Die Absurditäten in den Bildworten Jesu


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

35 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Einleitung

1 Die Absurdität. Begriff, Funktion und Verwendung
1.1 Begriff
1.2 Die Absurdität in der sophistischen Rhetorik
1.3 Funktionen der Absurdität in der Rhetorik

2 Die Absurditäten in den Reden Jesu
2.1 Die Absurdität in logischen Ausführungen
2.1.1 Das Fasten während der Hochzeit: Mk 2,18ff; Mt 9,14ff; Lk 5,33ff
2.1.1.1 Ausgangssituation
2.1.1.2 Mögliche Varianten einer Verhaltensweise Jesu
2.1.1.3 Die Antwort Jesu
2.1.1.4 Der Bewegungsraum der Opponenten
2.1.1.5 Was erreicht Jesus durch die absurden Bilder
2.1.2 Die Funktion der Absurdität in den logischen Ausführungen
2.2 Verwendung der Absurdität außerhalb logischer Ausführungen
2.2.1 Die Absurdität im Dienste einer emotionalen Verstärkung
2.2.1.1 Eine Lampe unter dem Bett: Mk 4,21-22; Lk 8,16; 11,33f; Mt 5,13-16
2.2.1.2 Vom aufrichtigen Beten: Mt 7,7ff; Lk 11,11ff
2.2.2 Die Absurdität als Unterhaltungsmittel. Kinder und Hunde: Mk 7,24f; Mt 15,25f
2.2.3 Fazit

3 Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

Appendix 1. Die Verwendungsbereiche der Absurdität

Appendix 2. Das Schema der Antwort Jesu auf die Fastensfrage

Appendix 3. Die Auswirkungen der Ausführungen Jesu

Appendix 4. Die Absurdität in den logischen Ausführungen

Die Trauben von den Dornen: Mt 7,15ff; Lk 6,43ff

Der selbstverständliche Dienst: Lk 17,7ff

Kamel und Nadelöhr: Mk 10,23ff; Mt 19,23ff; Lk 18,23ff


Wer sind wir nun?

Die vernünftigen Flecken, die an der Stockfinster des Eises gleiten.

William Gibson

Einleitung

Tief, tief, tiefer fallen wir in jene furchterregende, wild irrationale und doch vollkommen logische Welt, in der die Zeit rast, dann stillsteht; wo der Raum sich dehnt und sich dann wieder zusammenzieht.

So irrational oder mit anderen Worten absurd sieht die Welt eines modernen Künstlers aus. Das letzte Jahrhundert brachte die (Wieder-)Geburt einer absurden Weltanschauung. William Gibson entdeckt einen Cyberspace. Lewis Carroll in „Alice im Wunderland“ beschreibt eine alternative Welt, in der unsere Gesetzte und Vorstellungen nicht mehr funktionieren. Der Kleine Prinz sieht unsere Welt durch das Prisma seines Reiches und empfindet sie als vollkommen absurd.

Ist die Absurdität eine neue Mode? Beruft man sich zu den absurden Aussagen und Bildern, wenn die logische Sprache zu scheitern droht?

Versteckt sich hinter der Absurdität, hinter diesem Unsinn etwas Vernünftiges? Ist die Verwendung solch komischer Mittel überhaupt bei solch ernsten Angelegenheiten angebracht?

Gehört die Absurdität zu den Lehraussagen, zu einer Predigt? Ist es angemessen durch das Irrationale und Unlogische das Reich Gottes zu beschreiben?

Diese Arbeit zielt darauf ab, auf manche dieser Fragen eine Antwort anzubieten. Das Hauptanliegen der Arbeit ist herauszufinden, wie/ob der größte Lehrer aller Zeiten auf die Absurdität zurückgreift. In welchen Situationen und für welche Ziele benutz Jesus die absurden Aussagen?

Ganz sicher können wir von Jesus auch in dieser Hinsicht etwas Gutes und Nutzbares lernen. Das ist besonders heute der Fall, wenn die Absurdität solch eine Beliebtheit gefunden hat.

Die vorgelegte Arbeit ist auf folgender Weise aufgebaut:

- Der erste Teil der Arbeit ist dem Begriff der Absurdität im Allgemeinen gewidmet. Hier wird ein Versuch unternommen die Absurdität zu definieren und ihre Verwendungsbereiche herauszustellen.
- Im zweiten Teil werden die Bildworte Jesu analysiert, in denen die Spuren des Absurden zu finden sind. Nicht alles Irrationale oder Banale kann man als absurd bezeichnen. M.E. haben die in der Arbeit erwähnten Ausführungen Jesu unmittelbare Merkmale des Absurden. Es wird versucht, Vorkommen der Absurdität einzuordnen und ihre Funktionen herauszufinden.
- Der dritte Teil versucht Antworten auf die oben gestellten Fragen zu geben.

1 Die Absurdität. Begriff, Funktion und Verwendung

1.1 Begriff

Der Begriff „Absurdität“ stammt vom lat. absurdus – das Unsinnige, das nicht Verstehende, völlig Ferne dem gesunden Menschenverstand. Buchstäblich bedeutet das Wort „ungereimt Klingendes“ und ist aus absonus (misstönend) und surdus (taub) zusammengesetzt. Die Absurdität ist eine Grenze, eine Rückseite des Sinnes und seine verkehrte Form. Ein Versuch die Absurdität kategorial zu definieren, ist eigentlich unmöglich und an sich absurd. Die Absurdität kann man weder in die Netze der gesunden Vernunft fangen, noch durch die intellektuellen Begriffe oder Ideen fassen. Sie ist auch durch die Sprache der formalen Logik unbeschreibbar.[1] Die Absurdität stellt einen Paradox dar: die Vernunft stößt in ihrer diskursiven Bewegung an den Contrasinn an und empfängt ihn erst als absurd. Dann breiten sich die Grenzen des Vernünftigen durch das logische Grübeln aus. So bekommt die Absurdität einen Sinn.

Die Absurdität und der Sinn bilden ein dialektisches Paar der Gegensätze. Absurd nennt man entweder Contrasinn (eine Alternative zum normalen Sinn, z.B.: ein rundes Viereck) oder das, was gar keinen Sinn hat, Widersinn (z.B.: hundert Gramm Käse ist grüner als vier Wettervorhersagen).[2]

Die Absurdität beschreibt also:

- die gegenstandlosen Bezeichnungen, also die Worte, die mit der realen Welt in Widerspruch geraten;
- den Verstoß gegen die logischen Gesetzten. Die Aufgabe des Absurden besteht in dem Hinweis auf die Kluft zwischen Vermutung und Realität;[3]
- die logischen Fehler, mit der ungerechtfertigten Ver- oder Unterschiebung der Kategorien;
- und sogar die logisch richtigen Überlegungen, wenn sie auf abwegigen oder beschränken Prämissen gebaut sind.

Die Absurdität hat sich in verschiedenen Bereichen des menschlichen Denkens eingefunden. Die Verwendungsbereiche der Absurdität sind in Appendix 1 dargestellt. In dieser Arbeit wird eine besondere Aufmerksamkeit der Verwendung der Absurdität in der Rhetorik gewidmet.

1.2 Die Absurdität in der sophistischen Rhetorik

In der Antike benutzte man oft die Absurdität als Contrasinn in der Beweismethode „reductio ad absurdum“.[4] Diese Methode entstand erst bei Plato, obwohl eigentlich Gorgias[5] als ihr Erfinder gilt. Im Dialog von Sokrates mit Gorgias findet man zahlreiche Anspiele.[6]

Die reductio ad absurdum wurde sehr breit in der Gerichtspraxis[7] und in der Rhetorik von Sophisten und Skeptikern verwendet. Wegen der Involvierung der Absurdität in der Überlegung, wurde die reductio ad absurdum immer geringer als direkte Methoden geschätzt. Aristoteles bevorzugt einen direkten Beweis.[8] Euklid führt dagegen oft in seinen Beweisen ad absurdum. Die Skeptiker benutzen reductio ad absurdum als Beweis der Unmöglichkeit von Existenz und Begründung des wissenschaftlichen Wissens.[9] Eleaten behaupteten, dass jeder Gegenstand nur eine Definition zulässt. Die widersprüchlichen Aussagen waren für sie undenkbar und daher absurd.

Die Sophisten beschäftigten sich am meistens mit der rhetorischen Praxis und versuchten dabei die Widersprüche in den Ausführungen zu entdecken. Sie ließen die Gleichheit sowohl wahrer als auch falscher Aussprüche zu und lehnten das Prinzip der Unwidersprüchlichkeit ab. Obwohl die Sophisten eher mit einem rhetorischen Diskurs zu tun hatten, profitierte von ihren Ausführungen auch der logische Diskurs, indem er von den Sophisten entwickeltes „reductio ad absurdum“ übernommen hat. Die Sophisten benutzten reductio als ein Mittel zum Beweis von allen Dingen. Gerade diese Methode gab den Sophisten ein einfachstes Mittel den Gesprächpartner „zu verdummen“. Sie führten den Opponenten zu einem widersinnigen Satz, was den Zuhörern ein Lächeln abgewann.[10]

Ein klassisches Beispiel solchen Beweisvorgehens:

Sophist: Sag mal, kann ein Gegenstand eine bestimmte Eigenschaft besitzen und zugleich nicht besitzen?

Opponent: Offensichtlich nicht!

Sophist: Ist Honig süß?

Opponent: Ja.

Sophist: Ist es auch gelb?

Opponent: Ja. Der Honig ist süß und gelb.

Sophist: Also, der Honig ist süß und gelb zugleich. Ist das Gelb süß oder nichtsüß?

Opponent: Nein. Das Gelb ist gelb und nichtsüß.

Sophist: Dann ist das Gelb nicht süß?

Opponent: Einverstanden.

Sophist: Du hast über den Honig gesagt, dass er süß und gelb ist. Dann gabst du zu, dass das Gelb nichtsüß ist. Also ist der Honig süß und nichtsüß zugleich![11]

Oder: „Der, der lügt, redet von einem Gegenstand, über welchen gerade gesprochen wird oder redet nicht von ihm. Wenn er vom Gegenstand redet, lügt er nicht. Wenn er von keinem Gegenstand redet, äußert er sich über etwas Nichtexistierendes. Darüber kann man aber weder denken, noch reden!“[12]

1.3 Funktionen der Absurdität in der Rhetorik

In der Rhetorik spielt die Absurdität eine vielseitige Rolle. Man begegnet der Absurdität in diesem Bereich relativ oft. Vor allem in der biblischen Rhetorik findet man viele Beispiele dafür. Leider ist eine systematische Ausarbeitung der Verwendung der Absurdität als rhetorisches Mittel nicht gängig. Daher ist der hier unternommene Versuch eher eine künstliche, weit unvollkommene und beschränkte Darstellung.

Logische Funktionen der Absurdität:

1. Anhand des Absurden werden oft (in Sophismen) die logischen Verbindungen durch die psychologischen Assoziationen ausgetauscht. Sophismus nennt man daher intellektuellen Schwindel.
2. Die absurden Aussagen benutzt man in der provokativen Rhetorik. Dort zielt die Botschaft der Absurdität darauf ab, eine Irritation oder Denkkrise beim Hörer aufzurufen. Provokativ-rhetorische Absurdität versucht ausgesprochene oder unausgesprochene unvereinbare Prämissen zu vereinigen. Die Widersprüchlichkeit wird thematisiert und aufgelöst.[13]

Pragmatische Funktionen der Absurdität:

1. Zum ersten benutzt man die Absurdität, um einen Gesprächspartner in einen Diskurs oder einen Streit heranzuziehen. Der Anfang des Streites kann anhand der Absurdität in eine spannende und lockende Erzählung umgewandelt werden, welche nicht viel mit dem Hauptanliegen der Rede zu tun haben, aber gewisse Anspielungen auf das Thema beinhalten. Das entstandene Interesse des Gesprächspartners sollte dann langsam aber unverzögert durch die akkuraten Übergänge in die gewünschte Richtung gelenkt werden, solange das Gespräch nicht den Anschein eines leeren Geschwätzes hervorbringt.
2. Im Unterschied zur trockenen Logik spricht die Absurdität auch die Emotionen der Zuhörer an und reizt sie an. Oft wird der Prozess des Beweises mit einem Prozess der Überzeugung vertauscht. Indem der Beweis bloße Mathematik darstellt, besteht die Kunst der Überzeugung in einer Erweckung beim Opponenten eines unüberwältigenden Zwanges der These zu folgen. Es gibt keine logischen Überzeugungsmethoden. Falls ein Mensch in der Notwendigkeit der gesunden Vernunft umgestimmt sein sollte, ist die Logik dafür nicht argumentativ. Er kann sich aber in einem Gegensatz überzeugen lassen. Das geschieht nur auf Kosten des Verstoßes gegen die Logik. Wenn der Mensch durch einen logischen Beweis in die Enge getrieben wird, nimmt er die beweisende These an und lehnt sie bei der ersten Gelegenheit ab, wenn sie mit seinen Vorstellungen nicht übereinstimmt. Die Absurdität schafft aber die Möglichkeit ohne strikte logische Ausführungen durch Emotionen und Anreiz zu einem gewissen Erfolg zu kommen. Die Absurdität liefert daher ein gewaltiges Mittel der Überzeugung.[14]
3. Die Absurdität ist angenehm zu hören. Sie schafft eine gewisse Stimmung bei der Hörerschaft. Die Absurdität hilft enorm das Auditorium für die Anliegen eines Sprechers zu gewinnen. Daher kann man die Absurdität für das Unterjubeln missbrauchen.

Absurdität in der Polemik:

1. Ein raffinierter absurder Schluss kann den Gegner in eine große Verlegenheit bringen, verlangt aber nach einem Professionalismus.
2. Die Absurdität ist für eine Lehrrede schlecht, aber für die Streitgespräche und Dialoge gut geeignet. Konstruktiv sind die absurden Formulierungen kaum. Man schafft sich damit eher Feinde, wohl aber auch schadenfreudige Lacher auf seiner Seite. Die geschickte Verwendung der Absurdität demonstriert die Schlagfertigkeit des Redners.[15]

2 Die Absurditäten in den Reden Jesu

2.1 Die Absurdität in logischen Ausführungen

Der Begriff der Absurdität ist unmittelbar mit der Logik verbunden. Nicht umsonst kommt in den Evangelien die Absurdität gerade in den logischen Ausführungen Jesu öfters vor. Das ist die größte Gruppe der Bildworte Jesu, die mit der Absurdität gestattet sind. Zumindest in vier Bildworten benutzt Jesus die absurden Aussagen in seinen logischen Ausführungen. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Bildwort aus Mk 2,18ff par geschenkt.

2.1.1 Das Fasten während der Hochzeit: Mk 2,18ff; Mt 9,14ff; Lk 5,33ff

Das Bildwort vom Fasten bei der Hochzeit stellt ein anschauliches Beispiel der Verwendung von der Absurdität in einer polemischen Unterhaltung dar.

Diesem Beispiel wird eine besondere Stellung in dieser Arbeit eingeräumt. Daher wird die vorgegebene Stelle in allen Einzelheiten betrachtet und analysiert.

Die Aufgabe des Abschnittes der Arbeit besteht darin, die rhetorische Situation dar- und vorzustellen, die Wirkung der Absurdität auf die verschiedenen „Klassen“ der Zuhörer und Opponenten festzustellen, die Voraussetzungen für die Effektivität der Absurdität zu entdecken und ihre Verwendung in der vorgegebenen Situation zu rechtfertigen.

2.1.1.1 Ausgangssituation

Jesus beruft Levi und kommt zum großen Mahl in sein Haus. Es handelt sich offensichtlich um ein großes Fest. „Viele Zöllner und Sünder lagen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch“ - berichtet Markus. Das ist eine gemütliche orientalische Tischgemeinschaft, bei der auf das Wohlgefühl sehr geachtet wird. Die Leute essen und trinken und lassen die Witze dabei aus. Die Stimmung ist feierlich. Jesus ist sicher ein sehr angenehmer Gast und Gesprächspartner.

Inmitten des Festes erscheinen einige (Jünger des Johannes, der Pharisäer), die die Laune der Feiernden gar nicht teilen. Vielmehr halten sie das Feiern für unangebracht und tadelnswert. Sie verlangen nach einer Rechenschaft des Benehmens der Jünger Jesu. Wieso feiern sie denn? Während alle „Frommen“ das Fasten üben, pflegt Jesus mit seinen Jüngern eine verbrecherische Leichtsinnigkeit. Die Fragenden suchen nun durch einen Vorwurf und eine Provokation Jesus in Verlegenheit zu bringen:[16] „Deine Jüngern essen und trinken, indem die anderen fasten und beten!“ Sie stellen eine legitime Frage.

Das Benehmen der Jünger Jesu bedarf in der Wirklichkeit einer Erklärung. „Eine das Fasten grundsätzlich ablehnende Kirche hat es im 1. Jahrhundert nicht gegeben“.[17] Nicht zu fasten konnten sich also nur die Jünger Jesu leisten. Das Interesse der Fragenden ist daher vollkommen legitim. Viele vom Volk werden sich für solch eine Frage interessieren. Es geht hier bloß um die Begründung und das Recht des Nichtfastens der Jünger Jesu, da alle anderen, die einen Anspruch auf die Frömmigkeit erheben, fasten. Die Gattung des Gesprächs lässt sich weder als Streitgespräch, denn eine Situationsangabe fehlt, noch als Schulgespräch, denn die Wissensfrage wird artikuliert, definieren.[18]

Die Frage lautet also: „Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht.“

[...]


[1] „Метаэтос–этика–мораль–нравственность–совесть“ (Metaetos-Ethik-Moral-Sittlichkeit-Gewissen).

[2] Огурцов. Eine alternative Definition: „Die Absurdität ist eine Substanz, die auf sich selbst verschlossen ist und keinen anderen Sinn außer seinen eigenen hat“ (Делез).

[3] Померанц.

[4] Reductio ad absurdum (lat. Zurückführung zum Sinnlosen – eigentlich: eine Zurückführung auf Sinnloses) ist eine Beweismethode der formalen Logik. Sie bezeichnet eine Widerlegung einer Behauptung durch den Nachweis, dass in ihr eine Unsinnigkeit, ein logischer Widerspruch enthalten ist, dass die Annahme ihrer Gültigkeit zu einem Widerspruch mit gesicherten Thesen führt.

Diese Methode versucht den Satz (A->B) zu beweisen, indem sie den gegenseitigen Satz (A->~B) durch den daraus abgeleiteten absurden Schluss widerlegt. Wenn man aufgrund (A->~B) an die Absurdität anstößt, dient es als ein Beweis der Wahrhaftigkeit des Satzes (A->B).

Die Boolesche Algebra definiert diese Beweismethode folgendermaßen: (A->B) ->((A->~B)->~A) (Гетьманова).

Euklid schlägt drei Arten der Absurdität vor, zu welchen man am Ende des Beweises des Satzes (A->B) kommen kann: (1) ein Widerspruch mit einem anerkannten Axiom oder mit einem schon bewiesenen Satz - (A->~B) ->~C, wo C ein anerkanntes Axiom ist, ~C ist absurd; (2) ein Widerspruch mit Bedingungen eines Theorems - (A->~B) ->(~A->~B), wo (~A->~B) ein absurdes Theorem ist; und (3) ein Widerspruch mit einer Annahme - (A->~B) ->B oder (A->~B)->E und (A->~B)->~E, wo die Gleichzeitigkeit von ~B und B, bzw. ~E und E eine Absurdität darstellt.

Euklid erwähnt auch eine Beweismethode des zweiten Ranges: (A->B) wenn (B->A)->(D->C) ist absurd, und (D->~C) ist absurd. Er versucht von der vorgegebenen Aussage eine andere abzuleiten, welche er dann ad absurdum führt (Мордухай-Болтовский).

Die einfachste Form reductio besteht in folgender Vorgehensweise: Prämisse – A ist wahr, A->B. Wenn A->~B beweisbar ist, ist A falsch.

[5] Gorgias ist der Autor eines absurden Buches „Über Nichtvorhandene oder über die Natur“. In diesem Buch listet er eine Reihe der Beweise anhand der reductio ad absurdum. Am Ende seiner Beweisen kommt er schließlich zu der Absurdität, was als Beweis des allgemeinen Absurdseins gelten soll („Софистика“ (Sophistik)).

[6] Platon 550ff.

[7] Vgl.: Цицерон (Cicero): „Речь об ответах гаруспиков“, „Речь в защиту Секста Росция из Америй“, „Инвектива против Гая Саллюстия Криспа“. Ein Beispiel der Absurdität in der Gerichtsrede Cicero: „Was ist der Unterschied, wenn einer vom Alter vertriebener Mensch über die Riten spricht, oder ein Mann, der aus dem Schlaffzimmer seiner Schwester ausgegangen ist, die Keuschheit und die Scham predigt!“

[8] Aristoteles kritisiert reductio ad absurdum und beschäftigt sich sogar mit der Widerlegung solcher Beweise (Sophistische Widerlegungen). Allgemein hat Aristoteles eine negative Stellung zum Absurden. Vgl.: „Rhetoric“, Book III, Part 3. Trotzdem findet man auch bei ihm die Beispiele der Absurdität. Z.B. die berühmte absurde Frage „Kann man schweigend reden?“ stammt von Aristoteles.

[9] Siehe: Лисий 34-35. Vgl.: Огурцов.

[10] Die Sophisten benutzen die folgende Vorgehensweise: die ersten Prämisse (A->B, oder A->C, oder A->D) wurde nicht vollkommen genannt, indem ein unauffallender Satz (oder A->E) ausgelassen wurde. Die zweiten Prämisse (D ist weder ~B noch ~C) wurde abgeleitet, indem aus den Sätzen (A->B) und (A->C) unsinnige Behauptungen herausgekommen sind. Zum Schluss war der Satz (A->D) absurd, was den Unsinn der ersten Prämisse offensichtlich machte (Мордухай-Болтовский).

[11] Ивин 2000, 372f.

[12] Ивин 2005.

[13] Bredemeier.

[14] Красносельский.

[15] Bredemeier.

[16] Jülicher Teil 2, 178ff.

[17] Mell 9. Vgl.: Pesch I. Teil, 171f.

[18] Mell 9.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Die Absurditäten in den Bildworten Jesu
Hochschule
Theologische Hochschule Friedensau  (Theologische Hochschule)
Veranstaltung
Theologie des Neuen Testamentes
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
35
Katalognummer
V42269
ISBN (eBook)
9783638403450
ISBN (Buch)
9783656697930
Dateigröße
583 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Absurditäten, Bildworten, Jesu, Theologie, Neuen, Testamentes
Arbeit zitieren
Dimitry Husarov (Autor:in), 2005, Die Absurditäten in den Bildworten Jesu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42269

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