Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit. Eigenwahrnehmung und namensbasierte soziale Wahrnehmung

Eine empirische Studie


Masterarbeit, 2017

136 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Vorgehensweise

2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Persönlichkeit
2.2. Soziale Wahrnehmung
2.2.1. Spontane Eigenschaftsrückschlüsse.
2.2.2. Vorurteile.
2.2.3. Fähigkeit zur sozialen Wahrnehmung.
2.3. Überblick zur Psychologie der Namen
2.4. Wahrnehmung von Vornamen
2.4.1. Soziale Hintergründe der Namensgebung.
2.4.2. Häufigkeit und Gewöhnlichkeit von Vornamen.
2.4.3. Einfluss seltener und ungewöhnlicher Namen.
2.4.4. Einfluss alter und neuer Namen.
2.4.5. Stereotype.
2.4.5.1. Konsequenzen von Stereotypen im schulischen & beruflichen Umfeld.
2.4.5.2. Spitznamen.
2.4.5.3. Geschlechterspezifische Stereotypen.
2.4.5.4. Stereotype Verknüpfungen mit der Namensattraktivität.
2.4.6. Einfluss sozialer Wahrnehmung auf den Vornamensträger.
2.5. Zwischenfazit

3. Empirische Befragung
3.1. Fragestellung und Hypothesen
3.2. Aufbau des Untersuchungsdesigns
3.3. Auswahl der Vornamen
3.4. Vorgehen zur Datenanalyse
3.4.1. Quantitative Datenanalyse.
3.4.2. Qualitative Datenanalyse.

4. Ergebnisse der empirischen Untersuchung
4.1. Beschreibung der Stichprobe
4.2. Deskriptive Statistik
4.3. Explorative Datenanalyse
4.3.1. Extraversion.
4.3.2. Neurotizismus.
4.3.5. Offenheit.
4.4. Interferenzstatistik
4.4.1. Persönlichkeit der Vornamensträger.
4.4.2. Soziale Wahrnehmung der Vornamen.
4.4.3. Gegenüberstellung von Persönlichkeit und sozialer Wahrnehmung.
4.5. Interpretation der Ergebnisse
4.5.1. Persönlichkeit der Vornamensträger.
4.5.2. Soziale Wahrnehmung der Vornamen.
4.5.3. Gegenüberstellung von Persönlichkeit und sozialer Wahrnehmung.
4.6. Weiterführende Ergebnisse
4.6.1. Geschlechterspezifische Unterschiede.
4.6.2. Unterschiede abhängig vom persönlichen Bezug.
4.6.3. Altersbedingte Unterschiede.
4.6.4. Weiterführende Ergebnisse der qualitativen Analyse.

5. Diskussion

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Eidesstattliche Erklärung

Abstract

Existiert ein Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit? Diese Studie vergleicht jeweils zehn männliche und weibliche ähnlich häufig vergebene deutsche Vornamen. Dazu werden die Persönlichkeitsmerkmale der Vornamensträger (N = 643) und die soziale Wahrnehmung (N = 778) der Vornamen mit Hilfe der Big Five erfasst. Die Ergebnisse zeigen vornamensspezifische Persönlichkeitsmuster sowohl bei der Befragung der Vornamensträger als auch in der namensbasierten sozialen Wahrnehmung. Der Vergleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung belegt Konformität hinsichtlich zahlreicher Vornamen, insbesondere für die Dimensionen Extraversion und Gewissenhaftigkeit. Eine qualitative Datenerhebung unterstützt die quantitativen Ergebnisse. Die Studie verdeutlicht, dass auch ohne persönlichen Bezug zu einem Vornamen eine konkrete Vorstellung zu einer Person mit dem Vornamen bestehen kann und diese häufig mit der tatsächlichen Persönlichkeit des Vornamensträgers übereinstimmt.

Is there a relationship between someone’s first name and personality? This study compares the Big Five personality traits of first name carriers (N = 643) and social perception (N = 778) for ten male and ten female common German first names. The results show first name specific personality structures in both surveys. The comparison of self-perception and perception of others proves conformity for numerous first names, in particular for the personality dimensions Extraversion and Conscientiousness. A qualitative survey supports the mentioned quantitative results. This study clarifies the existence of specific first name based imaginations, even without personal reference to a first name carrier. This specific imagination is often consistent with the personality of the first name carrier.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Items des BFI-10 Fragebogen

Abbildung 2. Beschreibung der Stichprobe nach Teilnehmer pro Name.

Abbildung 3. Beschreibung der Altersstruktur beider Stichproben.

Abbildung 4. Beschreibung der Stichprobe zur sozialen Wahrnehmung nach Geschlecht.

Abbildung 5. Extraversion, Persönlichkeit

Abbildung 6. Extraversion, Soziale Wahrnehmung

Abbildung 7. Extraversion, Gegenüberstellung

Abbildung 8. Neurotizismus, Persönlichkeit

Abbildung 9. Neurotizismus, Soziale Wahrnehmung.

Abbildung 10. Neurotizismus, Gegenüberstellung.

Abbildung 11. Gewissenhaftigkeit, Persönlichkeit.

Abbildung 12. Gewissenhaftigkeit, Soziale Wahrnehmung.

Abbildung 13. Gewissenhaftigkeit, Gegenüberstellung

Abbildung 14. Verträglichkeit, Persönlichkeit

Abbildung 15. Verträglichkeit, Soziale Wahrnehmung

Abbildung 16. Verträglichkeit, Gegenüberstellung

Abbildung 17. Offenheit, Persönlichkeit

Abbildung 18. Offenheit, Soziale Wahrnehmung

Abbildung 19. Offenheit, Gegenüberstellung

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Qualitative Kategorien

Tabelle 2 Deskriptive Analyse der Ergebnisse

Tabelle 3 Prüfung auf Normalverteilung - Ergebnisse des Shapiro-Wilk-Tests

Tabelle 4 Gegenüberstellung von sozialer Wahrnehmung und Persönlichkeit

Tabelle 5 Geschlechterspezifische Mittelwertunterschiede in der sozialen Wahrnehmung

Tabelle 6 Mittelwertunterschiede abhängig vom persönlichen Bezug zu einem Vornamensträger

Tabelle 7 Mittelwertunterschiede abhängig vom Geburtsjahr der Vornamensträger

Tabelle 8 Mittelwertunterschiede abhängig vom Geburtsjahr der Beurteiler

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Der Name ist oftmals die erste Information, die Menschen über eine fremde Person erhalten. Bereits auf Basis dieser geringen Informationsgrundlage kann ein gedankliches Bild über die Person, die Persönlichkeitseigenschaften und Charakterzüge entstehen. Neben meist offensichtlichen Merkmalen wie beispielsweise dem Geschlecht können auch Alter, ethnische Zugehörigkeit, geografische Herkunft und soziale Klasse mit dem Vornamen in Verbindung gebracht werden (Quaglia, Longobardi, Mendola, & Prino, 2016). Möglicherweise entstehen Stereotype und Vorurteile, die von einer ganzen Gruppe geteilt werden. In dem Zusammenhang hat sich insbesondere in den deutschsprachigen Medien der Begriff des „Kevinismus“ verbreitet, der die Diskriminierung von Menschen beschreibt, die kulturell entwertete Namen wie beispielsweise Kevin oder Chantal tragen (Gebauer, Leary, & Neberich, 2012). Die Entstehungsmechanismen und Konsequenzen derartiger Vornamens-Stereotypen sind jedoch noch weitgehend unerklärt (Rudolph, Böhm, & Lummer, 2007).

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich zum einen damit, ob es einen Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit gibt. Dazu werden anhand einiger ausgewählter Vornamen die Persönlichkeitsmerkmale der Namensträger im Rahmen eines Online-Fragebogens erhoben und auf Ähnlichkeiten untersucht. Zum anderen werden die Persönlichkeitsmerkmale der Namensträger mit den wahrgenommenen Persönlichkeitsmerkmalen des Vornamens bzw. den stereotypen Verknüpfungen verglichen. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit einer Person und inwiefern stimmt die tatsächliche Persönlichkeit mit der wahrgenommenen überein?

1.2. Vorgehensweise

Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil und umfasst sechs Kapitel. Der theoretische Teil dient als Grundlage für die Ableitung der Hypothesen, die im empirischen Teil über Fragebögen untersucht und überprüft werden.

Auf Einleitung, Problemstellung und Vorgehensweise im ersten Kapitel folgt im zweiten Kapitel eine Einführung in die theoretischen Grundlagen zur Persönlichkeit, sozialen Wahrnehmung und der Namensforschung. Abgerundet wird das zweite Kapitel durch einen Überblick zur aktuellen Forschung in Bezug auf den Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit sowie die soziale Wahrnehmung und Stereotypisierung von Vornamen. Im dritten Kapitel werden aus der Forschungsfrage Hypothesen abgeleitet und die entsprechenden Fragebögen konzipiert. Die Ergebnisse werden im vierten Kapitel anhand deskriptiver und explorativer Statistik dargestellt sowie anschließend mittels interferenzstatistischer Analysen untersucht und interpretiert. Im fünften Kapitel werden insbesondere die Grenzen der Studie beleuchtet und Anregungen für weitere Studien abgeleitet. Das sechste Kapital fasst die zentralen Erkenntnisse der Studie zusammen und rundet die Forschungsarbeit mit einem Fazit ab.

2. Theoretischer Hintergrund

2.1. Persönlichkeit

Persönlichkeit ist „. . . das für ein Individuum charakteristische Muster des Denkens, Fühlens und Handelns“ (Myers, 2014c, S. 552). Die Persönlichkeitspsychologie lässt sich zurückführen auf zwei historisch bedeutsame Theorien: Sigmund Freuds psychoanalytische und die humanistische Persönlichkeitstheorie (Myers, 2014c). Die psychoanalytische Theorie geht davon aus, dass die Persönlichkeit von frühkindlicher Sexualität und unbewussten Motivationen beeinflusst wird. Aus humanistischer Perspektive stehen die inneren Fähigkeiten zu Wachstum und Selbsterfüllung im Mittelpunkt der Analyse (Myers, 2014c). Trait-Theoretiker hingegen versuchen, die Persönlichkeit über stabile und dauerhafte Verhaltensmuster, sogenannte grundlegende Eigenschaften (englisch „trait“), zu beschreiben. Diese grundlegenden Eigenschaften umfassen sowohl typische Verhaltensweisen als auch bewusste Motive. Die Persönlichkeit eines Individuums wird damit als Gesamtheit mehrerer Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Das Fünf-Faktoren-Modell, die sogenannten Big Five, liefern bis heute die beste Annäherung an grundlegende Persönlichkeitsdimensionen (Myers, 2014c). Die fünf Dimensionen Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Offenheit für Erfahrungen und Verträglichkeit werden im Folgenden kurz erläutert.

Die Dimension Extraversion beschreibt Personen, die eher nach außen orientiert sind und subsumiert Merkmale wie Geselligkeit, Abenteuerlust und Durchsetzungsfähigkeit. Der Gegenpol Introversion beschreibt Personen, die eher nach innen orientiert sind und umfasst Adjektive wie still, in sich gekehrt und zurückgezogen (Rammstedt & John, 2007; Satow, 2012). Gewissenhaftigkeit steht für Merkmale wie Pflichtbewusstsein, Zielstrebigkeit und Zuverlässigkeit denen im Kontrast Merkmale wie Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit und Unbeständigkeit gegenüberstehen. Neurotizismus beschreibt Personen, die zu Unsicherheit neigen sowie eher nervös, angespannt oder ängstlich reagieren und charakterisiert damit insgesamt, wie labil eine Person reagiert. Diese Personen grübeln viel und können weniger gut mit Stress umgehen. Das Gegenteil wird als emotionale Stabilität bezeichnet. (Rammstedt & John, 2007; Satow, 2012). Die Dimension Offenheit für Erfahrungen umfasst beispielsweise das Interesse an neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken. Personen mit hoher Ausprägung dieser Persönlichkeitsdimension sind tendenziell eher tolerant, phantasievoll und künstlerisch interessiert. Personen mit niedriger Ausprägung dieser Dimension neigen zu festen und konservativen Ansichten sowie wenig Interesse an Neuem. Die Dimension Verträglichkeit beschreibt interpersonelles Verhalten. Personen mit hoher Ausprägung sind oftmals gute Team-Player, bemühen sich um andere, sind allgemein beliebt, altruistisch und neigen zu zwischenmenschlichem Vertrauen, Kooperation sowie Nachgiebigkeit. Dem gegenüber stehen Personen, die eher kühl, kritisch und misstrauisch sind (Rammstedt & John, 2007; Satow, 2012).

Die Entwicklungspsychologie geht davon aus, dass die Persönlichkeit eines Menschen aus stabileren Persönlichkeitsmerkmalen wie zum Beispiel Temperament und auch flexibleren Persönlichkeitsmerkmalen wie beispielsweise soziale Einstellung besteht. Diese können sich im Laufe des Lebens wandeln und festigen sich erst mit zunehmendem Alter (Myers, 2014b). Die Big Five sind bei Erwachsenen relativ stabil. Beobachtungen zeigen, dass beispielsweise die Persönlichkeitsmerkmale Neurotizismus, Extraversion und Offenheit in den Jahren nach der Hochschule leicht abnehmen, wohingegen sich Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit stärker ausprägen (Myers, 2014c). Montag (2016) beschreibt die Ausprägung der Persönlichkeitsdimensionen Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit als stetig ansteigend, wobei sich die Persönlichkeitsdimension Verträglichkeit insbesondere zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr deutlich stärker ausprägt. Die Ausprägung der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus nimmt bis etwa zum 40. Lebensjahr kontinuierlich ab und stabilisiert sich danach, damit gewinnt die Persönlichkeit mit dem Alter an emotionaler Stabilität (Montag, 2016). Die Erblichkeit jeder Dimension liegt bei etwa 50%. Damit beeinflussen die Gene in Kombination die Persönlichkeitsmerkmale eines Individuums (Myers, 2014c). Weiterführende Studien zeigen, dass die Persönlichkeit vergleichsweise robust gegenüber den elterlichen Einflüssen ist und stützen damit die Annahme individueller, stabiler und dauerhafter Verhaltensmuster (Myers, 2014a).

Trotz der relativen Stabilität der Persönlichkeitsmerkmale können Verhaltensweisen abhängig von der spezifischen Situation variieren. Das Verhalten einer Person wird durch zahlreiche situationsspezifische Faktoren beeinflusst. In förmlichen oder unvertrauten Situationen können Persönlichkeitsmerkmale beispielsweise im Verborgenen bleiben, weil das Individuum sich zunächst an gesellschaftlichen Hinweisen orientiert. In vertrauten, informellen Situationen kommen Persönlichkeitsmerkmale hingegen eher zum Vorschein (Myers, 2014c). Die Verhaltensweisen eines Individuums sind Grundlage für die soziale Wahrnehmung einer Person, die im Folgenden näher erläutert wird.

2.2. Soziale Wahrnehmung

Die Wahrnehmung anderer Personen wächst aus der Interaktion mit diesen und setzt sich aus dem Lesen von Emotionen, dem Beurteilen von Persönlichkeitsmerkmalen sowie der Integration von weiteren Informationen zusammen (Jones, 1990). Auch Gilbert, Pelham und Krull (1988) beschreiben die Wahrnehmung von Menschen als mehrgliedrigen Prozess, der die Schritte Kategorisierung (Was macht die Person?), Charakterisierung (Welches Persönlichkeitsmerkmal bringt die Person dazu?) und Korrektur (Welche situativen Umstände beeinflussen die Aktion?) umfasst.

Das Verhalten einer anderen Person wird gemäß Attributionstheorie von Fritz Heider entweder der inneren Veranlagung der Person (dispositionale Attribution) oder der äußeren Situation (situationale Attribution) zugeschrieben. Der fundamentale Attributionsfehler beschreibt in dem Zusammenhang die Tendenz zur Unterschätzung des Einflusses der Situation und die Überschätzung des Einflusses der persönlichen Veranlagung. Zur Erklärung des eigenen Verhaltens oder des Verhaltens von vertrauten Personen werden die Einflüsse der Situation meist ausreichend berücksichtigt. In Bezug auf die Beurteilung des Verhaltens fremder Personen hingegen ist oftmals der Attributionsfehler zu beobachten (Myers, 2014d).

Gilbert et al. (1988) untersuchten, welche der Teilprozesse automatisch beziehungsweise kontrolliert ablaufen. Im Ergebnis erfolgen Kategorisierung und Charakterisierung automatisch, während die Korrektur der Wahrnehmung von den zur Verfügung stehenden Verarbeitungskapazitäten des Beobachters abhängt. Passiven Beobachtern stehen ausreichend Verarbeitungskapazitäten zur Verfügung, um die wahrgenommenen Eigenschaften in Beziehung zu den beeinflussten Umständen zu sehen. Aktive Beobachter beenden den Wahrnehmungsprozess je nach Komplexität der Interaktion oftmals mit der Charakterisierung von Persönlichkeitseigenschaften, ohne die situativen Einflussfaktoren zu hinterfragen (Gilbert et al., 1988). Die nachfolgenden Ausführungen fokussieren sich daher insbesondere auf die automatischen, oftmals unbewussten Prozesse.

2.2.1. Spontane Eigenschaftsrückschlüsse.

Bei einer Begegnung mit fremden Menschen ist das Gehirn im Stande, innerhalb von 100 Millisekunden ein erstes unbewusstes Urteil über den Menschen zu formen (Reimann, 2008). Unbewusste beziehungsweise implizite Eindrücke umfassen dabei alle Eindrücke, die unabhängig von expliziten, vergangenen Begegnungen sind (Uleman, Blader, & Todorov, 2005). Implizite Eindrücke sind Rückstände von Beobachtungen, Interaktionen und Rückschlüssen bezogen auf Menschen der Umwelt, die einer Art Gefühl entsprechen, da sie nur schwer verbalisierbar sind. Diese impliziten Eindrücke können explizite Gedanken, Emotionen und Verhalten gegenüber anderen Menschen steuern (Uleman et al., 2005).

Diverse Studien belegen, dass implizite Eindrücke Einfluss auf die Beurteilung von Eigenschaften anderer Personen haben können (Carlston & Skowronski, 2005; Otten & Moskowitz, 2000; Uleman & Moskowitz, 1994). Diese spontanen Eigenschaftsrückschlüsse (kurz STIs, abgekürzt von dem englischen „spontaneous trait inferences“) entstehen unbewusst und automatisch, ohne die Absicht Rückschlüsse auf die Charaktereigenschaften des Fremden zu ziehen (Uleman et al., 2005).

Der Nachweis von STI erfolgte über verschiedene Paradigmen. Im Ergebnis werden STIs im expliziten Gedächtnis an eine Person geknüpft ohne das konkrete Verhalten abzuspeichern (Claeys, 1990; Uleman et al., 2005). Damit beeinflussen implizite Eindrücke einer Person die explizite Beurteilung über die Eigenschaften und Charakterzüge dieser Person. Implizite Eindrücke bilden sich sowohl durch gelesenes, vorgelesenes als auch durch beobachtetes Verhalten und bedürfen nicht zwingend einer Interaktion mit der Person. Weiterführende Studien belegen, dass implizite Eindrücke durch Priming sowie Stereotype oder Vorurteile beeinflusst werden können, wenn eine Verhaltensweise in verschiedene Richtungen interpretiert werden kann (Uleman et al., 2005).

2.2.2. Vorurteile.

Vorurteile sind vorzeitige Beurteilungen, die in der Regel ungerechtfertigte und negative Einstellungen gegenüber einer Gruppe darstellen, welche beispielsweise in Bezug auf Kultur, Ethnie oder Geschlecht andersartig ist. Vorurteile sind damit eine Mischung aus Überzeugungen (Stereotype), Emotionen wie Feindseligkeit, Neid oder Angst und Bereitschaft, sich in einer bestimmten Weise (diskriminierend) zu verhalten. Dabei ist zwischen der negativen Einstellung des Vorurteils und dem negativen Verhalten, das sich als Diskriminierung äußert zu unterscheiden. Weiterführend ist zu unterscheiden zwischen offenen Vorurteilen und subtilen Vorurteilen (Myers, 2014d).

Zu den Ursachen der Bildung von Vorurteilen gehören Ungleichheiten und das Vorhandensein unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen. Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor ist das sogenannte in-group bias, das die Tendenz beschreibt, die eigene Gruppe anderen vorzuziehen. Verschiedene Studien belegen, dass Menschen sich über soziale Identitäten mit bestimmten Gruppen verbunden fühlen und von anderen abgrenzen. Menschen tendieren dazu, Fremde, die ähnlich aussehen, ähnlich klingen oder sich ähnlich verhalten, sofort zu mögen. Menschen außerhalb dieses Kreises sind die Fremdgruppe. Untersuchungen zeigen, dass Menschen selbst bei zufällig zusammengewürfelten Gruppenkonstellationen die eigene Gruppe bevorzugen. Damit legen die Notwendigkeit, Feinde von Freunden zu unterscheiden und die Tendenz, der eigenen Gruppe zu Dominanz zu verhelfen, den Grundstein für Vorurteile gegen Fremde (Myers, 2014d).

Weiterführend sind stereotype Verknüpfungen Begleiterscheinungen der kognitiven Denkweise. Stereotype sind stark vereinfachte kategoriebasierte Erwartungen oder Überzeugungen bezüglich herausstechender physischer und verhaltensbezogener Eigenschaften, die relativ änderungsresistent sind (Jones, 1990). Über die Bildung von Kategorien kann die Welt kognitiv vereinfacht werden. Um Personen kategorisieren zu können, werden diese auf Stereotype reduziert. Während die Abgrenzung zwischen in- und out-group oftmals klar erkennbar ist, neigen Menschen dazu, die Ähnlichkeit von Personen in anderen Gruppen zu überschätzen. Damit wirken Menschen einer anderen Gruppe oftmals ähnlicher in Erscheinung, Persönlichkeit und Meinung als sie es wirklich sind (Myers, 2014d). Auch Jones (1990) betont, dass Stereotype insbesondere gegenüber out-Groups bestehen und verweist auf den schmalen Grat zwischen nützlicher Kategorisierung und irreführender Stereotypisierung. Diese kann einen sozial zerstörenden Charakter annehmen, da Stereotype die soziale Wahrnehmung und Interpretation des Verhaltens anderer stark beeinflussen können (Jones, 1990; Uleman et al. 2005).

2.2.3. Fähigkeit zur sozialen Wahrnehmung.

Bruning und Husa (1972) untersuchten die Fähigkeit zur Beurteilung anderer Personen bei Kindern im Kindergartenalter sowie Schülern der dritten und sechsten Klasse. Die Ergebnisse zeigen, dass Kindergartenkinder die Eigenschaften der Namensträger zufällig aussuchen, wohingegen bei den Schülern beider Altersklassen Schlussfolgerungen auf Eigenschaften und Charakterzüge festgestellt werden können (Bruning & Husa, 1972). Auch Snodgrass (1976) kommt zu dem Ergebnis, dass die Häufigkeit von STIs zwischen Kindergarten und der sechsten Klasse deutlich ansteigt. Darüber hinaus zeigen seine Ergebnisse, dass keine Unterschiede bezüglich der Häufigkeit von STIs und der Intelligenz des Beobachters festgestellt werden können. Jedoch sind geschlechterspezifische Unterschiede zu verzeichnen. In der Untersuchung waren bei den männlichen Teilnehmern mehr STIs erkennbar als bei den weiblichen Teilnehmern (Snodgrass, 1976). Bassili (1993) zeigte mit seiner Studie, dass STIs über die konstante Eigenschaftsbeurteilung von Verhalten erhöht werden können. Damit prägt sich die Fähigkeit zur sozialen Wahrnehmung im Grundschulalter aus und festigt sich über konstante Anwendung.

2.3. Überblick zur Psychologie der Namen

Nachdem Namen in der frühen psychologischen Forschung zunächst eine vernachlässigte soziale Variable darstellten, betrachtet das breite Forschungsfeld der Namenspsychologie heute diverse Blickwinkel wie beispielsweise die Häufigkeit in der Gesellschaft oder Charakteristika der Namen wie Geschlecht, Alter, Rasse und Religion (Joubert, 1993). Namen können sowohl zu positiven als auch negativen stereotypen Verknüpfungen hinsichtlich Alter, Intelligenz, Attraktivität oder weiteren Faktoren neigen (Joubert, 1993).

Walton (1937) behauptete erstmals, dass der Vorname einer Person einen entscheidenden Faktor in der Entwicklung der Persönlichkeit, beim Aufbau eines Freundeskreises und aller Wahrscheinlichkeit nach auch für den Erfolg oder Misserfolg des Lebens spielt. Quaglia et al. (2016) bezeichnen Namen als magisches Element mit der Fähigkeit, lebenswichtige Entscheidungen des Namensträgers zu beeinflussen. Weiterführende Studien vermuten, dass die Selbstwahrnehmung des Namensträgers durch den Namen beeinflusst werden kann, sodass sich entsprechend Persönlichkeitsmerkmale entwickeln oder wichtige Entscheidungen indirekt beeinflusst werden können (Pelham, Mirenberg, & Jones, 2002; Silberzahn & Uhlemann, 2013). Daneben können Namen die Namensträger auch von außen beeinflussen, indem positive oder negative Stereotype und Konzepte in anderen hervorgerufen werden, die unvermeidlich auf den Namensträger reflektiert werden (Savage & Wells, 1948). Je nach Name erleben die Namensträger daher in der Entwicklung eine andere Welt, die letztendlich auch die Persönlichkeit des Namensträgers formt (Hartman, Nicolay, & Hurley, 1968).

Pelham et al. (2002) untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Namen einer Person und großen Lebensentscheidungen des Namensträgers. Dabei beziehen sie sich auf den impliziten Egoismus, das Phänomen, dass die meisten Menschen positive Assoziationen mit sich verbinden und Dinge bevorzugen, die in Bezug zu ihnen stehen (Pelham et al., 2002). Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Vorname und Wohnort einer Person in Zusammenhang stehen können. Die Stichprobe zeigt, dass überproportional viele Personen mit dem Vornamen „Mildred“ in Milwaukee, „Virginia“ in Virginia Beach, „Jack“ in Jacksonville oder „Philipp“ in Philadelphia leben. Ähnliche Ergebnisse wurden in weiterführenden Studien im Rahmen der Forschungsarbeit von Pelham et al. (2002) auf Ebene von Bundesstaaten in Canada und den USA erzielt. In dieser Studie wird jedoch nicht untersucht, ob die Namensträger jeweils durch eigene Entscheidung die Stadt als Wohnort gewählt haben, oder ob die Namensgebung der Eltern durch den Wohnort beeinflusst wurde. Demgegenüber stehen die Ergebnisse von Gallucci (2003), welcher die Arbeit von Pelham et al. kritisiert und mittels anderer statistischer Verfahren keine signifikanten Ergebnisse nachweisen kann. Gegner Pelham et al.’s Theorie wie beispielsweise Gallucci (2003) sehen insbesondere keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Vornamen einer Person und großen Lebensentscheidungen dieser.

Elchardus und Siongers (2010) befragten 497 Personen zu der sozialen und evokativen Bedeutung von Vornamen, dabei war eine Mehrfachauswahl möglich. Etwa 50% der Befragten gehen davon aus, dass der Name die Persönlichkeit oder den Charakter einer Person ausdrückt. Für 6% der befragten Personen sagt der Name etwas über den Charakter oder Geschmack der Eltern aus und für 5% über den sozialen Hintergrund der Eltern (Elchardus & Siongers, 2010).

2.4. Wahrnehmung von Vornamen

Der Name ist oftmals die erste Information über eine fremde Person. Menschen neigen dazu, fremde Personen über unterbewusste Eindrücke zu kategorisieren (Gebauer et al., 2012). Diese namensbasierten ersten Eindrücke können im Fall negativ konnotierter Vornamen zu Missachtung, Diskriminierung oder sozialer Ausgrenzung führen (Erwin, 1993; Gebauer et al., 2012). Diverse Studien beschreiben den zentralen Einfluss des Vornamens auf die soziale Wahrnehmung dieser Person (Buchanan & Bruning, 1971; Garwood, 1976; McDavid & Harari, 1966). McDavid & Harari (1966) belegen mit ihren Ergebnissen den Zusammenhang zwischen Vornamen und sozialer Popularität des Namensträgers. Nicht nur Personen der gleichen Schulklasse, sondern auch Personen außerhalb der betrachteten Schulklasse konnten die Popularität des Namensträgers in der Gruppe allein aufgrund des Namens treffend beurteilen (McDavid & Harari, 1966).

Colman, Hargreaves und Sluckin (1980) untersuchten, wie Erwartungen anderer gegenüber bestimmter Namensträger entstehen. Sie gehen davon aus, dass die individuellen Reaktionen auf einen Namen durch verschiedene Faktoren geprägt werden. Eine zentrale Rolle spielen die persönlichen Erfahrungen mit realen oder fiktiven Namensträgern. Darüber hinaus vermuten Colman et al. (1980) zudem generalisierbare Prinzipien ästhetischer Präferenz wie beispielsweise Vertrautheit mit dem Namen.

2.4.1. Soziale Hintergründe der Namensgebung.

Weitere Studien beschäftigen sich mit den sozialen Hintergründen der Namensgebung. Zweigenhaft (1977) kommt zu dem Ergebnis, dass ungewöhnliche Namen vor allem in höheren sozialen Schichten vorzufinden sind. Auch Lieberson und Bell (1992) untersuchten die Veränderungen der Namenswahl in der Gesellschaft über mehrere Generationen. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass der Name eines Kindes unter anderem mit dem Bildungsstand der Mutter aber auch der sozialen Klasse in Verbindung gebracht werden kann. In der Stichprobe aus New York nimmt die Häufigkeit von Vornamen wie beispielsweise Allison, Lauren, Adam und Andrew mit dem Bildungsstand der Mutter deutlich zu. Demgegenüber nimmt die Häufigkeit der Namen Carmen, Jose und Luis mit dem Bildungsstand der Mutter deutlich ab (Lieberson & Bell, 1992). Daneben dokumentieren Lieberson und Bell (1992) ein Diffusionsmuster, wonach Mädchennamen oftmals zuerst zu den beliebtesten Vornamen der höheren Bildungsschichten gehören und Jahre später zu den beliebtesten Vornamen der niedrigeren Bildungsschichten. Dies ist insbesondere für zunächst ungewöhnliche Namen zu beobachten, die sich jedoch über Generationen verbreiten und etablieren (Lieberson & Bell, 1992). Auch Elchardus und Siongers (2010) kommen zu dem Ergebnis, dass ein starker Zusammenhang zwischen Vorname des Kindes und Bildungsniveau beziehungsweise sozialem Hintergrund der Eltern besteht.

2.4.2. Häufigkeit und Gewöhnlichkeit von Vornamen.

Ein weiteres, häufig erforschtes Themengebiet ist die Präferenz für bestimmte Vornamen. Allen, Brown, Dickinson und Pratt (1941) untersuchten den Einfluss der Häufigkeit des Vornamens in einer Gesellschaft auf die Wahrnehmung des Vornamens. Die Ergebnisse belegen, dass die Häufigkeit des Vornamens in der Gesellschaft mit der Bewertung dieses Vornamens zusammenhängt. Dies stützen auch die Ergebnisse weiterer Studien (Bruning & Husa, 1972; Busse & Seraydarian, 1978a; Colman et al., 1980; Colman, Sluckin, & Hargreaves, 1981; Cotton, O’Neill, & Griffin, 2008; Finch, Kilgren, & Pratt, 1944; Gebauer et al., 2012; Hargreaves, Colman, & Sluckin, 1983; Joubert, 1999; Karlin & Bell, 1995; King, Davis, & Gary, 1978; McDavid & Harari, 1966; Mehrabian & Piercy, 1993c; Pascual, Guéguen, Vallée, Lourel, & Cosnefroy, 2015; Walton, 1937; West & Shults, 1976).

Während die übrigen Studien ein Polaritätsprofil (semantisches Differenzial) verwenden, nutzen Karlin und Bell (1995) eine alternative Methode. Die Befragten sollen dem jeweiligen Namen aus einer Liste von zwanzig wünschenswerten Eigenschaften die assoziierten Eigenschaften zuordnen. Im Ergebnis wurden den häufigen Vornamen signifikant mehr positive Eigenschaften zugeordnet als den weniger häufigen Vornamen. Damit bestätigt auch diese abweichende Methode den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Vornamens in der Gesellschaft und der Bewertung des Vornamens (Karlin & Bell, 1995).

Weiterführend kommen Allen et al. (1941) zu dem Ergebnis, dass zu häufig vergebene Namen tendenziell an ästhetischer Bewertung und daraus resultierend auch an Popularität verlieren. Colman et al. (1981) und Hargreaves et al. (1983) bestätigen diese Ergebnisse für Nachnamen, beobachten jedoch in beiden Studien keine signifikanten Effekte für die beobachteten Vornamen. Hargreaves et al. (1983) versuchen den Effekt zu erklären indem sie Vor- und Nachnamen jeweils unterschiedlichen Kategorien zuordnen. Vornamen werden frei von den Eltern ausgewählt und unterliegen damit einem sogenannten kulturellen Feedback-Mechanismus, der die Häufigkeit des Vornamens in der Gesellschaft kontrolliert. Wenn ein Vorname zu häufig in der Gesellschaft vorkommt, werden die Eltern den Vornamen meiden, sodass unter den Neugeborenen eine rückläufige Tendenz des Vornamens zu verzeichnen ist. Davon kann langfristig jedoch die Popularität des Vornamens profitieren, sodass die Häufigkeit in späteren Geburtenjahrgängen wieder ansteigt (Hargreaves et al., 1983). Damit können zyklische Phasen ständig widerkehrender Vornamen erklärt werden. Nachnamen hingegen sind in den meisten Fällen gesetzt und werden unabhängig von der Popularität des Namens an nachfolgende Generationen weitergegeben. So können sehr häufige Nachnamen unbeliebter sein als häufige Nachnamen (Hargreaves et al., 1983). Busse und Seraydarian (1978a) kommen zu dem Ergebnis, dass den Befragten auch Namen gefallen, die nur ein bis zweimal in der Stichprobe vorkamen und damit als ungewöhnlich klassifiziert wurden, was von Zweigenhaft (1977) unterstützt wird.

Bei der Bewertung gewöhnlicher und ungewöhnlicher Namen kommen Allen et al. (1941) zu geschlechterspezifischen Unterschieden. Männer ziehen gewöhnliche Namen, Frauen hingegen ungewöhnliche Namen vor. West und Shults (1976) belegen darüber hinaus, dass ungewöhnliche Mädchennamen ungewöhnlichen Jungenamen vorgezogen werden. Dementsprechend tendieren Männer eher zu Unzufriedenheit über den eigenen ungewöhnlichen Vornamen (Allen et al., 1941). Diverse Studien erforschen die Ursachen geschlechterspezifischer Unterschiede. Anderson (1985) untersuchte die Verteilung von ungewöhnlichen Vornamen. Demnach haben Frauen häufiger ungewöhnliche Vornamen als Männer. Die Ergebnisse von Lieberson und Bell (1992) bestätigen dies. Weiterführende Studien belegen, dass die Popularität von Mädchennamen generell häufiger schwankt als die von Jungennamen (Buchanan & Bruning, 1971; Finch et al., 1944; Lieberson & Bell, 1992) und die Häufigkeit von Jungennamen der Häufigkeit des väterlichen Namens ähnelt (Busse & Seraydarian, 1978a). Lieberson und Bell (1992) führen diese Ergebnisse vor allem auf historisch bedingte Rollenbilder zurück, wonach Männer vor allem als Träger der Familientradition gesehen werden und für Kontinuität stehen. Frauen hingegen tragen eher schmückende Namen.

2.4.3. Einfluss seltener und ungewöhnlicher Namen.

Vor dem Hintergrund untersuchen und belegen zahlreiche Studien, welchen Einfluss ein weniger gewöhnlicher Name auf den Namensträger haben kann. Dabei ist zunächst als Kritik anzubringen, dass ungenaue und uneinheitliche Begrifflichkeiten wie beispielsweise „rare“ (Joubert, 1999; King et al., 1978), „singular“ (Savage & Wells, 1948), „uncommon“ (Hargreaves et al., 1983; Joubert, 1999; West & Shults, 1970), „unconventional“ (Mehrabian & Piercy, 1993c), „unfamiliar“ (Colman et al., 1980; Hargreaves et al., 1983), „unique“ (Anderson, 1985; Hartman et al., 1968; Schonberg & Murphy, 1974) und „unusual“ (Crisp, Apostal, & Luessenheide, 1984; Harari & McDavid, 1973; Skinner, 1984; Zweigenhaft, 1977) die Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Ergebnisse einschränken (Joubert, 1993; Zweigenhaft, 1977; Zweigenhaft, Hayes, & Haagen, 1980). Darüber hinaus fehlt die Betrachtung von Variationen und unterschiedlichen Schreibweisen eines Vornamens (Joubert, 1993). Vor diesem Hintergrund zeigen die Analysen insgesamt uneinheitliche Ergebnisse.

Gebauer et al. (2012) gehen davon aus, dass negativ konnotierte Vornamen zwischenmenschliche Missachtung, Vorurteile oder sogar soziale Ausgrenzung begünstigen können. Soziale Anerkennung ist ein Grundbedürfnis von Menschen. Demnach können Abwertung und Zurückweisung einen großen Einfluss auf das persönliche Selbstwertgefühl haben. Zurückweisung und Missachtung erfolgen dabei oft nicht ausschließlich infolge des Verhaltens einer Person, sondern auch infolge nicht beeinflussbarer Faktoren wie beispielsweise der sozialen Klasse oder des Vornamens (Gebauer et al., 2012).

Diverse weitere Studien schreiben ungewöhnlichen Namen zunächst einen schlechten Einfluss auf den Namensträger zu. Garwood (1976) kommt in einer Studie mit Sechstklässlern zu dem Ergebnis, dass eine Gruppe von Personen mit wünschenswerten Namen in einem Test zur Bewertung ihrer Basisqualifikationen signifikant besser abschnitt als eine Gruppe von Personen mit unerwünschten Vornamen. Busse und Seraydarian (1978b) stützen die Ergebnisse und finden signifikante Zusammenhänge zwischen wünschenswerten Vornamen und IQ, Schulreife sowie der schulischen Leistung. Werden zusätzliche Einflussfaktoren wie elterliches Bildungsniveau oder ethnische Herkunft eliminiert, bleibt weiterhin ein signifikanter Zusammenhang für weibliche Vornamen. Weiterführend untersuchten Busse und Seraydarian (1978b), ob die Bewertung eines Vornamens variiert, wenn der Beurteilende einen Vornamensträger kennt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der beobachtete Zusammenhang zwischen Vorname und IQ, Schulreife und schulischer Leistung nicht dadurch erklärt werden kann, dass der Beurteilende eine bestimmte Person mit diesem Vornamen kennt (Busse & Seraydarian, 1978b).

Studien belegen, dass Menschen mit ungewöhnlichen Namen in ihrer akademischen Laufbahn häufiger durchfallen (Savage & Wells, 1948), weniger gebildet sind (Gebauer et al., 2012), zu schwer neurotischen und psychopatischen Persönlichkeitszügen oder Psychosen neigen (Hartman et al., 1968; Savage & Wells, 1948), ein geringeres Selbstwertgefühl haben als andere (Gebauer et al., 2012; Twenge & Manis, 1998), häufiger rauchen (Gebauer et al., 2012) und weniger beliebt sind (Busse & Seraydarian, 1979). Wobei Busse und Seraydarian (1979) den Effekt insbesondere bei Mädchennamen nachweisen konnten. Sowohl bei Jungen- als auch bei Mädchennamen reduzierte sich der Effekt deutlich, wenn weitere Effekte wie das elterliche Bildungsniveau und ethnische Zugehörigkeit herausgerechnet wurden (Busse & Seraydarian, 1979). Kalist und Lee (2009) untersuchten den Zusammenhang zwischen unpopulären Vornamen Jugendlicher und Kriminalität. Im Ergebnis begünstigen nicht die unpopulären Namen Kriminalität, sondern vielmehr der familiäre Hintergrund der Jugendlichen. Unpopuläre Vornamen können jedoch mit dem familiären Hintergrund zusammenhängen, was die Ergebnisse der vorgehend erläuterten Studien zum Einfluss des sozialen Hintergrunds auf den Namen unterstützt (Kalist & Lee, 2009).

Demgegenüber existieren diverse gegenteilige Ergebnisse, was auf die mangelnde Begriffseinigkeit zurückgeführt werden kann (Joubert, 1993). Christopher (1998) befragte die Versuchsteilnehmer in seiner Studie anhand von modifizierten Kontaktanzeigen, ob sie die Person kennenlernen möchten. Die Studie zeigt, dass die Teilnehmer insbesondere die Personen mit weniger häufigen Namen kennenlernen möchten (Christopher, 1998). Skinner (1984) konnte keine Unterschiede in der akademischen Leistung zwischen Personen mit gewöhnlichen oder ungewöhnlichen Vornamen feststellen. Schonberg und Murphy (1974) fanden heraus, dass Männer mit ungewöhnlichen Namen weniger Minderwertigkeitsgefühle, Angst und Schuldgefühle aufweisen. Dies begründen sie mit der Theorie, dass diese aufgrund ihres Namens schon herausstechen und sich nicht in der Masse verstecken können (Schonberg & Murphy, 1974). Zweigenhaft et al. (1980) kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen mit ungewöhnlichen Namen zu höherem Status, sozialer Präsenz, Geselligkeit und Selbstakzeptanz tendieren, wohingegen Männer mit ungewöhnlichen Namen zu geringerer intellektueller Leistungsfähigkeit neigen.

Insgesamt wird deutlich, dass nicht alle ungewöhnlichen Namen die gleichen psychologischen Effekte hervorrufen müssen (Joubert, 1993). Ford, Miura und Masters (1984) kritisieren an den genannten Studien, dass ausschließlich Extremgruppen miteinander verglichen wurden und oftmals der Einfluss von Variablen wie „ethnische Herkunft“ oder „elterliches Bildungsniveau“ unberücksichtigt bleibt. In dem Zusammenhang untersuchten auch Ford et al. (1984) wie schon Busse und Seraydarian (1978b) den Zusammenhang zwischen Vorname und akademischer beziehungsweise sozialer Funktion, insbesondere unter Berücksichtigung dieser beiden Variablen und widerlegen diesen Zusammenhang mit ihren Ergebnissen. Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Busse und Seraydarian (1978b) sind die Effekte in der Studie von Ford et al. (1984) auf die Variable „ethnische Herkunft“ zurückzuführen. Dieser Einfluss wird insbesondere für den amerikanischen Raum von zahlreichen weiteren Studien belegt (Anderson-Clark, Green, & Henley, 2008; Busse & Seraydarian, 1977; Busse & Seraydarian, 1978b).

2.4.4. Einfluss alter und neuer Namen.

Neuere Studien untersuchen vielmehr die Unterschiede zwischen sogenannten alten und neuen Namen (Christopher, 1998; Rudolph et al., 2007; Young, Kennedy, Newhouse, Browne, & Thiessen, 1993). Young et al. (1993) untersuchten dazu 50 derzeit populäre Namen in Amerika sowie 50 Namen, die zu den populärsten in Amerika gehörten, zu der Zeit jedoch nicht mehr populär waren. Damit werden erstmals ausschließlich beliebte Namen und die Veränderungen in der Namenspopulation über verschiedene Generationen hinweg betrachtet. Young et al. (1993) kommen in ihren Studien zu dem Ergebnis, dass Personen mit aktuell populären beziehungsweise neueren oder jüngeren Namen positiver gesehen werden als Personen, die einen der älteren Namen tragen. Dabei wird den jüngeren Namen ein höherer IQ, mehr Kreativität und Erfolg sowie höhere soziale Beliebtheit zugeschrieben als den älteren Namen (Young et al., 1993). Anzumerken ist aber, dass in der Studie insbesondere Psychologiestudenten im Alter von 19 bis 21 Jahren befragt wurden. Doch auch Christopher (1998) kommt zu ähnlichen Ergebnissen bei Befragten im Alter zwischen 39 und 66 Jahren.

Christopher (1998) versuchte insbesondere die Differenz zwischen den Untersuchungen von ungewöhnlichen und seltenen Namen und der Untersuchung von Young et al. (1993) zu schließen. In der Studie werden Namen, die nicht häufig vorkommen, häufigen Namen verschiedener Generationen gegenübergestellt. Dabei verwendete Christopher (1998) für die häufigen Namen die gleichen Namen wie Young et al. (1993). Die untersuchten nicht-häufigen Namen waren niemals unter den TOP 50 Namen in Amerika. Insgesamt werden die jüngeren Namen positiver beurteilt als die älteren Namen. Weiterführend beobachtete Christopher (1998), dass die nicht-häufigen Namen besser beurteilt wurden als die alten Namen. Damit kommt Christopher (1998) zu dem Ergebnis, dass Menschen tendenziell vertraute Namen besser bewerten als weniger vertraute Namen.

Rudolph et al. (2007) untersuchten für jeweils 30 männliche und weibliche deutsche Vornamen den Einfluss der Kategorisierung des Vornamens als „modern“, „altmodisch“ und „zeitlos“ auf die Wahrnehmung von Alter, Attraktivität und Intelligenz des Namensträgers. Im Ergebnis werden die Hypothesen bestätigt, dass die Wahrnehmung von Vornamen durch die Vornamenskategorie und das Versuchspersonenalter beeinflusst wird. Weiterführend belegen die Ergebnisse einen negativen Zusammenhang zwischen geschätztem Alter, der zugeschriebenen Attraktivität sowie einen positiven Zusammenhang zwischen zugeschriebener Attraktivität und Einschätzung zur Intelligenz (Rudolph et al., 2007).

2.4.5. Stereotype.

Die folgenden Studien zeigen ausschnittsweise, dass Menschen allein über den Namen einer darüber hinaus unbekannten Person durch Stereotype und Vorurteile auf eine Vielzahl von Informationen über den Namensträger schließen (Quaglia et al., 2016). Bruning und Husa (1972) belegen, dass stereotype Verknüpfungen bereits im Grundschulalter gut ausgeprägt sind.

Gebauer et al. (2012) untersuchen in ihrer Studie, inwiefern Stereotype eine Rolle in der sozialen Wahrnehmung des Namensträgers spielen und inwiefern sie das Verhalten anderer gegenüber dem Namensträger beeinflussen. Weiterführend wird untersucht, wie das Verhalten anderer das Leben des Namensträgers beeinflussen kann. Damit soll nachgewiesen werden, dass namensbasierte interpersonale Missachtung existiert (Gebauer et al., 2012). Die deutschsprachigen Medien haben in diesem Zusammenhang insbesondere den Begriff „Kevinismus“ geprägt, der die Diskriminierung von Menschen beschreibt, die kulturell entwertete Vornamen tragen. Namen wie beispielsweise Kevin und Chantal repräsentieren in Österreich, Deutschland und der Schweiz den sogenannten „Kevinismus“ (Gebauer et al., 2012).

Gebauer et al. (2012) untersuchten das Onlinedating-Verhalten von Personen mit extrem negativ konnotierten Namen wie zum Beispiel Kevin im Vergleich zu Personen mit extrem positiv konnotierten Namen wie beispielsweise Alexander. Die Dating-Partner kennen lediglich Vorname, Alter und Wohnsitz der Person. Das Ergebnis zeigt, dass Personen mit extrem negativ konnotiertem Namen stark von potenziellen Partnern missachtet werden. Personen mit dem Vornamen Alexander bekommen 102% mehr Klicks auf ihr Onlinedating-Profil als Personen mit dem Namen Kevin (Gebauer et al., 2012). Weniger extrem konnotierte Namen zeigen homogenere Ergebnisse.

Negativ konnotierte Namen nehmen über soziale Missachtung Einfluss auf negative Lebensumstände wie ein geringeres Selbstwertgefühl, Rauchen und geringere Bildung (Gebauer et al., 2012). Gebauer et al. (2012) gehen davon aus, dass die soziale Missachtung in Onlinedating-Netzwerken eine lebenslange Missachtung in der realen Welt widerspiegelt. Gebauer, Riketta, Broemer und Maio (2008) und Joubert (1991) stützen diese Aussagen, die zeigen, dass Menschen, die ihren Vornamen mögen, tendenziell zu einem höheren Selbstwertgefühl neigen, als Personen die ihren Namen nicht mögen. Twenge und Manis (1998) kommen sowohl zu einem Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und eigener Präferenz für den Vornamen als auch zu einem Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und der Einschätzung des Vornamens durch andere. Zwar erklärt der Vorname nur einen geringen Teil der Varianz, die Ergebnisse bleiben jedoch, selbst wenn der Familienhintergrund herausgerechnet wird, signifikant. Auf Basis dieser Ergebnisse kommen Twenge und Manis (1998) zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang zwischen Vorname und Identität bestehen muss. Was der Namensträger selbst über seinen Vornamen denkt, hängt mit dem eigenen Selbstbild zusammen. Dies wird darüber hinaus durch die Wahrnehmung des Vornamens beziehungsweise durch die Verknüpfung des Vornamens mit gewissen Charaktereigenschaften durch andere beeinflusst (Twenge & Manis, 1998). Die Einschätzung anderer zu dem Vornamen und das entsprechende Verhalten gegenüber dem Vornamensträger können damit das Verhältnis des Vornamensträgers zu seinem eigenen Vornamen und indirekt das Selbstwertgefühl beeinflussen (Gebauer et al., 2008; Gebauer et al. 2012; Twenge & Manis, 1998).

Eagleson (1946) untersuchte die Einflussfaktoren für die Bewertung des eigenen Namens. Der am häufigsten genannte Grund, warum der eigene Name weniger gemocht wird, ist die Häufigkeit des Namens im persönlichen sozialen Umfeld. Mit großem Abstand folgen Einflussfaktoren wie der Klang des Namens sowie die schwere Aussprache beziehungsweise Schreibweise des Namens. Im Gegenzug befragte Eagleson (1946) auch Personen, die ihren eigenen Vornamen gerne mögen. Häufigster genannter Grund ist bei dieser Personengruppe, dass möglichst wenige Menschen im sozialen Umfeld den gleichen Namen tragen. Weiterführend werden Klang des Namens, einfache Aussprache und Schreibweise sowie die Häufigkeit des Namens in der eigenen Familie genannt (Eagleson, 1946).

2.4.5.1. Konsequenzen von Stereotypen im schulischen & beruflichen Umfeld

Diverse Studien belegen den Einfluss der sozialen Wahrnehmung des Namens auf die Erwartungen von Lehrern (Anderson-Clark et al., 2008; Garwood, 1976; Harari & McDavid, 1973; Nelson, 1977). Harari und McDavid (1973) baten erfahrene Lehrer, Aufsätze von Schülern zu beurteilen, die zuvor als vergleichbar eingestuft wurden. Diese Aufsätze wurden entweder mit einem als „erwünscht“ oder „unerwünscht“ eingestuften Vornamen versehen. Die mit einem erwünschten Namen versehenen Aufsätze wurden signifikant besser beurteilt als die mit unerwünschtem Namen. Damit belegen die Ergebnisse, dass der Vorname eines Schülers Einfluss auf die Erwartungen der Lehrer haben kann (Harari & McDavid, 1973).

Nelson (1977) wollte den Zusammenhang im realen schulischen Umfeld untersuchen und wählte dazu zufällig je zwölf weibliche und männliche Namen aus, die zu den besten im Schulranking zählten und jeweils zwölf weibliche und männliche Namen, die im Schulranking schlechter abschnitten. 30 Lehrer und 45 Schüler sollten anhand dieser zufällig ausgewählten Liste zu jedem der Namen eine Einschätzung abgeben, ob der Name zu den besten 10% oder den schlechtesten 10% der Schule zählt. Im Ergebnis wurden insbesondere die Namen, die tatsächlich zu den besten 10% der Schule gehören entsprechend eingestuft (Nelson, 1977).

Garwood (1976) untersuchte, inwiefern das Verhalten von Lehrern, die Erwartungen an einen Namensträger haben, die Selbstwahrnehmung und schulische Leistungsbereitschaft von Schülern beeinflussen kann. Die Ergebnisse belegen, dass Namensstereotype über Erwartungen an den Namensträger Einfluss auf das Verhalten des Namensträgers haben können (Garwood, 1976). Auch Anderson-Clark et al. (2008) stützen die Hypothese, dass Stereotype die Wahrnehmung der Lehrer von Schülern beeinflussen können, dies ist jedoch gesondert zu betrachten, da insbesondere ethnische Extremgruppen untersucht wurden.

Während die drei Studien (Garwood, 1976; Harari & McDavid, 1937; Nelson, 1977) im amerikanischen Schulumfeld zu signifikanten Ergebnissen kommen, kann Aldrin (2016) für Schweden keinen eindeutigen Einfluss von Stereotypen nachweisen. Für Deutschland kommt Kaiser (2010) bei der Befragung von Lehrern zu dem Ergebnis, dass insbesondere die Namen Kevin, Justin, Dennis und Marvin mit verhaltensauffälligen, frechen und leistungsschwachen Kindern assoziiert werden. Demgegenüber werden beispielsweise Vornamen wie Charlotte und Katharina oder Alexander, Maximilian und Lukas freundlicher, leistungsstärker und unauffällig im Verhalten eingeschätzt (Kaiser, 2010). Kube (2009) hat insbesondere Vorurteile von Grundschullehrerinnen und –lehrern bezüglich spezifischen Vornamen in Deutschland untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass Lehrer bestimmte Persönlichkeitsmerkmale mit bestimmten Vornamen verknüpfen und darüber hinaus einen spezifischen Vornamenspool für besonders verhaltensauffällige Grundschulkinder haben (Kube, 2009).

Weitere Studien belegen Namens-Stereotype in Einstellungsverfahren von Unternehmen. Cotton et al. (2008) weisen nach, dass Bewerber mit gewöhnlichen Namen bei der Bewerberauswahl Bewerbern mit ungewöhnlichen Namen vorgezogen werden. Trotz identischer Bewerbungsunterlagen sind aufgrund des Namens, Unterschiede bezüglich assoziierter sozialer Klasse und ethnischer Herkunft festzustellen (Bertrand & Mullainathan, 2004; Rooth, 2009). Auch Pascual et al. (2015) belegen den Zusammenhang. Jedoch kommen sie zu dem Schluss, dass nicht die Attraktivität des Namens die Einstellungswahrscheinlichkeit beeinflusst, sondern die Häufigkeit des Vornamens (Pascual et al., 2015).

2.4.5.2. Spitznamen.

Mehrabian und Piercy (1993b) beobachten Unterschiede in der Bewertung von Namen und den dazugehörigen Spitznamen. Dabei werden die Spitznamen weniger mit Erfolg und Moral jedoch mehr mit Popularität und Fröhlichkeit verbunden als die Rufnamen. Laut Mehrabian und Piercy (1993b) hat eine Person damit die Macht, die eigene Wahrnehmung in dem jeweiligen sozialen Umfeld zu beeinflussen. Weiterführende Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Länge des Vornamens und der Persönlichkeit (Mehrabian & Piercy, 1993a). Die Ergebnisse belegen, dass kurze Männernamen für Popularität und Fröhlichkeit stehen und männlicher wahrgenommen werden, wohingegen längere Männernamen mit sozialem Status wie Moral und Erfolg verknüpft sind.

Leirer, Hamilton und Carpenter (1982) untersuchten den Unterschied in der Bewertung verschiedener Formen eines Namens. Der formellen Form eines Namens wird geringe Extraversion und hohe Gewissenhaftigkeit zugeschrieben. Den vertrauten und jugendlichen Formen hingegen hohe Extraversion und geringe emotionale Stabilität (Leirer et al., 1982). Lawson und Roeder (1986) untersuchten Stereotype bezüglich des Rufnamens, der Kurznamen und des Kosenamens von Frauen. Den weiblichen Beurteilenden gefallen die Koseformen des Namens nicht, wohingegen ihnen die Kurzform gefällt. Die männlichen Beurteilenden haben eine Präferenz für die Koseform des Namens.

2.4.5.3. Geschlechterspezifische Stereotypen.

Zur weiteren Erforschung von Namens-Stereotypen haben Mehrabian und Valdez (1990) eine Faktoranalyse entwickelt, die sechs Dimensionen von Namenskonnotationen „Erfolg“, „Moral“, „Gesundheit“, „Herzlichkeit“, „Fröhlichkeit“ sowie „Männlichkeit-Weiblichkeit“ umfasst. Die Ergebnisse belegen, dass männliche Namen eher mit Erfolg, weibliche Namen vor allem mit Herzlichkeit, Fröhlichkeit und Moral verbunden werden. Lieberson und Bell (1992) bestätigen, dass beliebte Jungennamen häufiger positiv mit Charaktereigenschaften wie Stärke, Aktivität und Intelligenz verknüpft werden als beliebte Mädchennamen. Dabei können verschiedene Faktoren Einfluss auf die Bewertung des Namens nehmen, wie beispielsweise abweichende Schreibweisen (Mehrabian, 1997), die formelle, informelle oder jugendliche Form des Namens (Leirer et al., 1982) oder die Aussprache (Laham, Koval, & Alter, 2012). Die Ergebnisse von Laham et al. (2012) belegen, dass die einfache Aussprache des Namens mit der Präferenz für den Namen zusammenhängt, wobei der Einfluss von Nebenfaktoren wie Rechtschreibung, Länge oder Gewöhnlichkeit des Namens ausgeschlossen werden konnte.

2.4.5.4. Stereotype Verknüpfungen mit der Namensattraktivität.

Steele und Smithwick (1989) untersuchten den Einfluss der Namensattraktivität auf die Beurteilung der Persönlichkeit des Namensträgers. 80 Studenten sollten jeweils vier Namen mithilfe vorgegebener Adjektive beurteilen. Dabei erhielt eine Gruppe nur Namen, die zweite Gruppe zusätzlich ein Foto eines unscheinbaren Absolventen. Die Ergebnisse ohne Foto zeigen signifikante Unterschiede in der Bewertung der Namen, wohingegen die Ergebnisse mit Foto keine signifikanten Unterschiede zeigen. Für die Beurteilung von Namen ohne Fotos ergibt sich ein großer Effekt, da 20% der Varianz über die Namensattraktivität erklärt werden kann. Unter Berücksichtigung des Fotos kann kein Effekt festgestellt werden, sodass Steele und Smithwick (1989) zu dem Ergebnis kommen, dass der Effekt der Namensattraktivität durch das Foto nahezu vollständig eliminiert wurde. Auch Christopher (1998) und Young et al. (1993) kommen in ihren Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass der Einfluss des Namens auf die Beurteilung der Person mit weiteren Informationen abnimmt.

Stereotype Verknüpfungen mit als schön beurteilten Namen sind zum Beispiel die bessere Beurteilung des Aussehens (Cotton et al., 2008; Erwin, 1993; Garwood, Cox, Kaplan, Wasserman, & Sulzer, 1980; Hargreaves et al., 1983) und der Popularität des Namensträgers (Busse & Seraydarian, 1979; McDavid & Harari, 1966). Silberzahn und Uhlmann (2013) untersuchten deutsche Nachnamen und kamen zu dem Ergebnis, dass nobel-klingende Nachnamen wie „Kaiser“ oder „Graf“ tendenziell überproportional häufig auf Managerebene vertreten sind, obwohl der Nachname keinerlei Bezug zur sozialen Rolle der Person hat.

2.4.6. Einfluss sozialer Wahrnehmung auf den Vornamensträger.

Colman et al. (1980) untersuchen psychologische Einflussfaktoren auf die Präferenzen für gewisse Vornamen. Zunächst beschreiben sie die zentrale Bedeutung von Namen in der Kultur von Urvölkern. Beispielsweise werden im Urvolk der Ashanti in Westafrika die Kinder nach dem Wochentag der Geburt benannt (Jahoda, 1954). Es herrscht allgemeiner Konsens innerhalb des Urvolks, dass Montags-Jungen ruhig und wohlerzogen sind, während Mittwochs-Jungen als aggressiv gelten. Untersuchungen dieser Urvölker von Jahoda (1954) zeigen, dass die Namensträger tatsächlich dazu neigen, dem erwarteten Verhalten zu entsprechen. Damit ist davon auszugehen, dass der Name über Erwartungen anderer eine Rolle in der Entwicklung des Namensträgers einnimmt. (Colman et al., 1980).

Crisp et al. (1984) untersuchten erstmals den Zusammenhang zwischen sozialer Erwartung beziehungsweise Stereotypen, die mit ihrem Namen verbunden sind und dem tatsächlichen Verhalten und den tatsächlichen Eigenschaften der Namensträger. Die gewählte Stichprobe von 1094 Studenten der Universität North Dakota zeigt keine signifikanten Unterschiede zwischen Studenten mit ungewöhnlichen und gewöhnlichen Vornamen (Crisp et al., 1984).

Insbesondere in den Konsequenzen von Stereotypen im schulischen und beruflichen Umfeld wird deutlich, dass die Erwartung anderer einen Einfluss auf das Verhalten der beurteilten Person haben kann. Dieses Phänomen ist näher bekannt unter self-fulfilling prophecy (Jones, 1990). Der Mechanismus beschreibt, dass eine zunächst fälschliche Einschätzung der Situation das Verhalten der agierenden Person beeinflusst und bewirkt, dass die ursprünglich falsche Einschätzung real wird. Dieses Phänomen wurde anhand verschiedenster Studien nachgewiesen, sodass davon auszugehen ist, dass auch die vornamensbasierte Wahrnehmung den Vornamensträger beeinflusst (Jones, 1990).

2.5. Zwischenfazit

Die Fähigkeit zur sozialen Wahrnehmung beziehungsweise spontanen Eigenschafts-rückschlüssen bildet sich etwa im Grundschulalter aus und verfestigt sich durch regelmäßige Anwendung. Die ersten Eigenschaftsrückschlüsse zu einer Person bilden sich meist unbewusst und automatisch. Der Eindruck zu einer Person verfestigt sich über Interaktion mit dieser und regelmäßiger Wahrnehmung, Kategorisierung und Korrektur der Verhaltensweisen. Eigenschaftsrückschlüsse können sich jedoch auch aus Erzählungen über eine Person entwickeln. Dabei spielen insbesondere Stereotype und Vorurteile eine zentrale Rolle.

Die Psychologie der Namen untersucht dabei vor allem den Einfluss der Namen auf die Wahrnehmung des Namensträgers. Dabei zeigen die theoretischen Ausführungen des Kapitels 2.3, in welcher vielfältigen Form ein Name über die soziale Wahrnehmung Einfluss auf den Namensträger nehmen kann. Die Erwartung an einen Namensträger beeinflusst die Reaktion auf sein Verhalten und stößt damit den Kreislauf aus Aktion und Reaktion an. Weiterhin können Stereotype und Vorurteile die Wahrnehmung der Namensträger verzerren und diesen wiederum über den Aktion-Reaktion-Kreislauf beeinflussen.

Die aufgeführten Studien zeigen, dass die soziale Wahrnehmung in vielen Bereichen durch einen Namen beeinflusst werden kann und dass zu gewissen Namen stereotype Verknüpfungen bestehen. In dieser Studie soll untersucht werden, ob die soziale Wahrnehmung von Personen aufgrund ihres Namens mit der tatsächlichen Persönlichkeit der Vornamensträger übereinstimmt oder ob es sich vielmehr um irreführende Stereotypisierungen handelt.

3. Empirische Befragung

3.1. Fragestellung und Hypothesen

In der Studie von Elchardus und Siongers (2010) gaben 50% der Befragten an, dass der Vorname die Persönlichkeit oder den Charakter einer Person ausdrückt. Auch Walton (1937) geht davon aus, dass der Vorname einer Person einen entscheidenden Faktor in der Entwicklung der Persönlichkeit einnimmt. Gebauer et al. (2012) belegen, dass Personen mit einem extrem negativ konnotierten Namen, wie beispielsweise Kevin, ein geringeres Selbstwertgefühl haben als Personen mit einem extrem positiven Namen wie beispielsweise Alexander. Dieser Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit soll in der vorliegenden Masterarbeit für Vornamen untersucht werden, die in einem definierten Zeitraum ähnlich häufig vergeben wurden. Es wird unterstellt, dass ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Name besteht, unabhängig von Häufigkeit, Beliebtheit und Attraktivität des Vornamens.

Weitere Studien belegen den Einfluss des Vornamens auf die Wahrnehmung des Namensträgers. Dabei untersuchen die Studien insbesondere Unterschiede in der Wahrnehmung von Vornamen in Bezug auf die Namensattraktivität, die Häufigkeit oder Gewöhnlichkeit des Vornamens. In der vorliegenden soll hingegen untersucht werden, ob stereotype Verknüpfungen zwischen Vornamen und bestimmten Persönlichkeitseigenschaften bestehen, unabhängig von Häufigkeit, Beliebtheit und Attraktivität des Namens.

Auf dieser Basis lässt sich in Verbindung mit der eingangs formulierten Forschungsfrage „Gibt es einen Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit einer Person und inwiefern stimmt die tatsächliche Persönlichkeit mit der wahrgenommenen überein?“ folgende Hypothese für die empirische Arbeit ableiten:

Es existiert ein nicht-zufälliger Zusammenhang zwischen der namensbasierten Zuschreibung von Persönlichkeitseigenschaften und den tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften der Namensträger.

Um die Hypothese untersuchen zu können, müssen im Vorfeld die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Ergebnissen der Persönlichkeitsträger sowie zwischen den Ergebnissen der sozialen Wahrnehmung analysiert werden. Auf Basis dieser Voranalysen soll die Hypothese der vorliegenden Arbeit untersuchen, ob die wahrgenommene Persönlichkeit der Namensträger mit den tatsächlichen Persönlichkeitsausprägungen der Namensträger übereinstimmen.

Sowohl Kolar, Funder und Colvin (1996) als auch Herringer und Haws (1991) weisen darauf hin, dass Selbst- und Fremdbild voneinander abweichen können. Kolar et al. (1996) untersuchten die Vergleichbarkeit von Selbst- und Fremdeinschätzungen bezüglich Persönlichkeitseigenschaften und kommen zu dem Ergebnis, dass die Einschätzungen voneinander abweichen können. Sie gehen davon aus, dass der Konsens mehrerer Fremdeinschätzungen die zuverlässigste Beurteilung der Persönlichkeit sei (Kolar et al., 1996). Darüber hinaus neigen Menschen dazu, sich selbst in Standardsituationen zu beurteilen, wohingegen bei der Beurteilung anderer auf Ausnahmesituationen zurückgegriffen wird (Herringer & Haws, 1991). Unter Berücksichtigung der Grenzen in der Gegenüberstellung von Selbst- und Fremdbild werden die Ergebnisse von Selbst- und Fremdeinschätzung in der vorliegenden Studie dennoch gegenübergestellt, um Tendenzen zu überprüfen.

3.2. Aufbau des Untersuchungsdesigns

Zur Datenerhebung werden zwei separate Online-Fragebögen konzipiert, einer zur Erfassung der Persönlichkeitsausprägungen der Vornamensträger, der andere zur Erfassung der namensbasiert wahrgenommenen Persönlichkeit. Zur Erfassung der Persönlichkeitsdimensionen wird das 10 Item Big Five Inventory (BFI-10) von Rammstedt und John (2007) verwendet. Das BFI-10 wird insbesondere aufgrund der Kürze des Fragebogens herangezogen, da die Beantwortung nur wenige Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Damit soll gewährleistet werden, dass möglichst viele Personen an der Befragung teilnehmen. Darüber hinaus wird die Kritik an zahlreichen aufgeführten Studien berücksichtigt, die Merkmalslisten aufführen, aus denen die Teilnehmer die Persönlichkeitseigenschaften auswählen können. Diese Merkmalslisten können die Teilnehmer beeinflussen. Weiterer Kritikpunkt der Merkmalslisten ist es, dass kein einheitliches Verständnis über die Merkmale gewährleistet werden kann. Darüber hinaus können solche Listen schnell unübersichtlich werden und es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Herringer & Haws, 1991).

Das BFI-10 erfasst die Big Five mit zwei Items pro Dimension, die in Abbildung 1 ersichtlich werden. Die Bewertung erfolgt über eine fünfstufige Ratingskala von „trifft überhaupt nicht zu“ (1) bis „trifft voll und ganz zu“ (5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Items des BFI-10 Fragebogen (Rammstedt & John, 2007).

Trotz der geringen Itemanzahl pro Skala zeigt das BFI-10 hohe Übereinstimmungen mit der BFI-Gesamtskala. Überprüfungen der psychometrischen Güte der Kurzskala konnten zufriedenstellende Reliabilitäts- und Validitätskennwerte nachweisen (Rammstedt & John, 2007; Rammstedt, Kemper, Klein, Bierlein, & Kovaleva, 2013). Zwar sollte die ausführliche BFI-Gesamtskala der Ultra-Kurzskala wenn möglich vorgezogen werden, insbesondere für Forschungen mit zeitlich begrenzten Rahmenbedingungen wird jedoch der BFI-10 empfohlen (Rammstedt & John, 2007).

Der Fragebogen zur Erfassung der Persönlichkeit der Vornamensträger fragt zunächst den Vornamen des Teilnehmers ab. Zur weiteren Analyse wird zusätzlich das Geburtsjahr des Teilnehmers erfasst, um den Einfluss des Alters entsprechend zu berücksichtigen. Daraufhin folgen die zehn Items des BFI-10.

Zur Erfassung der sozialen Wahrnehmung von Persönlichkeitseigenschaften der Namensträger wird ein zweiter Fragebogen konzipiert, der zunächst Geburtsjahr und Geschlecht der Teilnehmer abfragt, um in der weiteren Analyse den Einfluss der beiden Variablen entsprechend zu berücksichtigen. Der zu beurteilende Name wird zufällig vergeben. Bevor die zehn Items des BFI-10 zur Erfassung der wahrgenommenen Persönlichkeitseigenschaften abgefragt werden, erfolgt die Befragung der Teilnehmer, ob sie eine Person mit dem Vornamen kennen. Die Frage dient später zur Beurteilung, ob namensbasierte Persönlichkeitszuschreibungen nur durch Interaktion mit einem Namensträger erfolgen oder ob gewisse allgemeine Stereotype zu dem Namen bestehen. Die BFI-10 Items werden entsprechend dem Vorgehen von Mohammadi und Vinciarelli (2012) umgeschrieben, der jeweilige Vorname wird eingesetzt. So wird beispielsweise aus dem ersten Item statt „Ich bin eher zurückhaltend, reserviert“ in dem Fragebogen zur sozialen Wahrnehmung des Vornamens Kevin das Item „Personen mit dem Vornamen Kevin sind eher zurückhaltend, reserviert“ verwendet. Der Fragebogen zur sozialen Wahrnehmung wird um eine Freitextfrage am Ende ergänzt, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, eigene Empfindungen einzubringen. Diese qualitative Abfrage wird separat ausgewertet und nimmt keinen Einfluss auf die Auswertung der Daten zur Überprüfung der Hypothesen. Für den Fragebogen zur sozialen Wahrnehmung des Vornamens „Anna“ lautet die abschließende Frage:

Was verbinden Sie mit dem Namen Anna? Bitte überlegen Sie einen Moment, was Sie persönlich mit dem Namen Anna verbinden. Dabei ist es vollkommen offengehalten, ob Sie einen kurzen Text, Stichworte, einzelne Adjektive zur Beschreibung der Person oder ein prägendes Erlebnis mit einer Anna einfügen.

Zur Erhebung der Daten wurde über die Plattform SoSci Survey (Leiner, 2014) ein Link generiert, über den der Fragebogen online zugänglich war. Die Distribution erfolgte per E-Mail im beruflichen und privaten Umfeld der Verfasserin. Darüber hinaus wurden sowohl das Netzwerk der Verfasserin an der FOM sowie Mitglieder des sozialen Netzwerks XING angeschrieben. Der Erhebungszeitraum betrug 22 Tage, vom 23. November bis 14. Dezember 2016. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig und anonym. Insgesamt wurde der Fragebogen zur Persönlichkeit der Vornamensträger 1.044 Mal angeklickt, 692 Interviews wurden generiert und 643 Fragebögen abgeschlossen. Der Fragebogen zur Wahrnehmung der Persönlichkeit von Vornamensträgern wurde insgesamt 2.482 Mal angeklickt, 922 Interviews wurden generiert und 778 Fragebögen abgeschlossen.

3.3. Auswahl der Vornamen

Für die vorliegende Studie sollen ähnlich häufige Vornamen herangezogen werden. Damit wird unter anderem die Kritik von Ford et al. (1984) gegenüber vielen Vornamens-Studien berücksichtigt, die Extremgruppen miteinander vergleichen. Zum einen ist es bei häufigen Namen einfacher, ausreichend Versuchspersonen zu erreichen, zum anderen kann darüber sichergestellt werden, dass die Befragten zur sozialen Wahrnehmung den Namen kennen und Persönlichkeitseigenschaften mit dem Namen assoziieren. Weiterführend soll der Einfluss von Häufigkeit beziehungsweise Gewöhnlichkeit des Namens ausgeschlossen werden. In Anlehnung an Rudolph et al. (2007) greift die vorliegende Studie auf die Datenbasis der Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. (2016) zurück, die seit 1977 jeweils die TOP 10 Mädchen- und Jungennamen veröffentlicht. Die Datenerhebung erfolgt in Zusammenarbeit mit zahlreichen deutschen Standesämtern. Damit können aktuell ca. 90% aller in Deutschland beurkundeten Vornamen erfasst werden (Gesellschaft für deutsche Sprache e.V., 2016).

Bei der Auswahl der Vornamen für die vorliegende Studie werden lediglich die Vornamensstatistiken der Jahre 1980 bis 2000 herangezogen. Der Auswahl liegen zwei Gedankengänge zugrunde. Erstens sind die Personen, die nach 2000 geboren wurden heute Kinder bzw. Jugendliche, die von der Gesellschaft grundsätzlich anders wahrgenommen werden als Erwachsene. Weiterführend wird damit auch berücksichtigt, dass sich die Persönlichkeit erst mit dem Alter stabilisiert und die Big Five nur für Erwachsene als relativ stabil angenommen werden können (Myers, 2014b, 2014c). Darüber hinaus besteht die Problematik, Namensträger für die Studie zu gewinnen, da diese noch sehr jung sind bzw. der Namen in den Jahrgängen davor nicht oft genug vergeben wurde, um genügend Teilnehmer zu gewinnen. Die Grenze 1980 ergibt sich aus der fehlenden Datengrundlage für die Jahre vor 1977.

Damit eine gewisse Häufigkeit der Namen für die Umsetzbarkeit der Studie gegeben ist, wurden nur Vornamen ausgewählt, die mindestens fünf Mal unter den TOP 10 der beliebtesten Vornamen waren (Übersicht siehe Anhang C). Aus den verbleibenden Namen wurden jeweils zehn Mädchen- und Jungennamen für die vorliegende Studie ausgewählt, für die auch abweichende Schreibweisen in der Studie zugelassen werden. Die ausgewählten Vornamen sind Anna, Anne, Christina, Jennifer, Julia, Katharina, Lisa, Maria, Nadine und Sarah sowie Alexander, Daniel, Felix, Florian, Kevin, Lukas, Maximilian, Michael, Philipp und Sebastian.

3.4. Vorgehen zur Datenanalyse

3.4.1. Quantitative Datenanalyse.

Die Verarbeitung und Analyse der quantitativen Daten erfolgte mittels Statistikprogramm „R“ (R Core Team, 2016). Zunächst wurden die Rohdatenmatrizen der beiden Fragebögen, um automatisch generierte, aber nicht genutzte Variablen und fehlende Datensätze, bereinigt. Die Ergebnisse der BFI-10 Items wurden analog der Scoring-Skala von Rammstedt und John (2007) ausgewertet und den jeweiligen Persönlichkeitsdimensionen zugeordnet. Auch die weitere Datenanalyse erfolgt im Statistikprogramm „R“ (R Core Team, 2016) und kann über die Syntax im beiliegenden R-Markdown-Dokument nachvollzogen werden.

Es erfolgt zunächst eine deskriptive Analyse aller Daten. In einem zweiten Schritt werden über die explorative Datenanalyse ausgewählte Ergebnisse graphisch dargestellt. Die graphische Darstellung erfolgt insbesondere über Box-Plots, die eine Vielzahl an Informationen über die zentrale Tendenz, Streuung und Schiefe der Verteilung enthalten und damit ein sehr geeignetes Instrument zur schnellen, visuellen Verdeutlichung der Ergebnisse sind (Bühner & Ziegler, 2009). Die abschließende Analyse des Datensatzes erfolgt anhand von Verfahren der Interferenzstatistik. Kern der interferenzstatistischen Analyse sind Signifikanztests sowie die Schätzung von Parametern, beispielsweise in Bezug auf die Grundgesamtheit (Bühner & Ziegler, 2009). In der vorliegenden Masterarbeit wird eine Unterschiedshypothese überprüft. Die Überprüfung erfolgt über Mittelwertvergleiche. Beim Hypothesentest sind dabei zwei Fehlerarten zu berücksichtigen. Beim Fehler 1. Art (a-Fehler) wird die Nullhypothese fälschlicherweise abgelehnt, ein Effekt wird damit irrtümlicherweise angenommen. Der Fehler 2. Art (b-Fehler) beschreibt eine irrtümlich beibehaltene Nullhypothese und damit einen versäumten Effekt (Hedderich & Sachs, 2015).

Zur Durchführung von Mittelwertvergleichen existieren zahlreiche Verfahren, die je nach zugrundeliegender Verteilung und Anzahl der zu vergleichenden Gruppen variieren (Bühner & Ziegler, 2009). Zunächst werden daher die Variablen auf Normalverteilung überprüft. Dazu wird der Shapiro-Wilk-Test herangezogen, der laut Hedderich und Sachs (2015) gegenüber anderen Testverfahren die höchste Power aufweist. Die Nullhypothese des Shapiro-Wilk-Tests nimmt an, dass die Beobachtungen der Zufallsstichprobe einer normalverteilten Variable zugeordnet werden können. Die Nullhypothese wird beibehalten, wenn der p-Wert das festgelegte Signifikanzniveau übersteigt (Hedderich & Sachs, 2015). Abhängig von den Ergebnissen des Shapiro-Wilk-Tests können parametrische Verfahren für normalverteilte Variablen herangezogen werden. Für nicht-normalverteilte Variablen werden nonparametrische Tests verwendet (Bühner & Ziegler, 2009). Da im Rahmen dieser Masterarbeit nur unabhängige Stichproben erhoben wurden, beschränken sich die theoretischen Ausführungen auf Verfahren für unabhängige Stichproben.

Der t-Test für unabhängige Stichproben wird als parametrisches Verfahren zur Untersuchung der Mittelwertunterschiede von zwei Gruppen herangezogen. Die Nullhypothese des t-Tests nimmt an, dass die Mittelwerte der beiden Verteilungen gleich sind. Neben der Normalverteilung der Variablen wird für den t-Test die Varianzhomogenität vorausgesetzt (Bühner & Ziegler, 2009). Für den Vergleich der Mittelwerte bei nicht unbedingt gleichen Varianzen liefert die Welch-Statistik eine Approximation (Hedderich & Sachs, 2015), sodass in der vorliegenden Masterarbeit der Welch t-Test verwendet wird. Allgemein gilt der t-Test als robust, auch wenn keine Normalverteilung vorliegt. Jedoch ist die Power des t-Tests schon bei kleinen Abweichungen von der Normalverteilung im Vergleich zu exakten Verfahren wie beispielsweise Rangtestverfahren (Hedderich & Sachs, 2015) gering. Daher wird im Folgenden das nonparametrische Pendant zum t-Test verwendet. Dieser U-Test nach Wilcoxon, Mann und Whitney ist robust gegenüber unterschiedlichen Schiefen und unempfindlich für Varianzunterschiede. Die Nullhypothese beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass eine Beobachtung der ersten Grundgesamtheit größer ist als eine beliebig gezogene Beobachtung der zweiten Grundgesamtheit ist, als ½. Damit wird die Gleichheit beziehungsweise Ungleichheit der beiden Verteilungen untersucht (Hedderich & Sachs, 2015).

Da für die zu analysierenden Variablen der Vergleiche für mehr als zwei Gruppen keine Normalverteilung angenommen werden kann, wird auf die Erläuterung des parametrischen Verfahrens verzichtet. Für Vergleiche von mehr als zwei Gruppen, für die keine Normalverteilung angenommen werden kann, eignet sich insbesondere der Kruskal-Wallis-Test (Bühner & Ziegler, 2009). Die Nullhypothese nimmt an, dass die beobachteten Stichproben aus einer Grundgesamtheit mit gleichen Verteilungen stammen. Führt der Test zu einem signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen, ist weiterführend zu analysieren, welche der Grundgesamtheiten differieren. Dazu werden Einzelvergleiche von jeweils zwei Stichproben über den U-Test nach Wilcoxon, Mann und Whitney durchgeführt (Hedderich & Sachs, 2015). Bei diesem Vorgehen wird jedoch eine Vielzahl von Tests durchgeführt, sodass das Problem des multiplen Testens relevant wird: unter vielen Tests sind einige falsch-signifikante Resultate aufgrund des Fehlers 1. Art zu erwarten. Führt man insgesamt x Tests jeweils zum Niveau a durch, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler 1. Art in mindestens einem der Tests zwischen a und xa. Mithilfe der Bonferroni-Korrektur kann das Ergebnis korrigiert werden. Die Methode garantiert, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler 1. Art insgesamt höchstens a ist, indem alle x Tests auf dem Niveau a/x durchgeführt werden, sodass jeder p-Wert mit x multipliziert wird. Damit sind die Werte x-Mal so groß wie ohne Bonferroni-Korrektur, jedoch höchstens 1. Damit sind zwar weniger Werte auf dem 5%-Niveau signifikant, jedoch liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler 1. Art insgesamt bei höchstens a (Hedderich & Sachs, 2015).

[...]

Ende der Leseprobe aus 136 Seiten

Details

Titel
Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit. Eigenwahrnehmung und namensbasierte soziale Wahrnehmung
Untertitel
Eine empirische Studie
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, München früher Fachhochschule
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
136
Katalognummer
V428124
ISBN (eBook)
9783668720855
ISBN (Buch)
9783668720862
Dateigröße
1409 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vornamen, Persönlichkeit, Stereotype, soziale Wahrnehmung, Psychologie, Big5, Qualitativ, Quantitativ, Psychologie der Namen, Spitznamen
Arbeit zitieren
Lisa Marie Schmidt (Autor:in), 2017, Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit. Eigenwahrnehmung und namensbasierte soziale Wahrnehmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428124

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Zusammenhang zwischen Vorname und Persönlichkeit. Eigenwahrnehmung und namensbasierte soziale Wahrnehmung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden