Lehrprobe "Beginn und Ausbreitung des Islam" (6. Klasse Gymnasium)


Unterrichtsentwurf, 2014

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Pädagogisch-psychologische Anmerkungen zur Klasse 6b

2. Didaktisch und methodische Überlegungen
2.1. Lehrplananalyse
2.2. Einbettung der Lehrprobenstunde in die Unterrichtssequenz
2.3. Sachanalyse
2.4. Methodisch-Didaktische Überlegungen

3. Unterrichtsskizze

4. Materialien zur Stunde

5. Verzeichnis der verwendeten Literatur

6. Anhang

1. Pädagogisch-psychologische Anmerkungen zur Klasse 6b

In der Klasse herrscht ein großes Interesse am „neuen“ Fach Geschichte vor, es treten in der Regel keine Motivationsprobleme auf. Die Wissbegierde von Seiten der Schüler schlägt sich in einer regen Unterrichtsbeteiligung nieder, wobei aber darauf geachtet werden muss, dass nicht nur Meldungen entgegengenommen werden, sondern gezielt auch „Schweiger“ aufgerufen werden müssen, die sich in der Klasse befinden.

Die Schüler sind sehr aufgeweckt und neugierig. Insgesamt kann die Klasse als recht lebhaft bezeichnet werden. Die Schüler verhalten sich dabei – abgesehen von gelegentlichen Ermahnungen – diszipliniert. Die Lehrkraft muss aber darauf achten, zügig voranzukommen, um die Energie der Schüler auf die Unterrichtsinhalte zu kanalisieren.

Das Klassenklima gegenüber dem Lehrer ist als freundlich zu bezeichnen. Insgesamt ist die 6b eine Klasse, mit der man gut arbeiten kann.

2. Didaktisch und methodische Überlegungen

2.1. Lehrplananalyse

Der G8-Lehrplan für das Fach Geschichte[1], gültig seit dem 19. Juli 2004[2], sieht für das Ende der sechsten Jahrgangsstufe die Begegnung mit dem Zeitraum „Von der Antike zum Mittelalter“[3] vor. Das Thema der Lehrprobenstunde ist dabei fest im Lehrplan verankert: „Beginn und Ausbreitung des Islam“[4] entspricht dem genauen Wortlaut des Curriculums der 6. Klasse.

Die Schüler erkennen dabei den „Übergang von der Antike zum Mittelalter“ als eigenständigen Zeitraum an. Die Schüler sollen erkennen, dass die stoffliche Einheit, wie sich noch in den Sequenzen „die griechisch-hellenistische Welt“[5] und dem „Imperium Romanum“[6] vorhanden war abgelöst wird durch eine Verschiebung der Machtkonzentration gen Norden und ständig wechselnder Herrschaftsträger. Die „Völkerwanderung“[7] stellt dabei eine wichtige Zäsur dar: Die Ablösung der einstigen Weltmacht Rom durch den Durchzug einer Vielzahl an germanischen Stämmen (z.B. Vandalen, Westgoten, Sweben) bedingen eine räumliche Verschiebung des Herrschaftsanspruches innerhalb Europas. Es beginnt das Zeitalter des Mittelalters. Die „Dreiteilung der Mittelmeerwelt“ mit den Zentren des Frankenreichs, dem byzantinischen Reich und dem Arabischen Reich des Islam löst die alte Herrschaftsordnung des römischen Weltreiches ab. Die Entstehung des Mittelalters lässt sich am Beispiel des Frankrenreichs exemplarisch darstellen. Dabei ist die Konsolidierung und die Herausbildung der eigenen Identität und Kultur wichtiger Bestandteil der Reiche zu dieser Zeit.[8]

Die „neuen Kräfte“[9], welche nach Ende des Imperium Romanum in Erscheinung treten, zeigen sich einerseits in eigener Ausprägung, sind aber auch tief verwurzelt in „antiken Traditionen“[10] (z.B. die Taufe des fränkischen Königs Chlodwig).

Die Entstehung des Mittelalters wird „als ein Prozess“[11] verstanden, in dem alte Schwerpunkte der Macht zersplittern und sich neue „Gesellschaften, Herrschaften und Kulturen“[12] herausbilden. Dies darf aber nicht auf die politische Ebene verengt werden, der Multiperspektivität von Geschichte würde diese Herangehensweise nicht gerecht werden. Bereiche wie die Mentalitäts- und Sozialgeschichte dürfen nicht aus den Augen verloren werden. Die religiöse Weltanschauung spielt in allen Kulturen eine herausragende Rolle.[13] Die Schüler sollen innerhalb der Sequenz und in der Lehrprobenstunde die verschiedenen Religionen der ausgehenden Antike kennen lernen. Dabei sollen sie nachvollziehen, dass das Christentum nicht mehr die alleinige religiöse Wertvorstellung darstellt. Der Islam stellt eine vom Osten kommende weitere monotheistische Religion dar, die in Europa (Spanien) Fuß fasst.

Der Lehrplan zeigt den „Zerfall des Römischen Reiches“[14] nicht nur auf politischer Ebene, sondern weist diesen auch auf anderen Bereichen wie zum Beispiel anhand der Religion nach.

2.2. Einbettung der Lehrprobenstunde in die Unterrichtssequenz

Die Lehrprobenstunde ist die sechste Stunde innerhalb der Sequenz „Von der Antike zum Mittelalter“, welche neun Stunden umfassen wird. Die Epoche des Mittelalters wird der erste Schwerpunkt des Stoffes in Klasse 7 sein. Ich halte daher eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Inhalten des Mittelalters für wichtig, um die Grundlagen für die 7. Klasse zu legen.

Die Sequenz habe ich nach den Pfingstferien am Mittwoch, 17. Juni begonnen. Die umstürzende Kraft der Völkerwanderung war Thema meiner ersten Stunde. Diesen Ausgangspunkt nutzend verblieb ich bei der Entwicklung der germanischen Stämme. Als Vertiefung wählte ich die Vandalen als Fallbeispiel eines germanischen Stammes zur Zeit der Völkerwanderung am Donnerstag, 18. Juni aus. Der Zug der Vandalen von ihrem Stammsitz östlich der Oder bis nach Afrika (Tunis!) illustriert exemplarisch den Werdegang eines germanischen Stammes zur Zeit der Völkerwanderung (2. Stunde). Ausführlich beschäftigte ich mich mit dem entstehenden fränkischen Herrschergeschlecht (3. + 4. Stunde). Hier war mir besonders die Entwicklung der herausbildenden Herrschaftstradition und kulturellen Eigenheiten des Frankenreichs wichtig, um die Unterschiede zum vorherigen römischen Weltreich deutlich zu markieren (3. Stunde). Anhand des Königsgeschlechts der Merowinger konnten die Schüler gut den Aufbau der fränkischen Herrschaft in seiner Struktur erfassen.

Das Christentum erwies sich im Reich der Franken als einendes Band zwischen Volk und Herrscher. Die Einheit der Franken gewährleistete der fränkische König Chlodwig mit seinem Übertritt zum Christentum. Die dadurch vollzogene Christianisierung der Franken und ihre Auswirkungen für das fränkische Reich bildeten in dieser Stunde den Schwerpunkt (3. Stunde). Im Zentrum der folgenden Stunde standen das Ende der Merowinger und der Aufstieg der Karolinger (4. Stunde). Das Königsgeschlecht der Merowinger erlitt einen schleichenden Machtverlust: Die Hausmeier, die obersten Verwalter des Merowingerreiches, begannen, ihre politischen Interessen durchzusetzen und besaßen in Karl Martell einen militärischen Führer, der 732 den Feldzug der Araber bei Tours/Poitier stoppte und damit zu großem Ansehen kam. Sein Sohn Pippin beendete die Königstradition der Merowinger und ließ sich von Papst Zacharias I. zum König salben. Sein Sohn Karl wurde 800 in Rom zum römischen Kaiser gekrönt und führte das karolingische Reich zu seiner Blütezeit.

Die christliche Tradition und die Missionierung Europas wird in der nächsten Stunde illustriert (5. Stunde). Anhand des Wesens des Mönchtums und des Klosterwesens erkennen die Schüler Ursprünge und Merkmale des Christentums auf deutschem Boden. Als lokalhistorischen Bezug betrachte ich in dieser Stunde die Person und das Wirken des Heiligen Kilians in Würzburg.

Nach Abschluss der Ereignisse der neuen europäischen Macht der Franken wird in einer tour d’horizon die Dreiteilung der Mittelmeerwelt deutlich gemacht. Von unisono (Rom) hin zu einem Dreiklang (Frankenreich, Oströmisches Reich, Arabisches Reich des Islam). Der Blick vom fränkischen Gebiet wird auf die Geschehnisse in den östlichen Reichen (oströmisches Reich, arabische Welt) gerichtet: In der Lehrprobenstunde wird der Beginn und die Ausbreitung des Islam unter die Lupe genommen (6. Stunde). Daran schließt sich die nächste Stunde an: Der gesellschaftliche wie religiöse Alltag im arabischen Reichs des Islam wird vertiefend untersucht, die bestimmende Kraft der Religion im Alltag der Menschen wird hierbei näher beleuchtet (7. Stunde). Die Entfaltung der byzantinischen Welt steht im Mittelpunkt der darauf folgenden Stunde (8. Stunde). Die Schüler sollen erfassen, welchen Schwierigkeiten Byzanz als überlebenden Teil des römischen Weltreiches unterlag, die Blütezeit unter Justinian I. kennen lernen und einen Ausblick bis zum Ende des oströmischen Reiches (1453) erhalten. Ein abschließendes Fazit der Dreiteilung der Mittelmeerwelt wird erarbeitet. Diese Sequenz schließt damit die als Grundwissen im Lehrplan verankerte Begrifflichkeit der Dreiteilung der Mittelmeerwelt ab.

Die Sequenz „Von der Antike zum Mittelalter“ stellt sich im Überblick wie folgt dar:

1. Stunde: Die Völkerwanderung
2. Stunde: Vertiefung: Die Vandalen
3. Stunde: Das Frankenreich I (Von Chlodwig bis Karl Martell)
4. Stunde: Das Frankenreich II (Von Karl Martell zu Karl dem Großen)
5. Stunde: Das Mönchtum
6. Stunde: Beginn und Ausbreitung des Islam
7. Stunde: Vertiefung: Alltag im Islam
8. Stunde: Byzanz /Abschluss: Dreiteilung der Mittelmeerwelt

2.3. Sachanalyse

Rund eine Milliarde Menschen – etwa ein Fünftel der Erdbevölkerung – bekennen sich zum Islam („Hingabe an Gott“), fast drei Millionen Muslime („der sich Gott unterwirft“) leben in Deutschland. Der Islam ist eine monotheistische Religion, die ein geschlossenes rechtlich-politisches Wertesystem[15] vermittelt. Eine Trennung von Staat und Religion, wie es zum Beispiel in Europa üblich ist – z.B. beim Laizismus in Frankreich[16] – findet in streng religiösen islamischen Staaten nicht statt.

Der Islam ist eine Buchreligion und fußt auf der Grundlage des Korans, dem Wort Gottes in arabischer Sprache. Der Koran ist die Primärquelle des Islam, darin befinden sich die Worte des Propheten Mohammeds, die er vom Erzengel Gabriel erhielt. Der Koran unterteilt sich in 114 Abschnitte, genannt Suren. Der Koran fungiert in der islamischen Welt wie ein Gesetzbuch für das Alltagsleben und die Gesellschaft.

Die Religion des Islam geht zurück auf das Wirken Mohammeds. Über ihn sind keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen worden, in mündlicher Überlieferung ist seine Biographie wie auch der Koran in Jahrhunderten zusammengetragen worden. Eine gesicherte Vita des Propheten existiert nicht, die älteste Biographie[17] stammt von Mohammad Ibn Ishāq, dessen Werk erst um das 8. Jahrhundert bekannt wurde.

570 nach Christus wurde Mohammed in Mekka geboren. Die Stadt stellte damals eine Station auf den Fernhandelsstraßen zwischen Europa und dem asiatischen Raum dar. Bekanntheit erlangte sie durch die Pilgerzüge, welche nach Mekka wegen des heidnischen Heiligtums der Kaaba, einem schwarzen Meteoritengestein, zogen. Mohammed, der früh seine Eltern verlor, wuchs bei seinem Großvater, später bei seinem Onkel Abu Talib auf. In seiner Anfagnszeit verdingte er sich beruflich als Schafhirte und Fernhändler. Als Fernhändler lernte er die arabische Welt kennen. Der Kontakt mit Juden und Christen brachte ihm den Gedanken der monotheistischen Religion näher. Dies beeindruckte ihn, da in Mekka die Religionen polytheistisch angelegt waren und an die 300 Götter angebetet wurden. Die Heirat mit der 15 Jahre älteren und reichen Witwe Chadidscha bint Chuwailid in Mekka erbrachte für Mohammed die finanzielle Unabhängigkeit und gesellschaftliches Prestige.

Mohammed gewöhnte sich an, einen Monat im Jahr zur religiösen Buße auf dem Berg Hira in der Nähe Mekkas zu verweilen. 610 erschien ihm dort im Traum der Erzengel Gabriel, der ihn im Namen Gottes zum Propheten berief und den Auftrag erteilte, die Botschaft Gottes den Menschen zu verkünden. Mohammed begann öffentlich zu predigen. Die Hauptinhalte seiner Predigten waren die Verkündigung des Glaubens an einen Gott (Monotheismus), welcher Schöpfer der Welt ist und von den Muslimen Allah genannt wird und die Distanz zur Vielgötterei. Die Vertreter der einflussreichen Dynastie der Quraisch, der bestimmenden Schicht in Mekka, sahen in Mohammeds Verlautbarungen eine Gefahr und verbannten diesen aus Mekka. Mohammed zog mit einer kleinen Schar von Anhängern in das 350km entfernte Yathrib (später zu Ehren von Mohammed in „Medina“ [„Stadt des Propheten“] geändert).

Mit dem Ereignis der Aussiedelung (hidschra) vom 16. Juli 622 beginnt die islamische Zeitrechnung (Jahr 0). In Medina konnte sich Mohammed bald als Stadtoberhaupt durchsetzen. Es begann hier jener zehnjährige Zeitraum (622-632), in dem der Prophet Mohammed die Grundlagen seines islamischen Gemeinwesens schuf: Die politische Organisation verknüpfte er mit der Religion.[18] Auch im militärischen Bereich musste er aktiv werden: Die Bewohner Mekkas versuchten in drei kriegerischen Unternehmungen Medina einzunehmen, welche allesamt abgewehrt wurden (624, 625, 627). Nicht die Entstehung einer neuen Religion war das historisch bedeutsame Ereignis des 7. Jahrhunderts, sondern, dass ein bisher noch nicht existierender Staat entstand, dessen Zusammenhalt sich über die neu gegründete Religion definierte.[19]

[...]


[1] http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=26390 (30.06.2009).

[2] http://www.isb.bayern.de/isb/index.asp?MNav=6&QNav=4&TNav=1&INav=0&Fach=&Fach2=&LpSta=6&STyp=14&Lp=489 (30.06.2009).

[3] http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=26390, Bereich: „G 6.6 Von der Antike zum Mittelalter (ca. 6 Std.)“.

[4] http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=26302&PHPSESSID=b038570da0bd0adee1e12b732915a300 (30.06.2009).

[5] http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=26390, siehe G 6.4.

[6] Ebd., siehe G 6.5.

[7] Ebd., siehe G 6.6.

[8] Vgl. http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=26390, siehe G 6.6.

[9] Ebd., siehe G 6.6.

[10] Ebd.

[11] Ebd., siehe G 6.6.

[12] Ebd.

[13] Vgl. Heiler, Friedrich: Erscheinungsformen und Wesen der Religion, Bd.1 (Cancik, Hubert (Hrsg.): Die Religionen der Menschheit, 36 Bde., Stuttgart 1960), Stuttgart 21979.

[14] Ebd., siehe G 6.6.

[15] Aktuelles Beispiel für die rechtlich-politische Seite des Islam zeigen momentan die Vorkommnisse im islamischen Staat des Iran.

[16] Aktuelles Beispiel: Die Diskussion des Trageverbots der Burka in Frankreich, Süddeutsche Zeitung vom 25. Juni 2009, S. 2.

[17] Alfred Guillaume (Übersetzer): The Life of Muhammad. A translation of Ishaq's Sirat rasul Allah, Karachi 192006.

[18] Vgl. Halm, Heinz: Der Islam, München 72007, S. 20.

[19] Vgl. Ebd., S. 21.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Lehrprobe "Beginn und Ausbreitung des Islam" (6. Klasse Gymnasium)
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
23
Katalognummer
V428893
ISBN (eBook)
9783668734494
ISBN (Buch)
9783668734500
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Islam Dschihad Mohammed Didaktik 6. Klasse Geschichte
Arbeit zitieren
Dirk Simon (Autor:in), 2014, Lehrprobe "Beginn und Ausbreitung des Islam" (6. Klasse Gymnasium), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428893

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