Portfolios als alternative Form der Leistungsbewertung: Vor – und Nachteile im Vergleich zum Notenschema


Hausarbeit, 2005

14 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Traditionelle Form der Leistungsbewertung: Die Note
2.1 Funktionen von Prüfungen, Zeugnissen und Zensuren
2.2 Aktuelle Kritik am Ziffernzeugnis

3. Alternative Form der Leistungsbewertung: Die Portfoliomethode
3.1 Definition
3.2 Geschichte und Verbreitung von Portfolios
3.3 Portfolios als neue Methode der Leistungsbewertung
3.5 Vor- und Nachteile von Portfolios

4. Schlussbemerkung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Noten stellen wichtige Faktoren für das zukünftige Leben von Schülern dar; deshalb ist es besonders wichtig, dass Lehrer nach einem möglichst aussagekräftigen und gerechten Beurteilungssystem benoten und Fehlurteile so gut es geht reduzieren. Darüber, dass die Beurteilung von Leistung in Form der Ziffernnote diese Erwartungen nur unvollständig oder sogar gar nicht erfüllt, besteht seit langem Einigkeit unter den Bildungsforschern. Spätestens seit dem Ulshöfer 1949 einen identischen Abituraufsatz 42 Lehrern zur Benotung vorlegte und die Notenverteilung sich von 1x sehrgut, 5x gut über 8x befriedigend bis zu 11x mangelhaft und 2x ungenügend erstreckte.[1] Diese Einigkeit innerhalb der Erziehungswissenschaft hatte allerdings so lange keinerlei praktische Auswirkungen, bis auch der Arbeitgeberverband und die Industrie- und Handelskammer auf die geringe Aussagekraft von Ziffernoten aufmerksam machte und effektivere Beurteilungsformen forderte. Diese Kritik an Ziffernoten hatte zur Folge, dass gegenwärtig vermehrt alternative Formen der Bewertung erprobt werden. In dieser Arbeit soll die Portfoliomethode als ein Beispiel für eine solche Alternative zum Ziffernzeugnis untersucht und bezüglich ihrer Vor – und Nachteile mit der traditionellen Form der Leistungsbewertung verglichen werden.

2. Traditionelle Form der Leistungsbewertung: Die Note

Die Beurteilung von Schülerleistungen gehört neben der Erteilung von Unterricht zu den zentralen Aufgaben des Lehrerberufs. Dabei ist das vorherrschende Instrument der Beschreibung von Leistungen immer noch das Notenschema:[2] Bereits im frühen 19. Jahrhundert eingeführt, um ständische Privilegien durch kontrollierbare Leistungen zu ersetzen, werden auch heute noch schulische Leistungen in Form einer Ziffer von 1-6 ausgedrückt.

2.1 Funktionen von Prüfungen, Zeugnissen und Zensuren

"Zensuren und Zeugnisse sind in ihrer Entstehung und in ihrer bisherigen Geschichte niemals in erster Linie pädagogische Instrumente gewesen [...]"[3], sondern vielmehr erfüllen sie gesellschaftliche und individuelle Funktionen. Leistungsbewertung wird in unseren Schulen zumeist drei Funktionen zugeschrieben:

Die erste ist die Orientierungs- und Berichtsfunktion: Prüfungsergebnisse, Noten und Zeugnisse sollen Aufschluss über den Lernstand und die gemachten Lernfortschritte geben. Für die Schüler gilt dies besonders im Vergleich zu den Mitschülern; für Lehrer stellt die Überprüfung des Lernstandes und der –entwicklung einerseits ein Feedback des eigenen Unterrichts dar und ist gleichzeitig die Grundlage für die weitere Gestaltung des Unterrichts. Denn um die qualitativen Bedingungen des Unterrichts analysieren zu können, kommt man nicht darum herum, die Qualitäten der Schülerleistungen zu beurteilen.[4] Darüber hinaus sind die Informationen, die durch Noten über den Schüler gesammelt werden können, eine wichtige Basis für Beratungsaufgaben des Lehrers und berufliche Entscheidungen des Schülers.[5]

Die zweite ist die pädagogische Funktion: Noten sollen Schüler motivieren und anreizen, sich mit unterrichtlichen Themen tiefgehender zu befassen. Darüber hinaus erfüllen Zensuren auch eine Disziplinierungsfunktion: „Eine gelegentliche ‚Entgleisung’ eines an sich guten Schülers vermag ihn aufzurütteln, treibt ihn an.“[6]

Die dritte Funktion ist die der Auslese- und Berechtigung (Selektion und Allokation): Diese Funktion ist der eigentliche Grund für die Einführung von Noten. Die Schule erfüllt diese Funktion durch schulische Auswahlprozesse, z.B. Empfehlungsschreiben, vor allem aber durch Zensierung und Zeugnisse, und hat dadurch Einfluss auf Studienzulassungen, Stipendien und die spätere berufliche Karriere. Indem die Schule also zensiert (selektiert), ist sie ausschlaggebend für die spätere materielle Situation der Schüler (Allokation).

2.2 Aktuelle Kritik am Ziffernzeugnis

Zentraler Kritikpunkt an der Ziffernnote ist die fehlende Objektivität, Reliabilität und Validität: Urteile über Leistungen unterliegen immer auch dem subjektiven Empfinden des Lehrers, weshalb ein und dieselbe Leistung von unterschiedlichen Lehrern unterschiedlich beurteilt wird und auch die selbe Leistung zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Bewertungen erhält.

Ziffernnoten führen zu einer Art verkümmertem Lernbegriff: Es wird nicht mehr um der Sache willen gelernt, weil Interesse für sie besteht, sondern um der Noten willen. Die Note zählt – egal, ob sie durch Schummeln oder Lernen erreicht wurde.

Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass die Ziffernnote die individuelle Leistung übersieht; es findet sozusagen eine Auslieferung des Einzelnen an das Gruppe statt: „Die Ziffernnote kann gar nicht anders, als daß sie die Leistung des einzelnen Schülers im Hinblick auf die anderen, bzw. auf das Mittelmaß der Klasse beurteilt. Dies provoziert eine Vergiftung des sozialen Klimas: [...] Eifersucht, Neid, Überheblichkeit und Schadenfreude blockieren die Hilfsbereitschaft und verhindern Kooperation.“[7] Denn dadurch, dass Noten die Leistungen der Schüler untereinander vergleichen, entwickelt sich eine Art Leistungshierarchie, die immer dazu führt, dass es sowohl Gewinner als auch Verlierer gibt.[8] Das kann für die Gewinner einerseits motivierend sein, noch bessere Leistungen erbringen zu wollten; für die Verlierer aber bewirkt es genau das Gegenteil: Es demotiviert und greift ihr Selbstbewusstsein an. Deshalb ist gerade für schwächere Schüler die Ziffernnote ein fragwürdiges Beurteilungssystem.

[...]


[1] Ziegenspeck, J.W.: Handbuch, Zensur und Zeugnis der Schule, Bad Heilbrunn 1999, S. 190ff . In: Boenicke, Prof. Dr. Rose: Einführung in die Schulpädagogik: Probleme und alternative Formen der Leistungsmessung 2004. Online unter: uni-heidelberg.de/~aeschule/Vorlesung050126.pdf.

[2] Oelkers, Jürgen: Leistungsbeurteilung als Problem und Chance der Schulentwicklung. Online unter: http://www.impulsmittelschule.ch/themata/noten/2001/leistungsbeurteilung.htm .

[3] Ingenkamp, Karlheinz. (hg): Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung, Weinheim 1985, S. 176 .

[4] Boenicke, 2004.

[5] Berliner, David C.; Gage, Nathaniel L.: Pädagogische Psychologie. Weinheim 1996, S. 671-672.

[6] Boenicke, Prof. Dr. Rose 2004.

[7] Vierlinger, Rupert: Plädoyer für die Abschaffung der Ziffernnoten. In: Erziehung heute, Heft 3, 1998. Online unter: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ORGANISATIONORD/VIERLINGERORD/VierlingerAbschaffung.html.

[8] Seebauer, Renate: Portfolios und andere alternative Formen
der Leistungsbeurteilung. Online unter: http://www.europahausburgenland.net/Projekte/Q-B8a.htm.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Portfolios als alternative Form der Leistungsbewertung: Vor – und Nachteile im Vergleich zum Notenschema
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Universität)
Veranstaltung
Leistungsbewertung in der Schule
Note
2,3
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V42397
ISBN (eBook)
9783638404365
Dateigröße
552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Portfolios, Form, Leistungsbewertung, Nachteile, Vergleich, Notenschema, Leistungsbewertung, Schule
Arbeit zitieren
Anonym, 2005, Portfolios als alternative Form der Leistungsbewertung: Vor – und Nachteile im Vergleich zum Notenschema, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42397

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