Stoffungebundene Süchte. Adipositas in der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2018

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition

3. Klassifikation
3.1 Klassifikation nach ICD – 10
3.2 Klassifikation nach DSM – 5
3.3 Ätiologische Klassifikation nach Bray (1992)

4. Untersuchungsmethoden
4.1 Anamnese
4.1.1 Familienanamnese
4.1.2 Gewichtsanamnese
4.1.3 Medikamentenanamnese
4.1.4 Anamnese zum allgemeinen Befinden und der Lebendqualität
4.1.5 Ernährungsanamnese
4.1.6 Aktivitätsanamnese
4.2 Körperliche Untersuchungen
4.3 Laboruntersuchungen
4.4 Apparative Untersuchungen

5. Ursachentheorien
5.1 Psychologische Ursachen
5.2 Genetische Ursachen
5.3 Positive Energiebilanz als Ursache
5.4 Veränderter Lebensstil als Ursache

6. Folgen
6.1 Folgen im Kardiovaskulären System
6.2 Folgen in der metabolischen (stoffwechselbedingt) und hormonellen Funktion
6.3 Folgen im respiratorischen System (Atmungssystem)
6.4 Weitere Folgen

7. Therapiemethoden
7.1 Chirurgische Therapie
7.2. Medikamentöse Therapie
7.3 Medizinprodukte
7.4 Diäten
7.5 Kognitive Verhaltenstherapie

8. Verbreitung und Entwicklung
8.1 Deutschland
8.2 Weltweit

9. Der Beratungsprozess
9.1 Erster Schritt: Verhaltensdiagnose
9.2 Zweiter Schritt: Zieldefinition
9.3 Dritter Schritt: Zielhierarchie
9.4 Vierter Schritt: Maßnahmenplanung

10. Schlusswort

11. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Adipositas ist eine weltweit auftretende Krankheit, die in den nächsten Jahren noch mehr an Präsenz gewinnen wird. Eine deutschlandweite Erhebung (2008), ausgeführt vom Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, im Auftrag von dem Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, ergab, dass 40,4% der Gesamtbevölkerung Normalgewicht besitzen, 37,4% übergewichtig sind und 20,8% an Adipositas erkrankt sind. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung leidet also an Übergewicht. Adipositas ist auch längst nicht mehr nur in der älteren Schicht der Bevölkerung präsent. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene leiden unter dieser Krankheit. (vgl. Internet 1)

In dieser Ausarbeitung möchte ich mich also dem Krankheitsbild der Adipositas befassen, aber auch auf die Behandlungsmöglichkeiten und die Verbreitung eingehen. Den Beratungsprozess eines Sozial Arbeiters bei adipösen Patienten werde ich in dieser Arbeit außerdem betrachten.

2. Definition

„Adipositas ist definiert als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts.“ (vgl. Internet 2)

Anhand des Body Mass Index (BMI) wird die Gewichtsklassifikation vorgenommen. Der Quotient aus dem Gewicht und der Körpergröße zum Quadrat ergibt den BMI – Wert, der dann verschiedenen Kategorien zugeordnet werden kann. Die Kategorien sind Untergewicht (BMI unter 18,5), Normalgewicht (BMI 18,5 – 24,9), Übergewicht (BMI 25,0 – 29,9), Adipositas Grad I (BMI 30,0 – 34,9), Adipositas Grad II (BMI 35,0 – 39.9) und Adipositas Grad III (BMI über 40,0). (vgl. Internet 2)

Jedoch wird die Diagnose Adipositas nicht nur aufgrund des BMI – Wertes erteilt, es wird auch der WHR (waist/hip ratio), welcher der Quotient aus Taillen- und Hüftumfang ist, mit einbezogen, da dieser Wert die Fettverteilung beschreibt. Die Messungen zur Berechnung des WHR werden immer im Stehen ausgeführt und in der Mitte zwischen dem Beckenkamm und dem Rippenbogen und auf der Höhe trochanter major, dem Oberschenkelknochen, vorgenommen. (vgl. Pudel u.a. 2003, S. 4)

3. Klassifikation

3.1 Klassifikation nach ICD – 10

Die Adipositas wird in dem ICD – 10 (Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision) als „Adipositas und sonstige Überernährung“ unter E65 bis E68 in Kapitel IV aufgeführt. E66 nennt speziell die Adipositas mit ihren Subkategorien. (vgl. Pudel u.a. 2003, S. 3)

3.2 Klassifikation nach DSM – 5

Die Entstehung der Adipositas liegt grundsätzlich keinen psychopathologischen Faktoren zugrunde und wird deswegen nicht als Essstörung bezeichnet. Aus diesem Grund ist die Adipositas nicht im DSM – 5 (Diagnostic and Statistical Manual for Mental Disorders) aufgenommen worden. (vgl. Pudel u.a. 2003, S. 3)

3.3 Ätiologische Klassifikation nach Bray (1992)

Die Klassifikation nach Bray von 1992 ist in endo- und exogene Ursachen einegteilt und umfasst Genetische Syndrome, neuroendokrine Adipositas, iatrogene Adipositas, Überernährung und Inaktivität. (vgl. Wirth 2000, S. 10)

4. Untersuchungsmethoden

4.1 Anamnese

Verschiedene Anamnesen bei Adipositas – Patienten sind von besonders großer Bedeutung, da diese Hinweise auf die Krankheitsentwicklung geben und bei der Bestimmung von Therapiemethoden ausschlaggebend sind. (vgl. Wirth 2000, S. 13)

4.1.1 Familienanamnese

Die Familienanamnese dient dazu, das Essverhalten innerhalb der Familie und dem persönlichen Umkreis zu erfahren. Besonders bei adipösen Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, zu erfahren welche Ernährungsgewohnheiten bzw. – Traditionen innerhalb der Familie existent sind. Eine Familienanamnese sollte immer durchgeführt werden, da „ca. 40% aller Adipösen eine familiäre Disposition besteht“. (vgl. Wirth 2000, S. 13)

4.1.2 Gewichtsanamnese

In einer Gewichtsanamnese wird der Gewichtsverlauf erfragt. Es wird auf den Zeitpunkt der Entstehung des Übergewichtes, die Dauer, den Verlauf und das maximal erreichte Gewicht eingegangen. Durch diese Art der Anamnese werden Ursachen wie z.B. Gewichtszunahme durch diverse Lebenskrisen aufgedeckt. (vgl. Wirth 2000, S. 13-14)

4.1.3 Medikamentenanamnese

Die Medikamentenanamnese ist von großer Wichtigkeit, da eine positive Energiebilanz häufig durch Medikamente initiiert werden könnte. Östrogene, Antidepressiva und Insulin gehören beispielhaft zu solchen Arzneimitteln. (vgl. Wirth 2000, S. 14)

4.1.4 Anamnese zum allgemeinen Befinden und der Lebendqualität

Eine Anamnese zum allgemeinen Befinden und der Lebensqualität wird bei adipösen Patienten stets durchgeführt. Beschwerden wie eingeschränktere Bewegungsmöglichkeit und geringeres Belastungsvermögen sind jedoch nicht die bedeutendsten Probleme. Psychosoziale Beschwerden sind oft für die Patienten von größerer Bedeutung. Denn mit der Adipositas kommen häufig negative Erfahrungen im sozialen Bereich, wie z.B. Diskriminierung, und eine Verminderung des Selbstwertgefühls. (vgl. Wirth 2000, S. 14)

4.1.5 Ernährungsanamnese

Bei dieser Art der Anamnese wird der Fokus auf die Art und Menge der Nahrung gelegt, aber auch auf das Essverhalten. Unter Verwendung verschiedener Hilfsmittel, wie z.B. Protokollen, wird das Essverhalten festgehalten. Anhand dieser Dokumente kann man eventuelle Fehlernährung erkennen, aber auch Essstörungen. (vgl. Wirth 2000, S. 14)

4.1.6 Aktivitätsanamnese

Die Aktivitätsanamnese erfasst die körperliche Betätigung der Patienten. Da Adipositas durch eine positive Energiebilanz ausgelöst wird, muss die physische Inaktivität betrachtet werden. Oft tätigen Adipositaspatienten falsche Angaben über ihre Aktivitäten. Ein Bewegungsprotokoll soll diesem Problem Abhilfe schaffen, also die Zuverlässigkeit der Angaben verbessern. (vgl. Wirth 2000, S. 14)

4.2 Körperliche Untersuchungen

Neben der Anamnese werden bei adipösen Patienten auch körperliche Untersuchungen durchgeführt. Diese sollen den Nachweis bzw. den Ausschluss von sekundären Ursachen aber auch von Komorbiditäten, also Begleiterkrankungen, darlegen. (vgl. Wirth 2000, S. 14-15) Bei der Untersuchung wird das Körpergewicht, die Körpergröße, der Bauchumfang, der Gefäß- und Gelenkstatus und der Blutdruck erfasst. Außerdem wird eine Inspektion der Genitalien vorgenommen. (vgl. Internet 3)

4.3 Laboruntersuchungen

Labortechnische Untersuchungen werden aus dem Selben Grund wie körperliche Untersuchungen durchgeführt, um sekundäre Ursachen und Komorbiditäten auszuschließen bzw. nachzuweisen. (vgl. Wirth 2000, S. 15) Untersucht wird der Blutzuckerwert, nüchtern und postprandial, der Harnsäurewert, der Lipidstatus und der Schilddrüsenwert. (vgl. Internet 3)

4.4 Apparative Untersuchungen

Bei adipösen Patienten sollten apparative Untersuchungen regelmäßig durchgeführt werden. Ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Belastungskardiogramm gehören unter anderem dazu. 24 – Stunden – Blutdruckmessungen, Schlaf – Apnoe – Screenings, Echokardiographien usw. werden, wenn es erforderlich ist, dazu ergänzend durchgeführt. (vgl. Internet 3)

5. Ursachentheorien

„Adipositas entsteht als Interaktion von evolutionsbiologischen, genetischen Dispositionen und Umweltbedingungen […].“(vgl. Pudel u.a. 2003, S. 23)

5.1 Psychologische Ursachen

Viele verschiedene Studien versuchten eine gemeinsame Persönlichkeitsstruktur bei Übergewichtigen zu finden, um eine psychologische Ursache der Adipositas festzustellen. Jedoch sind die Befunde genauso unterschiedlich wie bei normalgewichtigen Personen.

Einige psychische Befunde, wie z.B. ein gemindertes Selbstwertgefühl, wurden häufiger bei Adipösen festgestellt. Diese Störungen folgen lediglich aus der Erkrankung und sind nicht für sie verantwortlich.

Die „Binge Eating Disorder“, eine Untergruppe der Adipositas, hat jedoch ihren Ursprung in einer psychischen Störung. Patienten, die darunter leiden, haben sich wiederholende Essattacken. Durch diese Attacken erhalten die Bertoffenen eine positive Energiebilanz, die zu Übergewicht führt.

Adipositas hat also seinen Ursprung nicht in einer psychischen Störung, weshalb es auch nicht im DSM V aufgenommen worden ist. (vgl. Pudel u.a. 2003, S. 16-17)

5.2 Genetische Ursachen

Ob Adipositas im Zusammenhang mit der genetischen Veranlagung steht, untersuchte 1986 der anerkannte Adipositasforscher Albert Stunkard aus Philadelphia.

Der Forscher verglich in Schweden und Dänemark den Body Mass Index von in frühester Kindheit adoptierter Personen und deren Adoptiveltern. Er machte außerdem die biologischen Eltern der Kinder ausfindig und ermittelte bei ihnen ebenfalls den Body Mass Index.

Der BMI der Eltern und ihrer biologischen Kinder wies eine große Gemeinsamkeit auf, während beim BMI der Zieheltern zu ihren Adoptivkindern kaum eine Übereinstimmung festgestellt werden konnte.

Anhand dieser Studie kam Albert Stunkard auf das Ergebnis, dass es eine erhebliche genetische Disposition in der Gewichtsregulierung geben müsste. (vgl. Pudel u.a. 2003, S. 17)

5.3 Positive Energiebilanz als Ursache

Vermehrte Nahrungsaufnahme und zu wenig Bewegung führen zu einer positiven Energiebilanz, die Übergewicht verursacht. Doch nicht nur die übermäßige Menge an Nahrung führt dazu, eine falsche Nährstoffrelation trägt auch dazu bei. Jedoch sind sich die Wissenschaftler und Ernährungsexperten nicht einig, welche Nährstoffe die Ansammlung von Fett begünstigen. Einige behaupten, ein höherer Kohlenhydratanteil in der Nahrung führe eher zu einer Gewichtszunahme (vgl. Pudel u.a. 2003, S. 20) und andere das gesättigte Fettsäuren und kurzkettige Kohlenhydrate der Auslöser dafür sei. (vgl. Funk o.J.)

5.4 Veränderter Lebensstil als Ursache

In der heutigen Zeit erlernen Kinder und Jugendliche kaum noch den richtigen Umgang mit Lebensmitteln – weder zu Hause, noch in der Schule. Der dauerhafte Zugang zu Süßigkeiten und das Überangebot von günstigen Fast – Food – Angeboten fördern die schlechte Ernährung, bei Kindern und Erwachsenen. In den Haushalten wird auch immer weniger gekocht, weil angeblich oft die Zeit dazu fehle. So greifen die Leute immer öfter zu den billigen Fertig – Alternativen, welche in den meisten Fällen in keinem Zusammenhang mit gesunder Ernährung stehen. (vgl. Dobmeier 2016)

6. Folgen

Adipositas führt neben einem hohen, psychischen Leidensdruck auch zu vielen Folgekrankheiten. Oft wird dabei von den Patienten das körperliche Risiko unterschätzt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Stoffungebundene Süchte. Adipositas in der Sozialen Arbeit
Hochschule
Brandenburgische Technische Universität Cottbus
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
14
Katalognummer
V435499
ISBN (eBook)
9783668765474
ISBN (Buch)
9783668765481
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
stoffungebundene, süchte, adipositas, sozialen, arbeit
Arbeit zitieren
Johanna Ida Blume (Autor:in), 2018, Stoffungebundene Süchte. Adipositas in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435499

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