Zu Heinrich Leopold Wagners "Die Kindermörderin"


Seminararbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1. Zum Autor

2. Zusammenfassende Inhaltsangabe

3. Personencharakteristik

4. Bedeutung von Stand und Ehre

5. Wirkungsabsicht des Stückes

6. Aspekte der Wirkungsgeschichte

7. Inhaltsangabe von Heinrich Leopold Wagners „Die Kindermörderin“

8. Zur Struktur und Technik

9. Zur Intension des Autors

Literaturhinweise

1. Einleitung

Der Kindesmord war ein beliebtes Thema im Sturm und Drang. Heinrich Leopold Wagners Drama „Die Kindermörderin“ ist das Erste, das sich dieser Thematik annahm. Doch auch Goethe griff dieses Thema im „Faust“ auf. Ich möchte in meiner Hausarbeit „Motive des Kindermordes in Heinrich Leopold Wagners Drama „Die Kindermörderin“ zunächst kurz auf den Inhalt, aber hauptsächlich auf die historischen Hintergründe eingehen, die zur Kindsmordthematik geführt haben und weiter die individuellen Gründe des Kindsmordes in Wagners Trauerspiel untersuchen und aufzeigen.

2. Zusammenfassende Inhaltsangabe

Die Tragödie „Die Kindermörderin“ von Heinrich Leopold Wagner aus dem Jahre 1776 beschreibt, wie ein bürgerliches Mädchen zur Ermordung ihres unehelichen Kindes getrieben wurde durch Standesunterschiede und Intrigen des Adels.

Evchen Humbrecht, die Tochter eines Straßburger Metzgers, wird nach einem Ball zusammen mit ihrer Mutter von einem Leutnant namens Gröningseck in ein Bordell geführt. Gröningseck verabreicht dort der Mutter einen Schlaftrunk und vergewaltigt die Tochter. Er verspricht ihr, sie zu heiraten und verlässt bald darauf Straßburg. Die Verwirklichung der geplanten Hochzeit wird verhindert durch seinen Freund Hasenpoth. Das Mädchen bringt ein Kind zur Welt und tötet es aus Verzweiflung mit einer Nadel. Als die Intrige am Ende aufgedeckt wird und Gröningseck zurückkommt, wird sie als Kindermörderin verhaftet [1].

3. Personencharakteristik

Das Personenverzeichnis stellt ein Bild der sozialen Realität dieser Zeit dar. Der Adel wird repräsentiert durch die Angehörigen des Militärs und das Bürgertum wird verkörpert durch die Familie des Handwerkers Humbrecht. Das Militär, die Kirche und die staatliche Obrigkeit stellen die wichtigsten gesellschaftlichen Institutionen dar [2].

Die Bürgerstochter Evchen ist 18 Jahre alt, sie ist sehr unerfahren, bisher wohlbehütet und wohlerzogen durch ihr Elternhaus aufgewachsen. Ihr Verhalten schwankt zwischen naiver Leichtgläubigkeit und aufrechter Tugendhaftigkeit [3]. Ihr Handeln besteht hauptsächlich aus Leiden und Warten. Sie kann lediglich versuchen, sich gegenüber ihrer Umwelt und der Familie zu verstellen. Diese Rolle gelingt ihr allerdings nur schlecht. Ihre einzigen Aktionen am Ende des Dramas bestehen in der Flucht und in der Zerstörung ihres Kindes. Sie fühlt sich stark mit ihren Eltern verbunden, vor allem mit ihrem Vater. Der regelmäßige Kirchengang gehört zu ihrem Leben, denn sie ist stark religiös gebunden. Evchens Erfahrung von Abhängigkeit, Einschränkung und Ohnmacht führt zu einer seelischen Grundstimmung, welche im ganzen Stück ihr Verhalten prägt. Ihr Lieblingsbuch, „Night Thoughts“ passt zum Todesmotiv des ganzen Stückes. Es beinhaltet pessimistische Lebensbestimmungen und eine christliche „memento-mori-Haltung“ sowie Jenseitserwartungen. Melancholie erscheint in diesem Drama als eine Art Gift mit einer todbringenden Wirkung [4].

Evchens Mutter, Frau Humbrecht ist eine einfältige, eitle und leicht zu beeindruckende Bürgersfrau. Ihr Verhalten dem Leutnant Gröningseck gegenüber ist kokett und zugleich kupplerisch [5]. Sie fühlt sich geblendet durch die Lebensart der höheren Schichten und würde ihre Tochter nur zu gerne innerhalb dieses Kreises verheiratet sehen. Sie empfindet daher das Interesse des Leutnants Gröningseck für Evchen als sehr schmeichelhaft.

Der Leutnant von Gröningseck, ein adliger Offizier, versucht durch französische Redewendungen Eindruck zu machen. Seine plötzliche Wandlung vom moralisch Zweifelhaften ins Ernsthafte ist nur schwer glaubhaft [6]. Er erscheint, ähnlich wie der Vater, uneinheitlich. Er nutzt am Anfang die Unerfahrenheit Evchens und die Einfalt der Mutter zu seinem Nutzen. Doch schon am Ende des ersten Aktes verwandelt sich dieser skrupellose Verführer in einen tugendhaften Liebhaber, der seine Taten bereut. Gröningseck verhält sich also am Anfang so, wie er es aus seinen Kreisen gewohnt ist, nämlich Evchen erscheint ihm als begehrenswertes Objekt innerhalb eines erotischen Abenteuers.

Er achtet und schätzt Evchen erst als Person, nachdem er ans Ziel seiner Wünsche gelangt ist. Diese Veränderung hat eine unmittelbare Auswirkung auf seine Sprache, denn anstelle des Frivolen tritt nun das Religiöse [7].

Meister Martin Humbrecht ist ein standesbewusster Bürger. Er hat strenge Vorstellungen von dem, was sich gehört und was nicht. Um das Ansehen seines Hauses ist er in den Augen der Nachbarn und Kunden sehr besorgt [8]. Er erscheint als eine eigentümliche zwiespältige Person, denn mehrer Male schwankt sein Verhalten zwischen Aggressivität und Zuneigung seiner Tochter gegenüber. Die Grenzen seiner Herzlichkeit sind allerdings dann erreicht, wenn seine Prinzipien der bürgerlichen Standesmoral überschritten werden. Er bezieht sein Selbstwertgefühl aus den Übereinstimmungen des eigenen Verhaltens mit den Normen des Standes. Die Familie des Metzgermeisters ist auf dem Wege, zu einem Ort seelischer Grausamkeiten zu werden und nicht, wie in anderen Stücken, ein Ort voller Geborgenheit, Intimität und Zärtlichkeit.

Von Hasenpoth hat keinerlei persönliche Motive für sein Handeln. Ihm geht es mehr darum, seinen Freund Gröningseck vor unstandesgemäßem Verhalten zu bewahren und ihm ein Unglück zu ersparen. In seiner Vorstellung ist bereits eine wirkliche Zuneigung zu einem bürgerlichen Mädchen gegen alle „esprit de corps“ und die Heiratsabsichten seines Freundes scheinen für ihn schier unmöglich.

Als Gegenstück zu dem eher konservativen von Hasepoth kann der Magister gelten. Dieser entwickelt pädagogische und kirchenreformatorische Ideen, die seiner Zeit weit vorauseilen und gleichzeitig als das Sprachrohr Wagners und des Sturm und Drang gedeutet werden können. Er drückt sich durch eine gestelzte Sprache aus und seine begonnenen Aktivitäten enden ohne jeglichen Erfolg.

Die Wäscherin Frau Marthan ist Evchens Gefährtin nach ihrer Flucht aus dem Elternhaus. Sie lebt in größter Armut, nimmt aber dennoch die schwangere Evchen bei sich auf. Dies kennzeichnet ihre Vorurteilslosigkeit und die spontane Menschlichkeit. Sie besitzt die Fähigkeit zwischen dem Sein und Schein der Gesellschaft zu unterscheiden.

Andererseits schafft sie es Evchen in einen Abgrund von Verzweifelung zu stürzen, indem sie ihr die Erzählungen des Stadtklatsches über die abschreckende Bestrafung des Muttermörders mitteilt. Sie macht den Kindermord erst möglich, indem sie Evchen in einem entscheidenden Augenblick allein lässt.

[...]


[1] www.schneid9.de/kindermoerderin.html (06. August 2004, 19:20Uhr)

[2] Vgl. Pilz, G. (1982), S. 29

[3] www.schneid9.de/kindermoerderin.html (06. August 2004, 19:20Uhr)

[4] Vgl. Pilz, G. (1982), S. 29-31

[5] www.schneid9.de/kindermoerderin.html (06. August 2004, 19:20Uhr)

[6] Vgl. Pilz, G. (1982), S. 33

[7] www.schneid9.de/kindermoerderin.html (06. August 2004, 19:20Uhr)

[8] Vgl. Pilz, G. (1982), S. 34-35

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Zu Heinrich Leopold Wagners "Die Kindermörderin"
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Kindsmord in deutscher Literatur
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V42733
ISBN (eBook)
9783638407014
ISBN (Buch)
9783640860746
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kindermörderin, Heinrich, Leopold, Wagner, Kindsmord, Literatur
Arbeit zitieren
Katharina Mewes (Autor:in), 2005, Zu Heinrich Leopold Wagners "Die Kindermörderin", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42733

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