Das Marburger Sprach-Screening (MSS) als Verfahren zur Sprachstandfeststellung


Hausarbeit, 2015

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1. Muttersprache / Erstsprache
2.2. Bilingualismus-Mehrsprachigkeit

3. MSS als Sprachstandfeststellungsverfahren
3.1. Grundlagen
3.2. MSS in der Praxis
3.2.1. Reflexion der Durchführung
3.2.2. Zusammenfassung der Ergebnisse
3.3. Kritik

4. Weitere Verfahren zur Sprachstandfeststellung

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Das Bedürfnis eines Menschen nach Kommunikation“, so Biermann, „hört in der Regel nie auf und geht bis an sein Lebensende weiter. Daher ist es wichtig, auch weiterhin die Sprachfreude Ihres Kindes zu fördern. […] Je sprachgewandter Ihr Kind ist, desto mehr ist es aktiv und umso leichter fällt ihm das weitere Lernen. Eine ausgebildete Sprache und ein umfangreicher Wortschatz sind wichtige Voraussetzungen für das geistige Wachstum Ihres Kindes“ (Biermann 2005, S.13).

Anhand dieses Zitates lässt sich feststellen, dass die Sprache im Alltag eines Menschen von großer Bedeutung ist. So kann es für ein Kind nur hilfreich sein, wenn dessen Fähigkeiten in diesem Bereich frühzeitig analysiert werden. Mithilfe einer Vielzahl von Verfahren zur Feststellung des Sprachstandes ist es den pädagogischen Fachkräften möglich, Stärken zu erkennen, möglichen Defiziten entgegenzuwirken, und dadurch für die Zukunft des Individuums vorzusorgen. Konkret behandelt die nachfolgende Arbeit das Marburger Sprach-Screening, bei dem das Kind durch eine pädagogische Fachkraft zu mehreren Bereichen der deutschen Sprache befragt wird und aus den Antworten mittels Auswertungsblatt sodann Schlüsse ziehen kann.

Dieses Verfahren wurde deshalb gewählt, da im Zuge der Praxis im Kindergarten bereits zu den Bögen BESK / BESK DaZ Erfahrung gesammelt, jedoch noch kein anderes Verfahren zur Sprachstandfeststellung kennengelernt wurde. Des Weiteren stellt die Reaktion des Kindes auf die Grafik „Spielplatz“ und der Verlauf der Befragung spannende Eckpunkte dar, weshalb das Interesse für das MSS geweckt wurde.

Die folgende Arbeit geht der Frage nach, ob sich die direkte Interaktion zwischen der pädagogischen Fachkraft und dem Kind als aussagekräftiger erweist, als eine „reine Beobachtung“. Meine damit in Verbindung stehende These sagt aus, dass es dadurch noch einfacher ist, zu objektiven und aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen.

Zu Beginn sollen die grundlegenden Begriffe „Muttersprache“ sowie „Mehrsprachigkeit“ definiert werden. Es soll sodann näher auf das MSS eingegangen werden. Zudem wurde dieses Verfahren in der Praxis getestet, dessen Durchführung und Ergebnisse an dieser Stelle reflektiert werden. Das MSS wird des Weiteren kritisch betrachtet. Zuletzt werden andere Verfahren zur Sprachstandfeststellung ergänzt.

2. Definitionen

2.1. Muttersprache / Erstsprache

Ahrenholz erklärt, dass die Sprache, welche - meist in familiärem Kontakt - von Geburt an erlernt wird, als Muttersprache bezeichnet wird. Ursprünglich kommt das Wort vom Lateinischen, wonach die „Muttersprache“ in den romanischen Sprachen als „langue maternelle“ bzw. „madrelingua“ benannt wird. Als interessante Tatsache weist der Autor auf das Polnische hin, wo übersetzt von der „Vatersprache“ die Rede ist. Auf dieses Faktum geht der Autor ein, indem er davon spricht, dass meist auch andere Personen als die Mutter am Spracherwerb des Kindes beteiligt sind (vgl. Ahrenholz 2014, S.3).

2.2. Bilingualismus-Mehrsprachigkeit

„Der Erstspracherwerb“, so Ahrenholz, „kann monolingual oder auch bilingual sein, wenn in den ersten Lebensjahren gleichzeitig zwei Sprachen erworben werden. Dann wird von Zweisprachigkeit bzw. Bilingualismus gesprochen […]. Daneben wird auch von Mehrsprachigkeit gesprochen, ein Terminus, der aber nicht auf diese Erwerbszeitraum begrenzt ist, sondern für alle Formen von multipler Sprachkompetenz verwendet wird […]“ (Ahrenholz 2014, S.5). Ob ein Kind ein- oder mehrsprachig aufwächst, nimmt in Bezug auf Sprachstandfeststellungsverfahren eine wichtige Rolle ein. Auf diese Tatsache wird auch in den spezifisch zugeschnittenen Inhalten ausgewählter Verfahren eingegangen.

3. MSS als Sprachstandfeststellungsverfahren

3.1. Grundlagen

Das Marburger Sprach-Screening wurde von Holler-Zittlau, Dux und Berger entwickelt und ist ein Test zur Erfassung wesentlicher Schlüsselkompetenzen der deutschen Sprache. Dieses wurde für Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren konzipiert und zieht Schlüsse über Kompetenzen, Schwierigkeiten bezüglich der Kommunikation, der Artikulation, des Wortschatzes, der Begriffsbildung sowie der Satzbildung (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online). Das Screening ist, laut den AutorInnen, jedoch auch für Kinder über sechs Jahre gut geeignet, die Schwierigkeiten in deren sensorischer Entwicklung haben sowie für diejenigen, mit deutlichen Sprach-, Lern- und/oder Zweitspracherwerbsproblemen (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.19). Durch die Erfassung der Sprachentwicklung können demnach Kompetenzen erkannt und Schwierigkeiten frühzeitig in Erfahrung gebracht und im weiteren Prozess gefördert werden.

Zusätzlich zum Überprüfungs- und Auswertungsbogen erwähnen Holler-Zittlau, Dux und Berger - in Bezug auf den Aufbau des Verfahrens - das Handbuch, welches Grundlagen zum Screening sowie Informationen zur Durchführung und zur Auswertung beinhaltet. Eine zentrale Rolle während des Tests nimmt die Bildvorlage „Spielplatz“ ein - anhand dieser werden die verschiedenen sprachlichen Bereiche überprüft. Das Bild „Spielplatz“ wurde bewusst gewählt, da dies der Erfahrungs- und Gedankenwelt vieler Kinder entspricht (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.20). Die einzelnen Teilbereiche schlüsseln sich folgendermaßen auf: Spontansprache, Sprachverständnis, Sprachproduktion, Wortschatz / Artikulation / Begriffsbildung sowie Grammatik. Bei fünf- bis sechsjährigen Kindern sowie SchulanfängerInnen wird ebenso die phonologische Diskriminationsfähigkeit getestet.

Zum genauen Ablauf schreiben die AutorInnen: „Die Aufgaben sind standardisiert und durch die Bildvorlage sowie das Handbuch vorgegeben. Die Instruktionen zu den einzelnen Untertests sollen wörtlich übernommen werden, da die vorgeschlagenen Formulierungen ganz bestimmte Antwortreaktionen beim Kind anregen und provozieren“ (Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.20). Die Sprachstandfeststellung erfolgt somit unter der direkten Kontaktaufnahme mit dem Kind und läuft sozusagen im Zuge eines „Frage-Antwort-Spiels“ ab. Erwünscht werden vor allem spontane Ideen und Äußerungen des Kindes, welche zum Bild sowie den Fragestellungen erfolgen. Der Sprachinhalt hat hierbei immer Vorrang gegenüber der Sprachform (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.21).
Die Antwortreaktionen des Kindes werden sodann protokolliert und hinsichtlich dem Inhaltsaspekt und dem Aspekt der sprachlichen Form bewertet (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.22). Anhand der erzielten Punkte des Kindes je Bereich publizieren die EntwicklerInnen des Bogens, dass die Auswertung nach „auffällig“ und „unauffällig“ erfolgt. Der Auswertungsscore orientiert sich dabei an den erhobenen Daten und Ergebnissen von 450 Kindern, mit denen das Screening ebenso durchgeführt und erprobt wurde (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.19).

Holler-Zittlau, Dux und Berger merken an dieser Stelle an, dass die Bewertung der Leistungen der Vier- bis Fünfjährigen anders als die der Fünf- bis Sechsjährigen erfolgt, da die Sprachentwicklung vierjähriger Kinder noch nicht abgeschlossen ist. Dies steht im Gegensatz zu fünf- bis sechsjährigen Kindern, deren Spracherwerb zumeist bereits beendet ist (vgl. Holler-Zittlau/Dux/Berger 2006, online, S.22).

3.2. MSS in der Praxis

Im Folgenden soll nun das soeben dargestellte Verfahren zur Sprachstandfeststellung an einem praktischen Beispiel getestet und näher darauf eingegangen werden.

3.1.1. Falldarstellung „Valentina“

Das MSS wurde an der 4,5-jährigen Valentina getestet. Das Mädchen ist mit ihrer Familie im Alter von 2 Jahren von Spanien nach Wien gezogen. Sie wächst demnach zweisprachig auf, wobei sie mit ihrer Mutter hauptsächlich spanisch spricht. Im März 2015 trat sie in den Kindergarten ein und bald darauf folgte die Scheidung ihrer Eltern. Seit einiger Zeit lebt ihre Mutter mit ihrem neuen deutschsprachigen Partner zusammen, wodurch das Kind auch innerhalb seiner Familie mit der deutschen Sprache in Kontakt kommt. Während des Jahres finden des Öfteren Spanien-Aufenthalte statt, was bedeutet, dass sie in dieser Zeit für etwa drei Wochen nicht in den Kindergarten kommt. Seit einem halben Jahr arbeitet die Familie mit einer Logopädin zusammen. Generell hat das Mädchen keine Probleme in Bezug auf das Sprachverständnis, jedoch zeigt sie aufgrund grammatikalisch falscher Satzbildung Auffälligkeiten im Sprachverhalten. Ihr Spiel- und Sozialverhalten ist unauffällig und sie ist gut in die Gruppe integriert.

3.2.1. Reflexion der Durchführung

Zu Beginn der Sprachstandfeststellung wurde das Einverständnis der Mutter eingeholt bezüglich der Durchführung des Marburger Sprach-Screenings. Diese war durchaus interessiert und dankbar für das Angebot, die Sprachentwicklung ihrer Tochter zu analysieren. Es wurde beschlossen, das Ergebnis abschließend gemeinsam zu besprechen.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Marburger Sprach-Screening (MSS) als Verfahren zur Sprachstandfeststellung
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V428249
ISBN (eBook)
9783668719811
ISBN (Buch)
9783668719828
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
professionalisierung, akademisierung, elementarpädagogik
Arbeit zitieren
Verena Stahl (Autor:in), 2015, Das Marburger Sprach-Screening (MSS) als Verfahren zur Sprachstandfeststellung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428249

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