Kinder erst in einer normalen städtischen Einrichtung. Dort ist die Kita-Struktur ja ziemlich gut. Also es gibt sehr viele Plätze für die Kinder. Es gibt auch viele Kinder, aber aus DDR-Zeiten ist das einfach erhalten. Das heißt, ähm, wir haben einfach die nächste Kita genommen, (.) haben da Plä- haben da einen Platz bekommen, für Georg damals, äh, als er eins, zwei war, ist er dahin gegangen. Und wir haben das nicht groß hinterfragt, wir haben nur geguckt, dass die Eingewöhnung, ähm, für ihn sanft geschieht. Ähm, bei Ludwig war’s dann schon ein bisschen schwieriger, weil wir eben diese bisschen Erfahrung hatten dann schon, mit der Kita. Ähm, Georg kam gut klar, für Ludwig hat die Eingewöhnung sehr lange gedauert. Das heißt, wir waren schon so ein bisschen vorgeprägt. Wir haben so bisschen gesehen, was uns an städtischen Einrichtungen nicht gefallen könnte. Nämlich, dass es eigentlich am (.) besten gewesen wäre, hätten wir nur geklopft morgens an der Tür, hätten das Kind rein gereicht und hätten uns dann wieder verpisst. So.

I: Oh.

IP: Aber (.) wir hatten halt immer schon den Anspruch es unseren Kindern schön zu machen und, ähm, das wurde halt dann zwar akzeptiert, weil die uns irgendwie leiden konnten. Aber wir haben genau gemerkt, eigentlich pfuschen wir denen jetzt rein.

I: Okay.

IP: So.

I: Das wär ne städtische damals.

IP: Das war ne städtische.

I: Okay.

IP: (.) Und, äh, dann kamen wir nach A-Stadt, und, ähm, (2) ich war schon davor, weil eine Freundin von mir dort ihre Zwillinge hatte, in der, in der Eltern-Kind-Initiative, in der wir jetzt sind-

I: Mhm.

IP: Ähm, mal in dieser Kita gewesen, mit meinen Kindern, weil, ähm, ich sie abends beim Party machen getroffen habe und dann hat sie gesagt: „Hey komm, wir treffen uns morgen, hängen in der Kita ab.“

I lacht

IP: Und für mich war das so: „Wie kann man denn in der Kita abhängen?“ Ja. Habe ich nicht verstanden.

I: Ja.

IP: Und dann wollte ich das natürlich und dann haben wir halt einen Tag in der Kita verbracht. Und ich war mega begeistert.

I: Du mit deinen Kindern schon? Oder-

IP: Ich mit meinen Kindern, genau. Und halt Inge[43] und ihre Kinder. Und wir haben dort, ähm- Also sie musste irgendwie kochen und dann, ähm, (.) habe ich sie so halt in der Küche irgendwie-

I: Unterstützt.

IP: Unterstützt oder zugequatscht, halt irgendwie. Wir haben uns so upgedatet, weil wir uns lange nicht gesehen haben. Und die Kinder waren halt bei den anderen Kindern, so, das war total top.

I: Mhm.

IP: Und, ähm, dann kannte ich praktisch schon diese eine Einrichtung, damals war aber nicht klar, (.) dass wir nach Stuttgart ziehen würden. Und dann habe ich aber schon so im Scherz gesagt halt, also: „Wenn wir mal hier her ziehen, dann will ich unbedingt in diese Kita.“

I: Ah, geil.

IP: Und, dann, (.) stellte sich irgendwie raus, dass wir hierher ziehen würden. Dann habe ich halt die (.), ähm (.), die, also die Kontakte praktisch aktiviert, die ich dadurch hatte. Also ich habe die Sille angerufen, dann habe ich (.) die Nummer von der, die sich um die Betreuungsplätze kümmert, gekriegt, und dann habe ich mit der relativ schnell halt (.) auch erkannt, dass wir uns schon kennen.

I: Ah. Auch wieder gut für-

IP: Und, ähm, dann war das alles super. Und dann mussten wir noch nicht mal persönlich, äh, aufschlagen, sondern die haben das einfach dann so beschlossen, dass es geht.

I: Super. Mhm.

IP: Mit beiden Kindern auch noch. Und dann für A-Stadt Verhältnisse war das gar nicht klar, dass es einfach total schwer ist, normalerweise ein Platz zu kriegen.

I: Ja, klar. Ja.

IP: holt Luft Und dann waren wir da. Und, ähm, dann haben wir halt- weil der Vibe so gut ist dort, ähm, wussten wir, dass es uns gefallen würde, aber (.) ich glaube, das hat sich dann halt einfach nur bestätigt. Also dass es genau das Richtige für uns ist, und dass es uns auch viel mehr entspricht, als jetzt dieses, ähm, morgens das Kind hinbringen und abends das Kind wieder holen.

I: Ja. (.) Und damals in F-Stadt noch, weil da war ja so die erste Entscheidung in welche Kita gehen wir. Gab’s da überhaupt Auswahlmöglichkeiten?

IP: Da gab’s durchaus Auswahlmöglichkeiten, also zum Beispiel haben wir uns auch überlegt, ob, ähm, Georg nicht vielleicht in den Waldorfkindergarten gehen sollte, oder in die Waldorf-Kita. Ähm, (.) dort gab’s damals aber keine Plätze (.) und (.)- Also wir haben uns darüber informiert. Wir waren auch in nem christlichen dann noch. Ähm. (.)

I: Habt ihr gewechselt dann noch?

IP: Nee, nee, nee. Nur zum angucken.

I: Ah.

IP: Also, bevor wir- bevor wir die Entscheidung für die städtische getroffen haben, haben wir uns schon drei Einrichtungen angeguckt. Die eine war die Waldorf, die andere war so ne, so ne evangelische Einrichtung und die an- die dritte war dann die städtische. Und (.) bei der städtischen hatten wir dann doch das cremigste Gefühl-

I: Mhm.

IP: Ähm, damals waren halt noch nicht so Waldi-mäßig drauf. Also sind wir jetzt irgendwie auch noch nicht. Aber, (.) jetzt bin ich so (.) dem ganzen Konzept ein bisschen näher gekommen.

I: Ja.

IP: Aber damals war’s halt so: „Ja, okay, das Essen ist auf jeden Fall geil.“ Ähm, weil es gab halt kein Fleisch und so.

I: Okay.

IP: Ähm (.), aber (.) ich fand’s total- Ich weiß nicht, es kommt ja auch immer auf die Menschen an, die du kennen lernst.

I: Ja, klar.

IP. Also die haben dich nicht so-

I: Angesprochen.

IP: Angesprochen. Genau.

I: Okay. Und dann viel die Entscheidung eben zwangsläufig auf den städtischen.

IP: Ja. (.) Und dann haben die uns auch irgendwann angerufen. Es gab schon eine Warteliste, aber die haben uns dann irgendwie angerufen und haben gesagt: „Ja, Georg hat einen Platz. Wir freuen uns, wenn ihr kommt.“ Und dann war das-

I: Okay.

IP: Einfach auch praktisch. Weil, also für mich war ganz wichtig, ähm, (.) nach der Geburt (.), also, dass ich- Ich war Mutter, und dann musste ich auch sicher stellen, dass ich, äh, dass mein Kind betreut wird, damit ich wieder ich sein konnte. Also weil das, ähm, (.) war für mich ganz schrecklich. Also nicht Mutter sein, das konnte ich gut annehmen, aber diese Rolle auszufüllen-

I: Ja.

IP: Mit all den Erwartungen. Und denen ich überhaupt nicht entsprechen möchte. Also, so.

I: Hast du damals noch studiert? Oder warst du da auch schon im-

IP: Ich war fertig.

I: Okay. Du hattest schon einen Job.

IP: Ich habe freiberuflich gearbeitet.

I: Okay.

IP: Und, ähm, (.) das ging alles schon ganz gut. Weil ich (.)- weil ich hab auch gestillt und getippt, so, aber (2) ich wollte trotzdem auch alleine sein.

I: Ja, klar. Okay, und dann waren das quasi so- Also ihr hattet jetzt nicht wirklich Kriterien, wo ihr sagt: „Ich möchte jetzt irgendwie eine Kita haben, wo mein Kind (.) ne super Eingewöhnung hat. Ich möchte, dass mein Kind gutes Essen hat.“ Sondern ihr seid da irgendwie gelandet.

IP: Wir haben- (.) wir haben schon uns zum Beispiel übers Essen Gedanken gemacht, weil das war sehr schlecht. Das war Catering-xyz.

I: Mhm.

IP: Ähm, das ist echt grottig, aber wir haben uns auch gesagt: „Es geht nicht alles (.) also zu 100%.“ Also wir haben dann irgendwie gedacht, wir müssen einen Tod sterben. Und dann ist das halt das Essen, was nicht 100 prozentig passt. Die Betreuer waren okay. Und da- also da bin ich nach wie vor der Meinung, dass wenn die Erzieher, ähm, cool sind, dann hat’s dein Kind auch gut. Dann ist es scheißegal, was dem ganzen für ein Konzept aufgedrückt wurde, weil (.) es ist die Umsetzung (.) des Konzepts. Oder des- Also ich mein, wenn jemand mit ganzem Herzen dabei ist und dein Kind mag, dann hat’s dein Kind auch gut irgendwie. Glaube ich.

I: Ja. Und dann stimmen- Oder die Rahmenbedingungen sind dann zweitrangig. holt Luft Und, ähm, die Betreuung dann im Kinderladen, hattest du jetzt angeführt, dass es durch eine Freundin irgendwie schon geschehen ist. Oder als ihr dann hier runter gezogen seid, war’s für dich klar: „Kinderladen soll’s sein.“

IP: Ja. Weil das halt die- weil das halt die Plätze waren, die wir bekommen haben. Und weil das, also weil ich das nicht kannte vor- also in F-Stadt kannte ich das nicht, das- Also ich war nie in nem, in nem Kinderladen oder so. Und, ähm, wusste nicht, wie sich das anfühlen würde. Und, ähm, dann kannte ich plötzlich das, das Konzept, ähm, Kinderladen-8, also das ist ja total cool.

I: Das (ist mal) auch anders, ja. Mhm.

IP: Und (2) war- also das entspricht mir total.

I: Ja.

IP: Also (2) so ne Erziehung haben wir immer gelebt ohne, ohne sie benennen zu können. Aber (.) das war dann plötzlich das, das Ideale. Also das war- hat sich so gefügt.

I: (.) Okay. Und dann warst du auch überzeugt von dem Konzept quasi.

IP: Ja, voll. Also ich-

I: Hast du dich noch bei anderen Kitas überhaupt beworben?

IP: Nee.

I: Okay.

IP: Also das war Liebe auf den ersten Blick mit der Kita. Und der Klaus[44], also mein Freund, ist reingegangen als wir (.) hospitiert haben.

I: Mhm.

IP: Und, ähm, (.) hat gesagt (.), äh: „Hier müssen wir unbedingt hin.“ Also das war auch für ihn (.)- Also das stand nie zur Debatte, dass wir es anzweifeln würden oder so. Oder dass wir hier vielleicht dann noch mal nach was anderem gucken würden oder so. Nie.

I: Ja. Und das heißt dein, äh, Partner, der ist schon- der war auch voll Feuer und Flamme quasi.

IP: Der war Feuer und Flamme. Und, ähm, wir haben die Erzieher kennen gelernt und die Erzieher, ähm, haben uns auch total überzeugt, weil die sind alle (.) einfach nett gewesen.

I: Mhm.

IP: Also ich mein, man konnte halt auch (.) ein ordentliches Gespräch über irgendwas führen, und musste sich nicht über die Kinder unterhalten oder so.

I: Ja.

IP: Also das war- Also heute ist es auch so, dass wir mit den Erziehern halt auch oft ausgehen oder so, weil die halt einfach, ähm, cool sind.

I: Ja. Okay. Ja man muss vielleicht noch sagen, Kinderladen-8 hat ja auch noch mal so ein bisschen anderes Konzept als so normale Kinderläden vielleicht auch, da ist ja die Erziehung teilweise auch anders, mit dem (.) „sie können machen quasi, was sie wollen“.

IP: Ja.

I: Kriegen zwar ihre Grenzen bisschen aufgezeigt, aber generell (.) gibt man ihnen erst mal keine Grenzen, offensichtlich. (.) Was, ähm- An der Pädagogik interessiere ich mich nämlich nicht so, sondern eher so diese Rahmenbedingungen tatsächlich. Dieses Organisationsmodell.

IP: Ja.

I: Ähm, (.) wie lange seid ihr jetzt im Kinderladen? Also, wann seid ihr hierher gezogen?

IP: Vor vier Jahren.

I: Okay. Also hast du schon (.) doch bisschen Erfahrung im Kinderladen. Wenn du die Zeit jetzt so rekapitulierst, ähm, was (.)- wie sind deine Erfahrungen mit dem Kinderladen? Also wenn man so alles einschließt, was du auch machen musst?

IP: Also die Elternarbeit betreffend?

I: Mhm.

IP: Na, es ist anstrengend. Ich habe mich jetzt für- also die letzten vier Jahre nicht so sehr engagieren können, weil ich halt Vollzeit gearbeitet habe und der Klaus war denn eher derjenige, der-

I: Okay.

IP: Sich sehr engagiert hat. Aber (.) ich habe schon darauf- Also ich habe schon- Also ich habe mich immer voll und ganz, äh, zugehörig gefühlt. Und ich war dann halt so die Dachverbandsvertreterin. Also ich bin dann halt immer zu den ätzenden Veranstaltungen am Abend gegangen, die keiner machen wollte.

I: Ja.

IP: Also- (.) Aber auch das hat mich angestrengt, klar, es ist alles immer anstrengend. Das ist alles so, dass, ähm- es läuft halt nur, wenn alle mitmachen. Und, also jetzt, ähm, kann ich mich mehr einbringen. Seit ich nicht mehr arbeite.

I: Mhm.

IP: Ähm, empfinde das auch als positiv. (.) Sehe aber Klaus, der jetzt auch noch Vorstand ist,

I: Mhm.

IP: dass es auch sehr, äh, zermürbend sein kann, weil du halt ganz viel abkriegst. Also nicht, dass der Vorstand bei uns irgendwie Macht hätte, das ist einfach nur so das- (.) Also er funktioniert als Vorstand nach Außen und Innen sind wir alle gleich. Aber holt Luft aber es ist halt anstrengend. Weil du musst dir natürlich auch viel anhören von den anderen Eltern. Und aktuell gibt’s halt Stress. Und (.) das ist (2) anstrengend.

I: Ja. Na ja, in der Form ist er quasi auch der Arbeitgebervertreter auch so ein bisschen, ne. Also man hat ja da diese Doppelrolle. Man ist (.) Nutzer-

IP: Man hat die Doppelrolle, genau. Wobei das sehe- sehen wir, glaube ich- Also da, da gibt’s andere Personen in der Kita, die das mehr so als Verantwortung-

I: Okay.

IP: Äh, fühlen. (.) Die dann auch sagen: „Wir müssen diese Kita auf ein stabiles, finanzielles Fundament stellen.“ Und so. Das fühle ich gar nicht. Ich denke, das läuft jetzt seit 30 Jahren, das müsste jetzt eigentlich auch weiterlaufen. Es läuft weiter. Es soll weiterlaufen. (.) Aber, ja, es ist halt dieses- Es ist halt (.) der schmale Grad zwischen „Willst du, dass alle deine Freunde sind oder dass du sie alle nett findest?“ oder „Willst du halt so ne anonyme Situation haben?“. Und wir wollen auf jeden Fall eher diese freundschaftliche Situation haben, aber das bringt halt immer auch Reibereien mit sich. Und (.) wie es halt in WGs ist, und (.) „Bäh, der hat den Küch- den Putzdienst nicht ordentlich gemacht.“

I: Ja. (.) Und das ist eben gerade auch die Verantwortung dann von deinem Partner, dass er das ein bisschen klärt?

IP: Ähm, er möchte das nicht, dass das seine Verantwortung ist.

I: Okay.

IP: belustigt Ähm, aber er ist halt so ein Mensch, dem man gerne mal das Ohr abkaut, wenn man ein Problem hat.

I lacht

IP: Und er kann damit nicht so neutral umgehen. Also er kann nicht sagen: „Hey, was erzählst du mir das?“ Er nimmt sich das dann voll zu Herzen und versucht das Problem zu lösen. Und das, ähm, (.) ist halt schrecklich, wenn dann (.) zum Beispiel die sich streiten, dann Parteien einzeln zu ihm kommen.

I: Mhm.

IP: Weil, was soll er denn machen?

I: Ja.

IP: Also-

I: Aber er gilt ja dann auch als Vertrauensperson, wenn dann Leute zu ihm kommen.

IP: Definitiv. Ja, ja, klar. Das habe ich ihm auch gesagt. Das ist eigentlich ein Kompliment.

I: Ja. Okay. Was- Wie nennt sich die Bezeichnung von ihm?

IP: (.) Seine, seine Position?

I: Als Vorstand? Ja. Welcher ist er da? Personal- oder?

IP: Der erste Vorstand.

I: Erster Vorstand.

IP: Ja.

I: Okay. Ja, häufig hört man ja Finanzvorstand und Personalvorstand und Kommunikationsvorstand.

IP: Echt? Das gibt’s auch? lacht Na, ich mein-

I: lacht Von anderen hört man sehr viel.

IP: Ja, nee, wir haben-

I: Erster Vorstand.

IP: Erster Vorstand und dann haben wir den Personalvorstand und dann haben wir den Finanzvorstand.

I: Okay.

IP: Die drei gibt’s.

I: Okay, gut, zu den Tätigkeiten komme ich später noch mal.

IP: Ja.

I: Jetzt würde ich gerne noch mal so, (.) so positive und negative Seiten abklopfen. Also, wenn du den Kinderladen so jetzt anguckst, nach vier Jahren, was würdest du für eine Bilanz ziehen? Also was ist positiv und negativ für dich?

IP. Mh. Also ganz oberflächlich gesprochen, waren die Leute früher spöttisch cooler (.) so. Aber das stimmt auch nicht ganz, weil wenn du irgendwo neu bist, dann, ähm, scheint das ja auch manchmal nur so. Und dann steckst du noch nicht so in der Problematik drinnen, sondern sieht nur das Gute. Deswegen würde ich sagen, (.) meine Bi- meine Bilanz- mein Fazit ist, es hat sich übelst gelohnt. Ähm, wir haben kurz überlegt, ob wir das dritte Kind, also Michel jetzt, noch mal in die Kita geben. Einfach weil wir nicht wissen, ob wir die Kraft noch haben. Aber, ähm, das war nur so ein kurzer Moment des Zweifelns. Und dann haben wir wieder gewusst: „Ja, das wollen wir eigentlich schon.“ Weil das ist einfach nicht zu toppen, wie die Kinder da (.) groß werden können.

I: Mhm.

IP: So.

I: Und was hat euch, ähm, kurz so zum Zweifeln gebracht?

IP: Nein, die Streitereien die es halt gerade gibt. Also aktuell geht’s halt einfach, also ganz konkret darum, dass es eine Familie gibt, ähm, die sich null einbringt. Und die jetzt auch noch ihr zweites Kind, ähm, unterbringen möchte. Und wir sind ja nur 13 Kinder. (.) Und, ähm, haben schon viele Geschwisterkinder. Und Geschwisterkinder bedeutet immer, es gibt nicht die zusätzlichen Eltern, die sich einbringen können.

I: Klar.

IP: Und wir sind da solidarisch. Das heißt, wir- Nur weil du ein- zwei Kinder hast, musst du nicht öfters Putzen.

I: Mhm.

IP: Das finde ich auch toll. (.) Aber, (2) ähm, wenn das halt überhandnimmt, und wenn dann noch eine Familie reinkommt, die zwei Kinder hat, die gar nichts macht, dann ist das- also dann funktioniert das Konzept nicht mehr.

I: Ja.

IP: Und, es trifft natürlich immer die Falschen, ne, weil, also, dann gibt’s halt immer die, die sagen: „Ja klar, dann mache ich halt den Elterndienst.“ Aber (.) die Menschen, die es eigentlich-

I: Die sich eher da verantwortlich fühlen-

IP: die es eigentlich machen müssten, weil sie es nie machen, die machen den Elterndienst dann halt (.) nie. Und dann haben sie auch noch zwei Kinder drin. Und, (.) ähm, ja da gab’s dann halt so ne Wahl. Und das hat alle ganz viele Nerven gekostet, weil, dann wurden die erst raus gewählt, mit einem sehr klaren Urteil und dann haben die voll (.) angefangen uns ne Szene und Vorwürfe zu machen. Und das hat dann auch noch funktioniert.

I: Ui.

IP: Also sie sind voll die manipulativen Menschen.

I: Mhm.

IP: Und, ähm, dann wurde noch mal abgestimmt und jetzt sind sie irgendwie drin.

I: Oh. lacht

IP: lacht Für ein Jahr. (.) Also- lacht

I: Wiedergewählt. lacht

IP: lacht Voll schrecklich. Und (.)-

I: Okay.

IP: Also, das war halt sehr hart, weil, ich glaube, jede Familie hat über nichts anderes mehr gesprochen als über diesen Konflikt, weil natürlich gibt’s auch zwischen den- unter den Partnern verschiedene Meinungen und das ist ja auch legitim. Und, ähm, muss ausdiskutiert werden. Aber es wurde halt (.)- Du bist in die Kita gekommen, du hast über das Problem geredet, du bist nach Hause gekommen, du hast mit deinem Freund über das Problem geredet, du kamst in die Kita, dann wusstest du, jemand hat schlechte Laune, weil es das Problem gibt. Und (.) das ist halt alles total too much gewesen.

I: Ja. Krass. Okay. Das heißt, ihr seht das auch so, wenn das ihr so eine Community irgendwie seid, und wenn einer eben nicht mithilft, dass es dann schon (.) brenzlig wird.

IP: Ja, es wird auf jeden Fall brenzlig. Weil es halt- Also und dann kommt’s immer noch drauf- Also wir haben auch festgestellt, es gibt (.) immer Phasen, wo du dich nicht einbringen kannst. Und das ist immer okay. Aber es ist halt auch ne Sympathiefrage. Und, ähm, die haben’s einfach nicht geschafft, sich zu integrieren.

I: Okay.

IP: Und, das ist das Problem, weil ich meine, du wirst jemanden immer tragen, wenn er irgendwelchen anderen, ähm, äh, Funktionen erf- Also ich seh’s so, wenn jemand total (3), keine Ahnung, die Gespräche pusht, äh (.), einfach nett ist, wenn du nicht auf den verzichten kannst, dann ist es schon fast egal, ob er gut putzt. Also-

I: Ja.

IP: Es ist einfach dann ein cooler Mensch, den du nicht missen möchtest. Aber, wenn’s einfach nur ein (.) scheiß Poser ist, dann (.)-

I: Okay.

IP: Also ich- ich habe mich sehr klar positioniert. Ich habe keinen Bock auf die.

I: Ja. Aber, ähm, weißt du, warum die überhaupt dann in so ne Kinderladen-Geschichte gegangen sind? Weil, es weiß- man weiß ja, wenn man sich für ne Kinderladen oder Eltern-Kind-Initiative entscheidet, was auf einen zukommt oder man sollte es ja wissen. (.) Wie sieht- Oder wie ist das Bild bei euch im Kinderladen? Wissen die Eltern das, gerade auch die Familie?

IP: Den wird das vor allem auch gesagt, bevor sie kommen. Aber die waren so (.) „Ja, ja, klar, machen wir.“ Aber haben halt glaube ich nur gesehen, dass es in der Kita so ist, wie- Also lacht (.) leider ist der Satz auch von denen gefallen: „Hey ist ja voll cool hier. Wie in Berlin.“

I: Ja.

IP: Und, ähm-

I: Wo sie herkommen, (.) die Kinderläden.

IP: Das war- Also das war so super oberflächlich. Und (.), also als ich von dem Spruch erfahren habe, hat’s mir schon gereicht. Weil (.) na ja (.) das ist halt genau nicht der Punkt. (2) Und (.) die checken’s halt nicht. Also die wollen dann auch immer so Aufgaben haben. Aber du musst halt deine Augen aufmachen und gucken was fehlt. Und (.) es gibt niemanden, der die Verantwortung hat, Aufgaben zu verteilen.

I: Mhm. (.) Okay. Also bei euch ist das auch mit der Elternarbeit quasi ein bisschen lockerer dann. Weil häufiger hört man ja von Kinderläden, es gibt eben so eine Liste, dann trägt man sich da ein und es gibt auch irgendein Vorstand, äh, „Haus und Garten“ oder sowas, der darauf achtet. „(Der jetzt ist noch nicht) vergeben, das machst du.“ Aber bei euch entscheidet man sich selber für so Sachen oder wie ist das bei euch?

IP: Also wir haben schon Ämter.

I: Mhm.

IP: Mh (.) und die Ämter (.) müssen aber auch irgendwie mit Leben befüllt werden. Also du kannst dein Amt halt, äh, (2) so, super geil machen oder du kannst es halt so (.) la la machen.

I: Mhm.

IP: Das ist klar. Aber du hast auch die Möglichkeit deine eigenen Id- Also das Amt mit Leben zu füllen. Mit deinem Leben zu füllen, irgendwie. Aber (.) es gibt jetzt niemanden, der sagt- Außer- Nee, wir haben feste Dienste. Wir haben Putzdienst, wir haben ein Küchendienst und wir haben Elterndienste. Also das sind Dienste, die musst du machen und dann gibt’s auch Listen und da steht dein Name dann drin, irgendwie, ein paar Mal im Jahr. (.) Aber es gibt jetzt nicht irgendwie so, ähm, jemanden der das koordiniert. Oder so.

I: Okay.

IP: Es gibt nur jemanden, der den Putzplan erstellt. Aber es gibt niemanden, der jetzt darauf achtet, dass, ähm, (.) dass die Augen- dass die Menschen mit offenen Augen in der Kita rumlaufen und dann halt zum Beispiel sehen: „Ah, hier ist eine Lampe kaputt. Ich könnte mal die Birne auswechseln.“

I: Mhm.

IP: Oder so. Das muss man halt eigentlich sehen.

I: Okay. Also das meintest du mit den Aufgaben, dass man irgendwie auch gucken muss, wo fällt gerade was an.

IP: Ja.

I: „Da muss ich jetzt helfen.“

IP: Ja.

I: Okay. (.)

IP: Oder: „Da möchte ich helfen.“ Das ist ja so ne Einstellungsfrage. So.

I: Ja.

IP: Entweder du siehst es halt als deine Pflicht. Klar, es ist immer manchmal-

I: Na sollten die Eltern ja auch haben, irgendwie, oder? Im Kinderladen.

IP: Ja, voll.

I: Ja. Also deswegen (.) deswegen wundert es mich immer wieder, dass Familien auch in Kinderläden landen, die holt Luft äh-

IP: Da gar nicht rein passen.

I: Ja. Oder die häufiger auch dann- Man ((hat halt)) den A-Stadt Kindergartenplatzmangel.

IP: Ja.

I: Und dann rutschen sie ja trotzdem irgendwie in so Kinderläden rein. Und dann sagen sie: „Ja, wir machen’s.“ Wie die Familie jetzt irgendwie auch.

IP: Ja.

I: Und dann merken sie erst, wenn sie drin sind, was man da wirklich alles machen muss, wo es ja eigentlich schon zu spät ist.

IP: Ja.

I: Und, ähm, so klingt das jetzt auch bei der Familie wieder so ein bisschen.

IP: Ja, ja.

I: (.) Seht ihr da irgendwie ne Besserung? Oder du?

IP: Also wir haben’s jetzt so gelöst- Das war total hart, weil, also- (.) Letztlich, ähm, (.) haben (.) haben wir uns also noch mal getroffen, nachdem diese eine Wahl so negativ ausging und die dann völlig die Krise gekriegt haben. Die haben dann- Also die Familie hat dann damit gedroht auch das erste Kind raus zu nehmen. Und dann sind halt die Erzieher, die halt sehr Englisch ausgesprochen emotional sind, was die Kinder betrifft, halt durchgedreht und haben gesagt: „Hannes kann nicht gehen! Das darf nicht passieren!“

I: Okay.

IP: Ähm, (.) „also müssen wir jetzt Elena nehmen!“. lacht Also das zweite Kind.

I: lacht Das zweite-

IP: „Damit Hannes nicht irgendwie ein Trauma kriegt.“

I: Okay.

IP: Und, ähm, (.) dann (.) hatten also die Erzieher sich so klar positioniert und dann, äh, haben, haben einige, also ich eingeschlossen, dann auch so bisschen die Sicht auf die Kinder gekriegt. An die hatte ich davor nicht gedacht.

I: Mhm.

IP: Ähm (.) und mit der Sicht auf die Kinder, klar, dann tut’s schon weh so. Also-

I: Die will man ja nicht raus reißen.

IP: Nee, möchte- Das geht nicht um die Kinder.

I: Ja.

IP: Und dann, ähm, haben wir irgendwie- Wir haben auch ne Rechtsanwältin im Vorstand. Und die (.) hat dann vorgeschlagen, man könnte doch, also für die, einen gesonderten Vertrag aufsetzen,

I lacht

IP: der dann total strikt, äh, definiert, was es alles zu tun gibt. schmunzelt

I: Okay.

IP: Weil wir auch erkannt haben dann in unserem- auf unserem Treffen, dass eben das Vertrauen so sehr fehlt (.) zu denen. Dass wir- Also wir unterstellen denen halt alles, nur nicht echte Gefühle. Also (.) und dann, haben wir auch erkannt, dass es sehr stier ist so was zu tun, weil das uns gar nicht entspricht. Also unser Vertrag geht ungefähr so, äh: „Bitte sag uns Bescheid, wenn du dein Kind nicht mehr herbringen willst. Drei Monate bevor du es nicht mehr bringst.“ Oder so. lacht

I lacht

IP: Und jetzt wird halt lacht ein Mega-Vertrag aufgesetzt. Das ist jetzt der Plan.

I: Ach, das ist wirklich die Lösung gerade?

IP: Ja, das ist jetzt die Lösung.

I: Okay.

IP: Dass sie nur ein Jahr bleiben dürfen. Und dass sie, sobald sie irgendwas falsch machen- lacht

I lacht

IP: Also es geht eigentlich gar nicht, wenn man sich’s so überlegt. Ja.

I: Ja. Ist auch ein bisschen witzig irgendwie. lacht

IP: Und dann, ähm, haben wir uns halt- haben wir halt gesagt: „Okay, das ist aber total- wir finden das selber so schlimm.“

I: Mhm.

IP: Aber das ist der einzige Weg, den wir sehen, ähm, weil wir denen halt nicht vertrauen. Und weil wir auch genau wissen, wir können denen nicht vertrauen. Weil die werden, wenn sie jetzt hören, sie sind drin, dann werden sie wieder nichts tun.

I: Okay.

IP: Und jetzt müssen sie halt (.) alle ihre Dienste (.) tiptop machen. schmunzelt Und, ähm, (.) wenn sie das nicht schaffen, dann (.), ähm, werden sie halt gekickt.

I: Disqualifiziert. Ja. holt Luft Okay. Das heißt für dich, höre ich jetzt raus, ist Vertrauen zum Beispiel auch wichtig, irgendwie.

IP: Ja, voll.

I: In der Elternschaft. Also-

IP: Ja, du gibst ja (.) indirekt deine Kinder auch in die Hände der anderen, weil sie Elterndienste machen. Also, du musst glaube ich schon vertrauen.

I: Okay.

IP: Also ich möchte nicht irgendwie (2)- Ich möchte meine Kinder ja nicht in den Händen von irgendeiner, äh, (.), pf, ich will jetzt nicht „hysterisch“ sage, weil das so ein, ähm-

I lacht

IP: Ich möchte- Das ist ein Wort, was es immer- was immer nur für Frauen benutzt wird. Ähm, (2) mir fällt jetzt aber gerade nur das- entweder der-

I: Sprich dich aus. lacht

IP: Schreiende Vater oder (.) hysterische Mutter. lacht Das ist total beschissen. (.) Also (.) Geschlechter-, ähm, (.) übergreifend. Also kein Scheißelternteil soll (.) soll mein Kind. betreuen.

I: Ja. (.) Okay, also das sind für dich quasi (.) indirekt auch diese Nach- und Vorteile, die du jetzt irgendwie (.), äh, benennen konntest. Fällt dir sonst noch irgendwas ein, was du jetzt gut oder schlecht findest?

IP: An Elterninitiativen?

I: Ja.

IP: holt Luft Nee. Nee. Also das ist, das ist schlecht, dass es halt immer wieder Konflikte gibt und man muss da glaube ich auch, also, das ist das, was wir jetzt auch so daraus lernen. Man darf das gar nicht erst soweit kommen lassen. Das große, ähm, die große Erkenntnis war (2), äh: „Wir müssen alle mehr miteinander reden. Und nicht übereinander reden.“ Also sonst-

I lacht

IP: lacht Wenn (.) wenn jemand-

I: lacht Typischer Leitsatz.

IP: Es ist total schrecklich, weil die Erkenntnis ist so platt. Ja.

I: Ja.

IP: Aber- Und das, das haben wir sowieso. Wir sind eigentlich total transparent. Aber- Aber wir haben’s nicht geschafft, keiner von uns, ihr mal ins Gesicht zu sagen, dass wir sie scheiße finden. Und das hätte halt auch am Anfang passieren müssen, dann wäre sie noch nicht scheiße gewesen.

I: Ja.

IP: Sondern da hätte man ganz konstruktiv halt sagen können: „Hey, pass auf, du musst (2)- du musst gucken (.) was es für Listen hier gibt. schmunzelt

I lacht

IP: Und wenn da dein Name steht-

I: Dann musst du es machen.

IP: Dann musst du es machen!

I: Ja.

IP: Und du musst deine E-Mails lesen. Weil du hast ein Smartphone, dann kannst du das auch tun.

I: Ja.

IP: Also-

I: Okay. (.) Ansagen mussten folgen.

IP: Ja.

I: Aber, ähm, um jetzt noch mal von diesem Konflikt weg zu kommen. Was waren dann als- Du hattest ja mal hier hospitiert, bei ner Freundin irgendwie auch.

IP: Genau.

I: Mit deinen Kindern. Und was waren dann letztendlich diese, äh, ausschlaggebenden Argumente, dass du unbedingt in den Kinderladen willst? Also kannst du das irgendwie zusammen fassen?

IP: Die ausschlaggebenden Argumente?

I: Mhm.

IP: Dass ich das halt einfach, ähm, um Welten cooler fand, äh, in so ner Einrichtung zu sein als in einer städtischen Einrichtung. (.) Weil ich, äh, teilnehmen kann am Alltag meiner Kinder. Und gleichzeitig auch noch Spaß habe.

I: Okay.

IP: Das hatte ich in F-Stadt nicht.

I: Ja, das glaube ich. lacht

IP: lacht Also-

I: Typisch städtische, was man so hört. (.) Ja.

IP: lacht noch immer Das war halt- Also du - Ich habe verstanden, du- Das, das- Die Erziehung an sich interessiert dich nicht so sehr, aber das ist halt-

I: Nur diese-

IP: Aber wenn du über deine Kinder hörst, (.) wie sie- Also du hörst, wie mit deinen Kindern umgegangen wird und wie mit dir umgegangen wird, und wenn du dich dann nicht als mündigen Menschen fühlen kannst, dann ist das total schrecklich. Und wenn dein Kind nicht ernst genommen wird, in seinem Wesen, finde ich das auch sehr schrecklich. Sondern einfach nur irgendwelche Parolen an den Kopf geknallt werden, und (.) das ist glaube ich der fundamentale Unterschied.

I: Ja. (.) Das heißt, das hast du hier anders erlebt und deswegen wolltest du auch gerne (.) dieses Modell für deine Kinder haben?

IP: Ja.

I: Okay. Ähm, jetzt konkret zu deinen Aufgaben mal, äh, im Kinderladen. Weil es ja ein eingetragener Verein ist, müssen die Mitglieder gucken, dass alles immer läuft.

IP: Ja.

I: Und jetzt hast du auch schon von Elterndiensten gesprochen. Jetzt würde ich gerne wissen, was deine konkreten Aufgaben sind. Also Dachverband hast du irgendwie schon gesagt.

IP: Genau. Ich gehe zu diesen Sitzungen und bereite dann die Inhalte danach auf irgendwie. Also trage an die entsprechenden Menschen heran, was sie zu tun haben. (.) Also, keine Ahnung, es gibt zum Beispiel (.) immer wieder- Also der Dachverband ist insofern gut, als dass er uns die, ähm, praktisch die Arbeit erspart uns selbst zu informieren. Der sagt: „Hey, das und das und das fällt jetzt an.“ Ähm. „Das und das und das sollt ihr jetzt umsetzen.“ Zum Beispiel gab’s irgendwann mal die Möglichkeit für die Mit-

Baby fängt im Nebenzimmer leise an zu weinen und wird zum Interview dazu geholt; Unterbrechung von ca. 1 Minute

IP: Ja. Okay. Wo waren wir stehen geblieben?

I: Dachverband.

IP: Dachverband.

I: Du bereitest die Inhalte quasi auf und-

IP: Genau. Also es gab so (2)- Welches Beispiel wollte ich denn jetzt erzählen? Brauchst du überhaupt ein Beispiel? Es gab ein, ähm-

I: Dass man sich auch nicht informieren muss quasi selber, sondern- Das hattest du gesagt.

IP: Genau. Keine Ahnung. Es gibt- Die Stadt beschließt irgendwas, (.) ähm, äh, was sie für ihre Kitas schon umgesetzt hat. Äh, die Stadt fördert ja auch die Eltern-Kind-Initiativen und (.) ähm, (.) deshalb sind auch, äh, viele Möglichkeiten für Eltern-Kind-Initiativen, also finanziell- Du kannst finanziell, ähm-

I: Das weiß ich, ja.

IP: Ne. Das weißt du. Dann, äh- Und das muss halt irgendwie an uns ran getragen werden. Das macht der Dachverband. Ich trag’s dann weiter. Und dann kann man sich kümmern. Und so.

I: Okay. Also mir geht’s wirklich (.) nur, was du quasi zu tun hast. Dann hast du noch gesagt, dein Partner ist Vorstand.

IP: Äh. Genau.

I: Und was gibt’s so für Elterndienste? Also was müsst ihr da machen?

IP: Also wir müssen Putzen. Am Wochenende. Die Kita. Das können wir uns nicht mehr leisten. Da hatten wir früher jemanden, der das gemacht hat.

I: Ah, okay.

IP: Und, das machen wir jetzt selbst. Das heißt immer zwei Elternpaare zusammen, (.) ähm, teilen sich das. (.) Ähm, dann (.) haben wir halt, ähm, Putzdienst, äh, Küchendienst unter der Woche. Das ist auch, also im Anschluss an so ein Putzdienstwochenende folgt immer noch der Küchendienst.

I: Was ist ein Küchendienst dann?

IP: Ähm, da machste halt die Küche sauber. Für- Also der- Wenn man in die Kita kommt, sein Kind holt, dann macht man halt noch schnell die Küche sauber und bringt den Müll raus.

I: Das macht nicht der Kochdienst?

IP: Nee, das macht nicht der Kochdienst, weil es gibt kein Kochdienst, wir haben eine Köchin.

I: Ah! Ach stimmt, das hatte Mona[45] glaub sogar mal erzählt. Ja.

IP: Genau. Also wir haben eine Köchin und die- Zum Glück haben wir die.

I: Mhm, wollte ich gerade sagen. Dafür entfällt das Kochen ja.

IP: Kochen entfällt. Das machen wir echt nur in den seltensten Fällen, weil (.) wenn die mal krank ist oder so.

I: Mhm.

IP: Und da merkt man schon, dass es echt- Also (.) das wäre hart, das immer zu machen.

I: Ja. Hast du das mal erlebt, wo ihr es machen musstet?

IP: Ja, klar. Wenn die irgendwie mal im Urlaub ist oder so, dann müssen die Eltern das abfangen. Und dann (.), ähm-

I: Nee, ich meine auch voll. Also hast du das irgendwann mal erlebt, wo jeden Tag ein anderer Elternteil-

IP: Nee. Nee.

I: Okay.

IP: Also ich glaube- Ich, ich höre das immer wieder auf dem Dachverband, dass es total anstrengend ist, aber ganz viele keine Lösung mehr sehen und deswegen die Köchin abgeschafft haben. Aber wir haben sie jetzt noch. Also-

I: Habt ihr das Privileg, die Köchin zu haben.

IP: Ja.

I: Okay. Aber dann ist das ja okay, wenn man dann irgendwie Küchendienst hat und dann auch kurz mal (.) da den Müll rausbringen muss. Also-

IP: Ja! Das ist kein Stress.

I: Ja. (.) Okay, jetzt hast du vorhin schon gesagt, dass du mal voll gearbeitet hast.

IP. Ja.

I: Bevor dann, äh, du jetzt irgendwie in Mutterschutz wahrscheinlich auch gegangen bist.

IP: Ja, genau.

I: Ähm, wie hast du das dann organisierst? Vielleicht auch mit deinem Partner? Beruf, Kinderladen und hier zuhause (.) Kindererziehung?

IP: Na ja, wir haben halt einer bringt, einer holt gemacht.

I: Mhm.

IP: Und dann (2), Putzdienst am Wochenende, klar, haben wir uns geteilt, Küchendienst haben wir uns auch geteilt, soweit es ging.

I: Mhm.

IP: Wenn ich Stress hatte in der Arbeit, hat der Klaus das übernommen. Ähm, ich glaube, dafür habe ich halt dann am Wochenende kompensiert oder so, weil er wird promovieren und muss da gerade so einen Antrag machen, und deswegen (.) ist er halt auch nicht so mit festen Arbeitszeiten, sondern muss er halt auch am Wochenende mal-

I: Krass.

IP: übernehme ich halt die Kinder am Wochenende. Was mir dann auch wieder viel gibt, weil ich sie ja unter der Woche nicht so sehe.

I: Ja.

IP: Also-

I: Das war zu Zeiten, wo du eben-

IP: Zu Zeiten, wo ich-

I: Voll (.) gearbeitet hast.

IP: Voll gearbeitet habe. Und jetzt, ähm, ist es halt jetzt mal ein Jahr lang anders.

I: Okay.

IP: Mal gucken. Also da (.) werde ich versuchen (2)- Ich muss den mal stillen.

I: Ja.

IP: Da werde ich halt versuchen, redet kurz mit Baby, mich einfach verstärkt um die Kita zu kümmern. (.) Und natürlich auch um mich. Aber (2), ähm, halt mehr Aufgaben auch so in der Kita zu übernehmen.

I: Mhm. Okay. Und (.) wie hast du das organisiert? Das würde mich gerne- also (.) wie hast du (.) die Kindererziehung- gut, das war- wie lange können die im Kinderladen sein bei euch? Bis um (.) fünf?

IP: Bis um fünf.

I: Bis um fünf.

IP: Ja.

I: (.) Aber wie hast du das alles gestemmt irgendwie? Also das würde mich noch mal interessieren. Und wie empfunden- wie hast du das empfunden, dieses-

IP: Ähm, anstrengend. Im Nachhinein vor allem anstrengend.

I: Mhm.

IP: Aber, das hat irgendwie funktioniert. Also ich habe ganz- ich habe einfach funktioniert.

I: Okay.

IP: Aber ich bin jetzt auch fr- Also deswegen bin ich auch froh, dass ich jetzt gerade mal hier eine Pause eintritt, weil, ähm, es zerrt wahnsinnig an den Kräften. (.) Es muss halt alles immer durchgetimet sein. (.) Also ich bin morgens um sieben in die Arbeit gefahren meistens. Also meistens hat der Klaus die Kinder gebracht. Dann habe ich den Stau nach, äh, also auf der Bundesstraße[46] vermieden. (.) War dann um halb acht in der Arbeit. Habe da meine, äh, acht Stunden, später habe ich nur noch 36 Stunden in der Woche gearbeitet. Also dann habe ich mir-

I: Immer noch viel, ja.

IP: Ja, klar ist das viel. Aber ich habe mir wenigstens jeden Tag lacht ne Dreiviertelstunde abgeknapst und, ähm, konnte dann (2) wenigstens eben abholen.

I: Okay.

IP: Also (.) und hab dann (2) die Kinder geholt (.), das Kind geholt später. Also Georg ist ja in der Schule schon. Und (.) hab dann (.)- Klar, in der Kita hängt man immer gerne fest. Also manchmal (.) war ich dann da schon noch ne Stunde, weil also alle bleiben dann noch. Und-

I: Kinderladen. lacht

IP: Ja. Und (2), keine Ahnung, Putzdienst, äh, Küchendienst, wenn ich hatte, konnte ich natürlich machen dann (.) und dann sind wir nach Hause. Und dann gab’s halt auch schon Abendbrot. Der Tag ist dann halt auch irgendwie vorbei.

I: Mhm.

IP: Ja. (.) Das ist halt anstrengend. Also ich verstehe es jetzt, äh, wo ich wieder viel Zeit habe, gar nicht, wie ich es geschafft habe. Aber ich hab’s geschafft. Also es ist-

I: Ja. (.) Aber du hast ja gesagt, man funktioniert halt irgendwie, ne.

IP: Ja.

I: Und dann (.) hattet ihr ja den Punkt, was du vorhin auch erwähnt hast, dass ihr überlegt habt, ob ihr es wirklich so weiter machen könnt. Oder eben doch den einfacheren Weg über ne städtische Kita.

IP: Ja.

I: Aber letztendlich, und das wäre auch meine Frage, dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis hat sich dann irgendwie doch Richtung Nutzen (.) orientiert. Also ihr habt zwar den Aufwand gesehen, aber auch (.) für die Kinder dann (.) euch bewusst für den Kinderladen entschieden?

IP: Ja. Und auch für uns. Also ich würde sagen, dadurch, dass wir- Also wir haben dort auch einfach viel Anschluss. Es ist ja nicht immer leicht irgendwie (.) Menschen zu finden mit denen du, ähm, (.) auf einen Nenner kommst und die deine Freunde sein können. Also vor allem, wenn man irgendwie- Also wir sind hierher gezogen und kannten halt niemanden. Ich konnte- Die Leute von früher, an die konnte ich nicht mehr anknüpfen.

I: Okay.

IP: Ähm, (.) zumal (.) wenn du Kinder hast, dann (.)- Also meine Freundin Pauline wohnt hier im Haus, die kenne ich noch von früher.

I: Okay. Ach cool.

IP: Und, ähm, die hat mich immer (.), ähm, (.) schön um, ich weiß nicht, halb sieben oder so, abends im Sommer abholen wollen. Wo ich mir echt sagte: „Hey sorry, ich abendbrote.“ Und das ist immer so. Das ist halt jetzt mein Leben. Ich habe Kinder.

I lacht

IP: Und die hat halt keine Kinder imitierende Stimme: „Hö-hö-hö ich bin schon besoffen.“lacht

I lacht mit

IP: Also weißt du so. Das ist halt- das geht nicht so gut. Und-

I: Sie hat keine Kinder, höre ich raus.

IP: Sie hat keine Kinder. schmunzelt

I: Okay. schmunzelt

IP. Und (.) also ich will das nicht werten, ne, das ist nur einfach, ähm, nicht vereinbar. Und (.) deswegen ist es halt auch schön da jema- also irgendwie so ne Stelle zu haben, wo- wo man, äh, sozial interagieren kann. Also das ist für mich schon-

I: Das heißt Kinderladen war für dich dann auch, äh, so Anschlussfähigkeit in A-Stadt.

IP: Ja. Voll.

I: Ja.

IP: Voll.

I: Okay. (.) Und, vielleicht kannst du noch ein paar Worte zum Aufwand-Nutzen-Verhältnis, oder wie man es auch nennen möchte, sagen? Also (.) man hat halt viel Arbeit, aber letztendlich, die Kinder haben halt auch irgendwie ein ganz anderes Leben als in ner städtischen, wie würdest du das beschreiben?

IP: Das Leben in der Kita, (wie ich das finde)?

I: Ja. Also (.) dieses Verhältnis (.) wenn du das als ne Waage betrachten würdest, habe ich jetzt ein paar Mal gesagt, geht’s dann eher Richtung zu viel Aufwand oder ist der Nutzen größer (.) für die Kinder?

IP: Für die Kinder meinst du-

I: Ja. Oder für euch auch.

IP: Für uns auch. Der Nutzen ist größer, ganz klar.

I: Okay. (.) Weil das interessiert mich ja vor allem. Also wie ihr das empfindet.

IP: Sonst würden wir das nicht mehr machen, weil’s wirklich viel Arbeit ist. Aber es ist halt einfach wert. Also-

I: Okay.

IP: Ich finde (.) es ist- es ist wert, insofern dass wir Spaß haben, auch wenn wir manchmal keinen Spaß haben. Aber wir haben eigentlich Spaß.

I: Okay.

IP: Und (.), ähm, die Kinder (.) denen tut das wahnsinnig gut. Also-

I: Okay. Das wollte ich hören. lacht

IP: Ja.

I: Okay. (.) Ähm, dann würde mich noch, äh, die Beweggründe, die hast du jetzt von dir ja genannt, aber kriegst du von anderen Eltern noch Beweggründe mit, warum die sich für einen Kinderladen entscheiden? Weil früher ist das ja aus einer Tradition heraus entstanden. Das ist ja heute, äh, eigentlich jetzt nicht mehr so, mit antiautoritärer Erziehung. Oder Aufstand gegen Gehorsam und, äh, wie ist das heute bei euch?

IP: Also wir sind ne Einrichtung, die da relativ gespalten ist, ähm, deswegen sage ich auch, früher war’s cooler. Also ich fand’s früher politischer.

I: Mhm.

IP: Und, ähm, (.) springe auch auf solche, ähm, Schlagwörter an. Also (.) ich sehe schon, ähm, also für mich könnte es noch antiautoritärer sein dort. Und es könnte auch noch (.) freier sein dort. Aber (.) das ist halt auch so ne Sache, die die Eltern beeinflussen. Und je mehr, äh, Stino-Eltern kommen, desto mehr wird dann halt eingefordert, was (.) was, äh, so an (.) an so gesellschaftskonformen Dingen, wie (3), ah, ich weiß nicht, also, ich weiß noch nicht mal, ob das (.) manchmal (.) denke ich auch zu oberflächlich drüber nach. Ähm, ich wollte jetzt gerade sagen: „Mein Kind hat keine Hausschuhe an. Kann bitte der Erzieher danach gucken, dass mein Kind immer Hausschuhe trägt.“ Das finde ich, ist nicht wichtig. So.

I: Ja.

IP: Aber solche Töne gibt’s halt auch.

I: Mhm.

IP: (.) Ja.

I: Und die Beweggründe von anderen Eltern, kriegst du da was mit, warum die sich für einen Kinderladen entscheiden?

IP: Na entweder, weil sie’s eben, genauso wie wir empfinden. Oder weil sie halt keinen Kita-Platz haben, die gibt’s schon auch. Oder weil’s halt- Also, es ist nicht immer (.), ähm- Also es gibt auch engagierte Eltern, die, ähm, sich gerne engagieren, die aber, ähm, hinter dem Konzept erst mal, oder mit dem Konzept erst mal nicht so viel anfangen können.

I: Mhm.

IP: Und wir sagen auch, ähm, das, was dort gelebt wird, muss nicht zwangsläufig auch zuhause gelebt werden. Also-

I: Okay.

IP: Es gibt schon auch (2) so ganz normale Eltern, die sich halt einfach gerne einbringen und dann irgendwie das halt (.) aber so sehen und auch damit klar kommen. Und natürlich auch sehen, dass es den Kindern gut tut, dass es so ein freies Konzept ist.

I: Mhm. (.) Das heißt, es gibt schon auch Eltern wie euch, die sich bewusst dafür entscheiden und sagen: „Ich möchte das für mein Kind haben. Und ich möchte auch diese Elternarbeit mit einbringen.“

IP: Ja.

I: Und auf der anderen Seite aber auch Eltern, die vielleicht doch eher reingerutscht sind.

IP: Ja, ja, schon.

I: Weil sie keinen Platz gefunden haben.

IP: Ja. Auf jeden Fall.

I: Und die, schmunzelt gut, abgesehen von der einen Familie, wie arrangieren die sich dann? Können die sich einbringen, die jetzt sagen: „Wir brauchten einen Platz. Jetzt haben wir hier einen gefunden und müssen damit leben.“?

IP: Also viele- bei vielen macht’s halt Klick und das ist gut.

I: Mhm.

IP: Ähm, manchmal habe ich das Gefühl: „Mann Leute, ihr müsst einen Elternabend mehr zelebrieren.“ Also- Also ein Elternabend dauert halt auch lang. Und, äh, wenn dann diejenige, die die Agenda vorbereitet- Also, überhaupt, dass es eine Agenda gibt, das ist total lächerlich, ja.

I lacht

IP: Aber es gibt eine Agenda.

I: Heutzutage, ja. lacht

IP: Und, ähm, diejenige, die die Agenda vorbereitet hat, möchte dann die Agenda auch schnell abarbeiten, damit sie noch raus gehen kann, ja.

I: Mhm.

IP: Und das ist halt, ähm- Da wehren wir uns dann immer so ein bisschen, äh, weil (.), warum denn? Man muss es besprechen. Also-

I: Ja, eher Eltern, die das auch gerne leben wollen quasi.

IP: Ja.

I: Ja.

IP: Also das (.) das ist glaube ich so ein bisschen der (.) Punkt. Diejenigen, die sich damit nur arrangieren, die versuchen halt das Beste draus zu machen-

I: Mhm.

IP: Und arbeiten schon mit (.), aber (.) fühlen das dann nicht so richtig. Aber das ist auch nur meine Sicht auf die Dinge. Vielleicht muss man das auch gar nicht.

I: Ja.

IP: Also-

I: Ja, aber es geht ja um deine Sicht jetzt gerade, deswegen ist das schön zu hören. Ja. (.) Okay. Also du hast jetzt nicht das Gefühl, dass Eltern bewusst einen Kinderladen nehmen, weil die Gruppen so klein sind und ja die bestmögliche Förderung (.) geschieht oder sowas.

IP. Also (.) das mit der- Das- Wir haben (.) auch das Konzept, dass wir- Also wir haben kein Konzept, aber, ähm, es geht nie um Frühförderung bei uns. Und (.) gesehen wird aber schon, das ist eine kleine Gruppe und in einer kleinen Gruppe hat man einen guten Betreuungsschlüssel und mit einem guten Betreuungsschlüssel wird das Kind auch sehr individuell- kann das Kind auch sehr individuell betreut werden. Das (.)- Klar, für viele ist das bestimmt auch wichtig, dass sehe ich vielleicht- Das habe- Das ist nicht mein erster Punkt.

I: Mhm.

IP: Aber klar, das ist auch voll, äh-

I: Kriegt man halt so mit, ne.

IP: Schön. Ja.

I: Ja.

IP: Und die anderen- Also da gibt es schon- Es gibt glaube ich schon auch Eltern, denen das ganz arg wichtig ist. Also das sehe ich jetzt auch holt Luft wo wir ne- Wir haben einen Platz und, ähm, der wurde beworben (.) und die Frau, die das geschrieben hat, hat so andere Punkte heraus gehoben als ich herausgehoben hätte. Und-

I: Kannst du dazu vielleicht noch was sagen. Das würde mich auch interessieren. Was hat die Hervorgehoben?

IP: Die hat halt, äh, die individuelle und liebevolle Betreuung

I: Okay.

IP: Hervorgehoben.

I: Was hättest du gesagt?

IP: Interessant. lacht Weiß ich nicht. Warte mal. (3) Ähm (.) atmet aus, na ja, ich hätte halt auf jeden Fall nicht, äh, „liebevoll“ gewählt. Obwohl das vielleicht mir auch wichtig ist. Aber das ist halt nicht so wie ich spreche. Also- (3 Sekunden Unterbrechung wegen des Babys) Ich hätte vielleicht, ich hätte vielleicht (4)- Nee, ich weiß es nicht. Da müsste ich drüber nachdenken.

I: Aber das Individuelle, das ist ja (.) wirklich- Heutzutage sagt man eben, es gibt ne kleine Gruppe, ein guten Personalschlüssel, individuelle Förderung irgendwie, oder Betreuung.

IP: Ja.

I: Und das war ja früher überhaupt nicht der Ansatzpunkt, ne.

IP. Ja.

I: Und das finde ich halt auch schon interessant, wie sich das so (.) verändert hat.

IP: Na, schön ist halt schon, dass die Kinder so genommen werden, wie sie sind. Und ich glaube das, äh, schwimmt auch, äh, schwä- schwappt auch in die städtischen rein. Dass das der Anspruch sein sollte, dass man nicht versuchen sollte irgendwie alle dazu, äh, also so gleich zu schalten oder so. Also-

I: Ja gut, das hat sich wirklich verändert. (.) Ja. (.) Ich meine halt früher war das ja zwar auch eine kleine Gruppe, aber da hat man’s ja gar nicht so gesehen wie: „Es ist ne kleine Gruppe, deswegen muss mein Kind in dem Bereich gefördert werden. Das andere Kind in dem.“ Da wollte man ja einfach nur ne schöne Betreuung haben. (.) Und heutzutage ist halt das Denken auch der Eltern ein bisschen anders geworden.

IP Mhm. Also ich, ähm, (2) ich persönlich, ähm, für mi- Mir ist das natürlich irgendwie wichtig, weil ich will, dass es meinen Kindern gut geht. Aber (.) ich würde das nicht in, äh, ich habe das nicht so klar, ähm, analysiert. Oder so. Weil ich einfach (.) nicht (.) nicht so sehr viel von (2) pädagogischen Konzepten halte, das stimmt so nicht, aber, ähm-

I: Dass es nicht so strikt ablaufen muss. Irgendwie nach Plan.

IP: Genau. Also (.)- Wenn man sich, ähm, wenn man einen Spiegelstrich macht, mit, ähm, „Kinder werden individuell gefördert“, ist das schon, finde ich, total aufgedrückt. Also das ist, ähm, entweder man spürt das, dass man die Kinder so nimmt, wie sie sind, oder (.) oder man spürt das nicht. Und dann klappt’s auch nicht, denke ich.

I: Ja. Nee. Ich verstehe was du meinst. schmunzelt

IP: Gut. lacht

I: Ähm, und vielleicht noch kurz zu den (.) Eltern, die früher, fandest du, cooler waren, lag das (.) daran, dass Eltern früher eher auch deine Denkweise hatten? Oder (.) woran würdest du das fest machen?

IP: Hm. Ich glaube schon daran. Also das (.) das- Also das sage ich jetzt dir, weil du keine A-Städterin bist, ähm, (.) es waren auch mehr Leute, die nicht aus A-Stadt kamen. Und (.), ich weiß nicht, das klingt total intolerant und das ist es vermutlich auch, aber ich habe halt so (2)- Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Leute, die, ähm, zugezogen sind, einfach schon viel gesehen haben. Oder mehr gesehen haben. Und dann halt über den Tellerrand raus geblickt haben, ihres Kaffes oder ihrer Heimatstadt. Und (.) das verändert dein Tun und Handeln sowieso schon. Und wenn jemand halt, keine Ahnung, in E-Stadt groß geworden und dann großartiger Weise nach A-Stadt gezogen und dann halt hier seinen Brei und, ähm, seit, weiß ich nicht, seit Ende des Studiums oder seit Ende der Ausbildung halt den festen Job, keine Lücke im Lebenslauf, nie irgendwo gewesen, dann hast du halt nicht- Also das (.)- Mir gefällt es, wenn Leute halt schon viel gesehen haben, weil sie dann halt irgendwie auch differenzieren können.

I: Ja.

IP: Und, ich glaube, atmet aus es lag so ein bisschen daran, dass halt mehr Leute von- Also es war ein bisschen durchmischter

I: Mhm. Und jetzt sind’s eher A-Städter.

IP: Und jetzt sind viele A-Städter da.

I: Mhm.

IP: Die sind mit der letzten, äh, Frau, die sich um die Betreuungsplätze gekümmert hat, reingerutscht, habe ich das Gefühl.

I: Mhm.

IP: Und (.) ich habe auch das Gefühl, dass es nicht immer gut ist.

I: Ja.

IP: Aber das ist- Weil sich das so schlimm anhört, finde ich, also weil’s total-

I: Aber das ist ja deine Denkweise. Also das (.) kann ja auch keiner verurteilen.

IP: Ja schon. Aber ich will- Ich kann ja niemanden abwerten, dafür, aus welcher Stadt er kommt. Aber-

I: Nee, klar. Aber es geht ja wirklich hier um deine Gedanken, deswegen (.) musst du schon irgendwie so was mal sagen. Das ist echt toll.

IP: Ja.

I: Okay. Und (.) wie würdest du dann die Eltern heute beschreiben? Also, was hat sich da verändert? lacht Unabhängig davon, dass es jetzt irgendwie A-Städter sind? Also (.) kannst du es irgendworan festmachen?

IP: Ja, ich kann’s am ganz konkreten Punkt festmachen. Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. Weil eine Freundin von mir, aus der Kita eben, genau das gleiche auch schon gesagt hat. (.) Ähm, es sind die (2) unemanzipiert gelebten, äh, Partnerschaften.

I: Mhm.

IP: Also, (.) es ist plötzlich Standard, dass die Frau sich einbringt in der Kita und der Mann einfach nicht präsent ist.

I: Okay.

IP: Und (.) im Idealfall sollten es eh beide sein, finde ich. Aber-

I: Klar!

IP: Aber, ähm, (2) das wird nicht hinterfragt, in diesen Partnerschaften. Und, ähm, das ist mir halt zu- Also ich- Das ist mir zu unemanzipiert. Aber von beiden Seiten aus. Also ich finde, ähm, (2) also in meiner Welt, ähm, hätte ich gerne halt, äh, nur emanzipierte Partnerschaften, weil das irgendwie schön ist, wenn man (.) wenn man auf gleicher Augenhöhe kommunizieren kann. Und, ähm, nicht irgendwie der eine jetzt irgendwie, nur weil er der Mann ist, arbeiten gehen muss. Und nur weil die Frau, die Frau ist, erst mal die Kinder macht oder so. Also es sollte (.) genau so funktionieren, wie es geschickter ist.

I: Aber krass! Ja. Weil eigentlich ist doch Kinderladen, wie man’s jetzt auch irgendwie, oder wie ich’s jetzt auch kennen gelernt habe, aus der Literatur, genau anders, ne. Dass sich beide Eltern einbringen, vor allem früher verstärkt auch der Mann. (.) Gut, dass sich das ein bisschen geändert hat, verstehe ich, mit, äh, Männer verdienen eben das Geld irgendwo. Aber das ist interessant, dass du das jetzt auch irgendwie auch sagst, dass die Veränderung bisschen dahin geht, dass die Mutter sich dann wieder mehr kümmert.

IP: Ja, ums Kind halt.

I: Ja.

IP: Das finde ich schrecklich.

I: Und eigentlich ging der Trend ja woanders hin. lacht

IP: Sollte der Trend woanders hingehen, ja. Aber ich habe auch die Erfahrung- Also ich mache auch die Erfahrung, dass es hier, ähm, einfach (2) sehr verwurzelt ist, diese, diese klassische-

I: Das liegt vielleicht auch wirklich an Bundesland-A[47], ja.

IP: Der Industriestandort schlecht hin. Viele Ingenieure, dann (2) war’s ja früher auch geil für den Mann, wenn er sagen konnte: „Meine Frau muss nicht arbeiten gehen.“ Das hält sich glaube ich auch noch so ein bisschen. Ich find’s (.) ganz schlimm. Echt.

I: Ja. Aber echt interessant, äh, diese Sichtweise mal zu hören. (.) Ähm, dann habe ich noch drei abschließende Fragen. Und zwar, was würdest du verändern am Kinderladen, wenn du jetzt die Möglichkeit dazu hättest?

IP: Hm (4), na ich hab ja die Möglichkeit. Ich hab ja die Möglichkeit, jeden Tag, jede Sekunde was zu verändern oder versuchen, zumindest den Versuch zu starten. (.) Ja, ich würde die Hälfte der Eltern raus kicken.

I lacht

IP: Und mir neue Eltern suchen.

I: Okay.

IP: Ähm, die halt mehr (.) mir entsprechen und meinen Einstellungen.

I: Mhm.

IP: Und (2) dann wäre bestimmt noch nicht alles gut. Weil, äh, ich glaube, man kann nie konfliktfrei (.) zusammen sein, in so nem Ding.

I: Ja, ist ja auch wichtig irgendwo. Mhm.

IP: Und ich muss sagen, es hat sich trotzdem (.) auch schon vieles gebessert. Also wir haben uns jetzt auch irgendwie zusammengerauft. Also die ganze Situation ist nicht optimal, aber (.) weil wir alle sehr, ähm, viel gesprochen haben in letzter Zeit, auch bedingt durch diesen Konflikt, ähm, ist es irgendwie, fühlt sich’s auch okay an. Also ich komm ja jetzt auch mit Leuten klar, wo ich vor nem Jahr noch gedacht hätte: „Ey, geht gar nicht.“

I: Ja.(.) Aber an dem Modell Kinderladen, würdest du da irgendwas verändern? Also fällt dir da irgendwas ein, was (.) dir so nervt, dass du’s gerne ändern würdest? Oder-

IP: (2) Am Modell?

I: Ja.

IP. Also das- Also mein- Ich kenne ja nur mein- unser Modell.

I: Mhm.

IP: (3) Da würde ich, puh, nee, ich weiß nicht. Also- Klar, an den Räumlichkeiten würde ich was ändern, wenn ich könnte. Oder (2)-

I: Aber nicht an der Organisation? Weil darum geht’s mir vor allem. Also (.) Stichwort Elternarbeit oder Leitung.

IP: verneinende Geräusche

I: Okay.

IP: Glaube ich nicht. Also (.) nee. (.) Ich glaube, so wie das (.)versucht wird von uns zu machen, ist das eigentlich gut.

I: Okay. Und, ähm, wenn du jetzt noch mal vor der Wahl stehen würdest. Wie würdest du dich entscheiden (.) in der Kinderbetreuung?

IP: Wieder so. Auf jeden Fall. Also (.) es war- ich war ja vor dieser Wahl, praktisch, vor Kurzem wieder. (.)

I: Als du jetzt ihn auch wieder anmelden musstest wahrscheinlich, oder?

IP: Ja, ich habe ihn nicht angemeldet. Aber es ging um Plätze, die ganze Zeit. Und ich war-

I: Okay lacht kommt noch ein Geschwisterkind?

IP: Ich war hochschwanger. Und es wurde schon diskutiert, wann Michel in die Kita kommt. Und ich: „Der ist noch nicht mal lebendig auf der Welt. Das kann man nicht besprechen.“ Aber ich- wir haben uns trotzdem dann halt in dem Zuge Gedanken gemacht und dann haben wir uns einfach wieder dafür entschieden (.) so.

I: Okay. (.) Okay und dann, äh, würde ich nur noch gerne wissen, ob du irgendwas ergänzen möchtest, was wir vermutlich vergessen hätten?

IP: Das fällt mir vielleicht nachher ein.

I lacht

IP: lacht Aber jetzt weiß ich nichts.

I: lacht Möchtest du dich noch mal-

IP lacht immer noch

I: Gut. Danke.

[Ende der Aufnahme: 48min09sec]

7. Überblick der Interviews: Soziodemographische Daten

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

8. Überblick der Interviews: Postskripte/ Dokumentationsbögen

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

9. Kodeliste

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 454 Seiten

Details

Titel
Kinderladen und Elterninitiative. Organisationsmodelle aus Elternperspektive
Untertitel
Eine qualitative Studie
Hochschule
Hochschule Esslingen  (Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege)
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
454
Katalognummer
V437996
ISBN (eBook)
9783668848368
ISBN (Buch)
9783668848375
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderladen, Kinderladenbewegung, Eltern-Kind-Initiative, Qualitative Sozialforschung
Arbeit zitieren
Janina Marko (Autor:in), 2015, Kinderladen und Elterninitiative. Organisationsmodelle aus Elternperspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437996

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