Einbeziehung des Werks "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948" von Binjamin Wilkomirski in einer Unterrichtsreihe für die Einführungsphase eines Gymnasiums


Hausarbeit, 2018

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Bruno Dössekker alias Binjamin Wilkomirski

3. Vorstellung der Unterrichtsreihe
3.1 Unterrichtssequenz
3.1.1 Aufbau
3.1.2 Lernziele
3.1.3 Verankerung im Lehrplan
3.2 Unterrichtssequenz
3.2.1 Aufbau
3.2.2 Lernziele
3.2.3 Verankerung im Lehrplan
3.3 Unterrichtssequenz
3.3.1 Aufbau
3.3.2 Lernziele
3.3.3 Verankerung im Lehrplan

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Fake News begegnen uns heute alltäglich in den Medien, auffallend oft im Internet oder auf sozialen Netzwerken; es sind breitgestreute Meldungen, die nicht der Wahrheit entsprechen. Schülerinnen und Schüler sind zunehmend mit Fake News konfrontiert, haben inzwischen vermutlich von dem Wort gehört, doch können sie meist nicht als solche identifizieren, geschweige denn die dahinter stehende Absicht erkennen. Auch früher existierten schon solche Falschmeldungen; im Rahmen dieser Ausarbeitung beschäftige ich mich speziell mit dem Buch "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948“ von Binjamin Wilkomirski, welches von 1998 bis 2000 gerade in Deutschland eine große, emotionale Debatte ausgelöst hat. Die mitreißende Erzählung seiner Kindheit zur Zeit des Nationalsozialismus stellte sich 1998 als „Fake News“ heraus.

Diese Ausarbeitung beschäftigt sich mit der Frage, wie das Werk „Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948“ von Binjamin Wilkomirski in einer Unterrichtsreihe für die Einführungsphase eines Gymnasiums aufgegriffen und dabei der Bogen zum postfaktischen Zeitalter geschlagen werden kann. Dafür wird eine Unterrichtseinheit für den Deutschunterricht der Sekundarstufe II für die 10. Klasse an Gymnasien vorgestellt, welche die Geschichte Bruno Dössekkers alias Binjamin Wilkomirski beinhaltet. Mit Einbeziehung seines Werkes „Bruchstücke“ wird der Unterricht fächerübergreifend gestaltet, da das Buch und die darin beschriebene Thematik einen geschichtlich hohen Stellenwert haben. Anhand der Rekonstruktion eines authentischen Beispiels erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie professionell Fake News gestaltet sein können. Ebenso wird der Bogen zur Neuzeit geschlagen und auch die heutzutage im Internet kursierenden Fake News werden Inhalt der Unterrichtsreihe. Neben den Merkmalen von Falschmeldungen werden auch Manipulationsmethoden vermittelt, ebenso wie mögliche Methoden zur Entlarvung von Fake News. So wird der Fokus auf das postfaktische Zeitalter um- geschlagen.

Im Folgenden wird das Leben des Bruno Dössekkers von seiner Kindheit bis hin zu der Veröffentlichung seiner Autobiografie thematisiert. Im Anschluss daran wird die dazu passende Unterrichtsreihe vorgestellt. Die Unterrichtsreihe teilt sich in drei Unterrichts- sequenzen auf; zu jeder Unterrichtssequenz folgt eine kurze Erläuterung über den Aufbau, die zu vermittelnden Lernziele und die Verankerung im Lehrplan. Letzteres bezieht sich auf die Kompetenzerwartungen und die inhaltlichen Schwerpunkte bis zum Ende der Einführungsphase in Nordrhein-Westfalen. Zum Ende hin ziehe ich ein Fazit, in welchem ich die Ergebnisse resümiere und auf die von mir gestellte Fragestellung abschließend Bezug nehme.

2. Bruno Dössekker alias Binjamin Wilkomirski

Bruno Dössekker wurde am 12.02.1941 in Biel als Sohn von Yvonne Grosejean geboren. Nachdem diese verstorben war, kam Bruno in verschiedenen Pflegefamilien, ab März 1947 wurde er in das Kinderheim Sonnenhalde im Kurort Adelboden gebracht. Schon kurze Zeit später wurde er von dem Ehepaar Dössekker aus Zürich adoptiert. Bruno hatte gewiss keine gute Kindheit, ohne richtige Bezugsperson lebte er mit seinen Adoptiveltern auf einem Bauernhof und wurde des Öfteren von seiner Adoptivmutter vergewaltigt. Bruno häufte sich im Laufe der Jahre eine Büchersammlung zum Holocaust an und entwickelte sich zum "besessenen Rechercheur" (vgl. Mächler 2000). 1995 veröffentlichte er im zur Suhrkamp-Gruppe gehörenden, jüdischen Verlag, seine Autobiographie mit dem Titel "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948“. Hier erzählt er unter dem Namen Binjamin Wilkomirskis aus der Ich-Perspektive über seine Zeit im Nationalsozialismus, wie er sich mit seinen Brüdern auf einem Bauernhof in Polen versteckte, doch letztendlich verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager gebracht wurde. Glücklicherweise konnte er befreit werden und kam in einem Waisenhaus in Krakau unter, wo er in den 1950er Jahren von einem Ehepaar aus der Schweiz adoptiert wurde (vgl. Wilkomirski 1995).

Das alles klingt nach einer mitreißenden, emotionalen Geschichte; das Buch verkaufte sich über 67000-mal und wurde in 12 Sprachen übersetzt. Bruno selbst erhielt drei bedeutende Preise für sein Werk und trat bei Gelegenheiten selbst als Zeitzeuge auf. Bei seinen öffentlichen Auftritten fügte er mündlich weitere Aussagen hinzu, wie beispielsweise die Namen der Konzentrationslager, in denen er gefangen gehalten wurde, oder auch den Fakt, dass er selber Opfer von Menschenversuchen wurde (vgl. Mächler 2000). 1998 jedoch geschah das Unerwartete: der schweizer Autor Daniel Ganzfried sprach den ersten öffentlichen Verdacht aus, dass Binjamin Wilkomirski gar nicht existiere, sondern Bruno Dössekker sich als dieser ausgebe und seine Autobiographie demnach nicht der Wahrheit entspreche. Durch amtliche Dokumente und Zeugenbefragungen konnte diese Hypothese schließlich für wahr befunden werden und so begann eine große und emotionale Debatte (vgl. Mächler 2000). Schnell stellte man sich die Frage, ob Bruno Dössekker ein eiskalter, systematisch vorgehender Fälscher sei oder ob es sich hier eher um Erinnerungs- verfälschung handle. Dössekker Aussage gegenüber den Ungläubigen: "Wenn Leute diese Erinnerungen nicht anerkennen, ist es, als versuchten sie einen noch mal umzubringen“ (De Winter 1998). Letzten Endes zog Suhrkamp, gefolgt von einigen ausländischen Lizenz-Verlagen, "Bruchstücke" vom Verkauf zurück.

3. Vorstellung der Unterrichtsreihe

Die folgende Unterrichtsreihe ist für den Deutschunterricht in der Einführungsphase eines Gymnasiums, heißt auf eine 10. Klasse, ausgelegt. Unterteilt ist die Reihe in drei Sequenzen, welche je eine Doppelstunde in Anspruch nehmen. Vorauszusetzen ist, dass die Schülerinnen und Schüler bereits im Vornherein die Zeit des Nationalsozialismus im Rahmen des Geschichtsunterricht ausführlich behandelt haben und Vorwissen mitbringen.

3.1 Unterrichtssequenz 1

3.1.1 Aufbau

In der ersten Unterrichtssequenz erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Ausschnitt aus dem Buch "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948“ von Binjamin Wilkomirski. Sie erhalten weder Vorinformationen zum Inhalt des Buches noch zum Autor. Aufgabe ist es nun, den Text (jeder für sich) zu lesen und die Kernpunkte stichwortartig zusammen- zufassen. Im Anschluss daran werden der Text und die darin geschilderten Erlebnisse besprochen. Nun folgt der Wendepunkt der Unterrichtsstunde: die Lehrperson hat die Aufgabe, die Jugendlichen darüber aufzuklären, dass bei der vorliegenden Autobiografie etwas nicht stimme. Zunächst einmal machen sich die Schüler gemeinsam mit ihrem Sitznachbarn Gedanken dazu; danach werden die Ideen im Unterrichtsgespräch besprochen. Falls niemand auf die gewünschte Lösung kommt, klärt die Lehrperson nun darüber auf, dass Binjamin Wilkomirski nie existiert hat, sondern dass das Buch von Bruno Dössekker verfasst wurde. Dabei wird das Werk jedoch nicht als Fiktion bezeichnet. Hier bietet es sich an, Kopien aus dem Werk "Der Fall Wilkomirski. Über die Wahrheit einer Biographie."

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Einbeziehung des Werks "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948" von Binjamin Wilkomirski in einer Unterrichtsreihe für die Einführungsphase eines Gymnasiums
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Sprachdidaktik
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
12
Katalognummer
V434871
ISBN (eBook)
9783668773967
ISBN (Buch)
9783668773974
Dateigröße
547 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
werk, bruchstücke, kindheit, binjamin, wilkomirskis, unterrichtsreihe, einführungsphase, gymnasiums, bogen, zeitalter
Arbeit zitieren
Michelle Weiser (Autor:in), 2018, Einbeziehung des Werks "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948" von Binjamin Wilkomirski in einer Unterrichtsreihe für die Einführungsphase eines Gymnasiums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434871

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