Literarische Einordnung der mittelalterlichen Kurzerzählungen "Das Häslein" und "Des Mönches Not". Welches Verständnis der Minne zeigt das Personal?


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begrifflichkeiten

3. „Das Häslein“ - Minne-Begriff und Gattung
3.1 Minne-Verständnis des Personals
3.2 Minne-Symbolik im „Häslein“
3.3 Gattung und Ergebnis

4. „Des Mönches Not“ - Minne-Begriff und Gattung
4.1 Minne-Verständnis des Personals
4.2 Minne-Symbolik in „Des Mönches Not“
4.3 Gattung und Ergebnis

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wissen ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Zwar dürstet nicht jeder Mensch nach dem gleichen Wissen, jedoch wenn es im Zusammenhang mit dem Schutz der eigen Person (anderes Grundbedürfnis) oder der Unterhaltung steht, sind wir Menschen doch ähnlich. Aktuelle Informationen über gesellschaftliches und politisches Treiben - re- gional oder überregional - beziehungsweise das Wissen darüber, kann deine eigene Per- son schützen. Jeder sehnt sich in unterschiedlichen Lebenslagen auch nach Unterhaltung jeglicher Art. Ist es beispielsweise eine satirische oder groteske Unterhaltung, die einen wahren Kern mit fiktivem Rahmen enthält, kann dadurch durchaus Wissen vermittelt werden.

Im Mittelalter waren die meisten Menschen Analphabeten, auch viele Adlige. Das be- deutete, dass die Menschen ihren Wissensdurst nur durch mündliche Überlieferungen stillen konnten und abhängig von Boten waren. Dabei konnte durch Mundpropaganda jeder ein Bote sein, Gedichte und Lieder wurden meist von Minnesängern oder Spiel- leuten übermittelt. Die Gedichte, beziehungsweise die Märendichtung, ist neben der hö- fischen Epik und der Heldenepik die wichtigste literarische Einheit1 ab dem Hochmittel- alter (ab ca. 1170). Laut dem bedeutenden Tübinger Mediävisten Hanns Fischer zeich- net sich das Maere formal durch seine paarweise gereimten, viertaktischen Verse (500-2000) aus. Durch diese äußere Form gehört das Maere „wie die übrige mittelalter- liche Kleinepik in die Tradition des höfischen Romans.“2 Inhaltlich handelt es sich um ’fiktive, diesseitig-profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich […] menschlichem Personal vorgestellte Vorgänge’3. Weiterhin sind die Vorgänge inter- nationaler Natur und allgemein gehalten, also nicht beruhend auf individuelle Ereig- nisse.

In dieser Arbeit geht es zum einen um die Typisierung der Kurzerzählungen und zum anderen um das Verständnis der Minne innerhalb der Texte. Zuerst sollen neben dem Begriff minne noch weitere grundlegende Begriffe geklärt werden. Anhand der Be- griffsdefinitionen und der Analyse der Texte „Das Häslein" und „Des Mönches Not“ soll dann herausgestellt werden, ob es sich dabei um schwankhafte Märe handelt und wie der Minnebegiff innerhalb der Texte eingesetzt und vom Personal verstanden wird.

2. Begrifflichkeiten

Da das Maere bisher nur angerissen wurde und die Kurzform der Definition wahrhaftig nicht zur Verifikation oder Falsifikation der These „Beide Texte gehören dem schwankhaften Maere an“ ausreicht, soll nun noch tiefgründiger darauf eingegangen werden. Außerdem soll der umfangreiche minne -Begriff ausreichend geklärt werden.

Das Maere - Einteilung in drei Typen und zwölf Themenkreise nach Hanns Fischer

Fischer erkannte drei unterschiedliche Typen von Maeren: Das höfisch-galante Maere, das moralisch-exemplarische Maere und das schwankhafte Maere. Diesen drei Typen ordnete er 12 Themenkreise unter. Das schwankhafte Maere beinhaltet die ersten neun:

1. Listiges Arrangement des Ehebetrugs; 2. Schlaue Rettung aus drohender Gefahr; 3. Geglückte Entdeckung und Bestrafung des Ehebruchs; 4. Eheliche Kraft- und Treue- proben; 5. Verführung und erotische Naivität; 6. Priapeia4 ; 7. Verspottung von Liebha- bern und Rache der Verspotteten; 8. Schelmenstreiche und schlaue Betrügereien; 9. Ko- mische Missverständnisse. Dem höfisch-galanten Maere gehören Ritterliche Aventiure und Treue Minne (10. und 11. Themenkreis) und dem moralisch-exemplarischen Maere nur der 12. Themenkreis, Demonstration allgemein-menschlicher Laster, an.5

„Im 13. und frühen 14. Jh. werden im Maere besonders häufig Maximen höfischer Ethik auf die Probe gestellt (‚Rittertreue‘, ‚Frauentreue‘). […] Seit dem Beginn des 14. Jhs. verschiebt sich das Interesse auf Alltagskasus aller Art im höfischen, städtischen oder bäuerlichen Milieu, wobei sexuelle Thematik besonders beliebt ist.“6 Der Schwank etabliert sich.

Schwank

Auch der Schwank (mhd. swanc ‚Schwung‘, ‚Wucht‘‚ ‚Hieb‘, ‚Schlag’, ‚Wurf’, ‚Bewe- gung’, ‚Schwanken‘, ‚Wendung‘, ‚Einfall‘, ‚Schweifen‘7) ist nicht eindeutig klassifizie- ren. Er hebt sich inhaltlich ab, jedoch äußerlich sowohl in Vers- als auch in Prosaform vorhanden. Zwar gibt es inhaltlich auch die verschiedensten Varianten, ab zwei Person- en und egal welcher Standeszugehörigkeit, aber es geht dabei immer um eine komische Darstellung der Handlung. In der Handlung gibt es immer einen, der auf Grund seiner Naivität oder Unwissenheit denunziert oder lächerlich gemacht wird. Der Gegenspieler ist entweder eine weisere Person (bspw. ein r î ter) oder einfach die kündecheit des Pub- likums. Oft kommt zusätzlich eine listige Figur ins Spiel um durch jegliche Moralver- stöße (wie Ehebruch) die Komik noch höher zu treiben. Neben Leitfiguren gibt es auch speziell auf einen Schwank hindeutende Leitwörter, wie list, lachen, gemelich, schimpf/ schimpflich oder kurzw î le /kurze w î le 8 .

Die Schwankkomik kann auf verschiedene Art und Weise komisch sein. Die Tatsache, dass dafür allgemeine, gesellschaftliche und traditionelle Themen, mit denen man sich leicht identifizieren kann - wenn nich selbst, dann mit der näheren Umgebung - verstärkt das Gelächter umso mehr. Zur Verstärkung des Ausdrucks tragen zudem Symbole, Allegorien und kleine Handlungen bei, die ikonografisch, psychologisch oder auf andere Weise gedeutet werden können.

Das schwankhafte Maere

Trotz der frivolen Komik hat auch dieser Maerentyp einen moralisch-didaktischen An- spruch. Herauszulesen, beziehungsweise -hören ist er meist aus dem Promythion und/ oder dem Epimythion (Anfangs- und Endverse). Durch den spannenden Aufbau und die übertriebene Verzerrung und Wortwahl, aber auch durch das teilweise, kommentierende Eingreifen des Ich-Erzählers wird der Grad der Fiktion kenntlich und somit aber zum lehrhaften Attribut des Schwanks hin gelenkt (vgl. Satire). In Bezug auf die minne, beziehungsweise den (sexuellen) minne- Erwerb ist ein Minnekauf (Tausch) mit an- schließendem Rückkauf typisch für den schwankhaften Maerencharakter.9

Hennig 1998: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, S. 316. Vgl. Fischer 1983: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 104 f. Vgl. Ragotzky 1989: ‚Der Sperber’ und ‚Das Häslein’, S. 40.

[...]


1 Begriff Gattung umstritten. Vgl. Ziegeler: Maere. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft Band 2 (2007), S. 517 ff.

2 Ebd. S. 518.

3 Ebd. S. 517.

4 Zentrale Rolle spielt das (meist männliche) Genital, bzw. dessen Verlust (vgl. dazu „Das Nonnentur- nier“, hier in kulminierter Form).

5 Vgl. Fischer…S. 93 ff.

6 Ziegeler: Maere. In: Reallexikon Band 2, S. 519.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Literarische Einordnung der mittelalterlichen Kurzerzählungen "Das Häslein" und "Des Mönches Not". Welches Verständnis der Minne zeigt das Personal?
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
2,5
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V434759
ISBN (eBook)
9783668759442
ISBN (Buch)
9783668759459
Dateigröße
403 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
literarische, einordnung, kurzerzählungen, häslein, mönches, welches, verständnis, minne, personal
Arbeit zitieren
Sarah Holendung (Autor:in), 2017, Literarische Einordnung der mittelalterlichen Kurzerzählungen "Das Häslein" und "Des Mönches Not". Welches Verständnis der Minne zeigt das Personal?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434759

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