Wortbildung im Russischen. Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung.. 3

2. Allgemeine Grundlagen.. 4

2.1 Wortbildung.. 4

2.2 Wort und Wortschatz.. 5

3. Wortbildungsverfahren.. 6

3.1 Derivation.. 6

3.1.1 Präfigierung.. 6

3.1.2 Suffigierung.. 7

3.1.3 Parasynthese.. 7

3.1.4 Postfigierung.. 7

3.2 Komposition.. 8

3.2.1 Definition.. 8

3.2.2 Charakteristika einer Komposition.. 8

3.2.3 Kompositionstypen.. 9

4. Gelehrte Bildung.. 11

5. Problematik.. 12

6. Fazit.. 15

Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Sprachwandel und Wortschatzwachstum sind sowohl bedeutungsvolle als auch unumgängliche Phänomene, die ausschlaggebend für die (Weiter-)Entwicklung aller Sprachen der Welt – und somit auch des Russischen – sind. Anhand von diachronen Beobachtungen kann schlussgefolgert werden, dass die Lexik einer natürlichen Sprache stets einem Wandel unterliegt und je größer die Distanz zwischen den beiden Zeitpunkten der Untersuchung ist, desto evidentere Veränderungen festgestellt werden können. Diese Veränderungen werden nicht nur durch extralinguistische Ursachen wie politische, ökonomische, soziale oder auch kulturelle Ereignisse, sondern auch durch intralinguistische Defizite wie z.B. das Bedürfnis, Bezeichnungslücken im Wortschatz zu schließen (Benennungsbedürfnis) oder Eindeutigkeit zu schaffen ausgelöst. Wird ein Blick auf die Lexik des Russischen geworfen, die neben Ukrainisch und Weißrussisch ebenfalls zu den ostslavischen Sprachen gehört, zeigt sich, dass sie sich im Laufe der Zeit stark verändert hat. Zur Gewinnung neuer Lexeme wird in der russischen Sprache im Wesentlichen von der Derivation und Komposition Gebrauch gemacht, die produktive Wortbildungsverfahren darstellen. Während die Zuordnung vieler neuentstandener Wörter zu einem der beiden Verfahren eindeutig ist, stellt die Einteilung gewisser Konstrukte mit einem Präfixoid wie автоответчик, биоэнергетика oder ретро- дизайн, die zur Internationalisierung der russischen Lexik beitragen, eine umstrittene Frage dar. Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Hausarbeit richtet sich auf die Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation und versucht, die unterschiedlichen Standpunkte darzustellen.

Hierfür wird zuerst der Begriff 'Wortbildung' definiert und seine Stellung im Gesamtsystem der Sprache erläutert. Daraufhin setzt sich die Arbeit mit dem Wort, Wortschatz sowie den gebundenen und freien Morphemen auseinander. Nach der Vermittlung dieser grundlegenden Informationen werden im Hauptteil die beiden Wortbildungsverfahren Derivation und Komposition behandelt. Hiernach wird die Problematik, die bei der Einteilung von zusammengesetzten Wörtern entsteht, thematisiert. Den Abschluss dieser Arbeit bildet die Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse sowie die Antwort auf die Frage, warum die Zuordnung der obengenannten Wörter ein Problem darstellt.

2. Allgemeine Grundlagen

2.1 Wortbildung

Die Morphologie (морфология) ist ein Gegenstandsbereich der Linguistik, die sich der Struktur der Wörter widmet und prinzipiell in die beiden Teilgebiete Formenlehre bzw. Flexionslehre und Wortbildung (словообразование) unterteilt wird [1]. Der Gegenstand der Formenlehre ist die Bildung unterschiedlicher Formen des ein und desselben Wortes [2]. Folglich wird durch die Verknüpfung einer Flexionsbasis mit unterschiedlichen Flexionsmorphemen kein neues Lexem, sondern nur Wortformen eines bestimmten Wortes gewonnen. Die Wortbildung dahingegen befasst sich damit, wie anhand bereits existierender Wörter jeweils neue gebildet werden können und stellt neben Bedeutungswandel und Entlehnungen aus Fremdsprachen ein Hauptverfahren dar, das erheblich zur Bereicherung und Erneuerung des Wortschatzes einer Sprache beiträgt [3]. Aus diesem Grund wird diejenige sprachwissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Wortbildung auseinander setzt, Wortbildungslehre genannt. Ihre primäre Aufgabe besteht darin, die Mittel herauszuarbeiten, durch die der Wortschatz bereichert werden kann. Bezüglich ihrer Stellung im Gesamtsystem der Sprache, ist Wortbildung jedoch sehr umstritten, da sie im Hinblick auf die Produkte, die sie hervorbringt ,unter Lexik und angesichts der Verfahren, anhand derer Neologismen gewonnen werden, unter Grammatik, speziell unter Morphologie, subsummiert werden kann [4]. Zuzüglich wird auch die Auffassung anerkannt, dass die Wortbildung eine eigenständige und unabhängige Ebene des Sprachsystems ist, die lediglich „ihre Produkte der Lexik zur Verfügung stellt“ (Geckeler/Dietrich 2012: 109). Dieser Standpunkt wird konsequent von der russischen Linguistin E.A. Zemskaja vertreten. Wortbildungsprozesse verkörpern also synchrone grammatische Verfahren, deren Produkte in den Wortschatz aufgenommen werden [5]. Die Bildung von neuen Wörtern geschieht allerdings keineswegs willkürlich. Sie ist bestimmten Kombinationsregeln unterworfen, die Wortbildungsregeln genannt werden.

2.2 Wort und Wortschatz

Da eine wissenschaftliche Arbeit über die Wortbildung notwendigerweise eine Definition des Lexems 'Wort' nach sich zieht, soll zu Beginn eine Erläuterung folgen. Obwohl der Begriff 'Wort' auf den ersten Blick relativ leicht erläutern zu sein scheint, fällt bei näherer Betrachtung auf, dass eine explizite Begriffsbestimmung nicht ganz unproblematisch und unter Umständen sogar umstritten ist [6]. Die Erkenntnis, dass eine allgemein gültige Definition dieses Begriffs angesichts einzelsprachlicher Verschiedenheiten nicht präzise genug sein kann, führte zum Entschluss, in der Linguistik den Wortbegriff zu vermeiden und sich auf den Terminus 'Morphem' festzulegen. Hierbei handelt es sich um die kleinste bedeutungstragende, bereits klassifizierte Einheit der Sprache, durch die Wörter geformt werden können [7]. Je nach Funktion kann zwischen lexikalischen und grammatischen Morphemen unterschieden werden, die wiederum nach ihrer Distribution in freie und gebundene Morpheme klassifiziert werden [8]. Während die Menge der grammatischen Morpheme – hierzu zählen Präpositionen, Pronomina, Konjunktionen und Artikel – in der Regel konstant bleibt, ist die Menge der lexikalischen Morpheme, auch Lexeme genannt – hierzu zählen Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien – recht variabel [9]. Der Unterschied zwischen einem freien und einem gebundenen Morphem besteht darin, dass freie Morpheme autonom erscheinen können, gebundene dahingegen nicht.

Tabelle 1: Gebundene und freie Morpheme

[Abbildungen und Tabellen sind nicht enthalten in dieser Leseprobe.]

Unter „Wortschatz“ wird die Gesamtheit aller Wörter, die in einer Sprache enthalten sind verstanden. Derzeitig wird angenommen, dass sich der Gesamtwortschatz der russischen Sprache auf ca. 130.000 Wörter beläuft und durch zahlreiche Neubildungen, Aufnahmen von Substandartwortschatz, Regionalwortschatz und Entlehnungen aus modernen Sprachen sowie durch Abkürzungen kontinuierlich bereichert wird.

[...]


[1] vgl. Bruns 2007: 85.

[2] Formveränderung von Substantiven durch Deklination, von Verben durch Konjugation und von Adjektiven durch Deklination und Komparation (vgl. Stein 2010: 35).

[3] vgl. Haensch/Lallemand 1972: 9.

[4] Der traditionelle Standpunkt, der auch von den ersten russischen Sprachgelehrten wie M.V. Lomonossov, F.I. Buslaev oder V.A. Bogorodickij vertreten wird, besagt, dass die Wortbildung ein Teil der Grammatik ist (vgl. Jelitte/Schindler 2000: 13).

[5] Synchronie: Beschreibung eines Sprachzustandes zu einer gewissen Zeit. Diachronie: Beschreibung des Sprachzustandes zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

[6] vgl. Wolf 1990: 17.

[7] vgl. Bruns 2007: 86.

[8] vgl. Bruns 2007: 87.

[9] vgl. Lehman/Martin-Berthet 2008: 21.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wortbildung im Russischen. Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V426471
ISBN (eBook)
9783668711013
ISBN (Buch)
9783668711020
Dateigröße
583 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wortbildung, russischen, abgrenzungsprobleme, komposition, derivation
Arbeit zitieren
M.o.A. Fatma Betül Akcora (Autor:in), 2017, Wortbildung im Russischen. Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426471

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