Der Einfluss der Pragmatik auf das mentale Lexikon. Eine empirische Studie zu den N+N Komposita


Hausarbeit, 2016

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung...2
2. Eine Einführung in die N+N Komposita... 3
2.1 Die Interpretation von N+N Komposita... 3
2.2 Die Full-Parsing und die Full-Listing Hypothese...5
3. Eine empirische Studie zu den N+N Komposita... 6
3.1 Methodisches Vorgehen ­ Aufbau und Durchführung des Fragebogens...7
3.2 Analyse und Interpretation der Ergebnisse... 9
4. Fazit und Diskussion... 12
5. Literaturverzeichnis... 13
6. Anhang (Fragebögen)... 14

1

2
1. Einleitung
Das Lexikon ist diejenige Komponente der menschlichen Sprachfähigkeit, in der der
Wortschatz einer Sprache gespeichert und organisiert wird. Das Lexikon beinhaltet ein
Inventar von Wörtern, deren Bedeutung erlernt werden muss. Die vorliegende Arbeit,
die im Rahmen des Seminars zur Theorie und Empirie mit Blick auf verschiedene
theoretische Auffassungen zum Lexikon geschrieben wurde, befasst sich in erster Linie
mit der Frage, wie die Pragmatik in das mentale Lexikon eingreift. Neben dem Lexikon-
Grammatik Verhältnis, stellt das Lexikon-Pragmatik Verhältnis einen zentralen
Gegenstand der Forschung dar. Sind pragmatische Informationen Teil des
Lexikoneintrags eines Wortes oder kommt die pragmatische Bedeutung erst im Kontext
über pragmatische Schlussprozesse zustande?
Ausgehend von einer kurzen empirischen Studie zu den Nominalkomposita
möchte ich mich dieser Fragestellung nähern. Mithilfe eines Fragebogens möchte ich
untersuchen, ob Sprecher bereits ohne Kontextwissen auf die intendierte Bedeutung
eines N+N Kompositums zugreifen können. Die N+N Komposition stellt im Deutschen
einen sehr produktiven Wortbildungsprozess dar. Sie ist semantisch stark
unterspezifiziert und liefert daher viele Anwendungsmöglichkeiten. Hierbei bestimmt
das Erstglied N1 das Zweitglied N2 näher.
Das N+N Kompositum Fischfrau zum Beispiel kann auf vielfältige Weise
interpretiert werden. Erst wenn die unterspezifizierte Bedeutung, die im mentalen
Lexikon gespeichert ist, über pragmatische Inferenzen angereichert wird, kann die
spezifische Bedeutung eines N+N Kompositums bestimmt werden. So ist auch
Finkbeiner der Auffassung, ,,[...] dass die Bedeutung von Wörtern über das hinausgeht
oder von dem abweicht, was im Lexikoneintrag gespeichert ist, dass wir also bestimmte
Anpassungen vornehmen" (2014:54).
Im Vorfeld befasse ich mich mit den verschiedenen N+N Komposita sowie der
Full-Parsing und der Full-Listing Hypothese
1
, da N+N Komposita aufgrund ihrer
Zusammensetzung selbst bereits bestimmte Informationen beinhalten und damit auch
das Abspeichern im mentalen Lexikon und eventuell folgende pragmatische
Anreicherungsprozesse beeinflussen. Letztlich sei auf meine Annahme zu verweisen,
dass pragmatische Informationen nur bedingt Teil des mentalen Lexikons sind. So sind
1 Für eine genauere Definition der Begriffe Full-Parsing und Full-Listing siehe Kapitel 2.2

3
lexikalisierte und semantisch transparente N+N Komposita wie Autohaus oder
Glasscheibe fest im mentalen Lexikon verankert, da auf deren transparente Bedeutung
in nahezu jedem Kontext zugegriffen werden kann. Neuere Komposita wie zum
Beispiel Fischfrau allerdings sind stark kontext- und situationsabhängig und liefern
daher derartig viele Anwendungsmöglichkeiten, dass deren zahlreiche Bedeutungen
nicht im mentalen Lexikon abgespeichert werden können. Unter anderem wäre es ,,[...]
unökonomisch anzunehmen, dass im Lexikoneintrag sämtliche unterschiedliche
Bedeutungen aufgeführt werden" (Finkbeiner 2014:55). Mit Hilfe der empirischen
Studie soll diese Annahme bestätigt werden.
2. Eine Einführung in die N+N Komposita
Ausgehend von einer empirischen Studie zu den N+N Komposita untersuche ich
inwiefern die Pragmatik in das mentale Lexikon eingreift und ob pragmatische
Anreicherungsprozesse und eine Kontextualisierung notwendig sind, um auf die
Bedeutung eines N+N Kompositums zugreifen zu können. Bei der N+N Komposition
handelt es sich neben der A+N, der V+N und der P+N Komposition um eine der
Haupttypen der Nomen-Komposition (vgl. Fleischer/Barz 1995:87f.).
Im Vorfeld der eigentlichen empirischen Studie, in deren Fokus die Befragung
zweier Gruppen durch Fragebögen steht, wird zunächst näher auf die Interpretation von
N+N Komposita eingegangen und erläutert inwiefern sich Form, Art und
Zusammensetzung der einzelnen Konstituenten von N+N Komposita auf die
Interpretation derselben auswirkt und damit auch auf die Frage inwieweit pragmatische
Informationen Teil des Lexikoneintrags eines Wortes sind. Darüber hinaus erläutere ich
kurz die Full-Parsing und die Full-Listing Hypothese, die sich mit der Frage
auseinandersetzen, auf welche Art und Weise N+N Komposita im mentalen Lexikon
abgespeichert werden.
2.1 Die Interpretation von N+N Komposita
Bereits die Form beziehungsweise der Aufbau eines N+N Kompositums und die Art der
Beziehung, in der die einzelnen Konstituenten zueinander stehen, spielen eine wichtige
Rolle bezüglich der Lexikon-Pragmatik Schnittstelle und der damit verbundenen Frage,
wie Pragmatik in das mentale Lexikon eingreift. Darüber hinaus stellt sich die Frage,

4
wie N+N Komposita zu interpretieren sind. Fandrych und Thurmair unterscheiden
zwischen zwei Verfahren, mit denen die Bedeutung von N+N Komposita
aufgeschlossen werden soll. Sie verweisen einerseits auf die inhärenten semantischen
Eigenschaften des Zweitglieds, andererseits auf bestimmte Grundrelationen zwischen
dem Zweitglied und dem Erstglied (vgl. Meibauer 2002:53).
Bei N+N Komposita wie Kindererziehung oder Filmemacher spricht man von so
genannten Rektionskomposita. Diese haben ein deverbales Zweitglied; das Erstglied
wird hierbei als Komplement des Zweitglieds verstanden. Darüber hinaus argumentiert
Meibauer, dass ,,[o]bgleich es Präferenzen für die Rektions- oder Nichtrektionsleseart
gibt [...], diese Fälle meist grundsätzlich ambig [sind]" (2002:53). An dieser Stelle lässt
sich bereits erkennen, dass die Art des N+N Kompositums ausschlaggebend für die
Interpretation desselben ist und die damit verbundene Frage, inwieweit Pragmatik in das
mentale Lexikon eingreift. Informationen, die auf die Form des N+N Kompositums
zurückzuführen sind, sind bereits im mentalen Lexikon verankert. Daher bedarf es
hierfür zunächst keines zusätzlichen Kontextes oder pragmatischer
Anreicherungsprozesse.
Bei einem N+N Kompositum wie Fußballfan ist das Zweitglied relational, da
man immer der Fan von etwas ist. Hierbei nimmt man an, dass das N+N Kompositum
Fußballfan so zu interpretieren ist, dass es sich um einen Fan der Sportart Fußball
handelt und nicht um einen Fan des Objekts Fußball. Auch hier ist die Form ­ wie
bereits bei den Rektionskomposita ­ ausschlaggebend für die Interpretation desselben,
da bereits bestimmte Informationen in Verbindung mit dieser Form des N+N
Kompositums im mentalen Lexikon abgespeichert sind. Nach dem Prinzip der Fall-
Back Procedure lässt sich so auch auf andere N+N Komposita wie Professorensohn
oder Küchenhälfte (vgl. Meibauer 2002:53) schließen, deren Zweitglieder die gleichen
inhärenten semantischen Eigenschaften teilen.
Zweitglieder von N+N Komposita wie Prüfungsangst oder Friedenssehnsucht
(vgl. Meibauer 2002:53) verlangen im Normalfall ein präpositionales Komplement, so
zum Beispiel die Angst vor etwas oder die Sehnsucht nach etwas. Auch in diesem Fall
sind pragmatische Informationen Teil des Lexikoneintrags eines Wortes und sind damit
zusammen mit dem betroffenen N+N Kompositum im mentalen Lexikon abgespeichert.
,,Wenn die Zweitglieder keine Indizien formaler Art für die richtige
Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss der Pragmatik auf das mentale Lexikon. Eine empirische Studie zu den N+N Komposita
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Fachbereich 05: Philosophie und Philologie – Deutsches Institut)
Veranstaltung
STHE – Lexikontheorien
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V431053
ISBN (eBook)
9783668744073
ISBN (Buch)
9783668744080
Dateigröße
616 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lexikontheorien, N+N Komposita, Empirische Studie
Arbeit zitieren
Christopher Domke (Autor:in), 2016, Der Einfluss der Pragmatik auf das mentale Lexikon. Eine empirische Studie zu den N+N Komposita, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/431053

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