Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Strukturwandel
2.1 Die Theorie des Produktlebenszyklus
2.2 Die Theorie der langen Wellen
3 Die Industriemacht Großbritannien
3.1 Bedeutungsverlust der Industrie
3.2 Großbritannien auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft
4 Deindustrialisierung ein normaler Wandel
4.1 Allgemeine Ursachen
4.2 Spezifisch britische Ursachen der Deindustrialisierung
4.2.1 Wirtschaftspolitik der Margaret Thatcher
4.2.2 Verändertes Spezialisierungsmuster Großbritanniens
4.2.3 Niedriges Bildungsniveau der Industriearbeiter
4.2.4 Schwächeres Wachstum der sektoralen totalen Faktorproduktivität im Verarbeitenden Gewerbe
4.2.5 Ungünstiger Wechselkurs des Pfund Sterling
4.2.6 Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter in der Industrie
5 Auswirkungen auf die britische Wirtschaft
6 Zukunft der Industrie
6.1 Horizontale Maßnahmen für eine Reindustrialisierung
6.2 Vertikale Maßnahmen für eine Reindustrialisierung
7 Zukunft der Dienstleistungen
8 Fazit
II Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Entwicklung der Wirtschaftssektoren
Abb. 2 Der Produktlebenszyklus
Abb. 3 Entwicklung des Steinkohlebergbaus in GB
Abb. 4 Erwerbstätige im Güter- und dienstleistungsproduzierenden Gewerbe in GB
Abb. 5 Dienstleistungsbilanz Großbritannien
Abb. 6 Dienstleistungsbilanz Frankreich
Abb. 7 Beschäftigungszahlen im Verarbeitenden Gewerbe im internationalen Vergleich
Abb. 8 Leistungs- und Handelsbilanzsaldo Großbritannien
Abb. 9 BIP-Anteile in GB
Abb. 10 BIP-Entwicklung Großbritannien
Abb. 11 Entwicklung des Dienstleistungssektors
Abb. 12 Bedarf künftiger Forschungsintensität in Wachstumsfeldern der Dienstleistungswirtschaft
FH Kufstein
International Business Studies
Kurzfassung der Bachelorarbeit „Die Deindustrialisierung Großbritanniens:
Ursachen und Wirkungen“
Von: Johannes Koch
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Ursachenforschung der Deindustrialisierung in Großbritannien. Es wird das Grundwesen des Strukturwandels und der Tertiarisierung näher beschrieben. Nach einer kurzen Veranschaulichung des Deindustrialisierungs-Ausmaßes wird detailliert auf die Ursachen eingegangen, wobei hier in allgemeine und spezifisch britische Ursachen unterteilt wird. Anschließend werden die Auswirkungen dieses Prozesses näher betrachtet. Zuletzt erfolgt eine Einschätzung über die Zukunft der Industrie und der Dienstleistungen und ein kritisch reflektierendes Fazit.
This bachelor thesis „The deindustrialization of Great Britain: its causes andimplications“ is concerned with the cause study for the deindustrialization of Great Britain. After a presentation about the main features of the change of structure alsothe extent of this process is going to be explained. There will be a focus on thecauses, whereas this part is divided into general and specific British causes. Afterthen, there will be an analysis of the implications of the deindustrialization process.At least an evaluation about the future of the industry and services and a criticalreflecting result takes place.
1 Einleitung
Wirtschaftsräume sind einem kontinuierlichen Wandel ausgesetzt. Während einzelne Wirtschaftszweige zunehmend an Bedeutung gewinnen, verlieren andere im gleichen Maße an Relevanz.1
Wenn man auf den Strukturwandel in Großbritannien zu sprechen kommt, geschiehtdies nicht ohne, dass der Begriff der Deindustrialisierung fällt. Ein Strukturwandel istkein atypischer Prozess, sondern vielmehr ein normaler Wandel der wirtschaftlichen Strukturen. Die Deindustrialisierung in Großbritannien stellt jedoch keinealltäglichen Ausmaße dar und ist auch noch nicht eindeutig erforscht. Denn dieser Prozess schreitet hier in einem ungewöhnlichen Tempo fort, was bedeutet, dass esspezielle britische Ursachen für diese Modifikation der Deindustrialisierung gebenmuss.2 Dies führt zu der Frage, welche Ursachen es für die Deindustrialisierung in Großbritannien gibt und welche Auswirkungen sie nach sich ziehen.
Um diese Frage zu klären, soll die folgende Arbeit anfangs eine Erläuterung dertheoretischen Grundlagen des Strukturwandels und der Deindustrialisierung, aberauch einen Überblick über die Dimension dieses Umschwungs, geben. Daraufaufbauend kommt es zu einer genaueren Analyse der Ursachen für diesen Strukturwandel. Anschließend werden die Auswirkungen der Deindustrialisierungbeschrieben, um danach auf die Zukunft der Industrie und der Dienstleistungen zusprechen zu kommen. Am Ende wird in Form eines Fazits eine Zusammenfassunggeliefert, die die ausgearbeiteten Erkenntnisse nochmals benennt und kritischhinterfragt.
2 Strukturwandel
Der ökonomische Strukturwandel beschreibt im Wesentlichen den relativen Bedeutungsverlust bzw. den Rückgang der Produktivität eines Wirtschaftssektors verglichen zu anderen Sektoren. Er wird durch die Reaktion auf veränderte Bedingungen und Gegebenheiten des Marktes hervorgerufen. Hierbei handelt es sich um eine längerfristige Veränderung der wirtschaftlichen Struktur.3
Seit den 1970er Jahren ist der Übergang von der Industrie zur Dienstleistungsgesellschaft zu beobachten. Dies bezeichnet man als den Prozess der Deindustrialisierung oder der Tertiarisierung, bzw. allgemein als einen sogenannten sektoralen Wandel. In der Literatur gibt es hierfür keinen eindeutigen Konsens über eine genaue Definition, daher soll im Folgenden der Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie, als Deindustrialisierung bezeichnet werden.4
Die Deindustrialisierung lässt sich am besten mit der Hypothese des Drei-Sektoren-Modells von Fourastié beschreiben. Der französische Ökonom unterteilte hierbei die Wirtschaft in drei Sektoren auf. Der erste Sektor, auch als primärer Sektorbezeichnet, umfasst im Allgemeinen die Agrar- und Forstwirtschaft, aber auch die Fischerei und den Bergbau ohne Aufbereitung. Der sekundäre Sektor obliegt der Industrie einschließlich der Energiegewinnung, der Aufbereitung von Bergbauprodukten, dem Bauwesen und dem Handwerk. Der tertiäre Sektorbeinhaltet die Dienstleistungen in Bereichen des Handels, Verkehrs, Verwaltung,Bildungs- und Schulwesen etc. Das Modell der Tertiarisierung beschreibt also den Weg von der Industrie zur Dienstleistungsgesellschaft als Teil eines sektoralen Wandels.5 Vereinfacht kann man dies als den Wechsel vom sekundären in dentertiären Sektor bezeichnen, was folgende Grafik noch einmal verdeutlicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklung der Wirtschaftssektoren(Quelle: www.diercke.de)
Die Zuordnung zu den einzelnen Sektoren geschieht nach den Endprodukten. Der Strukturwandel schlägt sich somit in Verschiebungen der Anteile der verschiedenen Sektoren nieder. Fourastié stellte also eine zunehmende Verschiebung der Anteile auf den Dienstleistungssektor fest.6
Die Ursachensuche für einen Strukturwandel umfasst ein großes Spektrum an Theorien und Forschungen. Bis heute gibt es keine allumfassende Theorie, die den Strukturwandel erklären kann. Im Folgenden werden zwei ökonomische Ansätzevorgestellt, die dabei helfen sollen die Ursachen eines Strukturwandels besser zuverstehen, aber keineswegs eine solche allumfassende Theorie darstellen.
2.1 Die Theorie des Produktlebenszyklus
Das Produktlebenszyklus-Modell geht davon aus, dass ein Produkt eine gewisse Lebenserwartung besitzt und während dieser mehrere Perioden bzw. Phasendurchläuft. Diese sind die Entwicklungsperiode, die Einführungsphase, die Wachstumsphase, die Reifephase und die Sättigungs- und Degenerationsphase.7 Dietmar Vahs und Jan Schäfer-Kunz liefern dazu folgende Veranschaulichung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Der Produktlebenszyklus
(Quelle: Vahs & Kunz, 2012, S. 374)
Diese Abbildung stellt einen normalen Ablauf während der Lebensdauer eines Produktes dar. Im Zuge der durchlaufenden Phasen kommt es zu unterschiedlichen Produktions- und Absatzbedingungen eines Produktes, bei denen es anverschiedenen Handlungen bedarf.8 So kann es zum Beispiel passieren, dass ein Industrieprodukt, welches sich bereits in der Degenerationsphase durch z.B. erhöhten Preiswettbewerb befindet, gegen ein anderes Produkt ersetzt wird oder es zu einem Relaunch kommt. Um einen Relaunch zu ermöglichen könnte man die Produktionins Ausland verlegen, um Kosten einzusparen. Diese Kosteneinsparungen würden es ermöglichen, das Produkt zu einem billigeren Preis anzubieten und damit die Nachfrage wieder zu erhöhen. Die Deindustrialisierung würde in diesem Fall, in der Form des Outsourcings greifen bzw. mit dem Ende der Lebensdauer des Industrieprodukts und dem „Zeitalter“ eines neuen Produkts im Bereich der Dienstleistungen.
Diese Theorie mag für einige Produkte zutreffen, jedoch nicht für die Gesamtheitaller Produkte. Deshalb kann man diese Theorie nicht als allumfassende Theoriebezeichnen.
2.2 Die Theorie der langen Wellen
Die Theorie der langen Wellen ist auf Kondratieff und Schumpeter zurückzuführenund liefert einen Erklärungsansatz für die Entstehung und Verlagerung vonwirtschaftlichen Räumen aufgrund des technischen Fortschritts.9 Die zweiÖkonomen gehen davon aus, dass grundlegende technische Neuerungen, welcheauch als Basisinnovationen bezeichnet werden, in bestimmten Intervallen vermehrtauftreten und damit Wachstumsschübe auslösen. Diese Wachstumsschübe werden als„lange Wellen“ bezeichnet. Die Basisinnovationen lassen entweder neue Wachstumsindustrien entstehen oder veranlassen maßgebliche Veränderungen inbereits existenten Wirtschaftszweigen.10 So stellte die Erfindung der Dampfmaschinedie damalige Produktion in der Industrie förmlich auf den Kopf und ließ diesen Wirtschaftszweig mitunter regelrecht aufblühen.11 Momentan befinden wir uns in der Welle des Informations- und Kommunikationsbereichs, wo Innovationen wie das Internet den Weg für zahlreiche Dienstleistungen ebneten und damit diesen Wirtschaftsbereich stärkten bzw. immer noch stärken.12
3 Die Industriemacht Großbritannien
Großbritannien war eine Art Vorreiter in der Entwicklung vom Agrarstaat zur Industrienation.13 Bereits im zweiten Abschnitt des 18. Jahrhunderts stellte man die Weichen für diesen Prozess der Industrialisierung und war somit anderen europäischen Staaten weit voraus. Zehner und Wood beschreiben dies wie folgt:
„ Diesen Prozess, den man auch als Industrielle Revolution bezeichnet, ... hat zu den bahnbrechenden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen undst ä dtebaulichen Transformationen gef ü hrt, die Gro ß britannien zur bedeutendsten Nation im Industriezeitalter werden lie ß en ... “ (Zehner &Wood, 2010, S. 57)
Den Prozess der Industrialisierung verstärkten technische Erfindungen in denverschiedensten Bereichen. Eine der großen Industrien war damals die Textilindustrie, die durch technische Erfindungen, wie der mechanischen Spinnmaschine von James Hargreaves, regelrecht florierte. Die Spinnmaschinekombiniert mit der Erfindung des mechanischen Webstuhls ermöglichte es, die Produktion erheblich zu steigern und diesen Wirtschaftssektor erkennbar zu stärken.Dies war der Anfang der maschinellen Verarbeitung und Fabrikarbeit. Ein weiterer Schritt Richtung Zukunft war die Erfindung der Dampfmaschine durch Mathew Boulton und James Watt im Jahre 1776. Derartige neue Technologien und dergeschickte Einsatz von Gesetzen im Import- und Exportbereich sicherten Großbritannien eine Art Vormachstellung in der weltweiten Industrie.14
Darüber hinaus erwähnen Zehner und Wood, dass die industrielle Revolution deutlich schwächer ausgefallen wäre, wenn Großbritannien nicht derart große Investitionen in die Industrie tätigen hätte können. Diese Investitionen wurden durch angehäuftes Kapital und dessen Rendite, aus der Zeit des Sklavenhandels und der Plantagenwirtschaft im 18. Jahrhundert in Übersee, ermöglicht.15
3.1 Bedeutungsverlust der Industrie
Ab den 1960er bis 1970er Jahren spürte man in Großbritannien allmählich denzunehmenden Bedeutungsverlust der Industrie. Frühere, wichtige und starke Industriezweige wie die Textilbranche, der Bergbau, die Stahlindustrie oder auch die Automobilbranche hatten mit starken Einbußen zu kämpfen.
[...]
1 Vgl. Gerling 2008, S.9 ff.
2 Vgl. Scheuer & Zimmermann, 2006, S. 245 ff.
3 Vgl. Gerling, 2008, S.10
4 Vgl. Rowthorn, 1997, S.1
5 Vgl. Fourastié, 1954, S. 2 ff.
6 Vgl. Fourastié, 1954, S. 2 ff.
7 Vgl. Vahs & Schäfer-Kunz, 2012, S. 373 ff.
8 Vgl. Vahs & Schäfer-Kunz, 2012, S. 373 f.
9 Vgl. Nefiodow, 1996, S. 1 ff.
10 Vgl. Nefiodow, 1996, S. 12 ff.
11 Vgl. (2. Die Industriemacht Großbritannien); Nefiodow, 1996, S. 4 ff.
12 Vgl. Nefiodow, 1996, S. 95 ff.
13 Vgl. Kastendiek, Rohe & Volle, 1999, S. 247 ff.
14 Vgl. Niedhart, 2004, S. 28 ff.
15 Vgl. Zehner & Wood, 2010, S. 58
- Arbeit zitieren
- Johannes Koch (Autor:in), 2014, Die Deindustrialisierung Großbritanniens. Ursachen und Wirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432651
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