Aristokratie: Hohe Herren und vornehme Gefolgsleute, Krieg-, Ehr und Tugendvorstellungen, Rolle und Stellung der Therapontes


Seminararbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Homer als Quelle

III. Der Adel in den Dunklen Jahrhunderten
1. Tugend- , Ehr- und Moralvorstellungen
2. Herkunft des Adels und seine Zusammensetzung
3. Die Macht des Adels
4. Der Begriff „Basileus“

IV. Das „Therapontes“ System
1. Der Begriff „Therapontes“
2. Vergleich mit dem Pagensystem

V. „Achilleus“ und „Patroklos“
1. Herkunft des „Patroklos“
2. Herkunft des „Achilleus“
3. „Achilleus“ und „Patroklos“ vor Troja

VI. Zusammenfassung

VII. Literaturverzeichnis

I. Einleitung:

Die Epen Homers geben uns Kunde von einer Zeit, die sonst nur spärlich beschrieben wird. Die Dunklen Jahrhunderte sind äußerst quellenarm, da im Zuge der großen Katastrophe, die zum Untergang der mykenischen Kultur führte, die Kenntnisse der Schrift großflächig verloren gegangen waren. In seinen Epen stellte Homer eine gesellschaftliche Gruppe klar in den Mittelpunkt, den Adel. Diese Arbeit soll dazu dienen, diesen Teil der Gesellschaft etwas näher zu beleuchten. Aus wem setzte sich der Adel zusammen? Wer gehörte zum Adel und warum? Welche Vorstellungen zum Thema Tugend, Ehre und Moral bestimmten sein Denken und auch Handeln? Ferner werde ich auf das System der Gefolgsleute, der „Therapontes“ eingehen. Die Charakteristika dieses Systems werden erst ganz allgemein aufgezeigt und dann im speziellen am Beispiel des „Achilleus“ und des „Patroklos“ noch einmal in Homers Werk nachgewiesen.

Ferner werde ich kurz auf die Authentizität der Epen des Homer eingehen. Dabei werde ich untersuchen, ob und wenn ja, unter welcher Einschränkung, sie als Quellen für die Dunklen Jahrhunderte genutzt werden können.

Bei der Sichtung der Literatur bemerkte ich, daß die Dunklen Jahrhunderte bisher nur spärlich bearbeitet wurden. Neben den beiden Epen des Homer, die als Quellen jener Zeit kritisch bewertet werden müssen, existieren keine weiteren Quellen. Auch auf dem Gebiet der Sekundärliteratur ist dieser Bereich der griechischen Geschichte, im Gegensatz zu späteren Epochen z.B. dem Hellenismus, nur mäßig abgedeckt. Die vorhandene Literatur ist ferner nicht neuestem Datums.

Zwei Arbeiten waren mir von großem Nutzen, zum einen das Werk des Briten Oswyn Murray „ Das Frühe Griechenland“ und zum anderen die Arbeit des

österreichischen Historikers Fritz Gschnitzer

„Griechische Sozialgeschichte von der mykenischen bis zum Ausgang der klassischen Zeit“.

Diese beiden, wie ich finde, sehr gelungenen Werke wurden zur Grundlage meiner Arbeit.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, daß diese Arbeit nach den Regeln der alten Rechtschreibung verfaßt wurde.

II. Homer als Quelle:

In diesem Abschnitt möchte ich ein paar einführende Gedanken niederschreiben, da ich es für angebracht halte, über die historische Authentizität der Quelle Klarheit zu schaffen.

Grundsätzlich lassen sich mündlich überlieferte Epen nur schwer als Quelle gebrauchen.

Bei Homer kommt erschwerend hinzu, daß er Aussagen über eine Zeit trifft, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes schon lange vorbei war. Dies führte natürlich dazu, daß seine Aussagen eine gewisse Fiktivität besitzen. So spricht er zwar von der Nutzung des Streitwagens, doch ist ihm sein genauer Gebrauch scheinbar nicht bekannt. Dies erklärt sich daraus, daß seit dem Ende der mykenischen Zeit der Streitwagen als militärische Waffe verschwunden war. Folglich konnte Homer nur Mutmaßungen über die Benutzung anstellen. Für ihn wird der Streitwagen als Transportmittel zur Schlacht genutzt. Die Adeligen kämpften somit als berittene Infanterie. Der Dichter führte einen Querschnitt durch die Zeit durch. Nach Aussage des Historikers Oswyn Murray besitzen Homers Aussagen durchaus historische Authentizität. Doch treffen sie eher auf die Zeit der Entstehung der Epen, also vermutlich das 8.Jh., als auf die Zeit, die das Epos beschreibt, zu. Murray spricht davon, daß Homer die Institutionen seiner Zeit in das Heroenzeitalter zurückprojeziert.[1] Auch Fritz Gschnitzer sieht die Epen als völlig unbrauchbar als Quellen für das Dunkle Zeitalter an. Er erkennt darin ebenfalls nur eine Rückdeutung der bestehenden Verhältnisse der Zeit des Autors.[2] Ein weiteres Problem ist darin zu sehen, daß das Werk sich hauptsächlich aus Aussagen über den Adel zusammen setzt. Dies führt dazu, daß gesamtgesellschaftliche Angaben kaum oder gar nicht getroffen werden. Das Sichtfenster auf die Verhältnisse, das uns geöffnet wird, ist somit stark limitiert. Ein weiteres Defizit ist darin zu erkennen, daß die Charaktere im Zuge der Heroisierung häufig überspitzt dargestellt werden. Wie aus diesen Punkten ersichtlich, erscheint Homer als eine schwierige Quelle. Doch bildet er neben der Archäologie die einzige Grundlage von Aussagen über diese Zeit überhaupt. Somit müssen seine Angaben zwar kritisch geprüft werden, aber wir müssen sie dennoch für eine Betrachtung heranziehen.

III. Der Adel in den Dunklen Jahrhunderten

III.1. Tugend- , Ehr- und Moralvorstellungen:

„ Immer Bester zu sein und überlegen zu sein den anderen, und der Väter Geschlecht nicht Schande zu machen.“[3]

Steht es in der Ilias geschrieben als moralisches Leitbild des Adels.

Die Ethik des griechischen Adels im Dunklen Zeitalter läßt sich am treffendsten als Wettbewerbsethik charakterisieren.[4] Somit verwundert es nicht, daß Worte wie Erfolg und „Fähigkeit“ eine Schlüsselstellung einnahmen. Der Wert eines Mannes zeigte sich daran, wie gut er „in“ oder „bei“ etwas war ( z.B. im Gefecht oder im Rat). Grundsätzlich zeichneten folgende Tugenden den guten Mann aus: Er sollte erstens über Tapferkeit und Kriegstüchtigkeit verfügen und zweitens auch rhetorische Fähigkeiten besitzen, um seiner Position im Rat Nachdruck verleihen zu können.[5] Eine ausdrucksstarke Stelle in der Ilias beschreibt Thoas, den Sohn des Andraimon als einen der vornehmsten Männer, da er folgende Eigenschaften in sich vereinte:

„ ... ein kundiger Held mit dem Wurfspieß,

Auch im stehenden Kampf, den Redenden aber besiegten

Wenige, wann um ihr Wort Achaias Jünglinge stritten...“[6]

Ein weiterer Beleg für die Wichtigkeit dieser o.g. Tugenden ist Achilleus Beschreibung seiner, durch seine Zurückhaltung verursachten, mißlichen Situation:

„Solch ein Mann wie keiner der erzumschirmten Achaier,

In der Schlacht, denn im Rate besiegen mich andere Männer...“[7]

Als Maß der Dinge galt die „arete“ , die „Bestheit“ oder „Tugend“ im allgemeinen Sinn. Die „arete“ war das Leitbild der Großen, die ruhmwürdige Tat das höchste Ziel und das maßgebliche Vorbild.[8] Somit verwundert es nicht, daß sich von „arete“ auch der Begriff Aristokratie, folglich die Herrschaft der Besten, ableitet.

[...]


[1] Vgl. Murray, Oswyn , Das frühe Griechenland, München, 1985, S. 49ff.

[2] Vgl. Gschnitzer, Fritz, Griechische Sozialgeschichte von der mykenischen bis zum Ausgang der klassischen Zeit, Wiesbaden, 1981, 27f.

[3] Ilias , übersetzt von Johann Heinrich Voß, Leipzig, Kap. VI, Zeile 208f.

[4] Vgl. Murray, a.a.O. , S. 70.

[5] Vgl. Gschnitzer, a.a.O., S. 46.

[6] Ilias , a.a.O., Kap. XV Zeile 282ff.

[7] ebd. Kap. XVIII 105f.

[8] Vgl. Gschnitzer, a.a.O., S.39.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Aristokratie: Hohe Herren und vornehme Gefolgsleute, Krieg-, Ehr und Tugendvorstellungen, Rolle und Stellung der Therapontes
Hochschule
Universität Potsdam  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Proseminar: Das frühe Griechenland: Die Dunklen Jahrhunderte und die Archaische Zeit
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V4339
ISBN (eBook)
9783638126908
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aristokratie, Hohe, Herren, Gefolgsleute, Krieg-, Tugendvorstellungen, Rolle, Stellung, Therapontes, Proseminar, Griechenland, Dunklen, Jahrhunderte, Archaische, Zeit
Arbeit zitieren
Patrick Schweitzer (Autor:in), 2002, Aristokratie: Hohe Herren und vornehme Gefolgsleute, Krieg-, Ehr und Tugendvorstellungen, Rolle und Stellung der Therapontes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4339

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