Lernorte außerhalb des Klassenzimmers oder Medien?


Hausarbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Erkenntnistheoretische Aspekt (Konstruktivismus)

2. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers
2.1. Der Lehrplan für die Grundschule in Bayern 2000
2.2. Lernorte und Lernstandorte
2.3. Lernorte – Wozu?
2.3.1. Aus reformpädagogischer Sicht
2.3.2. Aus heutiger schulpädagogischer Sicht
2.4. Durchführung eines Unterrichtsganges
2.4.1. Lernorte – Wann?
2.4.2. Der methodische Dreischritt

3. Medien
3.1. Was sind Medien?
3.2. Ziele eines Medieneinsatzes
3.3. Funktionen der Medien

Literaturverzeichnis

1. Erkenntnistheoretische Aspekt (Konstruktivismus)

Der Begriff ‚Konstruktion’ wird vom lateinischen ‚constructa’ abgeleitet und bedeutet ‚gedanklicher Entwurf’, ‚Plan’, ‚Entwicklung’.

Konstruktivisten behaupten, es gibt keine allgemein endgültige Wahrheit bzw. Wirklichkeit. Jeder konstruiert seine Eigene. Das heißt, das Lernen des Schülers ist ein eigenständiger Konstruktionsprozess. Hiller und Popp unterscheiden eine Wirklichkeit erster Ordnung von einer Wirklichkeit zweiter Ordnung.

Unter Wirklichkeit erster Ordnung verstehen wir die Wirklichkeit, die objektiv feststell- und nachprüfbar ist (Tatsachen). Zum Beispiel: Im Supermarkt gibt es Sonderangebote.

Unter Wirklichkeit zweiter Ordnung verstehen wir die Wirklichkeit, die wir konstruieren, die andere aber auch ganze anders konstruieren können. Es ist die Wirklichkeit der Deutungen und subjektiven Bedeutungen. Zum Beispiel: Der Supermarkt als Einkaufsfalle.

Um den Begriff eines Gegenstandes wirklich zu verstehen, muss der Sinn des Gegenstandes erfasst worden sein. „Anschauen ist eine Tätigkeit“. Um etwas wahrzunehmen, muss man etwas wissen und Fragen haben, sonst bleibt der Sinneskontakt oberflächlich und ohne wirklichen Erkenntnisgewinn. Das heißt, Sehen hängt vom Vorwissen des Betrachters ab.

1.) Wenn der Lehrer dem Schüler etwas vor die Augen stellt, sollte er das Vorwissen der Kinder prüfen, überlegen, welche Informationen vorab nötig sind. Schüler haben unterschiedliches Vorwissen und deshalb nehmen sie auch unterschiedlich wahr.
2.) Aus diesem Grund ist es wichtig, vorab einen persönlichen Bezug zum betrachteten Gegenstand aufzubauen. Man muss den Kindern ein Motiv liefern, sich mit etwas anschaulich auseinanderzusetzen.

Anschauen ist also ein aktiver Vorgang. Dies erfordert Anstrengung (genaues Hinsehen, Fragen stellen, Antworten finden). Kinder brauchen Motivation, Interesse, Neugier und Anstrengungsbereitschaft.

2. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers

2.1. Der Lehrplan für die Grundschule in Bayern 2000

Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Grundschule ist es, „alle Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Es geht dabei vor allem darum, Wissenserwerb zu ermöglichen, Verstehen anzubahnen, Interesse zu entwickeln, soziale Verhaltensweisen sowie musische und praktische Fähigkeiten zu fördern und Werthaltungen aufzubauen“.[1]

Insbesondere an Lernorten außerhalb der Schule wird das Interesse der Kinder geweckt, da hierbei in der Regel auch bei schwächeren Kindern eine höhere Motivation besteht. In der Auseinandersetzung mit der Mitwelt kommt dem Sozialverhalten eine wichtige Rolle zu. Die Öffnung des Unterrichts gegenüber ihrer Umwelt ist ein Teilbereich des offenen Unterrichts.

Besonders im Fach Heimat- und Sachunterricht galt die konkrete Anschauung als Fundament vieler Erkenntnisse. „Originale Begegnung und selbsttätige Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit sowie ein verweilendes und anschauliches Lernen mit vielen Sinnen sind Grundlage der Erfahrungs- und Erkenntnisbildung. Neben situativen Anlässen sind dafür u.a. Unterrichtsgänge zu außerschulischen Lernorten, einzuplanen.“[2]

2.2. Lernorte und Lernstandorte

Die Idee, außerhalb der Schule vor Ort zu lernen, geht zurück auf die Reformpädagogik. Ausschlaggebend für die Reform waren die Forderungen nach einer Veränderung der Schule von einer Unterrichtsstätte zu einer Lebensstätte für Kinder.[3] John Dewey spricht zum Beispiel von „school without walls“, der Schule ohne Mauern. Er fordert einen handlungsorientierten Unterricht, bei dem auch Lernorte außerhalb der Schule aufgesucht werden sollen.

Dabei muss man zwei Arten von Lernorten unterscheiden. Einerseits gibt es Orte, die eigentlich nicht für Lernzwecke eingerichtet oder vorgesehen sind, die aber im Rahmen eines Projekts oder einer Exkursion eine wichtige Rolle spielen. Nach Salzmann sind Lernorte Orte, an denen gelernt werden kann. Jeder Ort kann Lernort sein. Voraussetzung ist, dass Erfahrungen, die an diesem Ort gewonnen werden, auch in den Unterricht mit einbezogen werden können. Man findet sie in allen Bereichen unserer Umwelt, zum Beispiel in der Natur, kommunalen Einrichtungen, Behörden oder örtlichen Betrieben.

Hiervon unterscheidet man die sogenannten Lernstandorte. Diese sind speziell für aktive Erkundungs- und Lernprozesse eingerichtet. Sie haben didaktischen Hintergedanken. Beispiele dafür sind Museen, Naturpfade, botanische und zoologische Gärten.

2.3. Lernorte – Wozu?

2.3.1. Aus reformpädagogischer Sicht

In der Zeit der Reformpädagogik nach dem 1. Weltkrieg war der gesundheitliche Aspekt einer der Gründe, der für das Verlassen des Klassenzimmers sprach. Die Kinder litten häufig unter Lungentuberkulose, so dass das Wandern vom preußischen Ministerium im Jahre 1920 verpflichtend eingeführt wurde. „Das Wandern soll einen frischen, fröhlichen Sinn und Wanderlust wecken, zu bewusstem Sehen und Hören erziehen, Freude an der Natur, an der Heimat […] verleihen.“[4]

Es macht deutlich, dass dem Sehen und Hören ein besonderer Stellenwert zukommt. Die Vertreter der Pädagogik von Herbart teilten folgende Ansicht: „Lebensvoller

Unterricht ist anschaulich, lebendig…lebensvoller Unterricht ist der Komperativ, Erlebnisunterricht der Superlativ, lebensvoller Unterricht das Heilige, Erlebnisunterricht das Allerheiligste des Unterrichts“[5]

In diesem lebensvollem Unterricht spielte der Selbsttätigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. Pestalozzi war der Ansicht, dass die Veranschaulichung ein zentrales Element des Unterrichts sein sollte und dieser so mit dem Erfassen von Dingen in der unmittelbaren Umgebung der Kinder beginnen sollte.

2.3.2. Aus heutiger schulpädagogischer Sicht

Die Argumente der Reformpädagogen spielen auch heute noch eine Rolle. Hinzu kommen weitere wichtige Punkte. „Das Suchen und das Aufsuchen von Lernorten außerhalb des Klassenzimmers ist ein Weg der Schule, die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder zu erweitern und so die Lerndefizite in einer veränderten Umwelt zu vermindern.[6]

„Lernorte außerhalb des Klassenzimmers sind unverzichtbarer Bestandteil eines erfahrungs- und lebensorientierten Sachunterrichts.“ (A. Kaiser 1997, S. 127)

[...]


[1] Amtsblatt, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus und Wissenschaft, Forschung und Kunst, Lehrplan für die bayerische Grundschule, September 2000, S. 7

[2] Amtsblatt, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus und Wissenschaft, Forschung und Kunst, Lehrplan für die bayerische Grundschule, September 2000, S. 36

[3] Götz, M. und Sandfuchs, U.: Geschichte der Grundschule. In: Einsiedler, W. u.a. (Hrsg.): Handbuch Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik, Regensburg 2001, S. 16

[4] Burk, K. und Claussen, C.: Lernorte außerhalb des Klassenzimmers 1, Arbeitskreis Grundschule e.V., Frankfurt/Main 1980, S. 16

[5] S. 17

[6] Burk, K. und Claussen, C.: Lernorte außerhalb des Klassenzimmers 2, Arbeitskreis Grundschule e.V., Frankfurt/Main 1980, S. 18

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Lernorte außerhalb des Klassenzimmers oder Medien?
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Fachbereich Pädagogik)
Veranstaltung
Sachunterricht
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V4248
ISBN (eBook)
9783638126311
Dateigröße
530 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernorte, Klassenzimmers, Medien, Sachunterricht
Arbeit zitieren
Franziska Reichel (Autor:in), 2002, Lernorte außerhalb des Klassenzimmers oder Medien?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4248

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