Das Motiv des künstlichen Menschen in der Science Fiction Literatur, unter besonderer Berücksichtigung des Begriffs 'Robot'


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: gelungen


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Der künstliche Mensch in der Geschichte der Literatur
2.1 Der Golem
2.2 Der Homunculus
2.3 Der Android

3 Der Tscheche Karel Capek erfindet den „Robot“
3.1 Entstehung des Begriffs „Robot“
3.2 Anwendung des Begriffs im Drama „W.U.R.“
3.2.1 W.U.R. – Inhalt
3.2.2 W.U.R. – literarische Einordnung

4 Literarische Aspekte der Künstlichkeit
4.1 Schöpfung
4.1 Sozialkritik

5 Die Weiterentwicklung des literarisch-künstlichen Menschen

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Noch ist der künstliche Muskel nicht so elegant und leistungsfähig wie ein natürlicher, aber er

kann schon sehr viel. In der Forschungsschmiede DDD in Zürich wird an der

Weiterentwicklung und Anwendung des "künstlichen Muskels" geforscht. Bald soll er in einen

humanoiden Roboter eingebaut werden und dort für menschenähnliche Bewegungen sorgen.

Unter dem Motto "Motivation zählt mehr als Wissen" arbeiten an diesem Projekt ehemalige

Arbeitslose.“[1]

Seit langer Zeit beflügelt der Umgang mit Technik das menschliche Denken. Mit

den Fortschritten in Mechanik, Elektrotechnik und den Anfängen der Computertechnik

erschien es Anfang des 20. Jahrhunderts immer "realistischer", künstliche

Menschen einfach in einer Werkstatt oder Fabrik zu bauen. Dieses „Zusammenbauen“

ist heute Realität. Der Mensch ist zum modernen Prometheus geworden, er

erschafft sich ein Ebenbild. Was ist der Grund dafür? Was treibt ihn dazu? Wo liegen die

Ursprünge? Antworten auf diese Fragen bieten literarische Überlieferungen von der Antike bis in die heutige Zeit.

2 Der künstliche Mensch in der Geschichte der Literatur

Künstlichkeit hat in der Literatur eine lange Tradition. Schon in den Sagen des Altertums finden sich häufige Bezüge zur Erschaffung künstlicher Menschen. Das Motiv des Schöpfers, der etwas erschafft, was ihm nicht nur gleichkommt, was ihm sogar überlegen sein kann, war in Mythos und Religion nur den Göttern oder Gott vorbehalten, es begegnet uns seit der Spätantike. So erschaffte Daidalos den ersten Automatenmenschen und Prometheus, der jedem Schüler als Bild des Widerstandes und Selbstbewusstseins im Gedächtnis ist, schuf Menschen, die künstlich zu nennen sind. Sie sind aus theologischer Sicht künstlich, da nicht von Gott erschaffen, und aus wissenschaftlicher Sicht künstlich, da nicht dem Schoße der Evolution entsprungen.

Es gibt eine kaum zu überschauende Vielzahl von Beispielen für die Schöpfung künstlicher Menschen im Altertum. Jason, der Krieger säte, Vergil, dessen Bildsäulen zur Mahnung läuteten sind dabei nur zwei.

Grundlage dieser Erzählungen ist der in Arabien und der östlichen Welt zu jener Zeit weit fortgeschrittene Uhren- und Automatenbau, dessen Lehre sich von dort nach Europa ausbreitete. Auf dieser mechanisch fortgeschrittenen Grundlage wird es in der Folge schwierig Legende und Wirklichkeit auseinander zuhalten. So gibt es verschiedene Legenden von der Existenz sprechender Köpfe. Zugeschrieben werden sie unter anderem um 999 Gerbert von Aurillec, um 1200 Roger Bacon und im 13.Jh. Albertus Magnus.

In dieser Zeit hatten die literarischen Entdeckungen in der Regel mechanisch-physikalische Grundlagen. Im Mittelalter kam eine neue Wissenschaft hinzu, die einen anderen Zusammenhang zwischen Mythologie und Wissenschaft herstellte, die Alchemie, aus der sich im 16./17. Jahrhundert dann die moderne, auf wissenschaftlicheren Füssen stehende Chemie entwickelte.

Das Motiv vom Menschen als Schöpfer der eigenen Art folgt in der Literaturgeschichte im wesentlichen drei Traditionssträngen, einer mythischen Linie, einer mechanischen, später auch elektronischen und einer biochemisch intendierten Tradition.[2]

2.1 Der Golem

Aus der Zeit des Talmud (200-500 n.Chr.)stammt eine Sage, welche die Erschaffung eines künstlichen Wesens auf mythischer Grundlage zum Gegenstand hat. Ursprünglich bedeutet der Begriff „Golem“ soviel wie „Erdkeim“ oder „ungestaltes Klümpchen“. In der Folge literarischer Bearbeitung wird der Begriff auf alles Ungestaltete, Unfertige erweitert.[3] Der Golem wird in der Sage aus einem Klumpen Lehm hergestellt und mittels eines magischen Zeichens belebt. Sein Leben wird vernichtet, indem man dieses magische Zeichen entfernt.

Im Talmud findet sich auch die sogenannte Adamslegende. Demnach war der erste Mensch ein Golem, dem von Gott aus Lehm erschaffen, göttlicher Atem eingehaucht wurde.

Der Begriff erfuhr im Mittelalter eine Erweiterung. In der antiken Erzähltradition war diese Figur eine ungefährlicher Kunstmensch, dienend und geistlos, durch religiös-rituelle Kräfte belebt. Ungefähr ab dem 12. Jh. ist ein durch magische Praktiken herstellbares Wesen gemeint. Einigen Gelehrten, die sich mit Mystik oder Alchemie beschäftigten, wurde die Herstellung eines Golem nachgesagt.

Rabbi Elijah von Chelm soll dies im 16. Jh. gelungen sein oder in einer Abwandlung der Sage im 18. Jh. dem Rabbi Jehuda Löw in Prag, dessen Golem zum Leben erweckt eine Gefahr für seinen Schöpfer darstellt und deshalb wieder in Lehm verwandelt wird. In der Bedrohung des Schöpfers durch sein Geschöpf kann man deutlich das später durch Goethes Bearbeitung bekannt gewordene Motiv des Zauberlehrlings[4] erkennen. Die Legende findet Bearbeitung und Verschriftlichung durch Jakob Grimm und erfährt somit eine weitere Verbreitung und in Folge die neuerliche Bearbeitung durch Dichter der Romantik wie Achim von Arnim und E.T.A. Hoffmann[5].

2.2 Der Homunculus

Eine weitere Form literarischer Künstlichkeit stellt der Homunculus dar. Diese Form der Reproduktion beruht auf chemischer oder biologischer Basis. Grundsätzlich liegt der Realisierung eines Homunculus die, die Dreiheitsidee von Geist, Seele und Körper symbolisierendender, Prinzipien von Schwefel, Quecksilber und Salz zugrunde.[6] Aus diesen Zutaten glaubte man einen Homunculus generieren zu können. Der Glaube an die Realisierung von Homunculi kam im 13.Jh[7] auf, im 16. Jh. wird Paracelsus der Schöpfung eines Homunculus aus menschlichem Samen ohne Kontakt zwischen Mann und Frau bezichtigt.

Der vermutlich berühmteste Homunculus der Literaturgeschichte findet sich in Goethes „Faust“ 2.Teil, wo der Famulus Wagner nach Anleitung des Paracelsus eine Homunculus erzeugt.

Die Alchemieforschung im Mittelalter bildet das Bindeglied zwischen Mythologie und Wissenschaft. Erklärtes Ziel der Alchimisten war es, die Natur umzuformen und zu beherrschen. Dabei zählen die Suche nach dem Stein der Weisen und die Suche nach Gold zu den populärsten Zielen.

Grundlage dieser Forschung sind die Schöpfungsmythen unterschiedlicher Religionen, nach welchen Leben nur entstehen kann, wenn die notwendigen Bestandteile vorher Lebendigen weggenommen wurden. Die Schöpfung vollzieht sich sozusagen durch ein Opfer. Die Symbolik des Schosses (der Mutter Erde) in dem sich Erze und Metalle befinden, ist dabei von großer Bedeutung[8]. Ebenso die Symbolik des Wassers als Ursprung allen Lebens, es ist auch der Ursprung aller Homunculi.[9]

Die Idee des Homunculus findet sich auch in der Sagenfigur Alraune, die sich ihrerseits aus einer Wurzel entwickelt.

2.3 Der Automat

Auch die Figur des Automaten hat seinen Ursprung in antiken Schöpfungsmythen. Der Ursprung der Wortbedeutung liegt im griechischen Wort automatos, was soviel bedeutet wie „sich selbst bewegen“.

Bereits im Altertum wurden Mechanismen gebaut, die unter den Begriff künstliches Wesen fallen, da sie Bewegungen und Verrichtungen lebender Wesen nachahmten.

Der antike Mythos bietet einen reichen Fundus an der Herstellung mechanischer und automatischer Lebewesen. Die fiktiven Menschenbildner vollbrachten wahre Wunderwerke, so schuf der antike Schmiedegott Haphaistos zum Beispiel die Pandora.

In der Realität hingegen erreichten die hydraulischen und pneumatischen Automaten natürlich nicht diese Perfektion.

Die Überlegenheit und Vollkommenheit des Menschen wurde nie in Frage gestellt, die künstliche Erschaffung und die Nachahnung menschlicher Fähigkeiten waren gleichzeitig vorstellbar. Als Ausgleich zwischen „menschlich“ und „menschenähnlich“ wurden in der Literatur Mittel der Magie und Metaphysik eingesetzt[10].

Im 17.Jh. kam erstmals der Begriff „Android“ auf. Er bezog sich auf Berichte zur Arbeit des Alchimisten Albertus Magnus, dem nachgesagt wurde, bereits im 13. Jh. einen künstlichen Menschen geschaffen zu haben[11]. Gemeint war und ist auch heute ein dem Menschen ähnliches künstliches Wesen. Der Begriff bezieht sich jedoch auf weitaus mehr als nur die Gleichgestaltigkeit, er meint insbesondere die Ähnlichkeit in Bezug auf die Möglichkeiten zu Sprechen und zu Denken[12].

Im Zug der Industrialisierung des 19.Jh. gewannen die Automaten immer mehr die Funktion von Nutzmaschinen. Von dem Glaube an Zauber war nun keine Rede mehr. Die literarischen Beschreibungen passten sich einem sich verändernden, mechanistischer werdenden Weltbild an.[13]

[...]


[1] www.3sat.de/nano/cstuecke/60509

[2] Ruppelt 2002, S.2f.

[3] Brockhaus 2002, Stichwort „Golem“

[4] Wöll 2001, S. 512

[5] Brockhaus 2002, Stichwort „Golem“

[6] ebd.

[7] Brockhaus 2002, Stichwort „Homunculus“

[8] Jestram 2001, S.19

[9] ebd.

[10] Drux 1988, S. X

[11] Clute 1993, S. 1018

[12] Drux 1988, S. Xf.

[13] Jestram 2001, S. 27

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Motiv des künstlichen Menschen in der Science Fiction Literatur, unter besonderer Berücksichtigung des Begriffs 'Robot'
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
gelungen
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V42460
ISBN (eBook)
9783638404846
Dateigröße
530 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein guter Überblick, aber ein bißchen schludrig gearbeitet.
Schlagworte
Motiv, Menschen, Science, Fiction, Literatur, Berücksichtigung, Begriffs, Robot
Arbeit zitieren
Peggy Stuber (Autor:in), 2004, Das Motiv des künstlichen Menschen in der Science Fiction Literatur, unter besonderer Berücksichtigung des Begriffs 'Robot', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42460

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