Der Einsatz des Science-Slams als Unterrichtsmethode im Fach Deutsch der gymnasialen Oberstufe


Hausarbeit, 2013

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I) Themenwahl

II) Lehrplananbindung

III) Didaktische und sachanalytische Vorüberlegungen

IV) Stundenverlauf

V) Materialien

VI) Literaturverzeichnis

I) Themenwahl

Die gymnasiale Oberstufe in Bayern ermöglicht es dem Lehrenden, seine Schüler in ein fachspezifisches Thema einzuweisen. Dieses Seminarthema soll dann über vier Schulhalb- jahre vertieft erarbeitet werden. Im Rahmen dieses Seminar muss jeder Schüler ein speziel- les Thema in einer wissenschaftlichen Seminararbeit erarbeiten. Die didaktische Zielset- zung des W-Seminars ist damit auf eine Vorbereitung für eine spätere Hochschullaufbahn, im Sinne der Wissenschaftspropädeutik ausgelegt. Diese Kernkompetenz, wissenschaftlich zu arbeiten, beinhaltet den Umgang mit Forschungsliteratur, das Verfassen wissenschaft- lich fundierter Texte, ganz besonders aber auch die ansprechende und verständliche Ver- mittlung dieser erarbeiteten Inhalte in Form einer Präsentation. Üblicherweise erfolgt die Präsentation dann im Rahmen des Kurses vor den Mitschülern und vor dem Seminarlehrer. Diese Arbeit soll ein Stundenkonzept vorlegen, das eine neue Form wissenschaftlicher Präsentationsmethodik darstellt. Dies ist insofern für das Fach Deutsch von so großer Be- deutung, da die Mediendidaktik insbesondere die Präsentationskompetenz erfordert.

Vorlage und Anregung für diese neue Form der Präsentation war der aktuelle Trend des sogenannten „Poetry-Slams“1, der sich in der Jugend- und Studentenszene besonderer Beliebtheit erfreut.

Das Konzept sei in aller Kürze skizziert. Ein Poetry-Slam ist in aller Regel eine öffentliche Veranstaltung, die Literatur- und Musikbegeisterten die Möglichkeit bietet, ihre Textbei- träge öffentlich vor einer Jury und Publikum vorzutragen. Dabei gelten feste Regeln, die beispielsweise die Rededauer oder die Thematik der Vorträge festlegen. Üblicherweise sind keine Requisiten und Medien zur Unterstützung des Vortrages erlaubt. Alle Darbie- tungen werden von einer fachkundigen Jury bewertet, und am Ende des Abends wird ein „Slammer“ zum Sieger gekürt.

Der Trend ist vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt, die in dieser Präsentationsform ihre Texte (meist lyrischer/Pop-kultureller Art) auf eine völlig neue Ausdrucksweise vortragen können. Der Ansporn, sich vor Punktrichtern und Publikum zu beweisen, hat mittlerweile eine begeisterte Szene hervorgebracht.

Abgeleitet von diesem Konzept des Dichterwettstreites entwickelte sich im Jahre 20062 der sogenannte „Science-Slam“. Bei diesen Veranstaltungen treten vorranging Nachwuchs- aber auch etablierte Wissenschaftler auf, die in der Regel ein wissenschaftliches Thema zuvor umfassend erarbeitet haben (z. B. Magister-, Doktor- oder Zulassungsarbeit etc.). Die Darstellenden versuchen nun, dieses Thema innerhalb eines festen Zeitrahmens (nor- malerweise 10 Minuten) einem Laienpublikum auf möglichst verständliche, aber auch hu- moristische und unterhaltsame Art und Weise näher zu bringen, sodass sogar völlig fach- fremde Zuhörer den Kern der wissenschaftlichen Arbeit erfassen können. Dabei stehen dem Vortragenden - anders als beim Poetry-Slam - eine Vielzahl multimedialer Mittel zur Verfügung. Das sicherlich am häufigsten genutzte Medium ist eine Powerpointpräsentation in Kombination mit einem frei gehaltenen Vortrag. Idealerweise sollte beispielsweise nach dem Vortrag eines Physikers sogar ein naturwissenschaftlicher absolut unbegabter Zuhörer die Kernthesen dessen Arbeit verstanden haben. Auch beim Science-Slam bewertet eine Jury schließlich die einzelnen Präsentationen. Intention und Absicht dieser Art von Veran- staltungen ist es, jungen Wissenschaftler Raum und eine Präsentationsmöglichkeit zu bie- ten und ihnen die Chance zu geben, die Allgemeinheit über ihr Schaffen informieren zu können. Sie haben so die Chance, die Begeisterung und das Interesse für ihre Arbeit nach außen zu tragen und einem Laienpublikum einen kleinen Einblick in ihre Tätigkeit zu ver- mitteln.

Sowohl der Science- als auch der Poetry-Slam erfreuen sich aufgrund ihres Unterhaltungswertes einer enormen Beliebtheit, sodass diese Formate mittlerweile auch große Säle zu füllen vermögen und in regelmäßigen Intervallen deutschlandweit statt finden. Der persönliche Anstoß für die Themenwahl geht zurück auf meine eigene Erfahrung, die ich in meinem W-Seminar in der Qualifikationsphase erworben habe. Im Rahmen dieses Seminars haben wir für Eltern, Lehrerkollegen und Freunde einen eigenen Science-Slam organisiert und unsere Seminararbeiten vor einem größeren Laienpublikum präsentiert. Die Reaktionen waren von allen Seiten positive.

Diese Arbeit soll nun zeigen, dass gerade die Methode des Science-Slams als Format für die Präsentation, der im Rahmen des W-Seminars zu verfassenden Seminararbeiten in der gymnasialen Oberstufe, didaktisch viele Vorzüge im Hinblick auf die Mediendidaktik und auch auf die Sprachdidaktik hat.

Das hier vorliegende Stundenmodell ist demnach als Doppelstunde in der Qualifikationsstufe 12 konzipiert und soll den Schülern die Thematik und Methodik einer solchen Art der Präsentation vermitteln.

II) Lehrplananbindung

Bei der Frage nach der Lehrplananbindung soll nicht nur die geplante Unterrichtsstunde, sondern das gesamte Projekt der Durchführung eines Science-Slams betrachtet werden. In erster Linie gibt der Lehrplan für die Qualifikationsphase des Gymnasiums in Bayern das W-Seminar als ein zentrales Element vor. Dieses Seminar ist nach Aussagen des Kul- tusministeriums wissenschaftspropädeutisch und „studien- bzw. berufsorientiert ausgerich- tet. Eine Präsentation der zu verfassenden Seminararbeiten ist obligatorisch. Der Ausge- staltung der Seminare wird vom Kultusministerium weitestgehend Freiheit eingeräumt. Insofern ist das Abhalten eines Science-Slams durchaus mit der Zielsetzung des Lehrplans vereinbar.3

Durch die hohe Korrelation der Lerninhalte des Projekts mit den Lernzielen des Lehrplans für das Fach Deutsch in der gesamten Qualifikationsphase wird dies eindeutig belegt. Die wissenschaftspropädeutische Komponente des W-Seminar, die sich vor allem auf die Lernbereiche des Schreibens, der Sprachbetrachtung und der Sachtextanalyse beschränkt, soll hier nur erwähnt, aber nicht mehr im einzelnen behandelt werden, da vornehmlich die Präsentation der bereits erarbeiteten Inhalte Ziel der Unterrichtseinheit ist. Hierfür von Bedeutung sind die Bereiche „Sprechen“ sowie „Mediennutzung und - Reflektion“.4

Ein Hauptlernziel des Lernbereichs „Sprechen“ ist es, praxisbezogene Erfahrungen darin zu sammeln, erarbeitete Ergebnisse methodisch aufbereitet vorzutragen. Die zu vermitteln- den Inhalte sollen durchstrukturiert, wissenschaftlich fundiert und durch Medien gestützt zum Vortrag gebracht werden können. Außerdem gilt der Sprechsituation und damit ein- hergehend der situationsgerechten Aufbereitung der Inhalte besondere Importanz. Der Lehrplan der 12. Klasse fordert außerdem explizit einen freien Vortrag, wie er auch in der Präsentation Anwendung finden soll. Lediglich kleine Gedächtnisstützen (z. B. in Form einiger weniger Karteikarten) werden beim Science-Slam zulässig sein. Hinzu kommt, dass Kommunikationsformen reflektiert werden sollen, was durch die Diskussion über gelungene und misslungene Präsentationsformen abgedeckt wird. Weiterhin soll nach dem Science-Slam eine ausführliche Analyse und Feedbackrunde im Seminarverbund statt fin- den, um die gelungenen und weniger gelungenen Momente einer jeden Präsentation heraus zu stellen und im Plenum zu diskutieren. Fernerhin bekommen die Schüler durch die Bewertung des Publikums eine Rückmeldung (siehe Material 2) inwieweit ihr Vortrag verständlich war.

Im Bereich der Mediennutzung und -Reflektion betont der Lehrplan maßgeblich die Kom- petenz, erarbeitete Ergebnisse durch Präsentationsprogramme anschaulich darstellen zu können.

Neben der „zielgerichteten“ soll auch die „kreative“ Komponente dabei berücksichtigt werden. Durch die freien und teils humoristischen Möglichkeiten, die ein Science-Slam im Gegensatz zu einer konventionellen Präsentation bietet, wird den Schülern die Möglichkeit einer sehr freien und innovativ-kreativen Herangehensweise eingeräumt. Dabei wird au- ßerdem die gegenwärtige Sprach- und Medienverwendung berücksichtigt, da das Format des Science-Slam ein brandaktuelles ist, das sich auf dem neuesten medialen Stand be- wegt.

Die gehaltenen Präsentationen werden in der bereits erwähnten Feedbackrunde sowohl bezüglich des Vortrags, als auch der medialen Präsentation diskutiert werden. Auf diese Weise wird die vertiefte Reflektion von medialem Einsatz berücksichtigt, die der Lehrplan weiterhin vorgibt.

Aus den angeführten Korrelationen zwischen den Lerninhalten des Projekts und dem Lehrplan der Oberstufe wird erkenntlich, dass ein Science-Slam die ideale Möglichkeit in einem W-Seminar ist, um die geforderten Lernziele umzusetzen.

III) Didaktische und sachanalytische Vorüberlegungen

Die geplante Doppelstunde wird die Schüler in die Thematik und Konzeption eines Vortrages in Form eines Science-Slams einführen. Dabei soll zunächst anhand eines Anschauungsbeispiels geklärt werden, was ein Science-Slam ist und wie solch eine Veranstaltung abläuft. Das Beispiel, das in Form eines kurzen Videos (ca. 10 Minuten) erfolgen wird, soll exemplarisch für die gesamte Doppelstunde dienen, sodass mittels des Videos viele der Inhalte anschaulich erarbeitet und geklärt werden können.

Anschließend werden die Rahmenbedingungen und Regeln für die Präsentationen der Schüler festgelegt. Geklärt werden sollen zunächst Formalia bezüglich des Vortrages und der Veranstaltung. Darauf aufbauend soll nach einer Diskussion in Kleingruppen im ge- meinsamen Unterrichtsgespräch ermittelt werden, wie eine solche Präsentation möglichst gelungen vonstatten gehen kann, auf welche Dinge zu achten ist und wo die größten Feh- lerquellen liegen.

[...]


1 Zu Deutsch mit „Dichterwettstreit“ zu übersetzen.

2 Vgl. http://www.scienceslam.de/; http://www.scienceslam.org/science-slam.html

3 Siehe dazu: Weblinks ISB Bayern, S. 13.

4 Da die Präsentation der Seminararbeit letztlich die vermittelten Inhalte von vier Halbjahren umfasst, soll im Folgenden auch der Lehrplanbezug für die Qualifikationsstufe 11 und 12 angeführt werden.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Einsatz des Science-Slams als Unterrichtsmethode im Fach Deutsch der gymnasialen Oberstufe
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V429169
ISBN (eBook)
9783668725577
ISBN (Buch)
9783668725584
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Didaktik, Deutschdidaktik, Gymnasium, Oberstufe, Methode, Unterricht, W-Seminar, Wissenschaftspropädeutik, Science-Slam, Poetry-Slam, Slam
Arbeit zitieren
Cornelius Eder (Autor:in), 2013, Der Einsatz des Science-Slams als Unterrichtsmethode im Fach Deutsch der gymnasialen Oberstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429169

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