Angst und Stress im Sport. Bedeutung und Bewältigungsmethoden


Seminararbeit, 2014

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Bedeutung von Angst
2.1 Konzeptionen von Angst
2.2 Entstehung von Angst
2.3 Angst und Leistung
2.4 Angstbewältigung
2.4.1 Angstreduktion im Sport
2.4.2 Die Sucht nach Angst als Bewältigungsstrategie

3 Bedeutung von Stress
3.1 Stresstheorien
3.1.1 Transaktionale Stresstheorie
3.1.2 Theorie der Ressourcenerhaltung
3.2 Stressoren und Stresselemente im Sport
3.3 Stress und Leistung
3.4 Stressverarbeitung
3.4.1 Der Coping-Prozess
3.4.2 Stressbewältigungsmethoden im Sport

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Stress nimmt in der heutigen Zeit eine nicht zu vernachlässigende Rolle im Leben der Menschen ein. Sowohl in der Schule oder im Studium als auch im Alltag oder Berufsleben sind Menschen Stressoren ausgesetzt. Sie reagieren jedoch sehr indi- viduell auf diese Stressoren, sodass nicht jeder gleichermaßen Stress empfindet.

ÄUnter Angst (...) und Stress werden im Allgemeinen negative emotionale Zustände verstanden, die durch Unlust, übergroße Spannung, Überforderung, starke Erregung oder Bedrohung gekennzeichnet sind. Diese werden subjektiv als unangenehm erlebt, wirken in der Regel leistungsmindernd und drängen den Menschen dazu, die negativen Gefühlszustände zu vermeiden, zu beenden oder zu umgehen.“ (Baumann, 2009, S.253)

Nach diesem Zitat sind Angst und Stress den negativen emotionalen Zuständen zuzuordnen und treten häufig im Zusammenhang auf. Wirkt ein bestimmter Reiz auf eine Person, welche diesen z.B. als Bedrohung wahrnimmt, kommt es daraufhin zu individuell verschiedenen Reaktionen. Während der eine Angst empfindet, verspürt der andere evtl. Wut oder Ärger. Folge des Angstempfindens ist jedoch in jedem Falle die Entstehung von Stress.

Angst und Stress können zwar nicht scharf voneinander getrennt werden, da aus Angstempfinden in gewisser Weise Stress entsteht, jedoch wird in dieser Arbeit zur besseren Übersicht zuerst auf die Bedeutung der Angst und dann auf das Themenfeld Stress eingegangen werden.

Wie Angst und schließlich Stress entsteht, kann mit verschiedenen Ansätzen und Theorien erklärt werden. Nachfolgend werden in der Arbeit dazu einige geeignete herausgegriffen und näher erläutert. Außerdem können verschiedene Arten der Angst unterschieden werden, die bereits Spielberger (1972) definierte. In Bezug auf das Thema stellt sich die Frage, wie Angst und Stress im Sport zu in- terpretieren sind. Obiges Zitat stellt Stress als eine leistungsmindernde Komponen- te dar, doch ist Stress immer leistungsmindernd? Wenn dies der Fall ist, ist es von großer Bedeutung, wie Angst und Stress im Sport bewältigt werden können. Allge- meine Hinweise zur Bewältigung gibt u.a. Lazarus mit den Coping-Strategien in seinem transaktionalen Stressmodell. Aber auch andere Möglichkeiten werden in dieser Arbeit vorgestellt.

Schließlich wird aufgezeigt, aus welchen Bestandteilen Stress entsteht und was eigentlich Stressoren sind. Dass Stress nicht immer leistungsmindernd sein muss, wird in Bezug auf die sportliche Leistung deutlich gemacht. Ein gewisses Maß an Erregung ist demnach sogar notwendig, um sportliche Höchstleistungen vollbringen zu können. Befindet sich ein Sportler in der optimalen Erregungszone, die sich aus dem Verhältnis der Einschätzung der eigenen Fertigkeiten und aufkommenden Anforderungen ergibt, kann er diese Leistung abrufen. Ebenso empfinden manche Sportler eine Sucht nach Angst und Erregung und wollen Nervenkitzel spüren. Oftmals gehen sie dabei an ihre Grenzen oder darüber hinaus.

2 Bedeutung von Angst

Die Angst ist ein Urinstinkt des Menschen. Somit ist sie eine Verhaltensweise, die keiner reflektierten Kontrolle unterliegt. Das heißt, dass ein Individuum nicht dar- über nachdenkt oder überlegt, ob es Angst empfinden soll oder muss. Die Angst ist eine natürliche Schutzreaktion auf Gefahren im Umfeld und bereitet den Körper auf eine ÄKampf-Flucht-Reaktion“ vor. Es stellt sich die Frage, ob der Mensch diese Reaktion steuern kann. Ein Blick auf den Sport ist hierzu möglich. Kann ein Sportler seine Ängste kontrollieren, bündeln und als leistungsfördernd nutzen?

Dieser Frage soll in diesem Kapitel nachgegangen werden. Zuerst wird die Angst als emotionales Phänomen beschrieben und eine Unterteilung vorgenommen. Dann werden die Auslöser der Angst beschrieben und deren Bewältigung näher erläutert. Zum Schluss wird der Bezug zum Sport aufgegriffen.

2.1 Konzeptionen von Angst

In der Literatur finden sich zwei zentrale Grundideen zur Beschreibung der Emotion Angst. Erste Ansätze dazu kamen schon von Sigmund Freud auf. Eine klare Diffe- renzierung lieferte dann Spielberger in seinem Angstmodell von 1972. Hier wird die Angst zum einen als aktuell emotionaler Zustand erfasst, auch State-Angst ge- nannt. Zum anderen als habituelles Persönlichkeitsmerkmal, also als ein gewohnter Zustand einer Person. Dies ist die sogenannte Trait-Angst (Tietjens, Strauss & Al- fermann, 2006).

Erstgenanntes, also die aktuelle Angstemotion bezieht sich auf einen Ä(…) zeitlich kurz erstreckten Angsteffekt (…)“ (Krohne, 1996, S.4). Eine deutlichere Beschrei- bung lautet:

Ein Ä(…) mit bestimmten Situationsveränderungen intraindividuell (innerhalb eines Individuums) variierender affektiver Zustand (state) des Organismus (...), der durch spezifische Ausprägungen auf physiologischen, verhaltensmäßig-expressiven und subjektiven Parametern gekennzeichnet ist.“ (Krohne, 1996, S.5)

Dieses Zitat macht deutlich, dass mit individuell unterschiedlichen Umweltverände- rungen, auch ein unterschiedlich gefühlsbezogener Zustand des Organismus auf- treten kann. Die Ausprägungen dieser Gefühlsreaktion/-en lassen sich auf drei Ebenen festlegen. Die somatische, also physiologische Ebene kennzeichnet sich beispielsweise durch erhöhten Blutdruck oder Muskeltonus, feuchte Hände und Füße, höhere Atemfrequenz, Ausschüttung von Adrenalin usw. Auf der verhaltens- bezogenen Ebene kann sich Angst durch Nägelkauen, Intro- oder Extrovertiertheit, Trägheit oder Übervorsichtigkeit widerspiegeln. Auf der letzten Stufe, der subjekti- ven oder auch kognitiven, sind eine schlechte Konzentration, Reizbarkeit, Vergess- lichkeit oder ein vermindertes Selbstbewusstsein Anzeichen für Angst (Krohne, 1996).

Diese Symptome sind mögliche Beispiele für die Reaktion des Individuums auf Ge- fahrensituationen. Diese können individuell verschieden stark ausfallen. Desweite- ren ist das Empfinden von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manch einer findet Herzrasen in gewisser Weise angenehm, ein anderer fühlt sich unwohl und ver- spürt tatsächlich Angst. Außerdem werden die Anzeichen der drei Ebenen Äunter- schiedlich schnell aktiviert, zeigen eine unterschiedliche zeitliche Erstreckung und scheinen auch auf verschiedenartige Aspekte der Gefahrensituation anzusprechen“ (Krohne, 1996, S.5). So reagiert die kognitive Ebene schneller als die physiologi- sche. Eine Gefahr wird erkannt, im Kopf verarbeitet und es folgt zum Beispiel star- kes Schwitzen.

Die zweite Konzeption nach Spielberger (1972) ist die Angst als Persönlichkeitsmerkmal. Hier steht die unterschiedliche, interindividuelle Reaktion im Vordergrund. Das bedeutet, dass ein Einzelner zum Beispiel große Angst vor Spinnen empfindet, ein anderer hingegen absolut keine negative Reaktion auf diese hat. Ein Grund hierfür kann die ungleiche Persönlichkeitsentwicklung der beiden genannten Individuen sein. Eine starke Angst kann die Folge einer in der Vergangenheit schlechten Erfahrung mit dem Objekt sein.

Diese Unterscheidung der Angst macht deutlich, dass Ä (…) hochängstliche Personen in stressreichen Situationen mit höherer Zustandsangst reagieren als niedrig ängstliche Personen, während in stressfreien Situationen keine Unterschiede zu beobachten sind“ (Tietjens et al., 2006, S.147).

Weiterhin offen bleibt die Frage, ob der Mensch, speziell der Sportler, seine individuellen Verhaltensweisen in Bezug auf Stresssituationen rechtzeitig erkennen und steuern kann? Dazu ist die Frage nach der Angstentstehung entscheidend. Danach können mögliche Bewältigungsansätze folgen.

2.2 Entstehung von Angst

In Bezug auf die Entstehung der Angst ist u.a. die Zweiphasenlerntheorie nach Mowrer heranzuziehen. Angst ist eine Reaktion, die durch Konditionierung gelernt wird. Konditionierung beschreibt das Erlernen nach einem gewissen Reiz- Reaktions-Muster. In der klassischen Konditionierung hat der Lernende keinen Ein- fluss auf den Reiz oder die Reaktion. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Pawlowsche Hund. Es folgt also auf einen bestimmten Reiz eine immer gleiche Reaktion. Dieser Lernprozess ist in zwei Phasen unterteilt. In der ersten liegt ein neutraler Reiz vor. Das kann im Sport, z.B. im Turnen, ein einfacher Kastensprung sein. Wenn nun aber der Sprung eines Turners über jenen Kasten schmerzhaft o- der sogar mit einer Verletzung endet, so entsteht ein aversiver, unkonditionierter Reiz. Das bedeutet, der Turner wird seit dem missglückten Sprung immer Abnei- gung oder gar Angst empfinden, wenn er den Kasten sieht (Tietjens et al., 2006). ÄIn der zweiten Phase kommt es dann zu einer Angststabilisierung durch instru- mentelles Konditionieren“ (Tietjens et al., 2006, S.149). Das heißt, dass durch be- wusstes Steuern eines individuellen Verhaltens ein gewisses Ziel erreicht werden soll. In diesem Fall ist es die absichtliche Unterlassung einer Angst auslösenden Si- tuation. Im genannten Beispiel wäre es die Unterlassung eines weiteren Sprunges über den Kasten. Der Turner geht damit zwar einer gefährlichen Handlung aus dem Weg, doch durch eben diese Unterlassung bleibt die Angst weiterhin bestehen oder wird sogar verstärkt, da mit dem Anblick des Kastens immer der Unfall assoziiert wird.

Ein weiterer Ansatz zur Entstehung von Angst liefert Lazarus mit seinem transaktionalen Stressmodell. Dieses wird im späteren Kapitel unter der Bedeutung von Stress näher erläutert.

Ob und in welchem Ausmaß Stress entsteht hängt aber ebenso von personen- und situationsbezogenen Faktoren ab (Fuchs, 1990). Krohne (1996) spricht auch von sogenannten ÄÄngstlichkeiten“. Diese erklären zwar nicht direkt die Entstehung von Angst, sind aber wichtige Determinanten für das Auftreten von Ängsten. Tietjens et al. (2006) bezeichnen diese als Angstdimensionen. Die Wichtigsten sollen hier nun kurz genannt und teils erläutert werden.

Allein die Tatsache, dass menschliches Versagen auftreten könnte, kann zu Angst führen, nämlich zu sogenannter Bewertungsängstlichkeit. Ein weiterer Punkt ist die soziale Ängstlichkeit, welche auch im Sport eine große Rolle spielt. Beispielsweise ein wichtiger, aber dann verschossener Elfmeter bringt Kritik und Ärger der Mitspie- ler, Fans und des Trainers mit sich. Ebenso gravierend im Sport ist die Angst vor physischer Verletzung, weswegen viele Menschen nicht gewillt sind, Sport zu trei- ben. Der Spruch ÄSport ist Mord“ hält sich nicht ohne Grund in vielen Köpfen. Angst vor Misserfolg, Unbekanntem, Blamage oder einer negativen Selbstpräsentation sind weitere Gründe für ein mögliches Aufkommen von Angst und deren Begleiter- scheinungen (Tietjens et al., 2006).

2.3 Angst und Leistung

Nachdem die Emotion Angst im Allgemeinen vorgestellt wurde, kommt nun der Be- zug auf den Sport, speziell auf die Leistung. Die Leistung des Sportlers beschreibt dessen Abschneiden bei einer sportlichen Tätigkeit. Meist ist die Leistung eng ver- bunden mit dem sportlichen Wettkampf, denn dort erfährt die eigene Leistungsfä- higkeit eine Bewertung durch den Vergleich mit der Leistung anderer Sportler. Doch inwiefern spielt hier die Angst eine Rolle? Da diese in den meisten Fällen mit einer Bedrohung verbunden wird, assoziieren wir mit ihr negative Auswirkungen. In der schon angesprochenen kognitiven Komponente können schlechte Konzentrati- on, Vergesslichkeit und Unentschlossenheit auftreten. Dadurch entstehen Fehler in der sportlichen Leistung. Die folgende somatische Ebene kann durch Auftreten von feuchten und zitternden Händen oder sogar Übelkeit gegeben sein. Einem Zuspie- ler im Volleyball mit feuchten Händen wird regelmäßig der Ball durch die Finger rut- schen und schadet somit seiner Mannschaft. Es besteht also ein großes Interesse, die Angst und deren Begleiter im Sport zu vermeiden. Doch gibt es bis zu einem gewissen Erregungszustand der Angst auch positive Auswirkungen auf die Leis- tungsfähigkeit. Das Modell der Individual Zone of Optimal Functioning (IZOF) wirkt dem einseitigen Blick auf die Angst im Sport entgegen (Haninh, 2000).

In der folgenden Abbildung ist dieses Modell dargestellt. Es geht davon aus, dass jeder Sportler ein individuelles Angstpotenzial besitzt, um eine optimale Leistung im Wettkampf zu zeigen. Dieses Potenzial besitzt eine gewisse Spannbreite, die im Modell aufgezeigte Zone. Sie entsteht durch die Einschätzung des jeweiligen Sport- lers über dessen Angstwerte nach einer optimal erbrachten Leistung. Die Werte un- terteilen sich in eine somatische und kognitive Angstkomponente, welche durch be- stimmte Fragebögen ermittelt werden können. Ein Beispiel wäre der CSAI-2- Fragebogen (Competitive State Anxiety Inventory). Dieser Vorgang wird bei weite- ren Leistungen des Sportlers wiederholt. Daraufhin wird die Standardabweichung der Ergebnisse zum Optimalpunkt der somatischen und kognitiven Bereiche jeweils addiert und subtrahiert. Nachfolgend ist die beschriebene Zone abgebildet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1. Das IZOF-Modell (in Anlehnung an Hanin, 2000, S.65)

Das Modell orientiert sich stark an der Individualität der Sportler. Doch ist durch den Fragebogen und die damit verbundene Einschätzung des Sportlers über seinen optimalen Erregungszustand der Angst eine gewisse Ungenauigkeit unvermeidbar. Ein weiteres Modell, welches die Angst als möglichen positiven Einfluss auf die sportliche Leistung gibt, ist das Yerkes-Dodson-Modell. Dieses wird im Kapitel über Stress und Leistung genauer erläutert.

Nachdem nun erfasst wurde, dass ein erhöhter Angstzustand im Sport individuell als Vorteil dienen kann, geht es im folgenden Kapitel um die Bewältigung der Angst im Sport.

2.4 Angstbewältigung

Die Bewältigung der Angst ist ein zentrales Thema in dieser Arbeit. Bisher wurden die Grundlagen der Angst nach Spielberger aufgeführt, so wie die Theorie nach Mowrer zur Entstehung von Angst. Dass jeder Angst empfindet, ist bekannt, doch warum fällt diese Angst in vielen Situationen so unterschiedlich aus? Gibt es in die- ser Hinsicht Möglichkeiten die Angst zu bändigen oder gar komplett auszulöschen? Dazu werden nun theoretische Ansätze vorgestellt. In den folgenden Kapiteln wird dann versucht diese auf den Sport zu beziehen.

Nach Spielberger (1980) kann ein Zustand der Angst auf drei verschiedene Arten behandelt werden. Eine ist die aktive Vermeidung von angstauslösenden Situationen. Wenn ein Student unter Prüfungsangst leidet, wird er regelmäßig versuchen Klausuren so lange wie möglich hinauszuzögern, zum Beispiel durch vorgetäuschte Krankheiten an Prüfungstagen. Dieses aktive Umgehen der Angst führt zwar zu einer kurzzeitigen Vermeidung der empfundenen Gefahr, ist aber keine Dauerlösung. Die Angst bleibt langfristig bestehen. Peters (2012) nennt in seinem Buch jene Personen, die eher Gefahrensituationen ausweichen, Represser.

Die andere Möglichkeit ist der Versuch, die schon aufgekeimte Angst aktiv zu ver- ringern, indem die anscheinend gefährliche Situation noch einmal genau analysiert wird. Dies kann durchaus entscheidend sein, denn Ädie Einschätzung als Bedro- hung, eher als die objektive Lage selbst, ist das kritische Verbindungsglied in der Kette von Stress, Bedrohung und Angst“ (Spielberger, 1980, S.114). Dadurch ergibt sich womöglich ein doch harmloseres Bild der vorerst empfundenen Gefahr. Dieser Ansatz der Angstbewältigung kann mit dem von Krohne (2010) verglichen werden. Diese ist die Möglichkeit der Vigilanz. Sie beschreibt einen Zustand der ständigen Aufmerksamkeit und Antizipation. Diesem kann durch eine intensive Suche nach Informationen, welche sich auf die mögliche Bedrohung beziehen, entsprochen werden. Ein Beispiel wäre eine intensive Beschäftigung mit einer Zahnarztbehand- lung durch Broschüren, Erfahrungsberichten usw. (Peters, 2012). Somit kann der Angst über die Unsicherheit der Behandlung entgegengewirkt werden.

Die dritte Möglichkeit nach Spielberger (1980) ist eine direkte Konfrontation mit der Angst, um diese zu bekämpfen. Diese Art der Bewältigung ist die schwierigste. Der Mensch muss sich seinen individuell belastenden Situationen stellen. Viele scheitern daran und greifen auf Mittel zurück, die die Angst nicht bekämpfen, sondern lediglich verdrängen lässt. Deswegen ist die Angst auch oft Grund für den Konsum von Drogen, was bekanntlich zu gesundheitlichen und sozialen Schäden führen kann. In den meisten Fällen wird die Angst durch Drogenkonsum noch verstärkt. Andere Methoden, einer gefährlichen Situation zu widerstehen, sind Meditation, Selbsthilfegruppen oder der Psychiater (Spielberger, 1980).

Doch kann der Mensch seine Ängste nicht noch auf andere Weise bekämpfen? Liegt es nicht nahe, dass der Organismus durch Sport und den damit verbundenen positiven Effekten wie Gesundheit, Kraft, Spaß oder Lebensgefühl gefährliche An- griffe am besten vermeiden oder reduzieren kann? Im Folgenden wird dies näher erläutert.

2.4.1 Angstreduktion im Sport

Mittels des vorgestellten Modells IZOF wurde aufgezeigt, dass ein gewisses Angst- potenzial bei manchen Sportlern durchaus positive Auswirkungen auf deren Leis- tung haben kann. In den meisten Fällen ist der Angstzustand aber zu hoch. Vor al- lem in wichtigen Wettkämpfen, denn dieser stellt Äeine Stress- und Belastungssitua- tion ersten Ranges (…)“ (Hongler, 1982, S.34) dar. In Sportveranstaltungen mit ho- her medialer Aufmerksamkeit, wie zum Beispiel in einem Champions League Finale oder einer Leichtathletik-WM ist die Anspannung der einzelnen Sportler schon fast greifbar. Diese muss für einen erfolgreichen Ausgang des Wettbewerbs einge- dämmt werden.

Immense und meist sehr schmerzhafte Auswirkungen kann ein Zuviel an Angst im Extremsport haben. Im Big Wave-Surfing, Freestyle-Snowboarding oder Motor- cross muss der Sportler seine Angst unter Kontrolle bringen, um die gefährlichen Anforderungen zu erfüllen. Hier ist die Reduktion von Angst überlebenswichtig. ÄZuerst lernst du die Angst zu überwinden. Danach ist es so als könntest du deine Angst beherrschen, bis zu dem Moment in dem du es schaffst die Angst zu genie- ßen“ (Mark Mathews, Big Wave-Surfer in Thies, 2010). Dieser Surfer spricht sogar davon, die Angst vollständig umzukehren und aus einer Gefahr einen Genuss zu machen. Im Folgenden werden Formen und Ansätze für eine erfolgreiche Bewälti- gung und Kontrolle aufgeführt.

Eine feste Größe zur Angstreduktion im Sport ist das Können des Einzelnen in sei- ner jeweiligen Sportart. Bei dem Vergleich von leistungsstarken und -schwachen Gruppen wurde deutlich, dass keine signifikanten Unterschiede in dem Ausmaß der kognitiven Angst bestehen, Ä(…) but the good-performance group did report their cognitive anxiety levels as being more facilitating and less debilitating to perfor- mance, than the poor-performance group (Thatcher, Jones & Lavallee, 2012, S.144). Hier wird also von einem gleichen Angstlevel, aber einem unterschiedlichen Umgang mit diesem ausgegangen. Das wiederum bedeutet, dass Angstbewälti- gung im Sport durchaus zu erlernen ist. Ein Profi im Freestyle-Snowboarding kennt durch jahrelanges Springen über verschiedene Kicker die genauen Verhaltenswei- sen, um nicht zu stürzen. Er kann seine Angst somit besser kontrollieren, als je- mand, der erst ein paar Mal einen Sprung gewagt hat und seine Ängste vor mögli- chen schmerzhaften Folgen nicht einzugrenzen vermag.

Desweiteren ist das Selbstvertrauen eine wichtige Komponente gegen die Angst. Bei guten Sportlern ist diese ausgeprägter als bei weniger guten. Das unterstützt die Annahme, dass ein Individuum, das eine Sportart besser beherrscht umso wi- derstandsfähiger gegen mögliche Bedrohungen im Sport ist (Jones, 1995). In seiner Forschung über die Angstreduktion im Sport hat Jones (1995) eine weite- re Hypothese aufgestellt. Der Glaube des Sportlers an die Kontrollierbarkeit seiner Ängste hängt stark mit einem positiven Ausgang seiner Leistungsziele zusammen. Eine positive Erwartungshaltung unterstützt diesen Glauben. Wenn der Sportler von Anfang an mit einem positiven Ergebnis seiner Unternehmung rechnet und seine auftretenden Angstsymptome als positiv einschätzt, wird die Angst seine Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigen. In der folgenden Abbildung ist die Kontrol- lierbarkeit der gefährlichen Situation das entscheidende Konstrukt für eine positive oder eben negative Einschätzung der Angst.

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Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Angst und Stress im Sport. Bedeutung und Bewältigungsmethoden
Hochschule
Universität Bayreuth
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
22
Katalognummer
V423549
ISBN (eBook)
9783668690851
ISBN (Buch)
9783668690868
Dateigröße
1052 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
angst, stress, sport, bedeutung, bewältigungsmethoden
Arbeit zitieren
Christopher Landgraf (Autor:in), 2014, Angst und Stress im Sport. Bedeutung und Bewältigungsmethoden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/423549

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