Alice Salomons Einfluss auf die Professionalisierung der Sozialen Arbeit

"Geistige Mütterlichkeit" als Voraussetzung zur Ergreifung eines sozialen Berufs?


Hausarbeit, 2013

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Alice Salomoneine kurze Biografie

3. Das Frauenbild in Deutschland
3.1. Das Frauenbild Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts
3.2 Das Bild der Frau in der Gesellschaft heute
3.3 Alice Salomons Frauenbild , ihre Forderungen an die Politik und die Gesellschaft

4. 1906 – 2012 -Tablettdecken sticken und auf die Ehe warten. Herdprämie und Frauenquote – ein Vergleich

5. Analyse

6. Fazit

Literatur:

1. Einleitung

Im Rahmen der Beschäftigung mit der Geschichte Sozialer Arbeit in Deutschland hat mich persönlich am meisten beindruckt die Reformerin Alice Salomon.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es für Frauen verboten zu studieren; einen Beruf zu ergreifen war gesellschaftlich unakzeptabel. Als Tochter der besseren jüdischen Gesellschaft hätte es Alice nicht nötig gehabt, sich irgendwie einzubringen, zu arbeiten oder sich (für andere) zu engagieren. Es wäre für ihr Umfeld wesentlich annehmbarer gewesen, hätte sie lediglich den von ihrer Mutter für sie vorgesehenen Lederfabrikanten geheiratet und sich fruchtbar vermehrt.

Aber Alice war wissbegierig, sie strebte nach Gerechtigkeit und war voller Tatendrang; sie wollte mehr als das, was die Gesellschaft für sie als Frau vorgesehen hatte, sie fühlte sich, zum Sticken verdammt und auf die Ehe wartend, als „nutzloses Wesen“, „auf der Suche nach dem Sinn des Lebens“ (Peyser, 1958, S.18).

Trotz aller familiären und gesellschaftlichen Widerstände und als „Glücksfall für die deutsche Sozialarbeit und die Frauenemanzipationsbewegung“ entschied sie sich gegen die Heirat und dafür, etwas zu tun und sich mit all ihrer Energie in die soziale Hilfsarbeit zu werfen (taz.de, 23.10.2008).

Alice Salomon ist am besten bekannt als Gründerin und langjährige Leiterin der Sozialen Frauenschule in Berlin. (Peyser, 1958, S.53) Ihr Grundkonzept war eine theoretisch fundierte und praxisnahe Lehre mit internationalem Bezug – und damit hat sie Pädagogik und Soziale Arbeit in der ganzen Welt grundlegend beeinflusst (taz.de, 23.10.2008).

Dora Peyser formuliert in ihrer Biographie über Alice Salomon treffend: „Es gibt keine historische Erinnerung ohne Schriften, Dokumente oder andere Formen objektivierten Geistes, die dem Sande der Vergangenheit widerstehen können“(Peyser, 1958, S.9).

Meine Frage ist: Sind die Forderungen von Alice Salomon hundert Jahre später immer noch aktuell, oder hat sich unsere Gesellschaft gewandelt, ist sie, speziell im Bezug auf Frauen, gerechter, sozialer oder fortschrittlicher geworden?

2. Alice Salomoneine kurze Biografie

Alice Salomon wurde am 19.4.1872 als Tochter von wohlhabenden Juden in Berlin geboren. Ihr Vater Albert war ein erfolgreicher Lederwarenhändler, ihre Mutter Anna die Tochter eines Bankiers aus Breslau. Sie hatte 6 Geschwister, 4 Schwestern und 2 Brüder. Alice war ein außergewöhnlich begabtes, wissbegieriges Kind – man schickte sie schon im Alter von 5 Jahren zur Schule, die sie heiß und innig liebte, und wo sie bald begann, weniger begabten Mitschülerinnen bei den Hausaufgaben zu helfen. (vgl.: Peyser, 1958, S.16)

Als Alice 13 Jahre alt war, starb ihr Vater, was für die ganze Familie einen Umzug vom schönen Haus mit Garten in eine kleinere Mietwohnung notwendig machte, und der Alice sehr schwer fiel. Ungefähr zur selben Zeit war Alice mit der Schule fertig geworden – obwohl sie zu den besten zählte, hatte sie das letzte Schuljahr zweimal durchlaufen, um ihre Schulzeit zu verlängern. Die Mutter war schwermütig – und Alice hatte nichts zu tun, und ihre Kräfte lagen brach. „Die typische Beschäftigung der höheren Töchter zu jener Zeit bestand darin, den Kanarienvogel zu füttern, Blumentöpfe zu begießen, Tablettdecken zu sticken und auf die Ehe zu warten“(Peyser, 1958, S.18).

Die von ihr gewünschte Ausbildung zur Lehrerin ließ die Mutter nicht zu. Als Alice 17 war und ihre jüngere Schwester Edith starb, drehte sich das Mutter-Tochter-Verhältnis um – Alice fühlte sich für ihre Mutter verantwortlich. (ebda.)

Als Alice 21 Jahre alt war „fing ihr Leben an“ – ein Stück bedruckten Papiers sollte ihm die entscheidende Richtung geben. (vgl.: Berger, 2005, S.19) Jenes Stück Papier war die Einladung zur Gründungsversammlung der „Mädchenund Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“ im Berliner Rathaus.

In der Einladung hieß es: …“es handle sich um keinerlei Emanzipationsbestrebungen, sondern lediglich darum, junge Mädchen und Frauen zu ernster Pflichterfüllung im Dienste der Gesamtheit heranzuziehen…“ Für Alice bedeutete dies eine Erlösung aus ihrem nutzlosen Dasein. Sie brachte ihr Arbeit, bei der sie gebraucht wurde, einen Lebenszweck und einen Lebensinhalt. (vgl.: Berger, 2005, S.21)

Eine wichtige Figur in Salomons Leben wurde Jeanette Schwerin, die Vorsitzende der „Gruppen“, über die sie auch in Kontakt mit der nationalen und internationalen Frauenbewegung kam. Als Schwerin überraschend starb, wurde Alice Salomon 27jährig deren Nachfolgerin als Vorsitzende. Im Herbst desselben Jahres eröffnete Salomon den ersten Jahreskursus für ehrenamtliche Berufsarbeit in der Wohlfahrtspflege. (vgl.: Berger, 2005, S.25) Im Jahr 1896 wurde sie Mitglied im Vorstand des „Bundes dt. Frauenvereine“ (BDF).

1902 begann sie an der Universität Berlin als Gasthörerin ein Studium der Nationalökonomie, das sie 1906 trotz einiger zu überwindenden Hürden (u. A. ein Dekan, der gegen das Frauenstudium war) mit der Promotion zum Dr. phil. bei Max Sering (1857–1939) abschloss.

1908 wurde der Jahreskurs im Zusammenhang mit der preußischen Mädchenschulreform zur ersten nichtkonfessionellen sozialen Frauenschule mit einem zweijährigen Curriculum ausgebaut; Salomon war die erste Direktorin (bis 1925).

1909-33 war sie Schriftführerin des internationalen Frauenbundes, 1920-33 dessen Vizepräsidentin. 1917 schlossen sich die inzwischen zahlreichen Sozialen Frauenschulen auf Initiative Salomons zur „Konferenz der Sozialen Frauenschulen Deutschlands“ zusammen, Salomon wurde Vorsitzende.

In Zusammenarbeit mit Helene Weber (1881–1962), zuständige Referentin im neu eingerichteten Preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt, arbeitete die „Konferenz“ 1920 eine staatliche Prüfungsordnung für die Sozialen Frauenschulen aus, die auf Jahrzehnte bestimmend für die soziale Ausbildung in Deutschland wurde.

1925 war Salomon die maßgebliche Initiatorin der „Dt. Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit“, eines bislang einmaligen Versuchs, ein Konzept spezifisch weiblicher Wissenschaft und Forschung im sozialen Bereich zu entwickeln.

1932 noch reich geehrt, verlor sie wegen ihrer jüdischen Abstammung 1933 sämtliche Ämter, wurde 1937 ausgewiesen und 1939 unter Aberkennung des Dr.-Titels durch die Universität Berlin formell ausgebürgert.

Über England emigrierte sie in die USA; sie starb am 29. oder 30. August 1948 in New York. (Vgl.: Sachße, Christoph, „Salomon, Alice“, in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 389-391 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutschebiographie.de/pnd118605127.html)

3. Das Frauenbild in Deutschland

Um Alice Salomons Motivation und die Hintergründe und Schwierigkeiten ihrer Arbeit zu verstehen, ist es notwendig, sich mit dem damaligen Gesellschaftsbild der Frau, ihren Aufgaben und Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Um eine Entwicklung zur heutigen Zeit sichtbar zu machen und einen Vergleich anstellen zu können, folgt im Anschluss eine Darstellung des Frauenbilds im Deutschland von heute.

3.1. Das Frauenbild Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ist patriarchalisch organisiert. In dieser von Männern dominierten Ordnung werden Frauen weder als selbstständig noch als mündig betrachtet. Erste Bestrebungen, das weibliche Rollenbild zu verändern, gehen auf die Zeit der bürgerlichen Revolutionen zurück, die weite Teile Europas und auch den Deutschen Bund (aus 39 mehrheitlich deutschsprachigen Staaten, 1815-1866) ergreifen. Die Forderungen nach politischen wie gesellschaftlichen Freiheiten, die immer lauter werden, entdecken Frauen erstmals für sich. (vgl. Infoblatt Sozialgeschichte, 2012)

Die Frauenbewegung im 19. Jahrhundert lehnte sich gegen soziale, ökonomische und kulturelle Abhängigkeit und Bevormundung der Frauen in vielfältiger Weise auf. Die erste deutsche Juristin Anita Augspurg formulierte im Jahr 1895, worauf es den Frauen vor allem ankam: „Die Frauenfrage ist zum großen Teil Nahrungsfrage, aber vielleicht in noch höherem Maße Kulturfrage, in allererster Linie aber ist sie Rechtsfrage, weil nur von der Grundlage verbürgter Rechte an ihre Lösung nur gedacht werden kann…“. Das hatten auch die herrschenden Männer im Kaiserreich erkannt und wollten deshalb die Gesetzte ändern, so dass öffentliches und privates Recht unterschieden werden sollte. Damit sollten Frauen aus der Öffentlichkeit ausgeschlossen und im privaten Bereich dem Mann unterworfen bleiben.

Die Jahre vor und nach 1900 waren eine Zeitspanne von Veränderung, Entwicklung und Modernisierung. In Deutschland hatte ein wirtschaftlicher Aufschwung eingesetzt. Damit wandelten sich die Produktionsund Arbeitsbedingungen. Diese Entwicklungen wurden als bedrohlich empfunden und die Sittlichkeit wähnte man in höchster Gefahr. Für die Frauen waren dies jedoch auch aufregende und bewegende Jahrzehnte. Es herrschten noch große Ungleichheiten zwischen Mann und Frau; der Mann galt als der Versorger der Familie, er war der strenge Vater und das Familienoberhaupt. Ihm wurden Eigenschaften wie männliche Aktivität, Energie, Willenskraft und Stärke zugesprochen. Die Frau hingegen galt als treusorgende Ehefrau und Mutter. Ihre Eigenschaften bestanden aus Passivität, Schwäche, Bescheidenheit, Geduld und Nachgiebigkeit. Sie hatte sich um die drei „K`s“ zu kümmern, um Kirche, Küche, Kinder.

Bei der Betrachtung des Frauenbildes um die Jahrhundertwende muss deutlich zwischen den sozialen Schichten differenziert werden. Töchter aus den oberen bürgerlichen Schichten wurden in den „Höhere Töchter-Schulen“ auf ein Leben in der Ehe vorbereitet. „Eine Tochter aus gutem Hause hatte es nicht nötig, sich ihren Unterhalt selbst zu verdienen.“(Peyser, 1958, S.18) „Es galt als ausgemacht, dass Mädchen heiraten sollten“, (Salomon, zitiert von Berger, S.19) Wenn die Töchter in den oberen bürgerlichen Kreisen verheiratet worden waren, wurden ihnen vielfach zur Entlastung Dienstboten zur Seite gestellt. Auf Grund dieses „weiblichen Gesindes“ und der Industrialisierung und Technisierung wurde dieser Schicht wachsender kultureller Freiraum und Freizeit zuteil. Aber, an das elterliche Haus gebunden, gewährte ihnen das verhältnismäßig große Potential an freier Zeit kaum Anregungen und Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. Ihre geistigen Anlagen mussten oft verkümmern.

Die Enttäuschung über ihre „nutzlosen“ Mädchenjahre drückte Alice Salomon so aus: „ In der Tat war die Zeit bis zu meinem zwanzigsten Jahr die unglücklichste meines Lebens!“ (Vgl.: Berger, 2005, S.18)

Eine Frau sollte ihre Talente in der Familie und im Haus entfalten, war die öffentliche Meinung. Mitspracherecht in Gesellschaft und Kirche war für Frauen tabu, ebenso Berufstätigkeit und Studium. Es gab zwar Schulen für beide Geschlechter. Aber auch hier waren geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar. Während die Jungen den Turnunterricht besuchen, mussten, war er den Mädchen verboten. Sie bekamen stattdessen Unterricht in „weiblichen Handarbeiten“, was nach einigen Jahren um „Strickund Nähunterricht“ erweitert wurde. Ein Abitur abzulegen war den Mädchen bis 1908 untersagt.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen Frauen das Wahlrecht zu fordern. 1908 war für die Frauenbewegung in Deutschland ein sehr entscheidendes Jahr. Neben der preußischen Mädchenschulreform wurde in diesem Jahr auch ein reichseinheitliches Vereinsgesetz verabschiedet, das die politische Sonderstellung von Frauen aufhob. Ab diesem Zeitpunkt durften Frauen endlich Mitglieder in politischen Parteien werden, auch wenn sie damit noch nicht das aktive und passive Wahlrecht erworben hatten. Trotzdem brach für die Frauenrechtlerinnen eine neue Epoche an, waren sie doch auf dem Weg zur Gleichberechtigung einen großen Schritt weitergekommen. Erreicht wurde das Frauenstimmrecht 1918.

Die Zahl der beruflich ausgebildeten Frauen in den „besseren“ Kreisen stieg. Sie hatten unter anderem die Möglichkeit Lehrerin oder Kindergärtnerin zu werden. Da aber weibliche Berufstätigkeit strikt auf die Zeit vor der Ehe beschränkt war, etablierte sich die Anrede „Fräulein“. Wollte eine berufstätige Lehrerin oder Kindergärtnerin im Laufe ihres Lebens einmal heiraten, musste sie ihren Beruf opfern. Erst 1919 wurde dieses Verbot zögernd aufgegeben. Das Recht, ihren Frauen Erwerbstätigkeit zu untersagen, hatten in Deutschland Ehemänner aber immer noch bis 1957!

Die Arbeiterschaft in dieser Zeit war größtenteils abhängig davon, dass ihr die heranwachsende Industrie Arbeit und Brot gab. Weil der Lohn des Familienvaters oft nicht für die Ernährung seiner Familie ausreichte, mussten häufig auch Kinder und Frauen in Fabriken zu einem Hungerlohn arbeiten. Je ärmlicher die Verhältnisse waren, desto größer die Notwendigkeit. Manche Frauen gingen auch in häuslichen Dienst, wo sie zum Teil ausgebeutet oder den sexuellen Übergriffen ihrer Dienstherren ausgesetzt waren; zum Teil prostituierten sie sich, um ihre Familie über Wasser zu halten. Bei dieser Gruppe ging es nicht um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, um das Recht auf Arbeit oder Studium. Für sie war eine Verbesserung der sozialen Lage wichtig, denn nach einem 12 – 14 stündigen Arbeitstag in der Fabrik danach noch Haushalt und Kinder zu versorgen, war für diese Frauen die Norm und trieb sie oft bis an ihre körperlichen und seelischen Grenzen.

3.2 Das Bild der Frau in der Gesellschaft heute

In den etwas mehr als hundert Jahren, die seit der mit Hindernissen reichlich „gesegneten“ Promotion von Alice Salomon vergangen sind, hat sich in der deutschen Gesellschaft, der Familienpolitik und der Gesetzgebung einiges im Hinblick auf die Stellung der Frau getan: „Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist in der Bundesrepublik Deutschland verfassungsrechtlich in Artikel 3 Abs. 2 als Grundrecht gewährleistet. Der aktiven Gleichstellung von Frauen und Männern dient insbesondere die 1994 in Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes verfassungsrechtlich verankerte Verpflichtung des Staates, die tatsächliche Gleichstellung durchzusetzen.“ ( BMFSFJ, Frauen in Deutschland, 2004,S.8ff))

Gleichstellungspolitik ist eines der zentralen gesellschaftspolitischen Handlungsfelder in Deutschland. Die demografische und wirtschaftspolitische Entwicklung des Landes sowie der Zusammenhang der Gesellschaft hängen auch davon ab, ob die Ursachen für die noch immer ungleich verteilten Chancen und Risiken zwischen Frauen und Männern behandelt werden. Die Gleichstellungspolitik ist damit in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Seit der Aufnahme der Frauenpolitik in die Aufgaben des Bundesfamilienministeriums in den 1980er Jahren hat sich die Gleichstellungspolitik in Deutschland stark weiterentwickelt. Anfangs stand nur die Frauenpolitik im Mittelpunkt des Auftrags. Dabei ging es um den Schutz von Frauen vor Diskriminierung und Gewalt und - etwa mit der Ergänzung von Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes - um die Durchsetzung gleicher Rechte für Frauen.

In den 1990er Jahren veränderte sich mit dem Konzept des „Gender Mainstreamings“ der Schwerpunkt hin zu einer Gleichstellungspolitik für Frauen und für Männer. Heute deutet sich eine weitere politische Akzentverschiebung an: Chancengerechtigkeit im Lebenslauf steht im Fokus einer modernen Gleichstellungspolitik. Ein wichtiges Ziel dabei ist, dass auch Frauen und Männer, die Fürsorgeaufgaben in der Familie übernehmen, faire Chancen und Einkommensperspektiven im Berufsleben haben. http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=174358.html

Es ist heute selbstverständlich, dass Mädchen und junge Frauen eine ebenso qualifizierte Schulbildung erhalten wie Jungen bzw. junge Männer. An Realschulen und Gymnasien sind sie bereits in der Mehrzahl. So betrug der Mädchenanteil 2002/2003 an Realschülern 50,7 %, an Gymnasiasten 54,4% und an Hauptschulen 43,7 %. Immer mehr Mädchen entscheiden sich heute für ein Studium. Auch in der Berufsausbildung ist der Anteil der Mädchen und Frauen in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Für das gesamte Bundesgebiet haben erwerbstätige Frauen mit beruflicher Ausbildung einen Anteil von 81,4 %; bei Männern liegt dieser Anteil bei 84,9 % (ebda.)

Erwartungen an die Rolle der Mutter

„Das Bild einer glücklichen Kindheit beinhaltet für viele auch klare Vorstellungen zur Rolle der Mutter. Dabei zeigen die Daten einen eindeutigen Einstellungsunterschied zwischen den Westund Ostdeutschen. Der Aussage „Ein Kleinkind wird wahrscheinlich darunter leiden, wenn die Mutterberufstätig ist“, wird im Westen (63 %) viel stärker zugestimmt als im Osten (36 %). Die unterschiedlichen Antworten offenbaren erhebliche Unterschiede in der Akzeptanz der Müttererwerbstätigkeit und der außerhäuslichen Kinderbetreuung. Nicht nur die de facto fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen sind demnach dafür verantwortlich, dass sich Frauen vor allem im Westen zwischen Erwerbstätigkeit und Mutterschaft entscheiden müssen, sondern auch ihre eigene Vorstellung, dass sie als Mutter die Betreuung ihres Kindes niemandem guten Gewissens delegieren können. In diesem Dilemma haben sich in der Vergangenheit insbesondere die hochqualifizierten Frauen verstärkt für Erwerbstätigkeit und gegen Kinder entschieden. “( Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2012)

Einstellungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur ein normatives, sondern auch ein praktisches Problem ist, lässt sich ebenfalls an Einstellungen ablesen. Sie weisen darauf hin, dass viele Menschen ein zentrales Problem darin sehen, der Verantwortung gegenüber dem Kind und den Erwartungen des Arbeitgebers gleichermaßen gerecht zu werden, und dass sie sich Unterstützung dafür wünschen. Dabei stehen vor allem Mütter im Fokus, zumal sie sich bei der Betreuung der eigenen Kinder weitaus öfter in der Pflicht sehen und ihnen diese Verantwortung auch häufig zugeschrieben wird. Entsprechend oft sehen sie sich in dem Dilemma, nicht genügend Zeit für Beruf und Familie aufbringen zu können und sich daher für eines von beiden entscheiden zu müssen. (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2012)

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Alice Salomons Einfluss auf die Professionalisierung der Sozialen Arbeit
Untertitel
"Geistige Mütterlichkeit" als Voraussetzung zur Ergreifung eines sozialen Berufs?
Hochschule
Fachhochschule Koblenz - Standort RheinAhrCampus Remagen
Veranstaltung
Geschichte Sozialer Arbeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
21
Katalognummer
V423995
ISBN (eBook)
9783668695153
ISBN (Buch)
9783668695160
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alice Salomon, Herdprämie
Arbeit zitieren
M.A. Claudia Manall (Autor:in), 2013, Alice Salomons Einfluss auf die Professionalisierung der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/423995

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