Die Adjektivstellung in Französischgrammatiken verschiedener Sprachen


Hausarbeit, 2018

34 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Problematik der Adjektivstellung in der Sprachwissenschaft
2.1 Forschungsüberblick
2.2 Radatz: Die Semantik der Adjektivstellung

3. Die Behandlung der Adjektivstellung in Französischgrammatiken verschiedener Sprachen
3.1 Grammatik des heutigen Französisch von Klein/Kleineidam
3.2 Manual de gramática francesa von Echeverría Pereda
3.3 Grammatica della lingua francese von Madonia/Principato
3.4 Французская грамматика для всех von Тарасова

4. Kontrastive Analyse der Französischgrammatiken

5. Schlussbetrachtung

6. Anhang

7. Bibliographie

1. Einleitung

Die Adjektivstellung in den romanischen Sprachen beschäftigt schon seit jeher die Sprachenwissenschaft, und "dennoch zeichnet sich [...] noch immer keine Einigung darüber ab, wie dem Problem grundsätzlich beizukommen sei" (Radatz 2001: 2), wie der Professor für Romansische Sprachwissenschaft Hans-Ingo Radatz treffend feststellt. Grundsätzlich ist in allen romanischen Sprachen eine Vor- und Nachstellung der Adjektive möglich. Doch die Antwort auf die Frage, welche Position in einem konkreten Fall für ein bestimmtes Adjektiv möglich ist, lässt sich schwer auf feste Regeln beschränken.

In Grammatiken für Lerner des Französischen wird die Komplexität der Thematik jedoch selten deutlich, denn die Verfasser versuchen, die umfangreichen grammatischen Phänomene einer Sprache auf für ihre Zielgruppe möglichst einfache Erklärungen zu reduzieren. Besonders deutlich wird diese Methode der sogenannten didaktischen Reduktion bei der Behandlung der Adjektivstellung. Dabei stellt sich die Frage, ob bei der Anpassung an die Zielgruppe auch die jeweilige Muttersprache der Lerner berücksichtigt wird. Die vorliegende Arbeit untersucht daher, wie die Adjektivstellung in Französischgrammatiken verschiedener Sprachen behandelt wird. Zunächst soll ein Überblick über die Untersuchung des grammatischen Phänomens der Adjektivstellung anhand einer sprachwissenschaftlichen Abhandlung von Radatz erfolgen. Anschließend wird die Behandlung der Adjektivstellung im Französischen in jeweils einer deutschsprachigen, einer spanischsprachigen, einer italienischsprachigen und einer russischsprachigen Französischgrammatik untersucht und mit den Erkenntnissen aus der Sprachwissenschaft verglichen.

Die Französischgrammatiken sollen sodann in einer kontrastiven Analyse zur Ermittlung von strukturellen sowie inhaltlichen und terminologischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Bezug auf ihre Erklärung der Adjektivstellung im Französischen miteinander verglichen werden, um die unterschiedlichen Herangehensweisen in den verschiedenen Sprachräumen hervorzuheben.

2. Die Problematik der Adjektivstellung in der Sprachwissenschaft

2.1 Forschungsüberblick

Wie eingangs erwähnt, haben sich mit der Stellung der Adjektive in den romanischen Sprachen schon viele Werke befasst. In der französischen Romanistik hat sich unter anderem Jan Goes in seinem Buch L'adjectif: entre nom et verbe (1999) mit der Adjektivstellung im Französischen beschäftigt. Dabei bezieht er Aspekte wie Wortlänge, Semantik und Bisemantizität mit ein. In der deutschen Romanistik liefern sowohl Methodische Überlegungen zur Adjektivstellung in den romanischen Sprachen von Ann-Kathrin Mälzer (1999) als auch Das Adjektiv und seine nominalen Nachbarn von Anja Hennemann und Kathleen Plötner (2015) empirische Studien zur Stellung frequenter Adjektive in den romanischen Sprachen. Auch der russischen Romanistik ist die Problematik nicht fremd: Der Linguist Владимир Гак widmet sich in seiner Теоретическая грамматика французского языка aus sprachwissenschaftlicher Sicht der Adjektivstellung, die er als eines der am meisten diskutierten Themen der französischen Grammatik bezeichnet (vgl. Гак 2000:109).1

Um die für diese Arbeit relevante Problematik der Adjektivstellung im Französischen deutlich zu machen, werden an dieser Stelle einige theoretische Aspekte skizziert. Aufgrund der hohen Anzahl an Forschungsliteratur zu diesem Thema wird im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich auf das Werk von Radatz eingegangen.

2.2 Radatz: Die Semantik der Adjektivstellung

Die Doktorarbeit von Hans-Ingo Radatz Die Semantik der Adjektivstellung - Eine kognitive Studie zur Konstruktion ״Adjektiv + Substantiv" im Spanischen, Französischen und Italienischen aus dem Jahr 2001 liefert eine sehr umfangreiche Auseinandersetzung mit der Adjektivstellung, die die gesamte Romania miteinbeziehen will und das Spanische, Französische und Italienische besonders hervorhebt. Sie soll hier als Hauptbezugspunkt für den nachfolgenden Vergleich mit den Französischgrammatiken dienen. Interessant ist Radatz' Feststellung, dass dem Italienischen, Spanischen, Portugiesischen und Katalanischen das stärker Stellungsrestringente Französisch gegenübersteht (vgl. Radatz 2001: 21). Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Mälzer (vgl. Mälzer 1999: 197).

Radatz verfolgt einen semantisch-kognitiven Ansatz und postuliert eine ״prinzipielle Stellungsfreiheit" (Radatz 2001: 53) der Adjektive. "Welchen Prinzipien folgt die Positionierung des Adjektivs?" (Radatz 2001: 2) - diese Frage möchte Radatz beantworten. Berücksichtigt werden müssten dabei syntaktische, morphologische und phonetisch-phonologische Faktoren (vgl. Radatz 2001: 4). Seine Theorie stützt sich dabei auf verschiedene Bereiche: die Art der Verknüpfung, die markierte und unmarkierte Stellung, die Unterteilung in Kern- und Randadjektive und die prototypische Kategorie der Voranstellung.

Bei der absoluten Verknüpfung ist die Bedeutung des Adjektivs unabhängig vom Substantiv und gilt zugleich für all seine Hyperonyme. So kann man für une voiture rouge konstatieren, dass ein Gegenstand X une voiture und zugleich rouge ist. Im Gegensatz dazu stellt man im Falle von nettoyage chimique fest, dass ein Gegenstand X une nettoyage, nicht jedoch chimique ist (vgl. Radatz 2001: 71). Die Bedeutung des Adjektivs bei der synthetischen Verknüpfung ist hingegen an das Substantiv gebunden: un bon danseur bezeichnet somit un danseur qui danse bien, un bon livre bezeichnet un livre que une personne trouve bien (vgl. Radatz 2001: 72f.).2

Cet honnête politicien in synthetischer Verknüpfung steht somit für einen Politiker, der ehrliche Politik betreibt; cet politicien honnête in absoluter Verknüpfung hingegen für einen Politiker und zugleich ehrlichen Menschen. Eine synthetische Lesart bedeutet meist die Voranstellung des Adjektivs (vgl. Radatz 2001: 74f.). Die relationale Verknüpfung betrifft denominale Adjektive wie régional oder gouvernemental, denen ein substantivisches Konzept zugrunde liegt (vgl. Radatz 2001: 75).

Weniger theoretisch gestaltet sich Radatz' Klassifizierung der Adjektive in Kern- und Randadjektive. Kernadjektive bezeichnet Radatz auch als prototypische Adjektive, da sie alle für ein Adjektiv typischen Eigenschaften besitzen (vgl. Radatz 2001: 52ff.): Sie sind morphologisch einfach, drücken Eigenschaften aus, sind sowohl attributiv als auch prädikativ und ohne Komplement verwendbar sowie graduierbar. Die Kernadjektive unterteilt Radatz in weitere vier Unterklassen: Maßadjektive wie bref, long, grand, petit, haut und bas; Beschreibungsadjektive wie triste, créative und moderne; Wertungsadjektive wie terrible, laid, joli und magnifique und bisemantische Adjektive wie grand, pauvre, ancien oder brave (vgl. Radatz 2001: 84ff.).

Zu den Randadjektiven bzw. nicht-prototypischen Adjektiven zählt Radatz Farbadjektive, die in postnominaler Position meist eine metaphorisierende Bedeutung haben, sowie Relationsadjektive. Das schwer zu definierende Gegenstück zu den ״relationalen" Adjektiven bezeichnet er als ״qualifikativ" (vgl. Radatz 2001: 92ff.). Relationsadjektive drücken keine Eigenschaften aus, stattdessen bleibt ״die volle Semantik der Ausgangssubstantive erhalten" (Radatz 2001: 96). Zudem schließen sie Eigenschaften wie Bisemantizität und Graduierbarkeit aus und sind von Substantiven abgeleitet. Dies gilt für Adjektive wie hebdomadaire, parisien, Constitutionelle oder chirurgicale (vgl. Radatz 2001: 94ff.). Seine vorangegangene Behauptung der generellen Stellungsfreiheit schränkt Radatz selbst folgendermaßen ein:

Kernadjektive sind stellungsfrei; Randadjektive dagegen erscheinen als solche nur in der Nachstellung, während sich ihnen die Voranstellung nur durch Transkategorisierung in den adjektivischen Kernbereich erschließt. (Radatz 2001: 103)

Diese Unterteilung in Kern- und Randadjektive ermöglicht ״ein grundlegendes Prinzip der Stellungsvariation" (Radatz 2001: 102).

Von diesem Grundprinzip leitet Radatz den markierten und unmarkierten Stellungstyp ab. Die Nachstellung stellt den Normalfall dar und ist unmarkiert. Im Französischen wird normalerweise das erste Element einer Wortverbindung als Substantiv, das zweite Element als Adjektiv gesehen (le frustré mécontent - der unzufriedene Frustrierte). Die pränominale Stellung von Adjektiven ist eine Ausnahme von dieser Regel und somit markiert (vgl. Radatz 2001: 106f.).

Die markierte Voranstellung normalerweise postnominaler Adjektive kann einen stilistischen Effekt haben und ist vor allem im Journalismus oder in der Literatur zu finden (vgl. Radatz 2001: 130ff.). Die Voranstellung von Wertungs- und Maßadjektiven ist laut Radatz neutral, da mit der pränominalen Stellung keine Bedeutungsänderung oder stilistische Besonderheit verbunden ist (vgl. Radatz 2001:144).

Kritisiert wird das kleine Korpus, das Radatz für seine Untersuchungen verwendet. Dadurch lassen sich Gegenbeispiele zu einigen von Radatz erwähnten Aspekten finden (vgl. Lengert 2004). Dennoch handelt es sich bei Radatz' Arbeit um eine aufschlussreiche Darstellung der Problematik der Adjektivstellung in den romanischen Sprachen und einen gelungenen Versuch, selbige in ein System zu bringen.

Radatz nimmt auch Bezug auf die Grammatik: ״Ein Grundelement der meisten grammatischen Adjektivstellungs-Theorien ist die Prozedur, die Gesamtheit der Adjektive in zwei oder mehr Positionsklassen einzuteilen." (Radatz 2001: 7). Er kritisiert, dass die meisten nicht semantisch orientierten Theorien allen Adjektiven einen bestimmten Stellungstyp zuweisen wollen; eine Methode, die er als ״Positionsklassen-Theorie" bezeichnet (vgl. Radatz 2001: 5ff.). Ob in

Französischgrammatiken Adjektivgruppen tatsächlich stur unter einen bestimmten Stellungstyp subsumiert werden, ohne auf Ausnahmen und die generelle Stellungsfreiheit einzugehen, wird die nachfolgende Analyse zeigen.

3. Die Behandlung der Adjektivstellung in Französischgrammatiken verschiedener Sprachen

Die oben aufgeführte Problematik der Adjektivstellung in den romanischen Sprachen zeigt auf, dass dieses grammatische Phänomen komplexen Regeln unterliegt. Es wäre nicht im Sinne des Nutzers einer Französischgrammatik, mit derartigen Komplexitäten konfrontiert zu werden. Daher obliegt es dem Verfasser einer Französischgrammatik, die Adjektivstellung mit Rücksicht auf ihre Zielgruppe bestehend aus Nicht-Muttersprachlern in angepasster Form zu behandeln:

Ces adaptations spécifiques sont le fait d'auteurs de grammaires [...] partageant la langue première des utilisateurs/apprenants et qui, particulièrement conscients des difficultés des apprentissages, cherchent à rendre le discours grammatical plus lisible et plus opératoire en modifiant la description traditionnelle/consensuelle du français telle qu'elle est proposée dans les grammaires françaises/pour francophones ou dans les grammaires du français enseigné comme langue étrangère qui la reprennent. (Beacco 2014: 5)

Eine solche angepasste Darstellung erfolgt jedoch nicht in jeder Grammatik auf die gleiche Weise. Die Art der Umsetzung hängt zunächst vom Niveau der Zielgruppe ab: In einer Schulgrammatik für Anfänger wird eine stärkere didaktische Reduktion vorgenommen als in einer Grammatik für Universitätsstudenten. Zudem spielt auch der Sprachraum, in dem eine Grammatik veröffentlicht wird, eine Rolle, denn sowohl die grammatische Terminologie als auch die zwischensprachlichen Vergleiche in einer Französischgrammatik unterscheiden sich von Sprache zu Sprache. Beispiele hierfür sind die Aspekte in den slawischen Sprachen, die mit den französischen Tempora verglichen werden, oder die formes contractées des bestimmten Artikels, die im Italienischen mit den preposizioni articolate gleichgesetzt werden (vgl. Beacco 2014: 7). Zusammenfassend kann man feststellen:

Or, les questions terminologiques se compliquent souvent du fait de l'absence d'une terminologie interlinguale unifiée, c'est-à-dire non seulement les termes (et leurs traductions) peuvent varier d'une grammaire d'une langue à une grammaire d'une autre langue, mais même pour une même langue, la nomenclature peut être différente selon que la description a été élaborée, par exemple, par des germanophones pour enseigner le français comme langue étrangère, ou par des francophones pour l'enseigner comme langue maternelle. (Stratilaki 2015: 243)

Demzufolge wird die Beschreibung der grammatischen Phänomene immer an die gebräuchlichen Begriffe der Sprache angepasst, die die Nutzer der Grammatik sprechen.

In der folgenden Analyse soll nun aufgezeigt werden, welche unterschiedlichen Herangehensweisen in einer deutschsprachigen, einer spanischsprachigen, einer italienischsprachigen und einer russischsprachigen Französischgrammatik in Bezug auf die Adjektivstellung zum Einsatz kommen. Die Auswahl von Sprachen aus der germanischen, der romanischen und der slawischen Sprachfamilie soll dabei eine große sprachliche Bandbreite gewährleisten. Zugunsten einer möglichst guten Vergleichbarkeit wurde neben einem ähnlichen Niveau auch auf einen ähnlichen inhaltlichen Umfang der Französischgrammatiken geachtet. Für die vorliegende Arbeit interessant sind hierbei Grammatiken für Fortgeschrittene Lerner des Französischen, die auch an Universitäten zum Einsatz kommen. Als Suchgrundlage dienten die OPACs der Universitätsbibliotheken der Universidad Complutense de Madrid, der Sapienza Università di Roma sowie der Московский государственный университет имени м. В. Ломоносова (МГУ), der Lomonossov-Universität.

3.1 Grammatik des heutigen Französisch von Klein / Kleineidam

Den Anfang macht die Grammatik des heutigen Französisch von Klein und Kleineidam aus dem Jahr 1994, die 1983 als Erstauflage erschienen ist. Verfasst wurde sie von Hartmut Kleineidam, ehemaliger Professor für Romanistik und Linguistik, und seinem Lehrer Hans-Wilhelm Klein, ehemaliger Professor für romanische Philologie. Beide sind Autoren diverser Werke, die sich der französischen Sprache widmen. Ihre Französischgrammatik umfasst 313 Seiten, versteht sich als ״Lern- und Nachschlagegrammatik" und ״wendet sich an fortgeschrittene Lerner des Französischen, insbesondere an Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe und an Studentinnen und Studenten der französischen Sprache" (Klein/Kleineidam 1994: 3).

Das Kapitel Das Adjektiv wird durch eine kurze terminologische Übersicht eingeleitet. Die jeweilige Funktion eines attributiven und prädikativen Adjektivs wird erklärt sowie die französischen Äquivalente adjectif épithète und adjectif attribut angegeben, die im Vergleich zu den deutschen Begriffen durchaus für Verwirrung sorgen können. Unter dem Unterpunkt Die Stellung des attributiven Adjektivs betonen die Autoren zu Beginn den Kontrast zur deutschen Adjektivstellung: ״Abweichend vom Deutschen können im Französischen attributive Adjektive vor und nach dem Nomen Stehen." (Klein/Kleineidam 1994: 61). Anschließend stellen sie einige Grundregeln auf, die denen von Radatz ähneln. So stünden vor dem Nomen ״häufig gebrauchte, kurze Adjektive" (Klein/Kleineidam 1994: 62), genauer grand, gros, petit, jeune, vieux, bon, mauvais, vilain, beau, joli sowie court, bref und long in zeitlicher Bedeutung und in bestimmten Bedeutungen auch haut. Wie bei Radatz wird auch der phonetisch-phonologische Aspekt erwähnt, so könnten auch einige einsilbige normalerweise nachstehende Adjektive bei mehrsilbigen Nomen voranstehen (Klein/Kleineidam 1994: 62).

Zudem werden bisemantische Adjektive, die hier jedoch nicht als solche bezeichnet werden, erwähnt. Aufgezählt werden grand, bref, jeune, ancien, brave, cher, dernier, maigre, méchant, noble, nouveau, pauvre, propre, rare, sacré, sale, seul, triste, vrai, drôle, certain und différent, die jeweils mit Beispielsätzen für alle Bedeutungen illustriert werden (vgl. Klein/Kleineidam 1994: 64). Begrüßenswert ist der Hinweis darauf, dass die Adjektivstellung nicht immer von den deutschen Entsprechungen aus erschließbar ist, was den Lerner für das Auftreten von Ausnahmen im Sprachgebrauch sensibilisiert. Die meisten Adjektive stünden nach dem Nomen, genauer solche, die unterscheidende Eigenschaften wie Farben, Formen und Aussehen oder körperliche, geistige und seelische Eigenschaften bezeichnen sowie Adjektive, die die Nationalität, Religions- und politische Zugehörigkeit und soziale, wirtschaftliche, geographische oder zeitliche Bereiche bezeichnen. Auch participes passées, adjectives verbaux und nicht prädikativ gebrauchte Adjektive werden als nachstehend aufgelistet. Auffällig ist, dass hier anders als bei Radatz nicht mit den Begriffen ״qualifikative" (vgl. Radatz 2001: 93) bzw. qualifizierende und relationale Adjektive gearbeitet wird, obwohl es sich bei den Beispielen für nachstehende Adjektive eindeutig um die uns aus der sprachwissenschaftlichen Theorie bekannten Relationsadjektive handelt.

Genau wie bei Radatz ist auch in der Grammatik des heutigen Französisch von einer bevorzugt pränominalen Stellung ansonsten eher postnominal stehender Adjektive in der literarischen Sprache und der Sprache der Medien als stilistisches Mittel die Rede. Hier wird sie als ״affektische Hervorhebung" bezeichnet (vgl. Klein/Kleineidam 1994: 61). Es werden Beispiele für vor allem Farbadjektive betreffende feste und klischeehafte Wendungen wie la verte Normandie und une noire ingratitude erwähnt sowie die Adjektive faible, fort, riche, léger, lourd, vif, important und sérieux, die in der Bedeutung von grand, gros oder petit ebenfalls pränominal Stehen.

Insgesamt betrachtet deckt die Grammatik des heutigen Französisch mit dem phonetisch-phonologischen Aspekt, der Bisemantizität, der ״affektischen Hervorhebung" sowie der Voranstellung bestimmter frequenter Adjektive und der Nachstellung von wenn auch nicht explizit so bezeichneten Relationsadjektiven wichtige Aspekte der Adjektivstellung ab, die sich auch bei Radatz finden. Die detaillierte, aber dennoch kompakte Darstellung dieses komplexen grammatischen Themas mit vielen Beispielen nimmt Rücksicht auf den deutschsprachigen Lerner, dem die Regeln aufgrund der konsequenten Voranstellung der Adjektive im Deutschen nicht vertraut sind.

3.2 Manual de gramática francesa von Echeverría Pereda

Das Manual de gramática francesa von Elena Echeverría Pereda aus dem Jahr 2011 ist 2006 als Erstauflage erschienen und widmet sich auf 424 Seiten der französischen Grammatik. Die Autorin ist profesora titular für Französisch am Departamento de Traducción e Interpretación an der Universidad de Málaga. Ihre Grammatik richtet sich explizit an Französischlerner der Oberstufe und an Sprachschulen sowie Studenten der Philologie oder des Dolmetschens und Übersetzens (vgl. Echverría Pereda 2011: 31). Das sich den Adjektiven widmende Kapitel trägt den Titel El adjetivo calificativo; die adjetivos relaciónales werden hingegen nicht behandelt. Somit wird anders als bei Radatz auf die jeweiligen Stellungspräferenzen der qualifizierenden und relationalen Adjektive nicht eingegangen. Es ist anzunehmen, dass dem spanischsprechenden Nutzer dieser Grammatik die Begriffe adjetivo calificativo und adjetivo relacional sowie die postnominale Stellung der Relationsadjektive aus der spanischen Muttersprache bekannt sind und daher als selbstverständlich erscheinen. Trotz des großen Umfangs der Grammatik geht Echeverría Pereda nur kurz auf die Stellung der qualifizierenden Adjektive ein.

[...]


1 Ein vollständiger Forschungsüberblick ist im Rahmen dieser Arbeit weder möglich noch relevant. Vielmehr soll aufgezeigt werden, dass die Adjektivstellung ein in verschiedenen Sprachräumen und auf unterschiedliche Weise behandeltes Thema ist.

2 Die obigen Beispiele hat Radatz auf Deutsch angegeben. Da es für die Hausarbeit als passender empfunden wurde, wurden die Beispiele von der Verfasserin ins Französische übersetzt.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Die Adjektivstellung in Französischgrammatiken verschiedener Sprachen
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
34
Katalognummer
V424017
ISBN (eBook)
9783668696976
ISBN (Buch)
9783668696983
Dateigröße
2092 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grammatik, Grammatikographie, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch
Arbeit zitieren
Sophie Barwich (Autor:in), 2018, Die Adjektivstellung in Französischgrammatiken verschiedener Sprachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424017

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