Diminutiva im Deutschen


Wissenschaftliche Studie, 2015

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorüberlegungen
2.1 Auswahl einer geeigneten Forschungsmethode
2.2 Auswahl repräsentativer Wörter zur Diminutivuntersuchung

3. Fragebogen

4. Auswertung
4.1 Erstellung neuer Wortschatzkarten
4.2. Beschreibung und Interpretation der erhobenen Daten

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Die Diminutiva werden in der Sprachwissenschaft zum Teilgebiet der Dialektologie gezählt, welches im Vergleich zu anderen Disziplinen innerhalb dieser Fachrichtung bis heute noch relativ wenig Beachtung gefunden hat. Während es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch einige Untersuchungen zur Entstehung und zu den lautlichen Bedingungen gibt, mit Hilfe derer sich die verschiedenen Diminutivformen erklären lassen,[1] gibt es insbesondere seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum noch Untersuchungen bezüglich dieses sprachlichen Phänomens. Aufgrund dessen gestaltete sich auch die Literaturrecherche für die nachfolgende Arbeit weniger ergiebig als erhofft. Insbesondere Kartierungen, die die Verwendung der Diminutivendungen des gesamten deutschen Sprachraums abbilden, sind bis auf den „dtv Atlas Deutsche Sprache“[2] in den uns zugänglichen Bibliotheken nicht zu finden gewesen.

Da die Erhebungen dieses Sprachatlasses jedoch auf die Mitte des 20. Jahrhunderts zurückgehen, erschien eine erneute Untersuchung des Gebrauchs der Diminutivendungen im gesamten deutschen Sprachraum äußerst interessant. Ebenso ließ die große zeitliche Spanne seit der letzten Erhebung vermuten, dass sich ein deutlicher Wandel in der Diminutivverwendung beobachten lassen würde. Hieraus ergaben sich für uns die folgenden Forschungsfragen, auf denen unsere weitere Untersuchung aufbauen würde: ‚Welche Verwendungen von Diminutivendungen lassen sich aktuell im deutschen Sprachraum feststellen?‘, sowie daraus resultierend: ‚Lassen sich Unterschiede zu früheren Erhebungen bzw. innerhalb verschiedener Generationen nachweisen?‘.[3]

Zu Beginn dieser Seminararbeit werden die Vorüberlegungen für die folgende Forschungsarbeit der „Diminutiva im Deutschen“ vorgestellt. Wie oben bereits kurz erwähnt, gehören zu diesen zum einen die anfängliche Recherche bezüglich bereits vorhandener Untersuchungsergebnisse und daraus resultierend die Formulierung der Forschungsfragen, zum anderen die sinnvoll erscheinende Zusammenstellung repräsentativer Wörter, ebenso wie die Auswahl einer geeigneten Umfragemethode. Für Letztere erschien der Fragebogen als passend. Dessen Konzipierung, Testung und Durchführung werden anschließend genauer beschrieben. Auch die Reflexion dabei aufgetretener Schwierigkeiten und deren Behebung, so zum Beispiel Umformulierungen der Anweisungen und Fragen, werden hierbei erläutert. Zuletzt werden die erhobenen Umfrageergebnisse ausgewertet und analysiert. Hierzu haben wir selbstständig Karten[4] erstellt, welche die Verteilung der unterschiedlichen Diminutivendungen und ihre Verwendungsgebiete im deutschen Sprachraum darstellen. Diese neuen Karten orientieren sich maßgeblich an jenen, welche bereits hinsichtlich der Vorüberlegungen verwendet wurden. Daraus ergab sich die Möglichkeit, die neu gewonnen Daten mit den früheren Ergebnissen möglichst genau zu vergleichen. Zu erwarten waren hierbei diverse Veränderungen, so beispielsweise der Wegfall einer Diminutivform in bestimmten Sprachgebieten oder eine Vereinheitlichung in einem Sprachraum, in dem zuvor unterschiedliche Diminutivendungen zu finden waren, ebenso wie die mögliche Folge der weiteren Diversifizierung von Sprachgrenzen.

2. Vorüberlegungen

Zu Beginn unserer Forschungsarbeit stand die Literaturrecherche, um einen ersten Einblick in die Thematik zu erhalten. Während es einige Werke gibt, die sich mit der Theorie der Diminutivbildung und deren historischer Entstehung beschäftigen, sind insbesondere Kartierungen eher schwierig zu finden und nicht für alle Sprachgebiete verfügbar. Neben dem „dtv Atlas Deutscher Sprache“ gibt es vor allem Kartierungen des Bayerischen Sprachraums. Wir nutzten überwiegend die Diminutivverteilungskarten des „dtv Atlasses Deutscher Sprache“[5], des „Kleinen Bayerischen Sprachatlasses“[6] sowie des „Kleinen Sprachatlasses von Bayerisch-Schwaben“[7], um uns einen ersten Überblick über die im deutschen Sprachraum verwendeten Diminutivendungen, wie auch über ihre Verwendungsgebiete zu verschaffen. Da die Erhebungen des „dtv Atlasses Deutscher Sprache“ jedoch bereits 75 Jahre[8] zurückliegen und dieser das einzige Werk ist, welches einen vollständigen Überblick über den Diminutivgebrauch des gesamten deutschen Sprachraums gibt, stellte sich uns die Frage, inwieweit diese Karte auch heute noch aktuell ist, bzw. in welchen Sprachgegenden sich seither ein feststellbarer Wandel in der Diminutivverwendung vollzogen hat.

Bei der Betrachtung des „dtv Atlasses Deutscher Sprache“ fiel als Erstes der deutliche „Nord-Süd-Gegensatz“[9] auf. Diesem zufolge ließ sich das Sprachgebiet der damaligen Zeit grob in drei Teile untergliedern. Während man im Norden vorrangig Diminutivendungen wie -ken, -jen oder auch nur - ke und -je fand, herrschte im mitteldeutschen Sprachraum in erster Linie die Diminutivendung -chen vor. Auch eine Begründung für diesen Unterschied ist in diesem Werk zu finden. Durch die zweite Lautverschiebung, welche ca. im 6. Jhd. stattgefunden hat, bildete sich im mitteldeutschen Sprachraum die Endung -chen heraus, während im Norden die Endung -ken beibehalten wurde und sich teilweise durch Palatalisierung zu -j -Formen im Nordwesten veränderte. Im Süden des damaligen deutschen Sprachgebietes ließen sich dagegen vielfältige Formen finden, die jedoch stets ein -l- enthielten, so etwa -le, -la, -li, -el oder auch nur -l.[10]

Dass diese Karte jedoch nur eine grobe Darstellung über den Diminutivgebrauch gibt, zeigte ein Vergleich mit dem „Kleinen Bayerischen Sprachatlas“ und dem „Kleinen Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben“. Ersterer nennt allein für die Sprachlandschaften in Bayern knapp 15 verschiedene Diminutivendungen und unterscheidet darüber hinaus zwischen Singular- und Pluralformen. Aufgrund dessen entschieden wir später, dass auch in der geplanten Erhebung die verschiedenen Numeri berücksichtigt werden sollen. So unterteilt dieser Sprachatlas allein das bayerische Sprachgebiet in drei bzw. vier Bereiche, welche sich unter die übergreifenden Diminutivendungen -chen, -le, -lein und -(er)l sortieren lassen, und führt zudem bei Singular und Plural beispielweise die Unterscheidung -la/-li oder auch -le/-la an.[11]

2.1 Auswahl einer geeigneten Forschungsmethode

Um empirisch fundiert forschen zu können, benötigten wir eine geeignete Forschungsmethode. Da wir den gegenwärtigen Diminutivgebrauch im deutschen Sprachraum ermitteln und untersuchen wollten, erschien eine Umfrage als geeignet. Es boten sich somit das Interview und der Fragebogen an. Im Gegensatz zum Interview erwies sich die Fragebogenmethode zum einen als weitaus zeitsparender und zum anderen als effizienter. Während wir für das Interview jede Testperson persönlich hätten befragen müssen und bei weitem nicht den ganzen deutschen Sprachraum hätten abdecken können, konnten wir durch die Möglichkeit der Onlineumfrage, zumindest theoretisch, Dialektsprecher des gesamten deutschen Sprachgebiets erreichen.[12] Diese konnten somit eigenständig und zeitlich ungebunden den Fragebogen ausfüllen. Hinzu kam, dass wir mit der Untersuchung der Diminutiva in erster Linie auf morphologischer Ebene arbeiten würden und somit die Aussprache der Diminutiva bzw. die Phonologie sekundär war. Es war also völlig ausreichend, die Antworten der Testpersonen in geschriebener Form zu erfassen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Onlinefragebogens gegenüber einem persönlich geführten Interview war die Zielgruppe der Umfrage. Vor allem die jüngere Generation konnte durch diese Methode erreicht werden, wodurch wir viele Antworten erhalten würden, welche uns einen Generationenvergleich ermöglichen würde.

2.2 Auswahl repräsentativer Wörter zur Diminutivuntersuchung

Bei der Wortauswahl für den Fragebogen wurde zur Orientierung erneut auf den „dtv Atlas Deutsche Sprache“ und den „Kleinen Bayerischen Sprachatlas“ zurückgegriffen. In diesen ließen sich die Beispielwörter Hund, Haus, Stuhl sowie Kette und Loch finden, welche in unsere Umfrage mit aufgenommen wurden. [13] Bei der Auswahl weiterer Beispiele sind wir zunächst nach unserem subjektiven Sprachgefühl gegangen und haben nach Wörtern gesucht, von denen wir selbst Diminutivformen verwenden, beziehungsweise nach Wörtern, die auch in der alltäglichen Sprache innerhalb unseres Umfeld oft als Diminutiv gebraucht werden. So konnten wir Wörter wie etwa Bilderrahmen ausschließen. Kaum jemand würde dieses Wort mit einer Diminutivendung versehen und ?Bilderrähmchen oder ?Bilderrähmlein sagen.[14] Deswegen entschieden wir uns hier für Tisch, Bett, Pflanze, Fahne sowie Stein als weitere Beispielwörter. Neben diesen boten sich auch Wörter aus dem Tierreich, wie Schwein, Katze und Lamm an. Zudem entschieden wir uns für zwei Wörter mit dem ich-Laut [c̹] bzw. ach-Laut [x], da diese mit der Diminutivendung -chen eine „phonetische Unverträglichkeit“[15] darstellen und dieses somit bei solchen Wörtern oftmals durch die Endung -lein ersetzt wird, „um das ungünstige Aufeinandertreffen von zwei ch-Lauten zu verhindern.“[16] Zusätzlich zu dem bereits aus dem bayerischen Sprachatlas ausgewählten Wort Loch, fiel die Auswahl auf Bach und Licht. Im Endeffekt erhielten wir so eine Auswahl von insgesamt 15 repräsentativen Wörtern, deren Singular- und Pluralformen im weiteren Verlauf untersucht werden sollten.

[...]


[1] Für einen ersten Einblick dienten hierbei die Werke von.: Polzin, Albert (1.Auflage 1901): Studien zur Geschichte des Deminutivums im Deutschen. Straßburg: Trübner. Als auch vonF: Ettinger, Stefan (2. Auflage 1980): Form und Funktion in der Wortbildung. Die Diminutiv- und Augmentativmodifikation im Lateinischen, Deutschen und Romanischen (Portugiesisch, Spanisch, Italienisch und Rumänisch). Ein kritischer Forschungsbericht 1900 – 1975. Tübingen: Narr Studienbücher.

[2] Vgl.: König, Werner (16. Auflage 2007a): dtv-Atlas Deutsche Sprache. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.

[3] Vgl.: Anhang – Handout. S. 16.

[4] Vgl. Anhang- Karte 2 - 4. S. 20ff.

[5] Vgl.: König 2007a. S. 157.

[6] Vgl.: König, Werner und Manfred Renn (3. Auflage 2009): Kleiner Bayerischer Sprachatlas. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. S. 92f.

[7] Vgl.: König, Werner und Manfred Renn (2. Auflage 2007b): Kleiner Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben. Augsburg: Wißner. S. 96f.

[8] Vgl.: König 2007a: S. 157.

[9] Ebd.

[10] Vgl.: König 2007a: S. 157.

[11] Vgl.: König 2007b. S. 92.

[12] Vgl.: Beller, Sieghard (1. Auflage 2004): Empirisch forschen lernen. Konzepte, Fallbeispiele, Tipps. Bern: Verlag Hans Huber. S. 47.

[13] Vgl.: König 2007a: S. 157, sowie König 2007b: S. 93.

[14] Vgl.: Anhang – Handout. S. 16.

[15] König 2007b: S. 93.

[16] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Diminutiva im Deutschen
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
23
Katalognummer
V434831
ISBN (eBook)
9783668772380
ISBN (Buch)
9783668772397
Dateigröße
15594 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachwissenschaft, Dialekotlogie, Diminutiv, Diminutiva
Arbeit zitieren
Lea Sassmannshausen (Autor:in), 2015, Diminutiva im Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434831

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