Die athenische Demokratie


Seminararbeit, 1998

12 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Begriffsdefinition des Wortes "Demokratie"

2. Die geschichtliche Entwicklung der athenischen Demokratie

3. Die Institutionen der athenischen Demokratie
3.1. Die Volksversammlung
3.2. Das Gesetzgebungsverfahren
3.3. Der Rat
3.4. Die Geschworenengerichte
3.5. Die Beamten

Literaturverzeichnis

1. Begriffsdefinition des Wortes "Demokratie":

Demokratie besteht aus den beiden griechischen Wörtern "demos" und "kratia".

demos kann verschiedene Bedeutungen haben:

(1) Gau, Land, Dorf - der athenische Staat war in 139 Demen gegliedert. Sie bildeten die verwaltungsrechtliche Grundeinheit.
(2) die auf den Demen befindlichen Bewohner
(3) nichtadlige Leute im Gegensatz zur "aristoi" (die Besten)
(4) Gesamtheit der freien athenischen Bürger; jeder der demoi durfte bei der Volksentscheidung mitstimmen.

kratia (vom indogermanischen Wort kratos abgeleitet) bedeutet:

Härte, Stärke, Oberbefehl, Macht, Herrschaft

Demokratie bedeutet also "die Herrschaft der athenischen freien Bürgerschaft" - "Volksherrschaft".

Dieses Wort konnte auch im Gegensatz zu heute durchaus als Schimpfwort benützt werden. Da die Quellen, die wir über die Demokratie besitzen, meist von Aristokraten verfaßt wurden, scheint die Kritik der damaligen Staatsform auch besonders groß gewesen zu sein. Unter den Kritikern der Demokratie finden wir auch bekannte Namen wie Platon und Aristoteles, die die Ansicht vertraten, daß die Demokratie eine ungeeignete Herrschaftsform sei, da die politischen Entscheidungen von der Menge getragen würden, die aber keine politische Bildung besäße und daher auch nicht fähig wäre, diese politischen Entscheidungen zu tragen. So bezeichnet Platon die Demokratie als eine scheinbar "reizende Verfassung, führerlos, buntscheckig, die eine gewisse Gleichheit gleichmäßig auf Gleiche und Ungleiche aufteilt",[1] die politischen Entscheidungen der ungebildeten Bevölkerung würden aber spontan von ihren Trieben und Bedürfnissen getragen, was Platon exemplarisch an dem Beispiel eines Sohnes eines geizigen Oligarchen erörtert, der sich zum Demokraten entwickelt.[2]

2. Die geschichtliche Entwicklung der athenischen Demokratie:

Der Athener, der in der Zeit der entwickelten Demokratie (2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.) lebte, sah die Demokratie als langwierige Entwicklung, die von großen Staatsmännern entwickelt und ausgebaut wurde. Drakon und Solon waren die in Athen als Heroen verehrte Stadtgründer und Solon, der seine Ideen zur Schlichtung der inneren Streitigkeiten in Gedichten niedergeschrieben hatte[3], wurde als Begründer des demokratischen Gedankens angesehen. Die Zeit vorher erkannte aber in Kleisthenes den Begründer der Demokratie, was wir auch als richtiger erachten. So sah es etwa auch Herodot.

Als es im 4. Jh. im Zuge des Streites zwischen Demokraten und Oligarchen aber darum ging, die Demokratie zu rechtfertigen, setzten die Demokraten die Idee der Demokratie bei Solon an, ja gingen sogar bis auf den mythischen König Theseus zurück. Auch Aristoteles sah in Solon einen Demokraten. Waren die Athener im Irrtum, in Solon den ersten Demokraten zu sehen, muß man ihnen doch zugestehen, daß das politische Werk Solons für die weitere Entwicklung des athenischen Staates einen wichtigen Stellenwert hatte.

Die Aristokratie der archaischen Zeit ist nicht durch eine Gruppe stabiler Geschlechter (génos), sondern durch eine Anzahl unterschiedlich großer Einzelfamilien, die oft von neuen abgelöst werden, gekennzeichnet, d. h. viele kleine und auch größere Häuser (oíkoi), die keinen geschlossenen Verband bilden und sich in ständigem Konkurrenzkampf befinden. Einzelne Adelige suchten sich aus Eigeninteressen "Bundesgenossen" bei nichtadligen Gruppen, die für lokale Interessen Personen suchten, die sie zu führen und ihre Forderungen durchzusetzen vermochten. In Athen haben wir unmittelbar vor Solon (ca. 600 v. Chr.) die Umrisse eines institutionalisierten Gemeinwesens (polis) vor uns.

Die politischen Einrichtungen um 600 v. Chr.:

-Adelsrat (Areopag)

-9 Archonten

-Gericht der 51 Epheten

An der Spitze der Archonten stand der Archon, der dem Jahr den Namen gab (eponymer Beamter). Ein Archon führte das Heer (Polemarchos), einer besorgte die wichtigsten religiösen Angelegenheiten (Basileus), die restlichen sechs waren Richter (Thesmotheten). Seit 683/82 v. Chr. wurde ein Archon für ein Jahr gewählt.

Seit den Anfängen des 7. Jh. geriet die Adelswelt der meisten griechischen Staaten in eine schwere Krise. Die Ursachen waren die Überbevölkerung in Attika, neue wirtschaftliche Praktiken, veränderte Formen des Kampfes. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die stärkere militärische Belastung wurde auf die ärmere und abhängige Bevölkerung abgewälzt. Der Wandel der Lebensbedingungen und die große Not schufen v. a. bei der ärmeren und abhängigen Bevölkerung eine neue Bewußtseinslage, die sich in politischen Forderungen nach Neuaufteilung des Landes und nach Erlaß aller Schulden niederschlug.

Die erste Reaktion der Unruhe war die Aufzeichnung des geltenden Rechts durch Drakon 624 v. Chr. Solon wurde 594 v. Chr. mit dem Auftrag zum Archon gewählt, die in zwei feindliche Lager zerfallene Bevölkerung wieder zu versöhnen. Solon trat als Vermittler auf, wußte aber, daß ein Mittelweg beide Lager wenig befriedigt, weshalb er mittels seiner Gesetzgebung versuchte, die Menschen Attikas zu einem Bewußtsein der Einheit und Zusammengehörigkeit zu bringen und ihnen so ein Gefühl der Verantwortung für das Ganze geben wollte.

Die Reformen des Solon:

(1) Beseitigung der auf den Grundstücken liegenden lasten (seisáchtheia)
(2) Schaffung der Timokratie (timé = Schätzung, kratos = Kraft, Macht), d. h. Vergabe der politischen Rechte nach dem Vermögen durch Schaffung von Vermögensklassen. Die Fähigkeit zu politischem Einfluß war nicht mehr an die Herkunft, sondern an das Vermögen geknüpft. Den zwei Klassen der Reiter (v. a. Adlige) und der Zeugiten (Masse der großen und mittleren Bauern) wurde die dritte Klasse der "500 Scheffler" (reiche Grundbesitzer, welche über 500 Scheffel pro Jahr Ertrag hatten) hinzugefügt. Die Reiter mußten 300 Scheffel, die Zeugiten 200 - 150 Scheffel Ertrag nachweisen. Aus den "500 Schefflern" wurden die Archonten und Schatzmeister gewählt.

[...]


[1] Platon, 1992, S. 388

[2] vgl. Platon, 1992, S. 389 ff.

[3] vgl. Aristoteles, 1993, S. 39-42

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die athenische Demokratie
Hochschule
Universität Wien  (Alte Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar Alte Geschichte
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
1998
Seiten
12
Katalognummer
V42490
ISBN (eBook)
9783638405102
ISBN (Buch)
9783640328543
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Demokratie, Proseminar, Alte, Geschichte
Arbeit zitieren
Birgit Hittenberger (Autor:in), 1998, Die athenische Demokratie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42490

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