Epos und Roman im Hochmittelalter


Seminararbeit, 2004

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einführung

2. Die Anfänge der höfischen Literatur. Die Orientierung nach Frankreich

3. Der Begriff des Höfischen

4. Mündlichkeit und Schriftlichkeit

5. Epen nach französischen Quellen
5.1 Lamprecht: “Alexander”
5.2 “Straßburger Alexander”
5.3 Konrad: “Rolandslied”
5.4 Heinrich von Veldeke

6. Die Höhepunkte: Hartmann von Aue (etwa 1165-1220), Wolfram von Eschenbach (etwa 1170-1220) und Gottfried von Straßburg

7. Zusammenfassung

Literatur

1. Einführung

Das hohe Mittelalter wird als eine Periode der Literaturgeschichte verstanden, die etwa 1170 bis zum Ende des 13. Jahrhunderts reicht. Das hohe Mittelalter wird als die Zeit definiert, in der die Fürstenhöfe das Bild der Literatur bestimmt haben; und es wird abgegrenzt gegenüber dem früheren Mittelalter, wo Literatur nur in Klöstern und Kirchen produziert wurde.

„Mit Friedrich Barbarossa und der Machtentfaltung des staufischen Kaisertums geht die Vorherrschaft der Geistlichen in der Literatur zu Ende. Es entsteht die Kultur des Rittertums, das auch in der Dichtung nach Selbstdarstellung in eigenen Formen drängt. Pflegestätten des dichterischen Schaffens sind die Fürstenhöfe. Fürstliche Herren sind häufig Gönner oder Auftraggeber der dichtenden Ritter.“[1]

Mit der Entwicklung der Fürstenhöfe zu literarischen Zentren hat die Literatur in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts binnen einer Generation ein neues Gesicht bekommen. Die von den Höfen gesteuerte Rezeption französischer Literaturformen begann um 1170 und hat bewirkt, daß in kurzer Zeit eine spezifisch höfische Literatur entstand. Allerdings sind auch die Klöster und Kirchen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts literarisch produktiv geblieben.

„Die Kreuzzüge haben dem Rittertum sein Sendungsbewußtsein verliehen und den Blick für das Fremde geöffnet. Es entsteht ein gemeineuropäisch – christliches Kulturgefühl mit einer festgefügten Wertordnung und einer frommen, aber diesseits gerichteten Haltung. Im höfischen Epos erscheinen diese ritterliche Welt und ihr Menschenbild dichterisch verklärt. Die Epoche der staufischen Klassik wird zur ersten Blütezeit der deutschen Literatur.“[2]

2. Die Anfänge der höfischen Literatur. Die Orientierung nach Frankreich.

Die Ausbildung der höfischen Literatur ist aufs engste mit der Rezeption französischer Dichtungsformen verknüpft. Dieser Vorgang muß in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. An den deutschen Höfen war man an der adligen Gesellschaftskultur interessiert, an den neuen Formen der Repräsentation und des höfischen Zeremoniells, die im 12. Jahrhundert in Frankreich entstanden waren: „Man übernahm die neuen Kettenharnische, die den Ritter von Kopf bis zu den Füßen umschlossen, die neuen Helme mit dem angeschmiedeten Gesichtsschutz, die kleinen dreieckigen Schilde. Man übernahm die Sitte, über dem Panzer einen Waffenrock zu tragen, den Helm mit einem plastischen Schmuck zu verzieren und den Schild mit dem Wappen zu bemalen. Man übernahm den französischen Schnitt der Frauenkleider, die oben eng an den Leib geschnürt wurden und unten in weitem Faltenwurf herabfielen. Man übernahm die Mode der kurz geschnittenen Männerröcke, die neue Bart- und Haartracht, die Tasselmäntel, die weiten Überkleider und vieles mehr. Man übernahm auch Formen des Hofprotokolls und der Etikette, das höfische Zeremoniell der Mahlzeit, die festliche Musik.“[3] Der Rezeptionsvorgang ist historisch schwer zu dokumentieren. Viele Einzelheiten sind jedoch in Frankreich früher bezeugt als in Deutschland, und in einigen Fällen gibt es konkrete Anhaltspunkte für die Chronologie der französischen Einflüsse.

Das literarische Interesse des deutschen Hofpublikums war in erster Linie auf diejenigen Teile der französischen Literatur gerichtet, in denen die Wertvorstellungen der höfischen Gesellschaft am ausgeprägtesten dargestellt waren: „...die Liebeslyrik der Trobadors und Trouvéres und die höfische Romane. Andere Bereiche der französischen Literatur, die Heldenepik der „chansons de geste”, die Schwankerzählungen und das volkssprachige Drama, wurden nur spärlich rezipiert oder blieben gänzlich unbeachtet.“[4]

Der französische Sprach- und Literatureinfluß wirkte von Westen nach Osten und war am Rhein früher und stärker wirksam als anderswo.

Offenbar sind die französischen Wörter und Texte auf denselben Straßen nach Deutschland gelangt, über die auch der Wirtschaftsverkehr lief. Daher sind viele Begriffe der ritterlichen Welt dem Französischen entlehnt: „ z. B. schevalier, kastel, palas, turnei, tjoste, banier, lanze, note, melodie, danz, kurteis.“[5]

„Ein wichtiger Handelsweg führte über Flandern und Brabant nach Maastricht und Köln. Der Pfaffe Lamprecht, der als erster ein französisches Epos ins Deutsche übertragen hat, stammte wahrscheinlich aus der Gegend von Trier. Heinrich von Veldeke war in Brabant zu Hause. Wenig später begann die Rezeption französischer Dichtung am Oberrhein. Dort haben Hartmann von Aue und Gottfried von Straßburg nach französischen Vorlagen gedichtet.“[6]

Im 12. und 13. Jahrhundert sind Hunderte von französischen Lehnwörtern nach Deutschland gelangt. Dazu kamen zahlreiche Lehnbildungen und Lehnbedeutungen. Man war in Deutschland vor allem an der Terminologie der modernen Sachkultur und an den sprachlichen Ausdrucksmitteln des höfischen Protokolls interessiert. Es war im wesentlichen ein poetischer Wortschatz, der von Dichtern vermittelt wurde und der zum größten Teil mit der höfischen Dichtung wieder verschwunden ist.

Der konkrete Vorgang der literarischen Vermittlung liegt weitgehend im dunkeln. Offenbar war man an den deutschen Höfen über die literarischen Neuerscheinungen in Frankreich gut informiert: die französischen Werke sind in manchen Fällen schon bald nach ihrer Fertigstellung ins Deutsche übertragen worden. Die adligen Minnesänger um Friedrich von Hausen waren mit der zeitgenössischen Lyrik in Frankreich bekannt; ob sie mit den französischen und provenzalischen Dichtern, an deren Liedern sie sich geschult haben, persönlich zusammengetroffen sind, wissen wir nicht.

Gelegenheit zu solchen Begegnungen boten die großen Hoffeste und diplomatische Reisen.

Für die Epik scheint der Kontakt der fürstlichen Gönner noch wichtiger gewesen zu sein als die Beziehungen zwischen den Dichtern.

[...]


[1] Karl Kunze, Heinz Obländer, Grundwissen. Deutsche Literatur. Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 1976, S.6

[2] Joachim Bumke, Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter, München 1990, Bd.2, S. 57

[3] Joachim Bumke, Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter, München 1990, Bd.2, S. 55

[4] Joachim Bumke, Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter, München 1990, Bd.2, S. 56

[5] Karl Kunze, Heinz Obländer, Grundwissen. Deutsche Literatur. Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 1976, S.6

[6] Hans Gerd Rötzer, Geschichte der deutschen Literatur, Buchner Verlag, Bamberg 1992, S. 17

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Epos und Roman im Hochmittelalter
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)
Veranstaltung
Sprach-, Kommunikations-, Mediengeschichte
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V42756
ISBN (eBook)
9783638407168
ISBN (Buch)
9783640864386
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Breiter Seitenrand
Schlagworte
Epos, Roman, Hochmittelalter, Sprach-, Kommunikations-, Mediengeschichte
Arbeit zitieren
Venera Reiser (Autor:in), 2004, Epos und Roman im Hochmittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42756

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