Das Tocqueville-Paradox. Die Auswirkungen subjektiver Wahrnehmung auf die Ungleichheitsdebatte


Hausarbeit, 2017

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 Einleitung

2.0 Tocqueville-Paradox und die Französische Revolution

3.0 Beispiele
3.1 AuflösungderSowjetunion
3.2 Unzufriedenheit in Ostdeutschland

4.0 Anwendungauf Revolutionen

5.0 Vergleich zu anderen Ungleichheitsmodellen

6.0 Vergleich zu anderen Revolutionstheorien

7.0 Relative Deprivation

Schlussteil

Literaturverzeichnis

1.0 Einleitung

Alexis de Tocqueville stellte in seinen Veröffentlichungen die Theorie auf, dass ein unterdrückendes Regime eine höhere Gefahr läuft umgestürzt zu werden, sobald es versucht sich zu reformieren.

"Der Abbau von Unrecht schärft die Sinne für Ungerechtigkeiten, die noch weiterhin bestehen, und gerade die Reform schlechter Sozialverhältnisse erhöht die Wahrscheinlichkeit ihrer revolutionären Veränderung." (Neckel 2010, S.381).

Reformen, die zur Verbesserung führen, seien somit tödlich für einen alten Staat, die Autorität der Herrschaft wird dadurch untergraben und das Selbstbewusstsein der Opponenten wird gestärkt. Benannt wurde dieses Phänomen als sogenanntes Tocqueville-Paradox nach seinem Entdecker, dem Historiker und politischen Theoretiker Alexis de Tocqueville (1805-1859) und stellte früher einen Klassiker der politischen Soziologie und Demokratieforschung dar. So sei eine Erklärung dieses Phänomens, dass die Verringerung von Missständen den Abstand zu den noch bestehenden Missständen markiert (vgl. Neckel 2010, S.383). Die vorliegende Hoffnung auf Veränderung verändert somit das Gespür dafür, was noch möglich ist, wodurch die Unzufriedenheit der Gesellschaft steigt, obwohl absolut betrachtet eine Verbesserung der Lebensumstände vorliegt.

2.0 Tocqueville-Paradox und die Französische Revolution

Vor der französischen Revolution schien Frankreich dem Schicksal von willkürlicher Herrschaft und Despotismus zu verfallen. Zu Anfängen der französischen Revolution sah Tocqueville bereits den Widerspruch, dass Frankreich sich anscheinend gegensätzlich zu den Plänen politischer Akteure bewegt. Folglich scheint der Prozess zur Demokratie unaufhaltsam zu sein (Craiutu 2012, S.20).

Zu erkennen war ein zunehmender Verfall Frankreichs Ende des 17. Jahrhunderts, wobei erfolglose Kriege die Nation gekennzeichnet haben. Die Regierung dreht sich im Kreis alter Gewohnheiten, ohne etwas Neues zu schaffen, Städte machen keine Anstrengungen die Lage ihrer Bewohner bequemer und gesünder zu machen und Privatleute haben sich mit den Umständen abgefunden, ohne bedeutende Schritte zu unternehmen (vgl. de Tocqueville 1815, S.388ff,). Zur Entstehung der Revolution und Auftreten des Paradoxes muss nun der Wandel betrachtet werden, der bereits dreißig bis vierzig Jahre vor der Revolution beginnt, in dem sich in viele Teilen der Gesellschaft ein unruhiges Gefühl bemerkbar macht. Das Streben nach Verbesserung ist erkennbar, wobei dieses Bestreben ein ungeduldiges und mürrisches Verlangen darstellt. Eine Veränderung des Zustandes wird erträumt, wobei die Vergangenheit verflucht wird (vgl. de Tocqueville 1815, S.388ff,). Auch in der Regierung findet dieses Bestreben Einlass. Durch diesen Wandel geht bereits eine indirekte Reform der Regierung aus, welche diese somit in Gefahr bringt, da die Anwendung der, zwar gleichbleibenden aber willkürlichen Gesetze nach und nach milder wird (vgl. de Tocqueville 1815, S.389). Auch die Missstände werden immer langsamer behoben, indem das Leiden der Armen mehr berücksichtigt wird, Gewalttaten seltener werden und Steuerermäßigungen und Unterstützungen zahlreicher. Somit veranlasst selbst König Ludwig XVI. das aufkommende Unruhen und Proteste nach mehr Gleichheit, durch die Errichtung von Armenarbeitshäusern und Unterstützungen der Bedürftigen, entstehen (vgl. de Tocqueville 1815, S. 389ff,). Während diese Veränderungsprozesse auch für Regierende und Regierte vor sich gehen, entwickelt sich der öffentliche Wohlstand immer schneller. Alle Anzeichen deuten auf Vermehrung der Bevölkerung und Wachstum der Reichtümer hin. Der Staat gerät dabei in Schulden, die Bürger fahren jedoch fort ihren Reichtum zu mehren, wodurch die Erwartungen an die Gesellschaft weiterhin steigen (vgl. de Tocqueville 1815, S.389ff,). Die angestiegene Sensibilität und die Ansprüche, welche sich zu höheren Erwartungen entwickeln, geben der Bevölkerung die Motivation zur Revolution, welche unter den vorherigen miserablen Umständen nicht hätte entstehen können.

Demokratie müsse nach Tocqueville gereinigt sein, denn es trägt die hohe Wahrscheinlichkeit in sich ein Feind der Freiheit und der Zivilisation zu werden (vgl. Craiutu 2012, S. 618). Das Problem sei grundlegend nicht bloß die ständige Anspannung zwischen Freiheit und Gleichheit, sondern die Tatsache, dass die Bürger durch die Demokratie versuchen würden diese Anspannung aufzulösen, in dem sie primär die Freiheit in Gefahr bringen um für mehr Gleichheit zu sorgen (vgl. Craiutu 2012, S.619). Demokratie fördere eindeutig Homogenität und Monotonie, so dass die Bürger einer Demokratie dazu neigen, dieselben Interessen zu verfolgen. Ziel sei es ihr eigenes Wohlbefinden zu verbessern und ihre Möglichkeiten zu erweitern. „Variety ¡s disappearing from within the human species, the same manner of acting, thinking, and feeling ¡s found in all the corners ofthe worid" (Craiutu 2012, S.620).

Tocqueville betrachtet in Angesicht seinerTheorie die Französische Revolution. Anders zu bisherigen Deutungen seien der Aufstieg des Bürgertums und die geschwächte Aristokratie keine Ursachen, sondern Folge der demokratischen Entwicklung. So seien nicht das Elend der unteren Klassen, sondern das Führungshandeln der Eliten und deren Machtschwächsten entscheidend für die Revolution (vgl. deTocqueville 1815, S.380ff,). Tocqueville bezieht sich in seiner Ungleichheitstheorie vor allem auch auf die subjektive Wahrnehmung der Akteure und auf das Relativieren der gesellschaftlichen Differenzen einzelner Gruppen. Folglich betont Tocqueville, dass das Verlangen nach mehr Gleichheit und demokratischen Umständen auf Grund vorheriger Verbesserungen und Reformen zustatten geht. Bezüglich derfranzösischen Revolution begann derAufstand, als die Wende zum Besseren schon geschaffen war. Somit haben positive Entwicklungen im Handel und der Industrie die Revolution beschleunigt (vgl. de Tocqueville 1815, S380ff,). Je mehr sich im weiteren Verlauf der Wohlstand entwickelt hat und die öffentliche Meinung beachtet wurde, desto größer war der Drang nach mehr Gleichheit und zugleich die Unruhe in der Gesellschaft. Das grundlegende Paradox in diesem Prozess liegt somit, darin, dass die gesellschaftlichen Übel geringen werden, jedoch die Empfindlichkeit ihnen gegenüber größer, das ebenfalls zu Zeiten der französischen Revolution beobachtet werden konnte. „Sobald die Möglichkeit am gesellschaftlichen Horizont auftaucht, dass Missstände beseitigt werden können, erscheint deren weitere Duldung umso unerträglicher „(Neckel 2010, S.382).

3.0 Beispiele

Zunächst wird das Auftreten des Tocqueville Paradoxes anhand von zwei geschichtlichen Beispielen verdeutlicht. Zum einen an der Auflösung der UdSSR nach der Einführung neuer Reformen und zum anderen an der Wiedervereinigung von West und Ostdeutschland und ihre Folgen auf die Zufriedenheit der Menschen.

3.1 Auflösung der Sowjetunion

Zur Veranschaulichung des Tocqueville Paradox und des Prozesses, dass Verbesserungen und Reformen zu Unzufriedenheit und zum Untergang eines Staates führen können, wird das Beispiel der Sowjetunion in genauere Betrachtung gezogen.

Zunächst fing der Auflösungsprozess der Sowjetunion Mitte der 1980er Jahre an und verteilte sich über die weiteren Jahre. Obwohl die Ursachen umstritten sind, scheint es unumgänglich, dass vor allem Gorbatschows Reformen maßgeblich dazu beitrugen, dass der Staat nicht länger beibehalten werden konnte. Gorbatschow war Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU und wird heutzutage von vielen russischen Bürgern für den Zerfall der Sowjetunion und für die folgenden wirtschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht (vgl. Ewgeniy 2015). Zunächst ist zu erwähnen, dass die Bevölkerung bereits von Vornerein mehrere Probleme und Einschränkungen in ihren Lebensumständen sah. Beispielsweise fühlten sich viele Bürger durch die ideologische Bevormundung in ihrer Freiheit beraubt. Das Wettrüsten mit den USA, so wie wirtschaftliche Krisen machten der Bevölkerung zu schaffen. Es bahnten sich mehrere Krisen und Forderung der Bevölkerung an, welche zuletzt dazu führten, dass Gorbatschow zur Verbesserung und Erneuerung des Systems Reformen freisetzte. Mit der sogenannten Perestroika und Glasnost wird ein beispielhafter Prozess des Tocqueville Paradoxes veranschaulicht (vgl. Ewgeniy 2015).

Somit wird vor allem von russischen Altkommunisten die Schuld des Untergangs der Sowjetunion Michail Gorbatschow zugeteilt. Es wurden im Laufe der 80er Jahre durch sein Mitwirken zwei maßgebliche Reformen, zum einen „Glasnost", welche für mehr Offenheit sorgen sollte, so wie Perestroika, welche sich auf den Umbau und die wirtschaftliche Umstrukturierung der Sowjetunion beziehen sollte (vgl. Ewgeniy 2015).

Erstere sollte bewirken, dass die strenge Politik nachlässt, und somit in der Öffentlichkeit mehrheitlich Diskurse über Probleme im gesellschaftlichen Leben stattfinden können, so dass fehlgeschlagene Entwicklungen kollektiv diskutiert werden können (vgl. Neckel 2010, S.380). Hier bei stellt sich, nach den Voraussagen des Tocqueville Paradoxes, bereits ein Problem, welches zum Umsturz der Sowjetunion beitragen könnte, dar. Durch die wirtschaftlichen Verbesserungen und nun auch die Möglichkeiten zum Austausch untereinander, könnte den Menschen viel mehr bewusst werden, unter welchen, in relativer Sichtweise, schlechten Bedingungen sie noch vor den Reformen gelebt haben. Durch die Verbesserung der Lage und der angleichenden gesellschaftlichen Differenzen fangen die Menschen durch öffentliche Diskurse an, ihre Situation mit anderen zu vergleichen und ihre vergangenen Erfahrungen zu teilen. Hierdurch könne ein Prozess der relativen Deprivation stattfinden wodurch die nachfolgende Unzufriedenheit erklärt werden könnte.

Anstatt eine „positive Haltung und Begeisterung für die Reform" (Neckel 2010, S.380) zu fördern, führte dieser Prozess eher zum Gegenteiligen. Denn den Menschen wurde die Krise der KPdSU um einiges deutlicher, wodurch eine schwerere innere Krise entstand, weswegen die kommunistische Partei viele ihrer Anhänger verlor (vgl. Neckel 2010, S.380). Im Jahr 1990 gaben fast alle Republiken ihre Souveränität preis und beschlossen somit das Verlassen der Union. Zuletzt entschied sich auch Russland dafür, der Union seinen Rücken zu kehren. Durch den Verlust von Moskau, wo alle Gremien ihren Sitz fanden, folgte eine schneller Machtverlust (vgl. Ewgeniy 2015). Hierdurch zeigt sich zu dem die J-Kurve von Davies. Denn ähnliche Krisen und Unterdrückung, wie wirtschaftliche Probleme gab es auch vor der Zeit Gorbatschows. Hier lösten diese jedoch keine derartige Unzufriedenheit, wie höhere Erwartungen an das System aus. Erst durch den Verbesserungsprozess wurde ein viel stärkerer Veränderungsprozess angekurbelt, wodurch die Bevölkerung mehr erwarteten als ihnen die bisherigen Reformen gaben. Durch diese Unzufriedenheit und Erwartungen konnte das gesamte System sein Bestehen nicht mehr aufrechterhalten, weswegen es letztendlich aufgelöst werden musste.

Durch die Perestroika wurden die Wirtschaft so wie die Politik und gesellschaftliche Komponenten umgestaltet. Folglich entstand eine Art Schneeballeffekt, der dazu führte, dass sich die Erwartungen an die Veränderungen verselbstständigten. Insgesamt wird jedoch deutlich, dass diese Reformen zwar für Hoffnung aber auch mehr Enttäuschung sorgten und nicht annäherungsweise für weitreichende Zufriedenheit im Volk (vgl. Ewgeniy 2015). Somit folgte das Ende der Sowjetunion, obwohl durch die Reformen ein Verbesserungsprozess zur Erhaltung des Staates angestrebt wurde.

Dadurch wurde ab 1990 die Unabhängigkeit der baltischen Staaten anerkannt. Das Bedrängen nach Veränderung und der Wille nach Neuen und nach der Abgrenzung des alten Systems spiegelte sich in einem Referendum wieder, in dem knapp 90 % für die Unabhängigkeit aussprachen (vgl. Ewgeniy 2015). Durch die zunehmende öffentliche Freiheit wurde der Glaube nahezu vernichtet, dass in der Sowjetunion die einzelnen Staaten friedlichen und gewollt Zusammenleben würden (vgl. bpb 2013, S.47). Zudem verhielt sich Gorbatschow in nationalen Fragen meist unangebracht. So entstanden 1986 in Kasachstan erste Auseinandersetzungen, als er den Ersten Sekretär, der kasachischer Landsmann war, durch einen russischen Bürger ersetzte.

Zudem wurde die Freisetzung der Glasnost von vielen UdSSR Bürgern falsch interpretiert und zu hoch angesetzt. An der eigentlichen Freiheit, die nur zu einer stärkeren öffentlichen Diskussion führen sollte, wurden die Erwartungen zu weit gespielt. Viele Bürger erhofften sich von den Reformen, dass die vorausgesagten Umstrukturierungen ebenfalls langanhaltende Konflikte bezügliche ungewisser Grenzverläufe, so wie Territorien beenden können. Somit konnten die Erwartungen nicht der Realität folgen, wodurch eine Lücke entstand, die zu anhaltender Unzufriedenheit führte. Daraus folgten weitere Auseinandersetzungen und Massendemonstrationen, welche auch durch Gorbatschows Einstreiten nicht zurückgehalten werden konnten. Die Situation konnte selbst durch das Eingreifen des Militärs nicht besänftigt werden (Bpb 2014, S.47).

Durch diesen Prozess war jeglicher Versuch Gorbatschows die Sowjetunion aufrechtzuerhalten zum Scheitern verurteilt. Denn für die souveränen Staaten war die Auflösung der UdSSR bereits offiziell, so dass zuletzt ein loser Zusammenschluss der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten vereinbar wurde (vgl. Ewgeniy 2015).

Insgesamt zeigt sich, dass es möglicherweise, auf Grund des Rufes nach Unabhängigkeit unausweichlich zu einer Revolution hätte kommen können, dennoch waren die Reformen ein maßgeblicher Auslöser für den Untergang der Sowjetunion. So scheint die Verbesserung der Gleichheit in einer Gesellschaft tatsächlich zu einer höheren Unzufriedenheit zu führen. Um dies jedoch richtig einzuordnen, wird diese alleinige Veränderung nicht ausreichen um eine Revolution zu verursachen. Die UdSSR befand sich schon von Anfang an in einem kritischen Zustand.

Wie auch am Beispiel des Gefangenendilemmas bezüglich der Entstehung einer Revolution zu sehen ist, ist es für die Akteure meist unplausibel an umstürzenden Protesten teilzunehmen (vgl. Esser 1993, S.380 ff.). Ein möglicher Grund für die stattfindende Revolution, trotz der Risiken, die dadurch für die einzelnen Akteure einhergehen, waren die einzelnen Staaten, die ihre Unabhängigkeit forderten. Nach Esser ist die Durchsetzung einer Revolution um einiges unproblematischer, wenn ein mächtiger Akteur, der gleiche Interessen vertritt und ebenfalls über relevante Mittel verfügt, sich für die Umstrukturierungen einsetzt (vgl. Esser 1993, S. 183). Im Fall der Umstürze der Sowjetunion waren ebenfalls mächtigere Akteure beteiligt. So empfand vor allem die prowestlich-liberale Opposition die Reformen als zu schwach und hatte sich mehr von den Verbesserungsprozessen erhofft (vgl. Ewgeniy 2015). Folglich haben selbst KPdSU-Funktionäre die Unabhängigkeiten in Betracht gezogen. Auch durch das Bestreiten Jelzins, der antretende Präsident Russlands, die UdSSR zu erhalten, wurde die Umsetzung des Wandels erleichtert. Denn auch hohe Politiker, wie Eliten, sprachen sich für die Revolution aus und veranlassten, dass der neue Vertrag der UdSSR nicht unterzeichnet werden sollte (vgl. Ewgeniy 2015).

So ist zuletzt zu sagen, dass auf Grund vielseitiger Umstände die Auflösung der Sowjetunion stattfand, und die Reformen Gorbatschows den Weg zum Wandlungsprozess öffneten und zugleich stark beschleunigten, wie es auch Tocqueville in seinen Veröffentlichungen erläutert.

3.2 Unzufriedenheit in Ostdeutschland

„So kann gesagt werden, dass nach der Wiedervereinigung die Unzufriedenheit in Ostdeutschland stieg, obwohl die Lebensbedingungen gewachsen sind" (Neckel 2010, S.383). Fraglich ist, ob dies ähnliche Ursache hat, wie die aufkommende Unzufriedenheit während der französischen Revolution. Die Menschen haben durch den direkteren Vergleich zu Ostdeutschland höhere Erwartungen an die Lebensumstände, so dass auch die angehenden Verbesserungen keine größere Zufriedenheit auslöst, sondern viel mehr Frust. „Die Löhne liegen im Osten um etwa 30 Prozent unter den westlichen Werten, die Wirtschaftsleistung pro Kopf auch" (Endres 2015). Somit kann gezeigt werden, dass der relative Vergleich und die Erwartungen durch Erfahrungen mit besseren Lebensbedingungen, die Zufriedenheit der Menschen hemmt, da sich diese Erwartungen anpassen und nicht wie vor der Vereinigung, unabhängig von Missständen, gleichgeblieben sind. Denn als zusammengehörig erkannte Statusdimensionen fungieren als Bedingung des Vergleichs „Frustration entsteht dann aus einer erlebten Inkonsistenz dieser Statusdimensionen" (Esser 1993, S. 383).

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Details

Titel
Das Tocqueville-Paradox. Die Auswirkungen subjektiver Wahrnehmung auf die Ungleichheitsdebatte
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V434787
ISBN (eBook)
9783668771321
ISBN (Buch)
9783668771338
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Marie-Loise Wunderlich (Autor:in), 2017, Das Tocqueville-Paradox. Die Auswirkungen subjektiver Wahrnehmung auf die Ungleichheitsdebatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434787

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