Der Sachsenkrieg. Der lange Krieg Karls des Großen


Seminararbeit, 2016

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Hintergründe, Ursachen und Ziele des Sachsenkriegs

3 Der Verlauf des Sachsenkriegs
3.1 Vorbemerkungen zum Verlauf des Sachsenkriegs
3.2 Der Verlauf des Sachsenkriegs

4 Conclusio

5 Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur
5.2 Sekundärliteratur

1 Einleitung

Kein anderer Krieg ist von den Franken mit ähnlicher Ausdauer, Erbitterung und Mühe geführt worden wie dieser.“[1]

So beschreibt Einhard um circa 836 nach Christus den Krieg zwischen den Franken und den Sachsen in der Vita Karoli Magni, welche als Primärquelle für diese Arbeit dient.[2] Tatsächlich dauert der Sachsenkrieg mit zeitweisen Unterbrechungen über 32 Jahre. Damit macht dieser Krieg, zeitlich und auch politisch gesehen, einen markanter Anteil der Herrschaft Karls des Großen aus.[3] Die meisten Aspekte des Lebens von Karl dem Großen sowie die Aspekte der Sachsenkriege wurden bisher in zahlreichen Forschungsarbeiten thematisiert. In dieser Arbeit wird der Schwerpunkt auf die Ziele, Ursachen und Hintergründe sowie auf den Verlauf der Sachsenkriege gelegt, aber hauptsächlich soll ein Vergleich zwischen der Beschreibung Einhards in der Vita Karoli Magni, und dem heutigen Stand der Forschung stattfinden, um eventuelle Unterschiede aufzuzeigen.

Daraus ergeben sich nun folgende Forschungsfragen: Was waren die Ziele, Ursachen und Hintergründe des Sachsenkriegs? Wie verlief der Sachsenkrieg? Welche Unterschiede gibt es zwischen Einhards Aufzeichnungen und dem heutigen Wissensstand über den Sachsenkrieg.

Um diese Forschungsfragen adäquat zu beantworten, das auch das eigentliche Ziel dieser Arbeit ist, wird sich folgender Methodik bedient: Einzelne ausgewählte Textauszüge aus der der Vita Karoli Magni werden mit der dazu passenden Sekundärliteratur analysiert und verglichen.

Die neuere Literatur über den Sachsenkrieg ist meist mit Biographien beziehungsweise mit Werken über Karl dem Großen verwoben wie Matthias Becher (2014)[4] und Wilfried Hartmann (2010)[5]. Der Sachsenkrieg nimmt meist einen Teil in Gesamtdarstellung wie Mathias Springer, (2004)[6] ein. Auch wird in den neueren Werken das Leben Karls außerordentlich kritisch begutachtet (Rolf Bergmeier, 2014)[7]. Einzelne wissenschaftliche Artikel setzen sich auch nur mit der Beziehung zwischen den Franken und Sachsen auseinander (Matthias Becher 2013)[8].

2 Die Hintergründe, Ursachen und Ziele des Sachsenkriegs

Um die Ursachen des Sachsenkriegs zu klären, muss man zunächst einen Blick auf die innenpolitische Situation des Frankenreichs im Jahr 771 werfen. Der plötzliche Tod, im Dezember dieses Jahres, von Karlmann, dem jüngeren Bruder von Karl dem Großen, verhinderte einen innerdynastischen Konflikt. Seit dem Tod ihres Vaters, Pippins des Jüngeren, herrschten die beiden Geschwister über das Frankenreich, dabei kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Brüdern.[9] Diese Auseinandersetzungen brachten sie an den Rand eines Krieges. Erst nach dem Tod Karlmanns konnte Karl auf das gesamte Potential der fränkischen Territorien zurückgreifen.[10] Laut Einhard trug den Großteil der Schuld für die Streitereien die Karlmannsche Partei, die durch Intrigen die beiden in einen Krieg verwickelt wollten.[11] Erst der Zugriff auf die territorialen Ressourcen ermöglichen Karl dem Großen einen militärischen Eingriff Sachsen, sowie die weitere Expansion seines Reiches.[12]

Die ursprünglichen Beweggründe beziehungsweise Ziele für den Sachsenfeldzug von Karl dem Großen lässt sich laut Rosamonde McKitterick nicht genau eruieren, trotzdem treten zwei Zielsetzungen im Laufe der Zeit hervor, zu einem die Unterwerfung der Sachsen und zum anderen ihre Christianisierung.[13] Auch spielen innerpolitische Gründe sowie die Vorbereitung für den Krieg gegen die Langobarden in Italien eine wichtige Rolle für den Feldzug gegen die Sachsen.[14]

Dies entspricht auch den Standpunkt beziehungsweise der Meinung der aktuellen Forschung über die militärische Vorgehensweise von Karl dem Großen, welcher besagt, dass Karls kriegerische Aktionen eher spontan, zufällig und ohne größerer Konzeptionen gewesen sein sollen.[15] Auch die Sachsenkriege sollen somit eher durch Zufall entstanden sein als durch eine wirkliche Intention Karl des Großen. Besonders zu Beginn des Kriegs soll er sich als ein Herrscher gezeigt haben, der kein wirkliches Konzept hatte. Der Kriegszüge seien eher situationsbezogene Reaktionen gewesen als langwierig geplante und komplett durchdachte militärische Maßnahmen.[16]

Einhards Darstellung bestätigt zumindest, dass der Krieg gegen die Sachsen, doch eine situative Reaktion auf den Zustand ist, dass es immer wieder zu Mord, Raub und Brandstiftung zwischen den Franken und Sachsen in Grenznähe kommt[17] und so seien die Franken gezwungen gewesen in den Krieg zu ziehen. „Schließlich waren die Franken derart verbittert, dass sie für richtig hielten, nicht länger Gleiches mit Gleich zu vergelten, sondern mit den Sachsen in offenen Kampf einzutreten“. [18]

Des Weiteren ist im Zusammenhang mit den Hintergründen zu erwähnen, dass sich die Kämpfe gegen die Sachsen deutlich von anderen Kriegen, die Karl der Große geführt hatte, unterscheiden. Der Sachsenkrieg hebet sich allein schon wegen der zeitlichen Dauer und des Aufwands von Material und Mensch deutlich von Karls anderen Kriegen ab.[19]

Außerdem sind die Sachsen gegenüber den anderen Kriegsgegnern Karls ein ‚administrativer Sonderfall‘, denn die Sachsen besitzen weder eine Hauptstadt durch deren Eroberung der Widerstand des restlichen Lands gebrochen hätte werden können, noch gibt es einen König oder einen königähnlichen Herzog, dessen Ausschaltung, dazu geführt hätte, dass sein Volk handlungsunfähig würde.[20] Der Stamm der Sachsen ist aristokratisch gelenkt. Die Bevölkerung der Sachsen besteht aus drei sozialen Schichten: Den halbfreien Lazzen, den freien Frilingen und den adeligen Edlingen. Die Edlingen seien noch am ehesten bereit gewesen sich mit den Franken zu arrangieren, um so ihre Stellung zu gewährleisten. Hauptsächlich widersetzen sich die Lazzen und Frillingen, unter der Führung von Widukind, Karl dem Großen und den Franken.[21]

Einhard schreibt darüber, dass die Sachsen es nicht als ehrlos ansehen menschliche Gesetze zu brechen, daraus könnte man auch schließen, dass er hiermit auch diesen verwaltungstechnischen Ausnahmefall meinen könnte.[22] Jedenfalls führte diese politische Zersplitterung dazu, dass die Sachsen den Widerstand gegen die Franken so lange aufrechterhalten konnten beziehungsweise so lange Widerstand leisten und somit konnten sie Karl in einen mehr als einen dreißig Jahre andauernden Krieg zwingen.[23]

Wie bereits vorhin erwähnt wurde, bilden sich die Unterwerfung der Sachsen und deren Christianisierung als Hauptziel des Sachsenfeldzugs heraus. Im Laufe der Zeit spielen diese zwei Aspekte eine wichtige Rolle in der Geschichtsschreibung, wobei es immer wieder zu einem Ungleichgewicht kommt. Nur selten werden in der Historiographie beide Aspekte als gleichrangige Ziele beziehungsweise Gründe für die Sachsenkriege erwähnt. Entweder scheinen die Missionierung im Vordergrund zu stehen oder die Eroberung des Lands der Sachsen sowie die Unterwerfung der sächsischen Bevölkerung.[24]

Einhard erwähnt im Zusammenhang mit den Ursachen der Kriege, dass die Sachsen „ ein wildes Volk, das Götzen anbetete und dem Christentum feindlich gesinnt war“ [25], doch stilisiert er das Heidentum beziehungsweise die Bekehrung der Sachsen nicht zu einem Hauptgrund, der zum Ausbruch des Krieges geführt habe. Er führt den Krieg darauf zurück, dass es im nicht klar abgesteckten fränkisch-sächsischen Grenzgebiet immer wieder zu Zwischenfällen kommt, die den Frieden bedrohten. Für Einhard handelt es sich um einen reinen Eroberungskrieg, wobei er die Bekehrung des Sachsen zum Christentum mehr als ein Mittel zum Zweck sieht. Dies ist sofern bemerkenswert, da die heutige Forschung davon ausgeht, dass es sich bei den Sachsenkriegen eindeutig um einen Missionierungsfeldzug handelt.[26]

Rolf Bergheim greift diesen Ansatz des Missionierungskriegs auf und führt ihn weiter, so dass Karl der Große die Christianisierung nicht nur als Legitimation für seine Angriffskriege nicht nur gegen die Sachsen nutzt, sowie Einhard meint als Mittel zum Zweck, sondern als Selbstzweck. Bergheim bezeichnet Karl als Fundamentalisten und Errichter eines christlichen Gottesstaats. In diesem Sinne wird auch auf dem Reichstag in Quierzy die allgemeine Missionierung der Sachsen beschlossen. Damit lässt sich klar erkennen, dass wie bereits erwähnt die Christianisierung das Hauptziel Karl des Großen in des Sachsenkriegs war.[27]

Stimmen in der Forschung behaupten, dass der Sachsenkrieg eine historische Eskalation aufgrund der vorhin erwähnten andauernden Grenzkonflikt ist und dass Karl der Große nicht von Anfang die Absicht hatte, die Sachsen zu unterwerfen und zu bekehren, doch erscheint dies als nicht ganz schlüssig, wenn man die Politik seiner Vorfahren betrachtet. Bereits seit Karl Martell gilt Sachsen als fränkisches Einflussgebiet und Karl der Große sieht wohl Sachsen als Bestandteil des fränkischen Reichs an, da er nach der endgültigen Eroberung seinen Königstitel nicht erweitert im Gegensatz bei der Eroberung des Langobardenreichs. Auch die Missionierung wurde wohl von Beginn an verfolgt, da sich bereits Karls Vater zwei Jahrzehnte zuvor Bekehrungen und Taufen zuschreiben lässt.[28]

3 Der Verlauf des Sachsenkriegs

3.1 Vorbemerkungen zum Verlauf des Sachsenkriegs

Der gebräuchlichste Ausdruck für den fränkisch-sächsischen Konflikt sind die Sachsenkriege, doch erscheint es sinnvoller nur vom Sachsenkrieg zu sprechen, da der Sachsenfeldzug mehr oder weniger ein einheitliches Ganzes bildet. Die zeitliche Festsetzung des Sachsenkriegs sowie die Betrachtung der Ereignisse lässt den Schluss zu, dass Karls erster Feldzug im Jahr 772 und sein letzter im Jahr 804 stattfindet. Geht man von Einhards Aufzeichnungen aus, die besagt, dass der Krieg 33 Jahre dauert ist belanglos, da er an anderer Stelle schreibt, dass der Krieg im 33. Jahr endet. Jedoch irreführend ist die Behauptung Einhards, dass der Sachsenkrieg ohne Unterbrechungen geführt wird. Tatsächlich können mehrere Ruhejahre zwischen den Kampfhandlungen festgestellt werden.[29]

[...]


[1] EINHARD, Vita Karoli Magni. Leben Karl des Großen. Aus dem Lateinischen übers. von Evelyn Scherabon Firchow. Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von Evelyn Scherabon Firchow. Stuttgart 1981. S.17.

[2] Vgl. ebda. S.90.

[3] Vgl. HILSCH Peter, Das Mittelalter. Die Epoche. 3. überarbeitete Aufl. Konstanz u. München 2012. S.39 – 40.

[4] Vgl. BECHER Matthias, Karl der Große. 6. durchges. und aktualisierte Aufl. München 2014.

[5] HARTMANN Wilfried, Karl der Große. Stuttgart 2010.

[6] SPRINGER Matthias, Die Sachsen. Stuttgart 2004.

[7] BERGMEIER Rolf, Karl der Große. Korrektur eines Mythos. Marburg 2016.

[8] BECHER Matthias, Gewaltmission. Karl der Große und die Sachsen. In: Christoph Stiegemann (Hg.), Credo. Christianisierung Europas im Mittelalter. 1 Petersberg 2013.

[9] Vgl. SPRINGER, Die Sachsen, 2004, S.178.

[10] Vgl. STEINACHER Roland; WINCKLER Katharina, Merowinger und Karolinger. Imperien zwischen Antike und Mittelalter. In: Michaela Gehler (Hg.), Imperien und Reiche in der Weltgeschichte – Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche. Teil 1 – Imperien des Altertums, Mittelalterliche und frühneuzeitliche Imperien. Wiesbaden 2014. S. 667.

[11] Vgl. EINHARD, Vita Karoli, 1981 S.13.

[12] Vgl. HILSCH, Das Mittelalter, S.39.

[13] Vgl. MCKITTERICK, 2008, S.101.

[14] Vgl. BECHER Matthias, Karl der Große. 6. durchges. und aktualisierte Aufl. München 2014. S.56

[15] Vgl. WEINFURTER Stefan, Karl der Grosse. Der heilige Barbar. München u. Zürich 2015. S.104.

[16] Vgl. WEINFURTER, Der heilige Barbar, 2015, S.104.

[17] Vgl. EINHARD, Vita Karoli, 1981 S.19.

[18] Ebda. S.19.

[19] Vgl. WEINFURTER, Der heilige Barbar, 2015, S. 104.

[20] Vgl. SPRINGER, Die Sachsen, 2004, S.260.

[21] Vgl. HILSCH, Das Mittelalter, S.39.

[22] Vgl. EINHARD, Vita Karoli, 1981 S.19.

[23] Vgl. SPRINGER, Die Sachsen, 2004, S.260.

[24] Vgl. SCHÜTTE Bernd, Karl der Große in der Historiographie der Ottonen- und Salierzeit. In: Franz Erkens (Hg.),Karl der Große und das Erbe der Kulturen. Akten des 8. Symposiums des Mediävistenverband, Leipzig 15. – 18. März. Berlin 2001. S. 249 – 250

[25] EINHARD, Vita Karoli, 1981 S.19.

[26] Vgl. BECHER Matthias, Gewaltmission. Karl der Große und die Sachsen. In: Christoph Stiegemann (Hg.), Credo. Christianisierung Europas im Mittelalter. 26. Juli bis 3. November 2013. Eine Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum, im Museum in der Kaiserpfalz und in der Städtischen Galerie Am Abdinghof zu Paderborn .Katalog zur Ausstellung in zwei Teilbänden. Teil 1 Essays. Petersberg 2013. S. 321.

[27] Vgl. BERGMEIER Rolf, Karl der Große. Korrektur eines Mythos. Marburg 2016. S. 198 – 199.

[28] Vgl. SPRINGER, Die Sachsen, 2004, S.179 – 180.

[29] Vgl. SPRINGER, Die Sachsen, 2004, S.178 sowie Vgl. EINHARD, Vita Karoli, 1981 S.20 – 21.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Der Sachsenkrieg. Der lange Krieg Karls des Großen
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Geschichte)
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
12
Katalognummer
V429939
ISBN (eBook)
9783668733879
ISBN (Buch)
9783668733886
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sachsenkrieg, krieg, karls, großen
Arbeit zitieren
Gregor Schweighofer (Autor:in), 2016, Der Sachsenkrieg. Der lange Krieg Karls des Großen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429939

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