Entwicklung eines mobilen Rettungswagenassistenzsystems


Projektarbeit, 2015

61 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

AbbildungsVerzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung und Zielsetzung

2 Grundlagen
2.1 Der Begriff Rettungswagenassistenzsystem
2.2 Ergebnisse des Sommersemester 2014

3 Brainstorming
3.1 Der Rettungsprozess
3.2 Konkrete Vorschläge für das Rettungswagenassistenzsystem
3.2.1 Realistisch
3.2.2 Unrealistisch

4 Definition
4.1 Die Akteure und Systeme
4.2 Das Umweltdiagramm
4.3 Die Use-Cases
4.3.1 Use-Case-Szenario I (Unfall-Kommunikationssystem)
4.3.2 Use-Case-Szenario II erster Teil (Notfall-Koordinationssystem)
4.3.3 Use-Case-Szenario III (Rettungsmanagementsystem)
4.3.4 Use-Case-Szenario IV (Unfall-Informationssystem)
4.3.5 Use-Case-Szenario II zweiterTeil (Notfall-Kommunikationssystem

5 Spezifikation
5.1 Systemstruktur und -architektur des Sanitäters
5.2 Systemstruktur und -architektur des Rettungswagens
5.3 Softwarekomponenten
5.4 Netzabdeckung und benötigte Übertragungsraten

6 Prozessdarstellung
6.1 Alarmierung der Ersthelfer durch die 112-App
6.2 Der Teledoktor
6.3 Der Gesamtprozess

7 Zusammenfassung und Ausblick

8 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: HUD Technik

Abbildung 2: HUD mit Navigation

Abbildung 3: HUD mit Sicherheitshinweisen

Abbildung 4: Mobiles HUD

Abbildung 5: Umweltdiagramm

Abbildung 6: Use-Case-Szenario I (Unfall-Kommunikationssystem)

Abbildung 7: Use-Case-Szenario II (Notfall-Koordinationssystem)

Abbildung 8: Use-Case-Szenario III (Rettungsmanagementsystem)

Abbildung 9: Use-Case-Szenario IV (Unfall-Informationssystem)

Abbildung 10: Use-Case-Szenario II (Notfall-Koordinationssystem)

Abbildung 11: Systemstruktur

Abbildung 12: Systemstruktur des Sanitäters

Abbildung 13: Systemstruktur RTW

Abbildung 14: Softwareanforderung RLZ

Abbildung 15: Softwareanforderung Server

Abbildung 16: Softwareanforderung Smartphone

Abbildung 17: Softwareanforderung Tablet

Abbildung 18: Softwareanforderung Teledoktor

Abbildung 19: Netzabdeckung Vodafone 3G und 4G

Abbildung 20: Netzabdeckung Telecom 3G und 4G

Abbildung 21: 112 App Teil 1

Abbildung 22: 112 App Teil 2

Abbildung 23: Teledoktor Teil 1

Abbildung 24: Teledoktor Teil 2

Abbildung 25: Gesamtprozess Teil 1

Abbildung 26: Gesamtprozess Teil 2

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Identifikation und Beschreibung der Akteure

Tabelle 2: Teilsysteme mit Funktionen

Tabelle 3: Datenraten verschiedener Anwendungen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung und Zielsetzung

Den Studentinnen und Studenten des Masterstudienganges eHealth an der Fachhochschule Flensburg wurde im Sommersemester 2015 im Rahmen des Moduls Mobile Kommunikationstechnik die Aufgabe gestellt, ein mobiles Ret­tungswagenassistenzsystem zu entwickeln, das die Versorgung im Notfall durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologie unterstützt und opti­miert. Die insgesamt 28 Studentinnen und Studenten wurden dazu in vier Grup­pen eingeteilt, denen die folgenden Aufgaben zugewiesen wurden: Brainstorming und Organisation (Gruppe 1), Definition (Gruppe 2), Systemstruktur (Gruppe 3) und Prozessdarstellung (Gruppe 4). Dieselbe Aufgabenstellung, die dieser Aus­arbeitung zugrunde liegt, wurde bereits von den Masterstudenten im Sommer­semester 2014 bearbeitet. An den Ergebnissen gilt es anzuknüpfen und relevan­te Teile in diese Arbeit zu implementieren. Eine Zusammenfassung dieser Er­gebnisse erfolgt in Kapitel 2.2.

Die Masterstudenten des Sommersemester 2015 erachten neben der ganzheitli­Chen Betrachtung der Rettungskette den Erst-Helfer-Einsatz als besonders wich­tig, weil es ״von der Art der Ersten Hilfe (...) in vielen Fällen {abhängt}, ob der Verletzte oder akut Kranke überlebt oder stirbt.“ Daher setzten die Studenten sich als Ziel, die Erste Hilfe durch den Einsatz moderner Technologien zu opti­mieren und mit den übrigen Prozessschritten der Rettungskette adäquat zu ver­netzen und im Rahmen dessen relevante Akteure zu sensibilisieren (Köhnlein, H.-E. & Weller, S.1, 2004).

An diese Einleitung schließt sich zunächst ein Kapitel, in dem Gruppe 1 die Grundlagen der Arbeit formuliert. Es wird der Begriff Rettungswagenassistenz­system als Basis der Arbeit beschrieben und anschließend die vom Sommerse­mester 2014 formulierten Ergebnisse zusammengefasst. An den Abschnitt Grundlagen gliedern sich vier Kapitel, die von den oben beschriebenen Gruppen erarbeitet wurden. Gruppe 1 stellt im dritten Kapitel alle im Brainstorming erarbei­teten Vorschläge vor. In Kapitel vier wird von Gruppe 2 der Auswahlprozess ei­nes für die Arbeit geeigneten Systems aus den Vorschlägen der Gruppe 1 voll­zogen und das ausgewählte Rettungswagensystem definiert. In Kapitel fünf be­schreibt Gruppe 3 die Systemarchitektur, relevante Akteure und deren Vernet­zung untereinander. Im sechsten Kapitel werden von Gruppe 4 die Abläufe то- delliert und anhand eines Use-Cases dargestellt. Am Schluss steht ein Fazit, welches Ergebnisse zusammenfassend darstellt, die Arbeit würdigt und einen Ausblick in das zukünftig Mögliche wagt, um somit ein Fundament für eine weite­re Bearbeitung der folgenden Semester legt.

2 Grundlagen

In den Grundlagen wird zunächst der Begriff Rettungswagenassistenzsystem definiert, da dieser den Grundbaustein der Ausarbeitung darstellt. Die Ergebnisse des Sommersemesters 2014 gelten für diese Ausarbeitung als Voraussetzung und werden als Ausgangspunkt zusammengefasst dargestellt.

2.1 Der Begriff Rettungswagenassistenzsystem

Der Begriff Rettungswagenassistenzsystem setzt sich aus den beiden Worten Rettungswagen und Assistenzsystem zusammen. Diese beiden Begrifflichkeiten werden im Folgenden definiert.

״Assistenzsysteme sind rechnerbasierte Systeme, die den Menschen bei der Entscheidungsfindung und Durchführung unterstützen.“ (Blütner, D., s. 210, 2015) Blütner unterteilt in ihrer Ausführung den Entscheidungsprozess in die Tei­le: Entscheidungsvorbereitung, das Entscheiden und die Entscheidungsdurchfüh­rung (vgl. s. 210, 2015).

Der Rettungswagen dient dem Rettungsdienst als Krankentransportfahrzeug, weshalb im Folgenden der Begriff Rettungsdienst definiert wird. Der Rettungs­dienst sorgt für schnellstmögliche und fachgerechte Versorgung im medizini- sehen Notfall. Der Service ist rund um die Uhr verfügbar und umfasst qualifizier­tes Fachpersonal, sowie geeignete Rettungsmittel, (vgl. Brokmann, J., Roissant, R., s. 6, 2010).

Der Rettungswagen spielt die zentrale Rolle in diesem System. Ein Notruf geht bei der Leitstelle ein. Diese alarmiert in der Regel den nächstgelegenen Ret­tungswagen und lotst ihn zur Unfallstelle. Bei Bedarf wird ein Notarztwagen, die Polizei oder die Feuerwehr hinzugezogen (vgl. Ausarbeitung von SS 14).

In diesem Prozess müssen eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen werden. Aufgrund des möglichen medizinischen Notfalls und der Sicherung der schnellstmöglichen Versorgung sind diese Entscheidungen in kürzester Zeit fäl­lig. Es sind also höchste Ansprüche an Effektivität und Effizienz sowie Zuverläs- sigkeit des Rettungswagenassistenzsystems zu stellen. In dieser Ausarbeitung gilt diesen Aspekten besondere Berücksichtigung.

2.2 Ergebnisse des Sommersemester 2014

In diesem Abschnitt fasst jede Gruppe die Ergebnisse ihrer Vorgängergruppe aus dem letzten Sommersemester zusammen und legt dar, inwiefern sie in dieser Ausarbeitung an das bereits bearbeitete anknüpft.

Im Sommersemester wurde ein Rettungswagenassistenzsystem entwickelt, mit dessen Hilfe Notrufinformationen und der Standort eines Notfalls an den Ret­tungswagen weitergeleitet werden. Dadurch, dass der Rettungswagen durch die Leitstelle und den Notarzt ständig ortbar ist, wird zum Beispiel Zeit bei der An­fahrt des Notarztes zum Unfallort gespart. Am Unfallort selbst entscheiden die Sanitäter, ob ein Notarzt benötigt wird oder der Kontakt zum Telenotarzt, der mit Hilfe des Systems kontaktiert werden kann, ausreichend ist. Wird kein Notarzt benötigt, entscheidet der Telenotarzt in welches Krankenhaus der Patient ge­bracht wird. Das Krankenhaus wird im Voraus über das Eintreffen des Patienten informiert, sodass Vorbereitungen getroffen werden können. Weitere Funktionen des Rettungsassistenzsystems sind die synchrone und asynchrone Kommunika­tion, das Messen von Vitalparamatern, das EKG und der Ultraschall.

Die von Gruppe 2 im Sommersemester 2014 erstellte Arbeit diente alsGrundlage für die vorliegende Ausarbeitung. Das damalige Semester hatte anfangs die Ak­teure definiert, sowie die Teilsysteme. Darauf aufbauend erstellte die Gruppe 2 ein Umweltdiagramm, aus welchem Use-Cases abgeleitet wurden. Die Grund­idee bestand auch damals bereits in der Verwendung einer App. Diese ist in der jetzigen Arbeit integriert worden und findet umfangreiche Anwendung. Zudem bestanden einige Verbesserungsmöglichkeiten bei der Beschreibung der Korn- munikationssysteme. Diese waren in ihren Funktionen nicht ausreichend be­schrieben. Grundsätzliches wurde übernommen und in diesem Semester weiter­entwickelt. Zusätzlich dazu gibt es einige Neuentwicklungen, welche dem Text entnommen werden können. Der Fokus liegt hierbei auf den verwendeten Apps.

Die Gruppe 3 des letzten Jahres bestand auf Seiten des Sanitäters aus einem robusten, desinfizierbaren Smartphone, einer Datenbrille und einem Head-Set.

Er kommuniziert mit dem Smartphone mit dem Tele-Doktor, mit der Leitstelle über den TETRA-Standard. Die Messwerte, die via Bluetooth an das Handy ge­sendet wurden, werden via WLAN an die Kommunikationseinheit im RTW wei­tergegeben. Im RTW sind zwei Tablets vorhanden, eine Deckenkamera und ein PC über den die Kommunikation koordiniert wird. Außerdem ist die medizinische Standardausstattung integriert. Die Systemanforderungen für den PC, die Tab­lets und das Smartphone wurden erhoben, diese wurden allerdings nicht stark differenziert. Es wurden lediglich die Verbindungen zwischen den einzelnen Ge­raten beschrieben, aber keine genaueren Angaben zu den Anwendungen ge­macht. Ziel dieser Arbeit ist es die Systemanforderungen genauer zu beschrei­ben und grafisch darzustellen. Im Bereich der Netzabdeckung wurde die Abde­ckung der verschiedenen Netze in ganz Deutschland betrachtet und die benötig­ten Datenraten für verschiedene Anwendungen betrachtet. Eine Differenzierung zwischen Stadt und Land ergab keine Ergebnisse. Dieser Teil wird komplett überarbeitet.

In Gruppe 4 wurden im Sommersemester 2014 zwei Prozesse beschrieben und mit Microsoft Visio 2013 visualisiert. Beide Prozesse werden vom Eintreffen des RTW bis zum Abtransport des Patienten beschrieben. Der erste Hauptprozess beschreibt einen Verkehrsunfall. Dabei werden zunächst die Unterprozesse wie Unfallstelle sichern, Alarmierung des Notarztwagens, der Erstkontakt des Notarz­tes zum Patienten sowie die Erstbehandlung des Patienten und Abtransport des Patienten erklärt. Der zweite Hauptprozess ״Myokardinfarkt einer Person im 10. Stock eines Hochhauses“ wurde deutlich kürzer und nur anhand von Aktivitätsdi­agrammen dargestellt. Dabei werden die Unterprozesse Zufahrt, Erstkontakt zum Patient, Erstbehandlung sowohl mit als auch ohne Notarzt und Abtransport des Patienten visualisiert.

3 Brainstorming

3.1 Der Rettungsprozess

In diesem Abschnitt wird der Prozess eines Rettungsdienstes, wie er derzeit in Deutschland umgesetzt wird, dargelegt.

Im ersten Schritt kommt es zur Alarmierung, die durch das Absetzen eines Notru­fes unter der Rufnummer 112 erfolgt. In einer Leitstelle wird der Anruf entgegen genommen und parallel sucht der Computer die zuständige und nächstgelegene Rettungswache heraus. Durch Beantwortung der fünf W-Fragen (Wo, Was, Wie viele, Welche, Warten) erhält die Leitstelle die notwendigen Informationen zum Notruf. Anschließend benachrichtigt die eben kontaktierte Leitstelle die nächstge­legene Rettungswache per Pager1, über diesen Pager werden alle zuvor erfrag­ten Informationen zum Einsatzort übermittelt: Name, Adresse, Uhrzeit, Datum und ein Alarmstichwort, das den entsprechenden Hinweis auf den Notfall gibt. Dieses Stichwort entscheidet, ob ein Notarzt am Einsatzort benötigt wird (Be­cher-Mayr, undatiert).

Die nächstgelegene Rettungswache rückt mit ihrem Rettungstransportwagen (RTW) und je nach Bedarf mit dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) zum Ort des Geschehens aus. Dabei erlaubt der Einsatz von Blaulicht und Martinshorn Son­der- und Wegerechte bei der Anfahrt. Die Ankunft am Unfallort bzw. beim Pätien- ten soll dabei innerhalb von zehn bis maximal fünfzehn Minuten nach Eingang des Notrufes erfolgt sein. Vor Ort werden zunächst die Vitalfunktionen geprüft, der Patient beruhigt und aufgeklärt (DRK Unna, undatiert). Bei der Erstversor­gung des Patienten wird eine Anamnese gestellt, es folgen daraufhin Untersu­chungen, Diagnostiken und Versorgungen. Je nach Bedarf werden vitalerhalten­de Maßnahmen durchgeführt und weitere Kräfte wie Z.B. der Notarzt nachgefor­dert. Parallel zu der Versorgung des Patienten kommt es zur Transportvorberei­tung. Dabei wird der Transportweg zum Rettungsmittel (Fahr-, Wasser- oder Luft­fahrzeug des Rettungsdienstes) abgeklärt.

Das Monitoring am Patienten muss durchgehend gewährleistet werden. Nach­dem der Patient informiert, aufgeklärt und betreut wurde, zusätzliche und not­wendige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt sowie wichtige Dokumente vom Patienten wie Z.B. die Krankenversicherungskarte mitgenommen wurden, erfolgt der Transport mit oder ohne Notarzt in die Klinik. Jedoch muss zunächst geklärt werden in welches Krankenhaus der Transport erfolgt, ob die Fahrtroute bekannt ist und ob eine Voranmeldung notwendig ist, wie Z.B. bei einem Herzinfarkt. Während des Transports wird die präklinische Versorgung dokumentiert, die Si­cherung am Patienten (Anschnallpflicht) sowie die Vitalzeichen fortlaufend über­prüft. Des Weiteren müssen die Angehörigen informiert werden. Eine Vertrauens­volle Beziehung sollte während des gesamten Rettungsprozesses zum Patienten aufgebaut werden. Bei Ankunft in der Klinik wird der Patient an das Kranken­hauspersonal übergeben. Dabei kommt es zu einem Übernahmegespräch zwi- sehen Rettungs- und Krankenhauspersonal inklusive vollständiger Anamnese und Dokumentation sowie der Beschreibung der präklinischen Maßnahmen (Be­cher-Mayr, undatiert; DRK Unna, undatiert).

3.2 Konkrete Vorschläge für das Rettungswagenassistenzsystem

Der derzeitige Rettungsprozess kann durch einige Prozessverbesserungsschritte effizienter gestaltet werden. In diesem Abschnitt werden diese konkret genannt und beschrieben. Es erfolgt eine Einteilung in realistische und unrealistische Ideen.

3.2.1 Realistisch

112-App

Die Optimierung des Rettungsprozesses sollte bereits vor Eintreffen des Ret­tungspersonals an der Unfallstelle vor Ort ansetzen. Die Implementierung einer 112-App mit den folgenden Funktionen könnte zielführend sein.

Die 112-App ist für alle Menschen von Interesse, da hierüber sowohl Notrufe abgesetzt, als auch engagierte und ausgebildete Helfer auf den Plan gerufen, sowie die Kommunikation mit der Rettungsleitstelle stattfinden kann, über die 112-App können mit einem Klick auf das App-Symbol und einem Reiter ״Notruf absenden“ Notrufe an die Notrufzentrale abgesendet werden. Eine Ortung der Signal sendenden Person über eine Kombination aus GPS, Funkzellenortung und WLAN-Daten ist damit möglich (vgl. MEIN NOTRUF, 2015). In Dänemark wird dieses Konzept schon erfolgreich umgesetzt (112-App, 2013).

Die 112-App sollte die Funktion einer Ersthelfer Alarmierung aufweisen. Das be­deutet, dass Smartphone Nutzer, die eine bestimmte Ausbildung im Bereich Ers­te-Hilfe vorweisen können und anderen Menschen helfen möchten, diese Infor­mation in der App hinterlegen können. Eine Ausbildung kann von ״erfolgreich absolvierter Erste-Hilfe-Kurs“ über ״Rettungssanitäter“ bis hin zu ״Arzt“ reichen. Jeder, der sich in Erste-Hilfe-Maßnahmen sicher fühlt, kann sich registrieren. Ein beispielhaftes Pilotprojekt aus dem Kreis Gütersloh (Záhorský, 2015) zeigt, dass dies funktionieren kann. Während der Notrufabsetzende am Unfallort die Notruf­funktion nutzt, sendet die App automatisch ein Signal (Push-Benachrichtigung) an alle registrierten Ersthelfer in einer bestimmten Entfernung (z.B. ein Kilometer vom Unfallort entfernt). Die Nutzer haben die Möglichkeit der Rettungsaktion zu­zustimmen und sich daraufhin unmittelbar zum Unfallort zu begeben. Derjenige, der den Notruf abgesetzt hat (sowie auch die Rettungsleitstelle und der anrü- ekende Rettungsdienst), hat die Möglichkeit, auf einer integrierten Karte die Pos¡- tion derjenigen Ersthelfer einzusehen, die zugestimmt haben und sich zum Un­fallort begeben. Eine Navigationsfunktion navigiert den Ersthelfer zur Einsatzstel­le. Dort angekommen kann der Rettungsdienst mit dem Ersthelfer kommunizie­ren und ihm Anweisungen geben.

Diese Idee ist in Bezug auf Datenschutz und Missbrauch von Ortung kritisch zu hinterfragen und technisch dementsprechend umzusetzen. Die App sollte kosten­los und obligatorisch auf jedem Smartphone und Tablet vorinstalliert sein. Sie soll damit flächendeckend in Deutschland zum Einsatz kommen. Entstehende Kosten könnten bspw. aus Steuergeldern finanziert werden.

Ampelsensor

Für eine freie Fahrt des RTW vom Krankenhaus zur Unfallstelle sollten die Am­peln an den Straßenkreuzungen eingebaute Sensoren, sogenannte Leuchtschil- der-Empfänger, besitzen, statt über einer Fernbedienung aus dem Auto, welche die Ampeln auf Grün umschalten, wird mit Hilfe des Sensors an der Ampel das Blaulicht (Sensor-Sender) vom RTW, Notarztwagen, Polizei und Feuerwehr er­kannt und die entsprechende Ampel wird an der Kreuzung automatisch für einen vordefinierten Zeitraum auf Grün geschaltet (vgl. Ehrenfried, 2013). Eine weitere Möglichkeit einer ״grünen Welle“ zum Unfallort ist, dass die Rettungswache eine Eingriffsmöglichkeit auf die Ampelsteuerung besitzt (Vorrangschaltung) und lan­ge Grünphasen für ausrückende Fahrzeuge zur Unfallstelle dadurch ermöglichen kann (vgl. PRO INNO, 2006). Nach dem Passieren der Ampelkreuzung durch ein Rettungsfahrzeug setzt die Ampel die gewohnte Verkehrsregelung fort. Ziel ist es, einen Zeitverlust der Rettungsfahrzeuge zur Unfallstelle sowie das Risiko eines Unfalls durch einen Rettungsfahrzeug an einer Ampelkreuzung zu minimie­ren bzw. zu vermeiden (vgl. Bosserhoff ,1994).

Head-Up-Display

Ein Head-Up-Display (HUD) wird im Auto genutzt, um Daten auf der Windschutz­scheibe anzuzeigen. Vorteil hierbei ist, dass die Blickrichtung beim Fahren nicht großartig verändert werden muss, um die Informationen zu sehen. Insbesondere die Navigation für eine berechnete Route ist durch ein solches Display in der Windschutzscheibe gut darstellbar. Inzwischen haben alle größeren Automarken ein solches Display integriert in der Frontscheibe bereits im Angebot (siehe Ab­bildungen 1-3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: HUD mit Navigation (Continental Automotive GmbH 2014)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: HUD mit Navigation (Continental Automotive GmbH 2014)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: HUD mit Sicherheitshinweisen (Continental Automotive GmbH 2014)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Mobiles HUD (Garmin Ltd. 2015)

Des Weiteren gibt es noch eine weitere Variante, bei der das Display nicht direkt auf bzw. in der Windschutzscheibe ist, sondern mobil davor positioniert werden kann. Diese Variante lässt sich problemlos zum Nachrüsten nutzen und ist mitun­ter um einiges günstiger als ein in die Scheibe integriertes HUD (Abb. 4).

Ein HUD im RTW soll intelligent navigieren und auch die Kommunikation mit der Leitstelle bzw. dem Unfallort ermöglichen. Eine intelligente Route bezieht nicht nur die zu befahrende Strecke, sondern auch die aktuelle Verkehrslage mit ein und gibt den für den Rettungsfall schnellsten und sichersten Weg als Navigation auf dem HUD aus. Via mobilem Internet ist außerdem die Rettungsleistelle in der Lage, die aktuellen Daten vom Unfallort, wie Z.B. Anzahl der Verletzten sowie Art und Grad der Verletzungen, Anzahl und Funktion der bereits eingetroffenen Ret­tungskräfte und Notärzte, Gesamtlage, direkt an das HUD im Rettungswagen zu senden, sodass sich die Crew des RTWs auf den Einsatz schon während der Fahrt vorbereiten kann. Die Daten erscheinen auf der Scheibe des Beifahrers. Dem Ersthelfer kann über die 112-App eine Anleitung zur Erstbehandlung gege­ben werden. Dieser Lagebericht ist essentiell für die Rettungskräfte und bietet bei schneller Erfassung eine große Zeitersparnis. Auch eine direkte Aufgabenzuwei­sung, Z.B. welcher Patient übernommen werden soll, bei größeren Schadenser­eignissen wäre über diese Informationsverbindung denkbar. Ist der Patient trans­portbereit und wieder im RTW, so zeigt das HUD den wiederum schnellsten und sichersten Weg zum nächsten Krankenhaus. Außerdem können nun die bereits erfassten Patientendaten über ein verknüpfendes System vom Beifahrer an das entsprechende Personal im Krankenhaus gesendet werden. Eine verkürzte Übergabe vor Ort ermöglicht die schnellere Behandlung des Patienten und ver­meidet etwaige Doppeluntersuchungen. So kann dem Verunglückten schneller geholfen werden.

Datenbrille

Die Datenbrille dient, in Ergänzung zum HUD, sowie als alleiniges Hilfsmittel zur Datenerfassung und -Übertragung am Unfallort. Bei einem Notfall ist das schnellstmögliche Eintreffen des Rettungswagens am Einsatzort elementar. Ver­Zögerungen von wenigen Minuten können über Leben und Tod eines Menschen entscheiden. Um zu gewährleisten, dass der Rettungswagen auf dem schnells­ten und kürzesten Weg zum Einsatzort gelangt, sollten Navigationsgeräte ge­nutzt werden. Neben den bereits in den Fahrzeugen existierenden Navigations­geraten (wie Z.B. einem HUD) könnten Datenbrillen als Navigationsunterstützung dienen.

Bei einem Notfall werden die Einsatzkoordinaten dabei automatisch von der Leit­stelle an die Datenbrille des Beifahrers weitergeleitet. Die Navigationsfunktion der Datenbrille berechnet danach die schnellste und sicherste Route zum Ein­satzort und wird laufend mit den aktuellsten Verkehrsinformationen versorgt. Die Berechnung der Route erfolgt somit kontinuierlich, sodass mögliche Verkehrsbe­hinderungen schnellstmöglich erkannt und umgangen werden können. Der Ret­tungssanitäter bekommt, neben den Unfallkoordinaten und der Navigation zum Unfallort, den Einsatzauftrag als Text in der Datenbrille angezeigt (vgl. BRK 2013). Zusätzlich werden ihm bereits bekannte Informationen zum Krankheitsbild und Checklisten zur Erstversorgung sowie Medikamente inkl. Dosierung ange­zeigt und empfohlen, über die Kamera- und Videofunktion der Datenbrille kann der Rettungssanitäter aufgenommene Bilder und Videos per Livestream an das Krankenhaus senden, um sich ggf. von einem konsultierenden Arzt weitere Mei­nungen und Anweisungen einzuholen. Das in der Datenbrille integrierte Mikro dient dabei als Kommunikationsmedium zwischen Krankenhaus und Rettungs­Sanitäter. Das Krankenhaus wiederum erhält über das gesendete Bildmaterial dadurch vorab wichtige Informationen über die Anzahl an verunglückten Perso­nen und kann seinerseits Vorbereitungen für das Eintreffen der an der Unfallstel­le verletzten Personen treffen.

In Zusammenarbeit mit einem HUD im Rettungswagen können die nötigen In­formationen zur Navigation und zum Unfallgeschehen optimal an den Fahrer und den Beifahrer verteilt werden, sodass beide in ihren jeweiligen Aufgaben unter­stützt werden.

Intelligente Untersuchungsgeräte

Die intelligenten Untersuchungsgeräte im RTW sorgen dafür, dass alle Vitalwerte des Patienten automatisch ins Krankenhausinformationssystem (KIS) übertragen werden. Die Rettungskräfte können sich somit vollkommen auf den Patienten konzentrieren und sind von der Dateneingabe befreit. Wenn bereits bekannt wird in welchem Krankenhaus der Patient eingeliefert wird, so werden alle Daten di­rekt in das entsprechende Krankenhaus gesendet. Anhand eines Systems über einem Tablet oder PC im RTW werden alle Daten, auch in der elektronischen Patientenakte, gespeichert. Dem Rettungsdienst stehen alle Informationen des Patienten auf dem Tablet oder Laptop im RTW zur Verfügung.

Das elektronische Stethoskop Z.B. hat eine verbesserte Technologie, die es er­möglicht störende Umgebungsgeräusche zu reduzieren. Des Weiteren werden über eine Bluetooth-Technologie alle Werte des Patienten direkt über das Sys­tem auf dem PC oder Tablet im RTW in Echtzeit übertragen.

Das Elektrokardiogramm (EKG) stellt die Erregungsabläufe im Herzen grafisch da (Hexal, undatiert). Diese Bilder werden aufgenommen und direkt im System abgespeichert. Ferner können diese Werte direkt an das entsprechende Kran­kenhaus weitergeleitet werden.

Auch beim Einsatz des Defibrillators werden die Daten gespeichert und direkt dem Spezialisten im Krankenhaus übermittelt. Der spezialisierte Arzt im Kran­kenhaus kann in Echtzeit den Verlauf des EKGs mitverfolgen sowie bei der Nut­zung des Defibrillators über Videokonferenz dabei sein. Das EKG enthält eine Webcam, die es möglich macht, sich in Echtzeit mit dem Arzt bei Notfällen in Verbindung zu setzen. Diese Echtzeitübertragung in HD wird mit der neuen Funktechnologie via LTE möglich.

Intelligenter Notfallkoffer

Im Notfallkoffer befinden sich Materialen und Medikamente zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen, Verletzungen oder auch Vergiftungen. In jedem Rettungswagen befindet sich ein solcher Koffer, der vom Sanitäter oder Notarzt stets mitgeführt wird.

Nach Entnahme von Medikamenten oder Materialien aus dem Notfallkoffer an der Unfallstelle wäre es sinnvoll einen Scanner oder Sensor im Koffer zu imple­mentieren, der selbst erkennt, was entnommen oder aber auch benutzt worden ist und somit vor dem nächsten Einsatz des Rettungsdienstes ersetzt bzw. aufge­füllt werden muss. Der Sensor/Scanner sollte an einer stelle angebracht werden, die zwangsweise bei der Herausnahme eines Gegenstandes ״passiert“ wird. Per Funk/W-LAN soll eine Bedarfsliste mit den fehlenden Medikamenten bzw. Mate­rialien an das Krankenhaus oder den Ort, an dem der Koffer wieder aufgefüllt wird, übermittelt werden. Dies sollte natürlich automatisch geschehen, sodassdie Sanitäter oder der Notarzt dadurch keinen zusätzlichen Aufwand haben und sich ausschließlich auf den Patienten konzentrieren können. Idealerweise werden dann die fehlenden Medikamente bzw. Materialien frühzeitig herausgesucht, so­dass der Koffer beim Eintreffen des Rettungsdienstes sofort aufgefüllt werden kann und bereit für den nächsten Einsatz ist. Ergänzend kann das System an das Bestellmanagement geknüpft werden, sodass beim Erreichen einer Min­destmenge im Lager die benötigte Ware sofort und automatisch nachbestellt wird.

[...]


1 Definition Pager gemäß Duden (2013): Funkgerät, das durch ein Signal anzeigt, dass eine Meldung gewünscht wird.

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Entwicklung eines mobilen Rettungswagenassistenzsystems
Hochschule
Fachhochschule Flensburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
61
Katalognummer
V437218
ISBN (eBook)
9783668785427
ISBN (Buch)
9783668785434
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Assistenzsystem, Rettungswagen, mHealth
Arbeit zitieren
Susann Schultz (Autor:in), 2015, Entwicklung eines mobilen Rettungswagenassistenzsystems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437218

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Entwicklung eines mobilen Rettungswagenassistenzsystems



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden